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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.04.2021

Leseempfehlung!

Die Wahrheit der Dinge
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„Seit die Schüsse gefallen sind, frage ich mich das jeden Tag. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass eins feststeht.“ Petersen schluckt trocken.

„Nämlich?“ fragt Katharina Winterfeld.

„Dass mein ...

„Seit die Schüsse gefallen sind, frage ich mich das jeden Tag. Ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass eins feststeht.“ Petersen schluckt trocken.

„Nämlich?“ fragt Katharina Winterfeld.

„Dass mein Leben seitdem den Bach runter geht.“ (Zitat, Seite 34)

Autor Markus Thiele hat sich für seinen Roman von den Rechtsfällen um Marianne Bachmeier und Amadeu Antonio Kiowa inspirieren lassen. Allein das hat mich schon sehr neugierig gemacht. Schon damals, als ich den Fall Bachmeier in den Medien verfolgt habe, hat mich das Schicksal der Frau emotional mitgenommen.

Der Fall Corinne Maier ist ähnlich. In den Mittelpunkt der Story rücken Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Dieses heikle Thema hat Thiele gekonnt aufgegriffen und glaubwürdig umgesetzt. Mir hat die Handlung an so manchen Stellen die Tränen in die Augen getrieben. „Die Wahrheit der Dinge“ wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen.

Aber nicht nur die Geschichte um Corinna hat mich tief erschüttert. Auch das Leben des Richters Frank Peterson zerbricht unter anderem an diesem Fall und stimmte mich sehr nachdenklich.

Markus Thiele versteht es, die Vorkommnisse emotional und bildhaft zu beschreiben. Sehr flüssig und spannend erzählt er die Geschichte um die Kriminalfälle und deckt so nach und nach dunkle Geheimnisse auf, die nicht nur eine Familie zerstört haben. Dabei zeichnet er sämtliche Figuren sehr realistisch und glaubwürdig.

Markus Thiele kratzt mit seinem Roman „Die Wahrheit der Dinge“ an den Grundfesten unserer Moralvorstellungen. Es zeigt sich, dass Recht nicht immer Gerechtigkeit bedeutet. Doch lässt sich damit jegliches Handeln rechtfertigen?

Persönliches Fazit: Ich kann für „Die Wahrheit der Dinge“ nur eine Leseempfehlung aussprechen. Hier kommt jeder auf seine Kosten. Für mich war es definitiv nicht das letzte Buch des Autors.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Gelungener Auftakt

Die Hexenjägerin - Der Zirkel der Nacht
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Ich bin tatsächlich kein Fan von YouTube, war es aber mal. Ich konnte mir stundenlang Wasserrutschen-Videos anschauen. Und das war das Problem: Ich habe zu viel Zeit in unnütze Dinge investiert.

Für Robin ...

Ich bin tatsächlich kein Fan von YouTube, war es aber mal. Ich konnte mir stundenlang Wasserrutschen-Videos anschauen. Und das war das Problem: Ich habe zu viel Zeit in unnütze Dinge investiert.

Für Robin ist es die Passion. Zuerst war es nur eine Möglichkeit, damit sie sich nach Einsätzen ihre Fehler ansehen und analysieren kann. Doch dann wurde es zum Beruf. Sie bekommt ihre Rache, verdient Geld und vernichtet zeitgleich das Böse. Sie hat ihre Kamera immer und überall dabei. Ein Leben ohne diese ist kaum möglich. Doch Robins Videos sind kein Fake, sie sind real und allgegenwärtig. Robin jagt schwarze Hexen und „neutralisiert“ sie.

Ich muss sagen, dass mich das Buch direkt angesprochen hat. Hexen haben mich seit jeher interessiert. Und als Robin aka MalusDomestica mich fragte, ob ich ihr helfen möchte, da konnte ich sie ja nicht im Stich lassen, oder?
Sie faszinierte mich von Anfang an. Sie ist eine unglaublich starke Hauptprotagonistin, die es nicht immer leicht im Leben hatte. Daher fällt es ihr auch schwer, jemanden an sich ranzulassen. Zurück in ihrer Heimatstadt Blackfield trifft sie auf neue und alte Freunde.
Da hätten wir Joel, schwul und liebenswert, er kennt Robin von klein auf. Er konnte mich direkt mit seinem Humor einnehmen.
Als weitere Person wäre da noch Kenway. Ein frühpensionierter Soldat, der Robin jedoch uneingeschränkt glaubt und sie unterstützt.
Kommen wir zu meiner Lieblingsperson: Wayne. Ein 10-jähriger Junge, der gerade erst mit seinem Vater hergezogen ist. Er hat bereits eine Menge erlebt und dennoch hat er nie den Glauben an das Gute verloren. Wayne scheint erwachsener zu sein, als er wirkt. Dennoch bewundere ich ihn für sein Durchhaltevermögen und für seinen Mut.
Neben den erwähnten Hauptcharakteren gibt es auch noch zahlreiche Nebenprotas. Die Autorin hat sich hier richtig viel Mühe gegeben und jedem eine Aufgabe zugeteilt. Daher sind alle Figuren für die Story wichtig. Das hat mir sehr gut gefallen.

Die Geschichte selbst wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Wir haben Kapitel aus der Sicht von Robin, Wayne, Joel, Kenway und der Hexen. Ich fand dies sehr vielfältig und einfallsreich, da sich so die Spannung gesteigert hat. Anfangs wusste ich nicht genau, wieso jetzt genau dieser Charakter erwähnt wird. Doch zum Ende hin hat sich alles zusammengefügt, es war überraschend und harmonisch.

Der Schreibstil der Autorin war sehr flüssig und das Buch ließ sich gut lesen. Jedoch hat mich eine Kleinigkeit gestört: Hin und wieder wurden Gegenstände mit Geräuschen betitelt. So als würde man zu einem Kind sagen: „Schau mal, da ist die Kuh…. wie macht die Kuh? Genau, muh.“ Deswegen machte das Auto brumbrum, die Uhr ticktack ticktack. Zuerst war es amüsant, dann aber nur noch lästig.

Persönliches Fazit: Ich fand das Buch sehr gut, dennoch ist meiner Meinung nach noch nicht all zu viel passiert. Es gab hin und wieder ein paar Spannungsmomente, doch der eigentliche Showdown hat gefehlt. Da es sich jedoch um den ersten Band einer Reihe handelt, denke ich, dass die Geschichte selbst sich von Buch zu Buch noch steigern wird. Ich empfehle das Buch gern Fantasy-Fans, aber auch die Krimileser kommen nicht zu kurz. Es ist eine bunte Mischung aus allem, daher für viele Leseratten geeignet.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Aktuelles Thema super umgesetzt

In Aufruhr
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Es ist Ende der 50er Jahre in Sunnylakes, Kalifornien, als Ruby, die schwarze Haushälterin, die Kinder ihrer Arbeitgeber alleine im Haus vorfindet - die Küche voller Blut. Statt Hilfe von der Polizei zu ...

Es ist Ende der 50er Jahre in Sunnylakes, Kalifornien, als Ruby, die schwarze Haushälterin, die Kinder ihrer Arbeitgeber alleine im Haus vorfindet - die Küche voller Blut. Statt Hilfe von der Polizei zu erhalten, wird sie direkt als Tatverdächtige festgenommen, doch es gibt keine Leiche. Wo ist ihre Chefin Joyce Hanley, und was ist mit ihr passiert?

Zitat S. 40:
Viele Frauen wie sie sind in eine solche Zelle geschafft worden und nie wieder herausgekommen, jedenfalls nicht so, wie sie hineinkamen.

In einer von Männern dominierten und rassenfeindlichen Zeit, hat Ruby es als schwarze Frau doppelt so schwer. Doch sie will etwas ändern, nicht länger weggucken, für ihre und die Rechte aller Frauen kämpfen, und so hilft sie Detective Mick Blanke bei der Aufklärung dieses ominösen Falls.

Zitat S. 217:
Wenn ich sein Anker sein soll, wann bin dann je ich mit dem Fliegen an der Reihe, mit der Erfüllung meiner Träume?

In dem ersten Roman der Autorin wird Rassenfeindlichkeit und der Stellwert der Frau stark thematisiert. Es gibt drei Perspektiven: die von Ruby, von Detective Blanke und rückblickend von der verschwundenen Joyce Hanley. So bekommt man als Leser einen direkten Einblick in die verschiedenen Probleme und Denkweisen, die Geschlecht und Hautfarbe mit sich bringen. Ist Joyce einfach durchgebrannt, oder ist ihr etwas zugestoßen? Diese Frage beschäftigt einen über das ganze Buch, denn beides kann man nachempfinden. Der Einstieg ist damit direkt voller Spannung und Vesper kann diese bis zum Schluss aufrechterhalten, denn im idyllischen Sunnylakes liegen so einige Geheimnisse vergraben. Detective Blanke stößt auf Lügen und Vertuschungen. Aber die unscheinbare, schwarze Putzhilfe bekommt mehr mit, als es für sie gut ist.

Persönliches Fazit: Ein gelungener Kriminalroman mit einem (leider) immer noch hochbrisanten und aktuellen Thema. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Solides Debüt

Grimme Stunden
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Zwar habe ich Harper Lees „Wer die Nachtigal stört“ verwerflicherweise noch immer nicht gelesen, aber es steht ganz weit oben auf meiner Liste der 100 Bücher, die ich definitiv lesen muss. Das und der ...

Zwar habe ich Harper Lees „Wer die Nachtigal stört“ verwerflicherweise noch immer nicht gelesen, aber es steht ganz weit oben auf meiner Liste der 100 Bücher, die ich definitiv lesen muss. Das und der vielversprechende Klappentext haben mich sehnsüchtig auf Casey Ceps „Grimme Stunden“ warten lassen. Nun ja, die Vorfreude war groß, letztendlich konnte mich das Buch aber leider nicht gänzlich überzeugen. Wahrscheinlich vor allem, weil ich mir eine ganz andere Vorstellung vom Buch gemacht hatte.

Casey Cep erzählt die True-Crime-Story um Reverend Willie Maxwell aus einer anspruchsvollen, berichtenden Perspektive, die rein sprachlich betrachtet wirklich toll angelegt ist. Inhaltlich hätte ich mir jedoch gewünscht, dass sich das Buch sehr viel mehr auf den Kriminalfall beziehungsweise Harper Lees Recherchearbeit konzentriert. Cep schweift sehr oft in historische sowie politische Zusammenhänge ab, die zwar einerseits sicherlich interessant sind und anderseits stellenweise zum Verständnis der gesellschaftlichen Hintergründe beitragen, für meinen Geschmack aber oftmals zu weitreichend sind. Zumal es sowohl der Story als auch dem Verständnis an sich keinen Abbruch getan hätte, diese Ausführung auf ein knackiges Minimum zu reduzieren.

Cep strukturiert ihr Buch in drei eigenständige Teile. Jeden dieser Blöcke widmet sie der Geschichte eines Charakters, beginnend mit William Maxwell, über dessen Anwalt Tom Radney, hin zu Harper Lee, die den Fall aufgreifen und für ihr zweites Buch aufbereiten will. Zwar schafft es Cep immer wieder Fäden zwischen den Abschnitten zu spannen, letztendlich könnte aber jeder dieser Teile gut und gerne einzig für sich allein stehen. Ich hätte mir eine (nicht drei) stringente Schilderung der Ereignisse gewünscht, in der dieser True-Crime-Fall beispielsweise einzig vor dem Hintergrund der Recherchearbeit Harper Lees oder aus der juristischen Perspektive erzählt wird. Schlussendlich will ich aber unbedingt festhalten, dass Casey Cep mit dem Fall William Maxwell eine wirklich gute Wahl getroffen hat, da es hier nicht einfach um die Geschichte eines Mörders geht. Es geht um so viel mehr: Rassendiskriminierung, Gewalt, Selbstjustiz, Macht, Erfolg und den Kampf um Freiheit.

Persönliches Fazit: Mit „Grimme Stunden“ liefert Casey Cep ein solides Debüt, das mich persönlich allerdings nicht vom Hocker gerissen hat. Trotzdem gibt der Fall William Maxwell einiges her und ist an sich wirklich interessant. True-Crime-Fans, die offen für eine ausschweifende Erzählung sind, kommen sicherlich voll und ganz auf ihre Kosten.

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Veröffentlicht am 21.04.2021

Großartige Adaption

Dracula (Graphic Novel)
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Wer es eher düster und beängstigend mag, sollte unbedingt zur Graphic Novel (nach Bram Stokers) "Dracula" greifen.

Ob man nun den Klassiker kennt oder gänzlich ohne Vorkenntnisse an dieses Werk geht, ...

Wer es eher düster und beängstigend mag, sollte unbedingt zur Graphic Novel (nach Bram Stokers) "Dracula" greifen.

Ob man nun den Klassiker kennt oder gänzlich ohne Vorkenntnisse an dieses Werk geht, ist beinahe irrelevant, denn man wird hier positiv überrascht.

George Bess hat mit seiner Adaption der legendären Vampirgeschichte ein faszinierendes Lesevergnügen geschaffen. Dabei hält er sich im Wesentlichen an die Originalvorlage und liefert derart kunstvoll inszenierte Kontraste, dass man optisch wie inhaltlich bestens unterhalten wird. Spannende Dialoge, unheimliche Geschöpfe, ein viktorianisches Setting und ausdrucksstarke Schwarz-Weiß-Zeichnungen machen das Buch in seiner hochwertigen Aufmachung zu einem großartig illustrierten Albtraum - im positiven Sinne.

Unbedingt mal näher ansehen!

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