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Veröffentlicht am 11.04.2023

Verwirrend

°C – Celsius
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Aktueller könnte das Thema kaum sein: Der globale Klimawandel steht im Mittelpunkt von „Celsius“ , dem neuesten Roman von Marc Elsberg.

Wie bei Elsberg üblich, sind die Kapitel sehr kurz, es gibt mehrere ...

Aktueller könnte das Thema kaum sein: Der globale Klimawandel steht im Mittelpunkt von „Celsius“ , dem neuesten Roman von Marc Elsberg.

Wie bei Elsberg üblich, sind die Kapitel sehr kurz, es gibt mehrere - zunächst voneinander unabhängige - Handlungsstränge und jede Menge handelnde Figuren. Das erweist sich das Personenregister am Beginn des Buches als hilfreich.

Inhaltlich wird schnell klar, welch riesiger Konflikt sich da zwischen den Nationen auftut. China - selbst weltweit größer Emmitent von Treibhausgasen - spielt sich als der globale Klimaretter auf.
Der Außenminister verlangt radikale Veränderungen der westlichen Klimapolitik und lässt dem Rest der Welt großzügige fünf Wochen Zeit, entsprechend einschneidende Maßnahmen auf den Tisch zu legen. Anderenfalls werde China das Heft in die Hand nehmen.

Marc Elsberg hat gründlich recherchiert und liefert in verständlicher Sprache den naturwissenschaftlichen Hintergrund zur Klimakrise. Das nimmt aber sehr viel Raum ein, hat stellenweise Vorlesungscharakter und nötigt den Lesenden Einiges an Geduld ab.

Von der Weltgemeinschaft weitgehend ungehört, installiert China schließlich den „Großen Sonnenschirm“. Drohnen bringen große Mengen an Staub- und Schmutzpartikeln in die Stratosphäre ein und legen - ähnlich wie nach einem Vulkanausbruch - eine Filterschicht zwischen Sonne und Erdoberfläche. Es gelingt Peking tatsächlich, den Temperaturanstieg zu stoppen.

Doch das geht nicht lange gut: Eine Klima-Katastrophe beginnt und scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. Frankreich, Italien, Spanien, alle EU-Südländer sind nicht mehr bewohnbar. Nördlich gelegenere Länder wie Deutschland und Österreich schotten sich gegen die Massen von Zuwanderern aus dem überhitzten Süden ab, ziehen Mauern und Stacheldraht quer durch die EU.

Die Konflikte in den betroffenen Ländern nehmen stetig zu: Eine UN-Klimaexpertin wird erschossen , ebenso ergeht es einer Berliner Klimaaktivistin: Sie stirbt auf der Flucht vor der Polizei im Kugelhagel.

Und dann? Dann sind plötzlich alle wieder quicklebendig. Die Apokalypse war gar keine, alles nur Fake. Ein Film. Und der geneigte Leser verliert so allmählich die Orientierung. Die Ebenen verwischen, (Roman-) Realität und (Film-) Fiktion sind nicht zu unterscheiden, es gibt keine durchgehend nachvollziehbare Handlung, es gibt keinen roten Faden.

Marc Elsberg arbeitet wild mit Zeitsprüngen, fünf Jahre vor, dann 30 Jahre vor, schließlich 80 Jahre in die Zukunft. . . und schwupp sind wir wieder in der Gegenwart.
Leider sind die Sprünge nicht immer gleich nachvollziehbar und als solche zu erkennen. Der Autor macht es den Lesenden wirklich unnötig schwer, ihm zu folgen. Da wird vermutlich so mancher aussteigen und das Buch beiseite legen.

Aber weiter im Text: Die Antwort des globalen Südens auf die Erderwärmung heißt „Safe Heaven“. Dieses Programm ähnelt auf den ersten Blick dem „Großen Sonnenschirm“ der Chinesen, geht in Wahrheit aber viel weiter.

Während China mit seinem Schirm die Klimaerwärmung stoppen will, geht es den Safe-Heaven-Initiatoren darum, das Weltklima in großem Maße abzukühlen. Sie wollen die ökonomisch erfolgreichste, die gemäßigte Klimazone nach Süden verschieben. Afrika und die Subtropen bekommen das gemäßigte mitteleuropäische Klima und blühen wirtschaftlich auf, und selbst in Holland kann man endlich mal wieder richtige Schneemänner bauen.

Der globale Süden dreht dem Norden den Spieß um. Die Folgen sind dramatisch: Die meisten Ländern der EU sind eiskalt und so gut wie nicht mehr bewohnbar. Riesige Flüchtingsströme bewegen sich von Nord nach Süd. Wer kann, wandert nach Afrika aus. Immer mehr verzweifelte Mitteleuropäer versuchen sich als Bootsflüchtlinge übers Mittelmeer nach Süden zu retten.

Wirklich? Nein, keineswegs. Es ist wieder nur Fake, wieder nur ein fiktiver Zeitsprung, wieder nur ein Film. Und wieder für den Leser lange nicht erkennbar.

Und dann endet der Roman ziemlich unvermittelt, besser gesagt, er verendet. Es kommt - wie auch immer - zu einem Abkommen zwischen den USA und China einerseits und den Safe-Heaven-Staaten auf der anderen Seite.

Das wars. Noch Fragen?

FAZIT:
„Celsius“ greift ein aktuelles Thema auf, zeigt welch dramatische Folgen der Klimawandel haben kann und welche gewaltigen politischen Konflikte damit ausgelöst werden können. Das macht den Roman - ein Thriller ist es tatsächlich nicht - für Menschen interessant, die ein belletristisches Buch zum Klimawandel möchten.

Aber das Werk ist nur schwer zu lesen. Der Autor verwirrt die Lesenden nach Kräften. 600 Seiten sind eine lange Strecke. Da gilt es, das Publikum bei der Stange zu halten. Marc Elsberg praktiziert das Gegenteil: Er baut jede Menge „Rausschmeißer“ ein.

So reicht der Roman bei weitem nicht an die Qualität von Elsbergs bisherigen Mega-Thrillern heran.
Die kann man alle empfehlen, „Celsius“ leider nur sehr bedingt.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Raffinierter Plan

Die Cellistin
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An aktuellen Bezügen mangelt es nicht. Corona macht auch vor den Geheimdiensten nicht halt. Noch aktueller und noch weniger spaßig: Immer Ärger mit den Russen.

So beginnt Daniel Silvas „Die Cellistin“ ...

An aktuellen Bezügen mangelt es nicht. Corona macht auch vor den Geheimdiensten nicht halt. Noch aktueller und noch weniger spaßig: Immer Ärger mit den Russen.

So beginnt Daniel Silvas „Die Cellistin“ mit einem Mord in London an dem abtrünnigen russischen Oligarchen Wiktor Orlow, der mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok getötet wird. Auch dafür gibt es traurige Beispiele in der realen Welt.

Der erfahrene Leser von Daniel Silvas Thrillern trifft auf lieb gewordene alte Bekannte wie Sarah Bancroft, die Kunstexpertin mit Geheimdiensthintergründen, auf Christopher Keller, früher Auftragsmörder, heute Agent beim britischen Geheimdienst, und natürlich auf the one and only Gabriel Allon, berühmter Restaurator alter italienischer Meister und im Hauptberuf Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad.

Der Tod des russischen Oligarchen ruft Allon auf den Plan, denn Wiktor Orlow war sein Freund, hat ihn seinerzeit aus russischer Haft befreit.

Schnell wird klar, wer der Drahtzieher hinter dem Anschlag auf Wiktor Orlow ist.
Niemand Geringeres als Arkadi Akimow, rechte Hand des kleptokratischen russischen Präsidenten und dessen oberster Geldwäscher, gerät ins Visier des Israelis.

Unerbittlich zieht Gabriel sein Spnnennetz um den korrupten Oligarchen.
Dabei bedient er sich einer jungen Frau: Isabel. Angestellte bei der „schmutzigsten Bank der Welt“ und nebenbei begnadete Cellistin.

Isabel wird Gabriels Lockvogel. Sie umgarnt Arkadi nicht nur mit ihrem Cellospiel, kommt immer näher an ihn heran und bringt ihn schließlich dazu, 11,5 Milliarden Dollar zu investieren und am Ende zu verlieren. Dummerweise handelt es sich nicht um Arkadis Geld, es ist das schmutzige Geld des russischen Präsidenten.

Ganz so einfältig, wie Gabriel es sich erhofft hat, ist der Russe allerdings nicht. Arkadi kommt Isabel auf die Schliche. Die Cellistin wird enttarnt. Sie schwebt in höchster Lebensgefahr. . . . .

Auch in seinem 21. Gabriel-Allon-Roman gelingt es Daniel Silva wieder, eine spannende Geheimdienst-Geschichte im Umfeld von Musik und bildender Kunst zu erzählen.

Für Allon-Fans ist das Buch ein Muss, für alle anderen eine klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 03.05.2022

Extremsituation

Flug 416
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Manchmal werden Träume wahr, und zuweilen geht das schneller als man denkt:
Schweißgebadet erwacht Flugkapitän Bill Hoffman morgens in seinem Bett. Er hat geträumt, sein Flugzeug stürze ab.

Stunden später ...

Manchmal werden Träume wahr, und zuweilen geht das schneller als man denkt:
Schweißgebadet erwacht Flugkapitän Bill Hoffman morgens in seinem Bett. Er hat geträumt, sein Flugzeug stürze ab.

Stunden später sitzt er tatsächlich in einem Airbus A320 hoch über den Wolken von Los Angeles, und der Horror wird zur Realität: Sam, ein kurdischer Terrorist, hat Bills Familie zuhause als Geiseln genommen und droht, diese zu töten, falls Bill den vollbesetzten Airbus nicht zum Absturz bringt. Sam kommuniziert während des Flugs per Skype mit Bill. Der Pilot muss Angst und Schrecken seiner Familie live miterleben, und der Terrorist hat den Flugkapitän per Video unter Kontrolle. Zudem hat Sam auch noch einen Helfer an Bord des Flugzeugs.

Bill Hoffmann erlebt die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrer krassesten Form. Was soll er tun? Frau und Kinder opfern, um 144 Passagiere und die Crew zu retten, oder viele Menschen und sich selbst in den sicheren Tod schicken, um seine Liebsten aus den Klauen des Terroristen zu befreien?
Er hat die Wahl zwischen Pest und Cholera . . . oder gibt es doch noch einen Ausweg?

Inzwischen hat das FBI Wind von dem Terrorakt bekommen. Die Agenten versuchen, Bills Familie zu befreien, bevor es zum Absturz kommt. Es beginnt ein Wettrennen gegen die Zeit, und es kommt zum Showdown; erst am Boden und dann auch in der Luft.

T. J. Newman schildert eindrucksvoll Menschen in Extremsituationen: Passagiere und Crew im Airbus, Kidnapper und Opfer am Boden, die verzweifelten Bemühungen des FBI, das Schlimmste zu verhindern.

Das ist extrem spannend. Die Dramatik erinnert ein Stück weit an 9/11. „Flug 416“ ist über weite Strecken ein Page-Turner. Ab und an unterbrechen Flashbacks den Thrill, um die Hintergründe der Tat zu erleuchten

Dieses Buch ist nicht unbedingt etwas für Menschen, die unter Flugangst leiden, für alle anderen aber eine klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Das Buch zum Skandal

Das Jahr der Gier
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Ein britischer Journalist afrikanischer Herkunft wird mitten in der Düsseldorfer Altstadt überfallen und schwer verletzt. Man vermutet einen rassistischen Hintergrund.
Eine junge Frau wird brutal ermordet. ...

Ein britischer Journalist afrikanischer Herkunft wird mitten in der Düsseldorfer Altstadt überfallen und schwer verletzt. Man vermutet einen rassistischen Hintergrund.
Eine junge Frau wird brutal ermordet. Man findet ihre Leiche am Stadtrand. Zunächst deutet alles auf ein Sexualdelikt hin.

Schnell aber wird den Ermittlern Melia und Vincent klar, dass das vermeintliche Tatmotiv in beiden Fällen nur vorgetäuscht ist. Allerdings sehen die Kriminalbeamten noch keinen Zusammenhang zwischen den beiden Taten.

Anders die Leser*innen von „Das Jahr der Gier“: Ihnen wird schon früh klar, dass es um etwas Anderes geht:

Das männliche Opfer ist Finanzjournalist, die junge Frau arbeitet bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

In Singapur entdecken Mitarbeiter des global tätigen deutschen Finanzdienstleisters Worldcard erhebliche Ungereimtheiten in den Konzernzahlen zum Asiengeschäft: Es geht um Untreue und Scheingeschäfte.

Es bedarf keiner all zu großen Fantasie, um zu bemerken, dass die Worldcard-Story auf der realen Wirecard-Pleite fußt, dem spektakulärsten Finanzskandal in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte.

Die Parallelen sind unübersehbar:
Die Bundeskanzlerin macht - im Buch wie in der Realität - in China Werbung für den vermeintlich neuen Stern am deutschen Finanzmarkthimmel, und die Finanzaufsichtsbehörde BaFin verfolgt die investigativen Journalisten der Financial Times, statt deren mehr als deutlichen Hinweisen auf die kriminellen Konzern-Machenschaften nachzugehen.

Der Worldcard-Skandal nimmt seinen Lauf. Immer dreister werden Scheingeschäfte, Geldwäsche und Börsenmanipulationen. Die gewaltige Finanzblase wird immer dicker, aber sie platzt noch nicht.

Dabei gibt es unübersehbare Anzeichen, dass da etwas gewaltig faul ist. Robin Chan, WC-Mitarbeiter in Singapur, entdeckt Manipulationen und meldet sie an die Konzernzentrale nach München. Aber er wird kaltgestellt. COO Marek Weiß, der Hauptverdächtige höchstselbst, übernimmt die „Untersuchungen“.

Obwohl sie „von oben“ nach Kräften bei ihren Ermittlungen behindert werden, gelingt es ein den wackeren Kriminalisten um Melia und Vincent mit Hilfe des britischen Journalisten, die Worldcard-Blase schließlich doch noch zum Platzen zu bringen.

Es kommt zu einem fulminanten Showdorn in den bayerischen Voralpen. . .


Der Wirecard-Skandal hat dem Ansehen des Finanzplatzes Deutschland international enorm geschadet. Für unseren Krimiautor Horst Eckert war er ein großes Geschenk, das er dankbar angenommen hat. Wem ein solcher Skandal vor die Füße fällt, der braucht hat sich keinen Romanstoff ausdenken.

Die Basis war also gelegt. Darum herum hat Eckert einen feinen Krimi gesponnen. „Das Jahr der Gier“ bietet Spannung pur, man mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Ein Muss für alle Fans des Genres Polit-Thriller.

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Veröffentlicht am 02.03.2022

Brisantes Thema

Der dreizehnte Mann
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Mit „Der 13. Mann“ legen Michael Tsokos und Florian Schwiecker den zweiten Band um den Berliner Rechtsanwalt Rocco Eberhardt vor.

Es geht um das „Granther-Experiment“, in dessen Rahmen von Berliner Jugendämtern ...

Mit „Der 13. Mann“ legen Michael Tsokos und Florian Schwiecker den zweiten Band um den Berliner Rechtsanwalt Rocco Eberhardt vor.

Es geht um das „Granther-Experiment“, in dessen Rahmen von Berliner Jugendämtern zahlreiche schutzbedürftige Kinder absichtlich an pädophile Männer vermittelt wurden.

Zwei der damaligen Opfer, die inzwischen erwachsenen Männer Jörg Grünwald und Timo Krampe, wollen den Skandal aufklären und an die Öffentlichkeit bringen. Aber sowohl bei der Polizei als auch bei den Jugendämtern stoßen sie auf eine Mauer aus Schweigen und Vertuschung, die offenbar auch von ganz oben aus der Politik gedeckt wird.,

Grünwald und Krampe wenden sich schließlich an eine Berliner Journalistin, die bereit ist, sich der Sache anzunehmen und einen Interviewtermin mit den beiden vereinbart. Kurz vor dem Termin aber ist Grünwald plötzlich spurlos verschwunden.

Da Krampe schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht hat, wendet er sich zusammen mit der Journalistin an Rechtsanwalt Rocco Eberhardt. Der übernimmt den Fall und beginnt zu recherchieren.

Kurz darauf wird Jörg Grünwalds Leiche im Landwehrkanal gefunden, und schnell stellt sich heraus: Das war kein Unfall und auch kein Selbstmord.
Wurde hier jemand gewaltsam zum Schweigen gebracht?

Im Laufe der Recherchen gerät Berlins Innensenator Markus Palme in Eberhardts Visier. Palme befindet sich im Wahlkampf und hat beste Aussichten, Berlins nächster Regierender Bürgermeister zu werden.

Eberhardt findet heraus, dass Palme vor Beginn seiner politischen Karriere Abteilungsleiter in einem eng mit dem Granther-Experiment verbundenen Berliner Jugendamt war. Auch zeitlich passt das zusammen.
Steckt der Politiker hinter dem Tod von Jörg Grünwald?
Als dann auch noch nachgewiesen werden kann, dass Palme im Darknet nach einem Auftragskiller gesucht hat, schlägt die Staatsanwaltschaft zu: Palme wird verhaftet und angeklagt.

Es kommt zum Prozess. Alle Indizien sprechen gegen den Poltiker, aber dann nimmt der Fall plötzlich eine überraschende Wendung . . . . .

*****

Der Roman trägt den Titel „Der 13. Mann“ und ist als Justiz-Krimi gelabelt.
Sowohl Titel als auch Label sind durch den Inhalt gar nicht bzw kaum gedeckt. Der Titel ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Und es ist auch nicht wirklich ein Justiz-Krimi. Dieser Aspekt taucht erst ganz am Schluss des Buchs auf.

Titel und Label folgen vermutlich der Marketing-Strategie des Verlages, das Buch als Teil einer als Serie zu kennzeichnen. Inhaltlich aber das tut dem Roman keinerlei Abbruch.

„Der 13. Mann“ ist ein gesellschaftspolitischer Krimi mit einem bedauerlicherweise immer noch sehr aktuellen Thema.

Das Buch zeigt auf, wie ein fehlgeleitetes, staatlich unterstütztes, pseudowissenschaftliches Experiment jahrelang großes Unglück über zahlreiche unschuldige Kinder bringt. Es zeigt auf, wie durch fortgesetztes Behördenversagen und politische Vertuschung die Dauer des Skandals verlängert und jegliche Aufklärung solange verhindert wird, bis schließlich alle Taten verjährt sind.

Das ist leider keine Fiktion. Die Autoren versichern, dass es ein solches Experiment, wenn auch unter anderem Namen, in Berlin tatsächlich gegeben hat.

Michael Tsokos und Florian Schwiecker gelingt es, diesen an sich ja schweren Stoff unterhaltsam aufzubereiten. Das Buch ist interessant, der Schreibstil flüssig, und der Roman ist auf jeden Fall lesenswert.

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