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Veröffentlicht am 25.11.2017

Wilkommen im Märchenwald

Tochter des dunklen Waldes
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Bereits in ihrem Roman "Die silberne Königin" hat mich die Autorin mit ihrer Fähigkeit, eine märchenhafte Atmosphäre zu erschaffen, begeistert. Auch hier stellt sie dieses Können wieder unter Beweis. Schon ...

Bereits in ihrem Roman "Die silberne Königin" hat mich die Autorin mit ihrer Fähigkeit, eine märchenhafte Atmosphäre zu erschaffen, begeistert. Auch hier stellt sie dieses Können wieder unter Beweis. Schon im Prolog hatte ich das Gefühl, mitten in einem Märchenbuch gelandet zu sein.

Auch das geheimnisvoll-düstere, gleichzeitig romantische Cover trägt wunderbar zu dieser Stimmung bei.

Die junge Lilah lebt bei Onkel und Tante im Dorf Grünweite. In der Nähe des Dorfes wächst der verrufene, als äußerst gefährlich geltende Morgenwald, von dem sich die Dorfbewohner unter allen Umständen fernhalten. Eines Tages wird eine Frau ermordert unweit des Morgenwaldes aufgefunden. Unmittelbar danach verschwindet Dorean, in den Lilah seit einiger Zeit verliebt ist. Was ist nur geschehen und war Dorean gar in den Mord verwickelt? Lilah hat keine andere Wahl als Doreans Spur in den Morgenwald zu folgen. Bis zu ihrer Rückkehr nach Grünweite wird einige Zeit vergehen.

Die Beschreibung des Morgenwalds erfolgt sehr bildhaft und in großer atmosphärischer Dichte. Für Lilah beginnt hier ein völlig neues Leben. Warum das so ist, soll nicht verraten werden. Die Geschichte entwickelt sich überraschend und fernab von abgenutzten Fantasy-Klischees. Zwar findet Lilah Dorean, doch dieser scheint tatsächlich ein dunkles Geheimnis zu verbergen.

Auch wenn mich Story und Schreibstil begeistert haben, bin ich mit Dorean nicht wirklich warm geworden. Warum Lilah so unbedingt zu ihm hält, wurde für mich nicht völlig nachvollziehbar. Ich persönlich hätte mir auch gut ein anderes Ende der Geschichte vorstellen können. Enttäuscht war ich von der Qualität des Lektorats, das zahlreiche Fehlerchen übersah. Umso mehr überzeugt haben mich dagegen die originelle Handlung und der geheimnisumwitterte Morgenwald.

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  • Charaktere
  • Gefühl
  • Spannung
Veröffentlicht am 16.10.2017

Zauberhaft

Die Gabe der Auserwählten
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Endlich geht die spannende Geschichte um Prinzessin Lia, Prinz Rafe und Attentäter Kaden im dritten Teil der Reihe weiter!

Der Auftakt ist fulminant. Lia ist auf der Flucht aus Venda verletzt worden. ...

Endlich geht die spannende Geschichte um Prinzessin Lia, Prinz Rafe und Attentäter Kaden im dritten Teil der Reihe weiter!

Der Auftakt ist fulminant. Lia ist auf der Flucht aus Venda verletzt worden. Welche Folgen ihre Attacke auf den Komizar - am Schluss des zweiten Bandes - genau hatte, bleibt lange im Dunkeln, was für große zusätzliche Spannung sorgt.

Erwartungsgemäß führt sie ihr Weg nun nach Dalbreck, so dass der Leser auch hier ein wenig über Land und Leute erfährt. Überraschend muss sich Rafe schon jetzt in seine neue Rolle als dortiger König hineinfinden. Sein Charakter macht daher einen regelrechten Entwicklungssprung durch, denn er steht unter großem Druck. Dies gibt der Handlung Würze, ist jedoch für Lia so manches Mal alles andere als angenehm. Sie selbst kann es eigentlich kaum erwarten, nach Morrighan zu reisen und ihre eigene Geschichte dort richtig zu stellen. Vor allem fürchtet sie, dass Morrighan von der Übermacht der vendischen Armee einfach überrannt wird. Wie furchterregend und überlegen diese Armee tasächlich ist, will ihr niemand so richtig glauben, nicht einmal Rafe. Dieser Streitpunkt führt beinahe zum Zerwürfnis zwischen den beiden, da Rafe zu Lias Schutz allzu herrisch wird.

Auch Kaden spielt in diesem Band wieder eine wichtige Rolle. Er folgt Lia aus Venda und gewinnt zumindest zu einem Teil das Vertrauen der Dalbrecker. Das Rätsel um seine Herkunft scheint ansatzweise gelüftet zu sein. Nicht nur hier sorgt die Autorin für so manche Überraschung.

Ich muss sagen, die Seiten flogen nur so dahin! Mary E. Pearson hat unheimlich lebensnahe, liebenswerte Charaktere geschaffen, mit denen man unbedingt mitfiebern muss. Sie sind mir schon so ans Herz gewachsen, dass ich mir kaum vorstellen kann, wie nah das Ende der Serie ist. Dennoch ist das mein einziger Kritikpunkt: Für den deutschen Markt hat der Verlag den üppigen Abschlussband in zwei Hälften geteilt. Daher nimmt die Handlung in "Die Gabe der Auserwahlten" jede Menge Anlauf, um dann abzubrechen. Mir persönlich wäre ein dicker Wälzer lieber gewesen. Zweifellos hätte das ungeteilte Original locker fünf Sterne ergattert.

Magisch, mystisch, mitreißend - "Die Chronik der Verbliebenen" kann wahrlich gar nicht genug Kapitel aufweisen!

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  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 02.10.2017

Wunderbarer Lesegenuss

Die Schlange von Essex
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Dieser Roman stellt für mich ein kleines Gesamtkunstwerk dar. Die wunderschöne, an den Künstler William Morris erinernde Optik des Buchumschlages fiel mir schon lange vor dem Erscheinen des Buches ins ...

Dieser Roman stellt für mich ein kleines Gesamtkunstwerk dar. Die wunderschöne, an den Künstler William Morris erinernde Optik des Buchumschlages fiel mir schon lange vor dem Erscheinen des Buches ins Auge. Erst auf den zweiten Blick entdeckte ich die titelgebende Schlange, die sich durch das Meer aus Blütenranken windet.

Ausgezeichnet wurde "Die Schlange von Essex" mit dem Britischen Buchpreis für den besten Roman des Jahres. Oft sind solche Vorschusslorbeeren nicht hilfreich, weil sie bei mir zu hohe Erwartungen wecken. Hier wurde ich jedoch nicht enttäuscht!

Angesiedelt Ende des 19. Jahrhunderts in Essex und London, passt sich Sarah Perry stilistisch dem viktorianischen Zeitalter an. So mancher Leser mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne mag sich hier erst einlesen müssen. Ich dagegen habe Satz für Satz von Beginn an genossen. Perry schreibt perfektionistisch, bildhaft, ja beinahe poetisch.

Eine weitere Stärke des Romans sind die plastischen, zuweilen fast ans Skurrile grenzenden Charaktere, allen voran die junge Witwe Cora Seaborne (was für ein herrlich bildhafter Name!), die nach dem Tod ihres gewalttätigen Ehemannes ihrer Liebe zur Wissenschaft nachgehen möchte. Das Rätsel eines angeblichen gefährlichen Seeungeheuers lockt Cora, ihren autistischen Sohn Frances und ihre Freundin Martha nach Aldwinter/Essex. Dort begegnet sie dem Pfarrer William und seiner kranken Frau Stella. William und Cora fühlen sich auf vielschichtige Weise zueinander hingezogen. Doch auch Luke Garrett, der Arzt von Coras verstorbenen Mann, hegt starke Gefühle für Cora und gibt so leicht nicht auf.

Lange Zeit spielte die Autorin raffiniert mit meinen Erwartungen, wie sich Handlung und Beziehungen entwickeln würden, um mich dann stets aufs Neue zu überraschen. Bis ins kleinste Detail wurde dieses Muster ausgearbeitet. So beginnt der Roman in der Neujahrsnacht, um Monat für Monat durchs Jahr zu reisen, schließt dann aber ab mit dem Monat November.

Ich bin stets auf der Suche nach ungewöhnlichen Büchern, die sich jeder Genre-Klassifizierung entziehen. Hier bin ich fündig geworden. Ein Buch, das man noch lange im Gedächtnis behält und immer wieder zur Hand nehmen wird. Herausragend!

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Figuren
  • Originalität
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 02.05.2017

Deutsche Geschichte hautnah erlebt

Die fremde Königin
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Mit dem Roman "Die fremde Königin" legt Frau Gablé den zweiten Band zur Geschichte von König Otto I. vor. Die Leser begleiten Otto auf seinem Weg zur Kaiserkrone. Meiner Meinung nach sollte man den ersten ...

Mit dem Roman "Die fremde Königin" legt Frau Gablé den zweiten Band zur Geschichte von König Otto I. vor. Die Leser begleiten Otto auf seinem Weg zur Kaiserkrone. Meiner Meinung nach sollte man den ersten Teil, "Das Haupt der Welt", unbedingt gelesen haben, sonst entgeht einem so manches und man brächte sich selbst um das volle Vergnügen.

Mitte des 10. Jahrhunderts angesiedelt, erweckt die Autorin nicht nur Geschichte zum Leben, sondern schafft auch wie in ihren früheren Werken plastische, interessante Charaktere. Dies gilt für die historisch verbürgten ebenso wie die fiktionalen Protagonisten. Im Mittelpunkt steht der junge Panzerreiter Gaidemar, mit dem Makel unehelicher Geburt behaftet. Gaidemar ist ein typischer Gablé-Held, edelmütig trotz häufiger Übervorteilung, seinen Prinzipien oft treuer als ihm guttut. Dennoch zeigt er auch ein paar recht drastische Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Rachedurst. Zwar sind diese sicherlich den Umständen der damaligen Zeit geschuldet, sie haben ihn bei mir allerdings zumindest ein paar Sympathiepunkte gekostet. Gleichzeitig hat er aber so auch Ecken und Kanten und mehr Tiefe gewonnen.

Insgesamt nimmt Gaidemar in dem Roman einen nicht ganz so großen Platz ein wie Tugomir im ersten Band.Fürst Tugomir hat im Übrigen hier eine Nebenrolle erhalten, ebenso wie seine Tochter Jasna.

Neben Tugomir trifft man König Otto I. und seine Geschwister wieder, außerdem Ottos Kinder, inzwischen erwachsen geworden.

Zum Auftakt befreit Gaidemar die verwitwete Adelheid von Burgund, Königin von Italien, aus dem Kerker des machthungrigen Berengar. Dieser will Adelheid gegen ihren Willen mit seinem Sohn verheiraten. Gaidemar verrät ihr, wie sie sich aus ihrem Verlies herausgraben kann. Ausgerechnet dieses unwahrscheinlich erscheinende Detail, die Flucht durch Graben, ist historisch verbürgt, wie die Autorin im Nachwort berichtet. Überhaupt spürt man auf beinahe jeder Seite, wieviel Recherche den Roman so authentisch wirken lässt.

Gaidemar verliebt sich in Adelheid, doch diese wird Ottos zweite Frau. Wo Gaidemar stattdessen sein Glück finden wird, hat mich zu mancherlei Spekulation veranlasst. Hier wurde ich schließlich überrascht.

Berengar bleibt nicht der einzige Gegenspieler Ottos. Auch Ottos intriganter Bruder Henning ist wieder mit von der Partie. Schließlich ist da noch Gaidemars neidischer Ziehbruder Immed, der für manches Fiasko sorgt.

Insgesamt ist dieser Roman schlachtenlastiger als der Vorgänger-Band, was nun einmal dem historischen Kontext geschuldet ist. Aber auch dies meistert Frau Gablé ohne merkliche Längen. Für mich wurde der Spannungsbogen stets gehalten. Als Wahl-Brandenburgerin haben die Brandenburger Schauplätze für mich noch einen zusätzlichen Reiz entfaltet.
Mit Adelheid, der titelgebenden "fremden Königin", hat die Autorin zudem eine starke Frauenfigur geschaffen, die den männlichen Protagonisten in nichts nachsteht.
Umso erfreulicher, dass Adelheid nicht die einzige charakterstarke Heldin bleibt.

Fazit: Hier wird Geschichte lebendig. Für mich hätten es ohne weiteres noch mehr Seiten sein können. Ein Buch der Autorin über Ottos Nachfahren würde ich mir sehr wünschen.

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