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Veröffentlicht am 19.04.2019

Zwei Frauen

Das Leuchten jenes Sommers
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Inhalt: August 1939. Die 16-jährige Maddy lebt zurückgezogen auf dem alten, malerisch gelegenen Anwesen Summerhill in Cornwall. Seitdem sie und ihre sechs Jahre ältere Schwester Georgiana schon früh zu ...


Inhalt: August 1939. Die 16-jährige Maddy lebt zurückgezogen auf dem alten, malerisch gelegenen Anwesen Summerhill in Cornwall. Seitdem sie und ihre sechs Jahre ältere Schwester Georgiana schon früh zu Waisen geworden sind, führt eine Tante den Haushalt. Doch für Maddy ist Georgiana seit vielen Jahren schon Mutterersatz und beide Schwestern lieben sich sehr. Aber als Georgiana von einer längeren Reise zurückkehrt und ihren neuen Freund Victor mitbringt, scheint sich das Verhältnis der Schwestern zu ändern.
Siebzig Jahre später erhält die junge Fotografin Chloe den Auftrag, Maddy, die inzwischen eine bekannte Kinderbuchautorin ist, zu fotografieren. Gegen den Willen ihres Mannes fährt Chloe nach Summerhill und ist fasziniert von der alten Dame. Nach und nach erfährt sie von ihr Einzelheiten von den Erlebnissen jenes ereignisreichen Sommers vor so langer Zeit.

Meine Meinung: Nikola Scott erzählt die Geschichte auf zwei verschiedenen Zeitebenen, die mir beide von Anfang an richtig gut gefallen haben. Auch Maddy und Chloe mochte ich sofort sehr gerne. Sie haben einige Gemeinsamkeiten: Beide Frauen sind sehr früh zu Waisen geworden und haben eine Schwester / bzw. einen Bruder, an der / dem sie sehr hängen und beide haben Probleme mit einem dominanten Mann. Die vorsichtige Annäherung dieser beiden Frauen fand ich sehr schön zu lesen. Vor allem Chloe gewinnt durch ihre Zeit mit Maddy immer mehr Selbstsicherheit und Stärke. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen und hat einen schwerbehinderten Bruder, dessen Lebensdauer leider stark begrenzt ist. Seit zwei Jahren ist sie mit dem gut verdienenden Arzt Aidan verheiratet und hat gerade erfahren, dass sie schwanger ist. Doch glücklich ist sie darüber nicht, denn Aidan schränkt sie mit seiner besitzergreifenden und erdrückenden Liebe stark ein.
Maddy, deren Geschichte in der Ich-Form erzählt wird, ist immer noch von dem schrecklichen Unfalltod ihres Vaters, den sie mitangesehen hat, traumatisiert. Sie freut sich sehr auf Georgianas Rückkehr und ist nicht gerade begeistert über den überraschenden Besuch. Bald geschehen Dinge, die das Verhältnis der Schwestern stark beeinflussen.
Ich finde den Schreibstil von Nikola Scott absolut fesselnd und mitreißend. Beide Geschichten sind spannend und dramatisch und in Maddys Geschichte gibt es auch noch eine interessante Nebenhandlung.

Fazit: Für mich war „Das Leuchten jenes Sommers“ ein echter Pageturner und hat mir sogar noch besser gefallen als der erste Roman der Autorin "Zeit der Schwalben" (und den fand ich schon toll!)

Veröffentlicht am 25.03.2019

Düster und unheimlich

Die schwarze Frau
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Inhalt: Vermont 1950. Idlewild Hall ist eine Schule für junge Mädchen, deren Eltern sich von ihnen überfordert fühlen. Alle Schülerinnen sind sich einig: In Idlewild Hall spukt es! Viele von ihnen haben ...

Inhalt: Vermont 1950. Idlewild Hall ist eine Schule für junge Mädchen, deren Eltern sich von ihnen überfordert fühlen. Alle Schülerinnen sind sich einig: In Idlewild Hall spukt es! Viele von ihnen haben die schwarze Mary schon gesehen. Eines Nachts verschwindet eines der Mädchen spurlos…
Vermont 2014. Das alte Schulhaus ist eine Ruine, doch die neue Besitzerin lässt das Gebäude renovieren. Dann wird in einem alten Brunnen eine stark verweste Mädchenleiche gefunden.
Die Journalistin Fiona Sheridan, deren Schwester Deb vor zwanzig Jahren auf dem Gelände von Idlewild Hall ermordet wurde, beginnt zu recherchieren…

Meine Meinung: Cover, Titel und schließlich der Klappentext haben mich auf das Buch aufmerksam gemacht. Ich liebe unheimliche und gruselige Geschichten, die in alten Gebäuden spielen.
Setting und Atmosphäre sind von Anfang an düster und unheimlich und das Buch hat mir sofort gefallen. Erzählt wird der Roman im Wechsel auf zwei Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven. 2014 versucht Fiona mehr über die genauen Umstände von Debs Ermordung herauszufinden. Ist der richtige Täter im Gefängnis? Außerdem lässt ihr auch der ungeklärte Todesfall des erst jetzt gefundenen toten Mädchens keine Ruhe. Und wer ist die schwarze Frau? Fiona ist mutig und lässt sich nicht so schnell einschüchtern. Je mehr Einzelheiten sie in Erfahrung bringt, desto weiter steigt der Spannungsbogen an und ich konnte das Buch nur schwer unterbrechen, da es mich irgendwann so sehr gepackt hatte.
Auch die anderen Charaktere haben mir gut gefallen. Die 15-jährigen Schülerinnen Roberta, Sonia, CeCe und Katie teilen sich im Jahr 1950 ein Zimmer. Sie sind sehr unterschiedlich und haben alle vier erschreckende Erfahrungen gemacht, bevor ihre Eltern sie als einfachste Lösung auf diese Schule schickten, aber sie sind richtig gute Freundinnen geworden und halten zusammen.
Fazit: Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und kann es jedem, der sich gerne etwas gruselt, nur empfehlen.

Veröffentlicht am 25.03.2019

Das Ende des Krieges

Gut Greifenau - Morgenröte
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Inhalt: Pommern / Berlin gegen Ende des 1. Weltkriegs.
Nach einem hinterhältigen Mordanschlag pflegt die Dorflehrerin Rebecca den Grafensohn Konstantin heimlich in ihrer Wohnung. Niemand außer seinem Vater ...

Inhalt: Pommern / Berlin gegen Ende des 1. Weltkriegs.
Nach einem hinterhältigen Mordanschlag pflegt die Dorflehrerin Rebecca den Grafensohn Konstantin heimlich in ihrer Wohnung. Niemand außer seinem Vater Adolphis darf davon wissen, damit Konstantin nicht wieder in Gefahr gerät. Die Familie hält ihn inzwischen für tot.
Graf Adolphis ist völlig überfordert. Er ist krank und durch den Kauf von Kriegsanleihen ist das Gut hoch verschuldet. Seine einzige Hoffnung ist die geplante Hochzeit seiner jüngsten Tochter Katharina mit dem brutalen Prinz Ludwig, einem Neffen des Kaisers. Doch Katharina wehrt sich heftig und mit allen Mitteln gegen eine Hochzeit und flieht schließlich nach Berlin, um den Industriellensohn Julius zu suchen, den sie immer noch liebt. Dabei gerät sie mitten in Wirren der Novemberrevolution.

Meine Meinung: „Morgenröte“ ist bereits der 3. Teil der Greifenau - Trilogie und da dieses Buch nahtlos an den Vorgänger anknüpft, empfehle ich, die Teile in der chronologischen Reihenfolge zu lesen.
Das Buch umfasst den Zeitraum von Dezember 1917 bis August 1919. Wieder stehen die Bewohner von Gut Greifenau im Vordergrund. Die Dienstboten genauso, wie die Grafenfamilie. Deshalb wechseln die Erzählperspektiven häuftig und die Geschichte bleibt lebhaft und spannend. In diesem Teil der Trilogie passiert so einiges in Deutschland und Hanna Caspian lässt wieder (vielleicht etwas mehr als in den Vorgängern) die historischen Ereignisse geschickt und interessant in die Handlung einfließen. Geschichtlich geht es um das Kriegsende und die damit verbundenen Ereignisse, den Sturz der Monarchie, die Abschaffung des Adels, die Unruhen und Aufstände, sowie die Änderungen; wie zum Beispiel das Frauenwahlrecht und der 8-Stunden Tag. Aber auch um die spanische Grippe, die viele Todesopfer fordert und die auch vor Greifenau nicht halt macht.
Die bekannten Protagonisten, vor allem Konstantin und Katharina, haben sich weiterentwickelt und sind mir noch mehr ans Herz gewachsen. Vor allem über Katharina musste ich manchmal schmunzeln.
Anastasia, Nikolaus und vor allem Feodora sind so unsympathisch wie immer, aber was wäre ein Roman ohne Aufreger?!
Das Ende des Krieges bringt für alle Gutsbewohner Veränderungen. Für einige positive, für andere negative. Doch am Ende wird für jeden eine gute und zufriedenstellende Lösung gefunden.
Fazit: Dieses Buch ist genau so fesselnd und dramatisch wie die anderen zwei Teile und ist ein toller Abschluss der Trilogie.

Veröffentlicht am 16.03.2019

Wir haben nur eine Chance unser Leben zu leben

Der Wald
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„Wir haben nur eine Chance, unser Leben zu leben. Eine. Und manchmal leben wie eben am falschen Ort zur falschen Zeit.“

Inhalt: Warschau im zweiten Weltkrieg. Der kleine Pawel wächst behütet auf. Er wohnt ...

„Wir haben nur eine Chance, unser Leben zu leben. Eine. Und manchmal leben wie eben am falschen Ort zur falschen Zeit.“

Inhalt: Warschau im zweiten Weltkrieg. Der kleine Pawel wächst behütet auf. Er wohnt zusammen mit seiner Mutter Zophia, seiner Tante Joanna und seiner Großmutter in einem großen Haus. Seit sein Vater Karol sich im Widerstand gegen die Nationalsozialisten engagiert, sieht er ihn nicht mehr oft. Doch eines Nachts bringt Karol einen schwer verwundeten englischen Kampfpiloten mit nach Hause und bringt damit die ganze Familie in große Gefahr.

Meine Meinung: Ich finde den Erzählstil von Nell Leyshon einfach grandios. Sie erzählt ruhig und unaufgeregt in oft sehr kurzen Sätzen und reduziert auch die Handlung auf das Nötigste. Trotzdem schreibt sie eindringlich und ausdrucksstark. Sehr viele ihrer Sätze haben mich zum Nachdenken angeregt.
Im Vordergrund des Romans steht die Mutter-Sohn Beziehung von Zophia und Pawel. Zophia, die vor dem Krieg Bedienstete und ein Kindermädchen hatte, muss sich nun selbst um Pawel kümmern. Manchmal ist sie unsicher, trotzdem umsorgt und behütet sie ihn liebevoll. Sie fügt sich zwar oft wehmütig, aber klaglos in ihre neuen Lebensumstände. Zitat: „Zophias Leben in diesem Moment ist eben so, wie es ist.“ Der kleine Pawel ist ist neugierig, wissbegierig und manchmal auch etwas naiv. Oft reagiert er auf kleine Belanglosigkeiten sehr emotional und dramatisch. Wie eine Figur in einem russischen Roman, wie seine Großmutter oft sagt. Durch die dramatischen Ereignisse in ihrem Haus in Warschau und die gemeinsame Zeit im Wald wird die Beziehung zwischen Zophia und Pawel sehr intensiv und eng. Ihr ganzes weiteres Leben wird durch diese Zeit geprägt.
Das Buch ist in verschiedene Kapitel und Zeiten unterteilt und die Erzählung im Wald wird leider sehr abrupt beendet. Dann folgt ein Zeitsprung von etwa zwanzig Jahren. Sophia (Zophia) und Paul (Pawel) leben inzwischen beide in England. Ich war zuerst sehr enttäuscht, dass die Geschichte im Wald nicht weitererzählt wurde, doch nach ein paar Seiten hatte mich auch die weitere Handlung gefesselt.

Fazit: Mir hat das Buch vor allem wegen des besonderen Schreibstils sehr gut gefallen. Eine emotionale und eindringliche Geschichte.

Veröffentlicht am 25.02.2019

Interessant und berührend

Dhanyavaad Mama
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Inhalt: Ein adoptiertes Mädchen auf der Suche nach ihrer indischen Abstammung.
Isabel Carla Sindu wird 1989 im Alter von sechs Monaten ohne die Zustimmung ihrer leiblichen Eltern mit der Hilfe der Missionaries ...

Inhalt: Ein adoptiertes Mädchen auf der Suche nach ihrer indischen Abstammung.
Isabel Carla Sindu wird 1989 im Alter von sechs Monaten ohne die Zustimmung ihrer leiblichen Eltern mit der Hilfe der Missionaries of Charity und ProInfante an ein deutsches Ehepaar vermittelt. Bereits sehr früh versucht sie, mehr über ihre Wurzeln zu erfahren. Hierbei stößt sie auf eine Mauer des Schweigens.

Meine Meinung: In „Dhanyavaad Mama erzählt Isabel Hövels sehr ehrlich, detailliert und ohne etwas zu beschönigen, über ihre Suche nach ihrer leiblichen Mutter und über ihre drei Indienreisen. Trotz einiger Rückschläge und Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, gibt sie nicht auf und erreicht schließlich ihr Ziel. Dabei hat sie glücklicherweise viel Unterstützung von lieben Menschen.
In den Text eingefügte persönliche schwarz / weiß Fotos, die während Isabels Indienreisen entstanden sind, machen ihre Geschichte für den Leser noch authentischer.
Sehr interessant fand ich auch ihre Beschreibungen von Indien. Von dem Gegensatz zu Deutschland, den Sitten und Gebräuchen, den ärmlichen Gegenden und Wohnverhältnissen, den Zuständen auf den Straßen, den vielen herzlichen Menschen dort, aber auch von negativen Erfahrungen.
Ich habe diese deutsch-indische Adoptionsgeschichte sehr gerne gelesen. Sie ist interessant und berührend. Ich bewundere Isabel für ihren Mut, sich schon als sehr junge Frau auf die Suche nach ihrer Herkunft zu machen und freue mich für sie, dass sie nicht nur ihre leibliche Mutter und ihre Geschwister gefunden hat - die sie dadurch ebenfalls sehr glücklich gemacht hat - sondern auch noch gute Freunde. Danke Isabel, dass du deine Geschichte mit uns teilst.