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Veröffentlicht am 29.05.2025

Der Kasuarinenbaum

Das Haus der Türen
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Der in Malaysia geborene Schriftsteller Tan Tang Eng hat mit seinem Roman Das Haus der Türen eine wunderbare, atmosphärisch bezaubernde Geschichte geschrieben. Man versinkt beim Lesen in die Welt des Kolonialismus ...

Der in Malaysia geborene Schriftsteller Tan Tang Eng hat mit seinem Roman Das Haus der Türen eine wunderbare, atmosphärisch bezaubernde Geschichte geschrieben. Man versinkt beim Lesen in die Welt des Kolonialismus in Südostasien zu Beginn des letzten Jahrhunderts.
Im Mittelpunkt des Geschehen stehen der berühmte Schriftsteller William Somerset Maugham und seine Freunde Lesley und Robert Hamlyn, bei denen er in Penang zu Gast ist. Lesley lebt das (vermeintlich) sorglose Leben einer Frau, der es an nichts fehlt. Robert, ihr Mann ist Anwalt. Allerdings ist er erkrankt, so dass ein Umzug nach Südafrika Thema ist.

"Willie" Maugham wird für Lesley zum Vertrauten. Immer mehr öffnet Sie sich ihm und offenbart ihre Geheimnisse. Zunehmend wird klar, dass die beiden unter den Normen ihrer Zeit leiden, denn auch Maugham hat etwa zu verbergen.
Das Haus der Türen hat mich ein wenig an Jenseits von Afrika erinnert, das Buch von Tania Blixen: auch hier entwickelt sich durch die Beschreibungen ein Sog, dem man sich schwer entziehen kann.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Fakten und Fiktion werden hier kunstvoll verwoben und man erfährt viel über die damalige Zeit.

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Veröffentlicht am 07.04.2025

Wie uns die Vorfahren prägen

Die Summe unserer Teile
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Lucy ist jung, alternativ und eigenwillig. Den Kontakt zu ihren Eltern hat sie abgebrochen. Mit ihrer Mutter verbindet sie nichts mehr. Bis eines Tages ein Klavier in ihrem Zimmer steht. Ihre Mutter hat ...

Lucy ist jung, alternativ und eigenwillig. Den Kontakt zu ihren Eltern hat sie abgebrochen. Mit ihrer Mutter verbindet sie nichts mehr. Bis eines Tages ein Klavier in ihrem Zimmer steht. Ihre Mutter hat es ihr geschickt und die Sendung mit dem Nachnamen von Lucys Großmutter unterschrieben. Für Lucy beginnt nun eine Reise in die Vergangenheit. Sie erkundet den Ort in Polen, den Ihre Großmutter Lyudmila vor langer Zeit verlassen hat. Ein langer Faden führt sie zurück in das Leben ihrer Mutter Daria und deren Mutter.

Paola Lopez hat mit ihrem Debüt-Roman "Die Summer unserer Teile" eine kluge Geschichte über drei Frauen geschrieben. Lyudmila, Daria, Lucy: jede von ihnen hat mit den Hürden der eigenen Zeit zu kämpfen. Sie sind erfolgreich, allerdings bleiben Beziehungen auf der Strecke. Das Schweigen zieht sich durch die Biografien der Frauen, bis Lucys Mutter die Initiative ergreift und den Versuch macht die Stille zu durchbrechen.

Das Ganze ist immer mehr als die Summe der Teile. Diesen philosophischen Satz hat Paola Lopez klug, nachvollziehbar und gut lesbar in eine Geschichte mit einem überraschenden Ende verwandelt.

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Hat mich nicht überzeugt

Der Salon der kühnen Frauen
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Der zweite Roman der Lyrikerin Clare Pollard "Der Salon der kühnen Frauen" ist ein Füllhorn geistreicher Geschichten, die in Form von Märchen im Salon der Madame d'Aulnoy einem begierigen Publikum dargeboten ...

Der zweite Roman der Lyrikerin Clare Pollard "Der Salon der kühnen Frauen" ist ein Füllhorn geistreicher Geschichten, die in Form von Märchen im Salon der Madame d'Aulnoy einem begierigen Publikum dargeboten werden.
Schauplatz ist der Hof des Königs in Versailles. Ludwig der XIV, der sogenannte Sonnenkönig, ist bekannt für seine Prunksucht und sein ausschweifendes Leben. Versailles ist zum Synonym für Intrigen, Günstlingswirtschaft, Neid und Missgunst geworden. Besonders betroffen sind die Frauen, denn sie werden zu Mätressen oder Ehefrauen gemacht oder aber nach Belieben wieder fallengelassen. Gewalt und Brutalität gehören zum Leben ab Kindesbeinen an. Die mutige Madame d'Aulnoy, in deren Pariser Salon sich die kühnen Frauen zusammenfinden und dem Geschichtenerzähler Charles Perrault lauschen, hat für sich und die anderen Leidensgenossinnen einen Raum geschaffen, in dem sie sich vermeintlich sicher austauschen können. Perrault ist eine historische Figur und vermutlich der Urheber von Märchen die wir heute noch kennen, wie z. B Aschenputtel und Rapunzel. Doch nach und nach dringt auch in den Salon die Macht der Intrige ein und es gilt sich zu schützen.
An diesem Buch hat mir der historische Kontext sehr gut gefallen. Clare Pollard beschreibt die Zeit des Sonnenkönigs schillernd und detailreich und schafft dadurch die perfekte Atmosphäre. Allerdings bin ich nach der Hälfte des Romans ausgestiegen. Zu verworren erschien mir doch das meiste, was sich im Haus von Madame d'Aulnoy abspielte. Es handelt sich um einen sehr speziellen Roman, der sich leider nicht mal nebenbei "wegliest". Daher fällt es mir schwer eine Empfehlung auszusprechen.

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Veröffentlicht am 12.03.2024

Bittere Freundschaft

Der ehrliche Finder
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Auch in ihrem neuen Roman "Der ehrliche Finder" verschont Lize Spit die Leser und Leserinnen nicht: die Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Jungen steuert unerbittlich auf das nicht nur bittere sondern ...

Auch in ihrem neuen Roman "Der ehrliche Finder" verschont Lize Spit die Leser und Leserinnen nicht: die Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Jungen steuert unerbittlich auf das nicht nur bittere sondern auch grausame Ende zu. Zum Schluss ist nichts mehr, wie es war.

Jimmy und Tristan sind gleichaltrige Jungs. Mit sehr unterschiedlichen Problemen. Jimmy leidet darunter, dass der Vater die Familie verlassen hat und freut sich, in Tristan jemanden gefunden zu haben, mit dem er seine Sammelleidenschaft für Flippos teilen kann. Tristan ist mit seinen Eltern und vielen Geschwistern aus dem Kosovo geflüchtet. Familie Ibrahimi hat in dem belgischen Dorf Bovenmeer Fuß gefasst und eine große Hilfsbereitschaft der Dorfbewohner erfahren. So weit so gut. Bis eines Tages die Ausweisung der Familie Ibrahimi auf dem Tisch liegt. Ab nun wird eine Beklemmung beim Lesen spürbar. Denn Tristan hat einen unheilvollen Plan geschmiedet. Mit einer Heldentat will er seine Familie vor der Ausweisung retten.

Auf einer wahren Geschichte basierend erzählt Liz Spit einerseits in liebevollem Detailreichtum von der Freundschaft zwischen Jimmy und Tristan. Das muss als Trost reichen, denn die Unmenschlichkeit des Realen mutet sie am Ende ebenso zu. Ein lesenswertes Buch!

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Veröffentlicht am 25.02.2024

Tolles Debüt

Krummes Holz
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"Aus Krummen Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades werden".

Keinen geringeren als Immanuel Kant hat sich die Autorin Julia Linhof für ihr Romandebüt "Krummes Holz" als "Zitatpaten" ...

"Aus Krummen Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades werden".

Keinen geringeren als Immanuel Kant hat sich die Autorin Julia Linhof für ihr Romandebüt "Krummes Holz" als "Zitatpaten" gewählt.
Ihre Protagonisten Jirka, Malene und Leander sind aus eben diesem krummen Holz gemacht, oder anders: das Leben hat sie ein bisschen "verbogen".

Ein heißer Sommertag und eine öde Landschaft: hier hinein gerät man beim Lesen der ersten Seiten von Krummes Holz. Und bereits hier wird man tief in die Geschichte von Jirka, Leander und Malene hineingezogen.

Jirka kommt das erste Mal nach fünf Jahren im Internat, zurück auf den abgewirtschafteten elterlichen Hof, gelegen in der Einöde zwischen Sauerland und Ruhrgebiet. Sofort kommen die Erinnerungen an die Härte und das Schweigen der Kindheit, die Atmosphäre des Nicht-Willkommensein, an den Tod der Mutter. Jirkas Vater ist verwunden, seine Schwester Malene schweigt wütend und Leander, der Sohn des letzten Verwalters weicht ihm aus. Nur die demente Oma lässt Nähe zu.
Julia Linhof schafft es auf wunderbare Weise, dass man Jirka beim Lesen ganz Nahe kommen kann. Die Rückblenden in die glücklose Kindheit gelingen perfekt und der Bogen, den sie in die Gegenwart spannt, hat mich das Buch kaum aus der Hand legen lassen. Und über allem wabert die Schwüle des Sommers, bis sich ein Gewitter entlädt. Und das darf man gerne auch metaphorisch verstehen.
Am Ende ist das Krumme ein wenig begradigt. Das Schweigen wird gebrochen und Neues ist möglich.
Krummes Holz: ein richtig gutes Buch. Ich freue mich auf weitere Bücher von Julja Linhof und gebe eine ganz große Leseempfehlung.





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