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Veröffentlicht am 23.11.2022

Pflichtlektüre für True-Crime-Fans

Das Prinzip Mord
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Interessieren euch bei einem Kriminalfall eher Täter und Motiv oder wie es zur Überführung kam? Mich interessieren beide Seiten, weil ich sowieso alles verschlinge, was mit wahren Verbrechen zu tun hat. ...

Interessieren euch bei einem Kriminalfall eher Täter und Motiv oder wie es zur Überführung kam? Mich interessieren beide Seiten, weil ich sowieso alles verschlinge, was mit wahren Verbrechen zu tun hat.

Dieses Buch behandelt 15 wahre Fälle der deutschen Kriminalgeschichte, die teilweise erst nach etlichen Jahren durch technischen Fortschritt und auch dank der Hartnäckigkeit einiger Ermittler erfolgreich aufgeklärt werden konnten.

Das Autorenduo, das sich seit Jahren sowohl für Dokumentationen als auch für ihren Podcast "Das Prinzip Mord" mit Kriminalfällen beschäftigt, geht hier ganz gezielt nicht auf Täter oder Opfer ein, sondern behandelt in erster Linie, wie es zur Überführung kam.

Zitat S. 9, Vorwort:
(...) Wir wollten das Leid anderer Menschen nicht in die Öffentlichkeit ziehen. (...) Auf der anderen Seite lag es uns ebenso fern, die Täter vorzuführen, zu analysieren und zu Monstern zu machen. (...) Aus den genannten Gründen stand es außer Frage, uns von Anfang an ausschließlich auf die Kommissare und deren hochspannende Ermittlungsarbeit zu konzentrieren.

So gehen sie beispielsweise auf die Weiterentwicklung der DNA-Analyse ein, die dabei unterstützt, jahrzehntealte Fälle aufklären zu können. Und auf Verhöre, mit denen Ermittler bereits Täter überführen konnten.

Die jeweiligen Taten sind kurz zusammengefasst, eher als Bericht abgehandelt, und werden durch Original-Aufnahmen vom Tatort, den Mordwaffen und von weiterem Beweismaterial gestützt. Die Aufmachung erscheint daher wie eine richtige Polizeiakte. Die Fälle sind trotz der Sachlichkeit ziemlich ergreifend und machen deutlich, wie belastend sie oft auch für die Ermittler sind. Dazu gibt es im letzten Kapitel ein Interview mit einem Mordermittler und Fragen, die sich wohl jeder True-Crime-Fan stellt.

Fazit: 15 dramatische, sehr gut recherchierte True-Crime-Storys, die mit sachlichen Fakten punkten können und äußerst spannend vermittelt werden. Eine Pflichtlektüre für True-Crime-Fans, die in jedes Bücherregal gehört. Lesen!

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Spinnennetz aus Lügen

Blinde Lüge
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Katalina ist nach einem schweren Schicksalsschlag am Abgrund. Die Podcasterin zieht sich in ihre eigene Welt zurück, erschafft sich eine Art Bubble aus Selbstschutz. Dann lernt sie einen Mann kennen, der ...

Katalina ist nach einem schweren Schicksalsschlag am Abgrund. Die Podcasterin zieht sich in ihre eigene Welt zurück, erschafft sich eine Art Bubble aus Selbstschutz. Dann lernt sie einen Mann kennen, der wieder Hoffnung in ihr Leben bringt. Als sie sich bei einem Unfall beide Augen verletzt und vorübergehend blind zurechtkommen muss, bietet ihr neuer Freund an, sie im Anwesen seiner Eltern zu pflegen. Ein altes und geschichtsträchtiges Herrenhaus, in dem Katalina zur Ruhe kommen soll. Doch was um sie herum passiert, kann sie nicht sehen. Und was sie fühlt und hört, macht ihr immer mehr Angst...

Das Buch beginnt mit einem Dialog in Form von Sprachnachrichten zwischen Katalina und ihrem Psychiater. Ein cooles Gadget sind dabei die QR Codes, die die Dialoge als Audiodatei wiedergeben. Claudia Giesdorf erzählt aus der Vergangenheit, springt in die Gegenwart, fokussiert dabei das Zwischenmenschliche ebenso wie die unheilverkündende Dunkelheit, die nicht nur Katalina umgibt, sondern auch den Leser. Immer wieder gibt es einen Nachrichtenaustausch mit dem Arzt. Katalina hat in diesem Haus Angst um ihr Leben. Man spürt förmlich ihre Verzweiflung, die innere Unruhe und beklemmende Melancholie, die einen bis zuletzt nicht loslässt.

Man erfährt in den Kapiteln Stück für Stück den Grund für Katalinas Absturz und die tiefe Schuld, die sie auf ihren Schultern trägt. Die Vergangenheit, die nicht ruht und ihr keine Vergebung schenken will. Das hat mich ziemlich betroffen gemacht. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und getröstet.

Die merkwürdigen Vorfälle im Haus nehmen zu. Sehr emotional - fast poetisch - beschreibt die Autorin, wie Katalina in ihrer hilflosen Blindheit selbst nicht mehr zwischen Wahn und Realität unterscheiden kann. Ein Spinnennetz aus Lügen.

Fazit: Emotional, packend und voller Lügen kommt dieser Psychothriller daher und fesselt einen bis zur letzten Seite. Da ist Fingernägelkauen vorprogrammiert. Kopfkinoalarm!

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Potenzial nicht ausgeschöpft

Der mexikanische Fluch
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Zwar sind Bücher, deren einziger Handlungsstrang in der Vergangenheit spielen, nicht meine Favoriten, doch der Klappentext klang einfach zu gut – und so musste ich unbedingt herausfinden, was es mit dem ...

Zwar sind Bücher, deren einziger Handlungsstrang in der Vergangenheit spielen, nicht meine Favoriten, doch der Klappentext klang einfach zu gut – und so musste ich unbedingt herausfinden, was es mit dem mexikanischen Fluch auf sich hat. Zugegeben haben mich die Bewertungen der Originalausgabe auch neugierig gemacht - und hier war ich nun, gemeinsam mit Noemí in den mexikanischen Bergen.

Das abgelegene Herrenhaus erfüllt alle Erwartungen, die man an eine Familie hat, deren Reichtum Vergangenheit ist. Modriger Geruch, die Möbel mit Leintüchern abgedeckt. Die Energieversorgung lässt zu wünschen übrig. Die Tapete blättert ab, was man trotz des düsteren Lichts erkennen kann. Um ehrlich zu sein, zeigt dieses Haus den wahren Charakter der Familie Doyle: zerfressen vor Missgunst und Gram, außen hui – innen pfui.

Zwar sind auch die Figuren mit Bedacht gewählt und ihre Stärken und Schwächen sind gut aufeinander abgestimmt. Doch das gewisse Etwas fehlte. Leider blieben gerade Noemí und Catalina zweidimensional. Die eine unerschrocken, die andere verträumt. Die eine intelligent, fast durchtrieben – die andere naiv und großmütig.

Auch die Geschichte hätte gut und gerne einige Seiten kürzer sein können. Als gewiefter Leser im Horror-Genre ahnt man ziemlich schnell, worauf das alles hinauslaufen wird. Zwar war die Spannung stetig da, allein schon durch die atmosphärische Beschreibung des Settings, zwischendurch gab es aber auch einen Leerlauf und etwas Wirrwarr. In der Originalausgabe wird überschwänglich der Schreibstil gelobt, und ich weiß, dass es immer sehr schwer ist, diesen in einer Übersetzung einzufangen. Manchmal waren die Sätze etwas holprig, die Dialoge unbeholfen. Trotz aller Kritik wurde ich immer wieder in den Sog gezogen und wollte wissen, wie es weitergeht. Und hier bekommt der Horror-Fan endlich, worauf er das ganze Buch über gewartet hat.

Fazit: Mir war es von allem etwas zu viel – zu eklig, zu widerlich, zu strange. Dennoch bereue ich es nicht, diesem Werk eine Chance gegeben zu haben. Es konnte mich insgesamt gut unterhalten und ist daher eine Empfehlung wert an diejenigen, die gerne gruseligere Plots mögen und eine Vorliebe für unheimliche Häuser haben.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Vom Fleck weg überzeugt

Mimik
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Stellt euch vor, ihr könntet mit einem einzigen Blick in das Gesicht eures Gegenüber dessen Gedanken und Gefühle erahnen. Jedes Zucken, jedes Zwinkern, jede noch so kleine Geste verrät euch, ob ihr die ...

Stellt euch vor, ihr könntet mit einem einzigen Blick in das Gesicht eures Gegenüber dessen Gedanken und Gefühle erahnen. Jedes Zucken, jedes Zwinkern, jede noch so kleine Geste verrät euch, ob ihr die Wahrheit hört oder belogen werdet. Klingt cool? Ist es auch! Und für Hannah Herbst ein unglaublich interessanter Job in der Mimik-Resonanz. Sie ist Expertin auf diesem Gebiet und wird daher oft von der Polizei zur Aufklärung von Fällen hinzugezogen.

"Mein Job ist es, unter anderem winzige und unwillentliche Ausdrücke im menschlichen Gesicht zu analysieren, um versteckte Emotionen zu entdecken." (Zitat)

Plötzlich gerät Hannah selbst ins Visier der Polizei - so soll sie in einem Blutrausch getötet und sich dabei selbst verletzt haben. Durch eine Operation herbeigeführte Amnesie fehlt ihr allerdings jegliche Erinnerung an die Tat. Auf dem ihr vorgespielten Vernehmungsvideo erkennt sie jedoch schnell, dass sie nicht die Wahrheit sagt...

Die Story ist mal wieder ausgeklügelter denn je und entführt den Leser diesmal in das Gebiet der Körpersprache. Für mich total interessant und absolut faszinierend. Die Geschichte, die Fitzek drumherum aufgebaut hat, ist stimmig und durchweg spannend. Er bleibt seinem Schreibstil gewohnt treu und bedient sich mehrerer Handlungsstränge, die erst zum Schluss ineinander übergehen.

Dem Charakter der Hannah hat Fitzek sehr viel Tiefgang verliehen. Ich konnte mich recht schnell mit ihr als Hauptprotagonistin anfreunden und habe sie insbesondere emotional sehr gerne begleitet. Die Geschichte wird hauptsächlich aus ihrer Sicht erzählt, was mir Hannah noch nähergebracht hat. Die Nebencharaktere sind ebenfalls real und authentisch dargestellt. Mir hat es hier wirklich an nichts gefehlt.
Zuletzt konnten mich die Bücher von Fitzek ja nicht mehr so richtig packen, aber mit Mimik hat er bei mir wieder eine Punktlandung hingelegt. Er schaffte es, meine Theorien mit seinen Wendungen zum Schluss vollständig zu zerstören.

Fazit: Ein durchweg spannender Thriller, der mich wieder begeistern konnte. Vom silbernen Buchcover bin ich kein Fan, aber der Inhalt hat mich vom Fleck weg überzeugt. Ich bin #fitzekfiziert!

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Veröffentlicht am 12.11.2022

Nick und Charlie. Charlie und Nick. Awww!

Nick & Charlie (deutsche Ausgabe)
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Charlie und Nick. Nick und Charlie. Das klingt so schön, dass es einfach für immer sein muss, oder? Ich kann mir beim besten Willen keine andere Konstellation vorstellen. Die Jungs haben sich mit ihrem ...

Charlie und Nick. Nick und Charlie. Das klingt so schön, dass es einfach für immer sein muss, oder? Ich kann mir beim besten Willen keine andere Konstellation vorstellen. Die Jungs haben sich mit ihrem Charme und Witz, ihrer lockeren und teils naiven Art und all ihren Sorgen geradewegs direkt in mein Herz geschlichen.

Bereits Heartstopper Band 1 hat mich übelst gecatcht. Und mit übel meine ich übel. Ich fing an zu lesen und war auf Anhieb hooked. Da hat Alice Oseman zwei ganz zauberhafte Figuren entworfen, die man bis an sein Lebensende begleiten möchte. War also klar wie Kloßbrühe, dass ich auch alles andere, was dazu gehört, verschlingen muss.

Diese Novel setzt etwa zwei Jahre nach Heartstopper Band 1 an. Charlie ist mittlerweile 17, Nick 18 - und beide seit zwei Jahren in einer festen Beziehung. Nun, wie es bei Teens normal ist, gibt es das eine oder andere Problem. Sachen werden falsch gedeutet; Dinge gesagt, die man gar nicht so meint; man hofft darauf, dass der Andere sich meldet, kommt aber selbst nicht in die Puschen. Das übliche Drama, hier aber äußerst feinfühlig, warm und lehrreich umgesetzt. Natürlich habe ich mich hier und da wiedergefunden - schließlich war ich auch mal jung und zum ersten Mal verliebt. Witzig, dass ich heute bei manchen Passagen die Augen verdrehe und dämlich vor mich hin grinse, denn damals habe ich mich genauso prasslig angestellt wie Nick und Charlie. Und die halten uns in dieser Novel ziemlich auf Trab. Zwischendrin war das wirklich zum Fingernägelkauen, und ich hätte sie am liebsten einmal ordentlich durchgeschüttelt. Einmal vernünftige Boys to go. Zum Hieressen? Nein, zum Mitnehmen. Ab nach Hause mit euch und ... durchatmen! Sich wieder sammeln! Und dann miteinander drüber lachen, wie blöd man eigentlich war. That's life. Teenager haben's echt nicht leicht...

Zitat: "Er riecht immer noch nach Nick. Nach zu Hause." - Awwww! Bitte sagt mir, dass jetzt vor eurem inneren Auge kleine rosa Wölkchen aufploppen. Bei mir tun sie's nämlich.

Überrascht war ich davon, dass es hier ziemlich textlastig war. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, wie in Heartstopper Band 1 mit coolen Bilden überflutet zu werden. Hier gab es auch welche, aber nur vereinzelt.

Schon wieder konnte mich Alice Oseman vom Fleck weg bestens unterhalten und mir wundervolle Leseminuten bescheren. Danke sehr!

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