Profilbild von Schmoekerkopp

Schmoekerkopp

Lesejury Profi
offline

Schmoekerkopp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schmoekerkopp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.03.2022

Das Buch zum Skandal

Das Jahr der Gier
0

Ein britischer Journalist afrikanischer Herkunft wird mitten in der Düsseldorfer Altstadt überfallen und schwer verletzt. Man vermutet einen rassistischen Hintergrund.
Eine junge Frau wird brutal ermordet. ...

Ein britischer Journalist afrikanischer Herkunft wird mitten in der Düsseldorfer Altstadt überfallen und schwer verletzt. Man vermutet einen rassistischen Hintergrund.
Eine junge Frau wird brutal ermordet. Man findet ihre Leiche am Stadtrand. Zunächst deutet alles auf ein Sexualdelikt hin.

Schnell aber wird den Ermittlern Melia und Vincent klar, dass das vermeintliche Tatmotiv in beiden Fällen nur vorgetäuscht ist. Allerdings sehen die Kriminalbeamten noch keinen Zusammenhang zwischen den beiden Taten.

Anders die Leser*innen von „Das Jahr der Gier“: Ihnen wird schon früh klar, dass es um etwas Anderes geht:

Das männliche Opfer ist Finanzjournalist, die junge Frau arbeitet bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

In Singapur entdecken Mitarbeiter des global tätigen deutschen Finanzdienstleisters Worldcard erhebliche Ungereimtheiten in den Konzernzahlen zum Asiengeschäft: Es geht um Untreue und Scheingeschäfte.

Es bedarf keiner all zu großen Fantasie, um zu bemerken, dass die Worldcard-Story auf der realen Wirecard-Pleite fußt, dem spektakulärsten Finanzskandal in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte.

Die Parallelen sind unübersehbar:
Die Bundeskanzlerin macht - im Buch wie in der Realität - in China Werbung für den vermeintlich neuen Stern am deutschen Finanzmarkthimmel, und die Finanzaufsichtsbehörde BaFin verfolgt die investigativen Journalisten der Financial Times, statt deren mehr als deutlichen Hinweisen auf die kriminellen Konzern-Machenschaften nachzugehen.

Der Worldcard-Skandal nimmt seinen Lauf. Immer dreister werden Scheingeschäfte, Geldwäsche und Börsenmanipulationen. Die gewaltige Finanzblase wird immer dicker, aber sie platzt noch nicht.

Dabei gibt es unübersehbare Anzeichen, dass da etwas gewaltig faul ist. Robin Chan, WC-Mitarbeiter in Singapur, entdeckt Manipulationen und meldet sie an die Konzernzentrale nach München. Aber er wird kaltgestellt. COO Marek Weiß, der Hauptverdächtige höchstselbst, übernimmt die „Untersuchungen“.

Obwohl sie „von oben“ nach Kräften bei ihren Ermittlungen behindert werden, gelingt es ein den wackeren Kriminalisten um Melia und Vincent mit Hilfe des britischen Journalisten, die Worldcard-Blase schließlich doch noch zum Platzen zu bringen.

Es kommt zu einem fulminanten Showdorn in den bayerischen Voralpen. . .


Der Wirecard-Skandal hat dem Ansehen des Finanzplatzes Deutschland international enorm geschadet. Für unseren Krimiautor Horst Eckert war er ein großes Geschenk, das er dankbar angenommen hat. Wem ein solcher Skandal vor die Füße fällt, der braucht hat sich keinen Romanstoff ausdenken.

Die Basis war also gelegt. Darum herum hat Eckert einen feinen Krimi gesponnen. „Das Jahr der Gier“ bietet Spannung pur, man mag das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Ein Muss für alle Fans des Genres Polit-Thriller.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.03.2022

Brisantes Thema

Der dreizehnte Mann
0

Mit „Der 13. Mann“ legen Michael Tsokos und Florian Schwiecker den zweiten Band um den Berliner Rechtsanwalt Rocco Eberhardt vor.

Es geht um das „Granther-Experiment“, in dessen Rahmen von Berliner Jugendämtern ...

Mit „Der 13. Mann“ legen Michael Tsokos und Florian Schwiecker den zweiten Band um den Berliner Rechtsanwalt Rocco Eberhardt vor.

Es geht um das „Granther-Experiment“, in dessen Rahmen von Berliner Jugendämtern zahlreiche schutzbedürftige Kinder absichtlich an pädophile Männer vermittelt wurden.

Zwei der damaligen Opfer, die inzwischen erwachsenen Männer Jörg Grünwald und Timo Krampe, wollen den Skandal aufklären und an die Öffentlichkeit bringen. Aber sowohl bei der Polizei als auch bei den Jugendämtern stoßen sie auf eine Mauer aus Schweigen und Vertuschung, die offenbar auch von ganz oben aus der Politik gedeckt wird.,

Grünwald und Krampe wenden sich schließlich an eine Berliner Journalistin, die bereit ist, sich der Sache anzunehmen und einen Interviewtermin mit den beiden vereinbart. Kurz vor dem Termin aber ist Grünwald plötzlich spurlos verschwunden.

Da Krampe schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht hat, wendet er sich zusammen mit der Journalistin an Rechtsanwalt Rocco Eberhardt. Der übernimmt den Fall und beginnt zu recherchieren.

Kurz darauf wird Jörg Grünwalds Leiche im Landwehrkanal gefunden, und schnell stellt sich heraus: Das war kein Unfall und auch kein Selbstmord.
Wurde hier jemand gewaltsam zum Schweigen gebracht?

Im Laufe der Recherchen gerät Berlins Innensenator Markus Palme in Eberhardts Visier. Palme befindet sich im Wahlkampf und hat beste Aussichten, Berlins nächster Regierender Bürgermeister zu werden.

Eberhardt findet heraus, dass Palme vor Beginn seiner politischen Karriere Abteilungsleiter in einem eng mit dem Granther-Experiment verbundenen Berliner Jugendamt war. Auch zeitlich passt das zusammen.
Steckt der Politiker hinter dem Tod von Jörg Grünwald?
Als dann auch noch nachgewiesen werden kann, dass Palme im Darknet nach einem Auftragskiller gesucht hat, schlägt die Staatsanwaltschaft zu: Palme wird verhaftet und angeklagt.

Es kommt zum Prozess. Alle Indizien sprechen gegen den Poltiker, aber dann nimmt der Fall plötzlich eine überraschende Wendung . . . . .

*****

Der Roman trägt den Titel „Der 13. Mann“ und ist als Justiz-Krimi gelabelt.
Sowohl Titel als auch Label sind durch den Inhalt gar nicht bzw kaum gedeckt. Der Titel ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Und es ist auch nicht wirklich ein Justiz-Krimi. Dieser Aspekt taucht erst ganz am Schluss des Buchs auf.

Titel und Label folgen vermutlich der Marketing-Strategie des Verlages, das Buch als Teil einer als Serie zu kennzeichnen. Inhaltlich aber das tut dem Roman keinerlei Abbruch.

„Der 13. Mann“ ist ein gesellschaftspolitischer Krimi mit einem bedauerlicherweise immer noch sehr aktuellen Thema.

Das Buch zeigt auf, wie ein fehlgeleitetes, staatlich unterstütztes, pseudowissenschaftliches Experiment jahrelang großes Unglück über zahlreiche unschuldige Kinder bringt. Es zeigt auf, wie durch fortgesetztes Behördenversagen und politische Vertuschung die Dauer des Skandals verlängert und jegliche Aufklärung solange verhindert wird, bis schließlich alle Taten verjährt sind.

Das ist leider keine Fiktion. Die Autoren versichern, dass es ein solches Experiment, wenn auch unter anderem Namen, in Berlin tatsächlich gegeben hat.

Michael Tsokos und Florian Schwiecker gelingt es, diesen an sich ja schweren Stoff unterhaltsam aufzubereiten. Das Buch ist interessant, der Schreibstil flüssig, und der Roman ist auf jeden Fall lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2021

Verhängnisvolle Reisen

Sterbende Seelen
6

Im Mittelpunkt des Romans „Sterbende Seelen“ von Leo Born stehen die „Mädchen, die auf Reisen gehen“. Klingt harmlos, ist es aber nicht.

Ganz im Gegenteil: Bei den „Reisen“ geht es um übelsten Menschenhandel. ...

Im Mittelpunkt des Romans „Sterbende Seelen“ von Leo Born stehen die „Mädchen, die auf Reisen gehen“. Klingt harmlos, ist es aber nicht.

Ganz im Gegenteil: Bei den „Reisen“ geht es um übelsten Menschenhandel. Junge Mädchen werden aus Nigeria nach Europa verschleppt und mit brutalsten Mitteln zur Prostitution gezwungen.
Und dann haben sie noch Glück gehabt, denn mit sexuellen Dienstleistungen geben sich viele der Kunden auf Dauer nicht zufrieden. Sie wollen und bekommen mehr. Viele der Mädchen werden auch körperlich verletzt, gefoltert, zuweilen sogar qualvoll getötet.

Die, die überleben, enden schließlich als sterbende Seelen, im Roman beispielhaft dargestellt anhand des Schicksals der jungen Nigerianerin Azuka, die in Frankfurt als „Joy“ ihren Peinigern ausgesetzt ist.

Vor diesem Hintergrund spielt der sechste Thriller um die exzentrische Frankfurter Ermittlerin Mara Billinsky und ihren zart besaiteten Partner Jan Rosen, denn längst haben die „Black Partys“ auch die Unterwelt der Main-Metropole erreicht.

Leo Born gewährt in seinem Roman tiefe Einblicke in eine menschenverachtende Szene übelster Art, und der Autor versichert: „Das ist keineswegs Fiktion, die Realität ist noch schlimmer.“

Mt ihrer unnachahmlichen Art und ihren berüchtigten Einzelgängen, versucht Mara Billinsky die Hintergründe der Szene aufzuhellen, jagt Zuhälter und Drahtzieher; übrigens ebenfalls sämtlich Nigerianer, die sich in Frankfurt zudem einen Bandenkrieg mit der italienischen Mafia liefern.

Dabei stößt Mara tief in einen Sumpf aus Korruption und Erpressung, der sich bis in die etablierte Bürgerschaft Frankfurts zieht; insbesondere Justiz und Polizei sind involviert.

In seinem sechsten Mara-Thriller gelingt es Leo Born erneut, einen hoch spannenden Roman rund um das Enfant terrible der Frankfurter Kripo vorzulegen. Auf 415 Seiten gibt es jede Menge Aktion, aber auch sehr viel ernsten Hintergrund.

Dieses Buch kann man empfehlen. Es lohnt sich

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 08.11.2021

Starker Fokus auf die Figuren

Abgründige Wahrheit
0

„Abgründige Wahrheit“ ist nach „Blue Note Girl“ der zweite Eric-Teubner-Roman des Hamburger Schriftstellers Bernd Richard Knospe.

Wie schon der Klappentext verrät, geht es im Wesentlichen um zwei Handlungsstränge:
Der ...

„Abgründige Wahrheit“ ist nach „Blue Note Girl“ der zweite Eric-Teubner-Roman des Hamburger Schriftstellers Bernd Richard Knospe.

Wie schon der Klappentext verrät, geht es im Wesentlichen um zwei Handlungsstränge:
Der erfolgreiche Journalist und Autor Eric Teubner wird beauftragt, eine Biografie über den unlängst verstorbenen Hamburger Verleger Heinrich Michaelsen zu schreiben. Während er sich im Dialog mit Verlegertochter Daniela ans Werk macht, kommt es in der Hansestadt zu einer grausamen Mordserie.

Zunächst scheinen beide Geschichten nichts miteinander zu tun zu haben; sie bewegen sich aber um Laufe des Romans immer mehr aufeinander zu. Es kommt zu einem dramatischen Finale, und schließlich offenbart sich das, was der Titel verspricht: Abgründige Wahrheit.

Bernd Richard Knospe mag seine Figuren, er entwickelt sie sorgsam und liebevoll. Niemand, so die Botschaft, ist nur gut oder nur schlecht. Der Autor hat einen sehr differenzierten und tiefen Blick auf sein Roman-Personal.

Und das ist so zahlreich vorhanden, dass hier nur einige Figuren erwähnt seien.

Da ist zunächst der Namensgeber des „Eric-Teubner-Romans“.
Der Journalist stößt bei seinen Recherchen auf unangenehme Überraschungen und gerät sowohl in Gewissensnöte, als auch in Konflikte mit seiner Auftraggeberin Daniela. Teubner steht aber nicht im Mittelpunkt des Geschehens, Hauptfiguren sind andere.

Zum Beispiel Kriminalkommissarin Anna Paulsen. Sie wurde am alten Dienstort Hannover Opfer sexueller Übergriffe, lässt sich nach Hamburg versetzen und droht dort vom Regen in die Traufe zu kommen.
Als Partner bekommt sie ausgerechnet den Kollegen Nolte zugeteilt, einen ungehobelten, sexistischen Klotz, der erst später auch andere Seiten offenbart.
Oder die stellvertretende Kripo-Chefin Birte Keller. Sie mobbt ihren Vorgesetzten so lange, bis sie selbst an der Spitze steht, hat dann aber große Schwierigkeiten, ihren eigenen Ansprüchen und denen der Kollegen gerecht zu werden.

Ein ganz spezieller Charakter ist der Gewohnheitsverbrecher Walker, inzwischen seit über 30 Jahren im Knast. Ein schlimmer Soziopath, der es liebt, den Gefängnispsychiater in endlose Rededuelle zu verwickeln.
Oder der Reporter Reifenberger, ein schmieriger Typ und ein wahres Ekel. Für eine gute Story geht er über Leichen.

Und so weiter, und so weiter. Ganz viele Figuren, und Bernd Richard Knospe liebt sie alle. Die ausführliche Beschäftigung mit den Protagonisten erfordert viel Raum, nicht zuletzt deshalb umfasst das Buch in der Print-Version stattliche 580 Seiten.

Kehrseite der Medaille: Da die Charaktere derart im Vordergrund stehen, gerät die eigentliche Story über weite Strecken fast zur Nebensache. Nach einem munteren Start und vor dem furiosen Finale geht im Mittelteil die Spannung deutlich verloren.

Wer sich als Leser nicht in jedem Detail für die Hintergründe und Tiefen der Figuren interessiert, hat zwischenzeitlich schwer zu kämpfen, um am Ball zu bleiben.

Alle diejenigen aber, denen der starke Fokus auf die Charaktere gefällt, dürfen sich auf drei weitere Eric-Teubner-Romane freuen. Der nächste - so verrät der Autor - ist so gut wie fertig und soll im kommenden Frühjahr erscheinen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.11.2021

Anwältin in Zwielicht

Die Kampagne
9

Die renommierte Anwältin Natasha Winthrop wird in ihrem Haus in Washington von einem Mann überfallen und vergewaltigt. Der jungen Frau gelingt es in ihrem Abwehrkampf, sich einen schweren Gegenstand zu ...

Die renommierte Anwältin Natasha Winthrop wird in ihrem Haus in Washington von einem Mann überfallen und vergewaltigt. Der jungen Frau gelingt es in ihrem Abwehrkampf, sich einen schweren Gegenstand zu greifen und dem Aggressor damit auf den Kopf zu schlagen.

Attacke abgewehrt, Angreifer tot.

Zunächst sieht alles eindeutig nach Notwehr aus, aber die Polizei ist skeptisch. Natasha verstrickt sich während ihrer Aussage in Widersprüche und gerät unter Mordverdacht. Sie bittet Maggie Costello, die Krisenmanagerin aus dem Weißen Haus, um Unterstützung.

Szenenwechsel:

Vorwahlkampf in den USA. Die Demokraten sind dabei, ihren Präsidentschaftskandidaten zu küren. Als aussichtsreichster Bewerber, den Republikaner Donald Trump aus dem Weißen Haus zu vertreiben, gilt Senator Harrison. Trumps Name wird zwar nicht genannt, es ist aber klar, wer gemeint ist. Auch Senator Harrison bittet Maggie Costello um Unterstützung. Er braucht sie als Allzweckwaffe in seiner Kampagne.

Konkurrenz könnte ihm durch Natasha Winthrop erwachsen. Die junge Anwältin ist eine überzeugte Demokratin mit heißem Herzen und spitzer Zunge. Entschließt sie sich, ebenfalls zu kandidieren, könnte es für Harrison eng werden.

Soweit der Plot.

Eine Frage zieht sich durch den gesamten Roman: Wer ist Natasha Winthrop wirklich?

Auch ihrer Unterstützerin Maggie Costello kommen zunehmend Zweifel. Ist sie wirklich das unschuldige Opfer oder in Wahrheit eine eiskalte Mörderin?

Für Letzteres sprechen nicht nur die Widersprüche, in die sich bei der Polizei verwickelt. Immer wieder beklagt sie in Gesprächen mit Maggie, in den USA kämen 99 Prozent aller Vergewaltiger ungestraft davon, weil es fast nie gelinge, ihnen die Tat gerichtsfest nachzuweisen.
Hat Natasha am Ende Selbstjustiz geübt und ihren Angreifer, einen bekannten und landesweit gesuchten Vergewaltiger, vorsätzlich getötet?

Maggie hat noch einen anderen Verdacht: Wollen Natashas Partei-„Freunde“ die Anwältin in Misskredit bringen, um so deren Präsidentschafts-Kandidatur zu verhindern?

Natasha bleibt eine zweifelhafte Figur. Hin- und hergerissen wie die Leserinnen und Leser des Buchs ist auch die amerikanische Öffentlichkeit.

Ein Fest für die Internet-Community: Zunächst wird Natasha als Heldin gefeiert, dann als brutales Biest an den Pranger gestellt, dann wieder gefeiert. Es ist schwarz oder weiß. Grautöne gibt es in den asozialen Medien nicht.

Von Zweifeln getrieben beginnt Maggie Costello, intensiv zu recherchieren
In den Natashas Akten findet sie einen zehn Jahre alten Vergewaltigungsfall, der dem Natashas wie ein Ei dem anderen gleicht, bis hin zur wörtlichen Darstellung der vorgeblichen Notwehr gegenüber der Polizei. Damals gab es einen Freispruch. Spekuliert Natasha darauf, dass es in ihrem Fall genau so sein wird? Hat sie die Tat bewusst nachgestellt?

Weitere Fakten sprechen gegen die Anwältn:

Der Vergewaltiger Todd wird landesweit gesucht, die Polizei kann ihn nicht finden, Natasha aber gelang das offenbar problemlos.
Die Pathologin bezeugt, dass Todd nicht durch einen Zufallstreffer, sondern mit einem äußerst präzise ausgeführten Schlag getötet wurde.

Im Zuge ihrer Nachforschungen stößt Maggie schließlich auf ein sehr geheim gehaltenes Tagebuch. Es stammt von Mindy, einem völlig unbekannten Mädchen. Mindy schreibt dort, dass sie von ihrem Stiefbruder wiederholt sexuell belästigt wurde. Als Mindy sich Ihren Pflegeeltern anvertraut, wird sie der Lüge bezichtigt und aus der Familie ausgestoßen.

Eine herzergreifende Geschichte, aber was hat das mit Natasha zu tun?
Bringt das Tagebuch am Ende die Wahrheit ans Licht?

Wie wir aus den vorherigen Romanen von Sam Bourne wissen, kämpft Maggie Costello stets auf der Seite der Guten. Ob das in „Die Kampagne“ auch so ist, oder ob sie sich hier vor einen dubiosen Karren hat spannen lassen, wird bis zum Schluss nicht wirklich klar:

Denn eine Frage bleibt:
Wer ist Natasha Winthrop wirklich?


„Die Kampagne“ erzählt im über weite Strecken eine „Me-Too-Story“ und ist damit sehr aktuell. Auch gewährt sie Einblicke ins politische Ränkespiel im Präsidentschaftswahlkampf und offenbart, wie politische Gegner mit brutalsten Verleumdungen in Misskredit gebracht werden.

Das Buch liest sich flüssig, ist in beiden Themenbereichen sehr interessant, aber nicht durchgängig spannend. Ob „Die Kampagne“ zurecht als Thriller zu bezeichnen ist, mag dahingestellt sein. Auf jeden Fall erzählt das Buch eine tolle Geschichte und ist daher ganz sicher lesenswert.


  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung