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Veröffentlicht am 15.03.2018

Spannender Plot

Zum Sterben schön
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Ich hätte vielleicht vorher den ersten Teil lesen sollen. Eventuell wäre ich dann schneller mit dem Hauptprotagonisten Viktor warm geworden. Anderen ist das vermutlich leichter gefallen als mir. Dem Leser ...

Ich hätte vielleicht vorher den ersten Teil lesen sollen. Eventuell wäre ich dann schneller mit dem Hauptprotagonisten Viktor warm geworden. Anderen ist das vermutlich leichter gefallen als mir. Dem Leser wird leider hier und da vermittelt, dass er etwas verpasst habe. Manche mögen dann direkt neugierig auf den Vorgänger "Gemordet wird immer" werden, mich hat es eher etwas skeptisch gemacht. So kam ich also nur mit mehreren Anläufen in die Story, bin aber dennoch froh, dann doch noch die Kurve bekommen zu haben.

Es geht drunter und drüber im Nürnberger Bestattungsinstitut der Familie Anders. Der guten Tante Hedwig wird alles zu viel und so macht sie sich kurzerhand auf zur Kur. Onkel Wolfgang wird erpresst und ist mit sich und seiner Vergangenheit beschäftigt. Ganz nebenbei muss sich aber auch noch jemand um Tobi kümmern, Viktors autistischer Cousin. Als wäre das alles nicht schon chaotisch genug, geschehen furchtbare Dinge ...

In den Blumenläden in Nürnberg werden junge Floristinnen ermordet und anschließend hübsch hergerichtet. Viktor und seine Freundin Miriam möchten Kommissarin Schneid auf der Suche nach dem Serienmörder helfen, weil die Polizei in diesem Fall nicht weiterkommt. Irgendwann stellen sie fest: Miriam selbst ist ins Visier des Mörders geraten.

Das Cover sieht doch klasse aus, oder? Passt meiner Meinung nach auch gut zum Titel. Es ist leicht düster im Hintergrund, vorne lebendig. Der Rabe rundet das "sterbensschöne" Szenario ab.

Fazit: Die Story präsentiert sich nachvollziehbar, fast schon vorhersehbar. An manchen Stellen empfand ich das Lesen recht anstrengend und langatmig. Langweilig hingegen war die Story nie. Ich musste oft schmunzeln. Auch die Charaktere waren mir (nach oben beschriebenen Startschwierigkeiten) sympathisch und wirkten authentisch. Man muss ganz schön mitgrübeln, da immer wieder jemand anderes als Verdächtiger in Szene gesetzt wurde bzw. wurde das Augenmerk auf diese Person gelenkt. Mir gefiel das. Ich denke lieber mit anstatt das ganze Buch durch etwas von Blut und abschlachten zu lesen :)

Veröffentlicht am 15.03.2018

Explizite Szenen, präzise, brutal, wortgewaltig

Der erste Sohn
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Im Zentrum des Geschehens steht die Familie McCullough. Eli, der erste Sohn des Ehepaars McCullough, wird im Frühjahr 1836 geboren. Dem Tag der Gründung des Staates Texas. Mit Hilfe seiner Geschichte werden ...

Im Zentrum des Geschehens steht die Familie McCullough. Eli, der erste Sohn des Ehepaars McCullough, wird im Frühjahr 1836 geboren. Dem Tag der Gründung des Staates Texas. Mit Hilfe seiner Geschichte werden die großen Mythen des Wilden Westens erzählt. Nachdem Eli im Alter von 13 Jahren seine Familie - Mutter, Schwester und Bruder - durch einen Überfall der Comanchen verliert und er von ihnen als Gefangener verschleppt wird, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich dem Stamm anzupassen. Er lernt zu überleben und eignet sich verschiedene Fertigkeiten an. Er wird zu ihrem Krieger, reitet mit auf Beutezüge und skalpiert sogar seine Opfer. Das Blatt wendet sich prompt, als der Großteil des Stammes drei jahre später aufgrund einer Pockenepidemie verstirbt. Eli kehrt zu den Weißhäutigen und in deren Zivilisation zurück. Dort kann er seine Fähigkeiten so weit einsetzen, dass er Land und Öl in Geld und Macht verwandelt. Nach und nach erschafft er so eine einflussreiche Dynastie.

Im Verlauf der Geschichte erfahren wir als Leser seine aufsteigende sowie einflussreiche Entwicklung zum Öl-Baron und auch mehr über seinen Sohn Peter, seine große Liebe Maria und seine Urenkelin Jeanne. Immer nebenher noch etwas über die (ungeschönte) Geschichte des wilden Westen. Die Handlung nimmt allerdings keine Rücksicht auf Empfindlichkeiten der Leser. Vielleicht wirken die Handlungen gerade deswegen so authentisch.

Erzählt wird in verschiedenen Zeitebenen über einen Zeitraum von 150 Jahren. Es dauerte etwas, bis ich mit den Perspektivenwechseln zurechtkam. Einmal drin, ging es dann aber durchweg gut.

Die Charaktere sind vielschichtig, gut ausgearbeitet und wirken sehr lebendig. Eli fand ich zwar nicht direkt sympathisch, aber er hat mich neugierig auf sich gemacht. Im Verlauf des Buches gewann er mehr und mehr an Respekt. Oft las ich seine Worte und dachte mir: Oh, wie poetisch.

Das Cover mag ich sehr. Es sieht nicht unbedingt nach dem wilden Westen aus, dennoch gefällt mir das Titelbild. Auch die Farben sind stimmig. Alles wirkt beruhigend und läßt die Abenteuer erahnen, die sich dahinter verbergen.

Fazit: Explizite Szenen, präzise, brutal, wortgewaltig, gut recherchiert, lehrreich und unglaublich fesselnd. Ich dachte nicht, dass mir das Buch so sehr zusagen würde und bin selbst überrascht davon. Die beachtliche Zahl an Seiten, vor der ich anfangs Angst hatte, da ich dachte, dass mich das eher abschrecken würde, spielte gar keine Rolle mehr. Ein unglaublich intensiver und mitreißender Roman, der mich nachhaltig schwer beeindruckt hat. Nichts war langweilig oder unstrukturiert. Ich hätte mir jedoch gewünscht, die Saga wäre chronologisch erzählt worden. Vor allem bei so viel Inhalt.

Ich werde "Der erste Sohn" definitiv noch einige Male lesen. Außerdem möchte ich mir das Hörbuch dazu vornehmen. Es soll genauso großartig sein.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Ungewohnt anspruchsvoll

Der namenlose Tag
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Vor zwanzig Jahren nimmt sich das 17-jährige Mädchen Esther Winther in einem Park das Leben und erhängt sich. Anzeichen dafür gab es keine, denn sie war stets ein lebenslustiges, offenherziges und fröhliches ...

Vor zwanzig Jahren nimmt sich das 17-jährige Mädchen Esther Winther in einem Park das Leben und erhängt sich. Anzeichen dafür gab es keine, denn sie war stets ein lebenslustiges, offenherziges und fröhliches Mädchen. An dem Seil wurden unbekannte DNA-Spuren festgestellt, dennoch gingen alle Beteiligten von einem Selbstmord aus. Auch Kriminalkommissar Jakob Franck, der damals in diesem tragischen Fall ermittelte.

Selbst zwei Jahrzehnte später, sind den Eltern Doris und Ludwig Winther nie ruhende Zweifel geblieben. Sie sind davon überzeugt, dass ihre Tochter damals kaltblütig ermordet wurde. Und so steht der Vater, Ludwig, eines Tages vor der Tür des Kommissars und fordert neue und intensivere Untersuchungen. Jakob Franck, mittlerweile pensioniert, nimmt sich den Fall noch einmal vor. Nach und nach gelingt es ihm, den Nebel zu lichten und das Grauen zu entblößen, das sich damals zugetragen haben muss.


Fazit:

Friedrich Anis Name ist scheinbar fest mit seinem Ermittler Tabor Süden verknüpft. Die Romane rund um diesen Protagonisten kenne ich noch nicht (wird nachgeholt). Ich habe den Autor nun also zuerst mit seinem neuen Roman "Der namenlose Tag" kennenlernen dürfen.

Eine gewisse Melancholie und Schwere hat mich während des Lesens begleitet. Das war auch der Grund, warum mir das Abtauchen in diese Story Freude bereitet hat. Ich mag es einfach etwas düsterer.

Der pensionierte Kommissar Jakob Franck war mir auf Anhieb sehr sympathisch. Er ist stets mitfühlend und ohne Berührungsängste. So scheut er sich zum Beispiel nicht davor, eine Frau, der er eine Todesnachricht überbringen musste, zu umarmen. Das läßt ihn authentisch wirken. Das Bild des pensionierten Kriminalbeamten, der sich eines vergessenen Falles annimmt, ist fast schon klassisch. Dennoch oder gerade deshalb hat mir das Buch sehr gefallen.

Der ungewohnt anspruchsvolle Schreibstil fordert vollste Konzentration, um die teilweise kompliziert geschriebenen Sätze zu verstehen. Ich musste einige Stellen mehrmals lesen.

Das Cover finde ich ... ich weiß gar nicht, wie ich das nett umschreiben soll. Sagen wir so: Ich hätte das Buch nicht gekauft, wenn ich nur nach dem Cover gegangen wäre, was ich oft tue. Es ist langweilig und passt daher überhaupt nicht zum Inhalt. Sehr schade, meiner Meinung nach, denn ich befürchte, dass es viele andere LeserInnen mir gleich tun und viel Wert auf das Äußere legen. Daher gebe ich einen Punkt Abzug.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Mal etwas anderes

Totenhaus
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Dieses Buch ist der zweite Teil der "Totenfrau-Trilogie". Das erste habe ich leider noch nicht gelesen (irgendwie neige ich dazu, immer mittendrin in einer Reihe anzufangen, grummel), aber ich hatte dadurch ...

Dieses Buch ist der zweite Teil der "Totenfrau-Trilogie". Das erste habe ich leider noch nicht gelesen (irgendwie neige ich dazu, immer mittendrin in einer Reihe anzufangen, grummel), aber ich hatte dadurch keine Schwierigkeiten.
Blum ist eine Bestatterin und hat Menschen auf dem Gewissen. Da ich dem Buch nicht spoilerhaft vorgreifen möchte, bleibe ich möglichst allgemein: Ist ein Mörder weniger schuldig, wenn er böse Menschen umbringt?
Brünhilde Blum hatte eine fragwürdige Kindheit, einen toten Mann und zwei kleine Mädchen. Sie wuchs in einem Heim ohne Erinnerung an ihre leiblichen Eltern und etwaiger Geschwiste auf. Sie fühlt sich oft einsam, allein und ist innerlich total ausgebrannt. Im Griechenland-Urlaub schlägt sie eines Tages eine deutsche Zeitschrift auf und sieht sich selbst auf einem Bild. Es ist ein großformatiges Foto einer Skulptur aus einer Münchner Ausstellung. Eine pinke Leiche, aufgeschnitten und inszeniert auf einem Zebra. Sie ist zutiefst schockiert. Doch auch die Neugier ist geweckt. Sie reist zu der Leichenausstellung und ist sich sicher: die tote Frau auf dem Zebra ist ihre Schwester. Zeitgleich werden bei einer Exhumierung auf einem Friedhof zwei Köpfe und vier Beine in einem Sarg gefunden. Das Chaos wirft viele Fragen auf und schließlich wird Blum zur Fahndung ausgeschrieben. Die Spannung steigt mit jeder Seite, bis es zum gnadenlosen Showdown kommt.

Fazit:

Von der ersten Seite an war ich in Bernhard Aichners eigenwilligen, durchaus lockeren Schreibstil vernarrt. Er benutzt meist kurze prägnante Sätze, was ich überhaupt nicht schlimm fand, denn so war an den richtigen Stellen die passende Dramatik aufgebaut. Bernhard Aichner kann mit fünf Wörtern das ausdrücken, wofür andere AutorInnen drei ganze Zeilen benötigen würden. Außerdem gibt es keine Anführungszeichen, nur Bindestriche, die ankündigen, dass nun die andere Person spricht. Ungewöhnlich, aber interessant.

Das Ende des Romans ist relativ offen gehalten. "Totenhaus" besticht vor allem durch psychologische Spannung und Tragik, die ich mit jeder Zeile spürte, und macht neugierig auf den dritten und somit letzten Band der Trilogie.

Die Charaktere waren sehr vielschichtig gestaltet, die Handlung blickdicht, düster und sehr emotionsgeladen. Die einzelnen Handlungsstränge waren gut dargestellt und der rote Faden zog sich durch das gesamte Buch.

Das Cover finde ich schlicht, jedoch keineswegs langweilig. Die Farben passen sogar irgendwie (Tod, Bestattung) zum Inhalt und verraten dennoch nichts.

Eine klare Kaufempfehlung für jeden, der mal "was anderes" probieren möchte.

Veröffentlicht am 15.03.2018

Ein sehr gefühlvoller Roman

Für alle Tage, die noch kommen
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Das Schicksal eines kleinen Mädchens, das seine noch junge Mutter an eine schreckliche Krankheit verliert. Eine tieftraurige, aber dennoch absolut wunderschöne Geschichte über Liebe, Hoffnung, Mut und ...

Das Schicksal eines kleinen Mädchens, das seine noch junge Mutter an eine schreckliche Krankheit verliert. Eine tieftraurige, aber dennoch absolut wunderschöne Geschichte über Liebe, Hoffnung, Mut und Schmerz.

Bei Eleanor ist die Brustkrebserkrankung bereits zu sehr fortgeschritten. Entkräftet beschließt sie eines Tages, die Chemotherapie abzubrechen. Sie möchte die todbringende Krankheit so lange wie möglich vor ihrer kleinen 8-jährigen Tochter geheim halten. Kein Abschied, keine Gespräche über die Zeit nach ihrem Tod. Deshalb beschließt sie, ein Buch für Melissa zu schreiben. Rezepte, Tipps für alle möglichen Lebenssituationen, aufmunternde Worte für zwischendurch. Zeitsprung. 17 Jahre sind vergangen. Melissa erhält das Buch zu ihrem 25. Geburtstag. Eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle beginnt. Sie erfährt durch das Tagebuch viele schöne, aber auch verstörende Wahrheiten über ihre Kindheit und ihre Eltern. Zu dieser Zeit befindet sie sich selbst gerade in einer Phase ihres Lebens, welche von unzähligen Zweifeln und gar Zukunftsängsten bestimmt ist. Gerade erst hat sie den Heiratsantrag ihres Freundes abgelehnt, obwohl sie ihn liebt. Und so hat sie nicht nur mit ihrem eigenen Leben zu kämpfen, sondern auch noch mit den Gedanken ihrer Mutter.

Sehr schön empfand ich die Perspektivenwechsel: jedes Kapitel wird von einer anderen Person erzählt, und auch oft aus einer anderen Zeit. Die Geschichte wird so von mehreren Charakteren zusammen erzählt. Die Autorin schreibt in verständlichen, klaren Worten und hat dabei viele Emotionen in mir geweckt.
Ein Kaleidoskop menschlicher Empfindungen, feinfühlig und mit äußerst authentischer Sensibilität dargestellt. Das Thema Tod und Aufarbeitung wird realistisch beleuchtet. Der Leser lebt, liebt und leidet mit jeder einzelnen Hauptperson.

Das Cover ist auch ohne viel Schnickschnack eine Augenweide. Es bringt mich zum Träumen und läßt mich zum Himmel hinauf blicken. Daher passt es ganz wunderbar zum Inhalt des Buches ... ohne etwas zu verraten.

Fazit: Ein sehr gefühlvoller Roman, der zum Nachdenken anregt. Ich würde dieses Buch jedem empfehlen, der auch ernstere Themen mag und der etwas über das Leben und Abschiednehmen lesen möchte. Trotz der Tatsache, dass das Buch in einem Rusch zu lesen war, war die Geschichte sehr berührend, emotional und läßt mich noch Tage später leicht melancholisch daran zurückdenken. Insgesamt fand ich das Buch weniger bedrückend, als ich erwartet hatte.