Profilbild von Raeubertochter

Raeubertochter

Lesejury Star
offline

Raeubertochter ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Raeubertochter über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2018

Drei starke Frauen

Alligatoren
0

Inhalt: Die 20er Jahre in den Südstaaten von Amerika.
Gertrude lebt mit ihrem gewalttätigen und ständig betrunkenen Mann und ihren vier Töchtern in äußerst ärmlichen Verhältnissen in den Sümpfen von South ...

Inhalt: Die 20er Jahre in den Südstaaten von Amerika.
Gertrude lebt mit ihrem gewalttätigen und ständig betrunkenen Mann und ihren vier Töchtern in äußerst ärmlichen Verhältnissen in den Sümpfen von South Carolina. Ihre Lage bessert sich erst, als sie eine Stelle als Näherin in der Fabrik von Annie Coles, der Frau des mächtigsten Plantagenbesitzers der Stadt, annimmt und sogar mit ihren Töchtern in einem kleinen Häuschen in der Nähe wohnen darf.
Oretta ist die farbige Haushälterin der Familie Coles und arbeitet schon seit Jahrzehnten dort. Sie ist Annie treu ergeben.
Diese drei unterschiedlichen Frauen finden zusammen, denn alle drei sehnen sich nach Freiheit und Selbstbestimmung.

Meine Meinung: Diese etwas düstere und auch bedrückende Geschichte wird jeweils in der Ich-Form aus den Perspektiven der drei Frauen erzählt. Von Gertrude, Annie und Oretta, genannt Retta. Obwohl diese Frauen aus ganz verschiedenen Gesellschaftsschichten kommen, haben sie alle schon viel Kummer und Leid erlebt. Doch sie sind letztendlich auch alle stark und mutig.
Deb Spera gelingt es in ihrem Debütroman sehr gut, die Südstaatenatmosphäre der 20er Jahre aufleben zu lassen. Sie erzählt von dem harten Leben, das geprägt ist von Hunger, Krankheit, Hitze / Kälte, Unwettern, und auch von Missbrauch und Rassismus. Auch beschreibt sie die drei Protagonistinnen so glaubhaft, dass der Leser sich gut ein Bild von ihren und ihrem Leben machen kann. Ich mochte alle Frauen gern, doch Retta am liebsten.
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er ist flüssig zu lesen und sprachlich der jeweiligen Protagonistin angepasst.
Das Ende war zwar einerseits traurig, aber andererseits auch hoffnungsvoll.
Fazit: Ein berührender und aufwühlender Südstaatenroman über drei starke Frauen. Sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Ein Nordseeroman

Möwenherz
0

Inhalt: Ebba ist die persönliche Assistentin des Stargeigers Jona Bennett. Zusammen reisen von Termin zu Termin um die ganze Welt. Doch Jona ist ausgebrannt und braucht dringend eine Pause. Kurzentschlossen ...

Inhalt: Ebba ist die persönliche Assistentin des Stargeigers Jona Bennett. Zusammen reisen von Termin zu Termin um die ganze Welt. Doch Jona ist ausgebrannt und braucht dringend eine Pause. Kurzentschlossen nimmt Ebba Jona mit an die Nordseeküste zur Beerdigung ihrer Großmutter und in das alte Kapitänshaus, das Ebba geerbt hat - und eigentlich nicht haben will. Unverhofft trifft Ebba Finn, ihre Liebe aus Kindertagen. Denn auch Finn ist ganz spontan an die Nordsee gereist.

Meine Meinung: Die Geschichte „Möwenherz“ wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Von Ebba, Jona und Finn. Zuerst hat mich gestört, dass Jona in dem Buch eine relativ große Rolle spielt, denn ich fand ihn ziemlich arrogant. Allerdings wurde er mir immer sympathischer. Finn mochte ich von Anfang an, nur mit Ebba konnte ich bis zum Schluss nicht richtig warmwerden. Alle drei haben noch etwas aufzuarbeiten. Die Bewohner des kleinen Örtchens Emilienkoog (leider ist der Ort fiktiv) und auch der Hund Otto sind warmherzig und liebenswert beschrieben. Eigentlich sogar liebenswerter als die Protagonisten.
Eingebunden in die Geschichte gibt es noch einige interessante Informationen über Wale, das Walsterben an den Küsten und den früheren Walfang.
Gut gefallen hat mir, dass der Titel „Möwenherz“ durchaus seine Berechtigung hat. Das Ende kommt ziemlich plötzlich und konstruiert und ist mir einfach zu viel „heile Welt“.
Trotz einiger positiver Aspekte konnte mich die Handlung leider nicht komplett fesseln, doch durch den angenehmen und flüssigen Schreibstil von Karen Bojsen ist das Buch eine leichte Lektüre für zwischendurch.

Veröffentlicht am 21.09.2018

Auf der Flucht

Im Visier des Mörders
0

Inhalt: Es sollte ein wunderschöner Ausflug werden, doch dann beobachten die Passagiere eines Heißluftballons am Boden einen Mord. Sie geraten in Panik und kurz darauf stürzt der Ballon ab. Schließlich ...

Inhalt: Es sollte ein wunderschöner Ausflug werden, doch dann beobachten die Passagiere eines Heißluftballons am Boden einen Mord. Sie geraten in Panik und kurz darauf stürzt der Ballon ab. Schließlich gibt es nur eine Überlebende. Sie flieht, denn sie ist die einzige Augenzeugin. Der Mörder und auch die Polizei suchen sie fieberhaft…

Meine Meinung: Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und beginnt sofort spannend mit dem beobachteten Mord. Der Mörder, der sofort die Verfolgung des Ballons aufnimmt, ist völlig skrupellos und brutal. Gerade auf den ersten Seiten musste ich ein paarmal schwer schlucken.
Zwischendurch gibt es zunächst kurze, später längere Kapitel von der Vergangenheit der Schwestern Jessica und Isabel. Jessica hatte Isabel, die seit 21 Jahren Nonne ist und im Kloster wohnt, mit der Ballonfahrt zum 40. Geburtstag überrascht.
Im Laufe der Geschichte werden die Zusammenhänge zwischen den Personen und den Ereignissen in der Vergangenheit immer deutlicher, die Handlung wird immer spannender und alle Fragen werden schließlich geklärt. Dabei gibt es viele absolut überraschende Wendungen.
Der Schreibstil von Sharon Bolton lässt sich flüssig lesen und die Charaktere sind alle gut ausgearbeitet. Ganz toll und auch humorvoll fand ich die Passagen mit den Nonnen gegen Ende des Buches.
Fazit: Ein packender Thriller mit einem stetig wachsenden Spannungsbogen und vielen Wendungen. Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.09.2018

Eine Geschichte über das Loslassen

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
0

Inhalt: Die 12-jährige Suzy Swanson macht sich ganz andere Gedanken als Gleichaltrige, zB. über den Schlafrythmus von Schnecken oder wie oft das Herz geschlagen hat, wenn man 12 Jahre alt ist. Als ihre ...

Inhalt: Die 12-jährige Suzy Swanson macht sich ganz andere Gedanken als Gleichaltrige, zB. über den Schlafrythmus von Schnecken oder wie oft das Herz geschlagen hat, wenn man 12 Jahre alt ist. Als ihre beste Freundin Franny ertrinkt, will Suzy das nicht glauben. Franny war doch eine gute Schwimmerin! Um sich selbst den Tod der Freundin zu erklären und um ihn akzeptieren zu können, sucht Suzy nach anderen Todesursachen. Vielleicht wurde Franny von einer äußerst giftigen Qualle gebissen? Suzy beginnt zu recherchieren…

Meine Meinung: Mich hat das Buch von Anfang an gefesselt und berührt, was auch an dem tollen Schreibstil von Ali Benjamin liegt.
Susy ist ein sehr eigenwilliges und außergewöhnliches Mädchen. Da sie kein Interesse an den Dingen hat, mit denen sich gleichaltrige Mädchen beschäftigen (Jungen, Klamotten, Schminke), sondern sich völlig in der Welt der Naturwissenschaften verlieren kann, ist sie eine Außenseiterin und hat nur eine einzige Freundin - Franny. Suzys Ideen sind sehr kreativ und als Leser fand ich sie lustig, bei ihren Mitschülern eckt Suzy allerdings damit an, was teilweise auch verständlich ist. Ich fand Suzy sehr liebenswert, denn Ali Benjamin versteht es, den Leser Suzys Gedanken und Gefühle nahe zu bringen.
Der Tod ihrer Freundin setzt ihr sehr zu, sie hört auf zu sprechen und sucht eine Erklärung für Frannys Ertrinken, denn sie will nicht akzeptieren, dass „Dinge einfach so passieren“. Auch ihre Eltern sind mit ihrem Verhalten völlig überfordert und schicken sie zu einer Therapeutin.
Das Buch ist aufgeteilt in naturwissenschaftliche Kapitel über Quallen, in Kapitel in der Gegenwart und in Rückblicke in die Vergangenheit, die hauptsächlich das letzte Schuljahr schildern und deutlich machen, warum Suzy so große Schwierigkeiten hat, Frannys Tod zu akzeptieren.
Das Ende fand ich passend und hoffnungsvoll.

Fazit: Ein sehr berührendes Jugendbuch über das Loslassen und das Erwachsen werden (empfohlenes Alter: 12 -15), das aber auch für erwachsene Leser absolut lesenswert ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Thema
Veröffentlicht am 23.08.2018

Die Geschichte eines Gemäldes

Die Farben des Himmels
0

Inhalt: Christina Olsen leidet an einer seltenen Krankheit. Schon seit ihrer Kindheit verlässt sie deshalb nur selten die Farm ihrer Eltern in Maine. Ihr Leben ist geprägt von schwerer körperlicher Arbeit.
Dann ...

Inhalt: Christina Olsen leidet an einer seltenen Krankheit. Schon seit ihrer Kindheit verlässt sie deshalb nur selten die Farm ihrer Eltern in Maine. Ihr Leben ist geprägt von schwerer körperlicher Arbeit.
Dann lernt Christina den jungen Maler Andrew Wyett kennen, der bald ein guter Freund wird und ein ganz besonderes Bild von ihr malt.


Meine Meinung: Der Schreibstil von Christina Baker Kline hat mir sehr gut gefallen. Ruhig, einfühlsam und unaufgeregt erzählt sie auf zwei Zeitebenen die Lebensgeschichte von Christina Olsen.
Schon mit drei Jahren machen sich bei Christina die Anzeichen ihrer Krankheit bemerkbar. Nach einem schweren Fieber mit starken Schmerzen sind ihre Hände und Füße verformt. Die vom Arzt verordneten Beinschienen bereiten nur Schmerzen und fügen ihr tiefe Wunden zu. Trotz ihrer körperlichen Einschränkungen nehmen ihre Eltern keine Rücksicht und sie muss auf der Farm helfen. Die Arbeit ist hart. Es gibt weder Elektrizität noch fließendes Wasser, aber Christina beschwert sich nicht. Sie ist intelligent und ehrgeizig, stolz und eigensinnig und möchte so unabhängig wie möglich sein, was ihr nicht immer gelingt. Ich konnte ihren Frust, ihre Traurigkeit und ihre ruppige Art gut nachvollziehen. Erst als sie den Maler Andrew Wyett kennenlernt, der sich völlig ungezwungen bei ihr einquartiert, um zu malen, findet sie einen Freund, der sie versteht.
Ich fand Christina sehr authentisch. Auch wenn sie keine Sympathieträgerin ist, so ging mir ihr Schicksal doch nah. Ihre Brüder, besonders Al, der auch noch als Erwachsener sein Leben mit Christina verbringt, fand ich sympathisch. (Ein wenig erinnerten mich Al und Christina an das alte Geschwisterpaar von „Anne auf Green Gables“.) Andrey und seine Frau Betsy bringen endlich frischen Wind auf die Farm.
Das Ende und Christinas Gedanken zu dem Bild „Christinas Welt“ haben mir gut gefallen und mich neugierig gemacht. Ich habe im Internet nach Christina und Andrew Wyett gesucht und außer „Christinas Welt“ noch ein anderes Gemälde von Wyett gefunden, das im Buch beschrieben wird. Auch im Nachwort gibt es noch einige interessante Informationen. Obwohl Christina, Andrew und auch deren Familien real sind, ist die Geschichte fiktiv.
„Christinas Welt“ ist meiner Meinung nach zu Recht eines der berühmtesten amerikanischen Gemälde des 20. Jahrhunderts. (Es ist im Buch abgebildet, aber leider nur sehr klein).

Fazit: Ein ruhiges und berührendes Buch über eine starke Frau, das mich mehr und mehr gefesselt hat. Besonders interessant fand ich dabei den wahren Hintergrund und das Gemälde.