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Veröffentlicht am 20.07.2021

Ein Ermittler mit einer Menge krimineller Energie

Hundstage für Beck
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Nick Becks Leben scheint auf dem Tiefpunkt angelangt zu sein. Nachdem seine Kollegin und Freundin bei einem Einsatz ums Leben kam, lässt sich der ehemalige LKA Ermittler aufs Dorf versetzen, wo er seine ...

Nick Becks Leben scheint auf dem Tiefpunkt angelangt zu sein. Nachdem seine Kollegin und Freundin bei einem Einsatz ums Leben kam, lässt sich der ehemalige LKA Ermittler aufs Dorf versetzen, wo er seine Tage mit Wundenlecken und Saufen zubringt. Er wohnt in einer Absteige und das Einzige, was ihn noch zu interessieren scheint, ist sein Vintage-Mercedes.
Als er eines Abends betrunken nach Hause fährt, überfährt er eine junge Frau. Um seine Spuren zu verwischen, packt er die Leiche kurzerhand in den Kofferraum und lässt sie verschwinden. Dann landet der Fall einer verschwundenen jungen Frau auf seinem Schreibtisch und – wieder nüchtern – wird ihm klar, dass die auf der Straße liegende Frau zum Zeitpunkt des Unfalls wahrscheinlich schon tot war und die Leiche zur Klärung des Falls wieder auftauchen muss.
Seine Partnerin bei der Aufklärung des Verbrechens ist Cleo Torner vom LKA Hamburg, die, was die Ermittlung anbelangt, in diesem Fall eher blass rüberkommt. Von ihr erfahren wir lediglich, dass sie schwanger ist, sich aber in keinster Weise schont, und ihre geplante Hochzeit unter keinem guten Stern steht, da sie und ihr Partner offensichtlich sehr gegensätzliche Ansichten haben. Außerdem harmonieren Nick und sie gut als Team.
Wie es sich für einen Krimi gehört, gibt es jede Menge Verdächtige mit Motiv sowie eine ganze Reihe von falschen Fährten. Ein Krimi, der spannend anfängt, der mich gegen Ende aber mit gespaltenen Gefühlen zurücklässt, unter anderem, weil Nicks Rolle in dem Geschehen niemandem aufzufallen scheint, was mir nicht ganz glaubhaft erscheint. Alles in allem jedoch ein spannender Serienauftakt!

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Wer hat Baby Beatrice entführt?

Mohnblumentod
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Das Baby eines reichen Unternehmerehepaars wird entführt, doch es geht keine Lösegeldforderung ein. Charlie Lager und ihr Kollege Greger fahren sollen vor Ort ermitteln und herausfinden, wer einen Grund ...

Das Baby eines reichen Unternehmerehepaars wird entführt, doch es geht keine Lösegeldforderung ein. Charlie Lager und ihr Kollege Greger fahren sollen vor Ort ermitteln und herausfinden, wer einen Grund hätte, die 9 Monate alte Beatrice zu entführen.
Es stellt sich heraus, dass der Ehemann es mit der ehelichen Treue nicht so genau nimmt und sich in seiner Karriere Feinde gemacht hat. Bald bekommt Charlie den Eindruck, dass weder das Ehepaar noch ein befreundetes Ehepaar der Polizei alles sagt, was für die Lösung des Falls wichtig sein könnte. Was verschweigen sie und warum?
Das Buch hat zwei Handlungsstränge: zum einen den Fall des entführten Mädchens, zum anderen ein Kinderheim und drei Teenagermädchen, die dort leben. Zunächst ist nicht klar, was diese Handlungsebenen miteinander zu tun haben.
Im Klappentext steht „Charlie ist gezwungen, sich nicht nur um Beatrice’ willen an ihre Grenzen zu treiben, sondern auch aus Angst um sich selbst.“ Ich wüsste gerne, was der Autor dieser Zeilen damit gemeint hat, denn Charlie befindet sich nicht in Gefahr, außer, dass sie sich ab und zu hemmungslos betrinkt und fremde Männer mit nach Hause nimmt, ganz so, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hat. Die Mutter, Betty Lager, wird auch in diesem Band extrem oft erwähnt und ich finde es allmählich ziemlich ermüdend, immer wieder von ihrem losen Lebenswandel und ihren Exzessen zu lesen. Auch dass bisher jeder Fall der Reihe auf die eine oder andere Art mit Charlie selbst zu tun hat, ist etwas seltsam. Abgesehen davon hat mir das Buch ganz gut gefallen, aber ich hoffe wirklich sehr, dass der nächste Fall der Reihe absolut gar nichts mit Charlie Lager und ihrer Familie zu tun hat.

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Veröffentlicht am 06.07.2021

Wenn deine Welt plötzlich aus den Angeln gehoben wird

Betreff: Falls ich sterbe
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Carolina und Aksel sind beide Anfang/Mitte 30, erfolgreich im Beruf, müssen nicht aufs Geld achten und leben zusammen mit ihrem Baby in einer Eigentumswohnung in Stockholm. Alles scheint perfekt, bis Carolina ...

Carolina und Aksel sind beide Anfang/Mitte 30, erfolgreich im Beruf, müssen nicht aufs Geld achten und leben zusammen mit ihrem Baby in einer Eigentumswohnung in Stockholm. Alles scheint perfekt, bis Carolina eines Morgens Aksel tot im Bett auffindet. Er starb mit 34 im Schlaf an Herzversagen.
Ihre heile Welt bricht völlig in sich zusammen. Sie versteht nicht, wie das passieren konnte, gibt sich selbst die Schuld, weil sie der Meinung ist, Aksel zu viel zugemutet zu haben und nie zufrieden gewesen zu sein.
Glücklicherweise hat Carolina einen riesigen Freundeskreis. Von Aksels Tod an wechseln sich Freunde und Familie monatelang ab, ständig ist jemand in Carolinas Nähe, die Freunde kaufen ein, kochen, kümmern sich um Baby Ivan. Diesen Teil des Buchs fand ich wirklich erstaunlich. Ich glaube nicht, dass es viele Menschen gibt, die auf ein solches Netzwerk zurückgreifen können.
In diesem „autofiktionalen“ Roman – teils autobiographisch, teils Fiktion – beschreibt Carolina Setterwall minutiös ihre Gefühle und Gedanken, zunächst auf zwei Zeitebenen – Oktober 2014, die Zeit, als Aksel starb – und die Zeit des Kennenlernens sowie die Entwicklung der Beziehung von 2009 bis 2014. Dabei kommt sie vollkommen ohne wörtliche Rede aus, was mich zunächst ziemlich irritiert hat. Ich fand es äußerst gewöhnungsbedürftig, ein Buch von fast 500 Seiten zu lesen, in dem nur beschrieben wird und in dem keinerlei Dialoge vorkommen. Und doch hat mich Carolinas Geschichte fasziniert. Wir begleiten sie bis ins Jahr 2016, erleben mit, wie sie sich ihren Weg in den Alltag zurückerkämpft und sogar mit der Zeit Ausschau nach einem neuen Partner hält. Den Schluss fand ich dann nicht mehr ganz so interessant, denn sie geht eine fast schon symbiotische Beziehung mit einem Mann ein, der ebenfalls Witwer ist und eine kleine Tochter hat. Der Mann bleibt allerdings eine Randfigur, man erfährt nicht viel über ihn. In diesem letzten Teil wird klar, dass Carolina den mittlerweile über 2jährigen Ivan immer noch wie ein Baby behandelt und ihr ganzes Leben nur nach ihm ausrichtet. Wenn er weint oder sich langweilt, bespaßt sie ihn sofort, sie bringt es nicht fertig, ihm irgendetwas abzuschlagen. Konnte ich mich bisher gut in sie einfühlen, hat mich dieses Verhalten doch sehr gestört und befremdet. Bis auf die letzten 80 Seiten fand ich das Buch jedoch sehr interessant und lesenwert.

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Bester Krimi des bisherigen Jahres

Tiefer Fjord
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Der Arzt Haavard und seine Frau Clara, eine Politikerin, haben sich auseinander gelebt. Es gibt nur noch wenige Berührungspunkte. Als in der Klinik, in der Haavard arbeitet, ein kleiner pakistanischer ...

Der Arzt Haavard und seine Frau Clara, eine Politikerin, haben sich auseinander gelebt. Es gibt nur noch wenige Berührungspunkte. Als in der Klinik, in der Haavard arbeitet, ein kleiner pakistanischer Junge an den Folgen körperlicher Misshandlung stirbt, sind beide gleichermaßen betroffen, denn Clara hat in den letzten Monaten eine Gesetzesvorlage zum Schutz misshandelter Kinder erarbeitet, die allerdings soeben abgelehnt wurde.
Dann wird der Vater des misshandelten Kindes in der Klinik erschossen und der Verdacht fällt zunächst auf die Klinikmitarbeiter. Wenig später wird eine weitere Ermordete aufgefunden, ausgerechnet in dem Hotel, in dem sich Haavard und sein Team zu einem Meeting aufhalten. Auch dieses Mal handelt es sich um eine Einwanderin. Sind es rassistische Taten oder steckt etwas ganz Anderes dahinter?
Haavard gerät ins Visier der Ermittler, denn er hätte Gelegenheit zu beiden Morden gehabt. Er wird zur Befragung abgeholt und über Nacht in der Polizeistation festgehalten. Für Clara kommt dies zur Unzeit, denn sie wurde soeben zur Staatssekretärin ernannt und die Aufmerksamkeit der Presse liegt auf ihr. Doch dann geschieht ein dritter Mord und Haavard hat das beste Alibi von allen: er befand sich zum Tatzeitraum in Polizeigewahrsam.
Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln aus der Sicht der einzelnen Personen geschildert. Dabei erfahren wir viel aus ihrer Vergangenheit, die vor allem für Clara nicht einfach war. Das Buch ist unglaublich spannend und mit überraschenden Wendungen, ich konnte es wirklich kaum aus der Hand legen. Für mich ist es der beste Krimi, den ich bisher in diesem Jahr gelesen habe. Ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Band der Reihe!

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Veröffentlicht am 25.06.2021

Was macht Freundschaft aus?

Heldinnen werden wir dennoch sein
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Susi, Elli, Helma und Ute sind Mitte 50, doch sie kennen sich schon seit ihrer Schulzeit, in der sich die Clique regelmäßig traf. Auch Marie gehörte dazu, doch sie starb vor Jahren bei einem Verkehrsunfall. ...

Susi, Elli, Helma und Ute sind Mitte 50, doch sie kennen sich schon seit ihrer Schulzeit, in der sich die Clique regelmäßig traf. Auch Marie gehörte dazu, doch sie starb vor Jahren bei einem Verkehrsunfall. Ein weiteres wichtiges Mitglied der Clique war der einfühlsame Frankie, den die Mädchen gern um sich hatten, weil er nicht so ein Macho war wie die anderen Jungs in der Klasse. Helma fühlte sich besonders zu Frankie hingezogen, doch es wurde nie mehr zwischen ihr und Frank, denn Frankie war schwul, was den Mädchen entweder nicht bewusst war oder deshalb nicht angesprochen wurde, weil Homosexualität zu der damaligen Zeit noch ein Tabuthema war. Nur Helmas Onkel, der Alkoholiker Jupp, der bei Helma und ihrer Familie lebte, bezeichnete Frankie im Suff als Memme, die endlich beweisen sollte, ein „richtiger Mann“ zu sein.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, der Teenagerzeit der Clique in den 70er und 80er Jahren und der Gegenwart. Damals waren die Probleme, mit denen sich die Freundinnen herumschlugen, Fragen wie „wie finde ich einen Freund?“ oder „wie schaffe ich ein möglichst gutes Abitur?“, im Falle von Helma ging es allerdings um sehr viel tiefgründigere Dinge, denn sie pflegte ihre krebskranke Mutter und musste neben der Schule her noch den Haushalt schmeißen.
Heute sind die Probleme der Frauen ganz anderer Art: finanzielle Sorgen, Scheidung, Fremdgehen des Partners, gesundheitliche Probleme, das Abnabeln der Kinder, usw.
Während sich die Clique früher fast täglich getroffen hat, sind die Verbindungen heute lose und zu Frank, der nach Berlin gezogen ist, ist der Kontakt ganz abgebrochen. Erst mit der Zeit wird klar, dass in der Jugend ein einschneidendes Ereignis stattgefunden hat, das sie alle geprägt hat.
Das Buch befasst sich mit dem Thema was macht eigentlich Freundschaft aus? Wie wichtig sind Ehrlichkeit und Loyalität und führt das Fehlen derselben zwangsläufig zum Bruch? Was muss eine Freundschaft aushalten und was sind absolute no-gos?
Obwohl ich nicht alle Handlungen und Problemlösungen nachvollziehen konnte und mir manches zu glatt lief, hat mir das Buch als Ganzes gefallen. Es ist keine seichte Frauen-Wohlfühllektüre, sondern spricht durchaus ernste Themen und Konflikte an, die zum Nachdenken anregen.

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