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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2022

Ein typischer Wohlfühlroman

Du bringst mein Chaos durcheinander
1

Es geht doch nichts über ein klein wenig Chaos im Leben. Nur kommt auch schnell die Frage auf, was ist ein klein wenig? Wie viel ist noch okay und ab wann wird es zu viel?

Josefine ist eine Chaotin. Wenn ...

Es geht doch nichts über ein klein wenig Chaos im Leben. Nur kommt auch schnell die Frage auf, was ist ein klein wenig? Wie viel ist noch okay und ab wann wird es zu viel?

Josefine ist eine Chaotin. Wenn man die ersten Seiten liest, möchte man mit Olli nicht tauschen und kann auch seine etwas übertriebene Reaktion nachvollziehen. Im Laufe der Geschichte gewinnt aber auch die Chaotin einen kleinen Platz im Leserherz. Sie ist verpeilt, aber liebenswert. Sie ist laut und denkt manchmal langsamer als sie spricht, aber sie hat ihr Herz am rechten Fleck. Josefine muss ein paar Rückschläge einstecken, einen pedantischen Nachbarn ertragen und ihr Leben wieder gerade rücken.

Die Geschichte ist, wie fast jeder Wohlfühlroman, ohne große Überraschungen. Wenn man die Hauptcharaktere kennengelernt hat, weiß man wie es ausgehen wird. Man ist auf der sicheren Seite. Und dazwischen passieren einige Missverständnisse, die zu Wut, Trotz und Tränen führen. Sie wirbeln noch einmal alles (meistens auch die Vergangenheit) auf und gut durch, damit das Finale auch wirklich gut passt.

Ella Lindberg hat einen positiven Roman geschrieben, der den straffen Minimalismus etwas aufs Korn nimmt. Ihr Schreibstil liest sich sehr gut und man gleitet wunderbar durch die Seiten. Der Roman fordert nicht viel, nur das man ihn liest. Ein entspannter, nicht ganz so realistischer, aber trotzdem unterhaltsamer Einstieg in das Lesejahr 2022.

Veröffentlicht am 03.02.2021

Gute Idee, schönes schnelles Tempo, aber ein anstrengender Kommissar.

Der Malik
1

Es ist ein kurzweiliger und schneller Krimi, der mit einem guten Tempo durch die Ermittlungen huscht und dabei versucht ein ganzes Kartell zu sprengen. Die Kommissare sind kluge und charismatische Charaktere. ...

Es ist ein kurzweiliger und schneller Krimi, der mit einem guten Tempo durch die Ermittlungen huscht und dabei versucht ein ganzes Kartell zu sprengen. Die Kommissare sind kluge und charismatische Charaktere. Der Humor ist teilweise recht schwarz und scharfzüngig, aber gut und unterhaltsam.

Die Verwicklungen und Verstrickungen waren gut durchdacht und sorgten immer wieder für kleine Überraschungsmomente. Die Mailk war genauso, wie man sich einen älteren Patriarchen vorstellt. Unfelxibel, traditionsbewusst und machtbesessen. Er hält an den alten Traditionen und Vorgängen fest und besteht auf seine alleinige Machtposition, die jedoch immer mehr wackelt und von mehreren Seiten angegriffen wird. Das kluge Netzwerk aus Firmen und Unterfirmen, die kaum einer auseinanderhalten kann, fand ich interessant und gut beschrieben.

Jedoch der philosophierende und altkluge Michael Lenhart hatte mich recht schnell am Nerv gepackt und ordentlich daran gezogen. Dieser Charakter kam mir bekannt vor. Die skandinavischen Ermittler und auch Maarten S. Sneijder von Andreas Gruber weisen ebenfalls diesen Charakterzug auf. Ab und an ist es auch ganz interessant und es fördert das Denken um die Ecke, aber hier nahm es leider etwas Überhand. Seine Partnerin Sabine Preiss hat ihn, Gott sei Dank, immer mal gebremst und die Geschichte weiter vorangetrieben. Das hohe Tempo fand ich gut, aber leider bekam man gelegentlich protokollartige Dialoge, die mich etwas aus dem Lesefluss rissen.

Es war für mich noch kein Krimi, der mir den Atem beim Lesen raubt oder mich mitfiebern lässt. Aber die Idee war gelungen, der Anton hat mir gefallen (vielleicht bekommt er einen größeren Part im nächsten Fall?) und die Querelen innerhalb der Polizeihackordnung waren amüsant zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2020

Leichte unterhaltsame Geschichte für die dunklen Tage im Jahr

Ziemlich hitzige Zeiten
1

Herrlich gelacht, oft geschmunzelt, manchmal mit den Augen gerollt und den Kopf geschüttelt.

Es war in dieser Geschichte alles dabei. Die ersten Seiten der Geschichte waren sehr unterhaltsam. Die Nahtoderfahrung ...

Herrlich gelacht, oft geschmunzelt, manchmal mit den Augen gerollt und den Kopf geschüttelt.

Es war in dieser Geschichte alles dabei. Die ersten Seiten der Geschichte waren sehr unterhaltsam. Die Nahtoderfahrung der Hauptfigur Anna bei der gemeinsamen Autofahrt mit der Tochter (die Tochter fährt nach bestandener Führerscheinprüfung) hat bei mir einige Erinnerungen wachgerufen. Angelika Schwarzhuber kann ihre Charaktere so gut beschrieben, dass man direkt ein Bild im Kopf hat und sich auch schnell in der Geschichte zurechtfindet.

Sie verbindet eine gute Alltagsgeschichte mit Humor und typischen Klischees für Frauen von 40+. Sie lässt sie häufig in Fettnäpfchen (manchmal etwas überzogen) treten, gönnt ihnen aber auch die langersehnte Romantik, das kleine Abenteuer und die Bestätigung, die sie brauchen. Der Weg zum großen Glück ist lang und manchmal auch etwas langatmig und mit zu vielen gewollten Zwischenfällen. Trotzdem wird man von dieser leichten und herzlichen Geschichte gut unterhalten, da die Charaktere nahbar sind. Jeder wird wohl eine Figur finden, die er/sie besonders mag, der man das Glück und die Liebe gönnt. Es gibt (wie so oft) die Freundinnenclique, die eine große Rolle spielt und die Männer, die eine noch größere Rolle spielen.

Die Wirrungen und Irrungen sind nicht neu oder überraschend, aber gut in die Geschichte eingebaut und somit kann man ganz entspannt durch dieses Buch gleiten, den Frauen folgen und dabei einen schönen Tee oder Sekt trinken. Es ist eine leichte unterhaltsame Geschichte für die dunklen Tage im Jahr.

Veröffentlicht am 21.08.2020

Unterhaltsames, interessantes und anregendes Buch

Projekt Green Zero
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Das Buch von Dirk Gratzel hat mich sehr gereizt. Im positiven Sinne, denn ich wollte es unbedingt lesen und ich wurde (bis auf eine Stelle - die Kosmetik) auch nicht enttäuscht. Sein Schreibstil ist sehr ...

Das Buch von Dirk Gratzel hat mich sehr gereizt. Im positiven Sinne, denn ich wollte es unbedingt lesen und ich wurde (bis auf eine Stelle - die Kosmetik) auch nicht enttäuscht. Sein Schreibstil ist sehr gut und leicht zu lesen. Der Humor ist genau meins.

"Autos habe ich beim Kauf mit einer Akribie sondiert, getestet und beobachtet, ausgesucht, konzipiert, konfiguriert, kalkuliert und dann herbeigesehnt - hätte meine Frau sich mit der Partnerwahl so sorgfältig beschäftigt wie ich mich mit der Entscheidung für den nächsten Dienst-Pkw, ich wäre wohl heute noch unverheiratet." (S. 31)

Wer sein eigenes Handeln und Denken mit soviel Ironie und Humor reflektiert, kann kein staubtrockenes Sachbuch schreiben. Diese kleinen humorvollen Einschübe gab es immer wieder und oft war nicht nur Lachen, sondern auch Kopfnicken bei mir dabei. Viele Dinge konnte ich nachvollziehen, z.B. seine Erfahrungen mit der Deutschen Bahn haben meine Lachmuskeln gut strapaziert, aber leider konnte ich sie gut nachvollziehen - warum wohl liebe DB?, einiges auch nicht, aber es war nie langweilig oder belehrend. Interessant fand ich die eingefügten Informationskästen mit wissenschaftlichen Daten, Fakten und Zahlen.

Ich habe seinen Willen zur radikalen Änderung wirklich bewundert, denn die Veränderungen waren schon enorm. Einige Anregungen kann man ohne Probleme in den eigenen Alltag mitnehmen und auch relativ leicht umsetzen. Ich glaube jedoch nicht, dass jeder seinen ökologischen Fußabdruck wiedergutmachen kann, denn, was mir auffiel waren, die vielen doch recht kostspieligen Erneuerungen, Korrekturen und Sanierungen am Haus, auch die selbstfinanzierte Studie, die er mit der TU Berlin gemacht hat (herrlich die Beschreibung der über Tage gehenden Inventur aller! Dinge im Haus), ist nicht für jede Brieftasche zu stemmen. Trotzdem ziehe ich den Hut vor dieser Familie, die den Mut hatte, diesem Schritt zu wagen und finde es gut, dass er die Erfahrungen teilt und zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 07.07.2020

Abschied nehmen

Sündengräber
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Es heißt bei diesem Band Abschied nehmen.

Abschied von guten und spannenden Fällen und düsteren Geschichten.

Abschied von Querelen im Revier und Missverständnissen und von den vielen sympathischen und ...

Es heißt bei diesem Band Abschied nehmen.

Abschied von guten und spannenden Fällen und düsteren Geschichten.

Abschied von Querelen im Revier und Missverständnissen und von den vielen sympathischen und unsympathischen Charakteren.

Abschied nehmen von einem Schreibstil, der fesselt und kurz und knackig ist und von vielen kleinen Kapiteln und ständigen Perspektivenwechsel geprägt ist.

Abschied nehmen von Fredrika Bergman und Alex Recht, zwei Ermittler, die nun auch langsam älter werden und denen manchmal die Lust und der lange Atmen bei der Jagd nach dem Mörder ausgehen.

Der letzte Fall ist wie ein letztes Aufbäumen. Die Autorin zieht noch mal alle Register und lässt Bergmann und Recht an ihre Grenzen gehen. Aber nicht nur der Mörder und die Suche nach ihm sorgen für schlaflose Nächte, blanke Nerven und Wut im Bauch, sondern auch das Privatleben gerät bei Fredrika in die Schieflage. Es wird zu einer Bergfahrt der Gefühle, die auch den Leser nicht kalt lässt. Das Finale ist nicht rosarot, sondern ziemlich grau, aber es passt so gut zu der gesamten Reihe.

Wer die Reihe nicht kennt, sollte unbedingt mit Band eins starten, sonst gehen zu viele Informationen und Entwicklungen (besonders beim Ermittlerteam) verloren.