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Veröffentlicht am 11.06.2025

Eine herzerwärmende Geschichte!

Glim aus dem Ginsterwald
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Die Laubwichtelin Glim hat ihre Ausbildung in der Zauberstab-Werkstatt abgeschlossen und begibt sich, wie es die Tradition vorgibt, auf Wanderschaft. Hierbei begegnet Glim der abenteuerlustigen, redseligen ...

Die Laubwichtelin Glim hat ihre Ausbildung in der Zauberstab-Werkstatt abgeschlossen und begibt sich, wie es die Tradition vorgibt, auf Wanderschaft. Hierbei begegnet Glim der abenteuerlustigen, redseligen und tollpatschigen Elfe Annivè, die eine Chronik schreiben möchte. Die beiden freunden sich miteinander an und setzen ihren Weg gemeinsam fort. Zur gleichen Zeit geschehen unheilvolle Dinge: Rätselhafte Unwetter fegen durchs Land und Eisblitze fahren hernieder. Glim und Annivé sind fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und das Land vor der drohenden Katastrophe zu retten.

Ich habe das Buch gemeinsam mit meinem elfjährigen Sohn gelesen. Indem der Autor Marcus Raffel seine Leser und Leserinnen immer wieder direkt anspricht, wird man sofort in die Geschichte hineingezogen. Ravenholm und seine Bewohner werden sehr bildlich beschrieben, allen voran natürlich Glim und Annivé. Dabei spielt der Autor immer wieder mit gängigen Klischees: Drachen, die gar keine Schuppen haben und bei näherem Hinsehen gar nicht böse sind, eine Elfe, die eben nicht elfengleich anmutig, sondern ungelenk ist, und Zauberer, die ihre Macht nur einsetzen um Grütze in Blaubeerquark zu verwandeln. Der Schreibstil ist sehr unterhaltsam und humorvoll, wir mussten beim Lesen immer wieder lachen oder schmunzeln. Durch die zahlreichen Dialoge wird die Geschichte zudem sehr lebendig erzählt.

Glim und Annivé halten fest zusammen, überwinden ihre Ängste und zeigen, wie viel man erreichen kann, wenn füreinander eintritt und etwas wirklich will. „Glim aus dem Ginsterwald“ ist eine herzerwärmende, wundervolle Geschichte über Freundschaft, Mut und die Fähigkeit, über sich selbst hinauszuwachsen. Die im Buch thematisierte Katastrophe kann als Hinweis auf den Klimawandel und die Ausbeutung der Natur durch den Menschen verstanden werden, der wir entschlossen entgegen treten müssen, um unsere Erde zu bewahren.

Der Verlag empfiehlt das Buch ab 9 Jahren. Aufgrund des eher kindlichen Erzählstils würde ich die Altersangabe etwas niedriger ansetzen. Meiner Ansicht nach eignet sich „Glim aus dem Ginsterwald“ auch sehr gut zum Vorlesen ab ca. 7 Jahren. Etwas ältere Kinder können Glims und Annivés Abenteuer dann selbst entdecken. Die kurz gehaltenen Kapitel sind hierfür ideal.

Ein wirklich schönes, rundum lesenswertes Abenteuer!

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Veröffentlicht am 30.05.2025

Der Strickzirkel ermittelt

Mord bei Schietwetter
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Nach dem Tod ihres Mannes zieht Sefa Pannkok wieder zurück nach Norddeich, den Ort ihrer Kindheit. Sie bewohnt eine kleine Einliegerwohnung im Haus ihres Schulfreundes Derk, einem pensionierten Kriminalhauptkommissar. ...

Nach dem Tod ihres Mannes zieht Sefa Pannkok wieder zurück nach Norddeich, den Ort ihrer Kindheit. Sie bewohnt eine kleine Einliegerwohnung im Haus ihres Schulfreundes Derk, einem pensionierten Kriminalhauptkommissar. Zusammen mit Edith, ihrer besten Freundin aus Schultagen, ist sie Mitglied des Strickzirkels, dem ferner die Strickfluencerin Rita, die patente und lebenslustige Gunda und Conni, Inhaberin der Wollstuuv, angehören. Als sechstes Mitglied komplettiert Derk die Runde, wobei sein Interesse mehr Sefa gilt als dem Maschenzählen. Als bei einem Treffen des Strickzirkels Conni entgegen ihrer Gewohnheit nicht auftaucht, wollen die fünf bei Conni nach dem Rechten sehen und machen eine schreckliche Entdeckung: Conni wurde ermordet. Ihre Strickfreunde sind fest entschlossen, die Polizei bei den Ermittlungen zu unterstützen. Als diese ihren Hinweisen jedoch eher halbherzig nachgeht, nehmen sie die Sache selbst in die Hand.

Ich bin schon länger ein Fan von Manuela Sannes Rosa-Fink-Reihe, und so war ich sehr neugierig auf das neue Cozy-Crime-Setting rund um einen Strickzirkel. Und meine Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt: Der Fall ist spannend und unterhaltsam erzählt, mit einem feinen Sinn für Humor, und die liebenswerten Figuren wirken wie direkt aus dem Leben gegriffen. Das ist eines der Dinge, die ich an Manuela Sannes Krimis so sehr mag: Die Charaktere sind immer authentisch, und man hat beim Lesen den Eindruck, dass der Fall tatsächlich so passieren könnte. Ich habe mich beim Lesen auch sehr über die eingestreuten Sätze auf Plattdeutsch gefreut, die auch für mich als Bayerin sehr gut zu verstehen waren bzw. im Text direkt übersetzt wurden.

Ich habe Sefa, Derk, Rita, Edith und Gunda schon richtig ins Herz geschlossen und hoffe sehr, dass der Strickzirkel noch weitere Fälle lösen darf. Mein heimlicher Wunsch wäre ein Crossover-Krimi mit den fleißigen Stricker:innen aus Norddeich und Rosa und Sebi aus Dangast: Die knapp 100 km sind ja nur ein Katzensprung, und ich könnte mir alle lebhaft zusammen vorstellen.

Von mir volle 5 Sterne, und ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit den fünfen!

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Veröffentlicht am 29.05.2025

witzig, flott geschrieben und wunderschön illustriert: ein tolles Kinderbuch!

Krakadu
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„Mitgeklebt – was erlebt“ – dieses Motto gilt für Prof, den schlauen Seestern, der an der kleinen Krake Krakadu klebt. Die beiden sind ziemlich unterschiedlich, kabbeln sich gerne, sind aber im Grunde ...

„Mitgeklebt – was erlebt“ – dieses Motto gilt für Prof, den schlauen Seestern, der an der kleinen Krake Krakadu klebt. Die beiden sind ziemlich unterschiedlich, kabbeln sich gerne, sind aber im Grunde beste Freunde. Krakadu ist ein bisschen tollpatschig und der Prof weiß immer alles besser.

Das Buch besteht zum großen Teil aus herrlich witzigen, schlagfertigen Dialogen, die die Geschichte äußerst vergnüglich und lebendig machen. Manche Wortwitze oder Anspielungen werden Kinder ab 5 Jahren noch nicht verstehen (etwa Elvis-Tolle oder Fishfluencer), doch so haben auch die Erwachsenen oder älteren Geschwister beim Vorlesen ihren Spaß.
Unbedingt hervorheben möchte ich die wunderschönen Illustrationen von Lisa Nollenberger. Sie sie sind liebevoll gestaltet, sehr detailliert, schön bunt, aber nicht knallig. Manche erstrecken sich gar über eine komplette Doppelseite. Auch auf den Zeichnungen kann man bei genauer Betrachtung viele witzige Details erkennen.

Mich erinnert das Buch erinnert qualitativ etwas an die wunderbare "Karl-Heinz und Bisy"-Reihe von Kai Pannen, die unsere ganze Familie sehr liebt (hervorragende Illustrationen, sehr witzige Geschichte mit schlagfertigen Dialogen, zwei Tiere, die sich kabbeln, aber befreundet sind).

„Krakadu“ ist ein äußerst unterhaltsames Kinderbuch, das sich ab 5 Jahren zum Vorlesen eignet, an dem aber auch ältere Kinder während der gesamten Grundschulzeit ihren Spaß haben dürften. Auch als Erwachsene habe ich mich beim Lesen köstlich amüsiert. Genau so sollte ein gutes Kinderbuch sein! Wir würden uns über weitere gemeinsame Abenteuer von Krakadu und Prof sehr freuen und empfehlen „Krakadu“ rundum weiter!

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Veröffentlicht am 26.05.2025

Ein echtes Schmuckstück!

Der alte Mann und das Meer
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„Der alte Mann und das Meer“ von 1951 ist eines der bekanntesten Werke Ernest Hemingways und trug mit dazu bei, dass ihm 1954 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde.
Santiago, der seit 84 Tagen ...

„Der alte Mann und das Meer“ von 1951 ist eines der bekanntesten Werke Ernest Hemingways und trug mit dazu bei, dass ihm 1954 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde.
Santiago, der seit 84 Tagen glücklose Fischer, fährt weit aufs Meer hinaus, entschlossen, einen großen Fang zu machen. Es beißt auch tatsächlich ein riesiger Marlin an, und es beginnt ein Kräftemessen zwischen dem alten Fischer und dem Tier, ein Kampf auf Leben und Tod.
Hemingway greift in dieser Novelle bekannte Motive aus seinen anderen Werken auf wie die Bewahrung der Würde im Scheitern und die Niederlage im Sieg. Aus heutiger Sicht recht veraltet erschienen mir seine Darstellung und sein Verständnis von Männlichkeit, das sehr stark dem Bild der damaligen Zeit entspricht.
Die Schmuckausgabe von arsEdition wurde von Jorghi Poll wunderschön illustriert. Bereits das Cover ist ein absoluter Blickfang in jedem Buchregal, und die ganz- bzw. doppelseitigen, sehr detaillierten Zeichnungen in kräftigen, aber sehr angenehmen Farben lassen Hemingways Text lebendig werden. Die vorherrschenden Blautöne sind perfekt gewählt, und die Szenen sind ausdrucksstark und dynamisch. Einzelne Textzeilen sind wellenförmig angeordnet und in blauer, kräftiger Schrift hervorgehoben.
Ich bin wirklich begeistert von der Gestaltung dieser Ausgabe, und hoffe, dass Jorghi Poll noch weitere Werke der Weltliteratur für arsEdition gestalten darf. Er hat hier ein echtes Schmuckstück geschaffen, das das Herz jedes Buchliebhabers höher schlagen lässt.

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Veröffentlicht am 21.05.2025

Kulturell und thematisch hochinteressant, für mich ein Highlight

Hello Baby
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„Hello Baby“ behandelt ein Thema, das in den meisten Gesellschaften noch immer ein Tabu ist: Unerfüllter Kinderwunsch. Darüber zu sprechen, ist für viele Paare schwierig, da das Unvermögen, auf natürlichem ...

„Hello Baby“ behandelt ein Thema, das in den meisten Gesellschaften noch immer ein Tabu ist: Unerfüllter Kinderwunsch. Darüber zu sprechen, ist für viele Paare schwierig, da das Unvermögen, auf natürlichem Weg ein Kind zu zeugen, einen sehr intimen Lebensbereich betrifft, es mit einem „körperlichen Makel“ verbunden ist und zugleich emotional für das Paar äußerst belastend. Umso beachtenswerter fand ich es, dass die Autorin Kim Eui-kyung selbst ungewollt kinderlos ist und eigene, bisher erfolglose Erfahrungen mit IVF gemacht hat.

Kim Eui-kyung erzählt abwechselnd aus der Perspektive von sechs Frauen, die zwischen Ende 30 und Mitte 40 sind und sich in einer südkoreanischen Fruchtbarkeitsklinik über Jahre IVF-Behandlungen unterziehen. Der gemeinsame Leidensweg macht sie zu Freundinnen, und sie tauschen sich regelmäßig in ihrer Chatgruppe „Hello Baby“ aus, stützen und ermutigen sich gegenseitig.

Durch ein befreundetes Paar kenne ich die Strapazen einer IVF, das damit verbundene Hoffen und die Enttäuschung bei Fehlversuchen, und vieles, was in diesem Buch beschrieben wurde, hat mich daran erinnert. Auch die Klage der Frauen über die mangelnde Unterstützung durch die Partner kam mir sehr bekannt vor.

Der Schreibstil des Buches ist klar, nüchtern, so dass „Hello Baby“ teilweise wie ein Sachbuch oder Erfahrungsbericht wirkt. Das hat mir sehr gut gefallen, da ich kein Fan übermäßig emotionaler Bücher bin. Trotz der rationalen Herangehensweise gelingt es Kim Eui-kyung, die psychische und physische Belastung der Frauen eindrücklich darzustellen.

Hochinteressant fand ich den Einblick in die südkoreanische Kultur. Im Gegensatz zu der sehr individualisierten westlichen Gesellschaft hat hier insbesondere die Schwiegerfamilie der Ehefrau eine große Bedeutung. Zugleich wird deutlich, dass sich die südkoreanische Gesellschaft in einem Umbruch zwischen Tradition und Moderne befindet: Auf der einen Seite ist da die ältere Generation mit konservativen patriarchalen Vorstellungen von Ehe und Familie, die enormen Druck auf die Frauen ausübt, ein Kind, möglichst einen Jungen, zur Welt zu bringen. Teilweise wirkt es, als würden potentielle Ehefrauen vor allem unter dem Aspekt der Gebärfähigkeit betrachtet. Und auf der anderen Seite stehen die Jüngeren, die gut ausgebildet im Beruf stehen und sich fragen, welche möglicherweise negativen Auswirkungen eine Mutterschaft haben könnte in Bezug auf Selbstverwirklichung, Selbstständigkeit und Berufstätigkeit. Angesichts der extrem frauenfeindlichen Arbeitswelt eine verständliche Überlegung. Unter welchem Druck schwangere Frauen und Mütter in der Arbeit stehen und wie sehr sie – auch von anderen Frauen – angefeindet werden, wenn sie Mutterschutz oder Elternzeit in Anspruch nehmen, hat mich wirklich erschreckt. Hier wurde mir wieder bewusst, wie wichtig die Errungenschaften sind, die sich die Frauen in Deutschland diesbezüglich erkämpft haben. Auch wenn ich manchmal den Eindruck habe, dass bei uns in vielen Bereichen eine mehr oder weniger latente Kinderfeindlichkeit vorherrscht, ist das kein Vergleich mit dem, was Kim Eui-kyung beschreibt. Dies dürfte zugleich sowohl Ursache als auch Folge der weltweit niedrigsten Geburtenrate von 0,72 Kindern pro Frau (2023) in Südkorea sein.

Mir hat dieses Buch so gut gefallen, dass ich am liebsten noch viel mehr gelesen hätte und mir der Schluss, der sehr zu denken gibt, fast zu schnell kam. Für mich definitiv ein Highlight in diesem Frühjahr.

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