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Veröffentlicht am 10.09.2018

Die faszinierende Welt der Quallen

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Die Welt der 12jährigen Suzy gerät aus den Fugen, als sie erfährt, dass ihre ehemals beste Freundin Franny bei einem Badeunfall ums Leben gekommen ist. Sie kann nicht verstehen, wie das „einfach passieren ...

Die Welt der 12jährigen Suzy gerät aus den Fugen, als sie erfährt, dass ihre ehemals beste Freundin Franny bei einem Badeunfall ums Leben gekommen ist. Sie kann nicht verstehen, wie das „einfach passieren konnte“, zumal Franny eine hervorragende Schwimmerin war. Eine bessere Erklärung scheint ihr zu sein, dass Franny an einem giftigen Quallenstich gestorben ist. Um dies zu beweisen, liest sie alles über Quallen und informiert sich über die besten Quallenforscher der Welt. Einen davon, Jamie aus Australien, möchte sie am liebsten persönlich kennenlernen, denn sie ist sicher, er würde ihre Theorie unterstützen.
Was Suzy am meisten zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass sie sich mit Franny im Streit getrennt hat und die Dinge nun nie wieder ins rechte Lot bringen kann. Gefangen in ihrer Trauer und ihren Gedanken hört Suzy auf zu sprechen, da ihr Smalltalk schlimmer erscheint als nicht zu sprechen.
In der Schule ist die offensichtlich hochbegabte Suzy eine Außenseiterin, denn im Gegensatz zu ihren Altersgenossinnen interessiert sie sich weder für Jungs, noch für Haarpflegeprodukte oder coole Outfits. Viel interessanter erscheinen ihr wissenschaftliche Fakten und Zusammenhänge. So gefällt ihr beispielsweise der Gedanke, dass in einem einzigen Sommermonat drei Millionen Käfer über sie hinwegfliegen und sie errechnet, dass in jeder einzigen Sekunde vier bis fünf Menschen auf der Welt von einer Qualle gestochen werden.
„Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren“ ist ein sehr berührendes und gleichzeitig höchst informatives und unterhaltsames Buch. Wir erleben, wie Suzy mit ihrer Trauer umgeht und ganz langsam akzeptiert, dass nicht alles auf der Welt wissenschaftlich erklärbar ist. Was mir auch sehr gut gefallen hat, ist, dass einige der im Buch genannten Personen wirklich existieren und die beschriebenen Experimente tatsächlich so stattgefunden haben. Dieser außergewöhnliche Debütroman ist zwar ein Jugendbuch, doch ist er auch für Erwachsene ausgesprochen lesenswert.



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Veröffentlicht am 06.09.2018

Spannendes Verwirrspiel

Der Abgrund in dir
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Im Moment sind ja Storys sehr in, in denen sich der Ehepartner als jemand ganz anderes entpuppt, als man dachte. Auch in „Der Abgund in dir“ geht es um einen solchen Fall.
Das Leben der Journalistin Rachel ...

Im Moment sind ja Storys sehr in, in denen sich der Ehepartner als jemand ganz anderes entpuppt, als man dachte. Auch in „Der Abgund in dir“ geht es um einen solchen Fall.
Das Leben der Journalistin Rachel Childs ist nach einem traumatischen Arbeitsaufenthalt auf Haiti von Angstattacken geprägt. Ihr Ehemann hat Verständnis für ihre Situation und ist ihr eine große Stütze. Leider muss er beruflich bedingt viel ins Ausland reisen. Eines Tages bekommt Rachel Zweifel an diesen Auslandsaufenthalten und sie folgt ihm. Von diesem Tag an ist nichts mehr wie es war...
Das Buch ist unglaublich spannend geschrieben und voller überraschender Wendungen, ein echter Pageturner. Die ersten zwei Drittel sind auch sehr realistisch, alles hätte sich tatsächlich so zutragen können und ich konnte mich gut in Rachel hineinversetzen. Im letzten Drittel hatte ich allerdings das Gefühl, nicht mehr über Rachel Childs, sondern über Superwoman zu lesen. Die eben noch von Angstattacken geplagte Rachel, die nicht in der Lage war, die Wohnung zu verlassen, entwickelt plötzlich die Fähigkeiten einer Superspionin. Die Handlung ist ausgesprochen packend, aber es fehlte mir am Schluss doch ein wenig der Realitätsbezug. Trotzdem habe ich die Lektüre genossen und kann sie Krimifans empfehlen.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Gegensätzliche Kulturen

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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Die achtzehnjährige Noor und ihr Bruder werden vom verwitweten Vater zum Studium in die USA geschickt, weil er für sie in ihrem Heimatland Iran keine Zukunft sieht. Obwohl es am Anfang sehr schwer für ...

Die achtzehnjährige Noor und ihr Bruder werden vom verwitweten Vater zum Studium in die USA geschickt, weil er für sie in ihrem Heimatland Iran keine Zukunft sieht. Obwohl es am Anfang sehr schwer für sie ist, lebt Noor sich gut ein, heiratet und bekommt eine Tochter. Jahre später findet Noor ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag heraus, dass ihr Mann sie betrügt. Daraufhin beschließt sie, mit ihrer Tochter Lily, inzwischen ein Teenager, für einen Besuch nach Teheran zurückzukehren, wo ihr Vater Zod immer noch ein Restaurant, das Café Leila, betreibt.
Lily ist alles andere als begeistert von dem Gedanken, Kalifornien für den Sommer zu verlassen und will zunächst nichts von der fremden Kultur und den ihr unbekannten Menschen wissen. Für Noor tauchen Kindheitserinnerungen auf, schöne und weniger schöne. In diesem zweiten Teil des Romans schwelgt die Autorin seitenweise in Rezepten, Gewürzen und Gerüchen und manche des Szenen gleiten ein wenig ins Kitschige ab. Hier wäre definitiv weniger mehr gewesen. Ich habe mich durch diese Seiten gequält und war kurz davor, das Buch wegzulegen.
Doch dann wird die Handlung wieder interessanter. Wir erfahren die schlimmen Umstände von Noors Mutters Tod und dass es um die Gesundheit des Vaters nicht zum Besten steht. Zum Ende des Romans nimmt die Geschichte eine unerwartete Wendung. Alles in allem ein Roman, den man lesen kann, aber nicht unbedingt lesen muss. Ich hatte mir jedenfalls mehr davon versprochen.

Veröffentlicht am 28.08.2018

Was geschah in jenem Sommer?

Summer
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Benjamin Wassner ist vierzehn, als seine neunzehnjährige Schwester Summer eines Tages spurlos vom Ufer des Genfer Sees verschwindet. Für Familie Wassner, einer glamouröse Familie, deren Partys legendär ...

Benjamin Wassner ist vierzehn, als seine neunzehnjährige Schwester Summer eines Tages spurlos vom Ufer des Genfer Sees verschwindet. Für Familie Wassner, einer glamouröse Familie, deren Partys legendär sind, ist fortan nichts mehr wie zuvor. Die Freunde ziehen sich zurück als ob das Unglück ansteckend wäre. Am härtesten trifft es Benjamin, dessen Leben völlig aus den Fugen gerät.
Auch 24 Jahre später scheint das Verschwinden der Schwester, von der es nach wie vor keine Spur gibt, immer noch das beherrschende Thema in seinem Leben zu sein. Er hat Albträume, in denen ihm Summer erscheint und Wasser eine große Rolle spielt, er riecht unangenehme Gerüche und ist nicht mehr in der Lage zu arbeiten.
Endlich stellt er sich der Vergangenheit und beginnt auf eigene Faust herauszufinden, wer Summer war und was mit ihr geschah. Viel zu lange hat er die Augen verschlossen vor Dingen, die sich vor seinen Augen abspielten. Dabei muss er feststellen, dass seine Eltern ihm vieles verschwiegen haben. Das Bild des heilen Familienlebens vor Summers Verschwinden bekommt Risse.
Monica Sabolo versteht es sehr gut, atmosphärisch dichte Stimmungen zu beschreiben. Was mich allerdings kolossal gestört hat, sind die unzähligen ungewöhnlichen, teilweise absurden Metaphern und Vergleiche, mit denen der Roman regelrecht überfrachtet ist. Es kommt mir vor, als wollte die Autorin um jeden Preis originell sein. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Das Ende des Romans kam für mich überraschend, doch konnte ich die Auflösung, was mit Summer wirklich geschah, nicht wirklich nachvollziehen.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Virtuos erzählte Geschichte

Königskinder
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„Königskinder“ erzählt eine Geschichte innerhalb der Geschichte. In der Rahmenhandlung beschließen Max und Tina, ein Schweizer Ehepaar, die landschaftlich schönere, aber gesperrte Route über einen Alpenpass ...

„Königskinder“ erzählt eine Geschichte innerhalb der Geschichte. In der Rahmenhandlung beschließen Max und Tina, ein Schweizer Ehepaar, die landschaftlich schönere, aber gesperrte Route über einen Alpenpass zu befahren. Aufgrund eines plötzlichen Wintereinbruchs bleiben sie im Schnee stecken und müssen die Nacht im Auto verbringen. Um die Zeit zu verkürzen, beginnt Max, eine Geschichte zu erzählen. Sie handelt vom armen Waisenjungen Jakob, der sich in der Schweiz des 18. Jahrhunderts in die Bauerntochter Marie verliebt. Da Jakob kein standesgemäßer Bewerber ist, versteht es Maries Vater zunächst, die beiden zu trennen, doch das Schicksal führt sie nach einigen Irrungen und Wirrungen wieder zusammen.
Jakob arbeitet mittlerweile als Kuhhirte in der Nähe von Versailles, wo sich die Schwester des französischen Königs einen idyllischen Bauernhof hat bauen lassen. Da die bisherigen Kuhhirten mit den Schweizer Kühen nicht zurecht kamen, fordert sie Jakob an. Doch Jakob kann seine Marie nicht vergessen und würde lieber heute als morgen in die Heimat zurückkehren.
Interessant an diesem Erzählstrang sind die geschichtlichen Bezüge. So erfährt man von dem Ausbruch des Vulkans Laki auf Island im Jahr 1783, in dessen Folge Europa eine Eiszeit erlebte, vom Flug der ersten Montgolfiere sowie den Anfängen der französischen Revolution. Die Sprache dieser Geschichte von Jakob und Marie erinnert an ein Märchen, ist opulent und ausschweifend und manchmal ein wenig kitschig, wie Tina ganz richtig anmerkt. Stellenweise gerät die Erzählung auch ein wenig langatmig. Nichtsdestotrotz empfinde ich „Königskinder“ als intelligenten, unterhaltsamen und virtuos erzählten Roman.