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Veröffentlicht am 17.07.2025

George Smiley ist zurück!

Smiley
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Mit „Smiley“ setzt Nick Harkaway das Erbe seines Vaters John le Carré fort, aus dessen Feder der neben James Bond wohl berühmteste Spion der Literatur stammt.

Zeitlich ist „Smiley“ in den Jahren zwischen ...

Mit „Smiley“ setzt Nick Harkaway das Erbe seines Vaters John le Carré fort, aus dessen Feder der neben James Bond wohl berühmteste Spion der Literatur stammt.

Zeitlich ist „Smiley“ in den Jahren zwischen „Der Spion, der aus der Kälte kam“ und „Dame, König, As, Spion“ angesiedelt. Der Secret Service holt Smiley für einen heiklen Auftrag zurück, der ihn mit den dunklen Schatten der Vergangenheit konfrontiert.

Ich war gespannt, ob sich Harkaways Stil und seine Ausarbeitung der Charaktere in das bekannte Smiley-Universum einfügen würde, und ich bin sehr angenehm überrascht worden. Das Buch liest sich hervorragend und passt sich perfekt in das bestehende Gefüge ein. Die Story ist vielschichtig, geschickt konstruiert und hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Dem aktuellen Zeitgeist entsprechend, bietet Harkaway etwas mehr Action als le Carré.

Da zwischen Carrés Der Spion, der aus der Kälte kam“ und „Dame, König, As, Spion“ in der Handlung ca. zehn Jahre liegen, bietet dieser Zeitraum eine wunderbare Gelegenheit, ihn mit aufregenden Geschichten zu füllen, und Harkaways Smiley-Debüt macht Lust auf mehr. Sollte ein weiterer Band auf Deutsch erscheinen, werde ich ihn ganz sicher lesen!

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Veröffentlicht am 05.07.2025

Ein wundervolles und kluges Kinderbuch

Arche Boa
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Während in der Bibel die Tiere auf der Arche Noah Zuflucht vor der Sintflut finden, so bietet angesichts von Klimawandel, Umweltverschmutzung und Zerstörung von Lebensraum der Luxus-Liner „Arche Boa“ Schutz ...

Während in der Bibel die Tiere auf der Arche Noah Zuflucht vor der Sintflut finden, so bietet angesichts von Klimawandel, Umweltverschmutzung und Zerstörung von Lebensraum der Luxus-Liner „Arche Boa“ Schutz – allerdings nur für ein Tier, das unter mehreren Anwärtern ähnlich einer Castingshow als Sieger gekürt werden soll. Zwölf Tiere bewerben sich auf den begehrten Platz und legen in Reimform dar, warum sie auf der Arche Boa leben möchten.

Die Reime sind sprachlich abwechslungsreich und gewitzt, und das Ganze augenzwinkernd mit dem aktuellen Castinghsow-Trend zu verbinden, ist eine tolle Idee. Dabei rutscht das Buch niemals ins Alberne ab, sondern hält perfekt die Balance zwischen ernstem Hintergrund und kurzweiligem Kinderbuch. Inhaltlich decken die zwölf Tiere eine breite Palette an Themen ab: Von Lichtverschmutzung über Plastik in den Meeren, Orientierungsproblemen von Walen aufgrund Schiffslärm, Erwärmung der Polarmeere und Überfischung bis hin zum Insektensterben aufgrund von Flächenversiegelung.

Sehr gut gefallen hat mir der Schluss: Ein unscheinbarer kleiner dreizehnter Gast ergreift das Wort und öffnet den Zuschauer:innen die Augen. Mit einem leidenschaftlichen Plädoyer zeigt er auf, dass echte Veränderung nur möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen und sich gemeinsam für ihre Zukunft einsetzen. Zugleich ermutigt das Buch die jungen Leser:innen, selbst aktiv zu werden.

Die Illustrationen unterstreichen den Text und sind farbenfroh gestaltet, allerdings sagt mir der Zeichenstil nicht so ganz zu und ist mir etwas zu grob. Das ist aber sicher Geschmackssache.

Die Leseempfehlung ist ab 5 Jahren, aber ich bin mir sicher, dass auch etwas ältere Kinder im Grundschulalter viel Spaß an dieser Geschichte haben und etwas Wichtiges für den Arten- und Klimaschutz lernen können.

Ich habe bei diesem Buch explizit nach Hinweisen zur Herstellung gesucht, weil ich sehen wollte, ob das Klimaschutzdenken auch bei der Produktion konsequent verfolgt wurde. Und auch hier passt alles, wie die Infobox auf der Rückseite zeigt: Gedruckt in Deutschland, nachhaltige Farben auf Pflanzenölbasis, lösungsmittelfreier Kleber, zertifiziertes Papier, keine Plastikfolie - perfekt!

Fazit: „Arche Boa“ ist ein ganz wunderbares, kluges Kinderbuch, das aus der Masse heraussticht. Ihm gelingt es auf geniale Weise, gleichzeitig ein Bewusstsein für die ökologischen Probleme unserer Zeit zu schaffen und durch Sprachwitz zu unterhalten. Genau so sollte ein Kinderbuch sein! Ich kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen!

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Veröffentlicht am 01.07.2025

Ein echtes Highlight!

National Geographic Kids - Jenseits der Unendlichkeit
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Ich erinnere mich noch sehr gut an den Start des Hubble-Teleskops in meiner Jugend, und als Familie von Naturwissenschaftlern finden wir natürlich die Erkenntnisse, die das James-Webb-Teleskop liefern ...

Ich erinnere mich noch sehr gut an den Start des Hubble-Teleskops in meiner Jugend, und als Familie von Naturwissenschaftlern finden wir natürlich die Erkenntnisse, die das James-Webb-Teleskop liefern kann, ganz besonders spannend. Auch mein Sohn (11) ist fasziniert von den detailreichen und atemberaubenden Bildern, die „Jenseits der Unendlichkeit“ enthält. Ob Polarlichter am Uranus oder galaktische Spiralnebel – dieses Buch macht einfach Lust auf Astronomie. Neben Weltraumaufnahmen erfährt man einiges über die Technologie an Bord des Teleskopes und über die speziellen Herausforderungen, die durch die extremen Bedingungen im All an die Technik gestellt werden. Auch hierzu gibt es tolles Bildmaterial. Eine Doppelseite enthält zudem einen kleinen Exkurs über die Geschichte der Teleskopie. Sehr gut gefallen hat mir, dass in kurzen Interviews auch vier Astronominnen bzw. Astrophysikerinnen zu Wort kommen. Die kleinen Anekdoten über Missgeschicke und Pannen bei der Entwicklung des James-Webb-Teleskopes fand ich sehr charmant, und sie zeigen den Kindern, dass Rückschläge auch in der Wissenschaft dazugehören und überwunden werden können.

Mein einziger kleiner Kritikpunkt sind die etwas wuchtig wirkenden sechseckigen Textboxen, die manchmal zudem etwas ungünstig platziert sind und Bildteile verdecken. Hier hätte ich mir eine etwas dezentere Gestaltung gewünscht.

Fazit: Ein wirklich faszinierendes Buch für die ganze Familie, das zum Entdecken und Diskutieren einlädt und ein perfektes Geschenk für alle jungen Weltraumfans!

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Veröffentlicht am 24.06.2025

Ein Leben in Co-Abhängigkeit

Vergiss mich
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In „Vergiss mich“ schreibt Alex Schulman über die Alkoholsucht seiner Mutter Lisette Schulman, die seine Kindheit und Jugend geprägt hat und ihn auch als Erwachsenen nicht loslässt. Über 30 Jahre hat es ...

In „Vergiss mich“ schreibt Alex Schulman über die Alkoholsucht seiner Mutter Lisette Schulman, die seine Kindheit und Jugend geprägt hat und ihn auch als Erwachsenen nicht loslässt. Über 30 Jahre hat es gedauert, bis Alex Schulman seine Mutter auf ihren Alkoholismus anspricht. Lisette blockt daraufhin komplett ab und die Mutter-Sohn-Beziehung droht daran zu zerbrechen. Sehr einfühlsam beschreibt Alex Schulman seine Gefühlswelt, seine Ängste, Sorgen, Trauer und auch Wut. Trotz allem, was seine Brüder und er durch die Sucht seiner Mutter mitgemacht haben, ist im Text eine tiefe Liebe zu seiner Mutter spürbar, verbunden mit dem Wunsch nach Verständnis und Versöhnung.

Immer wieder blickt Schulman zurück in seine Kindheit: Gesten, Blicke und typische Verhaltensweisen seiner Mutter rufen Erinnerungen an oft schmerzliche Begebenheiten hervor. Sehr klar zeigen sich hier die klassischen Zeichen der Co-Abhängigkeit: Alex übernimmt schon früh viel Verantwortung, kompensiert die Ausfälle seiner Mutter, hilft seiner Mutter, die Sucht nach außen hin zu vertuschen. Immer wieder fördern die Brüder und auch der Vater durch ihr Verhalten die Sucht geradezu. Besonders berührt hat mich hierbei, wie sehr Alex sich als Kind nach der Anerkennung seiner Mutter sehnt und darunter leidet, dass sie ihn immer wieder mit Missachtung straft. Generell handelt Lisette gegenüber Alex immer wieder hoch manipulativ, und in diesen Momenten fiel es mir tatsächlich sehr schwer, Mitgefühl für Lisette aufzubringen, und ich hätte Alex am liebsten wachgerüttelt, damit er hier eine klare Grenze zieht.

Noch immer wird Alkohol in unserer Gesellschaft mehrheitlich nicht als gefährliche Droge und Zellgift wahrgenommen, sondern gehört leider bei Feiern und häufig auch im Alltag ganz selbstverständlich dazu. „Vergiß mich“ zeigt, wie Alkohol das Leben des Süchtigen, aber auch seiner Familienangehörigen massiv beeinträchtigt und prägt, und das oft für den Rest des Lebens. Unbedingt lesenwert!

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Veröffentlicht am 13.06.2025

Herrlich!

Alles muss man selber falsch machen
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Ich kannte von Alena Schröder bisher nur ihre beiden Romane „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ und „Bei euch ist es immer so unheimlich still“. Da ich diese ganz wunderbar fand, ...

Ich kannte von Alena Schröder bisher nur ihre beiden Romane „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ und „Bei euch ist es immer so unheimlich still“. Da ich diese ganz wunderbar fand, war ich umso neugieriger auf die Kolumnensammlung, und schon der Titel ließ mich schmunzeln.

Die Texte sind direkt aus dem Leben gegriffen, viele der beschriebenen Situationen kommen einem aus dem eigenen Alltag bekannt vor. Alena Schröder nimmt sich selbst nicht zu ernst und schreibt mit entwaffnender Selbstironie, voller Humor und herrlich pointiert, so dass ich beim Lesen mehrmals laut musste, was bei mir eine absolute Seltenheit ist. Diese Kolumnen sind genau die richtige Lektüre, um sich zwischendurch eine kleine Auszeit zu gönnen und erzeugen sofort gute Laune. Ich hätte noch stundenlang weiterlesen können und hoffe sehr auf einen zweiten Band!

Von mir eine klare Leseempfehlung!

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