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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2025

Solide Dystopie – mit Luft nach oben

POSTER GIRL - Wer bist du, wenn dir niemand zusieht?
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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Früher war sie das Gesicht der Propaganda-Plakte des autoritären Regimes, doch dann war eine Rebellion erfolgreich und mittlerweile lebt Sonya in einem abgeriegelten ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Früher war sie das Gesicht der Propaganda-Plakte des autoritären Regimes, doch dann war eine Rebellion erfolgreich und mittlerweile lebt Sonya in einem abgeriegelten Stadtviertel in Armut und Gefangenschaft. Dort wird sie auch sterben – denkt sie. Eines Tages jedoch bietet ihr ein alter Bekannter einen Deal an: Sie soll ein vermisstes Mädchen finden, dann wird ihr ihre Freiheit geschenkt…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: personale Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel bis lang

Inhaltswarnung: Blut, Gewalt, Tod von Menschen (auch Kindern), Medikamentenmissbrauch, Trauer, psychische Krankheiten, Suizid, Gewalt gegen Frauen (angedeutet)
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: --- ♥

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Setting: NACH der Rebellion gegen ein autoritäres Regime
- Dystopien
- Slow-Burn-Geschichten
- Gesellschaftskritik mit Tiefe
- Themen: Politik, Macht, Machtmissbrauch, Propaganda, Überwachung, Umgang mit Täter:innenschaft von Verwandten, Trauer, Schuld, Selbstfindung, Individualität

Lieblingszitate

„Sie hat hier in der Apertur viele Lektionen gelernt, die sie nie lernen wollte.“ Seite 16

„Sonya fühlt sich oft wie von der Sonne gehärteter Lehm, der zu lange draußen lag, um noch eine andere Form anzunehmen.“ Seite 69

„Verdorbene Menschen gibt es überall, aber manche können es besser verbergen als andere.“ Seite 93

„Eine Frau wie ein gehämmertes Stahlblech, von der Welt abgenutzt, aber niemals vor ihr kapitulierend.“ Seite 166

Meine Rezension

„Poster Girl“ wurde mir von meiner lieben Bookstagram-Kollegin Julia (@seiten_hieb) gefühlt 100 Mal „mit Nachdruck“ empfohlen (ja, das ist ein Euphemismus!) und am Ende sogar von ihr und meiner Community bei einer Abstimmung als Lektüre für 2025 ausgewählt. Da ich Veronica Roths Reihenauftakt „Die Bestimmung“ (und NUR diesen Band, es ist mir sehr wichtig, das zu betonen!) als Jugendliche absolut geliebt habe, waren meine Erwartungen demenstsprechend hoch – aber konnten diese auch erfüllt werden?

Hier muss ich leider sagen: nicht ganz. Trotzdem ist für mich „Poster Girl“ ein gutes Buch, das ich unterhaltsam fand und gerne gelesen habe – was nicht zuletzt am extrem angenehmen und fesselnden Schreibstil der Autorin lag. Begeistert haben mich aber vor allem die erfrischende Grundidee, der durchdachte Plot und das lebendig beschriebene Setting. Die meisten Dystopien beschäftigen sich ja mit der Rebellion gegen ein autoritäres Regime – Veronica Roth wählt hier einen ganz anderen Zugang und schildert, was NACH dem Aufstand und Sieg der Revolution passiert. Und das ist ernüchternd und wenig glamourös: baufällige Gebäude, marode Straßen und eine instabile Regierung, die sich erst finden muss. Im Zentrum der Geschichte stehen neben Themen wie Verlust und Trauer auch Täter:innenschaft, Abgrenzung von der Familie und Schuldgefühle – sowohl in Bezug auf eigenes Verhalten als auch auf die Rolle, die die Eltern innerhalb des Regimes gespielt haben. Diese Fragen behandelt die Autorin mit angemessener Tiefe und Ernsthaftigkeit.

Überzeugt haben mich auch die vereinzelten wirklich unglaublich spannenden Passagen und die dichte bedrückende und trostlose Atmosphäre, die die ganze Geschichte durchzieht und die dazu führt, dass man sich als Leser:in unweigerlich die Frage stellt: Die Rebellion war erfolgreich, okay – aber was hat sie den Menschen wirklich gebracht? Und ist die neue Welt tatsächlich so viel besser? Neben den unerwarteten Enthüllungen und Wendungen, die mich immer wieder überrascht haben, lässt mich auch die feministische Analyse zufrieden zurück. Veronica Roth ist für mich mittlerweile eine Garantin für starke und komplexe Protagonistinnen und generell intelligente, kämpferische Frauenfiguren (z.B. eine berühmte Hackerin und IT-Expertin) – und das liebe ich! Auch wenn mich die Liebesgeschichte emotional nicht so erreicht hat, wie sie es vermutlich hätte tun sollen, so haben mir hier doch der Fokus auf Consent/Einverständnis und die selbstbestimmte Se+ualität der Hauptfigur gefallen.

Für ein Lieblingsbuch und Jahreshighlight hat mir bei „Poster Girl“ dann aber doch noch einiges gefehlt. Das gemächliche Tempo des Romans und das langsame Anrollen der Geschichte (zusammen mit den vielen Figuren und Namen) haben mir den Einstieg erschwert, auch danach gab es immer wieder Spannungseinbrüche und Stellen, an denen man das Buch hätte straffen können und sollen. Außerdem empfand ich den Love Interest gerade am Anfang als zu toxisch männlich (inklusive Dominanz-Gehabe und Manspreading). Einige der Figuren hätte ich zudem gerne noch näher kennengelernt, dann hätte mich das Buch vermutlich auch emotional noch mehr mitgerissen. Auch über die aktuelle Politik und die Welt, die die Autorin erschaffen hat, hätte ich gerne noch mehr erfahren. Wie ihr seht, sind das alles aber eher kleine Kritikpünktchen. Es wird daher sicher nicht mein letztes Buch von Veronica Roth gewesen sein!

Mein Fazit

„Poster Girl“ ist eine solide Dystopie, die mich nach dem eher schwierigen Einstieg mit ihrer erfrischenden Grundidee und den tiefgründigen Themen einige Stunden lang gut unterhalten hat und die ich gerne gelesen habe. Für ein Highlight hat mir an einigen Stellen aber doch noch etwas gefehlt – besonders was das Erzähltempo, den Spannungsbogen, die Emotionen und die Figurenzeichnung betrifft. Auch wenn „Poster Girl“ für mich nicht an „Divergent“ (Band 1) heranreicht, kann ich trotzdem guten Gewissens eine Leseempfehlung aussprechen – und zwar für alle, die starke Frauenfiguren mögen und sich für das interessieren, was NACH der großen Rebellion kommt…

Bewertung (in Schulnoten)

Cover / Aufmachung (altes Cover): 1+♥
Idee: 1+♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 2
Tiefe: 2
Umsetzung: 2
Worldbuilding: 2-3
Einstieg: 3-4
Ende: 2
Schreibstil: 1+♥
Protagonistin: 1-2
Figuren: 2-
Spannung: 3
Pacing/Tempo: 3
Wendungen: 1+♥
Atmosphäre: 2
Emotionale Involviertheit: 2-
Feministischer Blickwinkel: 1-2
Einzigartigkeit: 1+♥

Insgesamt:

Note 2

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.08.2025

Blieb leider deutlich hinter meinen Erwartungen zurück!

Die Duellantin. Kein Herz ist unbesiegbar
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Italien 1850: Elenas Herz schlägt fürs Fechten – schon immer. Während sie heimlich mit der Studentenverbindung ihres besten Freundes trainiert (weil der Sport für Frauen ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Italien 1850: Elenas Herz schlägt fürs Fechten – schon immer. Während sie heimlich mit der Studentenverbindung ihres besten Freundes trainiert (weil der Sport für Frauen als unschicklich gilt), fokussiert sich ihre Tante auf die Suche nach einem geeigneten Heiratskandidaten für sie. In der Zwischenzeit findet Elena im geheimnisvollen Valentino einen würdigen Gegner, der sie nicht nur im Kampf fasziniert …

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: mittel

Inhaltswarnung: Blut, Gewalt, Tod von Menschen, Trauer, Se+ismus und Diskriminierung von Frauen
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Dirne (2x), hysterisch (2x)

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Setting: Italien (Mailand) im Jahr 1850
- starke Hauptfigur, die ihrer Zeit voraus ist
- historischer Liebesroman, Gesellschaftsroman
- Fechtsport
- erste Liebe
- Freundschaft
- Erwachsenwerden, Emanzipation von der Familie
- Leben als Waise
- Frauenfreundschaft

Lieblingszitate

„‘Die Zeiten ändern sich aber nicht einfach so […] Es muss Menschen geben, die mutig sind, Schritte zu gehen, sich aufzulehnen und sich neue Plätze in der Welt zu schaffen. Es braucht Menschen wie dich, Elena.‘“ Seite 101

„Träume waren bequem. Träume schadeten niemandem. Durch Träume konnte niemand verletzt werden. Doch seit ich mit Matteos Onkel gesprochen hatte, reichte mir das Träumen nicht mehr.“ Seite 131

„‘Ich glaube, beim Fechten geht es gar nicht immer darum, seinen Gegner zu besiegen. Es geht vielmehr darum, besser zu sein, als man gestern war.‘“ Seite 195

Meine Rezension

Als ich „Die Duellantin“ zum ersten Mal auf Instagram gesehen habe, stand für mich sofort fest, dass ich dieses Buch lesen musste! Enemies to lovers, Fechtsport, feministisch, eine starke Frau, die für ihre Rechte kämpft – das klang einfach alles so gut! Und, ich gebe es zu, es hat mich auch ein bisschen an die von Kämpfen geprägte Liebesgeschichte in „Die Beschenkte“ erinnert und ich habe gehofft, beim Lesen hier ein ähnliches Kribbeln zu verpüren…

Leider blieb die Geschichte schlussendlich aber deutlich hinter meinen Erwartungen zurück. Dabei empfand ich den dialogreichen Schreibstil großteils als sehr angenehm und flüssig (wodurch sich das Buch durchaus schnell weglesen lässt) – dieser hat in meinen Augen wirklich Potential! Gefallen haben mir auch die unerwarteten Wendungen und die vereinzelten spannenden Passagen. Die Gedanken der Protagonistin wurden zudem sehr gut eingefangen, sodass man sich ihr beim Lesen sehr nah fühlt. Aus feministischer Sicht ist dieser historische Liebesroman ebenfalls über weite Strecken gelungen – immerhin kämpft eine starke, intelligente Frau (die ihrer Zeit weit voraus ist) für ihr Recht, den Fechtsport ausüben und gegen Männer antreten zu dürfen. Meine Bookstagram-Kollegin und ich hatten beim Lesen und Austauschen jedenfalls durchaus unseren Spaß – wenn auch manchmal unfreiwillig, wenn zum Beispiel zum gefühlt 20. Mal die verboten engen Hosen des Love Interest beschrieben wurden…

Trotzdem hat mich die „Duellantin“ in anderen Bereichen auch sehr enttäuscht – ich finde, hier wurde einfach viel Potential verschenkt! Die größte Schwäche dieses Romans ist für mich definitiv seine Figurenzeichnung, da viele der Charaktere blass und austauschbar bleiben. Außerdem basiert die ganze Liebesgeschichte zwischen Elena und Valentino im Prinzip nur auf seiner mysteriösen Ausstrahlung und der körperlichen Anziehung – ich hatte bis zum Ende das Gefühl, ihn überhaupt nicht zu kennen… Mir haben hier auch (besonders bei den Kampfszenen) die knisternde Chemie zwischen den Verliebten und dieses Kribbeln gefehlt, das mich z. B. bei „Die Beschenkte“ so begeistert hat. Das ist mir insgesamt einfach zu wenig gewesen, um selbst beim Lesen Emotionen aufbauen und mitfiebern zu können! (Das Love Triangle ist zum Glück nur in Ansätzen vorhanden, wodurch es mich auch nicht wirklich gestört hat.) Manche Szenen waren mir auch deutlich zu dramatisch/kitschig geschrieben oder lasen sich, wie ich mir einen Highlander-Groschenroman (die mit halbnacktem Mann auf dem Cover) vorstelle (z.B. „Der Blick aus seinen Raubtieraugen war wild und zügellos – Zerrissenheit schwelte darin“).

Zusätzlich haben mich noch folgende Dinge gestört: die Handlung, die nur sehr langsam in Schwung kommt und sich immer wieder im Kreis dreht, die fehlende Tiefe, die Klischees, das stellenweise unglaubwürdige (überhaupt nicht zeitgemäße) oder riskante Verhalten der Hauptfigur, das aber fast immer gut für sie ausgeht. Zudem ist mir bei der feministischen Analyse aufgefallen, wie negativ die Tante dargestellt wird: nämlich als oberflächlicher, geldbesessener „Hausdrache“ und als stutenbissige Lästerschwester. Ich dachte, wir wären inzwischen weiter…

Mein Fazit

Leider blieb „Die Duellantin“ deutlich hinter meinen Erwartungen zurück. Bei diesem historischen Liebesroman hätte ich mir vor allem eine bessere Chemie zwischen den Verliebten und generell mehr (emotionale) Tiefe gewünscht. Der Schreibstil ist aber flüssig und angenehm und hat definitiv Potential – weswegen ich mir durchaus vorstellen kann, der Autorin in der Zukunft noch eine Chance zu geben! Meiner Meinung nach gibt es da draußen allerdings bessere und vor allem fesselndere Liebesgeschichten, deshalb spreche ich keine Leseempfehlung aus – ich rate stattdessen zum Blick in die Leseprobe.

Bewertung (in Schulnoten)

Cover / Aufmachung: 1+ ♥
Idee: 1+♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 2
Tiefe: 3
Umsetzung: 3
Worldbuilding: 3
Einstieg: 4
Ende: 3
Schreibstil: 2
Protagonistin: 2
Figuren: 3-4
Liebesgeschichte: 4-5
Spannung: 3
Pacing/Tempo: 3-4
Wendungen: 2
Atmosphäre: 3
Emotionale Involviertheit: 3
Feministischer Blickwinkel: 2
Einzigartigkeit: 3

Insgesamt:

Note 3

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.08.2025

Originell, tiefgründig, feministisch – so geht moderner Horror!

Das Beste sind die Augen
1

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

POV: Deine Mutter lernt einen neuen Freund kennen, der südostasiatische Frauen (wie dich) se+ualisiert und fetischisiert und du kannst plötzlich nur noch an seine wunderschönen ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

POV: Deine Mutter lernt einen neuen Freund kennen, der südostasiatische Frauen (wie dich) se+ualisiert und fetischisiert und du kannst plötzlich nur noch an seine wunderschönen blauen Augen denken, die eine ganz besondere Art von Hunger in dir wecken…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz

Inhaltswarnung: Blut, Gewalt, Tod von Menschen, tote Tiere (Essen), Se+ismus, Rassismus, Diskriminierung, Misogynie, psychische Krankheiten (Depression), Stalking, häusliche Gewalt, Gewalt gegen Frauen, Medikamentenmissbrauch, körperliche Krankheiten, Krankenhaus
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: B+tch (mehrmals), M+ststück

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- feministischer Horror mit Tiefe
- Body-Horror (blutig) und psychologischer Horror
- Schwester-Liebe
- Leben als koreanische Familie in den USA (Herkunft)
- Studium
- Rassismus, Se+ismus, Misogynie, Se+ualisierung, Fetischisierung und Objektifizierung von Frauen und Mädchen als zentrale Themen
- Female Rage
- Stalking
- Fokus auf Essen

Lieblingszitate

„Man kann sein Schicksal einmal austricksen, wenn man Glück hat, vielleicht auch zweimal. Aber als Koreanerinnen und Koreaner wissen wir, dass unser Lebensweg unweigerlich von unserem palja [Anmerkung: Schicksal] bestimmt wird.“ E-Book, Position 492

„‘Diese Typen haben über asiatische Frauen geredet. Lauter ekelhaftes Zeug.‘ Ich schluckte. ‚Ich hab das alles schon mal gehört, ist nicht neu für mich. Und die haben ja nicht mich gemeint. Aber es fühlt sich trotzdem ‚persönlich‘ an, weißt du?‘“ E-Book, Position 558

„Georges stechender Blick ist ständig auf Ji-hyun und mich gerichtet. Er beobachtet uns. Bewertet uns. Legt uns frei, Schicht für Schicht. Er sieht hungrig aus, als wären wir seine Beute.“ E-Book, Position 1024

Meine Rezension

Vor ca. einem Jahr habe ich „Das Beste sind die Augen“ auf Englisch entdeckt – und es augenblicklich auf meine Wunschliste gesetzt. Denn der Titel, der Klappentext und das Cover haben mich unglaublich neugierig gemacht! Deshalb habe ich mich auch sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass das Buch nun übersetzt wurde.

Mit Horror ist es ja meistens so eine Sache: Entweder er funktioniert für einen oder eben nicht. Gute Neuigkeiten: „Das Beste sind die Augen“ gehört für mich definitiv zur ersten Gruppe! Der Roman hat mich mit seinen liebevoll ausgearbeiteten Figuren und dem flüssigen und fesselnden Schreibstil nämlich sofort in seinen Bann gezogen (was bei mir aktuell leider selten der Fall ist bei Büchern) und das ist auch bis zum Ende so geblieben…

Monika Kim gelingt es meisterhaft, eine unheilvolle, dichte, beklemmende Atmosphäre zu erzeugen und einen subtilen Spannungsbogen aufzubauen, der sich langsam, aber kontinuierlich steigert. Das erreicht sie mit fettgedruckten, berunruhigenden Gedankeneinschüben, intensiven Albträumen, unerwarteten Wendungen und einer Eskalationsspirale, die nicht mehr aufzuhalten scheint. Das alles hat mich wirklich gefangen genommen und ich habe mich ganz oft gefragt: Was kommt da noch auf uns Leser:innen zu? Wie weit wird Ji-won gehen? Wo wird das alles enden?

Begeistert lässt mich aber vor allem die feministische Analyse zurück. Im Buch stehen Themen wie Herkunft (Lebensrealität einer koreanischen Familie in den USA), Familie, LGBTQAI+ (am Rande), Studium, psychische Krankheiten, Rassismus, Se+ismus, Misogynie, (se+xualisierte) Gewalt gegen Frauen, Stalking, toxische Männlichkeit und das Patriarchat im Allgemeinen im Mittelpunkt. Auf eindringliche Weise zeigt uns Monika Kim am Beispiel der Mutter, wie Frauen in unserer Gesellschaft unter toxischen Männern leiden und sich trotz allem nicht aus ihrer Abhängigkeit zu ihnen lösen können. Sie beschreibt, wie Frauen sich kleinmachen, umsorgen, bekochen, männliche Gefühle regulieren, beschwichtigen, sich unterordnen und die Augen verschließen vor dem wahren Gesicht ihres Ehemannes oder Freundes – nur um dafür absolut keinen Dank zu erhalten und am Ende noch verlassen zu werden. Besonders beklemmend wird George, der neue Freund der Mutter, dargestellt – ein rassistischer weißer Mann mit fragilem Ego und White-Savior-Komplex, der südostasiatische Frauen (sogar seine beiden Stieftöchter) immer wieder se+ualisiert, objektifiziert und fetischisiert.

Ji-won, unsere starke und intelligente Protagonistin, auf der als älteste Tochter viel Druck lastet (als Studentin hat sie die Chance, ihrer Familie ein besseres, finanziell abgesichtertes Leben zu ermöglichen, immer wieder muss sie ihre Mutter aus depressiven Verstimmungen reißen und Verantwortung für die jüngere Schwester übernehmen) versucht verzweifelt, sich aus der Machtlosigkeit, die mit diesen Diskriminierungserfahrungen einhergeht, zu befreien.
Ji-wons Antwort darauf ist daher: female rage, also weibliche Wut, die immer mehr Grenzen überschreitet und sich in einer Obsession für blaue Augen manifestiert. Dabei wird es stellenweise ganz schön blutig (Body-Horror) und finster (psychologischer Horror), Achtung! Und schon bald muss man sich als Leser:in fragen, ob unsere Hauptfigur eigentlich noch zurechnungsfähig ist und ob man ihr vertrauen kann…

Für 5 Sterne hat es dann doch ganz knapp nicht gereicht, weil ich mir im Mittelteil stellenweise noch etwas mehr Tempo gewünscht hätte und weil auf den letzten Seiten ein Thema eingeführt wurde, aus dem dann aber schlussendlich nicht viel gemacht wurde (warum dann überhaupt einbauen?). Außerdem fand ich den Schluss zwar konsequent, aber auch ein kleines bisschen unglaubwürdig. Das ist aber alles Kritik auf hohem Niveau!

Mein Fazit

Für mich konnte „Das Beste sind die Augen“ halten, was Titel und Klappentext versprochen haben. Monika Kim hat hier ein originelles, fesselndes, feministisches Horror-Debüt mit Tiefe und voller Female Rage abgeliefert, das mich von der ersten Seite an in den Bann gezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen hat. Dieser Roman wagt etwas, wirft wichtige Fragen auf und legt den Finger immer wieder in die Wunde – toll! Daher: Unbedingt lesen!

Bewertung (in Schulnoten)

Cover / Aufmachung (altes Cover): 3
Idee: 1+♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 1-2
Tiefe: 1+♥
Umsetzung: 1-2
Worldbuilding: 1-2
Einstieg: 1-2
Ende: 2
Schreibstil: 1+♥
Protagonistin: 1+♥
Figuren: 1+♥
Spannung: 1+♥
Pacing/Tempo: 2
Wendungen: 1+♥
Atmosphäre: 1+♥
Emotionale Involviertheit: 1-2
Feministischer Blickwinkel: 1+♥
Einzigartigkeit: 1+♥

Insgesamt:

Note 1-2

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2025

Gutes Buch, aber kein Highlight!

Die Tribute von Panem L. Der Tag bricht an
0

Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Wie ist Haymitch Abernathy eigentlich zum verbitterten Alkoholiker geworden, dem wir in „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ begegnen? Dieses Prequel erlaubt uns, ...

Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Wie ist Haymitch Abernathy eigentlich zum verbitterten Alkoholiker geworden, dem wir in „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ begegnen? Dieses Prequel erlaubt uns, die Figur näher kennenzulernen, liefert Antworten auf offene Fragen und enthüllt interessante Hintergrundinfos zu den Anfängen der Rebellion…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband, Prequel
Erzählweise: Ich-Erzählweise, Präsens
Perspektive: männliche Perspektive
Kapitellänge: lang

Inhaltswarnung: Blut, Gewalt, Tod von Menschen und Tieren (auch Kindern), Alkoholmissbrauch, Trauer, psychische Krankheiten, Suizid, Tierquälerei
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Tussi, hysterisch

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- brutale/blutige Dystopien
- Setting: Diktatur
- Prequels (mit vielen bekannten Gesichtern)
- Slow-Burn-Geschichten
- Gesellschaftskritik mit Tiefe
- Themen: Politik, Rebellion, Propaganda, Manipulation, Freundschaft unter widrigen Umständen, Erwachsenwerden, Familie, Liebe, Tod, Armut

Lieblingszitate

„‘Das ist ja das Schlimme. Dass alle denken, man kann sowieso nichts ändern. Dass keiner an eine Veränderung glaubt.‘“ Seite 22

„[W]ie lange wird es dauern, bis ich nur noch eine Erinnerung bin?“ Seite 78

„‘Warum macht ihr da mit? Warum mache ich mit? Warum haben eigentlich alle immer mitgemacht?“ Seite 135

„Konzentrische Kreise des Verlustes werden die Familien der toten Tribute erfassen, ihre Freunde und Nachbarn bis an die Grenzen des Distrikts. Je näher an der Mitte, desto schwerer spürt man den Schlag.“ Seite 348


Meine Rezension

Da ich als Jugendliche die „Panem“-Trilogie so geliebt habe, ist Suzanne Collins immer noch eine meiner absoluten Lieblingsautor:innen. Deshalb habe ich mir auch vorgenommen, alle ihre neuen Bücher, die in diesem Universum spielen, zu lesen. Haymitch stand ich lange Zeit zwiegespalten gegenüber – einerseits ließ sich erahnen, dass er einiges durchgemacht hat, andererseits kam ich mit seiner ruppigen, rauen Art oft nicht klar. „Die Tribute von Panem L – Der Tag bricht an“ konnte mir da zum Glück einige offene Fragen beantworten und wichtige Hintergrundinfos geben, sodass ich Haymitch näher kennenlernen konnte und ihn als Figur nun besser verstehe.

Im Internet habe ich wenige Tage nach der Veröffentlichung bereits unzählige begeisterte und gerührte Rezensionen zum vorliegenden dystopischen Roman gelesen, immer wieder wurde „Panem L“ darin als bis dato bestes Buch der Autorin bezeichnet – ich muss leider sagen, dass ich mich den Lobeshymnen nicht ganz anschließen kann. Versteht mich bitte nicht falsch, ich fand die Geschichte interessant und habe sie gerne gelesen, aber ein Jahreshight oder gar neues Lieblingsbuch ist es am Ende für mich nicht geworden…

Doch von vorne: Denn von der ersten Seite an hat mich Suzanne Collins mit ihrem intelligenten Schreibstil wieder abgeholt. Sie hat mittlerweile viel Übung und weiß genau, was sie tut – das merkt man einfach. Hier sitzt jedes Adjektiv, hier wird jeder Kurzsatz bewusst platziert – das macht beim Lesen natürlich Spaß. Freuen dürfen sich Fans der Reihe auch über das zahlreiche „Namedropping“ (viele bekannte Figuren tauchen auf), auch wenn es manchen bestimmt schon ZU viel sein wird. Ich jedoch fand es sehr spannend und interessant, geliebte Charaktere in jüngerer Form wiederzutreffen und auch die Anfänge der Rebellion verfolgen zu können (mich hat es sehr erstaunt, wie lange es diese schon gibt/gab)! Wie gewohnt steht Collins‘ Gesellschaftskritik in diesem Prequel wieder im Mittelpunkt, außerdem werden Themen wie Selbstfindung, Erwachsenwerden, Leben in einer Diktatur, Manupulation und Propaganda, Freundschaft unter widrigen Umständen, Liebe und Tod/Trauer wieder mit für einen Jugendroman angemessener Tiefe behandelt – wirklich viel oder bahnbrechend Neues gibt es hier aber nicht.

Überzeugt haben mich (wie immer) auch die liebevolle Figurenzeichnung, die überraschenden Wendungen und die (vereinzelten) atemlos spannenden Szenen. Auch aus feministischer Sicht gibt es wieder überhaupt nichts auszusetzen – im Gegenteil, hier liefert Suzanne Collins einfach immer! Erneut treffen wir auf viele starke, intelligente und vielschichtige weibliche Figuren, die Rollenklischees sprengen und auf ganzer Linie überzeugen.

„Bis hierhin klingt das doch alles gut!“, werdet ihr euch nun denken. Und ja, das war es auch: gut. Um großartig zu sein, wurde mir allerdings leider zu viel Potential verschenkt. Manche Handlungsfäden laufen ins Leere (man hätte viel mehr aus ihnen machen können) und ich hatte ich die Hungerspiele irgendwie spannender und mitreißender in Erinnerung… Leider bricht bei „Panem L“ außerdem immer wieder die Spannungskurve ein, weil das Erzähltempo einfach zu gemächlich ist. Manche Szenen haben mich durchaus berührt, aber nach den emotionsgeladenen Bewertungen habe ich erwartet, dass ich „Rotz und Wasser“ heulen würde – das ist leider ausgeblieben. (Vielleicht kommt das ja noch – z. B. beim Buch über Finnick Odair, falls es das irgendwann gibt.) Daher steht für mich fest: Auch dieses Prequel kommt für mich an die Original-Trilogie nicht heran…


Mein Fazit

„Die Tribute von Panem L – Der Tag bricht an“ hat mir deutlich besser gefallen als das Snow-Prequel – nämlich insgesamt wirklich gut. Trotz der gewohnten Stärken (intelligenter Schreibstil, liebevolle Figurenzeichnung, tiefgehende Gesellschaftskritik) kommt allerdings auch diese Vorgeschichte an die Original-Trilogie nicht heran – dafür war sie mir nicht flott und spannend genug erzählt und dafür hat sie mich zu wenig berührt. Eine Leseempfehlung gibt es natürlich trotzdem für alle Fans der Reihe – und all jene, die (wie ich) immer ihre Probleme mit Haymitch hatten und sich danach sehnen, ihn als Figur besser zu verstehen.


Bewertung (in Schulnoten)

Cover / Aufmachung (altes Cover): 2
Idee: 2
Inhalt, Themen, Botschaft: 2
Tiefe: 2
Umsetzung: 2
Worldbuilding: 1+♥
Einstieg: 3
Ende: 1+♥
Schreibstil: 1+♥
Protagonist: 2
Figuren: 1+♥
Spannung: 3
Pacing/Tempo: 3
Wendungen: 1+♥
Atmosphäre: 2
Emotionale Involviertheit: 2-
Feministischer Blickwinkel: 1+♥
Einzigartigkeit: 2

Insgesamt:

Note 2

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2025

Erste Hälfte klischeehaft und langweilig, zweite Hälfte ungewöhnlich und (emotional) fesselnd…

All Lovers Lost
0

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Die Medizin-Studentin Sina ist geschockt, als sie herausfindet, was der Mann, in den sie sich verliebt hat, wirklich ist: nämlich ein Vampir. Doch trotz seiner übermenschlichen ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

Die Medizin-Studentin Sina ist geschockt, als sie herausfindet, was der Mann, in den sie sich verliebt hat, wirklich ist: nämlich ein Vampir. Doch trotz seiner übermenschlichen Stärke schwebt er in Lebensgefahr, weil eine fremde Vampirin Hamburg mit Leichen übersät (und dadurch Aufmerksamkeit erregt) und weil eine Vampirjäger:innengilde hinter ihm her ist…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band 1 von 2
Erzählweise: personale Erzählweise, Präteritum
Perspektive: weibliche und männliche Perspektive (vier verschiedene Perspektiven)
Kapitellänge: kurz

Inhaltswarnung: Blut (viel), Gewalt, Verletzungen, psychische Krankheiten (Depression), Alkoholmissbrauch, Tod von Menschen, Freiheitsberaubung
Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Weib, M+ststück, Schla+++

Diese Geschichte solltest du lesen, wenn dir folgende Themen/Dinge in Büchern gut gefallen:

- Setting: Stadt, Hamburg
- typische Vampir-Liebesgeschichte
- altmodischer Love Interest, großer Age Gap (mehrere Jahrhunderte)
- überraschende Twists
- blutig / ungeschönt

Lieblingszitate

„‘Und was genau bist du?‘“, hakte Sina nach. ‚Ein Alien? Cyborg? Babylonischer Dämon?‘
‚Ein Vampir.‘“ Seite 82

„Weg von diesem Mann […] der sich nun von ihr ernährte, sie austrank, als wäre sie eine viel zu kleine Saftpackung.“ Seite 123

„Seine Hände glichen einem Sicherheitsnetz, das sie auffing […].“ Seite 146

Meine Rezension

„All Lovers Lost“ habe ich gekauft, weil ich in mehreren Rezensionen zum Buch gelesen hatte, dass es sich um eine ungewöhnliche Vampirstory handeln soll, die Genre-Konventionen bricht. Als Fan von Vampirliteratur hat man schließlich irgendwann fast alles gesehen und würde jeglicher frischen Brise fast überallhin folgen… Mittlerweile ist es schon Tradition, dass ich von Zeit zu Zeit mit Marieke Kessler (@mariekekessler auf Instagram) ein Vampirbuch lese – und auch bei diesem hier war sie wieder mit dabei.

Eines möchte ich gleich vorwegschicken, und zwar teilt sich der vorliegende Romantasy-Roman für mich in zwei Teile – in einen klischeehaften und langweiligen ersten und einen zauberhaften und emotional mitreißenden zweiten. Dazwischen befindet sich ein Twist, der seinesgleichen sucht und mich vollkommen eiskalt erwischt hat – dafür gibt es von mir einen Daumen nach oben!

Zuerst will ich aber auf die schwache erste Hälfte näher eingehen. Gestört hat mich, dass wir als Leser:innen hier im Prinzip eine 0815-Vampir-Lovestory voller Klischees serviert bekommen, wie wir (als Fans des Genres) sie schon unzählige Male gelesen haben: Jahrhundertealter, altmodischer Vampir verliebt sich auf den ersten Blick unsterblich in junge, moderne Frau, die natürlich ETWAS GANZ BESONDERES ist. Er kämpft gegen seine Instinkte, sie mit dem Wissen um seine Natur. (Ihr hört mich gähnen.) Bis hierhin fand ich die Geschichte oberflächlich, langweilig, blutleer und ohne jeden Biss. Noch kurz ein paar Worte zu den Figuren: Sina, eine Medizin-Studentin mit Helfer-Syndrom, Gewissen und gutem Herz, fand ich als Protagonstin ganz nett – aber mehr leider auch nicht. Sie wird mir nicht lange in Erinnerung bleiben, fürchte ich. Die anderen Figuren waren ebenfalls „okay“ (kein anderes Wort beschreibt meine Gefühle besser), die meisten von ihnen hätten allerdings noch mehr Farbe und Persönlichkeit vertragen können…

Doch dann rückte in der zweiten Hälfte der Geschichte eine neue Person ins Zentrum (nämlich Cassius ♥) – und da war es um mich geschehen, ich war wirklich ganz verzaubert und entzückt von ihm! Erst hier konnte die Autorin wirklich zeigen, was in ihrem Schreibstil steckt – der mir auch vorher schon als flüssig und angenehm aufgefallen war, aber nun wirklich überzeugte und in die Tiefe ging! Ich hatte das Gefühl, dass hinter ihren Sätzen ENDLICH Leidenschaft und Liebe für ihr eigenes Buch zu spüren waren – als hätte sie selbst nur auf diese Kapitel hingefiebert. So kommt es, dass ich nun doch mit dem Gedanken (den ich zuvor eigentlich schon ausgeschlossen hatte) spiele, Band 2 auch noch zu lesen…

Sehr gut gefallen haben mir neben dem Humor und ungeschönten Erzählweise (Vampirbisse werden hier wirklich nicht durch die rosarote Brille dargestellt, erfrischend!) auch die starken, teilweise sogar furcheinflößenden Frauenfiguren und dass in den Liebesbeziehungen weibliche Selbstbestimmung und Consent sehr zentral sind. Einen Punkt Abzug gibt es von mir für die (immerhin wenigen) vage se+istischen und klassistischen („Vampire stehen über Menschen“) Aussagen von Cassius.

Mein Fazit

„All Lovers Lost” lässt mich so zwiegespalten zurück, wie die Geschichte es in meinen Augen ist. Langeweile, Klischees und Enttäuschung (erste Hälfte) treffen auf einen fesselnden Schreibstil, große Emotionen und Begeisterung (zweite Hälfte). Wenn man das alles zusammenrechnet, kommen am Ende ganz gute/solide dreieinhalb Sterne heraus. Eine Leseempfehlung gibt es von mir nur für den zweiten Teil des Buches – aber um den lesen zu können, müsst ihr leider durch die ersten Kapitel durch. Ob es euch das wert ist, müsst ihr selbst entscheiden…

Bewertung (in Schulnoten)

Cover / Aufmachung (altes Cover): 3
Idee: 3
Inhalt, Themen, Botschaft: 2-3
Tiefe: 3
Umsetzung: 2-3
Worldbuilding: 2-3
Einstieg: 4
Ende: 2
Schreibstil: 2
Protagonistin: 2-3
Figuren: 2-3
Spannung: 3
Pacing/Tempo: 3-4
Wendungen: 1+ ♥
Atmosphäre: 2-3
Emotionale Involviertheit: 2-3
Feministischer Blickwinkel: 2
Einzigartigkeit: 3

Insgesamt:

Note 2-3

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