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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.06.2019

Buddy Comedy?

Wilder Winter
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Leider konnte mich der Auftakt der Hap & Leonard-Krimireihe nicht für sich gewinnen. Das Buch wird gleichzeitig als Buddy Comedy beworben, aber bedauerlicherweise fand ich es nicht witzig. Joe R. Lansdale ...

Leider konnte mich der Auftakt der Hap & Leonard-Krimireihe nicht für sich gewinnen. Das Buch wird gleichzeitig als Buddy Comedy beworben, aber bedauerlicherweise fand ich es nicht witzig. Joe R. Lansdale lässt seine beiden sehr unterschiedlichen Protagonisten zwar äußerst dialoglastig zu Wort kommen, was sich jedoch eher in Schimpfwörtern als Komik erschöpft.

Hap ist ehemaliger 68er und hängt noch immer seiner Exfrau Trudy nach, während der farbige, homosexuelle Vietnam-Veteran Leonard härter im nehmen ist.

Leonard weiß sofort, als Trudy wieder bei Hap auftaucht, bedeutet das nichts Gutes. Tatsächlich will Trudy mit ihrem derzeitigen Freund und ein paar Handlangern eine Beute aus einem Bankraub bergen. Ausgerechnet Hap soll das Geld aus einem Fluss fischen.

Hap und Leonard sind die einzigen sympathischen Figuren, während Trudy und die übrige Bande fast abstoßend wirken. Leider haben auch Hap und Leonard nicht genügend Charisma entfaltet, um mich zum Mitfiebern zu bringen. Es wurde auch einfach viel zu viel geredet, so dass es wirklich dauert, bis die Geschichte überhaupt Fahrt aufnimmt und es zum Showdown kommt. Bis dahin hatte ich aber irgendwie die Geduld verloren.

Veröffentlicht am 16.05.2019

Tuschezeichnung

Die Lotosblüte
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Wegen des ähnlichen Themas konnte ich nicht umhin, den Roman mit Amy Tans Kurtisanenhaus zu vergleichen. Und dagegen fällt er leider deutlich ab. Während man mit Amy Tans Protagonistin mitfiebert, bleibt ...

Wegen des ähnlichen Themas konnte ich nicht umhin, den Roman mit Amy Tans Kurtisanenhaus zu vergleichen. Und dagegen fällt er leider deutlich ab. Während man mit Amy Tans Protagonistin mitfiebert, bleibt Chong, die im Laufe des Buches je nach Situation immer wieder einen neuen Namen bekommt, vage und fremd wie eine Tuschezeichnung.

Zwar wird beschrieben, wie sie, als junges Mädchen als Zweitfrau an einen Greis von Korea nach China verkauft, immer wieder versucht, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und sich sogar noch um verwaiste Kinder zu kümmern. Beinahe genüsslich sorgt der Autor aber immer wieder dafür, dass Chong, die Lotusblüte, stets aufs Neue in Gefangenschaft gerät und ihren Lebensunterhalt mit ihrem Körper verdienen muss. Während man die Gefühle der Protagonistin wenigstens vage zu erahnen versucht, sind die Sexschilderungen so explizit und drastisch, dass ich eigentlich gern weniger erfahren hätte. Dies geht so lange, bis der älter gewordenen Chong selbst auch nichts mehr einfällt, als ein Geishahaus zu eröffnen, in dem nun andere Frauen dienen. Mich hätten stattdessen noch viel mehr die geschichtlichen Hintergründe wie der Opiumkrieg interessiert.

Der Buchumschlag kommt im Vergleich zum Inhalt verträumt und wunderschön, regelrecht idyllisch daher.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Ratlos

Dschungel
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Felix ist verschwunden. Was eigentlich ein Glück sein sollte. Denn, so erfahren wir in jeder Menge Kindheits- und Jugenderinnerungen des namenlosen Ich-Erzählers, Felix ist hochgradig manipulativ, ...

Felix ist verschwunden. Was eigentlich ein Glück sein sollte. Denn, so erfahren wir in jeder Menge Kindheits- und Jugenderinnerungen des namenlosen Ich-Erzählers, Felix ist hochgradig manipulativ, umgarnt seinen Freund, um ihn dann immer wieder im Stich zu lassen, verbringt seine Zeit mit Klauen, obwohl er im Wohlstand lebt, nimmt Drogen, quält engagierte Lehrerinnen, beschimpft sinnlos Frauen und nutzt sie aus....
Die letzte Spur führt nach Kambodscha. Aus Gründen, die wohl nur der Protagonist und der Autor kennen, lässt sich der Erzähler von Felix' Mutter motivieren, Felix in Kambodscha zu suchen. Damit gefährdet er seinen Job und die Beziehung zur Freundin, was ihn kaum zu berühren scheint.

In Kambodscha angekommen, tritt die Suche dann lange auf der Stelle. Die eingestreuten Erinnerungen haben mich nicht gepackt, zum Teil hätte ich sie gern einfach überblättert. Die Fäkalsprache nervte und Kapitel mit einer Überschrift wie "Kotze" und entsprechendem Inhalt brauche ich persönlich nicht.
Mit zunehmender Zeit in Kamboscha scheint die Persönlichkeit des Erzählers immer mehr zu dissoziieren. Er redet permanent mit sich selbst und mit Fantasiefiguren. Manchmal habe ich mich schon gefragt, ob Felix überhaupt existiert oder er und der Erzähler eine gemeinsame, aber gespaltene Persönlichlkeit sind. Das ist raffiniert gemacht, zerrte aber auch gewaltig an den Nerven. Das große Geheimnis, dass Felix' Charaktermängel rechtfertigen soll, ist zwar traurig, aber in seiner Häufigkeit in Literatur und Film mittlerweile klischeehaft geworden.
Als das Buch zu Ende war, war ich leider wirklich froh, den drogenvernebelten Gedanken der unsympathischen Protagonisten nicht mehr folgen zu müssen. Warum das Buch als eine Hymne auf das Jungsein gehandelt wird, ist mir schleierhaft. Wessen Jugend so aussieht, der kann einem nur leidtun.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Drehbuch

A Stranger in the House
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Karen gilt eigentlich als vorsichtige Autofahrerin. Dennoch rast sie eines Nachts mit ihrem Wagen frontal in einen Laterenmast. Es stellt sich heraus, dass sie überstürzt zu Hause aufgebrochen ist. Doch ...

Karen gilt eigentlich als vorsichtige Autofahrerin. Dennoch rast sie eines Nachts mit ihrem Wagen frontal in einen Laterenmast. Es stellt sich heraus, dass sie überstürzt zu Hause aufgebrochen ist. Doch an den Grund für all das vermag sich Karen beim Erwachen im Krankenhaus nicht zu erinnern. Sie und ihr Mann Tom sind ratlos. Zudem gerät Karen auch noch unter Mordverdacht, denn in der Nähe ihres Unfalls werden eine Männerleiche und Karens Gummihandschuhe entdeckt. Selbst Tom beginnt an seiner Frau zu zweifeln. Und kann Karen sich selbst trauen?

Eigentlich ein wunderbarer Stoff für einen spannenden Thriller und eine Handlung, die geradezu nach einer Verfilmung ruft. Die Riege der Protagonisten ist kammerspielartig klein und wird nur noch ergänzt durch zwei Detectives sowie die Nachbarn Brigid und Bob.

Eine Verfilmung scheint mir auch die Autorin im Sinn gehabt zu gaben, hatte ich doch stetig das Gefühl, eher einem Drehbuch zu folgen als einem Roman. Hier gibt es keinen überflüssigen Satz, was auf Kosten der atmosphärischen Dichte, der Figurenzeichnung und des Mitfieberns geht. Man rast förmlich durch die Seiten, die Spannung wird gehalten, doch gleichzeitig wirkt alles bedauernswert steril und schnell runtergeschrieben. Leider kein Vergleich zu einem seitenstarken Pageturner wie etwa "Gone Girl".

  • Einzelne Kategorien
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  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Spannung
  • Psychologie
Veröffentlicht am 14.05.2019

Nichts gewonnen

All das zu verlieren
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Leider hat mich dieser kurze Roman nicht erreicht und ich habe durch die Lektüre nichts gewonnen.

Eher fassungslos bin ich den Erlebnissen Adèles gefolgt. Sie ist eine Frau, der es nach eigenem Bekunden ...

Leider hat mich dieser kurze Roman nicht erreicht und ich habe durch die Lektüre nichts gewonnen.

Eher fassungslos bin ich den Erlebnissen Adèles gefolgt. Sie ist eine Frau, der es nach eigenem Bekunden gefallen würde, sich den ganzen Tag für ihren Mann zu schmücken und ihn zu erwarten. Schon das fand ich seltsam. Warum sie aber einen Arzt geheiratet hat, den sie nicht liebt, einen Sohn geboren hat, ohne Kinder zu wollen, wahllos mit jedem Mann ins Bett geht, obwohl sie diese Männer eigentlich abstoßend findet, hat sich mir nur wenig erschlossen. Es hat mir auch keine große Lesefreude bereitet. Eine schlimme Kindheit wird angedeutet, wieder einmal, wie in so vielen Büchern, die dieses Elend wohl erklären soll.

Abschließend lässt die Autorin ihre Leserinnen und Leser mit einem offenen Ende allein. 218 Seiten Ratlosigkeit. Für 22 € schon ein anspruchvolles Preisleistungsverhältnis!