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Veröffentlicht am 06.06.2021

Lesen war Einatmen, Schreiben war Ausatmen

Tage mit Gatsby
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Die Überschrift meiner Rezension ist nur eins der vielen Zitate, die ich mir zum Wiederfinden markiert habe. Selten hat mich ein Buch derartig sprachlich überzeugt.

Und auch der Inhalt blieb für mich ...

Die Überschrift meiner Rezension ist nur eins der vielen Zitate, die ich mir zum Wiederfinden markiert habe. Selten hat mich ein Buch derartig sprachlich überzeugt.

Und auch der Inhalt blieb für mich durchweg faszinierend. Vor dem Hintergrund, dass eigentlich weder der berühmte Autor F. Scott Fitzgerald, noch seine lebenslustige Frau Zelda wirkliche Sympathieträger darstellen, ist dies eine besonders bemerkenswerte Leistung. Denn die Autorin versteht es herausragend, sowohl dem berühmten Paar genügend Strahlkraft als auch den Roaring Twenties atmosphärische Dichte zu verleihen, so dass ich förmlich an den Seiten geklebt habe.

Der Roman beschränkt sich zum großen Teil auf die Zeit, in der Scott am "Großen Gatsby" schrieb und die die Fitzgeralds in Europa verbrachten. Unzufrieden mit ihrer Mutterrolle, stürzt sich Zelda in Partys und eine leidenschaftliche Affäre. Dass Scott ihre eigene Schreibambitionen unterdrückt und stattdessen ihre Ideen ausschlachtet, macht die Beziehung der beiden nicht einfacher. Realität und Fiktion verschwimmen schließlich immer mehr...

Da die Entstehungsgeschichte des "Gatsby" so großen Raum einnimmt, rasen die letzen Jahre der Fitzgeralds notgedrungen dahin. Wie sehr das Buch mein Interesse gefessellt hat, zeigt, dass ich im Anschluss tatsächlich selbst noch einiges über die beiden und ihre Tochter recherchiert habe.
Ich werde weiter Ausschau noch Büchern von Joséphine Nicolas halten, in der Hoffnung auf weiteres Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 04.06.2021

Per aspera ad astra

Partem. Wie die Liebe so kalt
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Per aspera ad astra - dieses hoffnungsvolle Sprichwort habe ich einst schon in meinem Lateinbuch geliebt. Hier ist es ausgerechnet der Wahlspruch einer ebenso mysteriösen wie mystischen Organisation namens ...

Per aspera ad astra - dieses hoffnungsvolle Sprichwort habe ich einst schon in meinem Lateinbuch geliebt. Hier ist es ausgerechnet der Wahlspruch einer ebenso mysteriösen wie mystischen Organisation namens Partem, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den Menschen ihre Liebe zu nehmen. Hierzu bedient sie sich äußerst verführerischer junger Menschen, die die Fähigkeit zum Entleeren besitzen.

Xenia dagegen hat eine ganz andere Begabung. Für sie allerdings eher ein Fluch: Wann immer sie einen Menschen berührt, hört sie Klänge, die dessen Seelenleben widerspegeln. Kein Wunder, dass sie selbst ihre engsten Freunde Felix und Liva kaum an sich heranlässt. Doch dann zieht eines Tages der geheimnisvolle, attraktive Jael in ihre Nachbarschaft. Und als sie ihn zufällig berührt, gibt es nur wohltuende Stille. Zudem ist Jael quasi wie einem Teenagertraum entsprungen, ebenso wie seine WG-Gefährten, unter ihnen auch die schöne Chrystal. Bald steht Xenias ganze Schule wegen der Neuankömmlinge Kopf und ausgerechnet Felix verguckt sich in Chrystal. Gleichzeitig aber häufen sich seltsame Begebenheiten wie übertriebene Streitigkeiten, verschwundene, eigentlich fast wertlose Gegenstände und Erinnerungslücken. Was geht hier nicht mit rechten Dingen zu?

Eigentlich mag ich Fantasy viel mehr als Romantasy und das Konzept, unnahbarer Schöner, der ausgerechnet für die Hauptprotagonistin erstmals etwas empfindet, geht für mich schon lange nicht mehr auf. Bei diesem Buch aber kann ich sagen: Hier hat es für mich trotzdem einmal voll ins Schwarze getroffen. Vielleicht sind es die vielen düsteren, manchmal sogar grausamen Aspekte der Story, bei der noch einiges bis zum folgenden Teil im Dunkeln bleibt. Auch wenn die Autorin Jael und seine Mitbewohner sogar offen mit den Cullens aus Twilight vergleicht, fehlt ihnen überwiegend das Weichgespülte der Cullens. Auch das Neuartige der Story mit den Entleerern, die fast ein Kreuzung aus Succubi und Vampiren sein könnten, fasziniert mich noch immer. Die Figurenzeichnung hat mir ebenfalls gefallen. Von Beginn an haben für mich alle Konturen gewonnen, so dass ich nicht in Gefahr war, die Entleerer zu verwechseln. Auch das Ambivalente, fast Gebrochene wie bei Jael oder auch zum Teil bei Rafael fand ich gut gelungen. Ich hoffe, die Autorin wird sich künftig häufiger dem fantastischen Genre widmen!


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Veröffentlicht am 01.06.2021

Logbuch der Energie

Mehr schaffen, ohne geschafft zu sein
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Mit seiner Powerstrategie hat der Autor es sich zum Ziel gesetzt, gestressten Menschen zu mehr Energie zu verhelfen. Klarheit, Neugier und Kooperation sind die Elemente, aus denen sich das Erfolgskonzept ...

Mit seiner Powerstrategie hat der Autor es sich zum Ziel gesetzt, gestressten Menschen zu mehr Energie zu verhelfen. Klarheit, Neugier und Kooperation sind die Elemente, aus denen sich das Erfolgskonzept zusammensetzt.

Zunächst gilt es aber, sich darüber klar zu werden, was im Alltag Energie raubt und was stattdessen Kraft zuführt.

Da ich darüber früher schon sehr viel nachgedacht habe, hat mir dieser Teil keine neuen Erkenntnisse vermittelt. Wer sich aber erstmals mit der Thematik auseinandersetzt, wird sicher einige Denkanstöße mitnehmen. Für meinen Geschmack war der Krafträuber "am Alten festhalten" leider zu kurz abgehandelt. Allein dafür könnte ich schon einen eigenen Ratgeber gebrauchen!

Hilfreicher für mich war dagegen die Fülle an kleinen Tools, die ich zum Teil aus Führungskräfteseminaren wiedererkannt habe (etwa der Kopfstand), die mir zum Teil aber auch neu waren, wie das hochinteressante Plussing. Durch die Auflistung am Schluss des Buches kann man die Tools auch jederzeit schnell wiederfinden und rekapitulieren. Auch die Idee des Energielogbuchs hat mir gut gefallen.

Fazit: Zwar hat sich mein Energieniveau noch nicht so gehoben, dass es einem Stadium der Verliebtheit gleicht, wie es der Autor zu Beginn so schön einprägsam in Aussicht hält. Dennoh habe ich ein paar sinnvolle Ratschläge auf dem Weg aus der Erschöpfungsspirale erhalten. Zudem war das Buch stets anschaulich und ohne Längen verfasst, so dass das Lesen wirklich Spaß gemacht hat.

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Veröffentlicht am 30.05.2021

Blauer Zaunkönig, rotes Telefon

Der Junge, der das Universum verschlang
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Ich gebe es zu, das traumhafte Cover mit dem kuriosen Satz "Dein Ende ist ein toter blauer Zaunkönig" hat mich zu dem Buch hingezogen. Dennoch habe ich mich während der ersten Hälfte mit der im Drogenmilieu ...

Ich gebe es zu, das traumhafte Cover mit dem kuriosen Satz "Dein Ende ist ein toter blauer Zaunkönig" hat mich zu dem Buch hingezogen. Dennoch habe ich mich während der ersten Hälfte mit der im Drogenmilieu angesiedelten Geschichte und seinen Protagonisten reichlich schwer getan. Die Geschichte um die traumatisierten Jungen Eli und Gus, deren Stiefvater und Mutter mit Heroin dealen, deren Vater schwerer Alhoholiker istund deren Babysitter sogar ein verurteilter Mörder, ist schließlich drastisch, tut weh und hat die widerlichen Momente, die eine solche Kindheit zwangsläufig mit sich bringt. Gus flüchtet sich in Schweigen, Eli in eine durch seine Fantasie und Wortgewandtheit befeuerte Welt, in der für die Lesenden letztendlich offen bleibt, wieviel real ist. Kann Gus zum Beispiel tatsächlich in die Zukunft sehen?

Seltsamerweise erwachte für mich das Buch erst wirklich zum Leben, als ich im Klappentext las, dass der Autor hier seine eigene Kindheit verarbeitet. Die Frage, welche der Ereignisse über Morde, Bandenkriege und die Liebe zu einer acht Jahre älteren Journalisten wohl tatsächlich geschehen sind, hat mich immer mehr beschäftigt, und Eli gewann für mich als alter ego von Trent Dalton endlich Konturen.

Natürlich hat mir das Buch diese Frage nicht beantworten. Dafür hat der Roman auf den letzten 100 Seiten aber unheimlich Fahrt aufgenommen. Reihte sich vorher eher eine tragische Kindheitserinnerung an die nächste, war es für mich fesselnd, Elis Weg zu seinem Traumberuf als Journalist zu verfolgen, der letztendlich darauf beruht, dass er Rache sucht an einigen Kriminellen, die seiner Familie großen Schaden zugefügt haben.

Leider hat mir aber das letzte Fünkchen Begeisterung beim Leseerlebnis gefehlt, um den Roman so hymnisch zu loben, wie es der Klappentext tut. Vor allem hat mich gestört, dass hier manche Kriminelle doch recht romantisiert dargestellt werden. Natürlich sind die meisten Menschen nicht durch und durch schlecht. Die Mischung aus Feinsinnigkeit, Verlässlichkeit und Loyalität einerseits und Brutalität andererseits, wie sie hier manche Protagonisten an den Tag legen, hat mich aber nicht überzeugt. Außerdem hätte ich mir eine stärkere Ausarbeitung von Elis Fantasiewelt gewünscht, die sich letztendlich auf einige wenige redundante Elemente beschränkte. Trotzdem hat der Roman zumindest in der zweitwen Hälfte bei mir einen gewissen Lesesog erzeugt, den ich mir nicht völlig erklären kann.


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Veröffentlicht am 26.05.2021

Auch wir sind Natur

Dancing with Bees
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In ihrem "Bienentanz" nimmt uns Birgit Strawbridge Howard mit auf ihre sehr persönlichen Reise zurück zur Natur. Anders als der Titel vermuten lässt, geht es dabei nicht ausschließlich um Bienen, sondern ...

In ihrem "Bienentanz" nimmt uns Birgit Strawbridge Howard mit auf ihre sehr persönlichen Reise zurück zur Natur. Anders als der Titel vermuten lässt, geht es dabei nicht ausschließlich um Bienen, sondern auch um deren Lebenräume, um andere Insekten, Vögel, Wildkräuter und wie eng alles mit einander verknüft ist. Dabei ist der Blick der Autorin zwar wissenschaftlich interessiert, aber doch der einer enthusiastischen Hobby-Naturforscherin.

Auch biografische Details, wie das Kennenlernen ihres zweiten Ehemannes, praktischerweise Gärtner von Beruf, lässt sie nebenbei immer wieder einfließen. Dabei war einzig das Sterben ihrer Mutter im Altersheim mir zu persönlich, weil es an traurige Erinnerungen rührte und ich es bei einem solchen Thema nicht erwartet hätte. Ansonsten hat mich das Buch aber eher in positive Stimmung versetzt, da der Text mit so witzigen Überschriften wie "The Boys are back in town (die Rückkehr der Männchen einer bestimmten Hummelart) wunderbar aufgelockert wird, ebenso wie durch schöne Zeichnungen. Hätte ich nur die Beschreibungen, um welche Insekten es sich jeweils handelt, am Ende des Buches eher entdeckt!

Auch insgesamt ist das großformatige Buch sehr schön gestaltet. Vor allem das lindgrüne Cover und das zart lilafarbene Lesebändchen kontrastieren wunderbar.
Eine schöne Lektüre für alle, für die es selbstverständlich ist, dass sie ein Teil der Natur sind und nicht außerhalb stehen.

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