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Veröffentlicht am 11.04.2018

profane "Liebesgeschichte" - überhaupt nicht meins

Fifty Shades of Grey. Geheimes Verlangen
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Es wurde schon langer ein großer Wirbel um die Fifty Shades of Grey – Bücher von E. L. James gemacht. Besonders jetzt, da der letzte Teil am 08. Februar 2018 in die Kinos gekommen ist.
Ich wollte mit diesem ...

Es wurde schon langer ein großer Wirbel um die Fifty Shades of Grey – Bücher von E. L. James gemacht. Besonders jetzt, da der letzte Teil am 08. Februar 2018 in die Kinos gekommen ist.
Ich wollte mit diesem Hype nicht mitgehen und habe deshalb bis jetzt gewartet, bis ich mich an erste Buch Fifty Shades of Grey – Geheimes Verlangen gewagt habe. Da ich viel Auto fahre, ist es dieses Mal das Hörbuch geworden, das bereits im Juni 2012 erschienen ist.

Alle kennen wahrscheinlich den Inhalt schon, dennoch möchte ich ihn an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen.
Die junge Literaturstudentin Anastasia Steele lernt den überaus attraktiven Jungunternehmer Christian Grey kennen, als sie ihn für die Uni-Zeitung interviewen soll. Entweder war das Schicksal oder doch nur Zufall, denn Ana ist nur für ihre Freundin eingesprungen, die an diesem Tag nicht konnte.
Diese Begegnung und Christian Grey verwirrt Ana zutiefst und doch kommt sie irgendwie nicht von ihm los und muss ständig an ihn denken. Christian führt Ana in eine ihr unbekannte Welt der Liebe, die sie abschreckt und doch auf irgendeine Art anzieht.

Das Buch wird mit sehr flüssig mit der angenehmen Stimme von Merete Brettschneider gelesen. Die Handlung wird in der Ich-Perspektive von Ana geschildert und ich finde, dass die Stimme von Merete Brettschneider gut zu Ana passt. Auch alle anderen Charaktere werden durch das Verstellen der Stimme lebendig und sind gut voneinander zu unterscheiden gewesen. Der Schreibstil von E.L. James ist dabei ganz angenehm, an manchen Stellen jedoch etwas gewöhnungsbedürftig, da viel gehobene Sprache verwendet wird. Das hat sich sehr gezwungen angehört und ich denke, wenn ich das Buch gelesen hätte, hätte es meinen Lesefluss gestört. Noch etwas, dass ich erwähnen möchte, ist, dass die beiden im Buch ständigen E-Mail-Verkehr haben - dabei wird auch immer die Signatur mit vorgelesen. Das war am Anfang noch ganz nett, hat im Verlauf der Handlung aber immer mehr gestört. Die Signatur hätte ich beim normalen lesen wahrscheinlich einfach immer übersprungen.

Ich bin sehr gut in das Hörbuch rein und wurde gleich mit der Handlung mitgezogen. Christina Grey war geheimnisvoll und gutaussehend und ich wollte natürlich wissen, wie die Situation sich zwischen der unerfahrenen Ana und dem dominanten Christian entwickelt.
Doch dieses Hochgefühl hat leider schnell bei mir nachgelassen und die Situation und auch die beiden Protagonisten begangen mir auf die Nerven zu gehen. Ich war wirklich froh als das Hörbuch zu Ende war.

Zu den Protagonisten Christian und Ana konnte ich keinerlei Beziehung aufbauen. Deren Handlungen und besonders Anas Gedankengänge sind für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Ich habe sie als naiv und sprunghaft empfunden. Wenn sie etwas haben möchte, sagt sie zu allem Ja und Amen, egal ob sie mit der Situation vorher Probleme hatte, Bedenken geäußert hat oder ihr etwas unangenehm ist. Auf der anderen Seite wiederum versucht sie erfahren und reif zu wirken und ihre Bedürfnisse durchzudrücken. Die meiste Zeit hatte ich zudem das Gefühl, dass sie nur durch ihre Libido getrieben wird, die durch ihre „innere Göttin“ symbolisiert wird, und ihren gesunden Menschenverstand ausgeschaltet hat. Ich lese gerne von emanzipierten Frauen und das war bei Ana absolut nicht der Fall. Ana macht sich während der gesamten Handlung über ständig klein und denkt, dass der perfekte Christian Grey viel zu gut für sie ist. Andauernd wird erwähnt wie sexy, attraktiv, überirdisch schön und heiß Christian Grey ist.
Doch perfekt ist Christian auf keinen Fall, denn er hat eine bizarre Sicht darauf, wie ein Liebesleben und Geschlechtsverkehr ablaufen sollten. Er hat zwar eine traumatische Kindheit und auch eine schwierige Zeit hinter sich, doch das erklärt mir absolut nicht seine grotesken Neigungen und sein Hang zu BDSM Szene. Zu Christian konnte ich noch weniger als gar keinen Bezug herstellen. Er wirkt sehr kalt und emotionslos, was weder sehr anziehend noch verführerisch ist.
Eine romantische Beziehung hat sich zwischen den beiden Protagonisten meiner Meinung nach keinesfalls entwickelt - das ganze Konstrukt wirkt teilweise eher wie eine vertragliche Übereinkunft. Denn, wenn eine Frau sich ständig von einem Mann kontrollieren lässt und nichts selbst bestimmen darf, sowie sich freiwillig versohlen lässt, kann man an dieser Stelle auf keinen Fall von einer Liebesbeziehung sprechen. Somit ist die Liebesgeschichte, die es angeblich in diesen Buch geben soll komplett an mir vorbei gegangen. Von Liebe und Zuneigung habe ich hier nicht viel gemerkt.

Fazit:

Shades of Grey – Geheimes Verlangen konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Neben der Liebesgeschichte haben mir auch Authentizität und Glaubhaftigkeit der beiden Protagonisten gefehlt. Der Plot ist nicht gut ausgearbeitet und die Handlung hat sich fortwährend im Kreis gedreht. Auch, wenn das Ende dramatisch ist und ein absoluter Cliffhänger, werde ich die nächsten beiden Bände nicht lesen / hören und kann das Buch auch nicht weiter empfehlen. Von mir gibt es nur einen Schmetterling.

Veröffentlicht am 09.04.2018

toller New Adult Roman mit Luft nach oben

From Scratch - Alles neu mit dir
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Als ich den Klappentext von From Scratch – Alles neu mit dir gelesen habe, war ich sofort fasziniert und wollte unbedingt dieses Buch lesen. Vor der Veröffentlichung hieß es noch, dass auch eine Printversion ...

Als ich den Klappentext von From Scratch – Alles neu mit dir gelesen habe, war ich sofort fasziniert und wollte unbedingt dieses Buch lesen. Vor der Veröffentlichung hieß es noch, dass auch eine Printversion des Buches erscheinen soll, aber aufgrund der geringen Anfragen ist es nun leider nur eine E-Book Version geworden. Das finde ich sehr schade, weil ich lieber ein richtiges Buch in den Händen halte, anstatt es auf einem Bildschirm zu lesen. Aber ich wollte From Scratch so unbedingt lesen, weswegen ich mich dann auch mit dem E-Book arrangiert habe.
Aber nun zum Buch an sich – darum geht es in From Scratch – Alles neu mit dir :

Mit 15 Jahren wurde Amanda Grace entführt und über 2 Jahre gefangen gehalten, bis man sie schließlich endlich befreien konnte. Noch heute hat sie mit den Folgen zu kämpfen, leidet unter Panikattacken und findet nur schwer wieder in einen normalen Alltag zurück. Ihr einziger Bezug nach Hause war ein Poster von Chase Henry, das in ihrer Zelle hing. Es hat ihr geholfen die Hoffnung nicht aufzugeben und immer weiter zu kämpfen.
Doch dieser ist nicht so perfekt, wie er auf dem Poster dargestellt wurde. Auch Chase Henry versucht sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Einst war ein gefeierter Superstar, doch dann kamen Drogen und Alkohol und ein tiefer Fall. Nun versucht er in der Schauspielbranche wieder Fuß zu fassen, was gar nicht einfach ist.
Als die beiden sich im wahren Leben begegnen, schließen Amanda und Henry, einen Pakt, der ihrer beiden Leben verändern soll.

„Er behandelt mich nicht wie Amanda Grace, das >>Wunderkind<<, das Opfer, die Überlebende, das Mädchen, das aus Sicherheitsgründen in einer Kunststoffblase leben oder eine Zwangsjacke tragen sollte. Er geht vorsichtig mit mir um, ja, aber ich bin für ihn ein Mensch und kein Objekt.“ S. 244 Amanda

Das Cover gefällt mir im Großen und Ganzen ganz gut. Die Farbgebung ist sehr schön harmonisch und das Motiv, mit diesen auseinanderfallenden weißen Dreiecken passt wunderbar zum Inhalt des Buches.

Was mit wirklich gut gefallen hat, ist, dass die Geschichten und die Vergangenheit von Amanda und Chase so authentisch und tiefgehend gestaltet worden ist. Stacey Kade hat sich hier wirklich viele Gedanken gemacht und zeigt wie viel Einfluss schlechte Erfahrungen und Erlebnisse in der Vergangenheit eines Menschen auf das zukünftiges Verhalten, die Gedankengänge und den Umgang mit Mitmenschen haben können.
Dadurch, dass die Geschichte kapitelweise immer abwechselnd in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Chase oder Amanda erzählt wird, erhält man einen sehr guten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Protagonisten.
Es ist sehr nachvollziehbar und realistisch geschildert, wie zerrissen Amanda innerlich ist und wie sehr ihr Trauma sich auf sie und ihren Alltag auswirkt. Aber auch, was für eine starke Persönlichkeit sie ist und, dass sie sich nicht länger von ihrer Angst beherrschen lassen möchte. Man geleitet Amandas Kampf gegen sich selbst und hofft und bangt mit ihr und für sie.
Besonders ergreifend fand ich dabei, wie stark sich die Entführung auf Amandas Familie ausgewirkt hat. Jedes Familienmitglied - Amandas Mutter, Vater oder auch ihre Schwestern - versuchen auf ganz unterschiedliche Weise damit umzugehen. Auch ihre Familie ist auseinandergebrochen, genau wie sie selbst und Amanda versucht sich und auch ihre Familie wieder zusammen zu setzten.
Auch Chase Kampf um Anerkennung und ein selbstbestimmtes Leben ist ergreifend und nachvollziehbar. Auch, wenn mich einige Charaktereigenschaften von ihm gestört haben, ist er doch tief im inneren eine sehr verletzliche Person, die auch nur ihren Platz in der Welt sucht.

„Keiner von uns ist mehr so wie damals und wird es auch nicht wieder werden. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns das eingestehen, wie schmerzlich es auch sein mag.“ S. 324 Amanda

Gemeinsam versuchen Amanda und Chase diesen Kampf mit sich und der Welt zu bestreiten und müssen dabei kleine und sehr große Hürden meistern. Zu Beginn war ich noch sehr gefesselt von der Handlung, diese Begeisterung ist aber auch und nach abgeklungen. Besonders gestört hat mich, dass Amandas Entwicklung so wahnsinnig schnell voran gegangen ist. Die gesamte Handlung spielt sich innerhalb weniger Tage ab und ein Mensch kann sich in einer so kurzen Zeit nicht grundlegend ändern und so große emotionale Fortschritte machen. Das ist meiner Meinung nach etwas realitätsfern, konnte aber wahrscheinlich im Buch nicht anders dargestellt werden, weil es dann zu lang geworden wäre.

Zudem wurden unnötige dramatische Szenen in die Handlung eingebaut, die nicht meinen Augen nicht hätten sein müssen. Die Thematik an sich ist schon schwer und hätte genug Potenzial für dramatische und gefühlsaufreibende Situationen gehabt.
Die Ausarbeitung der Nebencharaktere war leider auch nicht so detailreich und tiefgehend, wie ich es mir gewünscht hätte. Zwar sind die meisten gut in die Handlung mit eingebaut, doch an einigen Ecken und Enden und besonders bei einigen Personen hätte ich mir etwas mehr Authentizität gewünscht.

Nichtsdestotrotz hat mir das Buch im Großen und Ganzen gefallen. Durch den angenehm leichten Schreibstil liest sich das Buch sehr und locker leicht weg. Eine tolle Lektüre für ein entspanntes Wochenende.

„Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit weiß ich, was ich will. Und es ist nichts Negatives – wie die Abwesenheit von Schmerz, Furcht oder Unsicherheit -, sondern etwas Positives. Liebe, Zusammengehören, akzeptiert zu werden." S. 420 Amanda

An dieser Stelle noch einmal vielen Dank an das Team der Lesejury und des LYX-Verlages, dass ich bei der Leserunde zu diesem Buch dabei sein durfte!

Fazit:

Ein toller New Adult Roman mit einer schweren Thematik, der meinen Ansprüchen nicht ganz gerecht werden konnte. Die Liebesgeschichte um Chase und Amanda ist dennoch ergreifend dargestellt worden - zwei gebrochene Seelen, die sich gegenseitig helfen ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Nicht jede Liebesgeschichte muss perfekt sein und die Charaktere schon einmal gar nicht. Und dieses Buch hat gezeigt, dass man auch gar nicht perfekt sein muss um doch noch sein Glück zu finden. Deshalb gibt es von mir dafür 4 Schmetterlinge.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Geschichte
  • Thema
Veröffentlicht am 27.03.2018

absolut nicht mein Fall

Selection
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Ich war mir nie richtig sicher ob ich die Selection-Bücher wirklich lesen möchte oder nicht, denn es gab oder gibt immer noch so einen Hype um diese Bücher. Deswegen konnten sie nur richtig richtig gut ...

Ich war mir nie richtig sicher ob ich die Selection-Bücher wirklich lesen möchte oder nicht, denn es gab oder gibt immer noch so einen Hype um diese Bücher. Deswegen konnten sie nur richtig richtig gut sein oder eben das genaue Gegenteil. Da meine Neugier aber gesiegt hat, habe ich vor kurzem den ersten Band in die Hand genommen und angefangen zu lesen.

Selection spielt in einer fiktiven Welt im Staat Illéa. Prinz Maxon, der Thronfolger des Staates, sucht unter allen heiratsfähigen Mädchen im Königreich eine Frau - 35 Mädchen werden in die engere Auswahl genommen. Unter Ihnen befindet sich auch America Singer, die ihr Herz eigentlich an jemand anderen verschenkt hat. Doch für sie ist es die Chance sich und auch ihre Familie aus der niedrigen Kaste heraus zu holen, in der sie leben. Wird sie um die Gunst des Prinzen kämpfen und auf ihre große Liebe verzichten?

Zu allererst muss ich einmal sagen, dass mich das Ganze sehr an die Reality-Show Der Bachelor erinnert hat. Eine ganze Horde Frauen kämpfen um die Gunst eines Mannes und er wählt unter ihnen die Dame seines Herzens aus. Nur, dass die Handlung dieses Mal nicht in einer Villa in Amerika spielt, sondern in einem Palast in einer erfundenen Welt.
Die Idee an sich fand ich gar nicht so schlecht, doch sie wurde in meinen Augen nicht so optimal umgesetzt. Der Plot ist insgesamt doch relativ flach und die gesamte Handlung ist sehr vorhersehbar. Man weiß eigentlich die ganze Zeit worauf es hinaus laufen wird. Also war das Ende des Buches keine große Überraschung für mich. Aus diesem Grund baut sich auch keine richtige Spannung auf und die Handlung plätschert so vor sich hin.

America war mir zu Beginn recht sympathisch. Eine kleine Rebellin, die sich ihr Leben anders vorstellt, als ihre Eltern es für sie vorgesehen haben. Sie trifft sich heimlich mit ihrer großen Liebe Aspen und malt sich eine Zukunft mit ihm aus. Doch bald gerät ihr Leben komplett aus den Fugen als sie als Kandidatin für Prinz Maxon ausgewählt wird.
Auch wenn die Handlung in der Ich-Perspektive aus der Sicht von America geschildert wird, konnte ich keinen Bezug zu ihr aufbauen. Mir haben oft tiefgehende Gefühle und Gedankengänge gefehlt. Viele ihrer Reaktionen konnte ich einfach nicht nachvollziehen und sie wirkte an vielen Stellen, die Gefühl gebraucht hätten, unbeteiligt. Und die Stellen, an denen es zwischen America und Maxon richtig hätte knistern können, lässt die Autorin verstreichen und speist den Leser dort mit nur ein paar Sätzen ab.

„>>Gibt es dennoch die Möglichkeit, dass Sie… irgendeine Art von liebevollen Gefühlen für mich entwickeln könnten?<<
Ich wurde unruhig. Es wiederstrebte mir den Prinzen zu kränken, aber es hatte keinen Sinn unehrlich zu sein.
>>Sie sind sehr gütig, Eure Majestät, auch sehr attraktiv und einfühlsam.<< Er lächelte. >>Aber aus guten Gründen muss ich die Frage verneinen, fürchte ich.<<“
S.147

Ebenso ist Prinz Maxon ein sehr undurchschaubarer Charakter. Er wirkte besonders zu Beginn so, als ob er noch nicht so recht wusste was er eigentlich möchte und wo er sich in seiner Welt einzuordnen hat. Auch die anderen Charaktere, wie z.B. die anderen Kandidatinnen sind nicht wirklich greifbar. Sie alle wirken oberflächlich, haben keinen Tiefgang und sind nicht authentisch gestaltet.
Das Buch liest sich zwar durch den angenehmen Schreibstil sehr leicht weg, trotzdem werde ich Teil zwei nicht lesen, da mich dieser Band absolut nicht angesprochen hat.

Fazit:

Um es einfach zu sagen: Es ist einfach nicht mein Buch. Auf einen flachen Plot folgen uninteressante Figuren mit wenig Tiefgang, die mich einfach nicht mitreißen konnten. Wen eine vorhersehbare Handlung nicht stört und wer eine leichte Liebesgeschichte lesen möchte kann Selection trotzdem gerne in die Hand nehmen. Von mir gibt es nur 1,5 Sterne.

Veröffentlicht am 19.03.2018

viel Blut und viele Längen

Killer City
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Ich habe mal wieder das Glück gehabt bei einer Leserunde angenommen zu werden und dieses Mal zu Killer City von Wolfgang Hohlbein. Wolfgang Hohlbein ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren, müsst ihr ...

Ich habe mal wieder das Glück gehabt bei einer Leserunde angenommen zu werden und dieses Mal zu Killer City von Wolfgang Hohlbein. Wolfgang Hohlbein ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren, müsst ihr wissen. Besonders die Bücher, die er zusammen mit seiner Frau Heike geschrieben hat, habe ich in meiner Jugendzeit verschlungen. Aus diesem Grund habe ich mich auch sehr auf dieses Buch gefreut, denn ich hatte schon lange Zeit keinen Hohlbein mehr in die Hand.

„Bald würden sich die Bürger Chicagos wohl einen neuen Namen einfallen lassen müssen.
Sie wussten es noch nicht, aber der Tod war in ihre Stadt gekommen.“
S. 26

Killer City spielt im Jahre 1893 zur Weltausstellung in Chicago. Thornhill hat das Verlangen Menschen zu töten und möchte sich in Chicago unter die breite Masse mischen um nicht aufzufallen und seinem Hunger nach Blut nachzugeben.
Direkt ab dem ersten Satz fühlt man sich in die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts hineinkatapultiert, fühlt das rege Treiben auf den Straßen, hat den typisch unangenehmen Geruch Chicagos in der Nase und lässt sich mitziehen.
Interessant dabei ist, dass all dies aus der Sicht eines Mörders geschildert wird. Bei den meisten Thrillern ist das nicht der Fall und genau das hat mich sehr neugierig auf das Buch werden lassen.
Leider hat der Klappentext nicht das versprochen, was das Buch beinhaltet.

„Das Messer flüsterte ihm mit lautloser Stimme Worte in einer Sprache zu, die er niemals gelernt hatte und nicht verstand und die trotzdem Bilder hinter seiner Stirn entstehen ließen; schreckliche Bilder von durch und durch entsetzlichen Dingen, die ihn mit nichts anderem als Grauen erfüllten und von denen er trotzdem wusste, dass er zu dem Zwecke hierhergeschickt worden war, sie zu tun.“ S. 179

Thornhill ist ein überaus einzigartiger Charakter. Manchmal wusste ich nicht ob ich ihn verabscheuen oder Mitleid mit ihm haben soll. Er kommt nach Chicago zur großen Weltausstellung und möchte seinem Drang Menschen zu töten nachgeben. Bevorzugt geht er dem mit seinem Rasiermesser nach, das er immer bei sich trägt. Bei der Auswahl seiner Opfer geht er aber eigentlich die ganze Zeit totalwillkürlich vor, hat keinen richtigen Plan und dieses Bild vom strukturierten und zielstrebigen Mörder, das ich die ganze Zeit im Kopf hatte, bleibt komplett aus. Hinzu kommt, dass Thornhill als Protagonist voller Selbstzweifel ist und gar nicht weiß ob das, was er tut nun auch das Richtige ist. Stattdessen stolpert er von einer brenzligen Situation in die nächste und reitet sich immer weiter in irgendwelche Probleme rein. Und diese Situationen sind meist so aussichtlos und werden von Mal zu Mal skurriler, sodass man sich wundert, wie es dazu kommen konnte und wie er da wieder heraus gekommen ist.

Ich hatte die meiste Zeit das Gefühl, dass auf kein wirkliches Ziel hingearbeitet wird. Was möchte Thornhill? Wo möchte er hin oder was möchte er erreichen? Ich brauche beim Lesen irgendetwas, auf das ich mit hin fiebern kann und bei dem die Spannung erhalten bleibt. Genau diese Spannung hat mir an vielen Stellen einfach gefehlt und genau das führte zu Längen, besonders im Mittelteil, bei denen ich teilweise keinen Antrieb mehr hatte weiter zu lesen.

Auch blieben die Nebencharaktere etwas auf der Strecke. Zwar wurden die Charaktere, ganz im Stil von Wolfgang Hohlbein, detailliert und perfekt in die Handlung mit eingebaut. Dennoch fehlte ihnen einfach Authentizität und ein gewisser Tiefgang. Der Schreibstil ist wieder einzigartig ausführlich und illustrativ. Durch die typisch langen Satzkonstruktionen werden die gesamte Umgebung und alles andere sehr detailliert beschrieben.

„Diese widerliche Alte hatte ihn nicht nur mit ihren schmutzigen Händen betatscht, sie hatte ihn auch noch in verdammte Niggerkleider gesteckt, die ihr Bastardsohn besudelt hatte!“ S. 84

Was ich an dieser Stelle aber positiv hervorheben möchte ist der Aufbau des Buches. Kapitelweise wird in der Erzähler-Perspektive abwechseln Thornhills Vergangenheit und die Gegenwart um 1893 geschildert. Man bekommt immer wieder Einblicke warum Thornhill so geworden ist und was ihn antreibt bis sich schließlich Vergangenheit und Gegenwart am Ende treffen.
Besonders gut gefällt mir dabei ist die Einbindung historischer Ereignisse in die Handlung und die detaillierte Darstellung oder Beschreibung dieser, auch wenn die Weltausstellung keinen großen Part eingenommen hat und auch nicht ausführlich beschrieben wurde. Auch Thornhills rassistische Einstellung passt sehr genau in diese Zeit. Damals ist man damit aufgewachsen alle, die anders waren als schlecht anzusehen und deswegen spricht Thornhill auch verachtend über Gelbe oder Nigger. Doch nach und nach merkt Thornhill, dass diese abstoßende Denkweise nicht so ganz richtig ist und Weiße gegenüber anderen, nicht so lebenswürdigen Menschen, keinen richtigen Vorteil haben und nimmt einen wichtigen Teil in der Geschichte ein.

Fazit:

Ich hatte mich sehr auf ein neues Buch von Wolfgang Hohlbein gefreut, doch es konnte meine Erwartungen einfach nicht erfüllen. Die Idee einen Thriller aus der Sicht eines Mörders zu schildern ist genial, wurde meines Erachtens aber nicht optimal umgesetzt. Neben einem zwiegespaltenem Protagonisten hat das Buch so seine Längen. Deshalb gibt es von mir nur 2,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Action
  • Atmosphäre
  • Handlung
Veröffentlicht am 23.02.2018

Unglaublich fesselnd! Absolute Leseempfehlung!

Das Lied der Krähen
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„Ein Spieler, ein Sträfling, ein missratener Sohn, eine verlorene Grischa, ein Suli-Mädchen, das zur Mörderin geworden war, und ein Junge aus dem Barrel, der noch Schlimmeres geworden war.“ S. 423

Das ...

„Ein Spieler, ein Sträfling, ein missratener Sohn, eine verlorene Grischa, ein Suli-Mädchen, das zur Mörderin geworden war, und ein Junge aus dem Barrel, der noch Schlimmeres geworden war.“ S. 423

Das Lied der Krähen ist der Auftakt einer neuen Reihe der Autorin Leigh Bardugo. Das Buch ist letztes Jahr im Droemer Knaur Verlag erschienen und mir von vielen Leuten empfohlen worden, sodass ich nicht drum rum kam dieses Buch auch zu lesen.
Als das Buch bei mir ankam ist mir sofort der wunderschöne schwarze Buchschnitt aufgefallen, der total gut mit dem ansprechenden Cover harmoniert. Ich bin bis jetzt leider noch nicht in den Genuss gekommen ein Buch von Leigh Bardugo zu lesen, somit kenne ich auch ihre Grischa-Reihe nicht. Das Lied der Krähen wurde bereits von etlichen anderen Lesern hoch gelobt. Aus diesem Grund waren meine Erwartungen an das Buch auch sehr hoch. Ich habe sofort mit dem Lesen begonnen und ich muss sagen, dass meine Erwartungen mehr als übertroffen wurden.

Wie fange ich eine Rezension über ein Buch an, das einfach nur fantastisch ist? Ich sitze hier und kann meine Gedanken nicht richtig in Worte fassen, da ich weiß, dass sie dem Buch einfach nicht gerecht werden würden.
Deshalb fange ich erste einmal mit dem Inhalt an. Worum geht es also in Das Lied der Krähen?
Kaz Brekker ist die skrupellose rechte Hand eines Bandenchefs in Ketterdam, einer pulsierenden Hafenstadt zwielichtiger Gestalten. Das Leben hat ihm schon oft übel mitgespielt, deswegen scheint es wie ein Wink des Schicksals als ihm ein unmöglicher und überaus gefährlicher, aber sehr gewinnbringender Auftrag angeboten wird. Doch diesen kann er nicht alleine bewältigen und so stellt er sich ein Team aus fünf Gefährten zusammen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Jesper, der Scharfschütze, Inej das Phantom, Nina die Magierin, Wylan der Ausreißer und Matthias der Verurteilte begeben sich zusammen auf eine Reise, die allerlei Gefahren und überraschende Wendungen beinhaltet, mit denen niemand je gerechnet hätte.

„Er wusste, dass er rücksichtslos war, egoistisch, aber nannte man ihn nicht gerade deshalb Dirtyhands? Kein Auftrag war zu riskant. Keine Tat zu nieder. Dirtyhands sah zu, dass die schmutzige Arbeit erledigt wurde.“ Kaz S. 399

Ich muss sagen, dass mich schon seit sehr langer Zeit kein Fantasy-Buch so mitgerissen hat wie dieses. Es ist einfach komplett in sich stimmig und es gibt nichts, was das Gesamtbild stören würde. Nicht nur, dass der Buchschnitt so vollkommen mit dem Cover harmoniert,nein, das Cover passt auch perfekt zum Inhalt. Jeder Charakter ist so unglaublich authentisch und mit so viel Tiefgang gestaltet, dass es mich wirklich umgehauen hat. Jeder für sich ist auf eine andere Art faszinierend und man möchte die Geschichte von jedem einzelnen kennen lernen. Dabei ergänzen sie sich untereinander ganz hervorragend, doch es gibt auch ausreichend Konfliktpotenzial, sodass es nie langweilig wird.
Passend dazu ist das Buch in sechs Abschnitte unterteilt in denen die sechs Gefährten ein waghalsiges Abenteuer zu bestehen haben. In jedem Kapitel wird dabei abwechselnd in der Erzählerperspektive der Fokus auf ein anderes Mitglied der Band gelegt.
Ich muss ganz klar sagen, dass mein Lieblingscharakter dabei Inej ist, denn ich liebe starke Frauencharaktere. Sie wird im Klappentext auf ihre Schönheit reduziert, doch sie ist so viel mehr als nur schön. Sie ist furchtlos, geheimnisvoll, intelligent und überaus gefährlich. Ich freue mich schon darauf sie im zweiten Teil wieder anzutreffen.

„Sie war irgendwo zu seiner Rechten, bewegte sich lautlos. Er hatte gehört, wie andere Mitglieder der Gang sagten, dass sie sich wie eine Katze bewegte, aber er vermutete, dass die Katzen eher aufmerksam zu ihren Füßen saßen, um von ihr zu lernen.“ S. 56

Der Schreibstil von Leigh Bardugo hat ist angenehm flüssig und sehr illustrativ, sodass ich mir die meisten Sachen sehr gut vorstellen konnte. Geholfen haben dabei aber auch die Karte und die Zeichnung im Umschlag des Buches. Das ist auch ein Punkt, den ich positiv hervorheben möchte, denn ich liebe Bücher, in denen Karten abgebildet sind.

Die Handlung ist fesselnd und ergreifend und es bleibt die gesamte Zeit über spannend. Besonders faszinierend fand ich, dass man nie genau wusste, was als nächstes passieren wird. Bei den meisten Büchern ahnt man die Handlung schon voraus oder alles ist so vorhersehbar, dass man den Ausgang der Geschichte schon kennt. So aber nicht bei diesem Buch. Ich wurde immer wieder durch Wendungen überrascht und wusste bis zum Schluss nicht wie die Geschichte ausgehen wird. Die Handlung konnte mich ab der ersten Seite bis zum Schluss fesseln und das gelingt nicht vielen Autoren.

Fazit:

Leigh Bardugo entführt in eine vollkommen neue Welt voller Gefahren und Abenteuer. Dieses Buch sucht seinesgleichen und ich kann es nur jedem Fantasy-Fan empfehlen. Also Leute, lest dieses Buch! Ich bin vollends begeistert und freue mich schon wahnsinnig auf Band zwei! Fünf Sterne!