Cover-Bild Heartware
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14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 21.07.2017
  • ISBN: 9783499267079
Jenny-Mai Nuyen

Heartware

Erst verdunkelt sie dein Herz, dann die ganze Welt?
Adam Eli hat seine Chance genutzt: Er ist erfolgreicher Ghostwriter, tut alles, um seine kriminelle Jugend vergessen zu machen. Eines verbindet ihn noch mit seinem alten Leben: Seine große Liebe Willenja. Die letzte Begegnung liegt lange zurück, bis heute weiß er nicht, ob sie es war, die ihn damals verriet.
Antwort darauf verspricht der Internettycoon Balthus - wenn Adam sich an der Suche nach Willenja beteiligt. Denn die junge Frau hat den Prototyp einer künstlichen Intelligenz gestohlen. Um Geld zu erpressen? Oder vielleicht sogar einen Terroranschlag zu verüben?
Eine atemlose Jagd von den Urwäldern Boliviens über Dubai bis Tokio beginnt …
«Jenny-Mai Nuyen gehört in die oberste Riege deutscher All-Age-Autoren.» (Bild am Sonntag)
«Jenny-Mai Nuyen schreibt sehr sinnlich, eine ihrer Stärken liegt im Beschreiben des Atmosphärischen.» (Tages-Anzeiger)

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.07.2017

Wenn des Rätsels Lösung nicht offensichtlich ist ...

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Kurzbeschreibung
In jungen Jahren lernte Adam Eli, mittlerweile ein Ghostwriter mit dubiosen Aufträgen Willenya kennen.
Sie war schon von Kind auf damit beschäftigt andere zu beklauen, da sie nichts anders ...

Kurzbeschreibung
In jungen Jahren lernte Adam Eli, mittlerweile ein Ghostwriter mit dubiosen Aufträgen Willenya kennen.
Sie war schon von Kind auf damit beschäftigt andere zu beklauen, da sie nichts anders von ihrer Mutter gelernt hatte. Bei einem Coup wurde sie erwischt und auch wie Adam in ein Boot Camp im Amazonischen Regenwald verfrachtet. Dort an genau diesem Ort passierte etwas, was beide nicht nur voneinander trennt, sondern auch Adam in die Bolivianische Gefangenschaft brachte, in der er eine ganze Zeit lang darauf wartete, zu erfahren ob ihn Willenya verraten hat.

Eines Tages wieder zurück in einem fast geregelten leben, was angesichts der Tatsache das Adam dies verabscheute, im Moment genau das ist, was er versucht mit seinen Ghostwriter Fähigkeiten zu durchbrechen, bekommt er eine dubiose Nachricht in der der Absender auf Willenya anspielt und von Adam die mithilfe will, das er Willenya auffindet.

Warum und weshalb, will er Adam nicht verraten und ein aufregendes Katz und Maus Spiel beginnt.



Cover
Das Cover ist Atmosphärisch Düster und gelungen mit dem Schwarz Ton und dem Hintergrund der Stadt. Dazu die Goldschrift die hier mit den Titel Neugierig macht, finde ich gelungen und passend.


Schreibstil
Die Autorin Jenny-Mai Nuyen hat einen spannenden und vor allem flüssigen Schreibstil, der einen nicht nur mitnimmt auf die spannende Frage weshalb Willenya etwas gestohlen hat was sie nicht sollte, oder ob sie damals Adam wirklich verraten hat und was ihre Motive dafür sind, das sie einfach so verschwunden war. Fragen über Fragen die in dieser Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen erzählt wird. Denn hier geht es nicht nur um Willenya und Adam, sondern auch noch um Mariel oder Jommy.
Ein Netz aus verschiedenen Strukturen hat die Autorin hier erschaffen die sich miteinander verweben und es nicht nur Fragen aufwirft, sondern auch die Antworten darauf.

Meinung
Wenn des Rätsels Lösung nicht offensichtlich ist ...

Dann sind wir bei Adam Eli der sich mit Ghostwriter Tätigkeiten über Wasser hält.
Denn sein Mittelsmann zu den dubiosen Aufträgen ist froh, jemanden wie Adam an der Hand zu haben. Die Privatschüler aus Österreich bezahlen sehr viel Geld für Hausarbeiten, gefälschte Praktikumspapiere und vieles mehr.
Deshalb ist Adam umso überraschter von seiner kriminellen Vergangenheit eingeholt zu werden in Form eines Namens.
Der Name, der ihm seit seiner Jugend nicht mehr aus dem Kopf geht und den er seit Neun Jahren nicht mehr gehört hat.
Denn eine Mail beinhaltet Material über Willenya, auch kurz Will genannt, die Adam in der Zeit des Bootcamps für schwer erziehbare Problemkinder im Amazonas Regenwald kennenlernte und verliebte sich in sie.
Was er zu dem Zeitpunkt nicht wusste war, das Will bei einem geplanten Coup, wo sie Adam mitnahm nicht mehr da war. Denn der Coup lief schief und Adam fand sich bei der Polizei und später im Gefängnis Boliviens wieder.
Das allein drängte in ihm die Frage auf seit damals, ob Will ihn verraten hatte und was mit ihr passierte. Fragen die er bis jetzt nicht beantworten konnte und genau da fängt die Mail an. Denn ein unbekannter hat Tonaufnahmen von Will. Die eine schwere Kindheit hatte und natürlich will Adam wissen, was der mysteriöse Auftraggeber von ihr will.

Allerdings muss er erstmal herausfinden wo Will steckt und da sollen ihm die Tonbandaufnahmen helfen. An seine Seite wird ihm Mariel Mariguy gestellt, die als Privatdetektin und frühere Beamtin für Datenschutz arbeitet. Der ist nicht davon begeistert mit jemanden zusammenzuarbeiten und doch werden die zwei ein Team. Nur weshalb er Will suchen soll ist noch nicht erklärt.

In der Zwischenzeit bekommen wir einen Einblick zu Clementine Shell die sich hinter einem Pseudonym versteckt und auf der Flucht ist, denn man ist ihr auf den Fersen. Sehr viele wollen was sie hat und somit scheint sie nirgends sicher zu sein.

Was die beiden miteinander zu tun haben. Nun sagen wir es mal so, laut Prolog steht ein Schock der Welt bevor in Form eines totalen Kollapses der Rechenzentren die allesamt in den Großstädten explodiert sind, wie auch jegliche Abkapselung der Satelliten. Nichts war mehr erreichbar und alle lag lahm. Die Ausschreitungen und Plünderungen nahmen zu und keiner wusste weshalb dies geschah.

Deshalb lest diese Geschichte denn hier geht es um mehr als dir Frage des Menschsein, die Frage nach der Technik oder nach den Motiven. Es ist ein vielschichtiger Roman mit vielen verschiedenen Beweggründen bis hin zum Ende das mich begeistert hat.

Fazit
Absolut gelungen!!!
Wenn alles angezweifelt werden darf, dann sind wir bei Adam Eli der die Wahrheit sucht...

5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 08.08.2017

Ein Thriller mit erstaunlichem Tiefgang

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Bevor ich mit meiner Rezension beginne, warne ich vor leichten Spoilern, die der Text beinhalten wird. Ich werde nicht über den Fortgang der Handlung sprechen, aber zentrale Thematiken, die erst später ...

Bevor ich mit meiner Rezension beginne, warne ich vor leichten Spoilern, die der Text beinhalten wird. Ich werde nicht über den Fortgang der Handlung sprechen, aber zentrale Thematiken, die erst später im Buch erörtert werden, aufgreifen. Wer also wirklich gar nichts über diesen Roman wissen möchte, sollte hier nicht weiterlesen. Alle anderen lade ich dazu ein, sich eine Tasse Kaffee zu schnappen, es sich in einem Sessel gemütlich zu machen und die höchste Aufmerksamkeitsstufe zu aktivieren - wir haben viel zu besprechen, denn dieser Thriller ist keine leichte Kost. Entsprechend schreibe ich auch keine klassische Rezension zu diesem Buch, sondern eher eine Besprechung mit Diskussion.



Die Definition der Freiheit

Wir sind alle Geschöpfe Gottes, sagt die Philosophin Catharine Macaulay (02.04.1731 - 22.06.1791). Als er uns geschaffen hat, hat Gott uns allen die Vernunft geschenkt. Mit Hilfe dieser Vernunft, so ist es Gottes Wille, sind wir in der Lage, gut und böse zu unterscheiden und uns für das Gute zu entscheiden. Als Anhängerin des Postmillenialism geht Macaulay davon aus, dass der einzelne Mensch und die Menschheit als Ganze stetig tugendhafter wird, bis schließlich alle Menschen tugendhaft sind und ein tausendjähriges Reich Gottes voller Glück auf uns wartet, eingeläutet vom zweiten Erscheinen von Christus. Sie hielt die Französische Revolution für den Beginn dieses tausendjährigen Reiches und verstarb, ehe sie die grausame Wendung miterleben konnte. Zentraler Kern ihrer Philosophie ist, dass Gott uns den freien Willen gegeben hat, so dass wir uns zwischen gut und böse entscheiden können. Dass es das Böse gibt, liegt daran, dass wir nur im Kampf gegen das Böse zu wahrer Tugendhaftigkeit gelangen können. Das Gute wiederum ist der Wille Gottes. Ihn zu erkennen bedeutet, Freiheit zu erfahren. Der wahrhaft freie Mensch wird sich also immer für das Gute entscheiden. Wer sich für das Böse entscheidet, ist nicht frei. In Macaulays Lehre ist es dem vernünftigen Menschen unmöglich, sich nicht für das Gute zu entscheiden. Und weil das so ist, ist es unaufhaltsam, dass wir den Zustand weltweiter, endgültiger Glückseligkeit erreichen werden.

Warum erzähle ich euch das? Jenny-Mai Nuyen hat ihren Roman in drei Teile aufgeteilt und der letzte ist hochgradig philosophisch. Schon vorher begegnen wir sozialistischen Gedanken und es wird schnell klar, dass es hier irgendwie um Größeres geht. Doch erst im letzten Teil wird klar, wie groß dieses Größere eigentlich ist. Durch das ganze Buch ziehen sich Andeutungen, wie mächtig jene sind, die den Informations- und Technikvorsprung haben. Der bereits im Klappentext erwähnte Internettycoon Balthus bspw. hat ein wahrhaft grauenerregendes Programm geschrieben, welches auch von der Hauptperson Adam Eli genutzt wird, um nicht ganz legale Recherchen anzustellen. Wer Programme schreiben, nutzen und verkaufen kann, hat die Macht. Im Nachteil sind wie immer jene, denen die Bildung und das Geld dazu fehlt. Die Welt ist ungerecht. Warum ist sie ungerecht? Weil die Menschen ihren negativen Trieben nachgehen und andere nicht gleichberechtigt beteiligen. Am Ende werden wir mit der These konfrontiert, dass es unmenschlich ist, kein Mitleid mit seinen Mitmenschen zu haben (eine These, die auch schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel hat) und dass wahre Menschlichkeit darin besteht, sich, wird man vor die Wahl gestellt, für den guten Teil in sich zu entscheiden. So könnten alle sich demokratisch an Wohlstand und Wissen beteiligen. Und im Hintergrund würde ein Gott agieren, der darauf achtet, dass alle ihre Freiheit genießen können - während er gleichzeitig dafür sorgt, dass jeder Mensch motiviert ist, sich für seine Menschlichkeit, für das Gute zu entscheiden.

Freiheit wird auch hier definiert darüber, sich für das Gute, für das Richtige, für die so ausgelegte Menschlichkeit zu entscheiden. Ein Utopia, in dem alle glücklich sein können, weil alle dazu motiviert werden, sich für das Gute zu entscheiden. Na, hast du auch schon eine Gänsehaut?

Das Spannende an diesem Thriller ist, dass Nuyen uns diese Zukunftsvision präsentiert, ohne selbst klar Stellung zu beziehen. Empfindet die Autorin dies als Dystopie oder Utopie? Wie steht eigentlich die Hauptperson Adam Eli zu dieser Aussicht? Und die anderen Charaktere, die wir kennenlernen? Wir bleiben im Ungewissen. Klar ist nur, dass im Hintergrund Mächte am Wirken sind, die genau dieses Utopia anstreben - und andere, die alles, wirklich alles tun würden, um so eine Zukunft zu verhindern. Welche Seite gewinnt? Wer weiß.



Psychologische Grausamkeiten

So viel also zum philosophischen Grundgerüst. Verpackt wird das alles in einen gut funktionierenden Thriller, der auch auf psychologischer Ebene unter die Haut geht. Jede Figur, die wir näher kennenlernen, schleppt ein schweres Bündel mit sich rum. Adam Eli krankt an seiner Liebe zu Willenya, die er nur Will nennt. Er überlebt von Tag zu Tag, doch seit er sie verloren hat, hat er aufgehört zu leben. Entsprechend braucht es nicht viel, damit Marigny, die zweite Hauptperson, ihn für die Suche nach Will einspannen kann. Er hat ein offensichtlich gestörtes Verhältnis zu seinem Körper und zu anderen Menschen. Ebenso wie Marigny, die frühe Kränkungen erfahren hat und sich heute zwar ihrer weiblichen Macht über Männer bewusst ist und diese einsetzt, trotzdem aber innerlich voller Zweifel bleibt. Viel Handlung erleben wir aus der Sicht dieser beiden. Besonders erstaunlich und ein offensichtliches Zeichen für Nuyens Talent ist dabei, dass ich Marigny Teilen stets Mitleid mit ihr hatte und sie sympathisch fand, während ich sie in Elis Abschnitten und aus seinen Augen anstrengend, ja beinahe abstoßend fand. Die beiden entwickeln schnell eine sehr merkwürdige Beziehung, die getränkt ist von Misstrauen und Anziehung, wobei letzteres insbesondere Eli zu schaffen macht. Denn er will treu zu Will stehen.

Auch andere Personen haben ihre Momente, selbst wenn es nur bezahlte Mörder im Auftrag der Bösen sind. Alle sind zutiefst menschlich, alle sind auf ihre Art so eigen, wie man es nur werden kann, wenn man das eine oder andere Trauma mit sich herumschleppt.

Und dann ist da Will, die wir fast nur aus der Perspektive von anderen erleben. Je mehr man über Will lernt, je näher wir sie kennenlernen, umso weniger wird sie als Person greifbar. Sie hatte eine furchtbare Kindheit, unvorstellbar für Leser wie mich, doch als junge Erwachsene widerfährt ihr beinahe noch Schlimmeres. Die Liebe von Adam Eli wirkt wie ein Weichzeichner, man will sie mögen, doch immer wieder steht man als Leser vor Will und fragt sich: Wer ist sie wirklich? Was will sie wirklich? Lügt sie? Kann sie überhaupt noch die Wahrheit sagen? Weiß sie eigentlich noch, was die Realität ist? Ist sie Opfer oder Täter? Kann man das überhaupt klar trennen?

Wo immer wir in diesem Thriller Menschen begegnen, begegnen wir auch Sexualität. Da ist Marigny, die schamlos flirtet, um an ihr Ziel zu kommen. Da ist der böse Schatten, der Adam und Marigny folgt, der in sexistischen Begriffen von seiner Auftraggeberin spricht und generell eine stark sexualisierte Sicht auf die Welt zu haben scheint. Da sind die Wissenschaftler, die auch vor Kinderpornografie nicht zurückschrecken, solange es der Sache dient. Und natürlich sind da Adam Eli und Willenya, die trotz aller Umstände die Finger nicht voneinander lassen können. Gibt es in diesem Roman eigentlich irgendeine Figur, die nicht in irgendeiner Form ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper hat? Ich glaube fast nicht.

Es ist spannend zu sehen, wie Nuyen hier einen Kommentar zum Sozialismus mit Erörterungen über sexuelle Gewalt verknüpft und daraus einen Tech-Thriller webt. Besonders spannend wird das, wenn man es vor dem Hintergrund politikwissenschaftlicher Konzepte wie der Biopolitik sieht. Wir kennen Sozialismus nur in Form von Diktatur und Diktatur ist dann besonders leicht zu stabilisieren, wenn der Staat Macht über den Körper hat, sowohl über den politischen als auch über den menschlichen Körper. Nichts richtet so viel Schaden in der Seele der Menschen an wie die grausame Schattenseite der Sexualität. Dabei muss es gar nicht um den Geschlechtsakt als solchen gehen, wie wir auch in diesem Buch eindrücklich erfahren. Es ist eine düstere Welt, in die uns Nuyen wirft, wo selbst die zarteste, unschuldigste, aufrichtigste Liebe machtlos erscheint gegen die Grausamkeit der Umgebung.



Ein paar kritische Gedanken

Um zum Ausgangspunkt meiner Rezension zurückzukommen: Schon Macaulay hat in meiner Auffassung die Menschen falsch definiert und das geschieht auf exakt die gleiche Art und Weise im Buch. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Nuyen selbst die Auffassung nicht teilt, doch ich kann nur mit dem philosophischen Konzept ringen, welches mir präsentiert wurde, also nehme ich dies als Gegner: Ja, wir Menschen müssen uns tagtäglich mit Entscheidungen auseinandersetzen, die im Kern auf gut oder böse hinauslaufen. Ja, es wäre wünschenswert, wenn immer die Entscheidung für das Gute fallen würde. Aber: So sind wir Menschen nicht gestrickt. Das Böse gehört zu uns. Ganz essentiell zu uns. Wir sind triebhafte Menschen, von Emotionen, Hormonen, von chemischen Reaktionen gesteuert. Wir haben unsere Vernunft und können lernen, unsere negativen Gefühle zu kontrollieren. Doch wenn wir diese negativen Gefühle, die Triebe, die uns unmenschlich erscheinen lassen, unterdrücken, werden wir krank. Neid, Eifersucht, Geltungsdrang, der Wunsch, sich von anderen abzuheben, all das ist ein natürlicher Teil von uns. Weder ein christlicher Gott noch ein moderner Gott (welche Form auch immer er annehmen würde) haben das Recht, uns unsere Menschlichkeit zu nehmen. Was im dritten Teil in Nuyens Thriller entworfen wird, wäre für mich eine Dystopie.

Zum Abschluss will ich doch noch einige klassische Rezensions-Bemerkungen anbringen: Der Schreibstil ist wundervoll, zugleich eindringlich, empathisch und an passenden Stellen angemessen technisch. Die Figuren sind authentisch und menschlich und klar voneinander zu unterscheiden. Die Handlung bleibt bis zum Schluss nachvollziehbar, selbst wenn man im Dunkeln tappt, es geschieht viel, aber nie zu viel. Trotzdem bin ich am Ende mit ein paar Fragen zu viel zurückgeblieben. Ich muss nicht jede Charaktermotivation auf dem Silbertablett serviert bekommen, doch wenn ich am Ende bei jedem einzelnen Charakter zweifle, ob ich seine Motivation tatsächlich kenne und verstanden habe, bin ich unzufrieden. Die Motivation aller unwichtigen Personen ist so schlicht wie einsichtig. Die Motivation aller wichtigen Personen ist so komplex wie undurchsichtig. Ich hätte mir gewünscht, dass sich die Autorin hier ein wenig offener gezeigt hätte.



FAZIT:

Der Thriller "Heartware" von Jenny-Mai Nuyen ist nicht nur eine atemberaubend spannende Suche eines jungen Mannes nach seiner Jugendliebe, sondern eine philosophisch und psychologisch fundierte Frage danach, was es heißt, Mensch zu sein. Während im Hintergrund abstrakte Mächte, von denen man bis zum Schluss nicht weiß, wer gut und wer böse ist, die philosophische Seite der Frage aushandeln, bleibt der Fokus auf Adam Eli und seiner geliebten Willenya, um in die Tiefe der Psyche hinabzusteigen. Heraus kommt ein Roman, der sehr viel richtig mach und am Ende nur ein wenig zu viele Frage unbeantwortet lässt, um rundum gelungen zu sein. Ich spreche eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aus, denn das Buch ist gleichermaßen lehrreich wie unterhaltsam.

Veröffentlicht am 02.08.2017

Heartware

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Inhalt:
In einem bolivianischen Bootcamp für schwererziehbare Jugendliche, lernt Adam Eli, Willenya kennen und lieben. Nach ihrer Flucht aus dem Camp werden sie bei einem Einbruch erwischt und Willenya ...

Inhalt:
In einem bolivianischen Bootcamp für schwererziehbare Jugendliche, lernt Adam Eli, Willenya kennen und lieben. Nach ihrer Flucht aus dem Camp werden sie bei einem Einbruch erwischt und Willenya lässt Adam im Stich. Er verbringt 2 harte Jahre in einem bolivianischen Gefängnis.
Jahre nach seiner Rückkehr, hört er das erste Mal wieder etwas von Willenya, ihm wird die Aufzeichnung einer Therapiesitzung zugespielt mit dem Versprechen mehr zu erfahren wenn er sich auf die Suche nach Will macht, die den Prototyp einer künstlichen Intelligenz gestohlen haben soll.

Meine Meinung:
ich hätte das Buch nach den ersten Seiten fast wieder an die Seite gelegt. Der erste Satz des Klappentextes lautet: Adam Eli hat seine Chance genutzt: Er ist erfolgreicher Ghostwriter, tut alles, um seine kriminelle Jugend vergessen zu machen.
Adams Arbeit in der Gegenwart besteht darin, Bacheleorarbeiten und dergleichen für andere zu schreiben, das ist nicht minder kriminell als Medikamente verticken und Einbruch.
Aber nun gut, ich wollte doch wissen wie es weiter geht. Und das Buch konnte mich definitiv überzeugen, die Autorin konnte die Spannung zwar nicht immer halten, aber dies glich sie durch die Beschreibung der Charaktere wieder aus, immer wieder erzählt sie von den einzelnen Personen, so das ich immer mehr wissen wollte und unbedingt erfahren musste wie alles zusammenhängt, ob Adam Willenya noch liebt oder ob er nur einem längst vergangenen Traum nachjagt und nur noch erfahren kann warum sie ihn im Stich ließ. Jenny-Mai Nuygen verwebt die Schicksale vieler Charaktere miteinander und man muss sehr aufpassen und konzentriert lesen um nicht den Überblick zu verlieren, ich werte das als Pluspunkt, seichte Literatur die ohne größere Anstrengung zu lesen ist gibt es genug und seicht ist das Buch nicht, es beschäftigt sich mit einem Thema, dass schon seit langem ein kleiner Menschheitstraum ist: Künstliche Intelligenzen, ein Thema, über dass man sicher endlos diskutieren kann und das diesem Buch eine von mir so nicht erwartete Tiefgründigkeit verleiht. Mit kleinen Abzügen, wegen der erwähnten Längen und dem meiner Meinung nach nicht stimmigen Klappentext, halte ich das Buch für wirklich lesenswert.

Veröffentlicht am 14.06.2023

Psychologischer Hightech-Thriller

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Als ich erfuhr, dass Jenny-Mai Nuyen einen Thriller geschrieben hat, wusste ich sofort, dass ich das Buch unbedingt lesen musste. Nur allein, um herauszufinden, ob sich ihr Schreibstil auf das Genre übertragen ...

Als ich erfuhr, dass Jenny-Mai Nuyen einen Thriller geschrieben hat, wusste ich sofort, dass ich das Buch unbedingt lesen musste. Nur allein, um herauszufinden, ob sich ihr Schreibstil auf das Genre übertragen lässt. Und es funktioniert erstaunlich gut.
Aber zuerst zu den Figuren: Adam Eli ist der typische nerdige Einzelgänger, der sich vor der Welt hinter seinem Computer verschanzt. Sein Misstrauen und seine gleichzeitige bedingungslose Liebe zu Will lassen ihn genauso lebendig werden wie sein innerer Zwiespalt über die Frage, ob er ihr überhaupt trauen darf, Das macht ihn zu einem interessanten Hauptcharakter, mit dem man gerne mitfiebert.
Aber auch die weiblichen Personen können ihm leicht das Wasser reichen, vor allem da sie durch ihre komplexe Vergangenheit in ihren Gefühlen fast schon berechenbar und in allem anderen undurchschaubar bleiben.
Einzig die Bösewichter sind etwas zu distanziert dargestellt und lassen ein gewisses Maß an Charisma vermissen.


Der Schreibstil ist wahrscheinlich mit das Beste an dem Buch. Natürlich kann ich verstehen, wenn man Zweifel hat, ob die teils poetischen und sehr bildhaften Ausführungen der Autorin zu einem Thriller passen. So ging es mir anfangs auch. Doch es funktioniert erstaunlich gut und tut der Spannung auch keinen Abbruch. Nur an ein paar Stellen, besonders was die Liebesgeschichte angeht, gibt es unnötige Längen, die den Lesefluss etwas stören.
Dafür erhält man einen in weitesten Teilen actiongeladenen Roman, der nicht nur mit persönlichen, psychologisch sehr detaillierten Schicksalen aufwartet, sondern auch die Fragen aufwirft, wie weit Technik gehen soll und darf und wie abhängig wir eigentlich von unseren Erfindungen sind. Gleichzeitig stellt Jenny-Mai Nuyen ihre eigenen eingängigen Theorien auf, wer in unserer Welt die wirkliche Macht besitzt.
Vor dem Hintergrund schmerzen gewisse Logiklöcher (Ich sage nur Kreditkarte!) mehr, als vielleicht bei einem anderem Thema.

Fazit
Jenny-Mai Nuyens erster Ausflug ins Thrillergenre ist trotz anfänglicher Zweifel wirklich super gelungen. Der Roman punktet mit seinem außergewöhnlichen Schreibstil, der trotz seiner Poetik genügend Spannung erzeugt, den sehr psychologisch gestalteten Figuren und einem hochinteressanten Thema mit der Frage nach der Verantwortlichkeit für technische Möglichkeiten.
Einzig ein paar Längen und gewisse Logiklöcher stören den Lesefluss.
Wer intelligente Thriller liebt, sich für eine sehr bildhafte Sprache begeistern kann und auf ausgefeilte Charaktere Wert legt, für den ist Heartware genau das Richtige.

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Veröffentlicht am 18.02.2018

Modern und spannend

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Bevor ich dazu komme dieses Buch zu bewerten, muss ich dem Rowohlt-Verlag nochmal danken, dass ich dieses tolle Buch rezensieren durfte und die nette Betreuung ❤

Mehrere von euch kommt der Name Jenny-Mai ...

Bevor ich dazu komme dieses Buch zu bewerten, muss ich dem Rowohlt-Verlag nochmal danken, dass ich dieses tolle Buch rezensieren durfte und die nette Betreuung ❤

Mehrere von euch kommt der Name Jenny-Mai Nuyen bekannt vor. Nur durch ihren Namen bin ich auf das Buch gestoßen. Manche ihrer Bücher stehen auf meiner WL und deswegen freue ich mich umso mehr, dass eines schon den Weg in mein Bücherregal gefunden hat.

Das Cover des Buches finde ich echt ansprechend. Durch die drei Farben Schwarz, Weis IMG_0541und Bronze explodiert -im farblichen Sinne- das Cover nicht so doll. Trotzdem wirkt es auf mich im positiven Sinne. Unten ist eine Stadt aus bronzenen Kästchen dargestellt, die gerade zerfällt. Die Idee und Umsetzung gefällt mir echt gut ❤

Schon alleine der Prolog setzt die Grenze von meiner Erwartung ziemlich hoch. In dem Falle ist es auch echt wichtig diesen Prolog zu haben, weil man sonst keinen so großen Zwang hat das Buch weiter zu lesen. Außerdem ist das Buch in Teile unterteilt, welche den Tag, an dem man sich gerade befindet, zum Ausdruck bringen. Die Seite wird ebenfalls von der zerfallenen Stadt gezeichnet, welches also ein immer wiederkehrendes Symbol ist und auch zur Geschichte passt. Die einzelnen Teile sind jedoch nicht in Kapitel unterteilt. Man hat immer nur einen Perspektivenwechsel, weil Jenny-Mai Nuyen in dem Falle die allwissende Autorin ist. Im Allgemeinem finde ich es bei dem Buch auch echt wichtig, aber leider verliert man ab und zu die Orientierung. Die Protagonisten vergisst man nicht, aber bei kleineren Personen kommt man doch schnell durcheinander. Meistens auch, weil sie einfach nur so kurze Zeit teil eines Abschnittes sind. Trotzdem sind die Geschehnisse von denen wichtig. Die Spannung ist von vorne bis zum Schluss da. Gerade weil die Ereignisse passieren könnten.

Ich liebe diesen Thriller. Trotzdem kann ich ihm nur 4 von 5 Teetassen geben, weil ich wegen der Perspektivenwechsel öfter als einmal rausgekommen bin. Insgesamt kann ich das Buch echt weiter empfehlen, weil es etwas besonderes ist ❤