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Veröffentlicht am 01.12.2022

Einblick ins chinesische Viertel Hamburgs

Die Hafenärztin. Ein Leben für das Recht auf Liebe (Hafenärztin 3)
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Nachdem ihre Praxis in Hamburg niedergebrannt ist, begibt sich die Ärztin Anne nach London, wo sie manche Dinge aus ihrem früheren Leben regelt. Sie nimmt wieder ihren ursprünglichen Namen, Anne van der ...

Nachdem ihre Praxis in Hamburg niedergebrannt ist, begibt sich die Ärztin Anne nach London, wo sie manche Dinge aus ihrem früheren Leben regelt. Sie nimmt wieder ihren ursprünglichen Namen, Anne van der Zwaan an und reist zurück nach Hamburg. Dort kümmert sie sich vorwiegend um benachteiligte Frauen. Unter anderem versorgt sie Prostituierte in Bordellen. Dabei wird sie in einem chinesischen Bordell Ohrenzeugin des Mordes an einer jungen chinesischen Prostituierten. Die Leiche des jungen Mädchens wird beiseite geschafft. Anne vertraut sich der Polizei an. Berthold Rheydt, der daran ist, den Mord eines Chinesen, der in einem Weinfass tot aufgefunden wurde, aufzuklären, ermittelt nun im Chinesischen Viertel.
Helene Curtius hat ihre Ausbildung als Lehrerin abgeschlossen und hat einen ersten Arbeitsvertrag an einer Schule. Lehrerinnen dürfen nicht heiraten. Ihre Beziehung zu Berthold Rheydt wird zunehmend inniger, was Fragen bezüglich ihrer Berufstätigkeit aufwirft.
Ich habe die vorherigen Bände bereits gelesen und fand es sehr angenehm, wieder an die Handlung erinnert zu werden. Dieser Band ist für sich alleine lesbar. Allerdings werden die Mörder der ersten beiden Bände verraten, weshalb ich empfehle, die Reihenfolge einzuhalten.
Die Charaktere fand ich wiederum glaubhaft dargestellt. Einzig bei Franz Hopp, dem Ehemann von Helenes Freundin Paulina, hatte ich meine Probleme. Ich finde ihn etwas übertrieben boshaft gezeichnet. Sehr spannend waren die Verwicklungen von Annes Vater, Roger van der Zwaan, in der Welt des chinesischen Viertels.
Das Liebesgeturtel zwischen Helene und Berthold hätte für mich ruhig etwas knapper gehalten sein können, dafür fand ich die Einblicke in das Leben im chinesischen Viertel sehr interessant.
Von mir erhält dieses Buch 4 Sterne und eine Empfehlung für Liebhaber:innen von historischen Kriminalromanen.

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Veröffentlicht am 26.10.2022

Liebe, Flucht, Verrat – Die Geschichte zweier Familien

Feldpost
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Im Roman „Feldpost“ erzählt Mechtild Borrmann die Geschichte zweier Familien und die Geschichte eines Hauses in zwei Zeitebenen. Wir sind einmal in den Jahren 1935 bis 1945. Wir haben einmal den Apotheker ...

Im Roman „Feldpost“ erzählt Mechtild Borrmann die Geschichte zweier Familien und die Geschichte eines Hauses in zwei Zeitebenen. Wir sind einmal in den Jahren 1935 bis 1945. Wir haben einmal den Apotheker Hermann Mertens mit seiner Frau Sophia und den Kindern Richard und Dietlind. Sie sind befreundet mit Familie Kuhn. Gerhard Kuhn hat ein Fuhrunternehmen und seine Frau Katharina führt den Haushalt. Ihre Kinder heißen Albert und Adele.
Gerhard bekommt Schwierigkeiten aufgrund Hitler-feindlichen Äußerungen. Er wird verhaftet und muss für zwei Jahre ins Gefängnis. Während der Zeit geht es finanziell bergab mit dem Fuhrgeschäft. Die Familie lebt vom Gehalt, das Adele verdient, weil sie die Schule abbricht und in einem Rüstungswerk im Büro arbeitet. Die Kinder Albert und Adele sind mit Richard Mertens eng befreundet. Albert und Richard nehmen beide ein Studium auf und leben fortan in Göttingen.
Als Gerhard aus dem Gefängnis kommt, dauert es nicht lange und er steckt erneut in Schwierigkeiten. Er beschließt mit seiner Frau Katharina vorerst nach Frankreich zu fliehen. Albert und Adele bleiben in Deutschland. Die Familie denkt, dass der Spuk mit den Nationalsozialisten bald vorbei ist.
In einer anderen Zeitschiene, um 2000 lernen wir die Anwältin Cara Russo kennen. Sie erhält von einer älteren Dame eine Tasche voller alter Dokumente, die einer Adele Kuhn gehören sollen, die aber nicht mehr an ihrem letzten gemeldeten Ort gefunden werden konnte. Cara ist sehr schnell interessiert und stellt Nachforschungen an. Dabei stößt sie auf die Geschichte der Familien Mertens und Kuhn.
Ich fand den Roman sehr interessant zu lesen. Durch die Perspektivwechsel und die unterschiedlichen Zeiten wird die Spannung hochgehalten. Die Sprache ist direkt und sehr angenehm zu lesen. Ein gefühlvoller Roman von Liebe, Flucht, Verrat. Ich habe es gerne gelesen.
Von mir erhält der Roman 4 Sterne.



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Veröffentlicht am 26.09.2022

Ein verhängnisvoller Polizeieinsatz

Bullauge
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Der Polizist Kay Oleander wird bei einem Einsatz bei einer Demonstration von einer Bierflasche am Auge so unglücklich getroffen, dass er auf dem einen Auge erblindet. Er ist krank geschrieben und wirdvoraussichtlich ...

Der Polizist Kay Oleander wird bei einem Einsatz bei einer Demonstration von einer Bierflasche am Auge so unglücklich getroffen, dass er auf dem einen Auge erblindet. Er ist krank geschrieben und wirdvoraussichtlich später in den Innendienst versetzt. In dieser Phase der Selbstfindung trifft er auf die Frau, Silvia Glaser, die vermutlich die Bierflasche geworfen hat. Auch sie ist versehrt, da sie sich bei einem Fahrradunfall am Bein verletzt hat. Der Unfall wurde laut ihrer Aussage von einem Polizeiwagen verursacht, wurde aber nie als solchen anerkannt.
Silvia hat Bekannte, die sich in rechtsextremen Kreisen umtreiben. Man wirbt um sie, dass sie in eine Partei eintritt und sich bei einer Aktion einbringt. Um was für eine Aktion es sich handelt, ist ihr jedoch nicht klar.
Ich bin von diesem Roman leider etwas enttäuscht. Was ich für die Handlung wissen musste, war nach 50 Seiten mehr oder weniger klar. Danach zieht sich der Roman in die Länge. Der Schluss kommt dann sehr plötzlich. Der Roman greift eine sehr wichtige aktuelle Problematik auf. Die möchte ich aber nicht verraten, weil das die Spannung nehmen würde.
Sprachlich ist der Roman sehr schön zu lesen. Ich mag Anis leisen Töne. Werde aber in Zukunft wieder eher zu den Krimis greifen, weil ich etwas Spannung zur Unterhaltung brauche.
Von mir erhält der Roman 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Ein neuer Star unter den Forensik Thrillern

Wer mit den Toten spricht
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Bevor ich mich zum Inhalt dieses Buches äußern kann, muss ich einfach etwas zum Cover sagen. Was für eine tolle Gestaltung. Farblich passt das Cover haargenau zum Inhalt des Buches. Und die Haptik! Es ...

Bevor ich mich zum Inhalt dieses Buches äußern kann, muss ich einfach etwas zum Cover sagen. Was für eine tolle Gestaltung. Farblich passt das Cover haargenau zum Inhalt des Buches. Und die Haptik! Es ist einfach wunderschön, dieses Buch in den Händen zu halten.
Die Protagonistin dieser Serie der Autorin A.K.Turner heißt Cassie Raven. Sie ist eine junge Assistentin in der Gerichtsmedizin. Ihr Äußeres ist für die Umgebung wohl eher ungewöhnlich. Aber genau durch ihren wohl dosierten Gothic Style findet sie Zugang zu Menschen, zu Angehörigen von Verstorbenen, die sie sonst nicht so leicht erreichen könnte. Was Cassie auszeichnet ist, dass sie einen ganz besonderen Respekt vor den Verstorbenen hat und diese liebevoll behandelt und engen und warmen Kontakt zu den direkten Angehörigen pflegt. Eine ausgesprochen spannende und frische Protagonistin.
Im vorliegenden Band geht es um mehrere Verstorbene, die Haupthandlung dreht sich allerdings um Cassies Vergangenheit. Sie glaubt bisher, ihr Vater sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen und erfährt, dass er all die Jahre im Gefängnis saß für den Mord an ihrer Mutter. Zusammen mit der jungen Polizistin Phyllida Flyte versucht sie die Hintergründe ihrer jung verstorbenen Mutter zu erforschen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen. Die Kapitel sind recht kurz und durch Wechsel der Perspektiven wird die Spannung durchgehen hoch gehalten.
Was mir sehr gut gefallen hat, ist der Schauplatz. Cassie wohnt im Londoner Stadtbezirk Camden. Wer London liebt, kommt mit diesem Thriller voll auf seine Kosten. Die Stadtquartiere, Straßen, Kanäle und die neblige Stimmung sind wunderbar eingefangen.
Für das volle Lesevergnügen empfehle ich die Serie in der vorgesehenen Reihenfolge zu lesen. Dieser zweite Band kann aber auch ganz gut isoliert gelesen werden, weil die nötigen Informationen aus dem Serienstart eingeflochten werden. Wer also die Spannung des ersten Band es „Tote schweigen nie“ volle auskosten möchte, sollte damit beginnen. .
Ich werde mir den nächsten Band möglicherweise im englischen Original besorgen, damit ich nicht so lange warten muss.
Von mir erhält dieses Buch 5 Sterne und eine uneingeschränkte Empfehlung für Forensik-Thriller Liebhaber*innen.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Köln in den 50 er Jahren, Trauer, Verlust, Gefühle und noch viel mehr

Findelmädchen
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„Findelmädchen“ ist die Fortsetzung des Romans „Trümmermädchen“ von Lilly Bernstein, der mein Lesehighlight 2020 war. Mit viel Vorfreude habe ich mich an die Lektüre gemacht und wurde nicht enttäuscht. ...

„Findelmädchen“ ist die Fortsetzung des Romans „Trümmermädchen“ von Lilly Bernstein, der mein Lesehighlight 2020 war. Mit viel Vorfreude habe ich mich an die Lektüre gemacht und wurde nicht enttäuscht.
In diesem Band geht es vorwiegend um die beiden Kinder Helga und Jürgen, die schon in „Trümmermädchen“ eine kleine Rolle spielten. Die beiden Kinder wurden zusammen mit anderen 1948 in Köln von einem französischen Ehepaar aufgefunden und auf ihren Bauernhof in Frankreich gebracht, wo sie in einer liebevollen Familie aufwuchsen. Doch 1955 passiert das Unerwartete. Sie werden mit Hilfe des Kindersuchdienstes des Roten Kreuzes von ihrem Vater gefunden, der erst vor Kurzem aus der russischen Gefangenschaft nach Köln zurückgekehrt ist.
Jürgen und Helga machen sich mit dem Zug auf den Weg und ziehen bei ihrem Vater ein. Von ihrer Mutter fehlt jede Spur und die beiden Kinder haben leider auch keine Erinnerungen an ihre frühe Kindheit im Krieg und in den Trümmern.
Der Roman erzählt, wie Jürgen und Helga in Köln heimisch werden. Wir sind mitten in den aufregenden Fünfziger Jahren. Im Wohnhaus von Helga wird eine Milchbar eröffnet. Es wird Rock ’n’ Roll gehört, getanzt, sich verliebt. Helga besucht eine Haushaltungsschule und muss dafür ein Praktikum in einem Kinderheim machen, wo sie mit schwarzer Pädagogik in ihrer vollen Härte konfrontiert wird.
Der Roman „Findelmädchen“ ist mir wirklich ans Herz gegangen. Ich konnte sehr gut mit Helga mitfühlen. Zwischendurch war er vielleicht etwas sehr absehbar, aber dennoch sehr schön zu lesen.
Die Sprache fand ich sehr angenehm, ich konnte auch nach Feierabend, mit einem müden Kopf, sehr leicht in Helgas Welt eintauchen und habe die Lektüre ausgesprochen genossen.
Der Roman kann sehr gut isoliert gelesen werden. Wer aber zum Vornherein denkt, dass ihr das „Findelmädchen“ gefallen wird, der empfehle ich für den optimalen Lesegenuss, zuerst das „Trümmermädchen“ zu lesen.
Bisher mein Lesehighlight 2022. Von mir erhält dieser Roman 5 Sterne.

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