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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2019

Gemeinsam sind sie stark

Im Freibad
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Das Freibad im Londoner Stadtteil Brixton soll geschlossen werden. Eine große Immobiliengesellschaft hat ein Angebot dafür abgegeben, will das alte Bad zubetonieren und einen Tennisplatz für eine ausgewählte ...

Das Freibad im Londoner Stadtteil Brixton soll geschlossen werden. Eine große Immobiliengesellschaft hat ein Angebot dafür abgegeben, will das alte Bad zubetonieren und einen Tennisplatz für eine ausgewählte Klientel daraus machen. Die Dauerschwimmer wie die 86-jährige Rosemary Petersen sind entsetzt. Die junge Journalistin Kate soll für eine Lokalzeitung einen Artikel über die bevorstehende Schließung schreiben. Da sie auch die Menschen portraitieren möchte, die von der Schließung betroffen sind, nimmt sie Kontakt zu Rosemary auf.
Rosemary ist bereit, mit Kate zu reden, aber nur unter einer Bedingung: Kate soll selbst schwimmen gehen. Kate ist zunächst nicht begeistert, sie ist schon jahrelang nicht mehr geschwommen, doch dann findet sie Spaß daran und merkt, wie im Schwimmbad ihre Sorgen und Ängste von ihr abfallen. Mit der Zeit lernt sie Rosemary und die anderen Schwimmer immer besser kennen und sie beschließen, gemeinsam gegen die bevorstehende Schließung zu protestieren und für dessen Erhalt zu kämpfen.
Kate hat bisher ein sehr einsames und isoliertes Leben in London geführt. Durch Rosemary und ihre Freunde öffnen sich ihr ganz neue Türen. Sie zieht sich nicht mehr in ihr WG-Zimmer zurück, sondern geht unter Leute. Ihr Selbstbewusstsein wächst, auch weil ihre Artikel auf großen Anklang stoßen. Immer mehr Leute schließen sich der Protestaktion an.
„Im Freibad“ ist eine anrührende Geschichte, in der es um mehr als nur die Rettung eines Schwimmbads geht. Rosemary erzählt Kate viel aus ihrem Leben, zum Beispiel, wie sich Brixton im Lauf der Zeit verändert hat, und von ihrem verstorbenen Ehemann George. Auch Kate öffnet sich nach und nach und wächst über sich hinaus. Es ist ein Feel-Good Buch, das mir allerdings manchmal ein bisschen zu naiv daherkommt, zum Beispiel als Kate ein Plastikentchen fragen will, wo all die anderen Leute sind, und ihr dann erst einfällt, dass das Entchen aus Plastik ist.
Die Geschichte ist teilweise ein wenig repetitiv und in die Länge gezogen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich das Hörbuch gehört habe und die alte Dame Rosemary natürlich sehr langsam und bedächtig spricht. Gelesen ist es übrigens sehr gut von Cathleen Gawlich. Es ist erstaunlich, wie perfekt sie von der Stimme einer jungen Frau oder eines Kindes direkt zu der Stimme einer 86-jährigen wechselt!
Alles in allem habe ich das Buch gerne gehört und gebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 07.06.2019

Die Großmutter aus der Hölle

Der Zopf meiner Großmutter
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Im zarten Alter von sechs Jahren kommt Maxim mit seinen Großeltern von Russland nach Deutschland. Weshalb er bei den Großeltern und nicht seinen Eltern ist, bleibt lange Zeit unklar.
Die Großmutter ist ...

Im zarten Alter von sechs Jahren kommt Maxim mit seinen Großeltern von Russland nach Deutschland. Weshalb er bei den Großeltern und nicht seinen Eltern ist, bleibt lange Zeit unklar.
Die Großmutter ist eine herrische Person, die Max und ihren Ehemann, an dem sie kein gutes Haar lässt, unter der Fuchtel hat. Ihre Lebensaufgabe besteht in der Erziehung von Max, den sie in ihrer verschrobenen Wirklichkeitswahrnehmung für todkrank und grenzdebil hält. Dies geht so weit, dass ihrer Meinung nach ein Aufenthalt in Menschenmengen (Keime!) für Max ein tödliches Risiko darstellt. Sie serviert ihm eklige Pampen aus gekochtem Gemüse, den jährlich zubereitet Schokoladenkuchen zum Geburtstag isst sie allein, der Enkel darf daran riechen. Für meine Begriffe ist dies alles ein Fall fürs Jugendamt und die Großmutter ein Fall für die Psychiatrie. Der Großvater hat sich längst in seine eigene Welt zurückgezogen und ist vollkommen verstummt, dafür redet seine Frau ohne Punkt und Komma, meistens gibt sie Hasstiraden gegen Juden und Araber oder Beschimpfungen ihres Ehemanns („altes Schlitzauge“, „asiatische Fresse“) von sich.
„Liebenswerte Charaktere“, wie sie im Klappentext versprochen werden, habe ich in diesem Buch nicht gefunden. Max ist eingeschüchtert und lässt sich viel zu lange von seiner Großmutter beherrschen, der Großvater greift nicht ein und macht sich mitschuldig.
Ein Buch, das gut geschrieben ist, mich aber aufgrund der Persönlichkeit dieser Großmutter aus der Hölle zunehmend frustriert hat.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Rätselhafter Mord im deutsch-dänischen Grenzgebiet

Nordlicht - Die Tote am Strand
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Am Strand von Kollund, nicht weit hinter der deutsch-dänischen Grenze, wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Bald stellt sich heraus, dass es sich um Liva Jørgensen handelt, die vor zwölf Jahren ...

Am Strand von Kollund, nicht weit hinter der deutsch-dänischen Grenze, wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Bald stellt sich heraus, dass es sich um Liva Jørgensen handelt, die vor zwölf Jahren verschwand und für tot gehalten wurde. In Wirklichkeit hatte sie die ganze Zeit unter falschem Namen in Deutschland gelebt. Warum wurde sie jetzt ermordet, was wusste die junge Frau?
Das deutsch-dänische Ermittlerteam unter Leitung der beiden Kommissare Vibeke Boisen und Rasmus Nyberg nimmt das Umfeld der Toten unter die Lupe. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens war Liva mit Alexander, dem Sohn eines bekannten dänischen Politikers und inzwischen selbst erfolgreicher Anwalt, zusammen. Angeblich hatte er Liva kurz vor ihrem Verschwinden während eines Streits geohrfeigt. Was spielte sich damals ab? In Livas Familie scheint auch nicht alles zum Besten zu stehen. Der Vater ist ein Choleriker, dessen Speditionsfirma kurz vor der Pleite steht, die schwer krebskranke Mutter hat offensichtlich Angst vor ihrem eigenen Ehemann und der Stiefbruder war schon des Öfteren straffällig und scheint ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse zu sein.
Während sie versuchen, Licht in das Dunkel des Falls zu bringen, haben Vibeke und Rasmus mit ihren eigenen Dämonen und Problemen zu kämpfen. So kommt Rasmus nicht über den Tod seines 15-jährigen Sohns hinweg, für den er sich selbst eine Mitschuld gibt. Seine Exfrau Camilla – die Beziehung zerbrach über den Tod des Sohns – scheint eine neue Liebe gefunden zu haben und drängt darauf, die gemeinsame Wohnung zu verkaufen. Vibeke hingegen leidet darunter, dass ihr Stiefvater seit Wochen im Koma liegt und unklar ist, ob er überhaupt wieder aufwacht.
Anette Hinrichs ist mit „Nordlicht – Die Tote am Strand“ ein Krimi mit starken, authentischen Charakteren gelungen. Über weite Strecken liest er sich mehr wie ein Roman und die Spannung bleibt ein wenig auf der Strecke. Trotzdem ein lesenswerter Auftaktroman einer neuen Krimireihe!

Veröffentlicht am 14.05.2019

Rätselhafter Mord an einer Studentin

Eisenberg
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Rachel Eisenberg ist Anwältin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Sascha, von dem sie getrennt lebt, seit er sich mit einer Praktikantin eingelassen hat, betreibt sie eine gutgehende Kanzlei. Ihr neuer Fall, ...

Rachel Eisenberg ist Anwältin. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Sascha, von dem sie getrennt lebt, seit er sich mit einer Praktikantin eingelassen hat, betreibt sie eine gutgehende Kanzlei. Ihr neuer Fall, der ihr von einer jungen Obdachlosen angetragen wird, passt nicht in ihr normales Raster: sie soll einen Obdachlosen verteidigen, der beschuldigt wird, eine junge Frau getötet zu haben. Als sie den Mann zum ersten Mal sieht, verschlägt es ihr fast die Sprache, denn es handelt sich um ihren früheren Partner. Dieser war zum damaligen Zeitpunkt Physikprofessor an der Uni.
Sie kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er ein Mörder sein soll, doch die Beweise sind erdrückend. An der Leiche der jungen Frau wurden seine DNA Spuren gefunden und für die Tatzeit besitzt er kein Alibi.
Allerdings hat sich die Polizei schon früh auf ihn als Täter festgelegt und andere Spuren wurden nicht genügend untersucht.
Bei der Suche nach einem Motiv für den Mord an der jungen Frau stößt Rachel auf eine Spur, die in den Kosovo führt. Hatte die Studentin etwas entdeckt, wofür sie sterben musste?
Spannender und vielschichtiger Kriminalfall, ganz hervorragend gelesen von Michael Schwarzmaier.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Psychopathischer Fußfetischist

Mörderisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 5)
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„Mörderisches Lavandou“ ist für mich das erste Buch des Autors Remy Eyssen. Dass ich die Vorgängerbände nicht kannte, war kein Problem, man kommt gut in die Geschichte rein. Der Schreibstil des Autors ...

„Mörderisches Lavandou“ ist für mich das erste Buch des Autors Remy Eyssen. Dass ich die Vorgängerbände nicht kannte, war kein Problem, man kommt gut in die Geschichte rein. Der Schreibstil des Autors liest sich flüssig und die Personen- und Landschaftsbeschreibungen sowie der Spannungsaufbau haben mir gut gefallen.

Ein deutscher Gerichtsmediziner, Leon Ritter, ist vor Jahren aus Frankfurt in die Provence gezogen und lebt dort mittlerweile mit der stellvertretenden Polizeipräsidentin und deren Tochter im malerischen Küstenörtchen Le Lavandou. Es ist Herbst und somit Nachsaison. Die Touristen sind größtenteils wieder abgereist und in der Provence ist wieder Ruhe eingekehrt. Dann wird ein aufs Brutalste abgehackter Frauenfuß gefunden. Der Leser weiß bereits, wer das Opfer ist, der Täter wird nur als „der Mann“ bezeichnet. Es beginnt die Suche nach der Nadel im Heuhaufen, denn der Täter ist äußerst umsichtig vorgegangen und hat keine Spuren hinterlassen. Bald darauf wird der nächste Fuß gefunden, wieder war kurz zuvor eine Frau verschwunden.
Als dann noch eine dritte Frau stirbt und sich unmittelbar danach ein Verdächtiger vom Balkon in den Tod stürzt, ist für die Polizei der Fall klar. Nur Leon Ritter, der mittlerweile selbst ins Visier der Polizei geraten und suspendiert worden ist, hat seine Zweifel...

Eigentlich fand ich den Roman spannend, auch wenn mir solch effekthascherische brutale Szenen mit Folterkammern usw., wie man sie allabendlich auch im Fernsehen präsentiert bekommt, zuwider sind. Allerdings fand ich das Motiv des Mörders total an den Haaren herbeigezogen. Und auch die immer wiederkehrenden Polizeipräsidenten, die ihre Fälle eigentlich nur abgeschlossen wissen möchten, egal, ob der richtige Täter geschnappt wurde oder nicht, sind hoffentlich nur eine Ausgeburt von Autoren. Dass immer wieder Ermittler oder in diesem Fall der zuständige Gerichtsmediziner als mögliche Täter ausgemacht werden, ist für meine Begriffe ebenfalls ausgesprochen absurd.
Meine hohen Erwartungen zu Beginn haben sich leider nicht erfüllt, ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.