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Veröffentlicht am 02.05.2023

Blieb hinter meinen Erwartungen

Babel
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Als im Jahre 1828 in der chinesischen Provinz Kanton die Cholera ausbricht, rettet der mysteriöse Professor Lovell einen Jungen, Robin, und nimmt ihn mit nach England. Hier lernt er täglich Sprachen (Griechisch, ...


Als im Jahre 1828 in der chinesischen Provinz Kanton die Cholera ausbricht, rettet der mysteriöse Professor Lovell einen Jungen, Robin, und nimmt ihn mit nach England. Hier lernt er täglich Sprachen (Griechisch, Latein, Chinesisch) nur mit dem Ziel eines Tages an der Universität Oxford Im Institut für Übersetzungen, Babel, angenommen zu werden. Doch in Babel lernt man nicht nur zu übersetzen, sondern auch die Kunst des Silberwerkens. Mittels Magie werden Silberbarren mit Wortpaaren versehen und verkauft. Die Macht, die den Engländern dadurch zuteilwird, steigt ins Unermessliche. Doch dieses Silberwerken sorgt für große Ungerechtigkeiten nicht nur in England selber, sondern auch in allen kolonialisierten Provinzen. Während in China Kämpfe um Opium und Silber beginnen, schließt sich in England ein Bund zusammen, der all das, für das Babel steht, verhindern will, Hermes. Plötzlich weiß Robin nicht mehr, auf welcher Seite er nun stehen soll.

Ich muss gestehen, dass ich mit gigantischen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin und im Nachhinein nun zwischen Enttäuschung und ja, war genial schwanke. Denn genauso fühlte ich mich beim Lesen, es gab ganze Passagen, die mir einfach zu langatmig und ausschweifend waren und Passagen voller Spannung und das durch das gesamte Buch auf über 700 Seiten, selbst der Showdown blieb hinter meinen Erwartungen und hätte für mich mehr Tempo benötigt. Natürlich ist es schwer, bei einem so umfangreichen Werk konstant Tempo zu halten, doch manches hätte für mich weniger intensiv erklärt werden müssen und dafür anderes, wie z.B. das gesamte Magiesystem mehr Beachtung geschenkt werden sollen. So fühlte ich mich gerade zu Beginn in Babel, als würde ich häufig persönlich an den Vorlesungen teilnehmen. Man lernt hier gemeinsam mit Robin und seinen Kommilitonen aber mir war das zu viel rund um Sprache, Politik und Gesellschaft und viel zu wenig Fantasy.

Mit Sicherheit kann ich aber eines sagen: R. F. Kuang verfügt über einen wirklich wundervollen Schreibstil, der beinahe schon poetisch wirkt, was man aber auch wiederum mögen muss. Ich habe ein wenig Zeit benötigt, um mich daran zu gewöhnen, doch schließlich fühlte ich mich sprachlich wohl. Zumal ich ihren Stil aus The Poppy Wars kannte und diese Trilogie verehre.

Was den Fantasyanteil des Romans betrifft, bin ich ebenfalls ein wenig enttäuscht, da hatte ich mir viel mehr erwartet, wird das Buch doch als das aufregendste seit Harry Potter bezeichnet. Aber leider kann ich dem nicht zustimmen, da die gesamte Magie nur nebenbei läuft. Vielmehr handelt es sich hier um einen Roman, der sehr viel Kritik an der Gesellschaft und der Politik äußert. Auch hier fand ich es einfach zu viel, man konnte es durchaus auch auf viele aktuelle Ereignisse beziehen, doch insgesamt hätte mir mehr Magie und weniger Kritik besser gefallen.

Robin als Protagonist war recht gut dargestellt, doch bei ihm musste ich vieles „zwischen den Zeilen“ herausfinden. Seine gesamte Gemütslage, seine Entwicklungen all das wurde nicht so richtig deutlich. Auch hier muss ich leider zugeben, dass ich nicht so richtig mit ihm mitgefiebert habe. Ich konnte zwar vieles erahnen, warum er wie handelt, doch ich hätte mir mehr Einblicke in seine Gedanken und Gefühle gewünscht.

Nebencharaktere gab es einige, von denen vor allem die Kommilitonen und auch Professor Lovell wichtig für die Handlung waren. Zu den 3 Kommilitonen gab es jeweils ein Kapitel, die die einzelnen Personen dem Leser nähergebracht werden und deren Handlungen besser erklären sollten. Auch hier hätte ich mir gewünscht, dass die einzelnen Nebencharaktere aus der Handlung heraus zu verstehen wären, so blieben mir auch diese viel zu blass.

Mein Fazit

Ich glaube, durch den gesamten Hype rund ums Buch, der mich schon vor dem Erscheinungstermin überflutete, waren meine Erwartungen wirklich riesig. Allein auch, weil die Parallelen zu Harry Potter gezogen wurden. Doch mit Babel erhielt ich einen Roman, der eher als Gesellschaftskritisch einzustufen ist, aber auch viel Bezug zu Sprache und Wortherkunft hergibt, dessen Magie aber eher am Rande verläuft. Sehr schade, denn die Idee rund ums Silberwerken fand ich ziemlich genial. Ansonsten hätte ich mir mehr Spannung gewünscht und Charaktere, mit denen ich richtig hätte mitfiebern können. So blieb ich über weite Teile nur der Beobachter des Geschehens.

Veröffentlicht am 23.04.2023

Zufälle und Geheimnisse

One of the Girls
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Gemeinsam mit ihren 5 Freundinnen will Lexi ihren Junggesellinnenabschied mit einem fünftägigen Kurzurlaub auf einer griechischen Insel verbringen. Während Bella, ihre beste Freundin aus Jugendtagen, sich ...

Gemeinsam mit ihren 5 Freundinnen will Lexi ihren Junggesellinnenabschied mit einem fünftägigen Kurzurlaub auf einer griechischen Insel verbringen. Während Bella, ihre beste Freundin aus Jugendtagen, sich auf feiern und Alkohol freut, scheinen andere eher die Ruhe genießen zu wollen. Die 6 Frauen sind so unterschiedlich und es gibt immer wieder Missverständnisse und Reibereien, denn eines haben alle gemeinsam, jede hütet ein Geheimnis.
Ich habe schon einige Romane der Autorin Lucy Clarke gelesen, denn in der Regel bieten sie viel Spannung rund um alte Geheimnisse. So war es auch hier, doch diesmal fand ich, gab es einige Längen in der Story und manches wirkte zur Auflösung hin zu konstruiert.
Nichtsdestotrotz überzeugt Clarke auch hier mit ihrem leichten, flüssigen Schreibstil, durch den es leicht fällt, die Geschichte zu verfolgen.
Der Einstieg ist ruhig und durch die wechselnden Perspektiven zwischen den 6 Frauen, die man dadurch nach und nach kennenlernt, für meinen Geschmack zu langatmig. Hin und wieder erfährt man zwar, dass die meisten etwas vor den anderen verbergen, doch insgesamt dauert es, bis was passiert.
Die Story selber ist mehr auf die Charaktere bezogen, jede Frau scheint mit etwas an ihr selber oder mit ihrem Leben zu bemängeln zu haben. Schlecht war es nicht, aber das ein oder andere durchaus vorhersehbar.
Im Mittelpunkt stehen die 6 Frauen und weitere Charaktere kommen höchstens zum Schluss oder in den Erinnerungen der einzelnen vor. Dabei fand ich keine der sechs Damen durchweg sympathisch. Lexi grübelt über die Zukunft und ob ihre Entscheidungen alle richtig sein könnten. Robyn möchte es jedem recht machen und verliert sich selbst dabei. Eleanor leidet unter dem Verlust ihres Verlobten und hat wenig Selbstvertrauen. Bella möchte im Mittelpunkt stehen und verletzt dadurch ständig andere. Fen grübelt immer noch über ein Ereignis in ihrer Vergangenheit und Ana scheint in erster Linie etwas zu verbergen. Erst als so nach und nach alles klar wurde, kamen mir die einzelnen Figuren etwas näher.
Insgesamt ist es eine solide Geschichte, bei der mir vor allem zum Schluss hin vieles zu konstruiert erschien. Für mich punktet hier in erster Linie der gewohnt gute Schreibstil. Wer es lieber ruhig mag, wird hier trotzdem gute Unterhaltung finden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.12.2020

Schnee ist Magie

Emelys Blut
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Schon als kleines Kind fühlte sich Emely von Schnee magisch angezogen und war genau dann glücklich, wenn es draußen kalt und weiß wurde. Kälte kann ihr nichts anhaben, denn ihr wird erst warm, wenn es ...

Schon als kleines Kind fühlte sich Emely von Schnee magisch angezogen und war genau dann glücklich, wenn es draußen kalt und weiß wurde. Kälte kann ihr nichts anhaben, denn ihr wird erst warm, wenn es schneit. Durch Zufall erfährt sie eines Tages, was es mit ihrer ungewöhnlichen Gabe auf sich hat: sie ist eine Wächterin des Zaubers des Schnees. Doch noch während sie lernt, mit ihrer besonderen Gabe umzugehen, beginnt sie, immer mehr von dunklen Mächten zu träumen. Was hat es mit den Träumen auf sich?
Meine Meinung
Das Cover ist wunderschön gestaltet, schön düster und doch auf seine Weise magisch, so dass es auf jeden Fall meine Aufmerkamkeit weckte. Auch der Klappentext verspricht eine besondere Geschichte, die mit ihrer Magie rund um den Schnee natürlich auch passend zur Winterzeit ist. Auch die Gestaltung im Inneren des Buches machen es zu etwas besonderem.
Man spürt schnell, dass die Autorin von der Welt des Schnees verzaubert ist und ihre Ideen rund um dieses Thema haben mir wirklich gut gefallen. Allerdings benötigte ich ein wenig Zeit, um wirklich in die Geschichte zu finden, denn gerade zu Beginn hatte ich den Eindruck, dass die Autorin selbst noch sehr unsicher erscheint, in dem, was sie erzählen will. So gab es gerade am Anfang kleinere Längen und das berühmte Show, don’t tell war hier für mich noch nicht so gegeben. Doch mit Voranschreiten der Handlung spürte man regelrecht, dass die Autorin immer sicherer wurde und nach einer Weile wurde auch die Geschichte immer vorstellbarer. Vor allem die düsteren Träume und die Verbindung zum Schnee machen neugierig und man möchte wissen, was es hier mit Emelys Gabe auf sich hat.
Wie gesagt, gab es hier und da noch kleinere Unsicherheiten, so wurden mir z. B. Ereignisse des Alltags zu häufig wiederholt und zu detailliert beschrieben. Dafür war die Welt des Schnees umso bezaubernder und hier hätte ich am liebsten noch viel mehr erfahren und noch mehr Zeit verbracht.
Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven, wobei hier Emely, aber auch Raphael zu Beginn im Vordergrund stehen. Später kommen dann auch weitere Personen zu Wort und unterscheiden kann man die Perspektiven durch die Überschriften, wobei man auch an der Handlung erkennt, wer gerade agiert.
Emely ist mir sympathisch und man spürt bei ihr mit jeder Faser, wie sehr sie den Zauber des Schnees liebt. Sie wirkt wie eine Träumerin, die gar nicht so richtig in unseren Alltag passt, was natürlich auch seine Gründe hat. Raphael wirkt, vor allem auch durch seine Gedankenwelt, eher düster, was hier in seiner Vergangenheit begründet wird. Die Anziehungskraft zwischen den beiden war nicht richtig nachvollziehbar und ging mir ein wenig zu schnell. An dieser Stelle hätte ich mir tieferer Einblicke in die Gefühlswelt gewünscht. Nebencharaktere bleiben hier recht überschaubar, wobei es natürlich noch den ein oder anderen wichtigen Charakter für die Handlung gibt, wie z. B. den Nachbarn Johann. Auch hier gibt es Geheimnisse, die neugierig machen, aber an dieser Stelle möchte ich nicht zu viel verraten.
Mein Fazit
Die Grundidee hat mir sehr gut gefallen und die Liebe zum Schnee und auch der Zauber des Schnees wurden liebevoll dargestellt. Für mich fehlte allerdings das große Kopfkino und die Handlungen der Protagonistin waren nicht immer nachvollziehbar. Gerade was die Welt des Schnees angeht, hätte ich mir vieles ausführlicher gewünscht, um auch die Magie selbst nachspüren zu können.

Veröffentlicht am 29.11.2020

Anders als gewohnt

Die Erwählten - Tödliche Bestimmung
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Zehn Jahre sind vergangen, seitdem die fünf Erwählten ihren Sieg im Kampf gegen den Dunklen gesiegt haben. Doch auch nach den ganzen Jahren haben sie nicht nur mit den psychischen Folgen des damaligen ...

Zehn Jahre sind vergangen, seitdem die fünf Erwählten ihren Sieg im Kampf gegen den Dunklen gesiegt haben. Doch auch nach den ganzen Jahren haben sie nicht nur mit den psychischen Folgen des damaligen Geschehens zu kämpfen, sondern stehen auch immer noch im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Gerade Sloane, eine der fünf, hat immer noch mit den Ereignissen zu kämpfen und was das ganze noch verschlimmert ist, dass die Leiche des Dunklen niemals gefunden wurde. Dann geschehen immer mehr unvorhersehbare Ereignisse und es scheint, als hätten die Erwählten ihren letzten Kampf noch nicht ausgestanden.
Meine Meinung
Als großer Fan der Trilogie “Die Bestimmung” habe ich mich riesig gefreut, als ich entdeckt habe, dass Veronica Roth etwas neues geschrieben hat.
Der Klappentext und das Cover machten mich neugierig, wobei ich hier im Nachhinein finde, dass der Klappentext schon wieder zuviel Preis gibt.
Der Einstieg fiel mir nicht ganz so leicht, was allerdings nicht an dem Schreibstil der Autorin lag, denn dieser ist wieder leicht und flüssig. Vielmehr fühlte es sich für mich so an, als fehlte mir etwas, um die Charaktere greifen und verstehen zu können. Zwar wurden die Ereignisse von zehn Jahren zuvor in Berichten und Interviews dargstellt, doch diese habe ich erst nach und nach zusammenbringen und nachvollziehen können. Man braucht hier also Geduld und eine Gewisse Ruhe beim Lesen, um den sehr komplexen Inhalt auch wirklich greifen zu können.
Was mir hier gefehlt hat, waren ein gewisses Tempo und Action. Insgesamt bleibt die Grundstimmung unaufgeregt. Unterteilt in drei großen Abschnitten dauerte es bei mir den gesamten ersten Abschnitt, bis ich hier wirklich das Gefühl hatte, zu verstehen, was hier los ist. Neben den wissenschaftlichen Bereichen spielt hier auch Magie eine Rolle und gleichzeitig baut die Autorin noch Themen ein wie Rassismus, PTBS usw. Also, wie schon gesagt, absolut umfangreich. Dafür, dass hier so unheimlich viel an Informationen einfließen, muss ich sagen, dass die Autorin die Fäden gekonnt miteinander verstrickt und alles nach und nach gekonnt und geschickt miteinander verknüpft und auföst. Inhaltlich kann ich hier sagen, dass es sich definitiv nicht um eines ihrer Jugendbücher handelt.
Für meinen Geschmack hätte es mir besser gefallen, wenn die Rückblicke nicht in Form der Berichte erzählt worden wären, sondern in “wirklichen” Rückblicken. Das hätte der Spannung einfach gut getan. Dabei möchte ich noch nicht einmal behaupten, dass ich mich hier gelangweilt hätte und doch hat die Autorin gerade bei der Spannung einiges an Potenzial verschenkt.
Nichtsdestotrotz ist das Worlbuilding, das Veronica Roth hier geschaffen hat, extrem interessant und so manches hätte ich mir nicht gedacht. Die Idee der Magie und deren Ausübung war ebenso besonders, wie die der Paralleluniversen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Sloane, die eine der fünf Erwählten im Kampf gegen den Dunklen war. Auch zehn Jahre später leidet sie an PTBS, ist aber weit davon entfernt, dass einem anderen gegenüber wirklich einzugestehen. Ich mochte sie und ihre besondere Art, denn sie hat definitiv mehr Ecken und Kanten als das sie ein Sonnenschein ist. Sie war für mich auch der treibende Faktor, immer mehr über das Geschehen wissen zu wollen.
Neben ihr blieben mir die anderen Erwählten nahezu vorhersehbar, denn Sloane ist schon sehr besonders. Ich hätte durchaus gerne mehr über sie erfahren, doch ich glaube, das hätte dann wirklich den Rahmen der Geschichte völlig gesprengt.
Mein Fazit
Alles in allem ist diese Geschichte absolut komplex und völlig anders, als ich erwartet habe. Veronica Roth baut hier unheimlich viel in ihre Geschichte ein und hält dabei ein, für mich, zu ruhiges Tempo bei. Ich hätte es unheimlich spannend gefunden, wenn man nicht nur durch die Berichte mehr über die Vergangenheit erfahren hätte. Trotzdem hat mich die Geschichte irgendwie in ihren Bann gezogen und ich wollte durchaus wissen, wie alles zusammenhängt. Insgesamt bleibe ich hin- und hergerissen zwischen einem Wow, was war das und das war mir zu langatmig.

Veröffentlicht am 29.11.2020

Wer ist das Opfer, wer der Killer?

55 – Jedes Opfer zählt
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In einer Kleinstadt mitten im australischen Outback erscheint ein verletzter Mann namens Gabriel in der Polzeistation. In der Vernehmung gibt er an, dass er als Anhalter mit einem fremden Mann bis zu einer ...

In einer Kleinstadt mitten im australischen Outback erscheint ein verletzter Mann namens Gabriel in der Polzeistation. In der Vernehmung gibt er an, dass er als Anhalter mit einem fremden Mann bis zu einer verlassenen Farm gefahren ist und dort von diesem angegriffen wurde. Ihm gelang die Flucht, doch der Mann namens Heath ist noch auf freiem Fuss. Police Sergeant Chandler bringt Gabriel in Sicherheit und kehrt zurück zur Polizeistation. Hier steht wieder ein Mann, ebenfalls verletzt und er erzählt genau die gleiche Story. Sein Name: Heath.
Meine Meinung
Dieser Klappentext, diese Grundidee klang so unheimlich spannend, dass ich sofort neugierig auf den Thriller wurde.
Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten kam ich dann doch recht schnell in das Buch. Der Schreibstil des Autors empfand ich zwar als leicht lesbar, da er sehr gut verständlich ist, allerdings auch recht ausschweifend.
Der Blick auf das australische Outback fand ich gelungen und ich konnte die Hitze spüren und die karge Landschaft direkt vor mir sehen.
Doch nachdem dann beide Opfer/Killer in der Polizeistation aufgetaucht sind, wurde es spannender und mit dem ein oder anderen Detail konnte mich der Autor absolut überraschen. Während des gesamten Thrillers bin ich nicht darauf gekommen, wer denn nun die Wahrheit sagt und wer nicht.
Erzählt wird das ganze auf zwei Zeitebenen, bei denen wir zum einen die Gegenwart und die Geschichte von Gabriel und Heath verfolgen und zum anderen gibt es einen Rückblick in die Vergangenheit, bei der wir mehr über den Polizisten Chandler und dessen Beziehung zu Mitch, der in der Vergangenheit gemeinsam mit Chandler in der Polizeistation tätig war und nun zur Aufklärung des Heath/Gabriel Falls wieder zurückkehrt, erfahren.
Die Rückblicke fand ich zunächst eher störend, denn es dauerte eine Zeit, bis ich wusste, worauf der Autor damit hinauswollte. Gerade dieser Part war für mich auch der eher langatmige, auch wenn es im Nachhinein tatsächlich wichtig wurde, gerade auch um Chandler besser zu verstehen.
An der Seite des Police Sergeant Chandler erleben wir die Ereignisse aus der Sicht eines dritte Person Erzählers. Dadurch bleibt man hier mehr der Zuschauer, der mit dem Verwirrspiel rund um den kuriosen Fall beobachtet.
Chandler empfand ich als sehr ruhigen Charakter, der mir schnell sympathisch wurde. Er ist nicht der typische, toughe Sergeant und kam mir stellenweise fast zu nett vor.
Mitch hingegen ist beinahe das Gegenteil von Chandler und mir mit seiner recht überheblichen Art und seinem Auftreten alles andere als ans Herz gewachsen. Den Konflikt zwischen den beiden Männern konnte ich im Laufe des Thrillers immer besser verstehen.
Interessant fand ich vor allem die beiden Opfer/Killer Gabriel und Heath, die für mich so unterschiedlich gezeichnet wurden, wie die Ermittler, allerdings völlig undurchsichtig blieben.
Mein Fazit
Mit der wirklich spannende Grundidee und dem gelungenen Verwirrspiel um Opfer/Täter konnte James Delargy hier bei mir punkten. Auch die Darstellung seiner Ermittler, die mindestens so gegensätzlich sind wie die Verdächtigen, fand ich sehr interessant. Allerdings hatte ich mir insgesamt mehr Tempo erhofft, auch wenn ich durchaus immer wieder neue Überraschungen erlebt habe. Letzten Endes ist hier für mich ganz viel Potential aufgrund der vielen Abschweifungen verschenkt worden.