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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.08.2017

Tolle Idee, aber leider nicht durchgängig überzeugend

Die Verlassene
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Stell Dir vor, du kommst nach Hause und dein Partner, den du liebst, ist spurlos verschwunden. Fast so, als ob es ihn niemals gegeben hätte. Mit ihm verschwinden aber auch alle Fotos und Erinnerungsstücke. ...

Stell Dir vor, du kommst nach Hause und dein Partner, den du liebst, ist spurlos verschwunden. Fast so, als ob es ihn niemals gegeben hätte. Mit ihm verschwinden aber auch alle Fotos und Erinnerungsstücke. Der Psychothriller "die verlassene" von Mary Torjussen klingt daher erst einmal vielversprechend.

Zum Inhalt:

Großbritannien. Hannah wird von ihrem Freund verlassen. Still und heimlich verschwindet Matt aus ihrem Leben und nimmt alle seine Sachen mit. Aber nicht nur das. Er löscht alle Fotos, SMS, Mails und Telefonnummern auf Hannahs Telefon und ihrem iPad. Er hinterlässt keine einzige Erinnerungen an ihre gemeinsamen vier Jahre.

Hannah begibt sich auf die Suche nach Matt. Obwohl sie im Grunde sehr karrierebewusst ist, vernächläßigt sie ihren Job und auch sich selbst. Als plötzlich merkwürdige SMS auf ihrem Telefon erscheinen und unerklärliche Dinge in ihrer Wohnung passieren, die mit Matt in Verbindung zu stehen scheinen, intensiviert sie ihre Anstrengungen ihn zu finden.

Mein Eindruck:

Dieser Psychothriller lebt von einer immerwährenden Grundspannung. Sehr kurze Kapitel und ein angenehmer Schreibstil, verleiten zu einem raschen Lesetempo.

Die Situation in der Hannah feststellt, dass ihr Freund spurlos verschwunden ist, ist hervorragend beschrieben. Im Mittelteil verlangsamt sich die Handlung etwas und der Verlauf erscheint etwas schleppend. Es geht phasenweise nicht so wirklich voran.

Die Auflösung hingegen ist wiederum sehr temporeich und setzt der Geschichte ein I-Tüpfelchen auf. Spätestens hier wird Hannahs Charakter in ganzer Bandbreite offenbart. Durch die Ich-Perspektive, in der Hannahs Geschichte erzählt wird, wird ihre Verzweiflung und ihre Entwicklung sehr deutlich beschrieben. Ihre Gefühls- und Gedankenwelt ist als Leser spannend zu beobachten. In weiten Teilen handelt sie plausibel, wenngleich einige Punkte für mich aber nicht ganz nachvollziehbar waren.

Fazit:

"die verlassene" konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Die Idee des Buches hat mich durchaus begeistert. Die Grundspannung motiviert zum Weiterlesen. Trotzdem schwächen einige Dinge im Handlungsverlauf und in Hannahs Entwicklung und Denken meine Begeisterung leider ab.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Tiefgehende Charaktere, ihre (ver)zweifelnde Liebe zueinander und Computercode

Heartware
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„HEARTWARE“ von Jenny-Mai Nuyen ist ein Thriller anderer Art. Wer besonders tiefgreifende und etwas andere Charaktere mag, wird hier goldrichtig aufgehoben sein, denn es handelt sich eben nicht um einen ...

„HEARTWARE“ von Jenny-Mai Nuyen ist ein Thriller anderer Art. Wer besonders tiefgreifende und etwas andere Charaktere mag, wird hier goldrichtig aufgehoben sein, denn es handelt sich eben nicht um einen temporeichen Actionthriller. Das Mitfühlen und Miterleben der Geschichte aus Sicht der Charaktere steht hier vollkommen zu Recht im Mittelpunkt, was mindestens ebenso mitreissend ist.

Zum Inhalt:

Adam Eli, ein junger Mann mit krimineller Vergangenheit, hält sich als Ghostwriter über Wasser. Er hängt in einer Dauerschleife, in der ihn eine einfache und kurze Email aufrüttelt, die ihn auffordert, nach seiner ersten und einzigen Liebe Willenya zu suchen. Adam hatte sie in einem Bootcamp in Bolivien kennen und lieben gelernt, in das er wegen Dealens mit Medikamenten in seiner Schule geschickt worden war. Auch Willenya hatte eine kriminelle Vergangenheit. Gemeinsam flüchteten Sie aus dem Camp und brachen kurz darauf in ein Haus ein, um einen Computer zu stehlen. Dabei wurden sie bei einer Schießerei voneinander getrennt. Während Adam in einem Gefängnis landete, verschwand Willenya spurlos aus seinem Leben.
Mit der eingehenden Email werfen sich alle Fragen und Zweifel der Vergangenheit wieder in den Vordergrund. Hatte Willenya ihn damals verraten ? Hatte sie ihn wirklich geliebt oder vielleicht doch nur ausgenutzt ?
Er beginnt eine wilde Suche über den halben Globus, um Willenya zu finden und seine offenen Fragen zu beantworten. Ihm zur Seite steht Mariel Marigny, die als Hackerin und Expertin für Datensicherheit von ihren Auftraggeber zur Seite gestellt wird. Dabei rückt auch der damals gestohlene Computer in den Mittelpunkt.

Mein Eindruck:

Schnell wird klar, dass es hier kein herkömmlicher Thriller mit schnellen und hektischen Morden oder Mordermittlungen handelt. Vielmehr stehen hier die Charaktere und ihre Geschichte im Mittelpunkt. Zwei Personen mit einer schwierigen Kindheit entwickeln im tropischen Bolivien eine sehr intensive, wenn auch eine sehr spezielle Beziehung zueinander. Diese erste Liebe lässt Adam auch nach seiner Rückkehr aus dem Gefängnis nicht los. Der Autorin Jenni-Mai Nuyen gelingt es eindrucksvoll, Adams Gedanken- und Gefühlswelt und diese schwer zu umreissende Liebesbeziehung in Szene zu setzen.
Dabei setzt sie diese Menschen in eine spannende Handlung ein, die ebenso speziell und hintergründig zu beschreiben ist. Hierzu verwendet sie einen flüssigen und sehr gut lesbaren Schreibstil, der selbst schwierige und diffuse Situationen und Hintergründe absolut verständlich und anschaulich auf den Punkt bringt. Insgesamt stellt sich mir die Handlung über alle Kapitel hinweg durchdacht und miteinander verknüpft dar. Abschnitte mit tieferen Einblicken in die Charaktere wechseln mit rasanten und mit Action geladenen Szenen ab. Leider leidet an einigen Stellen die Spannung unter den - wenn auch sehr interessanten Charakterbeschreibungen.
Das Thema des Thrillers - es geht letztlich um künstliche Intelligenz - schwingt im Kopf nach. Man kann und sollte sich selbst schon die Frage erlauben, welches Stadium der künstlichen Intelligenz wir heute erreicht haben und wer die Gewinner und die Verlierer eines solch mächtigen Computerprogramms sein könnten.

Fazit:

„HEARTWARE“ von Jenny-Mai Nuyen möchte ich mit einer Bewertung von 4 Punkten für Charakterliebhaber empfehlen.

Veröffentlicht am 22.07.2017

Mit einer lustigen Truppe auf spannender Mission

Wächter der Meere, Hüter des Lichts
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„Wächter der Meere, Hüter des Lichts“ von Oliver Schlick macht einfach Spaß. Das Jugendbuch begeistert vor allem durch witzige Charaktere und eine spannende Geschichte. Der Leser wird an beschauliche Küstenorte ...

„Wächter der Meere, Hüter des Lichts“ von Oliver Schlick macht einfach Spaß. Das Jugendbuch begeistert vor allem durch witzige Charaktere und eine spannende Geschichte. Der Leser wird an beschauliche Küstenorte entführt und wird eingeladen, sich einer lustigen Truppen auf höherer Mission für eine bessere Welt anzuschliessen. Das Buch kann einfach nur genossen werden, man kann aber ebensogut mitfiebern und miträtseln.

Zum Inhalt:

Rebecca ist 16 Jahre alt, als sie plötzlich Stimmen in ihrem Kopf hört. Als sie auch noch Musik in Farben sehen kann, fürchtet sie, den Verstand zu verlieren. Ihre Pflegeeltern bringen sie in ein psychologisches Institut. Dort tauchen plötzlich einige Typen auf, die Rebecca aus dieser geschlossenen Anstalt befreien wollen. Was sie von ihnen als Erklärung zu hören bekommt, klingt verrückt. Dennoch schließt sich Rebecca ihren Befreiern an, da sie aus einem Gefühl heraus weiß, dass es richtig ist. Sie wird Teil eines Geheimbundes, der vor allem aus Leuchtturmwärtern besteht. Doch sind sie nicht nur Leuchtturmwärter. Sie haben auch eine besondere Mission, in der Rebecca eine Schlüsselrolle spielt. So erlebt Rebecca mit den Wächtern und einem äußert attraktiven Jungen eine abenteuerliche Reise, in der es um eine uralte Prophezeiung und den Kampf zwischen Gut und Böse geht.

Mein Eindruck:

Das Lesen dieser Geschichte macht einfach Spaß. Während Rebecca an sich eine recht normale Teenagerin ist, handelt es sich bei den Wächtern einfach nur um schrullige Typen, die allesamt liebenswerte Eigenarten und Verrücktheiten haben. Kaum vorstellbar, dass diese komische Truppe, die mit so viel Humor unterwegs ist, eine höhere Mission zu erfüllen haben. Aber gerade diese Zusammensetzung macht den Reiz dieser Geschichte aus.

Die Spannung entsteht bereits im Prolog und zieht sich durch das ganze Buch hindurch. Sie lebt von einer immer währenden Gefahr durch die Gegenspieler und einem Verräter in den eigenen Reihen. Der Leser ist geneigt, selbst zu rätseln, wer aus dieser Truppe untergraben hat. Die Hintergründe der Mission und die jahrtausendealte Prophezeiung werden nachvollziehbar beschrieben und fügen sich wie ein passendes Puzzlestück in die Handlung ein.

Der Schreibstil ist hervorragend. Die rund 400 Seiten lesen sich sehr flüssig und an vielen Stellen, muss man einfach mal Schmunzeln und Lachen. Die Beschreibungen der Handlungsorte vermitteln sehr oft eine ganz besondere Atmosphäre und verleihen der ganzen Geschichte einige magische Momente.

Fazit:

Dieses Jugendbuch möchte ich uneingeschränkt empfehlen.

Veröffentlicht am 20.07.2017

Wenn vergrabene Wahrheiten und Lügen eine erschreckende Familiengeschichte offenbaren

Hundert Lügen
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Alice Gabathuler hat mich mit „Hundert Lügen“ überzeugt. Es ist eine bis ins kleinste Detail verwobene und mit Hochspannung versehene Familientragödie, die zum Nach- und Mitdenken einlädt. Das Mitfiebern ...

Alice Gabathuler hat mich mit „Hundert Lügen“ überzeugt. Es ist eine bis ins kleinste Detail verwobene und mit Hochspannung versehene Familientragödie, die zum Nach- und Mitdenken einlädt. Das Mitfiebern fällt dank eines flüssigen Schreibstils leicht. Dieses Buch ist nicht nur für Teenager, sondern auch für die etwas ältere Generation gut geeignet.

Zum Inhalt

Manon war fünf. Kris war sieben Jahre alt, als Ihr Vater beide zum Ferienstart in ein Sommercamp geschickt hat. Waren sie vorher noch unzertrennliche Geschwister, die gemeinsam als Prinzessin und Drache eine unbeschwerte Kindheit erlebt hatten, änderte dieser Sommer alles und die gesamte Familie brach in der Folge zusammen. Beide Kinder verdrängten in den kommenden zehn Jahren ihre Vergangenheit und die Geschehnisse im Sommercamp. Kris läuft vor seinem inneren Drachen davon und Manon quält sich mehr schlecht als recht durch ihr Leben.
Plötzlich werden sie zu ihrem Vater zitiert. Stig, ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, sieht seine Familie bedroht und möchte sie im Umfeld seines großen Sicherheitsteams wissen. Hierbei kommen Kris und Manon nach einigen Jahren erstmals wieder in engeren Kontakt und können ihre verdrängten Erlebnisse miteinander austauschen. Doch letztlich wiederholt sich die Geschichte und Kris und Manon geraten dabei nicht nur in große Probleme, sondern werden auch schlimmen Taten verdächtigt. Sie müssen auf ein Leben zurückblicken, dass vor allem aus Lügen und Geheimnissen bestand.

Mein Eindruck:

Ich habe diese Geschichte verschlungen. Aus zwei zunächst etwas ungewöhnlich wirkenden Jugendlichen, die beide mit ihrer Vergangenheit hadern, entwickeln sich rasch zwei liebenswerte Persönlichkeiten. Kern aber ist ein Gerüst aus unausgesprochenen Wahrheiten. Das Leben der beiden besteht fast ausschliesslich aus vergrabenen Wahrheiten und Lügen. Beide leiden unter der verdrängten Vergangenheit, ohne wirklich zu wissen, was in diesem Sommercamp wirklich passiert war und warum schließlich ihre Familie daran zerbrochen ist. Dass sich beide nun nach zehn Jahren im Teenageralter wieder näher kommen und dabei über ihren eigenen Schatten springen, hat mich sehr berührt.
In der sehr spannenden zweiten Hälfte des Buches überschlagen sich die Ereignisse und die versteckten Wahrheiten der Vergangenheit kommen nach und nach an die Oberfläche. Die Geschehnisse in der Gegenwart, aber auch die der Vergangenheit sind sehr fein miteinander verwoben und hervorragend konstruiert. Sowohl Handlung als auch die Hintergründe fesselten mich daher über das gesamte Buch.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gefallen. Er ist dem Alter der Protagonisten und der Leser angepasst und zu jedem Zeitpunkt flüssig. Die Geschichte wird ausschließlich aus der Perspektive von Kris bzw. Manon beschrieben. Vor allem aber die Beschreibung der Vergangenheit aus der Sicht der damals fünf- bzw. siebenjährigen Kinder findet meine hohe Beachtung.
Das Ende der Geschichte und ihre Auflösung haben mich nachdenklich zurückgelassen. Nicht nur, dass ich mir das weitere Leben der Charaktere vorstelle, sondern stelle ich mir vor allem folgende Frage: Ist es wirklich etwas Wert, den beruflichen Erfolg über die Familie zu setzen oder sollten wir unsere Wertigkeiten ab und an einfach mal überdenken ?

Mein persönliches Fazit:

Eine rundum gelungene Geschichte. Sympathische Charaktere werden durch eine exzellente Handlung und hoher Spannung und einem tollen Schreibstil in Szene gesetzt. Dieses Buch möchte ich mit gutem Gewissen weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Wenn der Zug zum Stehen kommt

Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.
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Psychologisch wertvolle Charaktere und eine Handlung, die in kleinen Schritten die Wahrheit offenbart.

Zum Inhalt:

Rachel, eine vom Alkoholkonsum beeinträchtigte Frau, fährt mit dem Zug jeden Tag an ...

Psychologisch wertvolle Charaktere und eine Handlung, die in kleinen Schritten die Wahrheit offenbart.

Zum Inhalt:

Rachel, eine vom Alkoholkonsum beeinträchtigte Frau, fährt mit dem Zug jeden Tag an ihrem alten Wohnhaus in Witney vorbei. Sie beobachtet dabei ein Paar in einem anderen Haus und stellt sich vor, welch eine glückliche Beziehung die beiden führen. Eines Tages wird dieses Bild des Glücks erschüttert, als Rachel etwas Außergewöhnliches beobachtet. Kurze Zeit später sieht sie die Megan, die Frau aus ihren Beobachtungen, in der Zeitung. Sie wird vermisst und Rachel beginnt, sich für diese Sache zu interessieren.

Mein Eindruck:

Der Roman ist in Tagesabschnitten strukturiert und die Handlung wird ausschließlich in der Ich-Perspektive der Hauptpersonen beschrieben. Hierbei entsteht ein sehr eindringliches Bild der handelnden Charaktere, was ich sehr positiv herausheben möchte. Über allem steht die Frage, was mit Megan passiert ist und langsam schält sich die Wahrheit in kleinen Schritten heraus. Dabei ist das Buch zu keinem Zeitpunkt langweilig. Die Spannung wird permanent auf einem hohen Niveau gehalten und der Abschluss ist zwar ca. 100 Seiten vor Schluss schon abzusehen, doch überrascht er mit hohem Nervenkitzel.

Die Handlung baut sich aus einer alltäglichen Situation heraus auf und findet schnell ihren ersten Höhepunkt. Ich habe sofort mit Rachel mitgefiebert, auch wenn sie als bemitleidenswerte Person mit einigen durch Alkohol verursachten Erinnerungslücken dargestellt wird. Insgesamt sich alle Personen sehr detailliert und tiefgründig gezeichnet. Ihre Beziehungen der hier agierenden Paare basieren auf einem alltäglichen Leben, wobei hier Untreue, Eifersucht und Mißtrauen eine bedeutende Rolle spielen.

Fazit:

Eine wunderbarer Roman, der mit alltäglichen Personen eine spannende Geschichte über Liebe, Eifersucht, Misstrauen, Lügen und Mord beschreibt.