Profilbild von Sioux

Sioux

Lesejury Star
offline

Sioux ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sioux über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2018

Witzig, verbohrt, Lila

Mein (nicht ganz) perfektes Leben
1

Ich muss zugeben, wäre ich nicht beim Leserundenstöbern auf das Buch gestoßen und hätte dadurch den Klappentext gelesen, dass hätte ich das Buch wohl nicht angerührt. Nicht dass das Cover hässlich wäre, ...

Ich muss zugeben, wäre ich nicht beim Leserundenstöbern auf das Buch gestoßen und hätte dadurch den Klappentext gelesen, dass hätte ich das Buch wohl nicht angerührt. Nicht dass das Cover hässlich wäre, aber es entspricht nicht so unbedingt meinem sonstigen Geschmack an Büchern. Von "Frauenromanen", wie ich Bücher nenne, die von reiferen Frauen mit reiferen Problemen handeln. Nachdem ich aber den Klappentext gelesen hatte, konnte ich dieses Buch diesem Genre nicht mehr so ganz zuordnen und jetzt weiß ich auch, dass man im Kontext "Lila" nie das Wort "reif" benutzen würde.

Also will ich auch euch den Klappentext zu "Mein (nicht ganz) perfektes Leben" nicht vorenthalten:

Die Liebe ist ein Hirngespinst!

Lila wollte ihren Ex nicht anfahren. Das war ein Unfall. Ehrlich! Obwohl. verdient hat er es schon. Schließlich zerstört seine kleine Affäre Lilas gesamten Lebensplan. Nun muss sie wieder von vorn anfangen. Und das ein Jahr vor der Deadline - ihrem dreißigsten Geburtstag.

Doch dann trifft Lila auf Fred, ihren neuen Nachbarn. Die beiden könnten kaum unterschiedlicher sein: er der introvertierte Brummbär; sie der Wirbelwind, der sein Leben nach Plan leben will. Trotzdem entwickelt sich zwischen Lila und Fred eine Freundschaft, und es stellt sich heraus, dass sie mehr gemeinsam haben als auf den ersten Blick erkennbar: Die Liebe gleicht bei ihnen immer einem Desaster. Ein Grund, sie hartnäckig zu umgehen.

Doch ausgerechnet bei ihrem neuen Job lernt Lila den perfekten Mann kennen. Der attraktive Unternehmer Marcel ist völlig anders als Fred, so kultiviert und charmant. Moment - wieso denkt sie plötzlich so häufig über ihren Nachbarn nach?

Zum Cover:

Wie schon gesagt, finde ich es zwar ganz schön, aber nicht so besonders ansprechend. Es verweist nicht auf die Geschichte und sagt somit nicht wirklich etwas aus.

Zum Schreibstil:

Den Schreibstil fand ich sehr locker und leicht zu lesen und vor allem war er sehr lustig. Ich fand es bemerkenswert, wie gut die Autorin zwei so unterschiedliche Charaktere trotzdem beide mit viel Witz ausstatten konnte. Zudem sind die 15 Kapitel plus Epilog wirklich schnell lesbar.

Die Charaktere:

Sarah Binder hat hier zwei sehr unterschiedliche Charaktere geschaffen und ich denke, dass ist auch das Highlight des Buches. Lila lernt man gleich zu Anfang als etwas verquer, flippig und unreif kennen. Sie ist stur und macht, was sie sich in den Kopf gesetzt hat. Ich empfand ihre Art allerdings nicht als nervig, wie ich es schon oft gelesen habe. Für mich war Lila einfach so und es passte gut zur Geschichte. Sie bringt Leben hinein und lockt Fred hervor, den ich besonders lieben gelernt habe. Fred ist ein ganz anderer Typ Mensch. Er ist eigenbrödlerisch, stets brummig und sparsam mit seinen Worten, während Lila immerzu dahinplappert. Fred ist dabei aber auch unheimlich ehrlich, kann mit einem Satz zum Ausdruck bringen, was er denkt und hat ein paar Probleme damit, sich auf Gefühle einzulassen. Ich fand ihn super. Er wächst einem sofort ans Herz. Schon allein wegen ihm hat es sich für mich gelohnt, das Buch zu lesen.

Zur Geschichte allgemein:

Die Idee der Geschichte fand ich ganz gut. Durch den eingefügten Hintergrund der Charaktere hatte sie Tiefe und war nicht nur eine fixe Idee. Es geht auf und ab und auch, wenn für mich nicht so recht Spannung aufgebaut wurde, weil ich eigentlich immer nur darauf gewartet habe, dass Lila es kapiert, habe ich die Geschichte interessiert verfolgt. Ich fand vor allem das Setting, in die die Charaktere eingebunden waren sehr passend und durch Lila geschehen tatsächlich oft unvorhersehbare Ereignisse. Allerdings wird auch über vieles nur berichtet. So springt die Geschichte zwischen den Kapiteln gerne. Schön fand ich es dann aber wieder, dass Marcel, dem ich eigentlich anfangs eine größere Rolle zugedacht hätte, erst gegen Ende auftaucht. So wird die Freundschaft zwischen Lila und Fred mehr in den Vordergrund, was viel Gefühl in die Geschichte brachte.

Kritik:

Um Lilas Motive für ihr Vorgehen in Bezug auf Männer wird das ganze Buch hinweg ein großes Geheimnis gemacht. Letztendlich hat mich die Lüftung dieses etwas enttäuscht, weil de Lösung dann doch schon immer wieder zu offen dargelegt wurde und es so keine große Überraschung mehr war. So ärgert man sich dann natürlich umso mehr, dass Lila die Welt deswegen so kompliziert macht.

Fazit:

Das Buch kann man gut zwischendurch lesen. Besonders die Charaktere machen für mich diese Geschichte aus. Zudem hat man immer wieder etwas zu lachen und kann gerne etwas mit Fred mitleiden. Ich empfehle es allen, die etwas leichtes, lockeres suchen.

4 von 5 Sterne von mir.

Vielen Dank an den beHEARTBEAT-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Liebe Grüße

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Gefühl
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 23.06.2018

Das Leben ist zu kurz, um Zeit zu verschwenden

Kiss and keep - Glücklich nur mit dir
1


Zum Inhalt:

Am ersten Tag am College trifft Kiersten auf den Starquarterback Weston Michels. Trotz ihres bisher etwas unglücklich verlaufenden Lebens, fühlt sich die schüchterne Kiersten sofort zu dem ...


Zum Inhalt:

Am ersten Tag am College trifft Kiersten auf den Starquarterback Weston Michels. Trotz ihres bisher etwas unglücklich verlaufenden Lebens, fühlt sich die schüchterne Kiersten sofort zu dem unwiderstehlichen Weston hin. Darauf folgen viele erste Male, die beide auf ihre Art und Weise ins Leben zurückführen. Doch in Westen tobt etwas viel Dunkleres. Wird ihre Liebe das überstehen?

Zum Buch:

Wie ich es gewohnt bin, ist der Schreibstil flüssig und gut zu lesen. Die Charaktere sind witzig und gleichzeitig sehr gefühlvoll. Die ein oder andere Aussage hat mich zwischendurch ziemlich umgehauen und/oder zum Nachdenken gebracht. Die Autorin macht die Charaktere hier zu Figuren, bei denen ihre Geschichte gar nicht so wichtig ist, davon erfährt man auch nicht so viel, stattdessen geht es viel mehr darum, diese Figuren auf einer viel tieferen Ebene zu Wort kommen zu lassen. Bei Gabe ist es ihr besonders gut gelungen und so tragen auch die Nebencharaktere hier zu einer sehr emotionalen Geschichte bei.

Zu Anfang habe ich gedacht: Das geht jetzt aber etwas schnell. Umso weiter ich jedoch gelesen habe, desto mehr habe ich die Geschichte verstanden und dann fand ich die schnell fortschreitende Handlung einfach nur passend. Es geht eben darum, dass nur wenig Zeit bleibt, dann ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Weston zu Anfang sehr voran prescht. Weiter konnte ich mich außerdem gut in die Geschichte einfühlen, sodass man hier einfach von der ersten, und damit ja bekanntlich, stärksten Liebe liest, die nicht immer ganz vernünftig voranschreitet. Es fügt sich hier alles ganz gut zusammen.

Ich wollte nicht den coolen und distanzierten Typen spielen, den, der alle Zeit der Welt hatte. Weil mir klar war, dass ich eben nicht alle Zeit der Welt hatte. Und ich wollte jeden verdammten Moment festhalten, bevor es zu spät war. (S. 90)

Das Thema des Buches sollte eigentlich schwer und unheimlich traurig sein und das ist es auch auf so manche Art. Die Autorin schafft es hier aber dem Thema die nötige Würde zu zusprechen und gleichzeitig eine witzige und charmante Geschichte zu erschaffen, die vor tieferen Gedanken nur so strotzt. Ich glaube es wäre für mich gar nicht so schlimm gewesen, wenn das Ende anders ausgegangen wäre, denn dem Leser wird vorher schon so viel anderes vermittelt. Eben dass das Leben noch mehr bereit hält und genutzt werden sollte.

Der Epilog war für mich zunächst jedoch sehr verwirrend. Ich persönlich mag es auch nicht gerne, wenn der Geschichte schon so viel vorweggenommen wird. Da wäre es glaube ich besser gewesen diesen wegzulassen, um wie Kiersten zunächst in Unwissenheit zu schweben. Sowas belebt die Geschichte dann ja doch nochmal.

Natürlich muss man zu dieser Geschichte sagen, dass sie auf ein Happy End hinausläuft und entsprechend manchmal etwas kitschig rüberkommt. Ich kenne mich nicht gut genug mit der Krankheit aus, aber ich würde mal sagen, dass es doch etwas realitätsfern am Ende wird. Bis dorthin jedoch fand ich es sehr gut erzählt.

(Das Cover habe ich nicht recht verstanden. Ich habe zunächst an einen Boxer als Hauptprotagonist gedacht? Oder ist das zu weit hergeholt?)

Fazit:

Alles in allem habe ich die Geschichte von Kiersten und Weston sehr gern gelesen und die Charaktere unheimlich schnell ins Herz geschlossen. Dieses Buch bringt einen auf jeden Fall zum Nachdenken. Romantisch, gefühlvoll, süß, witzig und tiefgehend, so würde ich es beschreiben. Zwischendurch einfach etwas kitschig. Auf jeden Fall ein Buch, dass man in einem durchlesen kann.


Liebe Grüße

Veröffentlicht am 06.04.2024

Absolutes Wohlfühlbuch mit Suchtfaktor!

Because of You I Want to Stay
0

Schreibstil:
Die Autorin Nadine Kerger schreibt wirklich sehr schön locker und leicht, flüssig und wohlig. Ich war sofort in der Geschichte drin, konnte alles super nachvollziehen, habe mitgefiebert und ...

Schreibstil:
Die Autorin Nadine Kerger schreibt wirklich sehr schön locker und leicht, flüssig und wohlig. Ich war sofort in der Geschichte drin, konnte alles super nachvollziehen, habe mitgefiebert und habe die Beschreibungen des Ortes und der Menschen dort geliebt. Es ist alles unheimlich fassbar und kommt sehr natürlich rüber. Eine absolute Wohlfühlstimmung, die einen schnell in ihren Bann zieht und nicht mehr loslässt.

Zur Geschichte allgemein:
Die Handlung beginnt gleich mit der Reise nach Martha’s Vineyard. Josies Vergangenheit erfahren wir so nur durch gestreute Bemerkungen in Gesprächen. Erst hatte ich noch die Befürchtung, dass mir das zu wenig ist, aber tatsächlich war es so klug gemacht, dass man Josie dennoch sehr schnell sehr gut kennengelernt hat und auch ihre Vergangenheit schnell begreifen konnte. Eigentlich ist es nämlich ganz einfach: Josies Eltern hatten in ihrem Leben bisher nicht allzu viel Zeit für ihre Tochter und ihr Exfreund hat mit ihr zusammengearbeitet, bis er schließlich mit ihr Schluss gemacht hat. Statt sich jetzt aber fallen zu lassen, freut Josie sich auf das, was kommt und nimmt den kleinen Ort auf der Insel mit all ihren Sinnen auf. Das macht sie gleich unheimlich sympathisch. Auch die Lovestory lässt nicht lange auf dich warten. Es ist eine Art von „Liebe auf den ersten Blick“. Nur wird danach natürlich alles kompliziert. Was ich gut fand: es wird nicht künstlich dramatisiert. Obwohl es eine Art von „Forbidden Love“ ist, wird es nicht so Romeo-und-Julia-like. Blake und Josie gehen einfach langsam vor. Lernen sich kennen. Und lieben.

Also zunächst noch einmal zu Blake. Macht euch schonmal darauf gefasst, dass ihr hier drei tolle, sexy Brüder kennenlernt, die alle absolutes Boyfriend-Material sind. Blake ist der Älteste und auch der, mit der meisten Verantwortung. Das merkt man natürlich in seinem Alltag. Er ist aber auch ein sehr gefühlvoller, sich kümmernder Mensch. Und er hat seine Hobbys und Interessen. Perfekt eigentlich, jedenfalls für mich, denn er kann Verantwortung übernehmen, hat sein eigenes Leben und ist dennoch bereit, Teile dafür für seine Freundin aufzugeben bzw. zu teilen. Ich mochte es, wie er auch seine Schwächen eingesteht, seine Vergangenheit mit Josie teilt und fast immer im richtigen Moment auf Josie zugeht, um unnötiges Drama zu vermeiden. Klar, ein paar ungeklärte bzw. verzwickte Situationen gibt es trotzdem zwischen ihnen, denn irgendwoher muss die Spannung ja kommen. Aber es war eine sehr schöne Spannung. Eine Spannung, die sich auf die Ungewissheit bezieht: Sind wir jetzt ein Paar oder nicht? Empfindet er/sie das Gleiche für mich wie ich für sie/ihn? Was fühle ich für sie/ihn? Es war genau die richtige Mischung aus Schmetterlinge im Bauch, Zweifeln und Herzschmerz.

Der Handlungsverlauf hatte so keinerlei Längen für mich, sondern ließ sich flüssig durchlesen. Ganz nebenbei lernt man nicht nur Josie und Blake lieben, sondern auch die anderen Figuren. Fynn und Jacob, die anderen beiden Brüder, Wendy, Hannah und ihre Granny und all die anderen in dem kleinen Dorf, die es zu einem Wohlfühlort machen. Ganz allgemein gab es super viele schöne Beschreibungen und auch Szenen, die aus der Umgebung gegriffen waren, sodass das Setting jederzeit präsent war und seine Wirkung entfalten konnte. Das hat mir sehr gut gefallen.

Weiter hat mir sehr gut gefallen, wie leicht die Protagonisten hier Tiefe bekommen haben. Ja, in anderen Büchern hätte ich wahrscheinlich gesagt, dass die Hintergrundstorys noch etwas weitreichender hätten behandelt werden müssen. Hier waren sie aber nur das: der Hintergrund. Und eigentlich gar nicht so wichtig für die Story, bis die Vergangenheit und das, was sie unterbewusst mit einem gemacht hat, Blake und Josie einholt. Das kam bei beiden für mich an einer total passenden Stelle und fügte sich super in den Gesamtzusammenhang. Für mich war es der Clou zur passenden Tiefe für die Geschichte, die alles erst richtig rund gemacht hat, weil es die Entwicklung der Charaktere aufgezeigt hat. Dazu passte dann auch das Ende richtig gut.

Im Epilog gibt es dann nochmal einen kleinen Ausblick in die Zukunft. Super süß und genau das, was ich mir für die beiden gewünscht habe. Es gibt noch ein paar offene Themen, die aber, denke ich, durch die Geschichten der Brüder erzählt werden. Deshalb und einfach, weil das Setting und die anderen Figuren so schön und sympathisch sind, freue ich mich schon unheimlich auf die nächsten Bände!

Fazit:
Ein absolutes Wohlfühlbuch, das sich mit Leichtigkeit durchsuchten lässt. Das Setting ist wunderschön und ist sehr präsent, die Figuren sind sehr sympathisch und neigen nicht zum Überdramatisieren. Also kein genervtes Augenverdrehen trotz Klischees, sondern pures Vergnügen. Ich habe jede Seite genossen und war mit dem Gesamtpaket mehr als zufrieden. Die nächsten Bände werde ich auf jeden Fall lesen!

5 von 5 Sterne von mir.

3 Gründe, weshalb du dieses Buch lesen solltest:
1. Du suchst nach einem absoluten Wohlfühlbuch.
2. Du willst dich nicht nur in die Protagonisten, sondern auch in das Setting verlieben.
3. Du suchst nach einem schnelllesigen Buch, mit genug träumerischer Spannung.
On top: Absolute Empfehlung als Buch für den Sommer!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2024

Starker Anfang, schwacher Verlauf

Godkiller
0

Zum Schreibstil:
Ich habe überraschend gut in die Geschichte reingefunden. Der Schreibstil ist schnörkellos und eher ruhig. Dadurch, dass längere Beschreibungen aber wegfallen, geht es trotzdem gut voran. ...

Zum Schreibstil:
Ich habe überraschend gut in die Geschichte reingefunden. Der Schreibstil ist schnörkellos und eher ruhig. Dadurch, dass längere Beschreibungen aber wegfallen, geht es trotzdem gut voran. Es wird aus mehreren Perspektiven in relativ kurzen Kapiteln erzählt. Dadurch erlangt man Einblick in mehrere Figuren. Dennoch blieb einem der Zugang zu Gefühlen und die Gedankenwelt der Figuren verwehrt. Es wirkte etwas emotionslos und unpersönlich geschrieben. Für die Geschichte an sich war das kein Problem, weil die auch ohne Emotionen zurechtkommt, für die Beziehungen zwischen den Figuren und die Tiefe der Handlung stellte dieser praktisch veranlagte Schreibstil aber ein Hindernis dar. Weiter hatte ich manchmal das Gefühl, dass die Perspektiven verschwimmen. Ob das letztlich ein Übersetzungs- oder ein Schreibfehler war, kann ich nicht sagen, aber es fiel mir auf und verwirrte mich.

Zur Geschichte allgemein:
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Der Prolog wirft viele Fragen auf und deutet schonmal an, in was für einer Welt man sich bewegt. In der Gegenwart folgt man dann zunächst einer der Hauptfiguren: Kyssen. Die Godkillern, oder auch Veiga, ist eher verschlossen, hat anscheinend Traumata, die sie uns Leser:innen aber nicht so richtig offenlegt und wird gleichermaßen gefürchtet wie verachtet. Ich habe mich von ihr einfach mitnehmen lassen in die Geschichte.
Der Handlungsverlauf nimmt schnell Fahrt auf. Wir lernen die Welt kennen und auch gleich das Problem, vor dem Kyssen steht: Inara und ihren kleinen Gott.
Inara selbst ist zugänglicher als Kyssen. Obwohl wir über beide etwas von ihrer Vergangenheit und ihrer Familie erfahren, bleibt Kyssen die meiste Zeit hart und emotionslos. Sie lässt nur selten etwas durchblicken, oft auch nur so dezent, dass man es als Leser:in selbst deuten muss. Inara dagegen lässt immer wieder ihre Emotionen durchblicken, auch wenn es selbst über die Entwicklung der Handlung hinweg schwierig ist, sie zu fassen zu bekommen. Denn Inara ist nicht nur Kyssens Problem, sondern irgendwie auch die Hauptthematik der Geschichte. Das größte Rätsel. Denn mehr und mehr wird klar, dass sie anders ist. Nur weiß man nicht so recht wie anders und leider wird man mit der These etwas allein gelassen. Kyssen und auch Elo, die dritte Hauptfigur, lassen dahingehend keine Gedanken durchblicken.
Auch Elo hat Geheimnisse. Genau wie bei den anderen Figuren werden wir auch bei ihm vor vollendete Tatsachen gestellt. Er war Ritter, sein bester Freund ist der König und mehr oder minder freiwillig begibt er sich auf seine Mission. Zusammen ergeben sie ein Trio plus Skediceth, das einigermaßen dynamisch durch die Handlung schreitet. Das Ziel aller ist klar, nur die Beweggründe für das Ziel und die Hintergründe nicht so ganz. Einiges wird nach und nach erklärt, anderes blieb für mich bis zum Ende rätselhaft bzw. nicht ganz ausgefeilt. Ich konnte die Welt einfach nicht richtig greifen, weil mir die groben Erklärungen zu einigen Sachen fehlten, während Details immer wieder in Rückblicken oder ähnlichem aufgegriffen wurden. Diese groben Erklärungen gingen leider über die Leerstellen, die Neugier auf den nächsten Band machen und ruhigen Gewissens unerklärt bleiben dürften, hinaus.

Als stärkste Figur empfand ich deshalb in dem ganzen Gebilde Skediceth. Sein anfängliches Ziel ist klar, jedoch legt er eine nachvollziehbare Entwicklung hin und sorgt durch seine zwielichtigen Gedanken und sein Naturell immer wieder für Spannungen. Das fand ich gut gemacht und zeigte sehr gut, wie persönlich Götter sein können und wie sie Menschen beeinflussen und ihre eigenen Ziele verfolgen können.
Weitere Elemente der Spannung waren die Flüche und damit verbundenen Angriffe. Auch da, bin ich aber zu keiner Zeit auf den Gedanken gekommen, weshalb sie letztlich erfolgen. Klar, man möchte nicht alles vorhersehen können. Man möchte sich überraschen lassen und eine „neue Idee“ lesen. Trotzdem nimmt selbst die genialste Handlung uns Leser:innen mit und lässt uns unsere eigenen Ideen spinnen. Bei diesem Buch jedoch habe ich einfach nur weiter und weiter gelesen und letztlich gemerkt, dass ich nicht so wirklich mitgedacht habe. Ich habe nicht mitgerätselt und mitgefiebert, weil ich gar nicht so recht wusste, was meine vorhandenen Puzzleteile sind.

Als ebenfalls enttäuschend empfand ich die angedeutete Beziehung zwischen Elo und Kyssen. Es war so dezent und angedeutet, dass es etwas plump daherkam. Ich glaube, ich hätte es besser gefunden, wenn die beiden einfach auf freundschaftlicher Ebene geblieben wären. Dann hätten sie die wenige intensivere Zeit zusammen für mehr Tiefe nutzen können.

Interessant fand ich wiederum Kyssens Lebensgeschichte und auch die Story über Arren und Elo war eigentlich ganz spannend, nur fehlte es an Inhalt. Sie alle gehen nach Blenraden und ich habe glaube ich erst im letzten Kapitel so richtig verstanden, was diese Stadt für sie bedeutet. Das ist zu spät. Ich war bloße Beobachterin und nicht so richtig Teil der Geschichte.

Fazit:
Das Buch hat gut angefangen. Der schnörkellose Schreibstil passt zur Protagonistin und schildert einem schnell Tatsachen. Durch die Reise ging es immer voran und man konnte der Handlung gut folgen. Jedoch wurden viele Hintergründe erst recht spät oder gar nicht richtig erklärt. Dazu kam, dass die Figuren recht emotionslos blieben. So habe ich das Buch zwar flüssig durchgelesen und fand es phasenweise auch spannend, das Mitfiebern, die Tiefe und die Emotionen haben aber gefehlt. So ist die eigentlich starke Idee nicht ganz so gut umgesetzt worden. Ich denke, in einem nächsten Band gibt es noch viel zu erzählen, aber ich weiß nicht, ob ich ihn lesen würde.

3 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.03.2024

Tiefgreifende Story, locker dynamisch erzählt!

Dry my Tears
0

Schreibstil:
Vom Schreibstil der Autorin war ich ganz anders beeindruckt, als von anderen Autor:innen diesen Genres. Er ist locker leicht, aber auch sehr dynamisch und kurzlebig. Anfangs wirkte er nahezu ...

Schreibstil:
Vom Schreibstil der Autorin war ich ganz anders beeindruckt, als von anderen Autor:innen diesen Genres. Er ist locker leicht, aber auch sehr dynamisch und kurzlebig. Anfangs wirkte er nahezu abgehakt auf mich, das verflog aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit. Die Autorin versteht sich darin, an den richtigen Stellen zu kürzen und flott vorwärts zu erzählen, ohne, dass man das Gefühl hat, etwas bliebe unerzählt. Stattdessen treibt es die Geschichte super voran und zieht die Leser:innen mit. Es war ein Strudel aus Worten und Sätzen, von dem ich mich bereitwillig habe mitziehen lassen. Sehr gelungen und absolut passend zur Geschichte, denn trotz dieser Dynamik, kamen die Emotionen sehr gut durch.



Zur Geschichte allgemein:
Ich bin immer skeptisch, wenn ich auf besonders dramatische Anfangssituationen stoße. Und ein Protagonist, der auf einer Ölplattform verletzt wurde und dann zu seiner „Erzfeindin“ ziehen muss, ist dramatisch. Tatsächlich aber gibt die Autorin einem genug Vorlaufzeit, um die Situation zu verstehen und die Figuren von Seite 1 an sympathisch zu finden.
Das eigentliche erste Aufeinandertreffen der Protagonisten findet nämlich schon in Band 1 der Reihe statt und wurde für mich nur durch Erwähnungen innerhalb dieser Geschichte greifbar. Fakt ist: Sie sind wie Feuer und Öl. Eine explosive Kombination, die hier miteinander auskommen muss.

Aber zum Anfang: Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven beider Protagonisten. Während Jack anfangs schwerverletzt nur wenig Input geben kann, werden wir durch Tess Sicht in die Geschichte eingeführt. Es geht mit Nathan und Amy (Band 1) zu den Ambrose-Brüdern. Tess war mir dabei sogleich sympathisch, denn sie ist empathisch, unkompliziert, anpackend und verlangt keine Gegenleistung für ihre Dienste. Stattdessen hilft sie dort, wo Hilfe gebraucht wird, was sie letztlich auch in die WG mit Jack verschlägt. Das Besondere an den beiden: Sie zicken sich an, streiten auch, haben hitzige Diskussionen, aber irgendwie mögen sie einander auch, weil sie beide gleich spüren, dass der jeweils andere ein gutes Herz hat. Das spürt man auch als Leser:in. Obwohl sie so viele Reibungspunkte haben, sind sie einander doch sehr ähnlich und das macht das Zusammenleben irgendwie zu einem gemeinschaftlichen Projekt, das wenig Worte bedarf.

Das Problem: Beide haben natürlich ihr Päckchen zu tragen. Bei Jack ist das ganz offensichtlich. Tess weiß durch Nathan, ihren besten Freund, bereits um die Probleme der Brüder. Gleichzeitig ist da aber auch der Unfall, der Jack seiner Identität beraubt hat. Er muss sich damit auseinandersetzen, nicht mehr so stark zu sein wie früher, gegen Dämonen zu kämpfen, die nicht sichtbar sind und offen zu kommunizieren, was er sonst für sich behalten hat. Das ist dann auch der Moment, wo die Triggerwarnungen greifen. Es geht um PTBS. Nach solch einer Belastung kein Wunder, für Jack aber erst einmal kein Gedanke, den er zulässt. Auch Tess ist da eher zurückhaltend. Jeder macht sein Ding. Sie sind schließlich nur Mitbewohner, oder?

Ich fand es sehr gut gemacht, wie die beiden von Mitbewohnern zu Freunden und mehr werden. Man merkt deutlich, wie die Grenzen verschwimmen, wie sie einander annähern, wie jede hitzige Diskussion den jeweils anderen zum Nachdenken anregt und die beiden ganz schleichend zusammenschweißt. Es ist eher Slow Burn, denn die Beziehung steht hier nicht an erster Stelle. Dadurch, dass Jack massive Probleme mit seinem Körper und seiner Psyche hat, gilt es erstmal das zu klären. So bleibt die Geschichte trotz des hohen Erzähltempos langsam in ihrer Entwicklung. Es geht in einem Tempo voran, das authentisch ist und den beiden Zeit lässt, über Situationen und Gefühle nachzudenken. Dabei bleibt die Spannung trotzdem durchgehend hoch. Immer wieder kommt es zu starken Szenen, entweder ausgelöst durch einen der beiden selbst oder durch die Nebenfiguren, die einen hohen Stellenwert in der Geschichte haben. Ich fand es genial, wie Jacks Krankheit hier aufgegriffen, erklärt und besprochen wird. Man bekam ein gutes Gefühl für seine Gedanken und war nicht gelangweilt von einem Heilungsprozess, der eben Zeit benötigt.

Tess‘ Päckchen ist schwerer zu fassen. Anfangs fand ich es noch sehr vage und habe überhaupt nicht verstanden, worin überhaupt ihr Problem liegt. Klar ist nur: Sie hat aus irgendeinem Grund mit ihrer Familie gebrochen und man weiß nicht so recht, wieso. Tatsächlich hat es mir dann einen kleinen Moment zu lange gedauert, bis man dazu die Hintergründe erfuhr, denn sie lässt sehr lange gar nichts durchblicken. Stattdessen lässt sie ihr Studium schleifen und verschanzt sich, spricht von einer Tess vorher und einer nachher und braucht ihre Zeit, um aufzutauchen. Andererseits fand ich das aber auch wieder spannend, weil sie sich einfach viel um andere kümmert, dann ja auch vornehmlich um Jack, und sich selbst dabei fein ignorieren bzw. nach hinten schieben kann. Eine Prokrastinierungs-Technik, die man erstmal draufhaben muss. Letztlich holt es sie aber doch ein und schließt am Ende einen sehr schönen Bogen zu allen anderen Themen im Buch. Sie arbeitet es nicht nur auf, trifft Menschen aus der Vergangenheit und spricht mit Jack darüber, sondern sie kümmert sich auch konkret darum, wieder glücklicher zu werden.

Das haben die beiden letztlich gemein: Sie kommen am Ende an den Punkt, an dem ihr Glück von ihnen selbst abhängig ist und stehen vor der Entscheidung den schwierigen oder den einfachen Weg zu gehen. Und beide entscheiden sich für den gleichen Weg, der dann auch den jeweils anderen mit einschließt. Das fand ich sehr schön gemacht, weil die beiden sich in dieser Zeit sehr nahe kommen und man merkte, wie sie lernten, einander zu vertrauen und vor allem auszusprechen, was vorher ewig ungesagt blieb. Gerade Jack platzt mit seinen Gefühlen geradezu heraus – ein kleiner Schmunzelmoment für mich und ein wichtiger Moment für die Geschichte.

Und dann ist das Buch auf einmal vorbei und ich war einfach nur happy. Beide Protagonisten haben sich entwickelt, konnten mit ihrem Leben aufräumen, haben sich einander zugewandt, ohne die Realität außer Acht zu lassen und sind trotzdem sie selbst geblieben. Der grummelige Jack ist immer noch da, aber er hat jetzt seine Tess und weiß mit seinem Trauma umzugehen und die verschlossene Tess hat ihren Jack, dem sie bedingungslos vertraut und der ihr beiseite steht, was auch immer sie sich vorgenommen hat.

Ein nettes on top auf die Geschichte ist die Thematik Umweltbewusstsein und – schutz. Tess hat darin ihre Leidenschaft gefunden und trifft mit Jack und seiner Arbeitsstelle auf die Gegenposition. So gibt es immer mal wieder während der Geschichten kleine Szenen, die sich darauf beziehen oder auch konkret an den Umweltschutz appellieren. Das fand ich ganz cool, weil Tess dabei keineswegs schrullig rüberkam, sondern cool und engagiert und Jack es auch annahm, sodass diese Thematik gut und schön untergebracht wurde.

Und was die Nebenfiguren angeht: Ich liebe sie alle und konnte es gar nicht erwarten, auch den nächsten Band zu lesen, denn dieser endet in Bezug auf die nächsten Figuren geradezu mit einem Cliffhänger. Sie sind so schön greifbar geworden, mit allen habe ich sofort sympathisiert und auch die aus Band 1 schienen mir so bekannt, als hätte ich ihre Geschichte sowieso schon gelesen. Es ist einfach schwer, den Ambrose-Brüdern nicht zu verfallen. Gerade, weil sie neben den einzelnen Liebesgeschichten in den Büchern auch noch ihre Familienprobleme haben, die es zu klären gibt und der Geschichte noch mehr Tiefe und Spannung verleihen.

Fazit:
Ungeahnt der Spannung habe ich angefangen, dieses Buch zu lesen und konnte bis zur letzten Seite nicht mit dem Lesen aufhören. Es ist total dynamisch geschrieben, hat Figuren, die einem sofort sympathisch sind und mit viel Tiefe daherkommen, schreckt nicht vor schwierigen Themen zurück und lässt sich im Erzähltempo dennoch die Zeit, um alles authentisch aufzuarbeiten. Die Liebesgeschichte hat es mir angetan, wirkte ausgesprochen echt und war kein dramatisches Auf und Ab, sondern ein gemeinschaftlicher Kampf für das Glück. Ich habe es geliebt und kann es allen Romance-Leser:innen nur empfehlen. Aber Vorsicht, ihr werdet den nächsten Band auch lesen wollen!

5 von 5 Sterne von mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere