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Veröffentlicht am 28.02.2019

Albern und langweilig

Tödlich ist die Versuchung
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Nur kurz zum Inhalt:
Emanuela ist unfähig eine längere Beziehung aufrecht zu erhalten. Der frühe Tod des Bruders vor 18 Jahren, dazu das Ende ihrer ersten großen Liebe nur kurz davor, haben bei ihr offenbar ...

Nur kurz zum Inhalt:
Emanuela ist unfähig eine längere Beziehung aufrecht zu erhalten. Der frühe Tod des Bruders vor 18 Jahren, dazu das Ende ihrer ersten großen Liebe nur kurz davor, haben bei ihr offenbar ein Trauma hinterlassen.
Der Beziehungscoach Bernhard Rett soll helfen. Und das tut er, indem er Emanuela aufträgt, verschiedene Männer zu verführen. Doch dann sterben diese Männer einer nach dem anderen.

Der Verlag verkauft „Tödlich ist die Versuchung“ von Gina Jacobsen dreist als Thriller. Eigentlich eine Frechheit, denn das ist dieser Roman auf keinen Fall. Vielleicht wäre er in der Rubrik „Erotik“ besser untergebracht. Obwohl, wirklich erotisch ist er eigentlich auch nicht.

Er ist dazu auch nicht besonders gut. Eine absurd konstruierte Handlung, eine unsympathische, alberne Protagonistin und jede Menge Langeweile.

Die erste Hälfte vergeht damit, dass Emanuela verschiedene Männer verführt. Wobei ihre „Verführung“ darin besteht, sich sexy/halbnackt zu kleiden und die Männer „heiß“ zu machen. Wenn die vor Erregung anfangen zu sabbern, lässt sie sie stehen. Denn Männer wollen ja schließlich jagen. Irgendwann dürfen sie dann doch ran und je härter, desto besser. Was tut man nicht alles für die „Therapie“. Wenn diese zahlreichen „Erotikszenen“ wenigstens aufregend geschrieben wären, könnte man dem ganzen ja noch etwas abgewinnen. Aber prickelnd war in diesem Buch nur der Sekt, der hier literweise von Emanuela und ihren beiden Freundinnen getrunken wurde. Wohlgemerkt, Emanuela ist Mitte 30, erfolgreiche und angesehene Psychologin und Wissenschaftlerin. Kein Teenager, der gerade austestet wie er beim anderen Geschlecht so ankommt. Allein, das sich so eine Frau auf die obskure Behandlung von Herrn Rett einlässt, ist kaum nachvollziehbar. Wie auch so ziemlich alles andere in diesem Roman nur schwer bis gar nicht nachvollziehbar ist. Z.B. die Farben, die Emanuela an anderen Menschen wahrnimmt. Jeder bekommt eine Farbe, eine Erklärung bekommt der Leser jedoch keine. Überflüssig. Ein Beispiel von vielen.

Nach der Hälfte stirbt dann „endlich“ der erste Lover/Versuchsobjekt von Emanuela. Doch erst im letzten Drittel entwickelt sich dann so etwas wie ein Kriminalfall und es kommt kurz Spannung auf. Doch das Ganze wird dann doch schnell abgehakt und wirkliche Überraschungen bietet die Auflösung auch nicht.

Tut mir leid, aber das war so ziemlich die albernste Story die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Nicht die langweiligste, aber fast. Dabei ist der Schreibstil der Autorin gar nicht mal so schlecht, durchaus flüssig, leider schafft sie es nicht annähernd für Spannung zu sorgen.
Immerhin das Cover ist toll geworden. Wenn jetzt noch das Wort „Thriller“ entfernt wird, passt es.

Veröffentlicht am 28.02.2019

Nachkriegszeit 1947

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
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Das Bergische Land, in der Nähe von Köln, im Sommer1947.
Die Gutsbesitzern Ilse Röder, eine ehemalige Angehörige der weiblichen Polizei, wird erschossen aufgefunden. Neben der Toten, steht die junge vorbestrafte ...

Das Bergische Land, in der Nähe von Köln, im Sommer1947.
Die Gutsbesitzern Ilse Röder, eine ehemalige Angehörige der weiblichen Polizei, wird erschossen aufgefunden. Neben der Toten, steht die junge vorbestrafte „Streunerin“ Franziska. Mit der Tatwaffe in der Hand. Der Fall scheint somit gelöst.
Doch Friederike Mathée, ebenfalls von der weiblichen Polizei, zweifelt an der Schuld der jungen Frau und beginnt, gegen alle Widerstände ihrer Vorgesetzten, zu ermitteln.
Währenddessen wird Richard Davies, von der Royal Military Police, aus England nach Deutschland beordert. Unweit von Ilse Röders Hof wurden die Leichen von drei vermissten englischen Piloten gefunden. Ermordet.
Die Morde scheint etwas zu verbinden und Friederike und Richard ermitteln nun gemeinsam.

Der Hunger der Lebenden ist der 2. Roman um die junge Polizistin und dem britischen Ermittler.
Und obwohl ich den Vorgängerroman nicht gelesen habe, bin ich in die Story gut hineingekommen. Allerdings gibt es hin und wieder Andeutungen auf vergangene Geschehnisse, die es doch ratsam erscheinen lassen, mit dem ersten Band anzufangen.

Die Autorin Beate Sauer schafft es die Lebensumstände der kargen Nachkriegszeit atmosphärisch gut darzustellen. Die Nachwirkungen des Krieges, der allgegenwärtige Hunger, das Leben zwischen Ruinen, traumatisierte Menschen und ein reger Schwarzmarkt. Aber auch der allmählich beginnende Wiederaufbau ist zu spüren.
Dieser historische Hintergrund ist auch der eigentliche „Hauptdarsteller“ in diesem Roman. Und es viel mir leicht, mich in die damalige Zeit hineinzuversetzen.
Mit Friederike fiel es mir leider nicht so leicht. So richtig viel Empathie habe ich ihr nicht entgegenbringen können. Vielleicht fehlte mir hier das Hintergrundwissen aus dem ersten Teil.
Ähnlich erging es mir mit Richard Davies.
Die zahlreichen Nebenfiguren dagegen fand ich interessant und vielschichtig. Die haben mich ein bisschen für die beiden Protas entschädigt.

Der Stil ist klar und flüssig, und hätte sich darum eigentlich leicht lesen lassen sollen. Doch leider empfand ich ihn als ziemlich langweilig, fast ein wenig dröge. Ebenso wie die Handlung, die teilweise sehr langatmig und zäh war. Ich hatte oft das Gefühl, dass die Geschichte überhaupt nicht voran kommt. Der Anfang war noch recht spannend, aber leider konnte der Rest des Buches nicht mithalten.
Für mich war das Buch alles andere als ein „Pageturner“. Im Gegenteil. Ich habe das Buch ständig aus der Hand gelegt und zwischendurch sogar noch zwei andere Bücher gelesen.

Darum bin ich bei meiner Bewertung auch etwas zwiegespalten. Der historische Teil ist wirklich gut gelungen und hätte eigentlich 5 Sterne verdient. Wenn der Rest nur nicht so langweilig gewesen wäre. Daher nur 3 Sterne.

Veröffentlicht am 28.02.2019

4825 Tage

Liebes Kind
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Vor 4825 Tagen verschwand die damals 23 jährige Studentin Lena aus München und bisher fehlte jede Spur von ihr. Doch jetzt wird eine Frau ins Krankenhaus eingeliefert. In einem Waldgebiet in der Nähe der ...

Vor 4825 Tagen verschwand die damals 23 jährige Studentin Lena aus München und bisher fehlte jede Spur von ihr. Doch jetzt wird eine Frau ins Krankenhaus eingeliefert. In einem Waldgebiet in der Nähe der tschechischen Grenze, ist sie vor ein Auto gelaufen und die Vermisstendatenbank weist etliche Übereinstimmungen mit Lena auf. Bei ihr ist Hannah. Ihre Tochter.

„Dieser Thriller beginnt, wo andere enden.“
Und das stimmt. Lena kann ihrem Entführer entkommen, doch damit ist ihr Martyrium noch lange nicht vorbei.
Die Autorin lässt die Geschichte aus der Perspektive von drei Personen erzählen. Lenas Vater Matthias, Lena und Hannah. Und das tut sie unglaublich spannend, eindringlich und berührend.

Da ist zum einen das traumatisierte Opfer Lena, die tapfer versucht ihre Würde zu bewahren und wieder ein halbwegs normales Leben zu führen. Eine mühselige, und manchmal aussichtslos, erscheinende Aufgabe. Nach und nach erfährt der Leser was ihr zugestoßen ist.
Und Matthias, der die Hoffnung nie aufgegeben hat, seine über alles geliebte Tochter wiederzufinden. Er ist über die Jahre verbittert und zornig auf alles und jeden.
Dann Hannah. Sie hat bei mir den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Sie zitiert wörtlich aus „dem Buch das alles weiß“, und erzählt von Ausflügen, die nie stattgefunden haben. „Robotorhaft“ und emotionslos.

Der Entführer kommt nicht zu Wort. Trotzdem ist er allgegenwärtig. „Er macht den Tag. Und die Nacht. Wie Gott.“

Wirken diese verschiedenen Blickwinkel anfangs noch etwas verwirrend. Fügen sie sich doch recht bald zu einem schlüssigen, fesselnden aber gleichzeitig auch beklemmenden Ganzen zusammen.

Ein Thriller, der den Leser ab der ersten Seite in seinen Bann zieht und auch nicht wieder loslässt. Nie wird es langweilig, es gibt immer neue Wendungen und auch das Ende war nicht vorauszusehen.
Ein großartiges Thrillerdebüt von Romy Hausmann.