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Veröffentlicht am 07.05.2021

Warten auf Eliza

Warten auf Eliza
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"Warten auf Eliza" von Leaf Arbuthnot, einer englischen Journalistin und Literaturkritikerin, erschien in deutscher Übersetzung von Christiane Burkhardt im Diana-Verlag, (Penguin Rendomhouse, 2021, brosch.). ...

"Warten auf Eliza" von Leaf Arbuthnot, einer englischen Journalistin und Literaturkritikerin, erschien in deutscher Übersetzung von Christiane Burkhardt im Diana-Verlag, (Penguin Rendomhouse, 2021, brosch.). Für mich ist die Autorin eine Neuentdeckung und ich hoffe, noch weitere Werke aus ihrer Feder lesen zu können, da sie mir schöne und zuweilen sehr humorvolle Lesestunden beschert hat.

Oxford, im Jahr des Brexit Referendums, 2016:

Ada, eine über 70jährige Witwe, fühlt sich nach dem Tod ihres Mannes Michael, einem angesehenen Literaturwissenschaftler der italienischen Fakultät Oxford, einsam und ist unglücklich: Sie merkt, dass sie "frischen Wind" in ihr Leben lassen muss, um eine positive Veränderung zu erreichen und gründet nach einem misslungenen Versuch als Kellnerin im Lieblingscafé ein start-up: In "rent-a-gran" stellt sie ihre Kompetenzen und Lebenserfahrungen ihren Kunden zur Verfügung, von denen wir später einige "kennenlernen" sollen (und die mich sehr zum Lachen brachten :). Bevor Michael Karriere machte, schrieb Ada erfolgreiche Lyrik und ihre Gedichte wurden gerne gelesen. Ob sie es noch einmal versuchen sollte? Und ob sich Menschen überhaupt für ihre Lyrik interessieren? (Warten wir es ab)...

Eliza, Mitte 20, eine Studentin am italienischen Institut der Uni in Oxford, will nach ihrem Studium in Bath promovieren. Ihr Thema ist Primo Levi. Während sie anfangs begeistert ist, jedoch an der Uni eher ein Underdog ist und ihre Kontakte sich über den Austausch des Mittagessens kaum herausbewegen, zweifelt sie - auch durch ihre Trennung von Ruby, ihrer Freundin, deren Verlust sie noch nicht überwinden konnte, an ihren Studienabsichten. Sie enttäuscht eine Weile ihren Tutor Mr. Baleotti und versucht ihrerseits, ihrer Einsamkeit in einigen one-night-stands zu entfliehen: Ohne Erfolg....

Als Eliza Paola und Leslie kennenlernt, die sich für die Pro EU-Aktionsgruppe engagieren, teilt sie mit Paola zusammen Flugblätter aus und steht vor der gelben Tür, hinter der Ada wohnt: Eliza wohnt in einem Haus, das gerade kernsaniert wird, direkt gegenüber. Im Gegenzug zum "Remain" flyer gibt Ada den beiden jungen Frauen ihr Flugblatt, auf dem sie ihre Dienste als Leihoma anbietet. Tage später fasst sich Eliza ein Herz und klingelt bei der alten Dame: Der erste aller Teeabende nimmt seinen Lauf und beide merken, wie sich jede in Anwesenheit der anderen Frau wohlfühlt. Eine Freundschaft entsteht, die sogar dazu führt, dass Eliza bei Ada wohnen wird. Bis die Ex-Freundin auftaucht und ein Missverständnis der Freundschaft zwischen Eliza und Ada (vorläufig) ein Ende setzt...

Der Stil von Leaf Arbuthnot ist sehr warmherzig und emotional; der Roman eingängig zu lesen und beide Frauen, die ein großer Altersunterschied zwar trennt, die sich jedoch trotzdem zueinander hingezogen fühlen und es schaffen, eine zarte Freundschaft aufzubauen, werden dem Leser immer sympathischer und auch vertrauter, je mehr man in Rückblicken von ihnen liest und sie besser kennenlernt: Eliza wuchs in nicht unproblematischen Verhältnissen auf, Ada gab die eigene Karriere zugunsten der ihres Mannes Michael auf, beide sind sensibel und verletzlich, besitzen aber auch eine ungeheure Stärke und Kraft: Besonders die humorvollen Passagen haben mich zum Lachen gebracht und nehmen der ernsten Thematik um Einsamkeit ihre Strenge.

Die Themen sind darüber hinaus vielfältig: Liebe und Freundschaft, aber auch Verlust und Trauer, Einsamkeit und alleine sein, ohne sich einsam zu fühlen; am Rande auch politische Themen wie der Brexit (deren Verlauf am Tag der Abstimmung ich durch die beiden ProtagonistInnen sehr interessant nachempfinden konnte); Bisexualität und gleichgeschlechtliche Liebe, auch die Zerbrechlichkeit von Beziehungen und Liebe. Nach dem Bruch zwischen Ada und Eliza geht es auch um Gefühle von Reue und Schuld; doch beide sind sich in der letzten Romanszene (bei einer Bootstour in Oxford) darüber einig, dass sie sich mehr als einmal gegenseitig retten konnten!

Fazit:

Ein vor Leben sprühender, zeitweise humorvoller, emotional tiefgehender wunderschöner Roman, der mir sehr gut gefallen hat und den ich unbedingt allen weiterempfehlen möchte, die an den o.g. Themen interessiert sind; gerade in Pandemiezeiten ein witzig-skurriler, aber auch mutmachender Roman um die generationsübergreifende Freundschaft zweier Frauen, die mir sehr ans Herz wuchsen. Ein Dank an die Autorin für wirklich schöne und erheiternde Lesestunden! Von mir erhält "Warten auf Eliza" die volle Punktezahl und 5*

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Eine in Literatur verwandelte Lebensgeschichte

Vom Aufstehen
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Helga Schubert lässt uns in ihrem autobiografischen Roman "Vom Aufstehen" durch ihr Leben in Episoden wandern; der UT lautet "Ein Leben in Geschichten". Das Buch ist (HC, gebunden) 2021 im dtv-Verlag erschienen.

Die ...

Helga Schubert lässt uns in ihrem autobiografischen Roman "Vom Aufstehen" durch ihr Leben in Episoden wandern; der UT lautet "Ein Leben in Geschichten". Das Buch ist (HC, gebunden) 2021 im dtv-Verlag erschienen.

Die Autorin nennt sich selbst eine "Formbeachterin" - und das ist sie m.E. par excellence. Ich habe selten einen solch' geradlinigen, schnörkellosen, interessanten und etwas spröde zuweilen, andererseits mit einer unglaublichen Tiefe behafteten Schreibstil gelesen, in den man sich einfinden muss, der jedoch dennoch einfach zu lesen ist.

Die "Episoden" ihres Lebens beginnen federleicht und die Szene in Großmutters Garten in der Hängematte, in der Helga Schubert als Kind in den Sommerferien las, fand ich wunderschön erzählt:

"So konnte ich alle Kälte überleben. Bis heute." (Zitat S. 10)

Und an einer großen Kälte mütterlicherseits mangelte es im Leben der Autorin nicht: Die Texte der einzelnen Lebensstationen erreichten mich mal mehr, mal weniger, da meine eigene Sozialisation so wenig mit der von Helga Schubert gemein hat: Sie war ein Kriegskind, ein Flüchtlingskind und ein Kind des geteilten Deutschland. In der DDR aufgewachsen, wurde sie Schriftstellerin und musste sich dem System anpassen (ihre politischen Äußerungen sind spärlich; finden aber dennoch kritische Worte im Roman). Relativ priviligiert, durfte sie zuweilen ins Ausland reisen, stand jedoch unter Stasi-Beobachtung und musste zuvor eine Erlaubnis einholen. Auffallend war für mich die Aussage, dass sie nach der Wende die Reiselust verlassen hat, da sie "nicht mehr um Erlaubnis fragen musste".

Sie lässt den Leser teilhaben an ihren Betrachtungen und Gedanken zum Winter, zur Familie, zum Älterwerden bzw. alt sein (sie ist heute 80 Jahre alt). Für die Geschichte "Vom Aufstehen" erhielt sie 2020 den Ingeborg-Bachmann-Preis und ist vollkommen zurecht nominiert für den Buchpreis der LBM.

Fassungslos folgt man dem immer wieder aufflackernden Unvermögen ihrer Mutter, ihr Kind, also die Autorin zu lieben und diese erfahrene Ablehnung und Kälte verfolgt Helga Schubert bis zum Tod der Mutter, letztendlich ist eine Aussöhnung möglich. Die Mutter wird in Streiflichtern beschrieben und was ich las, passte überhaupt nicht zu deren Gefühlskälte, die sich allerdings bei der Enkelin wiederum eher in liebevollem Umgang zeigte. Helga Schubert arbeitete als Psychologin und ich fand die Art und Weise, wie sie mit dem Stapel Briefe ihrer Mutter umging, unglaublich gut beschrieben und die Achtsamkeit dokumentierend:

"sie (die Autorin) stapelt die Briefe der Mutter unter orientalischen Tüchern wie in kostbaren farbigen Meereswellen - ihre Schatzkammer - in der sie nicht ertrinken muss, in der auch alles versinken kann" - so der Text, der mich sehr beeindruckte.

Die letzten Geschichten im Buch, in denen Helga Schubert u.a. das Älter werden bzw. alt sein beschreibt, konnten mich persönlich am ehesten erreichen, da auch ich nicht mehr ganz jung bin. Hier wurde auch deutlich, dass sie ihren Lebenspartner betreut, der nicht mehr reisen kann und man erlebt sie als liebevollen Menschen. Was mich jedoch am meisten beeindrucken konnte, ist ihre Willenskraft und ihre Unbeugsamkeit; sowohl im eigenen Leben als auch im schriftstellerischen Wirken. In den elementaren Beobachtungen ihrer Texte, die sehr authentisch und schonungslos offen auf mich wirken, gibt sie dem Leser Raum zum Nachspüren und Nachdenken. Durch die sprachliche Dichte und "Formbeachtung" ein außergewöhnlicher Lebensroman, dem auch ein außergewöhnliches Leben zugrunde liegt. Ich wünsche Frau Schubert viel Glück bei der Preisvergabe der Leipziger Buchmesse, auch wenn mich der Roman nicht in allem erreichen konnte.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Spannender literarischer Streifzug durch die Geschichte mit Prinzessin Alice von Battenberg (1885-1969)

In der Stille die Freiheit Band 1 - Das bewegte Leben der Prinzessin Alice von Griechenland, Prinzessin von Battenberg, Mutter von Prinz Philip, Duke von Edinburgh, 1885-1969 - Geburt, Kindheit, Jugend und die Jahre bis 1922
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"In der Stille die Freiheit" von Silke Ellenbeck (Verlag DeBehr, Radeberg, TB, 2019), Bd. 1 ist eine historische Romanbiografie des "bewegten Lebens der Prinzessin Alice von Griechenland, Prinzessin von ...

"In der Stille die Freiheit" von Silke Ellenbeck (Verlag DeBehr, Radeberg, TB, 2019), Bd. 1 ist eine historische Romanbiografie des "bewegten Lebens der Prinzessin Alice von Griechenland, Prinzessin von Battenberg, Mutter von Prinz Philip, Duke of Edinburgh", so der UT, die von 1885 bis 1969 lebte.

Die vorliegende historische Romanbiografie beginnt mit Alice's Geburt, Kindheit und Jugend und ist in der Ich-Form geschrieben, was dem Roman eine große Authentizität und Nähe des Lesers ermöglicht. Bd. 1 endet ein Jahr nach der Geburt vom einzigen und jüngstgeborenen Sohn der Familie: Prinz Philip (1921-2021), der vor Kurzem nach einem langen und erfüllten Leben im Dienste der englischen Krone und als Prinzgemahl von Queen Elizabeth II. beigesetzt wurde, wobei die Weltöffentlichkeit am TV Abschied von ihm nehmen konnte.
Da über seine Mutter, Prinzessin Alice von Battenberg, nicht viel bekannt ist, sie jedoch in der Geschichte nicht im Dunkeln bleiben sollte, hat ihr die Historikerin Silke Ellenbeck mit ihrer hervorragend recherchierten Romanbiografie und zahlreichen historischen Fotos ein Denkmal gesetzt, das mich (die ich lange in Darmstadt wohnte, dem langen Lebensmittelpunkt der Familie von Battenberg) mehr als begeistert hat:

Alice von Battenberg wird (25.02.1885) in eine Familie des englischen Hochadels geboren; ihre Großmutter ist niemand Geringeres als Queen Victoria, deren Besuche auch im Roman nachgezeichnet werden, die teils im Schloss Heiligenberg (Jugenheim bei Darmstadt, Hessen) als auch in Darmstadt (Rosenhöhe, Schloss Darmstadt, Wolfsgarten) wie auch an den anderen royalen Orten, die wir aus England kennen, stattfanden (Buckingham Palace, Schloss Windsor, Balmoral).
Man lernt zahlreiche adelige Personen und Verbindungen zu anderen europäischen und russischen Adelshäusern näher kennen und der Autorin gelingt es hervorragend, familiäre Ereignisse in die bewegte und unruhige Geschichte des 20. Jahrhunderts miteinander zu verweben. Alice nimmt den Leser an der Hand und lässt sie uns durch ihr Leben begleiten, da sie in der Ich-Form erzählt.

So erfährt man von ihrer Taubheit, aber auch von ihrer Intelligenz und ihrem unermüdlichen Willen, der es ihr erlaubt, in mehreren Sprachen von den Lippen lesen zu können. Sie verliebt sich in Andrea von Griechenland, den 4. Sohn des Königs George I. von Griechenland und gründet mit ihm eine Familie, die auf Korfu ihren Lebensmittelpunkt hat; aber immer mit der eigenen Familie in Verbindung steht. Die vier Töchter (Margarita, Theodora (Dolla genannt), Cäcilie und Sophie werden geboren; die Wirren des 1. WK verlangen dem dem Militär angehörenden Ehemann und der ganzen Familie sehr viel ab; Alice engagiert sich in der Versorgung der Kriegsverletzten im griechisch-türkischen Krieg; auch auf dem Balkan ist die Lage sehr unruhig. Die politischen Ereignisse der Weltgeschichte überschatten das Familienleben und nehmen Einfluss auf das zuvor luxuriöse Leben aller europäischer Dynastien: 1918 zerbricht "das Gefüge der Alten Welt" vollends; in vielen Staaten gibt es politische Unruhen und Umbrüche, Monarchien wird teils ein gewaltsames Ende bereitet (Ermordung der letzten Zarenfamilie Romanow, Juni 1917). Alix, die Ehefrau des letzten Zaren Nikolaus Romanow, war eine Tante von Alice und so trauert sie wie viele um ihre Cousinen und Angehörigen. Von den Besuchen der Romanows zeugt heute noch die "Russische Kapelle" auf der Mathildenhöhe, die auf russischer Erde steht und in der Alice und Andrea von Griechenland 1903 heirateten. (Sehenswert bei Darmstadt-Besuchen!)
Der deutsche Kaiser Wilhelm dankt ab und auch in Griechenland ereignen sich politische Umbrüche, die durch Venizelos das Verhältnis der Bevölkerung zum Königshaus nachhaltig verändern sollten.

Besonders faszinierten mich die Verflechtungen und die Besuchsfreudigkeit der Adelshäuser untereinander, da ich von Haus aus oft mit enormem Wissen und Interesse an der Geschichte des europäischen Adels meines monarchistisch eingestellten Vaters (1912-1997) konfrontiert war: So ist eines meiner persönlichen "Erbe", dass ich mich schon immer für Geschichte interessierte, dem englischen Königshaus sehr zugeneigt bin und die Geschichtsschreibung wie auch manche Persönlichkeiten mich faszinieren ("Aus der Geschichte können wir viel lernen" - so die frühere Histo-Couch).

Dem hier sehr persönlich nachgezeichneten bewegenden Lebenslauf der sympathischen, intelligenten und willensstarken Prinzessin Alice von Battenberg (aus dem Namen sollte später Mountbatten werden) bin ich sehr gerne literarisch gefolgt und fand es so spannend erzählt, dass ich (die keine Floskeln mag) dennoch nur sagen kann, dass ich an den Seiten, den Ereignissen, den vielen historischen Fotos, regelrecht 'klebte' und das Buch in der Tat kaum weglegen konnte: Besser kann Geschichte nicht erzählt werden, hier aus der Perspektive einer starken und intelligenten Prinzessin! Ein Chapeau an Silke Ellenbeck und 5* mit Auszeichnung von mir!
Allen Geschichtsinteressierten kann ich diese Romanbiografie sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 25.04.2021

Hilfreiche, methodisch fundierte Begleitung in rauchfreie Zeiten

YES YOU CAN. Rauchfrei in 40 Tagen.
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"Yes you can" - Rauchfrei in 40 Tagen von Petra Ruprechter-Grafe und Roman Sander erschien (2021, Paperback) im Leykomverlag, Österreich und basiert auf einem sehr erfolgreichen Seminar beider AutorInnen:

Dieses ...

"Yes you can" - Rauchfrei in 40 Tagen von Petra Ruprechter-Grafe und Roman Sander erschien (2021, Paperback) im Leykomverlag, Österreich und basiert auf einem sehr erfolgreichen Seminar beider AutorInnen:

Dieses sehr gut gegliederte und methodisch überzeugende Sachbuch ist ein persönlicher Helfer für alle, die das Rauchen aufgeben wollen. Da dies ein Schritt ist, der Geduld und ggf. auch mehrere Anläufe benötigt sowie Vorbereitung braucht, gehen die AutorInnen genau darauf ein und informieren über Inhalte des Glimmstengels, Gründe, die für ein Aufhören sprechen und die Vorbereitung auf den Tag "X".

Rauchfrei werden ist ein Prozess und das Buch bietet neben einer fundierten Begleitung auch Rauchalternativen und viele Unterstützungsmöglichkeiten.

"Yes you can" ist ein sehr guter Begleiter in die Rauchfreiheit und zur Entwöhnung, der motiviert, Kraft zur Veränderung schenkt. Bewusstsein schafft und die Vorteile des Rauchstopps auch mit fachlichen Geleitworten untermauern hilft. Der auch Fachstellen nennt, an die man sich (in Österreich wie auch in Deutschland und der Schweiz) wenden kann.

Besonders überzeugt war ich von dem Kapitel "es muss nur "KLICK" machen, dem locker zu lesenden und dennoch eingängigen Stil und den beschriebenen Rauchalternativen, die sehr konkret ab S. 85 ff beschrieben werden und langfristig zu einer Verhaltensänderung in verschiedenen Situationen des Alltags führen.

Dies war für mich persönlich am hilfreichsten, um die Abläufe der Rauchgewohnheiten zu verändern. Ein Kalender zum Eintragen persönlicher Notizen (und Erfolge!) in diversen Zeiträumen von Tag 1 - 40 ergänzt dieses sehr fundierte Sachbuch, das ich gerne mit 4* und einer Empfehlung für alle, die willens sind, das Rauchen aufzugeben, werte.

Es lohnt sich auf jeden Fall!

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Veröffentlicht am 12.04.2021

Poetisch-zarter literarischer Ausflug nach Japan - lesenswert!

Das Geschenk eines Regentages
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"Das Geschenk eines Regentages" von dem japanischen Autorenduo Shinkai/Nagakawa erscheint am 28.04.2021 im Verlag S. Fischer, Frankfurt (HC, gebunden). Das ansprechende, in zarten Farben gehaltene Cover ...

"Das Geschenk eines Regentages" von dem japanischen Autorenduo Shinkai/Nagakawa erscheint am 28.04.2021 im Verlag S. Fischer, Frankfurt (HC, gebunden). Das ansprechende, in zarten Farben gehaltene Cover korrespondiert auf wundersame Weise mit dem bezaubernd-poetischen; auch typisch japanischen Romaninhalt:

Als Leser taucht man auf 255 Seiten in eine andere literarische Welt ein: Der japanischen und sollte sich auf den verspielt-poetischen, zuweilen weisen Charakter des Schreibstils japanischer AutorInnen einlassen. Dafür erhält er im Gegenzug einige einerseits verträumt-schöne, andererseits realistische Blicke und Eindrücke in die japanische Gesellschaft und deren Werte, die den unseren gar nicht so unähnlich sind.

Die Geschichte beginnt im Regen, wo ein kleiner Kater fast schon dem Ende seines jungen Katzenlebens entgegensieht, wäre da nicht Miyu, eine junge Frau, die Chobi, wie er später heißen soll, kurzentschlossen mit nach Hause nimmt und fortan für ihn sorgt. Miyu arbeitet in einer Kunsthochschule, an der Reina studiert, die wir später treffen werden. Miyu wohnt nach dem Auszug im Elternhaus erstmals alleine und fühlt sich zuweilen einsam; mit Chobi jedoch hat sie einen neuen Mitbewohner gewonnen und eine Aufgabe sowie Verantwortung übernommen. Sie ist nicht sehr redegewandt, mag aber Menschen, die viel erzählen - wie z.B. ihre Freunde Nobu und Tamaki.

Sowohl Chobi als auch Miyu erzählen aus ihrer Perspektive aus ihrem Leben und Chobi unternimmt Ausflüge in die Nachbarschaft, wo er die Katze Mimi kennenlernt: Ebenso wie er hat sie ein weißes Fell und die beiden freunden sich an, unternehmen Streifzüge. Mimi wird von Reina, jener Kunststudentin versorgt und erzählt ihrerseits von ihrer menschlichen Gefährtin, die ihrerseits sehr introvertiert ist, andererseits jedoch auch willensstark sein kann und an ihr Talent glaubt. Während Mimi nun während eines Streifgangs Schlüsselschwanz, einen streunenden Kater, kennenlernt und gerne eine Familie gründen will, muss Reina gegenüber dem "Chef" einer Design-Agentur, in der sie ein Praktikum absolviert, gehörig die "Krallen ausfahren", als sie erkennen muss, dass er sie noch attraktiver findet als ihre Bilder, die er sich eigentlich anschauen wollte.
Mimi steht Reina nach dieser Erfahrung tröstend zur Seite und wird gar von ihr zu einer Tierklinik gebracht, als die Geburt ihrer Jungen ansteht. Sie zieht mit ihren 5 Katzenkindern nun vollends bei Reina ein, die zwar "in Lumpen gekleidet ist, aber ein Herz aus Gold hat" (Zitat S.90).

Während alle Kätzchen vermittelt werden können, bleibt das jüngste und schwächste zurück, das auf den Namen Cookie hört, da es Keksflecken auf seinem Fell trägt: Eines Tages kommt jedoch eine Nachbarin und nimmt Cookie mit, um ihr ein neues Zuhause zu geben: Nun lernen wir die junge Aoi kennen, eine weitere Protagonistin, die nach dem Tode ihrer besten Freundin seit einem Jahr das Haus nicht mehr verlassen hat; traurig und depressiv zu Hause lebt bei ihren Eltern. Da die Tür nur angelehnt ist zu Aois Zimmer, freundet sich Cookie mit dem traurigen jungen Mädchen an und wird mehr und mehr zum "Türöffner" auf dem Weg nach draußen - und aus der Krise, in der sich Aoi befunden hat.

Ein alter und weiser Hund namens John, der mit dem Boss aller Katzenstreuner, Kuro sein Fressen teilt und sich Sorgen um sein Frauchen macht, spielen in diesem zauberhaften Roman ebenfalls keine unwichtige Rolle: Im letzten Kapitel geht es um Shino, eine ältere Japanerin, die ihre Schwiegereltern bis zu deren Tod pflegte, während ihr Mann (im Gesundheitswesen tätig), als Gastredner in Sachen Kranken- und Altenpflege durch ganz Japan reist - und sie wegen einer anderen Frau verlässt....
Die beiden "Tierbosse" treffen eine Vereinbarung, die Shino nach dem Ableben des alten John das Leben erleichtern soll - und halten dies auch ein.

Der Roman greift Themen wie soziale Isolation und Einsamkeit, Schuldgefühle und Depressionen, die Grenzen der Kommunikation und die Fragilität von Liebe und Freundschaft auf. Im Epilog, der während des japanischen Kirschblütenfestes stattfindet, geschehen wundersame positive Entwicklungen bei jeder Protagonistin, während die Kirschblüten tanzen - also ein sehr positiver Ausgang der geschilderten Probleme, mit denen sich die Romanfiguren herumschlagen müssen (es gibt auch einen Ausflug in die harte, zuweilen krankmachende Arbeitswelt in Japan in Form der Geschichte von Ryota, der zur Erholung zu seiner Tante Shinto fährt). Hierbei wird deutlich, dass in der japanischen Tradition und Kultur die "Ehre" ganz weit oben steht und unantastbar ist; ähnlich wie im arabischen Kulturraum. Auch wenn Gefühle unsichtbar sind, so zeigt dieser Roman in einer zärtlich-poetischen Weise, die den Schreibstil am ehesten beschreibt, dass Gefühle von Mensch und Tier mitunter doch womöglich in Einklang schwingen können .

Fazit:

Ein bezaubernd-poetischer, zuweilen auch weiser Roman, der viele menschliche Themen aus der Perspektive der Betroffenen (und, für manche vielleicht befremdlich, auch aus der Sichtweise der jeweiligen Katze) anspricht und aufzeigt, wie wichtig Verbundenheit mit anderen sowie Freundschaft und Zugewandtheit sind. Für jene, die Probleme haben sollten, die "Tierstimmen" zu lesen (wer weiß schon, was im Kopf einer Katze vor sich geht?), empfehle ich, den Roman als eine Art "japanische Fabel" zu lesen: Ich fand ihn sehr lesenswert und empfehle ihn gerne weiter!

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