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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2022

Interessantes und Informatives aus dem Ballistik-Labor

Der Tod im Anflug
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Wir Krimi- und Thrillerexperten haben schon viele Szenen mit Schusswaffengebrauch gesehen und gelesen und manches bestimmt auch mit Begeisterung für bare Münzen gehalten. So, wenn der Westernheld mit einem ...

Wir Krimi- und Thrillerexperten haben schon viele Szenen mit Schusswaffengebrauch gesehen und gelesen und manches bestimmt auch mit Begeisterung für bare Münzen gehalten. So, wenn der Westernheld mit einem Gewehr jemanden vor dem sicheren Galgentod rettet oder James Bond die Zigarette aus dem Mund eines Ganoven schiesst.

Doch ist das wirklich so? Was passiert eigentlich bei einem Schuss? Welche Wirkungen werden erzielt? Welche Waffe und welche Munition wird verwendet?

Marcus Schwarz liefert uns als sog. forensischer Entomologe interesante Einblicke aus seinem beruflichen Alltag, wenn wieder mal der 𝘿𝙚𝙧 𝙏𝙤𝙙 𝙞𝙢 𝘼𝙣𝙛𝙡𝙪𝙜 ist. In 17 recht übersichtlichen Kapiteln erklärt er uns auch anhand historischer Attentate auf frühere US-Präsidenten und rätselhafte Tatortsituationen viele interessante Aspekte zu Ballistik, Schiesspulver, Schusswaffen, Kaliber, Projektile bis hin zu Schussverletzungen, Wundversorgung und Schussrekonstruktionen uvm. Das verteilt sich auf gut 250 sehr gut lesbare und leicht verständliche Seiten. Daneben gibt es noch weitere spannende Anekdoten aus seinem Alltag, wenn er wieder von Polizei und Staatsanwaltschaft zu Tatorten gefufen wird und den Tathergang rekonstruieren soll.

Etwas zu ausführlich sind die Kapitel über die einzelnen Munitions - und Kaliberangaben.

Dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten und ich kann es jedem Interessierten empfehlen.

Ich gebe 4 von 5 Sternen

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Veröffentlicht am 16.06.2022

Erneut gelungener München-Krimi!

Karl Valentin ist tot
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Wer einen guten Lokalkrimi, der in der bayrischen Landeshauptstadt München spielt, lesen möchte, ist bei Sabine Vöhringer gut aufgehoben. Ich habe nun Karl Valentin ist tot gelesen. Das ist mittlerweile ...

Wer einen guten Lokalkrimi, der in der bayrischen Landeshauptstadt München spielt, lesen möchte, ist bei Sabine Vöhringer gut aufgehoben. Ich habe nun Karl Valentin ist tot gelesen. Das ist mittlerweile der dritte Band um den Hauptkommissar Tom Perlinger mit amerikanischen Wurzeln.

Wie bereits in den ersten Büchern Die Montez-Juwelen und Das Ludwig-Thoma Komplott spielt auch dieser Krimi wieder in der schönen Stadt München. Viktualienmarkt, Frauenkirche, Karl-Valentin-Brunnen, Café Rischart, Das Wirtshaus sind bekannte Schauplätze. Und erneut kommen historische Persönlichkeiten und Ereignisse ins Spiel. Das ist ein Markenzeichen der Bücher von Sabine Vöhringer. Wie der Titel schon ahnen lässt, geht es diesmal um Karl Valentin, den Humoristen, den man hier neu entdecken kann. Wie nebenbei erfährt man einiges über diese Person. Immer wieder werden bekannte humorvolle Sprüche widergegeben.

Der Fall, um den es diesmal geht, ist reichlich verzwickt. Den Mordfall, wie kann es anders sein, zu lösen, ist nicht einfach, gibt es doch neben einem Hinweis auf einem Selbstmord, der vielleicht keiner war, auch noch plötzlich eine Entführung aus dem Umfeld von Tom Perlinger. Die Spannung steigt stetig an und es ist bis zum Schluss unklar, wer hinter den Aktionen steht. Daneben wird ein weiterer Erzählstrang mit Bezügen zu den ersten beiden Büchern geschickt weitererzählt. Das Ende scheint noch offen zu sein. Tom Perlinger ist eine sehr interessante Person, hartnäckig, aber auch humorvoll. An seiner Seite stehen Jessica mit Berliner Wurzeln, die keinen Süßigkeiten aus dem Weg gehen kann sowie sein Kollege Mayrhofer, der manchmal gegen ihn arbeitet. Die private Beziehung zu Christl und der gesamten Familie werden weiter erzählt und man schließt diese Personen immer mehr in sein Herz. Gut gefallen hat mir auch, dass das Buch wie beim Sport mit einem Cool Down daherkommt. Man entspannt sich in geselliger Runde, damit der Adrenalinspiegel nach der hektischen Schlussphase runterkommen kann. Am Schluss des Buchs findet man nicht nur ein Personenregister, sondern auch eine graphische Darstellung der Beteiligten.

Klare Leseempfehlung und 4 Sterne

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Mörderisches Wien im Jahr 1893 - toller Auftaktkrimi!

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Oliver Pötzsch ist für seine zahlreichen historischen Romane bekannt. In „Das Buch des Totengräbers“ entführt er uns in das historische Wien 1893. Schauplätze sind hier insbesondere der Prater, der Wiener ...

Oliver Pötzsch ist für seine zahlreichen historischen Romane bekannt. In „Das Buch des Totengräbers“ entführt er uns in das historische Wien 1893. Schauplätze sind hier insbesondere der Prater, der Wiener Zentralfriedhof oder der verruchte 16.Bezirk mit der dort herrschenden Prostitution, aber auch das geschäftigen Treiben auf den Straßen oder in den Wirtshäusern. Wien steht an der Schwelle zum nächsten Jahrhundert und ist doch trotz aller Weltoffenheit fremdenfeindlich und antisemitisch.

Das spürt dann auch Leopold von Herzfeldt, ein junger Untersuchungsrichter aus Graz mit jüdischen Wurzeln, der nun in Wien als junger Inspektor arbeiten will. Und gleich hat er es mit brutalen Morden an jungen Dienstmädchen zu tun. Ihnen wurden die Kehlen durchgeschnitten und sie wurden post mortem gepfählt. Leopold arbeitet aufgrund seiner Ausbildung durch Hans Gross, dem Begründer der Kriminalistik, nach den neuesten kriminalistischen Erkenntnissen und stößt bei seinem neuen Kollegen und Vorgesetzten gleich auf Misstrauen und Ablehnung. Schnell werden ihm Steine in den Weg gelegt und er wird vom Fall abgezogen. Stattdessen muss er sich einem anderen Toten zuwenden. Einem Halbbruder des berühmten Johann Strauß, der angeblich Selbstmord begangen haben soll.
An seiner Seite hilft ihm die Telefonistin Julia bei seinen Ermittlungen. Diese führen ihn zu dem skurrilen Augustin Rothmayer, der bereits 20 Jahre als Totengräber auf dem Wiener Zentralfriedhof arbeitet. Er kennt alles über die Toten und den Tod, er ist gebildet und belesen; und so schreibt er an einem Almanach des Totengräbers. Auszüge dieser fiktiven wissenschaftlichen Abhandlung stehen am Anfang jeden Kapitels. Zusammen versuchen sie die Fälle zu lösen.

Oliver Pötzsch hat hier ein wunderbares, lebendiges, aber auch düsteres Wien geschaffen. Seine Figuren sind aus Fleisch und Blut und grandios ausgearbeitet. Man fiebert hier von Seite zu Seite mit, was es mit dem Selbstmörder Strauß auf sich hat und wer die Dienstmädchen ermordet hat. Der Fall hat viele Wendungen und mehr als einmal wurde ich auf eine falsche Fährte gelockt. Die Spannung steigt stetig bis zum großen Finale. Besonders gut haben mir auch der wienerische Dialekt einiger Beteiligten gefallen sowie die Hinweise auf neue Techniken wie Fotoapparate oder Telefon oder auch erste Automobile.

Das ist ein toller Auftakt der Serie um Leopold von Herzfeld, dem ich volle 5 Sterne gebe.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Sehr spannender und informativer Wissenschaftsthriller!

Probe 12
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Der Plot beginnt mit einem Mordanschlag an dem georgischen Wissenschaftler Georgy Anasias, dem es gelungen ist, 12 Superphagen gegen 12 multiresistente Bakterienstämme zu entwickeln. Zuvor hatte Georgy ...

Der Plot beginnt mit einem Mordanschlag an dem georgischen Wissenschaftler Georgy Anasias, dem es gelungen ist, 12 Superphagen gegen 12 multiresistente Bakterienstämme zu entwickeln. Zuvor hatte Georgy seine Ziehtochter Nina Falkenberg wegen dieses Erfolgs eingeladen, eine Wissenschaftsjournalistin. Kurz zuvor hatte Georgy jedoch bereits seine Phagen an seinen Freund nach Deutschland geschickt, Dr. Max Seifert, da er sich verfolgt fühlte. Zur gleichen Zeit liegt Tom Morells Tochter im Krankenhaus. Die Ärzte versuchen ihr Leben zu retten, sie leidet an einem panmultiresistenten Bakterium, und nur noch eine Phagentherapie könnte ihr helfen.

Die Protagonisten Tom und Nina, die sich zufällig bei Dr. Seifert kennenlernen, sind starke Persönlichkeiten. Sie werden von Russen gejagt, die hinter den 12 Proben der Phagen her sind und nicht vor Gewalt oder Mord zurück schrecken. Daneben gibt es noch die taffe Christina Voss vom Polizeilichen Staatsschutz, die gegen Prometheus ermittelt, einer Organisation, die offenbar Anschläge mit Bakterien auf Krankhäuser und Altersheime verübt.

Die 12 multiresistenten Bakterienstämme nennt man auch das „Dirty Dozen“. Es wird immer schwieriger, gegen Bakterien vorzugehen. Die große Entdeckung im letzten Jahrhundert scheint mehr und mehr zu verpuffen. Falsche Anwendung von Antibiotika bei Krankheiten, die massenhafte Verwendung in der Tierindustrie sowie die Verwendung von Reserveantibiotika führt dazu, dass immer mehr Bakterien eine resistente Wirkung zeigen. Die WHO forderte zuletzt energisch auf, neue Medikamente im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen zu entwickeln. In Deutschland gibt es dazu die DART 2020, die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie des Bundesministeriums für Gesundheit, die 2015 vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Interessant ist der Einsatz von Phagen. Phagen sind Viren, die sich in einem Bakterium vermehren und es dadurch töten und für Menschen unschädlich sind.

Probe 12 ist ein überaus packender und rasanter Thriller, der hier leider so gut wie gar nicht zu sehen ist, was wirklich schade ist. Denn dieser Wissenschaftsthriller ist überaus gut geschrieben und befasst sich mit einem sehr wichtigen und aktuellen Thema.

Ich kann diesen Thriller wirklich jedem empfehlen, man lernt etwas über neue Behandlungsansätze und wird dabei durch spannende Jagden durch Berlin in einem rasanten Tempo aller bestens unterhalten.
Ich gebe dem Buch 4,5 von 5 Sternen.


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Veröffentlicht am 28.04.2022

Unglaublich guter Agenten-Thriller!

Das Vermächtnis
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Die 12jährige Tochter des saudischen Kronprinzen Khalid bin Mohamed wird auf dem Nachhauseweg von einem schweizer Internat entführt. Sie werde freigelassen, wenn Khalid als Kronprinz zurücktritt. In ...

Die 12jährige Tochter des saudischen Kronprinzen Khalid bin Mohamed wird auf dem Nachhauseweg von einem schweizer Internat entführt. Sie werde freigelassen, wenn Khalid als Kronprinz zurücktritt. In seiner Verzweiflung wendet sich Khalid an einen Mann, der als Einziger in der Lage wäre, seine Tochter zu finden, den Direktor des israelischen Geheimdienstes Gabriel Allon. Jener hat selbst ein Kind verloren. Zusammen mit der ehemaligen CIA-Agentin Sarah Bancroft macht Allon sich mit seinen Kollegen auf die Suche.

Schauplätze in diesem rasanten und spannenden Spionage-Thriller sind Israel, Saudi-Arabien, Schweiz, Frankreich, England, U.S.A. und sogar Deutschland. Allon knüpft Kontakte mit den westlichen Geheimdiensten, um die Entführer zu finden. Ständig ist irgendwo immer etwas los, man kommt den ganzen Ereignissen nicht hinterher. Observationen und Beobachtungen hier, Attentate dort, spannenden Verfolgungsjagden. Das führt dazu, dass man das Buch in relativ kurzer Zeit durchgesuchtet hat. Daniel Silva bedient sich dabei in seinem bereits 19. Gabriel-Allon-Thriller einiger Personen, die bereits in anderen Büchern mitgewirkt haben. Im Mittelpunkt steht jedoch die Beziehung zwischen Khalid Bin Mohammed und Allon. Khalid ist dabei an den realen Kronprinzen Mohammed bin Salman angelehnt ist. Jener war ein im Westen gefeierter Hoffnungsträger, er wollte sein Land und die islamische Welt von den starren religiösen Fesseln lösen und erneuern. Auch die Ermordung des Regimekritikers und Journalisten Kashoggi wird erwähnt. Des weiteren spielen auch die Attentate des russischen Despoten Putin auf seine Kritiker eine Rolle. Aufgrund des unsäglichen Ukraine-Krieges sind diese Darstellungen jedoch leider weit durch die Realität überholt.

Dieser Agenten-Thriller aus dem Verlag HarperCollins ist gute Unterhaltung, spannend und informativ.

Ich gebe dem Buch 4,5 Sterne.

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