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PrinzessinButterblume

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2019

Herrlich unaufgeregt und einfach nur echt

Siebzehnter Sommer
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Angie hat die Schule abgeschlossen und verbringt den letzten Sommer zu Hause bei ihrer Familie, bevor sie in eine andere Stadt zieht, um aufs College zu gehen. Ausgerechnet jetzt lernt sie den Mädchenschwarm ...

Angie hat die Schule abgeschlossen und verbringt den letzten Sommer zu Hause bei ihrer Familie, bevor sie in eine andere Stadt zieht, um aufs College zu gehen. Ausgerechnet jetzt lernt sie den Mädchenschwarm Jack näher kennen und die beiden verlieben sich. Obwohl sie wissen, dass ihnen nicht viel Zeit zu zweit bleiben wird, wird der Sommer zu einem der schönsten ihres Lebens.

"Siebzehnter Sommer" gilt in den USA als ein Kultbuch und nachdem ich es jetzt gelesen habe, kann ich sagen, zurecht! Angie hat so einen bezaubernden Erzählstil, dass man beim Lesen ganz hingerissen ist. Ich muss zugeben, dass die Beschreibung der Geschichte für mich erst ein bisschen kitischig klang, aber das Buch ist einfach alles andere als kitschig und der Klappentext wird dieser bezaubernden Geschichte einfach nicht gerecht. Die Liebesgeschichte wird mit einem unglaublich echten Ton erzählt, unglaublich unaufgeregt und einfach nur echt. Ganz, ganz toll!! Es gibt wunderbare Beschreibungen wie sich die Vegetation über den Sommer verändert, selten habe ich die Beschreibung von Tomaten so genossen wie hier. Die Autorin ist eine unglaublich gute Beobachterin.

Es gibt keine Action in diesem Buch, die Liebesgeschichte ist ruhig, ich möchte fast schon sagen, plätschert dahin, aber das ist keinesfalls negativ gemeint. Sie ist einfach unglaublich realistisch. Auch die Beziehung zwischen Angie und Jack ist geprägt von kleinen Szenen und Beobachtungen, die einfach nur toll sind. Der Klappentext klingt so dramatisch, aber der Geschichte geht fast jede Dramatik ab, dafür ist Angie viel zu abgeklärt. Was mich beim Klappentext auch gestört hat, ist die Ankündigung, dass Angie sich zwischen der Liebe und der Freiheit entscheiden müsse - das stimmt einfach überhaupt nicht. Angie ist eine junge, emanzipierte Frau - lasst euch von dem Text nicht abschrecken.

Wie man vielleicht gemerkt hat, bin ich begeistert von diesem wunderbar unaufgeregten und echten Buch und kann es nur wärmsten empfehlen. Mir hat es ein paar sehr schöne Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Zwischen Cafés, Literatur und Politik

An den Ufern der Seine
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"An den Ufern der Seine" erzählt von dem künstlerisch intellektuellen Millieu im Paris der 1940er/50er Jahre, das sich vor allem am linken Ufer der Seine abspielte. Die auftretenden Personen sind vor allem ...

"An den Ufern der Seine" erzählt von dem künstlerisch intellektuellen Millieu im Paris der 1940er/50er Jahre, das sich vor allem am linken Ufer der Seine abspielte. Die auftretenden Personen sind vor allem Literaten - Koestler, Sartre, de Beauvoire, Camus, etc. - und Künstler, wie Picasso. Wir begleiten sie in ihrem Arbeitsalltag, auf Lesereisen, in Cafés und Bars, in ihre Hotels und Wohnungen, lernen etwas über ihre Beziehungen untereinander und ihr Privatleben. Es ist ganz erstaunlich, wie eng das Geflecht hier ist und wer alles wen kannte und mit wem befreundet war, bzw. nicht. Alles spielt sich vor dem Hintergrund der Kriegs- bzw. Nachkriegsjahre ab.

Als ich das Buch zu lesen begann, hatte ich überhaupt keinen Bezug zum Paris der 1940er/50er Jahre. Ein paar Namen - Sartre oder de Beauvoire - kannte ich zwar, aber damit hörte es auch schon auf. Folglich hatte ich ein bisschen Bedenken, ob ich dem Buch so gut würde folgen können, aber alles, was mir an Vorwissen fehlte, wurde im Text erklärt. Zu Beginn des Buches gibt es noch eine Chronik und ein Personenverzeichnis zur besseren Orientierung, aber das hätte ich noch nicht einmal benötigt.

Die Autorin erzählt unglaublich lebendig und spannend. Obwohl es ein Sachbuch ist, habe ich mich an keiner Stelle gelangweilt, das Erzählte war niemals trocken, sondern immer sehr anschaulich. Ihr ist es gelungen, vor meinen Augen ein sehr lebendiges Paris der damligen Zeit heraufzubeschwören.

Ich muss sagen, dass ich richtig viel gelernt habe, beim Lesen und meine Lektüreliste um ein vielfaches angewachsen ist, weil ich so viele neue Autoren kennengelernt habe, auf die ich sehr neugierig bin. Das ist vielleicht das einzige Problem des Buches - dass es so spannend ist, dass man am liebsten an tausend Punkten gleichzeitig weiterlesen und recherchieren möchte, aber mir zumindest dafür leider die Zeit fehlt :)

Für alle Geschichts- und Literaturinteressierte kann ich sagen, es lohnt sich definitiv "An den Ufern der Seine" zu lesen. Ganz klare Empfehlung!!

Veröffentlicht am 25.03.2019

Unten ist die Mauer stark, aber nach oben wird sie immer dünner

Die Mauer
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Großbritannien in der Zukunft. Joseph Kavanagh hat seinen ersten Einsatz auf der Mauer - einem Steinwall, der die komplette Insel umgibt, um das Land vor den sogenannten Anderen zu schützen. Zunächst ist ...

Großbritannien in der Zukunft. Joseph Kavanagh hat seinen ersten Einsatz auf der Mauer - einem Steinwall, der die komplette Insel umgibt, um das Land vor den sogenannten Anderen zu schützen. Zunächst ist alles ruhig und der Wachdienst ein langweiliges, nervenzermüdendes Ausharren in der Kälte - doch dann kommen die Anderen und Joseph Kavanaghs Leben ändert sich von Grund auf.

Der Roman "Die Mauer" ist in drei Teile unterteilt, die leider der Reihe nach immer schwächer werden. Die Geschichte beginnt wirklich stark mit einer düsteren, trostlosen und dystopischen Schilderung des Lebens auf der Mauer. Der Alltag der Soldaten und ihre Trainingsmaßnahmen werden sehr spannend erzählt. Leider wird das Ganze im Laufe des Buches immer mehr zu einer Robinsonade, die sehr viel an Originalität und Spannung eingebüßt hat. Die Handlung wird klischeehaft und hat nicht mehr wirklich viel Neues zu bieten. So gerne ich das Buch am Anfang mochte, so froh war ich leider auch, als ich es durch hatte.

Die Themen dieses Buches sind äußerst aktuell - Immigration, Klimawandel, Brexit, alles wichtige Themen und zu lesen, wohin das Ganze zugespitzt führen könnte, war ein äußerst interessantes Gedankenexperiment. Leider bleibt es ein Experiment, dass Ansätze bietet, aber zu wenig außenrum. Wir erfahren nicht genug darüber, wie es zu diesem Zustand gekommen ist und wie es im restlichen Teil der Welt oder in Europa aussieht. Die vorangenannten Themen spielen zudem im letzten Teil des Buches keine große Rolle mehr. Hier nimmt die Abenteuergeschichte mehr Raum ein, die aber im Vergleich zu dem ersten Teil leider obeflächlich und unbedeutend wirkt.

Insgesamt ist "Die Mauer" ein Buch zu spannenden Themen, dass vielversprechend anfängt, aber dann leider zu einer gewöhnlichen Abenteuergeschichte ohne viel Konfliktpotenzial wird.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Aufwühlend und mitreißend

Sadie
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Die Geschichte setzt ein Jahr nach der Ermordung von Sadies kleiner Schwester Mattie ein. Jetzt ist auch Sadie verschwunden und ein Journalist versucht in einem Podcast ihr Verschwinden aufzuklären.

Als ...

Die Geschichte setzt ein Jahr nach der Ermordung von Sadies kleiner Schwester Mattie ein. Jetzt ist auch Sadie verschwunden und ein Journalist versucht in einem Podcast ihr Verschwinden aufzuklären.

Als Leser begleiten wir abwechselnd Sadie und "lauschen" dem True-Crime-Podcast, bei dem alle wichtigen beteiligten Personen zu Wort kommen. Dieses Format hat mir sehr gut gefallen, weil es sich spannend und locker liest. Gerade der Podcast-Stil ist mal was anderes. Besonders gut hat mir hier gefallen, dass wir die Geschichte so nicht nur aus Sadies Sicht erleben, sondern auch sehen, was verschiedene Handlungen bei anderen auslösen und wie sie aufgenommen werden.

Die Geschichte behandelt keine einfachen Themen - Mord, Kindesmissbrauch, zerrüttete Familienverhältnisse, Armut, Gewalt. Das sind harte Themen, aber das Buch schafft es ohne unnötig brutale oder reißerische Schilderungen auszukommen - die Autorin versteht es meisterhaft Szenen einzuläuten und aufzuhören, bevor es zu explizit wird und hat damit Bilder in meinem Kopf entstehen lassen, die mir an Eindrücklichkeit definitiv gereicht haben. Das Buch ist überhaupt nicht reißerisch geschrieben, sondern geht sehr behutsam mit dem Thema um.

Sadie ist eine unglaublich sympathische Protagonistin und ich habe wirklich sehr mit ihr mitgefiebert, gelitten und gehasst. Auch die anderen Personen waren sehr eindringlich und plastisch in ihrer Schilderung.

Ich kann "Sadie" wirklich weiter weiterempfehlen. Wenn man das Buch liest, sollte man mit beklemmenden Themen umgehen können, aber die Art wie das Buch mit ihnen umgeht ist sehr gelungen. Ein emotional aufwühlendes Buch, das stellenweise nur schwer zu ertragen ist,das zum Nachdenken anregt und mich stark berührt und mitgenommen hat, und es ist definitiv lesenwert!

Veröffentlicht am 14.01.2019

Ich konnte keinen Zugang zu "Stella" finden

Stella
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1942 in Berlin - Friedrich trifft Kristin an einer Kunsthochschule und fühlt sich sogleich zu ihr hingezogen. Die beiden beginnen eine lockere Affäre, die eine Wendung nimmt, als Kristin eines Morgens ...

1942 in Berlin - Friedrich trifft Kristin an einer Kunsthochschule und fühlt sich sogleich zu ihr hingezogen. Die beiden beginnen eine lockere Affäre, die eine Wendung nimmt, als Kristin eines Morgens misshandelt vor seiner Tür steht und sagt, sie hätte ihm nicht die Wahrheit gesagt. In Wahrheit hieße sie Stella. Und Stella ist Jüdin, die von der Gestappo dazu gezwungen wird andere Juden zu denunzieren...

Takis Würger wählt immer spannende Themen für seine Bücher, umso enttäuschender ist es, dass ich mit diesem Autor einfach nicht warm werden kann. Ich hatte gehofft, dass das nur für "Der Club" galt und wollte dem Autor mit "Stella" noch eine Chance geben, aber leider war auch dieses Buch nichts für mich. Ich kann nicht einmal so genau sagen, woran es liegt, dass ich zu seinen Büchern einfach keinen Zugang finde.

Die Hauptpersonen Friedrich und Stella sind an sich interessante Charaktäre und ich kann auch nicht sagen, dass sie besonders farblos geblieben wären. Vielleicht waren sie nicht sonderlich sympathisch, aber im allgemeinen stört mich das nicht. Trotzdem konnte ich überhaupt keine Verbindung zu ihnen aufbauen und ich muss leider sagen, dass mich ihr Schicksal weitesgehend nicht sonderlich berührt hat.

Der Schreibstil ist solide, nicht aufregend, auch nicht störend, aber jetzt auch nicht so präsent, dass er mich fesseln würde und ich das Buch wegen der schönen Sprache hätte genießen können.

Für mich war "Stella" leider das letzte Buch von Takis Würger - egal, wie interessant, der nächste Titel wieder klingen wird, mir fehlt einfach die Verbindung zu diesem Autor. Umgekehrt kann ich mir aber gut vorstellen, dass Leser, die "Der Club" mochten auch "Stella" möchten werden :)