Profilbild von Seitenseglerin

Seitenseglerin

Lesejury Star
offline

Seitenseglerin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Seitenseglerin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2025

Gutes Buch, aber kein Highlight!

Die Tribute von Panem L. Der Tag bricht an
0

Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Wie ist Haymitch Abernathy eigentlich zum verbitterten Alkoholiker geworden, dem wir in „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ begegnen? Dieses Prequel erlaubt uns, ...

Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Wie ist Haymitch Abernathy eigentlich zum verbitterten Alkoholiker geworden, dem wir in „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ begegnen? Dieses Prequel erlaubt uns, die Figur näher kennenzulernen, liefert Antworten auf offene Fragen und enthüllt interessante Hintergrundinfos zu den Anfängen der Rebellion…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband, Prequel
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens
Perspektive: männliche Perspektive
Kapitellänge: lang

Inhaltswarnung: Blut, Gewalt, Tod von Menschen und Tieren (auch Kindern), Alkoholmissbrauch, Trauer, psychische Krankheiten, Suizid, Tierquälerei
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Tussi, hysterisch

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- brutale/blutige Dystopien
- Setting: Diktatur
- Prequels (mit vielen bekannten Gesichtern)
- Slow-Burn-Geschichten
- Gesellschaftskritik mit Tiefe
- Themen: Politik, Rebellion, Propaganda, Manipulation, Freundschaft unter widrigen Umständen, Erwachsenwerden, Familie, Liebe, Tod, Armut

Lieblingszitate

„‘Das ist ja das Schlimme. Dass alle denken, man kann sowieso nichts ändern. Dass keiner an eine Veränderung glaubt.‘“ Seite 22

„[W]ie lange wird es dauern, bis ich nur noch eine Erinnerung bin?“ Seite 78

„‘Warum macht ihr da mit? Warum mache ich mit? Warum haben eigentlich alle immer mitgemacht?“ Seite 135

„Konzentrische Kreise des Verlustes werden die Familien der toten Tribute erfassen, ihre Freunde und Nachbarn bis an die Grenzen des Distrikts. Je näher an der Mitte, desto schwerer spürt man den Schlag.“ Seite 348


Meine Rezension

Da ich als Jugendliche die „Panem“-Trilogie so geliebt habe, ist Suzanne Collins immer noch eine meiner absoluten Lieblingsautor:innen. Deshalb habe ich mir auch vorgenommen, alle ihre neuen Bücher, die in diesem Universum spielen, zu lesen. Haymitch stand ich lange Zeit zwiegespalten gegenüber – einerseits ließ sich erahnen, dass er einiges durchgemacht hat, andererseits kam ich mit seiner ruppigen, rauen Art oft nicht klar. „Die Tribute von Panem L – Der Tag bricht an“ konnte mir da zum Glück einige offene Fragen beantworten und wichtige Hintergrundinfos geben, sodass ich Haymitch näher kennenlernen konnte und ihn als Figur nun besser verstehe.

Im Internet habe ich wenige Tage nach der Veröffentlichung bereits unzählige begeisterte und gerührte Rezensionen zum vorliegenden dystopischen Roman gelesen, immer wieder wurde „Panem L“ darin als bis dato bestes Buch der Autorin bezeichnet – ich muss leider sagen, dass ich mich den Lobeshymnen nicht ganz anschließen kann. Versteht mich bitte nicht falsch, ich fand die Geschichte interessant und habe sie gerne gelesen, aber ein Jahreshight oder gar neues Lieblingsbuch ist es am Ende für mich nicht geworden…

Doch von vorne: Denn von der ersten Seite an hat mich Suzanne Collins mit ihrem intelligenten Schreibstil wieder abgeholt. Sie hat mittlerweile viel Übung und weiß genau, was sie tut – das merkt man einfach. Hier sitzt jedes Adjektiv, hier wird jeder Kurzsatz bewusst platziert – das macht beim Lesen natürlich Spaß. Freuen dürfen sich Fans der Reihe auch über das zahlreiche „Namedropping“ (viele bekannte Figuren tauchen auf), auch wenn es manchen bestimmt schon ZU viel sein wird. Ich jedoch fand es sehr spannend und interessant, geliebte Charaktere in jüngerer Form wiederzutreffen und auch die Anfänge der Rebellion verfolgen zu können (mich hat es sehr erstaunt, wie lange es diese schon gibt/gab)! Wie gewohnt steht Collins‘ Gesellschaftskritik in diesem Prequel wieder im Mittelpunkt, außerdem werden Themen wie Selbstfindung, Erwachsenwerden, Leben in einer Diktatur, Manupulation und Propaganda, Freundschaft unter widrigen Umständen, Liebe und Tod/Trauer wieder mit für einen Jugendroman angemessener Tiefe behandelt – wirklich viel oder bahnbrechend Neues gibt es hier aber nicht.

Überzeugt haben mich (wie immer) auch die liebevolle Figurenzeichnung, die überraschenden Wendungen und die (vereinzelten) atemlos spannenden Szenen. Auch aus feministischer Sicht gibt es wieder überhaupt nichts auszusetzen – im Gegenteil, hier liefert Suzanne Collins einfach immer! Erneut treffen wir auf viele starke, intelligente und vielschichtige weibliche Figuren, die Rollenklischees sprengen und auf ganzer Linie überzeugen.

„Bis hierhin klingt das doch alles gut!“, werdet ihr euch nun denken. Und ja, das war es auch: gut. Um großartig zu sein, wurde mir allerdings leider zu viel Potential verschenkt. Manche Handlungsfäden laufen ins Leere (man hätte viel mehr aus ihnen machen können) und ich hatte ich die Hungerspiele irgendwie spannender und mitreißender in Erinnerung… Leider bricht bei „Panem L“ außerdem immer wieder die Spannungskurve ein, weil das Erzähltempo einfach zu gemächlich ist. Manche Szenen haben mich durchaus berührt, aber nach den emotionsgeladenen Bewertungen habe ich erwartet, dass ich „Rotz und Wasser“ heulen würde – das ist leider ausgeblieben. (Vielleicht kommt das ja noch – z. B. beim Buch über Finnick Odair, falls es das irgendwann gibt.) Daher steht für mich fest: Auch dieses Prequel kommt für mich an die Original-Trilogie nicht heran…


Mein Fazit

„Die Tribute von Panem L – Der Tag bricht an“ hat mir deutlich besser gefallen als das Snow-Prequel – nämlich insgesamt wirklich gut. Trotz der gewohnten Stärken (intelligenter Schreibstil, liebevolle Figurenzeichnung, tiefgehende Gesellschaftskritik) kommt allerdings auch diese Vorgeschichte an die Original-Trilogie nicht heran – dafür war sie mir nicht flott und spannend genug erzählt und dafür hat sie mich zu wenig berührt. Eine Leseempfehlung gibt es natürlich trotzdem für alle Fans der Reihe – und all jene, die (wie ich) immer ihre Probleme mit Haymitch hatten und sich danach sehnen, ihn als Figur besser zu verstehen.


Bewertung (in Schulnoten)

Cover / Aufmachung (altes Cover): 2
Idee: 2
Inhalt, Themen, Botschaft: 2
Tiefe: 2
Umsetzung: 2
Worldbuilding: 1+♥
Einstieg: 3
Ende: 1+♥
Schreibstil: 1+♥
Protagonist: 2
Figuren: 1+♥
Spannung: 3
Pacing/Tempo: 3
Wendungen: 1+♥
Atmosphäre: 2
Emotionale Involviertheit: 2-
Feministischer Blickwinkel: 1+♥
Einzigartigkeit: 2

Insgesamt:

Note 2

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2025

Erste Hälfte klischeehaft und langweilig, zweite Hälfte ungewöhnlich und (emotional) fesselnd…

All Lovers Lost
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Die Medizin-Studentin Sina ist geschockt, als sie herausfindet, was der Mann, in den sie sich verliebt hat, wirklich ist: nämlich ein Vampir. Doch trotz seiner übermenschlichen ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Die Medizin-Studentin Sina ist geschockt, als sie herausfindet, was der Mann, in den sie sich verliebt hat, wirklich ist: nämlich ein Vampir. Doch trotz seiner übermenschlichen Stärke schwebt er in Lebensgefahr, weil eine fremde Vampirin Hamburg mit Leichen übersät (und dadurch Aufmerksamkeit erregt) und weil eine Vampirjäger:innengilde hinter ihm her ist…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band 1 von 2
Erzählweise: personale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche und männliche Perspektive (vier verschiedene Perspektiven)
Kapitellänge: kurz

Inhaltswarnung: Blut (viel), Gewalt, Verletzungen, psychische Krankheiten (Depression), Alkoholmissbrauch, Tod von Menschen, Freiheitsberaubung
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Weib, M+ststück, Schla+++

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Setting: Stadt, Hamburg
- typische Vampir-Liebesgeschichte
- altmodischer Love Interest, großer Age Gap (mehrere Jahrhunderte)
- überraschende Twists
- blutig / ungeschönt

Lieblingszitate

„‘Und was genau bist du?‘“, hakte Sina nach. ‚Ein Alien? Cyborg? Babylonischer Dämon?‘
‚Ein Vampir.‘“ Seite 82

„Weg von diesem Mann […] der sich nun von ihr ernährte, sie austrank, als wäre sie eine viel zu kleine Saftpackung.“ Seite 123

„Seine Hände glichen einem Sicherheitsnetz, das sie auffing […].“ Seite 146

Meine Rezension

„All Lovers Lost“ habe ich gekauft, weil ich in mehreren Rezensionen zum Buch gelesen hatte, dass es sich um eine ungewöhnliche Vampirstory handeln soll, die Genre-Konventionen bricht. Als Fan von Vampirliteratur hat man schließlich irgendwann fast alles gesehen und würde jeglicher frischen Brise fast überallhin folgen… Mittlerweile ist es schon Tradition, dass ich von Zeit zu Zeit mit Marieke Kessler (@mariekekessler auf Instagram) ein Vampirbuch lese – und auch bei diesem hier war sie wieder mit dabei.

Eines möchte ich gleich vorwegschicken, und zwar teilt sich der vorliegende Romantasy-Roman für mich in zwei Teile – in einen klischeehaften und langweiligen ersten und einen zauberhaften und emotional mitreißenden zweiten. Dazwischen befindet sich ein Twist, der seinesgleichen sucht und mich vollkommen eiskalt erwischt hat – dafür gibt es von mir einen Daumen nach oben!

Zuerst will ich aber auf die schwache erste Hälfte näher eingehen. Gestört hat mich, dass wir als Leser:innen hier im Prinzip eine 0815-Vampir-Lovestory voller Klischees serviert bekommen, wie wir (als Fans des Genres) sie schon unzählige Male gelesen haben: Jahrhundertealter, altmodischer Vampir verliebt sich auf den ersten Blick unsterblich in junge, moderne Frau, die natürlich ETWAS GANZ BESONDERES ist. Er kämpft gegen seine Instinkte, sie mit dem Wissen um seine Natur. (Ihr hört mich gähnen.) Bis hierhin fand ich die Geschichte oberflächlich, langweilig, blutleer und ohne jeden Biss. Noch kurz ein paar Worte zu den Figuren: Sina, eine Medizin-Studentin mit Helfer-Syndrom, Gewissen und gutem Herz, fand ich als Protagonstin ganz nett – aber mehr leider auch nicht. Sie wird mir nicht lange in Erinnerung bleiben, fürchte ich. Die anderen Figuren waren ebenfalls „okay“ (kein anderes Wort beschreibt meine Gefühle besser), die meisten von ihnen hätten allerdings noch mehr Farbe und Persönlichkeit vertragen können…

Doch dann rückte in der zweiten Hälfte der Geschichte eine neue Person ins Zentrum (nämlich Cassius ♥) – und da war es um mich geschehen, ich war wirklich ganz verzaubert und entzückt von ihm! Erst hier konnte die Autorin wirklich zeigen, was in ihrem Schreibstil steckt – der mir auch vorher schon als flüssig und angenehm aufgefallen war, aber nun wirklich überzeugte und in die Tiefe ging! Ich hatte das Gefühl, dass hinter ihren Sätzen ENDLICH Leidenschaft und Liebe für ihr eigenes Buch zu spüren waren – als hätte sie selbst nur auf diese Kapitel hingefiebert. So kommt es, dass ich nun doch mit dem Gedanken (den ich zuvor eigentlich schon ausgeschlossen hatte) spiele, Band 2 auch noch zu lesen…

Sehr gut gefallen haben mir neben dem Humor und ungeschönten Erzählweise (Vampirbisse werden hier wirklich nicht durch die rosarote Brille dargestellt, erfrischend!) auch die starken, teilweise sogar furcheinflößenden Frauenfiguren und dass in den Liebesbeziehungen weibliche Selbstbestimmung und Consent sehr zentral sind. Einen Punkt Abzug gibt es von mir für die (immerhin wenigen) vage se+istischen und klassistischen („Vampire stehen über Menschen“) Aussagen von Cassius.

Mein Fazit

„All Lovers Lost” lässt mich so zwiegespalten zurück, wie die Geschichte es in meinen Augen ist. Langeweile, Klischees und Enttäuschung (erste Hälfte) treffen auf einen fesselnden Schreibstil, große Emotionen und Begeisterung (zweite Hälfte). Wenn man das alles zusammenrechnet, kommen am Ende ganz gute/solide dreieinhalb Sterne heraus. Eine Leseempfehlung gibt es von mir nur für den zweiten Teil des Buches – aber um den lesen zu können, müsst ihr leider durch die ersten Kapitel durch. Ob es euch das wert ist, müsst ihr selbst entscheiden…

Bewertung (in Schulnoten)

Cover / Aufmachung (altes Cover): 3
Idee: 3
Inhalt, Themen, Botschaft: 2-3
Tiefe: 3
Umsetzung: 2-3
Worldbuilding: 2-3
Einstieg: 4
Ende: 2
Schreibstil: 2
Protagonistin: 2-3
Figuren: 2-3
Spannung: 3
Pacing/Tempo: 3-4
Wendungen: 1+ ♥
Atmosphäre: 2-3
Emotionale Involviertheit: 2-3
Feministischer Blickwinkel: 2
Einzigartigkeit: 3

Insgesamt:

Note 2-3

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.07.2025

Düsterer und atmosphärischer queerer Horror mit starken Frauenfiguren!

House of Hunger
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Drogen, Dreck, Armut – leider Alltag für Marion in den Slums, bis sie in der Zeitung eine ungewöhnliche Anzeige sieht: GESUCHT: Blutmagd von außergewöhnlichem Geschmack. ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Drogen, Dreck, Armut – leider Alltag für Marion in den Slums, bis sie in der Zeitung eine ungewöhnliche Anzeige sieht: GESUCHT: Blutmagd von außergewöhnlichem Geschmack. Die junge Frau bewirbt sich für den Posten und wird tatsächlich genommen. Ihr eröffnet sich eine gänzlich fremde Welt voller Luxus, Dekadenz und finsterer Geheimnisse…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: personale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel

Inhaltswarnung: Blut, psychische Krankheiten, Suizid, Alkoholmissbrauch, Drogenmissbrauch, Tod von Tieren und Menschen, Gewalt, toxische Beziehungen, Machtmissbrauch, Gaslighting, ausfallende Zähne
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Fo+++, Bi+++, Hu++

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- düstere Atmosphäre
- Setting: Küste, Meer, abgelegene Herrenhäuser
- Luxus, Dekadenz und Leben der Reichen
- toxische Beziehungen, psychische Krankheiten und Machtmissbrauch als zentrale Themen
- Bodyhorror
- Gothic Horror
- Geheimnisse
- Frauenfreundschaften
- feministisch, viele starke Frauenfiguren (Männer nur in Nebenrollen)
- queer/sapphic

Lieblingszitate

„‘Just because it’s a rumor, doesn’t mean it isn’t true.’” Seite 47

“’I’ll let you in on a secret that will serve you well in the North: The whole world runs on blood. Who has good blood. Who has bad blood. Whose blood is shed and whose isn’t.’” Seite 47

“She’d never been able to understand why people who had so much fought over so little.” Seite 98

“In fact, she didn’t feel much of anything at all except, perhaps, a peculiar hollowness. As though she’d lost something and couldn’t remember what.” Seite 181

Meine Rezension

Der Horrorroman „House of Hunger“ lag schon einige Monate auf meinem SUB, als es schließlich von meiner Community als eines meiner „7 für 2025“ ausgewählt wurde. Fasziniert daran hat mich von Anfang an der Klappentext, der vage nach Vampiren und düsterer Atmosphäre klang…

Das Buch gemeinsam im Zuge einer (privat organisierten) Leserunde zu lesen, hat tatsächlich großen Spaß gemacht – vor allem das Miträtseln, wie es weitergehen könnte! Denn das ist eine der größten Stärken der Geschichte: ihre Unvorhersehbarkeit. Ganz lange hat man nämlich überhaupt keine Ahnung, in welche Richtung sich die Storyline entwickeln wird – und das fand ich sehr erfrischend!

Besonders spannend an „House of Hunger“ (das ich übrigens auf Englisch gelesen habe) finde ich, dass wir es hier mit feministischem Horror zu tun haben – starke Frauenfiguren und lesbische Liebesgeschichten stehen im Mittelpunkt, Männer spielen lediglich Nebenrollen. Das hat mir natürlich gefallen! Auf ganzer Linie überzeugen konnten mich auch der schöne, poetische Schreibstil, der stellenweise ganz schön intensive Bodyhorror, die atmosphärischen Beschreibungen (die „Vibes“ stimmen!) und das düstere Setting (luxuriöses Herrenhaus an der Küste). Auch thematisch ist das Buch interessant: So warten viele finstere und mysteriöse Geheimnisse darauf, enthüllt zu werden, außerdem werden toxische Beziehungen, psychische Krankheiten, Machtmissbrauch, Armut, komplexe Frauenfreundschaften und der Gegensatz von Luxus und Verfall (sowohl im Innen als auch im Außen) in den Fokus gerückt.

Mein einziger Kritikpunkt ist folgender: Ich hätte gerne noch etwas MEHR gehabt – und zwar von allem. Mehr Horror, mehr Tiefe, eine liebevollere Figurenzeichnung (manche Figuren konnte ich leider nur schwer auseinanderhalten) und einen Spannungsbogen, der früher aufgebaut wird. Dann hätte ich „House of Hunger“ ohne Zweifel zum Lieblingsbuch erklärt – aber auch so bin ich mit diesem Horrorroman ziemlich zufrieden!

Mein Fazit

„House of Hunger” ist für mich gelungener feministischer und queerer Horror mit starken Frauenfiguren und intensiven düsteren „Vibes“. In manchen Bereichen (Spannung, Figurenzeichnung, Grusel, Tiefe) hätte es gerne noch mehr sein dürfen, aber auch so gibt es von mir eine Leseempfehlung!

Bewertung (in Schulnoten)

Cover / Aufmachung (altes Cover): 2
Idee: 2
Inhalt, Themen, Botschaft: 2
Tiefe: 2-3
Umsetzung: 2
Worldbuilding: 2
Einstieg: 3
Ende: 2
Schreibstil: 1+ ♥
Protagonistin: 2
Figuren: 2-3
Spannung: 2
Pacing/Tempo: 3
Wendungen: 1+ ♥
Atmosphäre: 1+ ♥
Emotionale Involviertheit: 2
Feministischer Blickwinkel: 1+ ♥
Einzigartigkeit: 1+ ♥

Insgesamt:

Note 2

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.06.2025

Schlecht war’s nicht – so richtig gut aber auch nicht.

Er will nicht gehen
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Für die von Angstzuständen und Paranoia geplagte Lucy ist jede (leider notwendige) Hausbesichtigung ein Graus. Eines Tages verspätet sich auch noch die Maklerin und plötzlich ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Für die von Angstzuständen und Paranoia geplagte Lucy ist jede (leider notwendige) Hausbesichtigung ein Graus. Eines Tages verspätet sich auch noch die Maklerin und plötzlich muss sie alleine dem Interessenten ihr frisch renoviertes Haus zeigen. Lucy schafft es, die Nerven zu behalten – bis der fremde Mann in den von ihr gefürchteten Keller geht (um ihn sich anzuschauen) und einfach nicht mehr hochkommt… Was macht er da unten? Und warum reagiert er nicht auf ihre Rufe?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, personale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche und männliche Perspektive
Kapitellänge: kurz

Inhaltswarnung: Stalking, Blut, psychische Krankheiten (z. B. Ängste, Demenz), Drogenmissbrauch, Freiheitsberaubung, Gewalt, Tod von Menschen
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Tussi

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Kammerspiele (wenige Figuren)
- psychische Krankheiten als zentrales Thema
- einfacher Schreibstil
- häusliches Setting

Lieblingszitate

„Die Paranoia pirscht sich an mich heran, sobald Sam das Haus verlässt und ich den Staubsauger anschalte. Es dauert nicht lange, und mich überkommt der panische Gedanke, ich wäre nicht allein.“ Seite 6

„Da war eine Verschiebung in der Luft. Die Raumtemperatur fiel schlagartig um einige Grad ab. Die feinen Härchen auf seinen Unterarmen richteten sich auf.“ Seite 68

Meine Rezension

An „Er will nicht gehen“ bin ich ausnahmsweise einmal völlig unvoreingenommen herangegangen, im Vorhinein habe ich nämlich keine Rezensionen gelesen. Hier haben mich beim Stöbern in der Online-Buchhandlung spontan der Titel und der Klappentext neugierig gemacht. Nun stellt sich natürlich die Frage: Hat sich der Spontan-Kauf als Glücksgriff oder eher doch als herbe Enttäuschung herausgestellt?

Tja… intensive negative oder positive Gefühle kann ich für das vorliegende Buch nicht aufbringen (leider!), stattdessen fand ich es lediglich „ganz okay“. Richtig überzeugen konnte es mich also nicht. Am besten hat mir hier noch der Anfang gefallen: Durch den einfachen, flüssigen Schreibstil findet man schnell in die Geschichte und gerade in den ersten Kapiteln gibt es ein paar herrlich unheimliche, atmosphärische Momente, bei denen man sich beim Lesen in der Nacht durchaus gruseln kann. Dafür gibt es einen Daumen nach oben! Überzeugt haben mich außerdem neben der gelungenen Grundidee (einfach, aber doch erfrischend und neu) auch der Fokus auf psychische Krankheiten und der Verzicht auf Se+ismus und Male Gaze – auch wenn das Buch zugegebenermaßen noch mehr weibliche Figuren vertragen hätte.

Enttäuschend fand ich hingegen vor allem die zweite Hälfte: Hier flacht die Spannungskurve immer mehr ab und die Geschichte beginnt, sich zu ziehen und im Kreis zu drehen. Außerdem fiel mir immer stärker auf, wie schlicht und oberflächlich der Schreibstil eigentlich wirklich ist. Dazu kamen noch der stellenweise sehr konstruiert wirkende Plot (ein Kritikpunkt, den ich schon häufiger bei Rezensionen zu Büchern des Autors gesehen habe – jetzt weiß ich auch warum) und das teilweise irrationale Verhalten der Protagonistin – und das liegt nicht an ihren psychischen Krankheiten, sondern schlicht an fehlendem Hausverstand. Schwer wiegt für mich auch Folgendes: Jetzt, vier Monate nach der Lektüre, habe ich schon wieder SO viel vergessen – das spricht ebenfalls nicht für diesen Thriller…

Mein Fazit

Dieses Buch könnte auch „Er will die Geschichte nicht beenden“ heißen – denn der Autor zieht diese nämlich lieber wie Kaugummi in die Länge. Der vorliegende Thriller lockt auf den ersten Seiten mit einem flüssigen Schreibstil und unheimlichen Szenen, nur um einen dann in der zweiten Hälfte zu langweilen. Schlecht war’s nicht – so richtig gut aber auch nicht. Wer mit niedrigen Erwartungen an diese Lektüre herangeht (das ist der Trick, Leute! 😉), kann auch nicht enttäuscht werden.

Bewertung (in Schulnoten)

Cover / Aufmachung (altes Cover): 2
Idee: 2
Inhalt, Themen, Botschaft: 3
Tiefe: 4
Umsetzung: 3
Worldbuilding: 3
Einstieg: 2
Ende: 2-3
Schreibstil: 3
Protagonistin: 2
Figuren: 3
Spannung: 3-4
Pacing/Tempo: 4
Wendungen: 3
Atmosphäre: 3
Emotionale Involviertheit: 3-4
Feministischer Blickwinkel: 2
Einzigartigkeit: 3

Insgesamt:

Note 3

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2025

4,5 Sterne: Konsequent, düster, mitreißend – so geht eine gelungene Fortsetzung!

Two Twisted Crowns - Die Magie zwischen uns
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Elspeth im Geist des Nachtmahr gefangen, Kronprinz Hauth so schwer verletzt, dass er nicht ansprechbar ist, Emory wird immer schwächer – am Beginn von Band 2 stehen Ravyn, ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Elspeth im Geist des Nachtmahr gefangen, Kronprinz Hauth so schwer verletzt, dass er nicht ansprechbar ist, Emory wird immer schwächer – am Beginn von Band 2 stehen Ravyn, Prinz Elm und seine Freund:innen vor einem Scherbenhaufen. Nur wenn es Ravyn gelingt, die letzte Karte zu finden, kann er dem Fluch des Nebels brechen und alle retten, die ihm wichtig sind. Doch dafür muss er den gefährlichen Wald betreten, in dem die mächtige Herrin das Sagen hat…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Dilogie, Band 2
Erzählweise: Ich-Erzählweise, personale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche und männliche Perspektiven
Kapitellänge: mittel

Inhaltswarnung: Gewalt (auch gegen Frauen und Kinder), Blut, Krankheiten, Alkoholmissbrauch, Selbstverletzung für magisches Ritual, Mobbing, T+d von Menschen und Tieren, M+rd
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: H+re, Miststück, Weib, Schl+mpe

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- originelle Magiesysteme
- gute Mischung aus Fantasy-Handlung und Liebesgeschichte (= Romantasy)
- Consent wird thematisiert
- düsteres Setting (Nebel, Wälder, Krankheiten)
- Leben adeliger/königlicher Familien
- Erwachsenwerden, Emanzipation von gesellschaftlichen Erwartungen
- Found Family (Trope)
- starke Frauen, Aufbrechen von Rollenstereotypen
- häusliche Gewalt, Gewalt gegen Frauen, toxische Männlichkeit, Mobbing
- Freundschaft, Liebe, Familie
- Mut und Tapferkeit

Lieblingszitate

„Die Dunkelheit zerfloss in sich selbst – ohne Anfang und Ende.“ Seite 11

„Ihre Worte flochten sich durch Elms Rippen, drückten sich in seine Brust.“ Seite 121

„Es war, als habe der Nachtmahr etwas in der Sprache des Waldes gerufen. Und als habe der Wald innegehalten, um zuzuhören.“ Seite 179

Meine Rezension

Obwohl ich mit dem Schreibstil von „One Dark Window“ (Band 1) lange nicht warm geworden bin, hat mich Autorin Rachel Gillig mit ihrem Debüt am Ende doch noch überzeugt. Da das Buch mit einem ziemlich gemeinen Cliffhanger endet und ich die Figuren wirklich lieb gewonnen hatte, wollte ich natürlich unbedingt wissen, wie es weitergeht! Daher war schnell klar, dass @mariekekessler (Bookstagram) und ich auch die Fortsetzung wieder gemeinsam lesen würden. Doch kann auch Band 2 wieder überzeugen oder ist er – wie in so vielen Fällen – deutlich schwächer als der Auftakt?

Nein, hier kann ich euch beruhigen, denn das Sequel macht qualitativ wirklich noch einmal einen großen Sprung nach vorne! So geht gute Romantasy! Alles, was im ersten Band aufgebaut und vorbereitet wurde, wird überraschend konsequent fortgeführt, was mich absolut begeistert hat. Überhaupt wirkt die Dilogie sehr durchdacht – man merkt, dass die Autorin von Anfang an einen Plan im Kopf hatte, den sie dann zielstrebig zu Papier gebracht hat.

Die größte Stärke des Fantasy-Romans sind für mich auch dieses Mal die liebevoll ausgearbeiteten Figuren (und die Trope „Found Family“), die alle glaubhafte Entwicklungen durchmachen und sehr „echt“ wirken. Das macht es sehr leicht, mit ihnen mitzufühlen und mitzufiebern. Das neue Liebespaar hat mir übrigens genau so gut gefallen wie Ravyn und Elspeth – auch wenn die „Vibes“ zwischen ihnen ganz andere sind. Für Ravyn, Elm und die anderen steht alles auf dem Spiel und sie haben so viel zu verlieren wie noch nie zuvor. Das kreiert natürlich Spannung und den Drang weiterzulesen. Es hat mir großen Spaß gemacht, noch tiefer in diese düstere, magische Welt einzutauchen und mehr über ihre Entstehung zu erfahren! Kleinere Schwächen wie leichte Spannungseinbrüche und zu wenig Tempo im Mittelteil und das (für meinen Geschmack, immerhin haben wir hier Dark Fantasy vor uns!) etwas zu glückliche Ende fallen da nicht ins Gewicht. Der einfache Schreibstil hat mich in diesem Band interessanterweise überhaupt nicht mehr gestört – entweder er ist wirklich besser geworden oder ich habe mich schlicht daran gewöhnt.

Die feministische Analyse lässt mich hier ebenfalls sehr glücklich und zufrieden zurück, da die Geschichte voller starker Frauen steckt und Rollenstereotype immer wieder bewusst aufgebrochen werden. Frauen werden als Gegner:innen auf Augenhöhe betrachtet, sie töten wie die Männer auch, sie werden in Kämpfen nicht geschont – das gefällt!

Themen wie Emanzipation von der Familie, Erwachsenwerden, häusliche Gewalt, Verantwortung und Freundschaft werden tiefgründig besprochen und schön auserzählt, für mich war „Two Twisted Crowns“ deshalb ein richtig gelungener, runder Abschluss der Dilogie. Für mich steht jetzt schon fest, dass es für mich nicht das letzte Buch der Autorin bleiben wird – im Gegenteil, ihre neue Geschichte, „The Knight and the Moth“ (erscheint im Mai 2025 auf Englisch), steht schon jetzt fix auf meiner Wunschliste!

Mein Fazit

Mit „One Dark Window“ und „Two Twisted Crowns” hat Autorin Rachel Gillig endlich mal wieder eine richtig gute (= eine originelle, spannende, emotional mitreißende) düstere Romantasy-Reihe mit wunderbaren Figuren geschaffen, die ich euch guten Gewissens empfehlen kann! Für mich war jedenfalls auch dieser zweite Band wieder ein Jahreshighlight – eine Verfilmung (Daumen drücken!) würde mein Glück jetzt noch perfekt machen…

Bewertung (in Schulnoten)

Cover / Aufmachung (altes Cover): 1+ ♥
Idee: 1+ ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 1-2
Tiefe: 2
Umsetzung: 1-2
Worldbuilding: 1-2
Einstieg: 2
Ende: 2
Schreibstil: 2-3
Protagonist:innen: 1+♥
Figuren: 1+♥
Spannung: 2
Pacing/Tempo: 2
Wendungen: 1-2
Atmosphäre: 1-2
Emotionale Involviertheit: 1-2
Feministischer Blickwinkel: 1+ ♥
Einzigartigkeit: 1+♥

Insgesamt:

Note 1-2

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere