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Veröffentlicht am 30.01.2025

Wenn der letzte Espresso tödlich endet

Salute - Der letzte Espresso
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Mit "Salute – Der letzte Espresso" liefert Friedrich Kalpenstein einen vielversprechenden Auftakt zu seiner neuen Gardasee-Krimireihe. Der Roman kombiniert spannende Ermittlungen mit einer charmanten ...


Mit "Salute – Der letzte Espresso" liefert Friedrich Kalpenstein einen vielversprechenden Auftakt zu seiner neuen Gardasee-Krimireihe. Der Roman kombiniert spannende Ermittlungen mit einer charmanten Atmosphäre rund um den malerischen Gardasee und bietet einen interessanten Einblick in das Leben eines Auswanderers.

Im Zentrum der Handlung steht Paul Zeitler, ein ehemaliger Hauptkommissar aus München, der nach seiner Kündigung ein eigenes Café in Bardolino eröffnet hat. Doch seine Idylle wird jäh gestört, als ein Mord in seinem Café geschieht. Zeitler, der sich eigentlich vom Polizeidienst verabschiedet hat, kann nicht anders, als sich in die Ermittlungen einzumischen – sehr zum Ärger von Commissario Lanza, der den deutschen Auswanderer mit Argwohn betrachtet.

Kalpenstein gelingt es hervorragend, Spannung und Lokalkolorit zu verbinden. Die Beschreibungen des Gardasees und des italienischen Lebensgefühls lassen einen direkt in die Geschichte eintauchen. Gleichzeitig punktet der Roman mit einem originellen Ermittler: Paul Zeitler, der zwischen Kaffee und Kriminalfällen hin- und hergerissen ist, wirkt sofort sympatisch.

Ein kleiner Kritikpunkt wäre, dass ich gerne noch mehr Einblicke in die Sichtweise von Commissario Lanza gehabt hätte. Stattdessen wird viel Zeit darauf verwendet, die persönliche Geschichte von Paul Zeitler zu beleuchten, was dem Ganzen auf der anderen Seite einen sehr humorvollen Charakter gibt.

"Salute – Der letzte Espresso" ist ein Krimi, der nicht nur mit einem spannenden Fall, sondern auch mit liebenswerten Figuren und einer mediterranen Atmosphäre überzeugt. Ein Muss für Fans von Wohlfühlkrimis mit einer Prise Spannung – und für alle, die den Gardasee lieben.

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Veröffentlicht am 25.01.2025

Liebe gegen das System

Niemannswelt – Als ich mich verlor, habe ich dich gefunden
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Carina Bartsch entführt uns in "Niemannswelt – Als ich mich verlor, habe ich dich gefunden" in eine Zukunft, die ich gleichermaßen faszinierend wie beklemmend fand. Die Geschichte spielt im Jahr 2196 ...

Carina Bartsch entführt uns in "Niemannswelt – Als ich mich verlor, habe ich dich gefunden" in eine Zukunft, die ich gleichermaßen faszinierend wie beklemmend fand. Die Geschichte spielt im Jahr 2196 in einer Welt, die nach einer von Männern verursachten Katastrophe von Frauen regiert wird. Stichwort: Matriarchat. Die "Niemannswelt" ist ein streng kontrolliertes System, in dem Männer alle Rechte verloren haben und in Laboren für wissenschaftliche Zwecke und rein für die Fortpflanzung leben. Stattdessen wird eine Gesellschaft präsentiert, in der vom Bau, über Apothekerinnen bis hin zur Regierung jeder Mensch weiblichen Geschlechts ist, was natürlich das Familienleben entsprechend beeinflusst.

Im Mittelpunkt steht Zoe, eine junge Dozentin, die "Männliche Psychologie" an der Universität unterrichtet. Ihr Leben verläuft in geregelten Bahnen – bis der Tod ihrer Mutter und ein mysteriöser Brief ihre Welt ins Chaos stürzen. Zur gleichen Zeit erhält Zoe die Möglichkeit, in einem Labor zu arbeiten. Dort trifft sie auf Flynn, den ersten Mann, dem sie jemals begegnet ist. Flynn spricht mit niemandem, doch in den Gesprächen mit Zoe beginnt er, sich langsam zu öffnen.

Diese Begegnung verändert alles. Wie das halt so ist, wenn man plötzlich mit der realität konfrontiert wird, gerät Zoes gefestigtes Weltbild ins Wanken, und sie wird mit Gefühlen konfrontiert, die nicht existieren dürften. Zwischen einer strengen Gesellschaftsordnung, politischen Intrigen und persönlichen Geheimnissen entspinnt sich eine intensive Liebesgeschichte, die stärker ist als das System, in dem sie stattfindet.

"Niemannswelt" ist eine mutige Mischung aus Dystopie, Gesellschaftskritik und emotionaler Liebesgeschichte. Bartsch gelingt es meisterhaft, Themen wie Macht, Freiheit und die Grenzen der Menschlichkeit in einer packenden Erzählung zu verarbeiten. Ihre Geschichte lässt einen nicht los – sie regt zum Nachdenken an und berührt zugleich das Herz.

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Veröffentlicht am 25.01.2025

Gefühle als Gefahr

Liberantas
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Bist du schon mal in einer dunklen Gasse einem Menschen mit Flügeln begegnet? Nein?
Well, ich auch nicht.
Elainy allerdings schon: Als sie eines Tages plötzlich mit einer vollkommen fremden Welt und deren ...

Bist du schon mal in einer dunklen Gasse einem Menschen mit Flügeln begegnet? Nein?
Well, ich auch nicht.
Elainy allerdings schon: Als sie eines Tages plötzlich mit einer vollkommen fremden Welt und deren Wesen konfrontiert wird, kann sie es kaum fassen. Dabei hat sie so schon genug Probleme und mit ihren Gefühlen zu kämpfen.
In einer knallbunten neuen Welt bleiben ihre intensiven Emotionen nicht unbemerkt – vor allem nicht von den Inanis, den Hütern Liberantas mit ihren schimmernden Pfauenflügeln. Für sie stellt Elainy eine Gefahr dar, allen voran für Awan, der sie lieber heute als morgen aus dieser Welt verbannen würde. Doch zwischen Elainy und Awan entstehen zarte Bande, die das Schicksal beider gefährlich herausfordern. Denn in Liberantas kann Liebe mehr als nur Licht bringen – sie kann auch alles ins Wanken stürzen.
Larissa Braun entführt uns mit „Liberantas – Im Schatten der Erinnerung” in eine Welt, die lebendig und voller Magie ist. Doch was auf den ersten Blick traumhaft wirkt, offenbart düstere Tiefen. Der Schreibstil zeichnet sich durch eine dichte Atmosphäre aus, die jede Szene lebendig macht. Mit viel Liebe zum Detail lässt die Autorin Orte und Charaktere vor unserem inneren Auge entstehen. Auf 477 Seiten entfaltet sich eine Geschichte über Liebe, Verlust und die Frage, wie viel Licht es braucht, um die dunkelsten Schatten zu vertreiben.
Die Story hat mich von Anfang bis Ende gefesselt, und die Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen. Es war ein echtes Vergnügen „Liberantas" zu lesen. Band zwei erscheint bereits nächsten März, daher muss ich auch nicht mehr all zu lange auf die Fortsetzung warten.

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Veröffentlicht am 12.01.2025

Lebensbilanz

Über Leben
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Hanno Rinke liefert mit „Über Leben“ eine tiefgründige und berührende Lebensbilanz, die über das rein Autobiografische hinausgeht. Das Buch erstreckt sich über mehr als 150 Jahre Familiengeschichte und ...

Hanno Rinke liefert mit „Über Leben“ eine tiefgründige und berührende Lebensbilanz, die über das rein Autobiografische hinausgeht. Das Buch erstreckt sich über mehr als 150 Jahre Familiengeschichte und erzählt von Brüchen, Widersprüchen und dem unermüdlichen Streben nach Glück und Sinn. Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der Erzählstränge: Von preußischer Strenge bis zur polnisch-jüdischen Herkunft, von persönlichen Verlusten bis zu gesellschaftlichen Umbrüchen ist vieles dabei.

Die zentrale Botschaft des Buches, dass das Streben nach Veränderung und die Akzeptanz des Vergänglichen essenziell für Zufriedenheit sind, regt zum Nachdenken an. Rinkes Schreibstil ist dabei angenehm fließend, philosophisch, aber nicht belehrend.

Besonders gelungen fand ich die Symbolik der Straße Am Teich in Othmarschen, die wie ein roter Faden durch das Buch führt und als Anker für all die Veränderungen dient, die Rinkes Leben geprägt haben. Es gibt dem Leser das Gefühl, dass es trotz aller Bewegtheit einen festen Punkt geben kann, der bleibt.

Das Buch wird außerdem immer wieder mit Familienfotos und Bildern aufgelockert.

„Über Leben“ ist ein Buch für alle, die sich mit ihrer eigenen Herkunft, dem Thema Veränderung und der Suche nach Sinn auseinandersetzen wollen. Es lädt dazu ein, die eigene Lebensbilanz zu ziehen – und vielleicht etwas Neues darin zu finden.

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Veröffentlicht am 06.01.2025

Zwischen Menschen und Maschinen

Die Augen der Medusa
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Mit ihrem Debüt „Der ewige Palast“ entführt Emilie von Drachenfels die Leser in die düstere Welt von Etherion – eine Stadt, die sich in einer faszinierenden Mischung aus Steampunk und Endzeitstimmung präsentiert. ...

Mit ihrem Debüt „Der ewige Palast“ entführt Emilie von Drachenfels die Leser in die düstere Welt von Etherion – eine Stadt, die sich in einer faszinierenden Mischung aus Steampunk und Endzeitstimmung präsentiert. Die Autorin entwirft ein bedrückendes Setting, in dem der Übergang zwischen Mensch und Maschine längst fließend geworden ist. Besonders beeindruckend fand ich die Idee, dass die Bewohner der Stadt sich Technologie wortwörtlich einverleiben und ihre Körper mit Metallteilen und mechanischen Hilfsmitteln ergänzen – eine verstörend greifbare Darstellung des Fortschritts, der längst außer Kontrolle geraten ist, was im Endeffekt den Haupthandlungsstrang darstellt.

Doch nicht nur die technische Seite der Geschichte zieht in ihren Bann. Ein weiterer zentraler Handlungsstrang ist der Zustrom von Flüchtlingen, der die Stadt in eine politische und moralische Krise stürzt. Dieses Thema verleiht dem Roman eine erschreckende Aktualität, denn auch unsere heutige Gesellschaft sieht sich ähnlichen Herausforderungen gegenüber. Die Autorin schafft es, die Ängste und Spannungen innerhalb Etherions spürbar zu machen und regt zum Nachdenken über Toleranz, Moral und den Preis des Fortschritts an.

Der Schreibstil von Emilie von Drachenfels zeichnet sich durch eine farbenprächtige Sprache. Mit einer Fülle detailreichen Beschreibungen erschafft sie eine Welt, die verschwenderisch bunt und atmosphärisch dicht wirkt. Diese bildhafte Sprache hat jedoch ihre Tücken: An manchen Stellen wirkt die Geschichte überfrachtet, und weniger Umschreibungen hätten vielleicht zu einem flüssigeren Lesestil beigetragen. Ebenso gibt es einige langatmige Passagen, die meinen Lesefluss gehemmt haben. Hier hätte der Text ein wenig Straffung gut vertragen.

Ein weiterer Kritikpunkt sind kleinere Lektoratsfehler und abrupte Übergänge zwischen den Handlungssträngen. Manchmal fehlten erklärende Zwischenschritte, wodurch der Plot an diesen Stellen etwas sprunghaft wirkte. Mit mehr Fokus und Feinschliff hätte das Buch noch runder wirken können.

„Der ewige Palast“ ist ein eindrucksvolles Debüt, das mit seiner düsteren Steampunk-Welt und seiner gesellschaftlichen Relevanz überzeugt. Trotz einiger Schwächen in Stil und Erzählweise bietet es eine spannende, tiefgründige Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Wer dystopische Welten mag und sich von einem kritischen Blick auf Technik und Gesellschaft fesseln lassen möchte, wird hier fündig.

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