Nach einer wahren Geschichte
Zwischen uns ein ganzes LebenInhalt: Paris 1940. Die jüdische Studentin Judith lebt allein mit ihrer Mutter in Paris. Unter der deutschen Besatzung wird die Lage für sie immer gefährlicher.
Washington 2006. Béatrice, eine Französin, ...
Inhalt: Paris 1940. Die jüdische Studentin Judith lebt allein mit ihrer Mutter in Paris. Unter der deutschen Besatzung wird die Lage für sie immer gefährlicher.
Washington 2006. Béatrice, eine Französin, deren Karrierepläne gerade zu scheitern drohen, freundet sich mit einer älteren Frau an, um die sie sich ehrenamtlich kümmert. Diese Frau, Jacobina, bittet sie um Hilfe bei der Suche nach ihrer, ihr unbekannten älteren Halbschwester Judith. Diese Suche ist ein Versprechen, das Jacobina ihrem Vater vor vielen Jahren am Sterbebett gegeben hat.
Meine Meinung: Der Einstieg in das Buch fiel mir leicht. Es beginnt 1982 in Montreal, als Jacobinas Vater Lica seiner Tochter gesteht, dass sie noch eine ältere Halbschwester namens Judith hat, deren Schicksal ungeklärt ist. Sein letzter Wunsch ist es, dass Jacobina sich auf die Suche nach Judith macht.
Danach ist das Buch in zwei Handlungsstränge und Zeitebenen eingeteilt.
Im Jahr 2006 lernt der Leser Béatrice in Washington kennen. Béatrice ist eine intelligente und ehrgeizige Frau von 43 Jahren. Sie gibt ihr Geld gern für schicke und exklusive Dinge aus. Doch in der Beziehung zu ihrem älteren Freund Joaquín kriselt es häufiger und auch beruflich steht sie plötzlich stark unter Stress. Dann macht sie eher zufällig Bekanntschaft mit der hilfsbedürftigen Jacobina und schon bald verbindet die beiden Frauen eine Freundschaft. Jacobina, die das Versprechen, das sie ihrem Vater gab, immer noch nicht eingelöst hat, bittet Béatrice um Hilfe.
Der zweite Handlungsstrang beginnt 1940 in Paris. Judith lernt Christian, den Sohn eines Bankiers kennen und sie verlieben sich ineinander. Christian kümmert sich liebevoll um Judith und auch um ihre Mutter, die in ärmlichen Verhältnissen leben. Als die Situation für Judith immer gefährlicher wird, geht er für sie ein hohes Risiko ein.
Der Schreibstil von Melanie Levensohn ist angenehm und flüssig zu lesen. Obwohl mir beide Handlungsstränge gut gefallen haben, hatte Béatrices Geschichte meiner Meinung nach einige Längen. Die Passagen, die ihre Arbeit betreffen, hätte ich mir etwas weniger ausführlich gewünscht. Da Judiths Geschichte in der Ich-Form erzählt wird und die Handlung spannender und emotionaler ist, gefiel sie mir etwas besser. Die Charaktere fand ich, bis auf einige Ausnahmen (Joaquín, seine Tochter Laura und Béatrices Chef) sympathisch. Jacobinas Rolle hatte ich allerdings größer erwartet, ihre Rolle hat eigentlich Béatrice übernommen, die sich im Laufe der Geschichte sehr positiv entwickelt.
Diese Geschichte hat einen wahren Hintergrund. Die Großtante des Ehemannes, und zufällig auch Namensvetterin der Autorin, wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und ihr Schicksal ist bis heute ungewiss. Die „echte" Jacobina hat zehn Jahre lang vergeblich nach ihr gesucht. Diese Tatsache macht das Buch für mich noch authentischer und berührender.
Fazit: Ein Buch, das an einem Einzelschicksal die unfassbaren Verbrechen des Holocaust deutlich macht. Ich empfehle das Buch gerne weiter.