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Sadie

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.05.2019

Ich bin sehr begeistert.

Ohne Heute gäbe es morgen kein Gestern
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Wow. Wenn das mal nicht zum Denken anregt, dann weiß ich auch nicht. Mein Kopf schwirrte so oft, und ich habe total den Überblick verloren, wie vielen Leuten ich diverse von diesen Gedankenexperimenten ...

Wow. Wenn das mal nicht zum Denken anregt, dann weiß ich auch nicht. Mein Kopf schwirrte so oft, und ich habe total den Überblick verloren, wie vielen Leuten ich diverse von diesen Gedankenexperimenten nacherzählt habe - so sehr haben mich diese interessiert, fasziniert und beschäftigt.

Einfach mal den Geist auf Reisen schicken und auf den Spuren der großen Philosophen und ihrer Schulen wandeln - denn das ist dieses Buch ebenfalls, eine Einführung in die Geschichte der Philosophie, ihrer wichtigsten Strömungen, Theorien und Vertreter. Da das alles immer unmittelbar mit Gedankenspielen beispielhaft erklärt wird, lernt und grübelt man also parallel. Ganz toll vermittelt, gut umgesetzt und - speziell auf das Hörbuch bezogen - auch wirklich sehr gut gelesen.

Hat bei mir die Lust auf sehr viel mehr geweckt. Alleine das Kapitel über Moral... und erst das über Zeitreisen! Total irre (im positivsten Sinne). Ich bin sehr begeistert.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Durchaus ein gutes Buch, das zum Denken anregt

Haltung zeigen!
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Eine leidenschaftliche Streitschrift zum Thema, die ruhig noch etwas knackiger und pointierter hätte sein dürfen. Grundsätzlich ist das Thema ein gutes und wichtiges, und Anja Reschke schreibt und argumentiert ...

Eine leidenschaftliche Streitschrift zum Thema, die ruhig noch etwas knackiger und pointierter hätte sein dürfen. Grundsätzlich ist das Thema ein gutes und wichtiges, und Anja Reschke schreibt und argumentiert sehr gefällig - ich stehe da ohnehin voll und ganz an ihrer Seite. Frau Reschke zeigt Haltung, und das ist gut so.

Letzlich waren für mich allerdings leider nur 2/3 des Buchs wirklich gut, da ich zwei der fünf Kapitel als zu "ausgewalzt", wenn nicht überflüssig, empfand. Und so gestaltete sich auch der Anfang ziemlich zäh: Grob gesagt geht es im ersten Kapitel um Begriffsdefinitionen - woher kommen die Begriffe Haltung annehmen und zeigen, was ist Haltung und inwiefern grenzt sie sich von Meinung und Starrsinn ab usw. Das zweite Kapitel setzt sich mit den optischen/körperlichen Varianten von Haltung auseinander - wie man eben diese z.B. durch eine bestimmte Körperhaltung oder äußeres Erscheinen zum Ausdruck bringen oder verstärken kann. Das alles mag an anderer Stelle interessant und kurzweilig sein, hier empfand ich es als zu viel Füllmasse. Das hätte man vielleicht alles deutlich komprimierter in einem Vorwort zusammen fassen können. Klar wäre das ohnehin recht kleine Büchlein dann noch kürzer ausgefallen - aber als derart kompriminiertes Essay hätte es für mich vermutlich besser funktioniert.

So richtig los ging es also erst ab Kapitel drei (von fünf), dann aber so richtig. Gut formulierte Zusammenfassungen über ethische Grundwerte und warum sie so wichtig sind. Ein kurzer Rückblick auf die Fluchtgeschichte von Frau Reschkes Großmutter und wie diese sie geprägt hat - diese Erinnerung stellt sie einer anderen gegenüber, der eines Mannes, der zwar ähnlich geprägt wurde, hieraus aber ganz andere Schlüsse gezogen hat. Das war ein kluger und aufschlussreicher Vergleich.

Ganz stark fand ich auch den Teil über Journalisten, die Haltung zeigen - wird doch zu gerne aus der lauten neurechten Ecke gefordert, die "Staatsmedien" sollten doch bitte neutral berichten und sich nicht steuern lassen. Hier zeigt Frau Reschke anhand von Beispielen, was neutral und nicht neutral ist (und spart auch nicht an Kritik), wieso Haltung wichtig ist und sein sollte, wo sie an ihre Grenzen stößt und, ein und für alle mal, warum ein Kommentar selbstverständlich etwas mit Meinung zu tun hat. Und sie räumt mit dem oft falsch verstanden Zitat von Hanns Joachim Friedrichs auf, das die "Verfechter der neutralen Staatsmedien" gerne anbringen.

Durchaus ein gutes Buch, das zum Denken anregt. Doch obwohl es schon sehr kompakt ist, wäre hier wohl weniger mehr gewesen.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Sie spricht mir in vielen Dingen aus der Seele.

Die letzten Tage des Patriarchats
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Ich bin ein großer Fan von Margarete Stokowski, denn vieles - fast alles - was sie beschreibt, erklärt, anprangert oder ironisiert würde ich genauso machen, wenn ich das entsprechende Talent hätte. Etwas ...

Ich bin ein großer Fan von Margarete Stokowski, denn vieles - fast alles - was sie beschreibt, erklärt, anprangert oder ironisiert würde ich genauso machen, wenn ich das entsprechende Talent hätte. Etwas simpler formuliert: Sie spricht mir in vielen Dingen aus der Seele.

Der vorliegende Band ist eine selbst zusammengestellte Sammlung ihrer Kolumnen, die in den vergangenen Jahren (2011-2018) in diversen Magazinen und Zeitungen (v.a. taz und Spiegel) erschienen sind. Die Auswahl ist groß, die Kolumnen sind grob nach Themen (z.B. Gewalt, gegen Rechts, Feminismus, Körper, Männer[rechte]) sortiert. Einige sind (bewusst) provokant, andere eher unbewusst/ungewollt (durch missverstandene Ironie...), alle regen zum Nachdenken an, es sei denn, man ist Frau Stokowski (und ähnlichen Autor*innen) grundsätzlich negativ gegenüber eingestellt. Von diesen Menschen zeugen die (durch ihre Unqualifiziertheit oft unfreiwillig komische, aber trotzdem sehr abschreckende) (Hass)Kommentare auf diverse Kolumnen, die dieser Sammlung als Zusatz eingefügt wurden.

Einige Kolumnen kann ich schon, aber das hat das Vergnügen keineswegs geschmälert. Ein Tipp für alle, die dieses Buch noch lesen wollen: Tut es möglichst bald! Frau Stokowski schreibt sehr oft über aktuelle Themen und Zusammenhänge. Da, wo zur Erstausgabe die Gefahr der "Überalterung" bestand, wurden entsprechende Hinweise zu den jüngsten Entwicklungen angefügt. Und auch wenn man sich bei der Mehrzahl der in den Kolumnen behandelten Probleme wünscht, dass diese hoffentlich irgendwann der Vergangenheit angehören, wäre es bis dahin vermutlich noch etwas erfrischender fürs Lesevergnügen, wenn die Dinge noch halbwegs präsent sind.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Sehr empfehlenswert

Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche
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Da ich hier kein echtes Profilbild hochgeladen habe, möchte ich als Erstes betonen, dass ich Weiß bin und so "Flagge zeigen": Ja, ich bin mir meines white privilege bewusst, jener himmelschreienden Ungerechtigkeit, ...

Da ich hier kein echtes Profilbild hochgeladen habe, möchte ich als Erstes betonen, dass ich Weiß bin und so "Flagge zeigen": Ja, ich bin mir meines white privilege bewusst, jener himmelschreienden Ungerechtigkeit, die in dieser unserer westlichen Welt "Weiß sein" als Standard festgelegt hat, weswegen es im "Regelfall" eben nicht explizit erwähnt wird. Reni Eddo-Lodge erzählt dazu eine berührende Anekdote, in der sie als Kleinkind ihre Mutter fragte, wann sie denn weiß werden würde - schließlich seien im Fernsehen alle gute Menschen weiß, die Schwarzen irgendwie immer die Bösen, und sie sei doch ein gutes Mädchen, also muss auch sie doch irgendwann weiß werden?

Macht es doch selbst einmal, dieses kleine Gedankenexperiment: Wenn ihr Bücher lest oder über Charaktere sinniert, stellt auch ihr sie euch meist weiß "by default" vor? - sollte es sich um eine PoC handeln, wird das ja schließlich immer explizit erwähnt, oder? Und, was habt ihr "gesehen"? John Grisham hat dieses Gedankenexperiment Ende der 80er als wirklungsvollen Plot Point in Die Jury eingesetzt, und es hat nichts an seiner Aktualität verloren. Das ist noch eine recht harmlose Variante von white privilege, die aber deutlich vermittelt, wie voreingestellt unsere Denkmuster sind. Deswegen die lange Vorrede und die explizite Erwähnung - setzt mein Weißsein nicht einfach so Voraus. Ich habe dieses Privileg, ich bin mir dessen bewusst, und ich will es bekämpfen.

Reni Eddo-Lodge versucht, mit ihrem Buch - entgegen des Titels, den einige Unverbesserliche nur zu gerne als "Provokation" auffassen, was die Aussage der Autorin nur noch mehr bestärkt - zwei Dinge zu erklären: Die Geschichte des Rassismus in Großbritannien sowie die Geschichte des Verschweigens desselben. Und so bietet das erste Kapitel auch gleich einen sehr ausführlichen, mit zahlreichen Beispielen (und Quellen, überhaupt ist das Buch sehr gut recherchiert) belegten Überblick über die Geschichte von PoC in GB und ihrer systematischen, strukturellen Unterdrückung von den Anfängen des Sklavenhandels über die Kolonialzeit bis heute. PoC, Rassismus - da denken die meisten Menschen in erster Linie an die Geschichte der USA, die ist ja auch gut bekannt und dokumentiert. Doch auch PoC in GB hatten und haben schwere Zeiten durchgemacht, tun dies noch immer, und die Autorin gibt ihnen eine Stimme, die aufgrund des US-Fokus bisher viel zu leise war. Mir war sehr vieles neu; was mich verwundert hat: Der Autorin, und somit anderen PoC in GB, ebenfalls. Da scheint GB noch viel Aufarbeitung der eigenen Geschichte vor sich zu haben.

Zur Geschichte des Verschweigens kommt dann wieder der Titel ins Spiel: Rassismus, so die Autorin, ist eine Angelegenheit der Weißen. Sie sind dafür verantwortlich, setzen ihn durch und um - und sind sich dessen oft gar nicht bewusst. Deswegen kommen oft auch abwehrende, rechtfertigende bis hin zu vollends wütenden Reaktionen, wenn diese "zornige schwarze Frau" es doch mal wagt, den Mund aufzumachen. So erklärt sich der Titel - und so erklärt die Autorin u.a. das bereits erwähnte white privilege und die Fehlannahme von "reverse racism" - für mich die stärksten Teile des Buchs.

Die weiteren Kapitel waren ebenso wahnsinnig interessant, denn sie lassen sich - auch wenn sie wieder den Fokus auf GB legen - auch auf alle anderen europäischen Länder übertragen, in denen Vorurteile gegen PoC und/oder MigrantInnen, Fremdenhass und Ausgrenzung auf dem Vormarsch sind. Da geht es um die Angst der "Einheimischen", von einer fremden Rasse quasi annektiert zu werden (die "Umvolkung", vor der die Neu-Rechten auch in Deutschland warnen), die Angst der Arbeiter, dass ihnen "von denen" die ohnehin schon spärlichen Jobs (und die Frauen!) gestohlen werden usw. usf....genau der gleiche Mist wie bei uns. Auch spannend: Im Buch wird das Konzept der Intersektionalität sehr ausführlich und verständlich erklärt.

Ich empfehle dieses Buch allen Menschen, die sowieso grundsätzlich an der Thematik interessiert sind. Ganz ausdrücklich empfehle ich es weißen Menschen, die noch "ganz am Anfang stehen", sich ihrer Privilegien bewusst zu werden und mehr darüber erfahren wollen. Die aufgeschlossen sind, nicht vor Selbstkritik zurückschrecken und gemeinsam mit anderen Stellung beziehen wollen. Macht den ersten Schritt und lest dieses Buch. Es wird eine sehr inspirierende Reise.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Tolles Buch, rundum empfehlenswert.

Frauenpower made in Europe
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Es gibt nur eine Sache, die ich an diesem Buch schade finde - und da kann das Buchs nicht mal was für: Dass meine Nichte noch zu jung dafür ist. Ansonsten ist dies ein tolles Lese-, Lern- und Anschaubuch ...

Es gibt nur eine Sache, die ich an diesem Buch schade finde - und da kann das Buchs nicht mal was für: Dass meine Nichte noch zu jung dafür ist. Ansonsten ist dies ein tolles Lese-, Lern- und Anschaubuch für ältere Kinder: Gut zusammengestellt, sehr informativ und liebevoll gestaltet.

In den knapp 120 Seiten sind, nach Geburtsjahr geordnet, Porträts "großer" europäischer Frauen versammelt, mal über zwei, mal über vier Seiten, mal als Kurzeintrag auf einer Übersichtsseite (wie z.B. große Wissenschaftlerinnen oder erfolgreiche Sportlerinnen). So werden im letzten Übersichtsteil über "Die junge Generation", z.B. auch Laurie Penny oder Hazel Brugger erwähnt, was ich ziemlich cool fand.

Aber zurück zu den eigentlich "großen" Frauen, die ausführlicher dargestellt werden. Ich finde die Auswahl sehr gelungen, wobei sich mir natürlich schon die Frage gestellt hat, was die Autorin denn wohl unter "groß" versteht. Klar erwartet man, Steffi Graf oder Angela Merkel vorzufinden, allein schon aufgrund ihrer großen, offensichtlichen, rekordhaften Erfolge. Doch dieses Buch bietet weit mehr, eigentlich von allem etwas: Frauen, die durch die Geschichtsbücher bekannt sind (z.B. Jeanne d'Arc, Rosa Luxemburg oder Sophie Scholl), Wissenschaftlerinnen (wie Marie Curie, Ada Lovelace oder Jane Goodall), Künstlerinnen und Kreative (Virginia Woolf, Coco Chanel, Astrid Lindgren) oder einfach nur Heldinnen, die vor allem durch Pionierarbeit geglänzt haben, wie Fliegerass Elly Beinhorn oder Lili Elbe, die erste trans Frau mit geschlechtsangleichender Operation.

Was mir richtig gut gefallen hat, sind zwei Punkte:

1) Empowerment: Die Leistungen der Frauen werden nicht einfach nur nacherzählt, sondern immer jeweils die Besonderheit betont - mit Bezug auf die Hindernisse der jeweiligen Zeit, die den Frauen in den Weg gelegt wurden. Dies ist zum einen ein spielerischer Exkurs in die Geschichte der Emanzipation - ganz nebenbei erfahren die jungen Leserinnen (und Leser, warum nicht), dass für Frauen nicht immer alles, was heute "normal" ist, selbstverständlich war. Zum anderen wird den jungen Mädchen mitgeteilt: Auch ihr könnt alles schaffen, was ihr wollt, so wie diese Frauen es geschafft haben. Eine tolle, ermutigende Botschaft, und das ohne erhobenen Zeigefinger.

2) Begeisterung, aber ohne Scheuklappen: Auch wenn dieses Buch eine sehr positive und aufmunternde Grundstimmung verbreitet, so verliert es nicht die Balance und ist nicht vollends unvoreingenommen. Kritische Anmerkungen zu den Frauen werden erwähnt und erläuert, z.B. über Hannah Ahrendts Eichmann-Buch und die ihr vorgeworfene Banalisierung des Bösen oder Alice Schwarzers Werbung für die BILD-Zeitung. Das macht das Ganze umso authentischer.

Die Leseempfehlung liegt bei zehn bis zwölf Jahren, ich finde, das passt gut. Einige schwere Wörter werden ganz nebenbei erklärt, und die Illustration ist niedlich-verspielt, aber dennoch sind die Einträge klar strukturiert: Einem kurzen Vorspann folgt der eigentliche Text, dazu gibt es einen Lebenlauf in Kurzversion, ein Zitat und ein Bild.

Tolles Buch, rundum empfehlenswert.