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Veröffentlicht am 29.12.2021

Aus dem Leben einer Trauerrednerin

Was bleibt, wenn wir sterben
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Inhalt:
In diesem Buch erzählt Louise Brown von ihrer Tätigkeit als langjährige Trauerrednerin, sie erzählt von zahlreichen Einzelfällen, aber auch aus ihrem persönlichen Umfeld vom Tod ihrer eigenen Eltern, ...

Inhalt:
In diesem Buch erzählt Louise Brown von ihrer Tätigkeit als langjährige Trauerrednerin, sie erzählt von zahlreichen Einzelfällen, aber auch aus ihrem persönlichen Umfeld vom Tod ihrer eigenen Eltern, und gibt Tipps, wie man den Tod eines nahestehenden Menschen möglicherweise besser verarbeiten kann. Sie unterteilt das Buch in drei Abschnitte: 1) Der Konfrontation mit dem Tod eines Nahestehenden, 2) Das Leben mit der Trauer (die besonders beim Räumen der Habseligkeiten des Verstorbenen besonders zu spüren ist) und 3. Dem Annehmen der Endlichkeit (besonders auch der eigenen).

Schreibstil:
Luise Brown beschreibt sehr einfühlsam, womit Menschen konfrontiert werden, wenn plötzlich ein Angehöriger verstirbt. Sie gibt wertvolle Tipps zur Gestaltung von Abschiedsfeiern, aber auch wie man das Leben nach so einem einschneidenden Erlebnis wieder langsam in den Griff bekommen kann. Dabei wirkt sie in keiner Phase des Buchs besserwisserisch oder oberlehrerhaft, sondern mitfühlend und wertschätzend.

Cover:
Ein sehr schönes Cover, das gut das flüchtige Leben versinnbildlicht, und trotzdem sehr positiv erscheint – genau wie es das Buch letztlich sehr positiv geschrieben ist!

Autorin:
Louise Brown stammt gebürtig aus London, sie zog jedoch als Jugendliche mit ihrer Familie ins deutsche Ostholstein. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften in Kiel, Berlin und Nordengland war sie lange Zeit als Journalistin tätig. Seit geraumer Zeit fungiert sie als Trauerrednerin bei Beerdigungen. Heute lebt sie mit ihrem Partner und ihren Kindern in Hamburg.

Meinung:
Das Thema Tod, insbesondere der Tod eines Angehörigen gehört in unserer Gesellschaft zu einem großen Tabu. Im Grunde wird sich jedoch jeder von uns irgendwann einmal in seinem Leben mit dieser Thematik auseinandersetzen müssen, wenn ein ihm nahestehender Mensch stirbt. Daher ist es letztlich nicht verwunderlich, dass ein jeder von der Endlichkeit des Seins erstmal eiskalt erwischt wird, weil man, auch wenn es einem Angehörigen vor seinem Ableben nicht mehr gut gegangen ist, trotz allem bis zum Schluss eine gewisse Hoffnung für ihn hatte. Louise Brown weiß, dass jeder diesen Schmerz selbst verarbeiten muss, sie zeigt aber auch dass Trauer viel mehr ist als dieser Schmerz: sie beinhaltet aber auch positive Gefühle wie Freude an gemeinsam verlebten schönen Stunden, und die Erinnerung daran, aber auch das Schmunzeln über gewisse Eigenheiten des Verstorbenen. Gerade wenn man einen Trauerredner engagiert, der den Verstorbenen nicht kannte, ist es wichtig, ihm solche Details zu erzählen, damit er sich ein möglichst gutes Bild vom Verblichenen machen kann und dies auch in einer authentischen Rede zum Ausdruck zu bringen vermag.
Was mir auch besonders gut gefallen hat, ist der Tipp, seine eigene Trauerrede vorzubereiten und sich Gedanken über die eigene Trauerfeier zu machen: Ich kann mir gut vorstellen, dass vielen Menschen dadurch erst bewusst wird, wie sehr sich ihr Selbstbild (bzw. ihr Wunschbild, von dem sie gerne hätten, dass es andere von ihnen haben) stark von jenem unterscheidet, was andere Menschen über sie sagen würden.

Fazit:
Dieses Buch ist ein kleiner Juwel, der sich sehr einfühlsam mit dem Tabuthema Tod befasst!

Veröffentlicht am 25.12.2021

Kluftinger allein zu Haus

Morgen, Klufti, wird's was geben
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Inhalt & Handlung:
Nach einem Christbaum-Aufputz bedingten Unfall landet Erika, die „bessere“ Hälfte der Kluftingers, im Krankenhaus, so ist Kommissar Kluftinger nun während der letzten Tage bis Weihnachten ...

Inhalt & Handlung:
Nach einem Christbaum-Aufputz bedingten Unfall landet Erika, die „bessere“ Hälfte der Kluftingers, im Krankenhaus, so ist Kommissar Kluftinger nun während der letzten Tage bis Weihnachten bei den Weihnachtsvorbereitungen, die sonst immer seine Frau erledigt, auf sich gestellt. Darüber hinaus sollen über die Weihnachtsfeiertage sein Sohn mit Frau Yumiko und Baby zu Besuch kommen, und auch der Vater der Schwiegertochter Yoshifumi Sazuka aus Japan, von Kluftinger liebevoll „Joschi“ getauft, kündigt sich kurzerhand an. Chaos im Hause Kluftinger ist also vorprogrammiert…

Schreibstil:
Abseits der Kluftinger-Fälle haben hier die Autoren Kobr und Klüpfel in ihrer gewohnt witzigen und pointenreichen Weise eine Weihnachtsgeschichte der etwas anderen Art geschaffen. Kluftiger versucht darin, mit seinem etwas holprigen, stark allgäuerisch eingefärbten Englisch, seinem Gast Joshi die (angeblichen) Weihnachtsgepflogenheiten der Allgäuer näherzubringen, was sein gelehriger „Schüler“ mit Begeisterung aufnimmt…
Die Geschichte ist auf knapp über hundert Seiten wie ein Adventkalender aufgebaut: statt Türchen ist sie in 24 Kapitel, hier bezeichnenderweise als „Katastrophen“ gekennzeichnet und durchnummeriert sind.

Charaktere:
Was die Haushaltsführung betrifft hat im Hause Kluftinger Erika das Sagen, was ihrem Gatten letztendlich recht gelegen kommt, so kann er sich diesbezüglich zumeist absentieren und ihr die Arbeit überlassen. So erwischt es ihn eiskalt, als Erika nun für die Weihnachtsvorbereitungen ausfällt, hat er von den meisten Dingen im Grunde doch keine Ahnung. So ist seine Kreativität gefragt, und er greift dabei zu unkonventionellen Methoden, wobei das Ganze zumeist in einem Desaster endet. Aber Kluftinger wäre nicht Kluftinger, wenn er nicht aus der Not eine Tugend macht und anderen nicht auch die größte Katastrophe als bewusst zelebrierte „Tradition“ verkaufen könnte!

Cover:
Zu jeder Weihnachtsgeschichte gehört natürlich auch ein weihnachtliches Cover mit einem Weihnachtsmann mit großem Geschenkesack. Die Details stehen aber symbolisch für diese Geschichte: bei genauerem Hinschauen erkennt man seinen sichtlich irritierten Gesichtsausdruck, als der Weihnachtsmann dessen Inhalt – viele bunt gefärbte Ostereier – inspiziert.

Autoren:
Volker Klüpfel stammt wie Kluftinger gebürtig aus Altusried, er studierte Politikwissenschaft und Geschichte in Bamberg. Nach seinen Tätigkeiten für eine amerikanische Zeitung, beim bayrischen Rundfunk und der Augsburger Allgemeinen verschrieb er sich vollständig der Schriftstellerei. Michael Kobr stammt aus Kempten im Allgäu, studierte in Erlangen unter anderem Germanistik und Romanistik und arbeitete danach als Realschullehrer, bevor er sich ebenfalls dem Schreiben zuwandte.

Meinung:
Wir haben aufgrund dieser Geschichte heuer in der Familie unsere Adventgeschichte, die wir bei unserer traditionellen Adventfeier jedes Jahr zu den Adventsonntagen abhalten, ein wenig umgestellt, und an jedem Sonntag bei angezündetem Adventkranz und Weihnachtskeksen jeweils sechs Kapitel der Geschichte gelesen. Ich muss sagen, soviel gelacht hatten wir noch in keinem Jahr bei unseren Adventfeiern! Diese Geschichte ist zum Teil so grotesk, dass vor Lachen kein Auge trocken blieb! Beim Versuch, seine persönlichen Katastrophen zu bewerkstelligen, greift Kluftinger zum Teil zu sehr unkonventionellen Mitteln – und das Witzige daran: mit seinem Erklärungen dafür kommt er damit bei seinen Mitmenschen zumeist auch durch! Wirklich verblüffend, was er dabei alles als „Allgäuer Tradition“ verkaufen kann…

Persönliche Kritikpunkte:
Persönliche Kritikpunkte habe ich hier keine gefunden, höchstens vielleicht, dass die Geschichte länger sein hätte können, denn sie hat uns bei unseren Adventfeiern einige wirklich heitere Stunden beschert!

Fazit:
Wer braucht schon „Kevin allein zu Haus“, wenn man „Kluftiger allein zu Haus“ haben kann?

Veröffentlicht am 12.12.2021

Ein Ratgeber mit praktischen Tipps – aber auch mit Vorsicht zu genießen!

Kindern mehr zutrauen
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Inhalt & Handlung:
Ausgehend von den Problemen mit denen sie bei der Erziehung ihrer eigenen dreijährigen Tochter Rosy konfrontiert ist, macht sich Michaeleen Doucleff auf die Suche nach Lösungen. Sie ...

Inhalt & Handlung:
Ausgehend von den Problemen mit denen sie bei der Erziehung ihrer eigenen dreijährigen Tochter Rosy konfrontiert ist, macht sich Michaeleen Doucleff auf die Suche nach Lösungen. Sie macht sich mit ihrem Kind auf die Reise, um bei indogenen Völkern, die oftmals eine völlig andere Herangehensweise zu diesem Thema haben als der „typisch“ amerikanische Erziehungsstil im Sinne einer Kleinfamilie, welche aus Mutter, Vater und Kind besteht. Sie führte dabei unzählige Interviews mit Vertretern indigener Völker wie den Mayas, Inuits und Hadzas, stellte ihre eigenen Beobachtungen an, und bediente sich dabei auch einschlägiger Literatur.

Schreibstil:
Dieser Ratgeber ist kein Ratgeber im landläufigen Stile, der mit erhobenem Finger belehrt, wie „man es richtig macht“, sondern Michaeleen Doucleff möchte niemanden Vorwürfe machen, sondern in einer wertschätzenden Form Tipps und Hinweise geben, die sie aus fremden Kulturen übernommen hat. In einem sehr leicht verständlichen Schreibstil, der sich sehr flüssig liest, stellt sie Vergleiche zwischen den Erziehungsstil unterschiedlicher Kulturen her, pickt sich positive Elemente heraus, und untermauert diese mit wissenschaftlichen Studien.

Cover:
Das Bild eines fröhlich lächelnden Kindes vor einem neutralen Hintergrund nimmt einen in Beschlag, darunter in sehr prominenten Lettern der Buchtitel, der das Ganze aufs Wesentliche fokussiert.

Autorin:
Dr. Michaeleen Doucleff hat in Berkeley an der University of California Chemie studiert. Sie war mehrere Jahre als Redakteurin für Cell, eines der renommiertesten Wissenschaftsmagazine tätig .Sie gewann als Radio Korrespondentin Preise und ist eine der bekanntesten Blogger. Doucleff lebt heute mit Mann und Tochter in San Francisco.

Meinung:
Der Hauptunterschied, wenn man den Erziehungsstil indogener Völker mit den gängigen Methoden westlicher Kulturen vergleicht, ist jener, dass bei Indogenen Völkern das Leben innerhalb der Großfamilie geführt wird. Durch dieses Miteinander werden die Kinder von Anfang an dazu ermuntert, ihren Beitrag zu leisten, da sie früh verstehen, dass es auf die Leistung eines jeden einzelnen ankommt, wenn dieses Gefüge funktionieren soll. In den westlichen Kulturen, in dem historisch bedingt, das Leben in der Kleinfamilie großgeschrieben wird, genießt man zwar mehr Privatsphäre, es bleibt aber zwangsläufig die gesamte Arbeit an den Eltern, respektive den Müttern hängen. Diese fungieren dann als Erzieherin, Spielgefährtin, Haushaltsführende, und „Bespasserin“ in einer Person, was natürlich letztlich zu einer enormen Belastung der Einzelpersonen führt. Um dieses Gefüge am Laufen zu halten, ist man manchmal besser beraten, etwas autoritärer aufzutreten und zu führen, was allerdings oftmals beim Kind negatives Feedback hervorruft, da es sich zu sehr eingeschränkt fühlt. Doucleff möchte hier Hilfestellungen anbieten, um den Einzelnen das Leben zu erleichtern, letztlich liegt es jedoch an jedem von uns selbst, zu entscheiden, ob und wieviel Hilfe man von außen annimmt, zum Preis, einen Teil seiner eigenen Souveränität abzugeben.

Persönliche Kritikpunkte:
Für mich sind Michaeleen Doucleffs einleitende Worte ein bisschen zu viel der Lobhudelei in eigener Sache. Sie erweckt darin den Eindruck, dass sie hier mit diesem Ratgeber mit der Herangehensweise indogener Völker quasi den Stein der Weisen in Sachen Kindererziehung gefunden hat. Die Kernaussage ist hier jedoch lediglich, dass man möglichst breitbandig die Aufgaben verteilt, um sich auf diese Weise das eigene Leben zu erleichtern. Klar, in Gemeinschaft erziehen sich Kinder quasi selbst, weil sie lernen miteinander umzugehen, bzw. sie lernen vieles von unterschiedlichen Generationen. Was mich hier allerdings extrem stört, ist dieses Schlechtmachen westlicher Erziehungsmethoden, kindgerechte Ansätze bzw. Ansichten werden hier völlig außer Acht gelassen. Es fängt schon damit an, dass hier das eigene Kind eingangs als „Feind“ bezeichnet wird. Man kann sich den Eindrucks nicht erwehren, dass das Kind möglichst rasch zu einem gut funktionierenden Teil der Gesellschaft herangezogen werden soll, dessen Bedürfnisse nebensächlich sind. Kinder sollen das sein, was sie sind mit all ihren Marotten und Bedürfnissen, und vor allem: man sollte sie Kind sein lassen! Alleine, wenn ich lese, wenn müsse keine langweilige Zoobesuche oder ähnliches über sich ergehen lassen, wenn es einen nicht freut, kann ich nur verständnislos den Kopf schütteln. Sind solche Aktivitäten für die Autorin bloß lästige Opfer? Ich habe mich immer gefreut, mit meinem Kind Dinge wieder neu zu entdecken, und Gelegenheit zu haben, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen! Für mich war dies eine Bereicherung und ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, dies als lästiges Übel zu sehen, wie man hier den Eindruck gewinnt!
Was ich mich darüber hinaus etwas nachdenklich stimmte: in sämtlichen Berichten von indogenen Völkern, die hier angeführt wurden, klinkte sich die männliche Bevölkerung in Sachen Kindererziehung augenscheinlich völlig aus. Ist es nicht ein Rückschritt, dies auch hier als Maß aller Dinge anzupreisen, und den Frauen das „Projekt Kindererziehung“ als alleinige Verantwortliche zuzuschanzen?

Fazit:
Ein Ratgeber mit zahlreichen guten Tipps, mit guter Recherche, aber sicher nicht der Weisheit letzter Schluss – wie so oft im Leben, sollte man sich hier lieber auf das eigene Bauchgefühl verlassen!

Veröffentlicht am 26.05.2021

Weniger wäre hier mehr – in allen Belangen!

Die Rosen von Fleury
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Inhalt & Handlung:
Die junge Engländerin Emily Bennett erbt von ihrer Tante im verschlafenen Dorf Fleury-sur-Azurain im französischen Perigord ein verfallenes Manoir. Durch diesen Umstand kehrt Emily nach ...

Inhalt & Handlung:
Die junge Engländerin Emily Bennett erbt von ihrer Tante im verschlafenen Dorf Fleury-sur-Azurain im französischen Perigord ein verfallenes Manoir. Durch diesen Umstand kehrt Emily nach vielen Jahren erstmals wieder in das kleine Städtchen zurück, in dem sie in ihrer Jugend viele schöne Ferientage verbracht und in denen sie in Isabelle eine gute Freundin gefunden hatte, zu der der Kontakt inzwischen jedoch vollständig abgerissen war. Bei einem zufälligen Aufeinandertreffen verstehen sich die beiden jedoch so gut, dass sie wieder genau dort anknüpfen können, wo ihre Freundschaft vor Jahren so jäh geendet hatte. Mit tatkräftiger Unterstützung Isabelles schafft es Emily das Manoir in ein Hotel umzubauen, und damit dem als Hochzeitsstädtchen bekannten Fleury das so lange ersehnte, romantische Hotel zu bieten, das für potentiell hochzeitswillige Touristen seit langem so dringend benötigt wurde. Doch nicht alle sehen dieses Unterfangen so positiv, die adeligen Familie de Bricassarts erhebt plötzlich Anspruch auf das Manoir und droht damit, Emilys erfolgreiche Zukunft zu zerstören.

Schreibstil:
In ausschweifend, bildhafter Darstellung versucht Jean Rémy, dem Leser die Idylle des Perigord näherzubringen, er verliert sich dabei jedoch in zahlreichen Beschreibungen, die dem flüssigen Lese-/Hörfluss ein wenig entgegenwirken. Um dem Buch bewusst einen französischen Touch zu verleihen, werden dabei sehr viele Begriffe – oft unnötigerweise – in französischer Sprache verwendet.

Charaktere:
Die einzelnen Charaktere machen im Laufe der Geschichte eine beachtliche Wandlung durch: Protagonistin Emily, die bisher in ihrem Leben noch nie etwas Nennenswertes auf die Reihe bekommen hat, entpuppt sich alsbald als taffe Geschäftsfrau, erweist sich jedoch in zwischenmenschlichen Beziehungen als ziemlich unreif. Auch die anfangs so einfühlsame Isabelle mutiert im Laufe der Geschichte zu einer selbstsüchtigen Hysterikerin, die ihres Gleichen sucht.

Cover:
Das Cover mit dem malerischen Bild eines kleinen Städtchens unterstreicht die idyllischen Beschreibungen von Fleury in der Geschichte.

Autor:
Jean Rémy ist das Pseudonym eines deutschen Schriftstellers, über dessen wahre Identität man im Netz kaum etwas findet.

Meinung & Persönliche Kritikpunkte:
Für mich ist dieses Hörbuch ein wenig zu langatmig und umfangreich geworden. Weniger wäre hier mehr gewesen: das Buch verzettelt sich oftmals in Nebensächlichkeiten, die für den weiteren Verlauf der Geschichte völlig irrelevant sind, was dem aufmerksamen Folgen dieses Hörbuchs ein wenig erschwert - hier sei die Aneinanderreihung unzähliger französischer Gerichte erwähnt, die eher an das Register eines Kochbuchs erinnern denn an einen Roman. Auch die Tatsache, dass sehr viele Begriffe auf Französisch verwendet werden, vermutlich um das französische Flair hervorzuheben, schlägt in dieselbe Kerbe: Hörer, die der französischen Sprache mächtig sind, wundern sich zwar über die unnötige Fülle an französischen Begriffen, für Hörer jedoch, für diese Sprache Neuland ist, wird diese Geschichte wahrscheinlich an manchen Stellen zu einem unverständlichen Spießrutenlauf. Des Weiteren hätte es dem Hörbuch durchaus gut getan, es an manchen Stellen ein wenig zu kürzen, um keine Langeweile entstehen zu lassen.
Zudem wirkt die Geschichte an mehreren Stellen sehr konstruiert und unrealistisch, letztlich ist das Ende trotz allem doch sehr vorhersehbar.
Hannah Baus als Sprecherin mit ihrer fröhlichen und lebhaften Art ihres Vortrags macht zwar einiges wett, doch vermag auch sie es nicht, das Ruder herumzureißen, um das Hörbuch noch zu einem echten Hör-Erlebnis werden zu lassen.
Positiv zu erwähnen sei jedoch die zu diesem Buch liebevoll gestaltetet Homepage unter https://www.fleury-erleben.de/ , in denen auch die einzelnen Figuren toll skizziert werden, man gewinnt hier tatsächlich den Eindruck, als wäre dieses Dorf mitsamt seiner Geschichte real.

Fazit:
Ein eher seichtes, klischeehaftes Hörbuch, dessen Protagonisten leider allesamt keine wirklichen Sympathieträger sind.

Veröffentlicht am 05.04.2021

Eine mutige Frau geht ihren Weg

Die Kannenbäckerin
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Inhalt & Handlung:
Zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, in welchem die Bevölkerung ohnehin mit vielen Entbehrungen zu leben hat, wütet zudem auch noch die Pest und fordert unzählige Opfer. So verliert ...

Inhalt & Handlung:
Zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, in welchem die Bevölkerung ohnehin mit vielen Entbehrungen zu leben hat, wütet zudem auch noch die Pest und fordert unzählige Opfer. So verliert die 13jährige Johanna mit einem Schlag ihre ganze Familie und ist gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen, um bei ihrem unbekannten Onkel Zuflucht zu finden. Dieser arbeitet in einem entfernten Dorf als Kannenbäcker. Um sich vor Missbrauch durch Soldaten zu schützen, die plündernd durch das Land ziehen, verkleidet sie sich als Junge. Als Johanna im Kannenbäckerland ankommt, ist die Verlockung zu groß, sich auch weiterhin als Junge auszugeben, um das Töpferhandwerk zu erlernen, das ihr als Mädchen verwehrt wäre. Durch Fleiß und außerordentliches Talent für dieses Handwerk, schafft sie es als „Johann“ ihren Onkel von ihren Fähigkeiten zu üb erzeugen. Doch wie lange kann sie ihre Maskerade aufrechterhalten?

Schreibstil:
Annette Spratte schafft es mit unglaublich bildhafter Erzählung eine tolle Atmosphäre zu schaffen. Durch ihr fundiertes Wissen und ihre gute Recherchearbeit gewinnt man als Leser einen hervorragenden Einblick in das Leben eines Kannenbäckers. Die Autorin hat auch ein tolles Gespür dafür, die Emotionen der heranwachsenden Johanna so zu beschreiben, dass diese nicht nur glaubhaft sind, sondern vom Leser richtiggehend selbst empfunden werden können. An manchen Stellen rührt einen die Geschichte sogar zu Tränen.

Charaktere:
Die Protagonistin Johanna muss man einfach gern haben: sie verliert als Kind ihre gesamte Familie und ist auf sich alleine gestellt. Trotz aller Entbehrungen verliert sie nicht den Mut und trotzt allen Widrigkeiten und wächst zu einer starken jungen Frau heran. Man lebt in dieser Geschichte förmlich mit ihr mit und wünscht diesem vom Schicksal so gebeutelten Mädchen, dass ihm endlich jene Gerechtigkeit widerfährt, das es verdient.
Neben ihr begegnet man in diesem Buch einer Reihe starker Persönlichkeiten, etwa Wilhelm, dem Onkel Johannas, der ursprünglich mit Johannas Familie gebrochen hat, und nun seine Nichte in ihrer Not aufnimmt, ihr ein Obdach bietet und ihr eine Lehre zum Kannenbäcker ermöglicht.

Cover:
Ich mag das Cover – es ist in der Farbgebung sehr schlicht gehalten, hat aber vielleicht gerade deswegen eine so starke Ausstrahlung. Auch finde ich die Schriftart des Titels ausgesprochen gut gewählt, sodass ein sehr harmonischer Gesamteindruck entsteht.

Autorin:
Annette Spratte arbeitet als Autorin und Übersetzerin und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen im Westerwald nahe Köln. Ihre Bücher schreibt sie in deutscher und englischer Sprache in unterschiedlichen Genres.

Meinung:
Dieser Roman berührt unglaublich, man leidet mit Johanna, als sie völlig verzweifelt ihr altes Zuhause verlässt, um einer unsicheren Zukunft entgegenzugehen. Dieses kleine, zarte Mädchen entwickelt sich zu einer starken Frau, die selbst widrigste Verhältnisse meistert. Was mir an dieser Geschichte sehr gut gefällt, ist dass man durch akribische Recherche Sprattes einen sehr authentischen Einblick in die damalige Zeit bekommt, man lernt zudem sehr viel über das doch recht unbekannte Handwerk des Kannenbäckers dazu. Für mich ein echtes Lese-Highlight!

Persönliche Kritikpunkte:
Phasenweise ist der Roman doch sehr religiös angehaucht, und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass man hier recht ambitioniert versucht, den Leser zum katholischen Glauben zu bekehren.

Fazit:
Ein wunderschöner Roman, der nicht nur für Freunde historischer Romane geeignet ist!