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Veröffentlicht am 21.07.2019

Lesenswerte Geschichte

Gute Geister
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Die drei außergewöhnlichen Frauen aus dem Jahr 1962 unterscheiden sich in einem gravierenden Punkt. Skeeter ist weiß und Aibileen und Minny sind schwarz. Während die Eine nur mit den konservativen Frauenbild ...

Die drei außergewöhnlichen Frauen aus dem Jahr 1962 unterscheiden sich in einem gravierenden Punkt. Skeeter ist weiß und Aibileen und Minny sind schwarz. Während die Eine nur mit den konservativen Frauenbild der 60iger Jahre zu kämpfen hat, müssen die schwarzen Frauen sich auch noch dem Rassismus und den damit verbundenen Einschränkungen stellen.

Skeeter ist anders als ihre Freundinnen. Sie hat nicht zwingend zum Ziel zu heiraten und Mutter zu werden. Sie möchte Journalistin werden, doch niemand nimmt sie ernst, am wenigsten ihre Mutter. Doch dann eröffnet sich ihr eine Chance, die sie unbedingt nutzen will. Doch die Konsequenzen sind nicht abzusehen und sie muss das Leben und die Sicherheit anderer Menschen in Unsicherheit bringen.

Aibileen ist einfach nur eine gute Seele oder eben der gute Geist. Sie hat alles verloren, was ihr wichtig war und doch macht sie weiter. Sie gibt ihre Fürsorge an die Babies der weißen Arbeitgeberfamilien weiter und versucht ihnen Selbstbewusstsein und Liebe zu geben, vorallem, wenn die eigentliche Mutter kein Interesse an dem Kind hat.

Minny, oh Minny...was für eine Frau. Laut, polternd, zu direkt und zu deutlich in ihren Aussagen schafft sie es, dass sie immer wieder ihre Arbeit verliert. Bis sie an eine unselbständige junge Frau kommt, die die Anwesendheit von Minny vor ihrem Mann verheimlicht und Minny damit auch wieder einmal mehr in Schwierigkeiten bringt.

Kathryn Stockett hat den Frauen aus Jackson ein Gesicht gegeben. Sie lässt den Leser tief in die Seelen schauen und zeigt ein Gesicht von Amerika, welches man gern verdrängt. Der Rassismus ist dominant und blüht in allen Facetten. Gewalt und Ungerechtigkeiten gegenüber Schwarzen sind noch an der Tagesordnung, umso mehr muss man den Hut vor den Frauen ziehen, dass sie das Projekt gewagt haben.

Diese Geschichte lohnt sich, sie ist wunderbar geschrieben und lässt sich sehr gut lesen. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, so dass man mit ihnen mitfiebern, trauern, lachen oder entsetzt sein kann.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Gelungenes Debüt

Der Kinderflüsterer
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"Wenn die Tür halb offen steht, ein Flüstern zu dir rüberweht.
Spielst du draußen ganz allein, findest du bald nicht mehr heim.
Bleibt dein Fenster unverschlossen, hörst du ihn gleich daran ...


"Wenn die Tür halb offen steht, ein Flüstern zu dir rüberweht.
Spielst du draußen ganz allein, findest du bald nicht mehr heim.
Bleibt dein Fenster unverschlossen, hörst du ihn gleich daran klopfen.
Denn jedes Kind das einsam ist, holt der Flüsterer gewiss."


Diese wenigen Sätze im Klapptext haben mich eingefangen und mitgenommen, in diese düstere, traurige und grausame Geschichte. Ich habe das Buch ab und zu weggelegt, weil die Bilder zu sehr im Kopf tanzten und doch musste ich wissen, wie es ausgeht.

Der Titel sagt es schon, dass diesmal die Opfer die Kinder sind. Kein schönes Thema, kein leichtes Thema. Tom und sein Sohn Jake ziehen weg, weg von ihren Sorgen und raus aus der Gegend, in der sie mal so glücklich waren. Die Trauer um die verstorbene Frau und Mutter zieht trotzdem mit. Sie ziehen in ein Haus, welches einen düsteren Ruf hat, aber Jake gefällt das Haus. Sein Vater ist weniger begeistert, doch kauft er es seinem Sohn zuliebe. Die Gerüchte versuchen sie zu ignorieren, doch dann geschieht eine Entführung und es tauchen wieder die ganzen Fragen aus der Vergangenheit auf. Es wird gruselig und dramatisch und es beginnt eine harte Zeit für Vater und Sohn.

Der andere Handlungsstrang beschreibt das Leben von Pete Willis, der den Kinderflüsterer in das Gefängnis gebracht hat. Doch noch immer fehlt das fünfte Kind. Er kann nicht damit abschließen. Die erneute Entführung eines Kindes bringt sein labiles Gleichgwicht noch mehr ins Wanken. Seinem ganz persönlichen Kampf muss er sich jeden Abend aufs Neue stellen - dem Alkohol. Die Zerrissenheit und die zähen inneren Kämpfe hat Alex North sehr gut beschrieben.

Alex North hat einen düsteren Roman, der mir manchmal Gänsehaut bescherrt hat, geschrieben. Der sehr bildliche Schreibstil sorgt dafür, dass man abtauchen kann und auch dafür, dass das Kopfkino anspringt. Jakes etwas eigenwilliges Verhalten (Unnahbarkeit, Fantasiefreundin) sorgen dafür, dass man die Verzweiflung und die Erschöpfung des Vaters noch mehr wahrnimmt. Alex North weiß die Spannung vom Anfang bis zum Ende zu halten und sorgt durch die vielen kleinen Wendungen immer wieder für neue Informationen und Verwirrungen.

Für mich ist es ein gelungenes Debüt. Ich bin gespannt auf das nächste Buch.

Veröffentlicht am 14.07.2019

Auf der Spur...

Hannah und ihre Brüder
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Das Buch habe ich vom Aufbau Verlag per Mail als Rezensionsexemplar angeboten bekommen. Gott sei Dank ließen sich die Bilddateien nicht direkt öffnen, so dass ich zuerst den Covertext gelesen habe.
Warum ...

Das Buch habe ich vom Aufbau Verlag per Mail als Rezensionsexemplar angeboten bekommen. Gott sei Dank ließen sich die Bilddateien nicht direkt öffnen, so dass ich zuerst den Covertext gelesen habe.
Warum Gott sei Dank?
Nun, das Coverbild ist leider ein Standardbild, welches man seit einigen Monaten auf zig Büchern wiederfindet. Gefühlt jedes dritte Buch, welches den ersten oder zweiten Weltkrieg verbunden mit einer Frauen- bzw. Familiengeschichte zum Thema hat, wird mit dieser Art von Bild beworben. Schade, denn dadurch geht das Individuelle einer Geschichte verloren. In einem Buchladen wäre ich an diesem Buch wohl vorbeigegangen. Aus meiner Sicht hat das Cover auch nur wenig mit dem Inhalt zu tun. Auch der Titel ist irreführend und passt nicht so richtig.

So, nun genug gemeckert, denn die Geschichte ist gut und wunderbar geschrieben.
Die Charaktere wurden schön ausgearbeitet und man konnte sich bestimmte Szenen auch gut bildlich vorstellen.
Es treffen zwei Welten aufeinander. Auf der einen Seite ist es Ben, ein hochbetagter Mann, der einen jüdischen Bürger bedroht und ihn auffordert endlich die Wahrheit zu sagen. Auf der anderen Seite ist eine junge Anwältin Catherine Lockhart, die in Arbeit erstickt und unglücklich mit der Situation ist. Sie fühlt sich wie in einem Hamsterrad und kann beim besten Willen keinen weiteren und vorallem unrentablen Fall benötigen. Und doch treffen sie sich und reden miteinander. Es braucht eine Weile bis beide im Einklang sind.

Die Geschichte von Ben, Hannah und Otto spielt in der Zeit des zweiten Weltkrieges in Polen und zeigt, wie die Menschen in Polen noch lange an den Frieden geglaubt haben und den Hass der Deutschen und die Verfolgung der Juden in Deutschland nicht glauben wollten und dabei verdrängten, dass es auch sie treffen könnte. Interessant war die Entwicklung von Otto und wie er sich nach dem Krieg verhalten hat.

Der Autor ist Jurist und somit werden auch viele juristische Aspekte eingeschoben, was ich besonders interessant fand. Denn häufig wird die Verfolgung der NS-Verbrechen nicht in dieser Art von Familiengeschichten mit eingebaut.

Die Geschichte ist absolut vorhersehbar, aber sie ist interessant aufgebaut und lässt sich sehr gut lesen. Ich hätte gern auf die kitschigen Momente zwischen Catherine und Liam verzichten können, aber für Liebesgeschichtenfans gibt es also auch einen Grund dieses Buch in die Hand zu nehmen.

Veröffentlicht am 12.07.2019

Enttäuschend

Die 150 Tage des Markus Morgart
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Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut. Ulrich Ritzel war für mich immer ein Garant für ein paar schöne Lesestunden. Abschalten und eintauchen. Seine Charaktere waren nie wirklich einfach und glatt, ...

Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut. Ulrich Ritzel war für mich immer ein Garant für ein paar schöne Lesestunden. Abschalten und eintauchen. Seine Charaktere waren nie wirklich einfach und glatt, aber man konnte sich immer in sie hineinversetzen. Doch irgendwann ist anscheinend immer das erste Mal, auch bei Lieblingsautoren und deren Bücher. Ich muss es direkt sagen, ich habe dieses Buch nicht zu Ende gelesen. Es hat mich enttäuscht zurückgelassen.

Das man manchmal etwas Zeit und ein paar Seiten mehr benötigt, um in eine Geschichte hineinzukommen, ist nichts ungewöhnliches, aber bei diesem Buch schaffte ich es bis zur Seite 300 nicht. Der Wechsel der Erzählperspektive war noch schaffbar, aber Ulrich Ritzel änderte auch immer wieder die Erzählform, so dass ich nicht wirklich in einen Lesefluss kam.

In der Geschichte fanden immer wieder Abschweifungen statt, die ich nicht nachvollziehen konnte. Auch entwickelte sich die Geschichte (für mich) einfach zu langsam und wurde immer zäher und es wiederholten sich auch manche Aussagen, so dass man des Öfteren das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten. Ich verlor schon bald das Interesse an der Geschichte und kämpfte mich weiter durch die Seiten. Immer mit der Hoffnung, dass es noch einmal an Schwung und Spannung zunehmen könnte, aber ab einen gewissen Punkt muss man wohl einsehen, wenn einem die Geschichte nicht erreicht, sollte man aufhören.

Schade. Ich habe es leider nicht geschafft, die Geschichte zu verstehen und zu mögen.

Veröffentlicht am 09.07.2019

Weder Fisch noch Fleisch

Mehr als die Erinnerung
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Dieses Buch kann man nicht so richtig einordnen.
Weder Fisch noch Fleisch.
Auf der einen Seite wird die Liebesgeschichte von Friederike von Aalen und ihrem, im Krieg verletzten und nun behinderten, ...


Dieses Buch kann man nicht so richtig einordnen.
Weder Fisch noch Fleisch.
Auf der einen Seite wird die Liebesgeschichte von Friederike von Aalen und ihrem, im Krieg verletzten und nun behinderten, Mann, auf der anderen Seite ein Krimi erzählt, dessen Morde Friederike von Aalen versucht zu lösen. Zudem leitet sie mit ihrem Vater eine Einrichtung für psychisch kranke Menschen und dies alles geschieht im Jahr 1920, wo Europa noch mit den Nachkriegswehen zu kämpfen hat.

Für einen Krimi war die Geschichte zu langsam und nicht spannend genug und für die Liebesgeschichte passten die Morde und die „Ermittlungen“ von Friederike von Aalen nicht so richtig. Ich hatte meine Probleme in die Geschichte einzutauchen, da mir auch die Charaktere zu hölzern und unnahbar waren. Zudem kamen noch die vielen medizinischen Begrifflichkeiten und Erläuterungen zu bestimmten Erkrankungen der einzelnen Charaktere. Dadurch bekam die Geschichte einen leichten Sachbuchcharakter. Für mich waren es zu viele Einschübe aus dem medizinischen Bereich, die auch der Geschichte das Tempo und die Spannung genommen haben.
Neben der Liebesbeziehung sowie der psychiatrischen Einschübe versuchte die Autorin auch noch einen geschichtlichen Abriss aus dem ersten Weltkrieg, insbesondere die Grabenkämpfe und den damit verbundenen körperlichen und seelischen Verletzungen der Soldaten, einzubauen.

Für mich war es keine runde Geschichte. Es wurde zu viel gewollt und zusammengemischt, dadurch wurde alles eher oberflächlich (außer der medizinische Bereich) behandelt und man konnte dadurch nur schwer einen Bezug zu den Personen aufbauen. Mich konnte die Mischung aus Krimi, Liebesgeschichte, Medizin und erste Weltkriegsgeschichte nicht so recht überzeugen. Leider.

PS:
Man sollte vielleicht wissen, dass die Autorin des Buches Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie ist.