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Veröffentlicht am 01.10.2023

Spannend und informativ

Operation Doppeltes Spiel
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Doppelagent im Zweiten Weltkrieg - wie war das Agentenleben damals tatsächlich, jenseits aller Fiktion, was trieb diese Menschen an, und was waren das eigentlich für Typen? Diese Fragen haben mich interessiert, ...

Doppelagent im Zweiten Weltkrieg - wie war das Agentenleben damals tatsächlich, jenseits aller Fiktion, was trieb diese Menschen an, und was waren das eigentlich für Typen? Diese Fragen haben mich interessiert, als ich zum Buch "Operation Doppeltes Spiel" griff. Darin beschreibt Arne Molfenter das Leben von Dusko Popov und Johnny Jebsen, die beide als Agenten für die Abwehr des Dritten Reiches und den britischen MI5 spionierten. Das Buch hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht, insbesondere da die Beweggründe für die Agententätigkeit zunächst nicht in politischer Überzeugung oder in moralischen Überlegungen bzw. Gewissensgründen zugunsten der Alliierten lagen. Tatsächlich waren die Hauptgründe für viele  wohl eher persönliche Vorteile wie Geld, ein lockeres Leben, kein Dienst an der Front, Reisefreiheit und ähnliches. Auch wenn mir die beiden Agenten alles andere als sympathisch waren, habe ich deren Geschichte, die eng mit der Landung der Alliierten in der Normandie verknüpft ist, verschlungen und vieles über die damalige Arbeit der Geheimdienste erfahren. Molfenter schreibt sachlich, aber nie trocken, und das Buch liest sich flüssig und lebendig. Am einigen Stellen hätte ich gerne noch mehr erfahren, vor allem über Johnny Jebsen und seine zwielichtigen Devisengeschäfte, aber hier ist die Quellenlage wohl etwas dünn. Generell scheint das Leben von Popov besser bekannt zu sein als das von Jebsen, so dass Popov auch zur Hauptfigur wird, während Jebsen eher im Hintergrund bleibt. Molfenter greift auf zahlreiche, genau zitierte Quellen zurück, unter anderem das britische Nationalarchiv, so dass etwa sämtliche Dialoge im Buch belegt sind.

Ich habe durch den Einblick in die damalige Agentenwelt viel Neues und Überraschendes erfahren, und war so gefesselt,  dass ich das Buch tatsächlich an einem Tag ausgelesen habe. Ich kann es rundum weiterempfehlen!



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Veröffentlicht am 01.10.2023

Perfekt für alle Vogelfreunde

Das NABU-Vogelbuch
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Das NABU-Vogelbuch ist rundum gelungen und äußerst informativ. Für 315 einheimische Vogelarten gibt es wunderschöne Bilder und detaillierte Beschreibungen, die bei der Bestimmung helfen. So sind etwa unterschiedliche ...

Das NABU-Vogelbuch ist rundum gelungen und äußerst informativ. Für 315 einheimische Vogelarten gibt es wunderschöne Bilder und detaillierte Beschreibungen, die bei der Bestimmung helfen. So sind etwa unterschiedliche Federkleider je nach Geschlecht oder Alter beschrieben und abgebildet, auch Unterscheidungsmerkmale zu ähnlichen Arten werden aufgeführt. Natürlich dürfen auch Informationen zu Brut- und Zugverhalten, Größe, Vorkommen, Gefährdung usw. nicht fehlen. Die gesamte Gestaltung ist sehr übersichtlich und strukturiert. Sehr gut gefällt mir auch, dass die Stimmen der einzelnen Vögel via Nummerncode über die kostenlose KOSMOS PLUS-App angehört werden können. Informationen zu vogelfreundlichen Gärten, Fütterung und Vogelbeobachrung runden das Buch ab.

Etwas erstaunt war ich allerdings, dass mir das Buch als Kinder- und Jugendbuch angeboten wurde. Aufgrund der Wortwahl und der  sachlich-nüchternen Aufmachung richtet sich das Buch ganz eindeutig an Erwachsene und ältere Kinder ab ca. 12 Jahren.

FAZIT: Dieses Buch ist ein unverzichtbares Nachschlagewerk für alle Vogelfreunde!

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Interessante Thematik, aber mit Schwächen

Die Formel der Hoffnung
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Da ich vor einer Weile den Film "Solange ich atme" gesehen hatte, der die Lebensgeschichte des an Polio erkrankten Robin Cavendish erzählt, hat mich das Thema interessiert, und ich wollte in "Eine Formel ...

Da ich vor einer Weile den Film "Solange ich atme" gesehen hatte, der die Lebensgeschichte des an Polio erkrankten Robin Cavendish erzählt, hat mich das Thema interessiert, und ich wollte in "Eine Formel der Hoffnung" mehr über die Entwicklung der Polioimpfung erfahren.

Das Buch zeigt, wie aufwendig und schwierig die Suche nach einem wirksamen und zugleich sicheren Impfstoff gegen Polio war. Mir war bisher nicht bekannt, wie massiv und verheerend die endemischen Polioausbrüche weltweit bis in die 1960er Jahre waren, und welche Ansätze verfolgt wurden, um die Infektionswege zu identifizieren. Ein Verdienst des Buches ist es, die Wissenschaftlerin Dorothy Horstmann, die maßgeblich an der Erforschung des Polio-Virus beteiligt war und deren Forschung entscheidend zur Entwicklung eines Impfstoffs beitrug, zu würdigen. Während Jonas Salk und Albert Sabin weltweit berühmt sind, ist Dorothy Horstmanns Name in der Öffentlichkeit nicht bekannt.

Über die medizinischen Hintergründe, die damalige Behandlung von Poliopatienten (insbesondere die Eiserne Lunge) und die wissenschaftliche Forschungsarbeit von Horstmann, Sabin, Salk, Brodie und Co. hätte ich in diesem Buch gerne mehr erfahren. Dass ein Roman keine wissenschaftliche Abhandlung ist, versteht sich, aber die Autorin bleibt so sehr an der Oberfläche, dass selbst die grundlegende Methodik der Forschergruppen im Dunkeln bleibt. Hier hätte sie den Leserinnen durchaus mehr zutrauen dürfen. Dies wäre auch den beschriebenen Tagungen und Forschertreffen zugute gekommen, da die laienhaften Dialoge der Wissenschaftler untereinander recht unglaubwürdig sind. Das ist schade, da so im Roman nicht einmal klar wird, worin genau die Schwierigkeiten beim Nachweis des Polio-Virus im Blut bestanden und warum die Entwicklung der verschiedenen Polio-Impfungen (Lebend- und Totimpfstoffe) so viel komplizierter war als die anderer Impfstoffe.

Stattdessen spricht der Roman eher die Gefühlsebene an und bedient auch einige Klischees. Die weiblichen Wissenschaftlerinnen sind mitfühlende Teamworkerinnen, denen es ums große Ganze und die Linderung des Leids geht, während die männlichen Kollegen als skrupellose, selbstverliebte, von Ehrgeiz und Konkurrenzkampf getriebene Egomanen dargestellt werden. Dass Streben nach Ruhm und Konkurrenzdenken im Wissenschaftsbetrieb weit verbreitet sind, ist sicher richtig, doch auch Frauen sind davon nicht ausgenommen, und auch männlichen Wissenschaftlern möchte ich nicht absprechen, dass ihnen das Schicksal tausender gelähmter Kinder nahegeht. Die Figuren sind hier doch recht stereotyp geraten. Die fiktive Liebesgeschichte zwischen Dorothy Horstmann und Arne Holm sowie das angebliche "Knistern" zwischen Horstmann und Sabin nehmen für mich zu viel Raum ein, und auch der Schreibstil driftet hier zuweilen ins Kitschige ab ("Ihr Herz, dieser blumengleiche Muskel, begann, seine Blütenblätter zusammenzufalten.").

Wie Lynn Cullen im Nachwort betont, handelt es sich bei diesem Buch um einen Roman und keine Biographie. Die Eckdaten aus Dorothy Horstmanns Leben und dem ihrer Kolleg
innen dienen als Grundlage für eine fiktive Geschichte, bei der sich die Autorin einige Freiheiten nimmt und viel Gewicht auf emotionale Zuschreibungen und eine Lovestory legt.
FAZIT:
Insgesamt ein unterhaltsamer und interessanter Roman über die in Deutschland weitgehend unbekannte, aber an der Erforschung des Polio-Virus entscheidend beteiligte Dorothy Horstmann. Leider geht die Autorin nur sehr vage auf die wissenschaftliche Arbeit ein und legt den Focus mehr auf Emotionen und eine fiktive Liebesgeschichte.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Hatte mir mehr erwartet

Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?
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​In meiner Jugend war "Sofies Welt" eines der beliebtesten Jugendbücher, und so war ich nun sehr gespannt auf Jostrin Gaarders "Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?", das eine Art Lebensphilisophie ...

​In meiner Jugend war "Sofies Welt" eines der beliebtesten Jugendbücher, und so war ich nun sehr gespannt auf Jostrin Gaarders "Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?", das eine Art Lebensphilisophie in Form eines offenen Briefes an seine Enkelkinder verspricht.


Gaarder mischt Anekdoten aus seinem eigenen Leben mit grundsätzlichen Gedanken zur Parapsychologie, Astronomie und Klimawandel. Das wirkt mitunter etwas unstrukturiert, insbesondere der Sinn der Kapitel zur Parapsychologie und Übernatürlichem ist mir nicht ganz klar, abgesehen davon, dass ich persönlich damit nichts anfangen kann.

Insgesamt fehlt mir in diesem Buch ein wenig die intellektuelle Tiefe und gedankliche Stringenz, auch für ein Jugendbuch. Die meisten Gedanken darin sind vielen von uns vermutlich auch schon in ähnlicher Weise durch den Kopf gegangen, was die Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen betrifft, unsere Beziehung zur Natur und dem Universum oder die Wahrscheinlichkeit intelligenten Lebens im Weltraum. Wirklich Neues habe ich durch das Buch nicht erfahren und auch keine gedanklichen Impulse erhalten, und ich bin mir auch nicht sicher, wie viel Jugendliche mit Gaarders Ausführungen anfangen können. Hier habe ich mir etwas mehr erwartet.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Inhaltlich und stilistisch gewöhnungsbedürftig

Die Wahrheiten meiner Mutter
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​Wie viele Bücher in letzter Zeit widmet sich auch "Die Wahrheiten meiner Mutter" von Vigdis Hjorth den Konflikten einer Mutter-Tochter-Beziehung.


Johanna ist vor über 30 Jahren Hals über Kopf mit dem ...

​Wie viele Bücher in letzter Zeit widmet sich auch "Die Wahrheiten meiner Mutter" von Vigdis Hjorth den Konflikten einer Mutter-Tochter-Beziehung.


Johanna ist vor über 30 Jahren Hals über Kopf mit dem Lehrer ihres Malkurses nach Amerika durchgebrannt und Künstlerin geworden, Ehe, Jura-Studium, Familie und Norwegen hinter sich lassend. Dies führte zum Bruch mit ihrer Familie, zumal sie Jahre später auch nicht zur Beerdigung ihres Vaters anreiste. Inzwischen ist Johanna eine anerkannte Malerin, die anlässlich einer Retrospektive nach Norwegen zurückkehrt und versucht, Kontakt mit ihrer Mutter aufzunehmen, die allerdings jegliche Versuche abblockt.

Bereits auf den ersten Seiten merkte ich, dass es mir sehr schwer fiel, in das Buch zu finden, da mir der Schreibstil leider überhaupt nicht liegt. Johanna lässt einen als Ich-Erzählerin an ihren Gedanken teilhaben, die sich immer wieder im Kreis drehen und sich ständig wiederholen. Hierdurch empfand ich die Erzählweise als äußerst langatmig und ermüdend. Hinzu kommt, dass mir die Protagonistin immer unsympathischer wurde und sie mich zunehmend nervte. Sie wirkt extrem egoistisch, und ich konnte an manchen Stellen mehr Verständnis für ihre Familie als für sie aufbringen. Ihre Mutter wird für Johanna zu einer regelrechten Obsession, und sie stellt seitenlange Mutmaßungen über die möglichen Gedanken und Beweggründe ihrer Mutter an und dreht sich dabei im Kreis. Vielleicht bin ich auch einfach zu pragmatisch veranlagt, um dies nachvollziehen zu können.

Obwohl mich die Thematik sehr interessiert, hat mich dieses Buch leider weder inhaltlich noch stilistisch überzeugt. 

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