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Veröffentlicht am 22.08.2018

Nach einer wahren Geschichte

Zwischen uns ein ganzes Leben
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Inhalt: Paris 1940. Die jüdische Studentin Judith lebt allein mit ihrer Mutter in Paris. Unter der deutschen Besatzung wird die Lage für sie immer gefährlicher.

Washington 2006. Béatrice, eine Französin, ...

Inhalt: Paris 1940. Die jüdische Studentin Judith lebt allein mit ihrer Mutter in Paris. Unter der deutschen Besatzung wird die Lage für sie immer gefährlicher.

Washington 2006. Béatrice, eine Französin, deren Karrierepläne gerade zu scheitern drohen, freundet sich mit einer älteren Frau an, um die sie sich ehrenamtlich kümmert. Diese Frau, Jacobina, bittet sie um Hilfe bei der Suche nach ihrer, ihr unbekannten älteren Halbschwester Judith. Diese Suche ist ein Versprechen, das Jacobina ihrem Vater vor vielen Jahren am Sterbebett gegeben hat.

Meine Meinung: Der Einstieg in das Buch fiel mir leicht. Es beginnt 1982 in Montreal, als Jacobinas Vater Lica seiner Tochter gesteht, dass sie noch eine ältere Halbschwester namens Judith hat, deren Schicksal ungeklärt ist. Sein letzter Wunsch ist es, dass Jacobina sich auf die Suche nach Judith macht.
Danach ist das Buch in zwei Handlungsstränge und Zeitebenen eingeteilt.
Im Jahr 2006 lernt der Leser Béatrice in Washington kennen. Béatrice ist eine intelligente und ehrgeizige Frau von 43 Jahren. Sie gibt ihr Geld gern für schicke und exklusive Dinge aus. Doch in der Beziehung zu ihrem älteren Freund Joaquín kriselt es häufiger und auch beruflich steht sie plötzlich stark unter Stress. Dann macht sie eher zufällig Bekanntschaft mit der hilfsbedürftigen Jacobina und schon bald verbindet die beiden Frauen eine Freundschaft. Jacobina, die das Versprechen, das sie ihrem Vater gab, immer noch nicht eingelöst hat, bittet Béatrice um Hilfe.
Der zweite Handlungsstrang beginnt 1940 in Paris. Judith lernt Christian, den Sohn eines Bankiers kennen und sie verlieben sich ineinander. Christian kümmert sich liebevoll um Judith und auch um ihre Mutter, die in ärmlichen Verhältnissen leben. Als die Situation für Judith immer gefährlicher wird, geht er für sie ein hohes Risiko ein.
Der Schreibstil von Melanie Levensohn ist angenehm und flüssig zu lesen. Obwohl mir beide Handlungsstränge gut gefallen haben, hatte Béatrices Geschichte meiner Meinung nach einige Längen. Die Passagen, die ihre Arbeit betreffen, hätte ich mir etwas weniger ausführlich gewünscht. Da Judiths Geschichte in der Ich-Form erzählt wird und die Handlung spannender und emotionaler ist, gefiel sie mir etwas besser. Die Charaktere fand ich, bis auf einige Ausnahmen (Joaquín, seine Tochter Laura und Béatrices Chef) sympathisch. Jacobinas Rolle hatte ich allerdings größer erwartet, ihre Rolle hat eigentlich Béatrice übernommen, die sich im Laufe der Geschichte sehr positiv entwickelt.
Diese Geschichte hat einen wahren Hintergrund. Die Großtante des Ehemannes, und zufällig auch Namensvetterin der Autorin, wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und ihr Schicksal ist bis heute ungewiss. Die „echte" Jacobina hat zehn Jahre lang vergeblich nach ihr gesucht. Diese Tatsache macht das Buch für mich noch authentischer und berührender.

Fazit: Ein Buch, das an einem Einzelschicksal die unfassbaren Verbrechen des Holocaust deutlich macht. Ich empfehle das Buch gerne weiter.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Jessica möchte Schriftstellerin werden

Weit weg von Verona
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Inhalt: Die 13-jährige Jessica Vye lebt zur Zeit des zweiten Weltkriegs mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder an der Nordostküste Englands. Sie hat nur eine einzige wirkliche Freundin, da sie mit ihrer ...

Inhalt: Die 13-jährige Jessica Vye lebt zur Zeit des zweiten Weltkriegs mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder an der Nordostküste Englands. Sie hat nur eine einzige wirkliche Freundin, da sie mit ihrer unangepassten Art und ihrem Drang, meistens schonungslos die Wahrheit zu sagen, schnell aneckt. Bei Mitschülern genauso wie bei Lehrerinnen. Ihr großes Ziel ist es, Schriftstellerin zu werden, doch eine der Lehrerinnen weckt große Zweifel in ihr.

Meine Meinung: Ich brauchte ein paar Seiten, um mich an den Schreibstil und die Protagonistin zu gewöhnen, doch dann fand ich beide grandios. Jane Gardam lässt ihre Protagonistin Jessica selbst ihre Geschichte erzählen, und das auf eine frische, mit englischem Humor versetzte, manchmal aber auch nachdenkliche Art.
Jessica ist ein ungewöhnliches, eigenwilliges und anders denkendes Mädchen. Etwas schräg und absolut liebenswert. Weder ihre Eltern, noch ihre Lehrerin Miss Dobbs erkennen ihr Talent, oder unterstützen sie. In der älteren Lehrerin Miss Philemon findet sie endlich eine Art Seelenverwandte.
Die Geschichte ist ruhig, ohne große Höhen und Tiefen, trotzdem fand ich sie sehr unterhaltsam und schön. Ein Buch, das ich sicher noch ein zweites Mal lesen werde.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Unfreiwillige, aber unvergessene Ferientage

Sommer in Atlantikblau
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Inhalt: Lotte Selinger macht auf Wunsch ihrer verstorbenen Großtante Charlie mit ihrer Mutter und ihren zwei Schwestern ein paar Tage Urlaub in New York. Auf dem Rückflug muss die Maschine wegen eines ...

Inhalt: Lotte Selinger macht auf Wunsch ihrer verstorbenen Großtante Charlie mit ihrer Mutter und ihren zwei Schwestern ein paar Tage Urlaub in New York. Auf dem Rückflug muss die Maschine wegen eines Vulkanausbruchs in Island notlanden. Nun sitzen die vier Frauen an der kanadischen Ostküste fest. Da das Flughafenhotel ausgebucht ist, nehmen sie die Hilfe eines mürrischen Mannes an, der ihnen anbietet, sie zu einem Bed & Breakfast in seinem Heimatort Chester zu bringen. Lotte ist fasziniert von den unverschämt blauen Augen dieses Mannes, Connor, und trotz seiner schroffen und abweisenden Art, und gegen ihren Willen, fühlt sich Lotte sofort zu ihm hingezogen…

Meine Meinung: Natürlich ist die Geschichte von Anfang an vorhersehbar, aber das störte mich überhaupt nicht.
Der Schreibstil ist locker und lebendig und passt sehr gut zu diesem leichten Sommerroman, der in dem kleinen Ort Chester in Nova Scotia, spielt. Durch die bildhaften Beschreibungen konnte ich während des Lesens diesen kleinen Ort (ich habe ihn inzwischen gegoogelt - wunderschön), das Mapletree Bed & Breakfast und die Charaktere deutlich vor mir sehen.
Lotte ist eine sehr sympathische und liebenswerte Protagonistin. Sie hat ihre Schwächen und Fehler, ebenso wie ihre Mutter und ihre Schwestern. Die drei Schwestern sind sehr unterschiedlich und im Laufe der Geschichte werden auch ihre Probleme und Selbstzweifel thematisiert und alle vier Frauen machen eine positive Verwandlung durch. Natürlich ist Connor nicht ohne Grund mürrisch und abweisend, trotzdem hat er auch Humor. Auch die Nebencharaktere, wie z.B. Hazel, Roy, Harold und Ethan, werden sehr warmherzig beschrieben.
Die Liebesgeschichte, die sich nur langsam entwickelt, fand ich sehr humorvoll und sie hat mir gut gefallen.
Das Ende dagegen war für mich etwas zu kitschig und unglaubwürdig.

Fazit: Ein schönes Sommerbuch, das durch sein tolles Setting, seine liebenswerten Protagonisten und seine Leichtigkeit überzeugt.

Veröffentlicht am 20.08.2018

Berührend und erschütternd

Das Nachtfräuleinspiel
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Inhalt: Annamaria, 17 und schwanger, ist überglücklich ein neues Zuhause bei Liane, Carl und ihren fünf Kindern zu finden. Liane ist Kindertherapeutin und Buchautorin von Erziehungsratgebern und wird für ...

Inhalt: Annamaria, 17 und schwanger, ist überglücklich ein neues Zuhause bei Liane, Carl und ihren fünf Kindern zu finden. Liane ist Kindertherapeutin und Buchautorin von Erziehungsratgebern und wird für das junge elternlose Mädchen schnell zum Idol. Doch je länger Annamaria bei der Familie lebt, desto mehr zweifelt sie an der heilen Welt der Familie.

Meine Meinung: Der Schreibstil von Anja Jonuleit gefällt mir sehr gut und auch wenn die Geschichte sich zunächst nur langsam entwickelt, so nimmt sie bald so ransant an Fahrt auf, dass man sich ihrem Sog nur schwer entziehen kann.Die Autorin versteht es, ihre Charaktere authentisch und lebhaft zu beschreiben.
Lianes Geschichte beginnt in der Gegenwart, im Jahr 2017, doch in Rückblicken erfährt der Leser einiges aus ihrem Leben. Dabei wird ihr Charakter sehr deutlich. Um an ihr Ziel zu kommen, ist ihr jedes Mittel recht. Sie agiert völlig skrupellos, berechnend und manipulativ. Für sie ist ihre Art von Kindererziehung die einzig Richtige. Leider wird sie durch ihren Erfolg (Buchveröffentlichungen und sogar eine eigene Fernsehsendung, die sehr and die „Super Nanny“ erinnert) in ihrer Meinung noch bestärkt. Doch in Wirklichkeit ist ihre Bilderbuchfamilie nur Fassade. Als Leser wartet man gespannt darauf, dass Liane für ihr Handeln endlich bestraft wird.
Annamaria hat mir dagegen gut gefallen. Schwanger von ihrem verheirateten Lehrer, von ihrer alkoholkranken Pflegemutter im Stich gelassen und nach einem traumatischen Erlebnis beim Nachtfräuleinspiel (einem alten schwäbischen Brauch zu Fastnacht) nimmt Liane sie als Kindermädchen und Haushaltshilfe bei sich auf. Zunächst ist Annamaria überglücklich bei der Familie, hält sich strikt an Lianes Vorgaben zur Ernährung, und ihr Verhältnis zu den Kindern ist liebevoll und mitfühlend. Doch nach einer Weile erkennt sie immer mehr, was wirklich in der Familie vor sich geht. Das Ende hätte ich mir vielleicht etwas positiver für sie gewünscht.

Fazit: Mir hat dieses Buch richtig gut gefallen. Das Thema (für mich als Erzieherin und Mutter besonders interessant) ist sicher nicht häufig in Romanen zu finden. Es hat mich sehr berührt und erschüttert. Außerdem ist es spannend wie ein Krimi. Ganz sicher ein Highlight für mich!
Ganz sicher werde ich bald noch andere Bücher der Autorin lesen.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Ein schöner Sommerroman

Shark Club – Eine Liebe so ewig wie das Meer
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Inhalt: Maeve und ihr Zwillingsbruder Robin verlieren schon im Alter von sechs Jahren ihre Eltern bei einem Unfall. Sie wachsen bei ihrer Großmutter Perri auf, die an der Küste Floridas das „Hotel der ...

Inhalt: Maeve und ihr Zwillingsbruder Robin verlieren schon im Alter von sechs Jahren ihre Eltern bei einem Unfall. Sie wachsen bei ihrer Großmutter Perri auf, die an der Küste Floridas das „Hotel der Musen“ betreibt. Im Alter von zwölf Jahren passieren zwei entscheidende Dinge am selben Tag: Maeve küsst Daniel, ihre erste große Liebe, und sie wird von einem Hai gebissen. Die Beziehung zu Daniel zerbricht einige Jahre später, doch Maeve entwickelt eine große Liebe zu Haien und wird Meeresbiologin. An ihrem 30. Geburtstag kehrt sie in das Haus ihrer Großmutter zurück und trifft unverhofft auch Daniel wieder…

Meine Meinung: In diesem ersten Roman von Ann Kidd Taylor geht es nicht nur um eine Liebesgeschichte und das Verzeihen von Kränkungen, sondern auch zu einem relativ großen Teil um Haie und andere Meeresbewohner. Um Tierquälerei und das grausame und illegale Geschäft mit Haifischfossen; shark finning genannt. Dieses Thema fand ich auch sehr interessant, vor allem die bildhaften Beschreibungen der Tauchgänge haben mir gut gefallen. Insgesamt gesehen war es mir aber etwas zu ausführlich.
Die Charaktere sind alle sympathisch beschrieben, über einige, z.B. Perri, Maeves bücherliebende und etwas verrückte Großmutter, hätte ich allerdings gerne noch etwas mehr erfahren. Ganz bezaubernd wird dagegen die sechsjährige Hazel geschildert. Auch wenn sie manchmal etwas zu altklug ist, so fand ich die Passagen mit ihr sehr amüsant und berührend. Ich glaube, jeder Leser wird sie sofort lieben❤️!
Das Setting Florida ist ein Traum und der Schreibstil leicht, flüssig und bildhaft. Obwohl man das Ende schon bald erahnen kann, war ich mir nie ganz sicher und ich war einige Male kurz davor, auf die letzte Seite zu schauen?.
Fazit: Insgesamt ist „Shark Club“ ein schön zu lesender Sommerroman, den ich gerne weiterempfehle.