Düster, abgründig, wendungsreich
Wenn sie wüssteMillie wurde gerade erst aus dem Gefängnis entlassen und ist nun auf der Suche nach einem Job. Als Ex-Sträfling ist das nicht so einfach und deshalb fällt sie aus allen Wolken, als sie die Haushaltsstelle ...
Millie wurde gerade erst aus dem Gefängnis entlassen und ist nun auf der Suche nach einem Job. Als Ex-Sträfling ist das nicht so einfach und deshalb fällt sie aus allen Wolken, als sie die Haushaltsstelle bei der wohlhabenden Nina auf Long Island ergattert. Millie bekommt ihr eigenes Zimmer im Dachgeschoss und wird sofort mit ihren neuen Aufgaben vertraut gemacht. Ein guter Start! Doch schon bald zeigt Nina ihr wahres Gesicht - und man ist mittendrin im Geschehen. Die drohende Gefahr ist permanent zu spüren, aber nicht greifbar, und treibt das Adrenalin dadurch in die Höhe. Man stellt Vermutungen an, hinterfragt diese wieder, sucht fehlende Puzzleteile und wird mit seinen Emotionen immer wieder durch die Luft gewirbelt. Ein Twist jagt den nächsten, sodass man völlig verunsichert ist und nicht mehr weiß, was die Wahrheit ist.
Figuren, die man erst mochte, hasst man plötzlich. Andere wiederum wirken so unscheinbar, dass man dererseits nichts Böses erwartet, aber dann ziemlich von ihnen überrumpelt wird.
In drei Teilen tischt die Autorin uns mit ihrem fesselnden Schreibstil eine Story auf, die sich gewaschen hat. Im ersten Teil erzählt Millie die Geschichte aus ihrer Sicht und wird im zweiten Teil von einer anderen Figur abgelöst. Danach wechseln die Kapitel zwischen den beiden hin und her und machen den Leser fix und fertig. Nicht nur, weil beide Charaktere in ihrer Art völlig unterschiedlich sind. Sondern auch, weil aufgrund dieser Wechsel vorangegangene Geschehnisse eine ganz andere Bedeutung bekommen. Das ganze Konstrukt, was man sich im ersten Teil aufgebaut hat, fällt im zweiten in sich zusammen. Fragen ploppen auf, Gedanken schwirren einem durch den Kopf, Puzzleteile finden ihren Platz, bis schließlich der erlösende Aha-Moment eintritt und man sprachlos die Buchdeckel zuklappt.
Mit dem Ende bin ich nicht ganz glücklich, denn das wirkte auf mich etwas zu (über)konstruiert. Es passt zwar zum Plot, allerdings habe ich den großen Knall vermisst bzw. hätte mir einen anderen gewünscht. Da mir aber alles andere sehr gut gefallen hat, kann ich die letzten Seiten verschmerzen und hinnehmen.
Fazit: Düster, abgründig, wendungsreich - dieser Psychothriller spielt mit unseren Emotionen und Gedanken und animiert zum Fingernägelkauen. Mal wieder wurde mir aufgezeigt, dass man nicht zu vorschnell urteilen sollte und nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Ein perfides Spiel, das jeder selbst erleben muss. Unbedingt lesen!