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Veröffentlicht am 10.02.2020

Absolut beeindruckend!

Das Haus der Verlassenen
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Bereits im Prolog wird erkennbar, wohin die Reise gehen wird. In den 1950er Jahren wird in Großbritannien die junge ledige fiktive Ivy schwanger. Doch statt von einem zukünftigen Familienglück zu träumen, ...

Bereits im Prolog wird erkennbar, wohin die Reise gehen wird. In den 1950er Jahren wird in Großbritannien die junge ledige fiktive Ivy schwanger. Doch statt von einem zukünftigen Familienglück zu träumen, verlässt ihr Freund sie und der Stiefvater schickt sie in das St. Margret’s Heim. Ihre schwache Mutter kann ihr nicht beistehen. Das Heim wird von den Barmherzigen Schwestern und der Mutter Oberin Carlin auf grausame Art und Weise geführt. Kein Wort der Zuneigung, keine Nächstenliebe, keine Unterstützung. Verzweifelt und vergebens schreibt Ivy Hilfebriefe an ihren Freund. In dieser für alle Frauen und Kinder ausweglosen Situation versucht sie wenigstens der 8jährgen Elvira zu helfen.

2017 liest die Journalistin Sam einen Brief bei ihrer Großmutter, die diesen in dem Nachlass des verstorbenen Ehemannes entdeckt hatte. Er handelt von einer gewissen Ivy, die einen Hilferuf an ihren Freund richtet. Sam recherchiert und deckt eine unglaubliche Geschichte auf, die nicht nur Ivy‘s Geschichte ist, sondern auch ihre eigene Familie betrifft. Und diese Story beginnt an einem Samstag und endet am darauf folgenden Montag, denn sie hat nicht viel Zeit, denn das St. Margret’s soll in zwei Tagen abgerissen werden……

Emily Gunnis erzählt diese Geschichte auf zwei Zweitebenen und die relativ kurzen Kapitel führen dazu, dass man unweigerlich und schnell zum spannenden und sehr gekonnten Ende dieses Romans kommt. Am meisten haben mich die Abschnitte über Ivy beeindruckt. Diese werden sehr oft mit den weiteren Briefen von Ivy eingeleitet, in denen sie weiterhin verzweifelt um Hilfe von ihrem Freund bittet und die Umstände schildert, denen sie und die anderen ausgesetzt sind. Man erlebt die unsagbaren, nicht nachvollziehbaren Zustände in diesem Mutter-Kind-Heim. Die jungen Frauen und Kinder habe dort nichts zu lachen, dürfen nicht reden, müssen schwer arbeiten bis zum Tag der Geburt und müssen kurz danach wieder in die Wäschekammer. Neugeborene sind in den Augen der Schwestern nur eine Teufelsbrut und werden kurz nach der Geburt in kalten Räumen versorgt und möglichst schnell gewinnbringend und gegen den Willen der Frauen zur Adoption freigegeben. Nebenbei finden auch noch unsägliche Medikamentenversuch statt.

All das deckt Sam im Laufe des Buches nach und nach auf und stößt dabei auf unerklärliche Todesfälle und auf Kitty Cannon, die etwas mit dem Kinderheim zu tun hat. Auch Sam muss kämpfen, mit ihrem Chef, mit ihrem getrennt lebenden Ehemann und auch noch zuletzt mit ihrer Großmutter. Aber sie ist wie Ivy eine starke Persönlichkeit und hat ein Ziel vor Augen, für das es zu kämpfen lohnt. Die Todesfälle werden nach und nach aufgeklärt und man ist dabei als es dann passiert. Es gibt also auch hierzu Rückblenden.

Emily Gunnis schreibt sehr flüssig, fesselnd, realitätsnah und sehr detailreich. Das Buch macht mich fassungslos und lässt mich ratlos, aber beeindruckt zurück. Ich kann nicht glauben, dass es in vielen solcher Mutter-Kind-Heime so oder so ähnlich zugegangen sein soll und dass die die Gesellschaft dies nicht beachtet hat.

Dieses Buch ist mein absolutes Jahreshighlight und ich kann es jedem uneingeschränkt empfehlen. Es ist auch ein Krimi/Thriller, den ich so nicht erwartet hatte. Ich werde es ganz bestimmt in nächster Zeit ein zweites Mal lesen. Von mir bekommt es volle 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Wenn eine Pizza nicht aufgegessen wird....

Die Lieferung
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Das ist für mich der erste Winkelmann gewesen und definitiv nicht der letzte!

Wo fühlt man sich eigentlich am wohlsten und sichersten? Wohl zu Hause in den eigenen vier Wänden. Das scheint aber nach diesem ...

Das ist für mich der erste Winkelmann gewesen und definitiv nicht der letzte!

Wo fühlt man sich eigentlich am wohlsten und sichersten? Wohl zu Hause in den eigenen vier Wänden. Das scheint aber nach diesem Thriller wohl doch nicht so ganz zu stimmen. Viola fühlt sich seit Wochen heimlich beobachtet und verfolgt, aber sie kann nichts Genaues feststellen. Niemand außer ihrer Freundin Sabine glaubt ihr, bis die Freundin auf einmal verschwunden ist. Viola verlässt nun nicht mehr das Haus, sie bestellt eine Pizza, aber sie wird nie aufgegessen werden….. Derweil wird in den Schwarzen Bergen nahe Hamburg eine völlig verstörte abgemagerte bleiche Frau aufgefunden und ins Krankenhaus kommt. Bevor der Polizist Jens Kerner etwas über sie erfahren kann, stirbt sie. Bei der Recherche nach der unbekannten Person stoßen Jens und seine Mitarbeiterin Rebecca auf weitere verschwundene Frauen. Und schließlich geraten auch die Ermittler ins Visier des Täters.

Die Ermittlungen gestalten sich puzzleartig, nach und nach werden in den einzelnen Kapiteln weitere Bilder wie in einem Memoryspiel aufgedeckt und der Leser kommt so dem Täter immer näher auf die Spur, bis er vermeintlich meint, den Täter zu kennen. Doch Winkelmann verwirrt den Leser immer wieder etwas und führt ihn auf die falsche Fährte. Winkelmann hat es geschafft, mich gegen Ende des Buches in einem kurzen Augenblick zu einen offenen Mund zu verhelfen, so sehr hat mich jene Passage geschockt. Großes Kino.

Die Story wird in vielen kleinen kurzen und durchaus knackigen Kapiteln erzählt. Sehr oft, eigentlich fast immer, enden diese mit einem Cliffhanger. Das führt natürlich unweigerlich dazu, zum nächsten Kapitel zu gehen und weiter zu lesen. Die von Beginn an vorhandene Grundspannung wird dadurch auch durchgängig gehalten. Winkelmann schreibt schnörkellos und knackig, sein Schreibstil ist flüssig, die Seiten fliegen wie man so schön sagt nur vorbei. Das ist nicht so daher geschrieben, das ist so. Das Buch ist wirklich sehr schnell gelesen. Man mag es wirklich nicht aus der Hand nehmen.

Die Protagonisten sind der 53jährige Jens Kerner sowie seine im Rollstuhl sitzende Mitarbeiterin Rebecca. Zwischen beiden entspannt sich auch ein leichtes Liebeswirrwarr. Die Ermittler sind mir sofort sehr sympathisch gewesen, insbesondere Kerner mit seinen vielen kleinen Wehwehchen gefällt mit ausgesprochen gut. Sie sind sehr gut skizziert, wenngleich es auch nach meinem Geschmack ein wenig an Tiefe fehlt, aber nur ein wenig. Dennoch wurden sie gekonnt dargestellt.

Auch der Täter kommt nicht zu kurz. In Rückblenden, die einen Großteil dieses Thrillers ausmachen und das Buch gekonnt spannend und informativ gestalten, wird dessen Kindheit dargestellt und erzählt und man leidet innerlich mit ihm mit, weil er so gar keine Liebe von den Eltern, aber auch nicht von seinen Mitschülern erhält. Natürlich endet das Mitgefühl recht schnell.

Insgesamt hat mich dieser Thriller überzeugt, auch wenn es mich nicht vollends umgehauen hat. Ein gutes Buch, das ich jedem Thrillerliebhaber dennoch uneingeschränkt empfehlen kann.

Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Was für eine tolle Geschichte!

Die schwarze Frau
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Die schwarze Frau von Simone St.James - Was für ein cooles Buch!

Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieses Buch doch so gut gefallen würde. Angefixt durch den Klappentext hatte ich eine interessante Geschichte ...

Die schwarze Frau von Simone St.James - Was für ein cooles Buch!

Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieses Buch doch so gut gefallen würde. Angefixt durch den Klappentext hatte ich eine interessante Geschichte erwartet und letztlich einen tollen Krimi mit Mysterieanteilen und historischen Fakten bekommen.

Doch fangen wir von vorne an. Gleich zu Beginn des Buches erfahren wir bereits im Prolog eine unheimliche Geschichte, die sich 1950 in Vermont, U.S.A. zugetragen hat. Ein 15jähriges Mädchen steigt spätabends aus einem Bus aus und will nach einem Besuch von ihren Großeltern zurück in das Mädchen-Internat Idlewild Hall. Sie fühlt sich auf dem Weg zum Internat beobachtet und aus Angst vor einer nun erkennbaren dunklen Frauengestalt will sie eine Abkürzung durch den Wald nehmen, doch sie kommt in dem Internat nie an....

Zeitsprung 2014: Die Journalistin Fiona, mit beiden Beinen im Leben stehend, befreundet mit einem Polizeibeamten, hat vor 20 Jahren ihre ältere Schwester verloren. Sie wurde tot auf dem Gelände von Idlewild Hall aufgefunden und der damalige Freund sitzt seitdem verurteilt im Gefängnis. Fiona hat diesen schmerzlichen Verlust nie verarbeiten können und sucht immer wieder Idlewild Hall auf, die nunmehr jedoch nur noch eine Ruine ist. Als sie erfährt, dass Renovierungsarbeiten geplant sind, beginnt sie mit Nachforschungen. Bei Arbeiten auf dem Gelände wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Handelt es sich dabei um das verschwundene Mädchen von 1950?

Die Autorin Simone St.James, die zuvor 20 Jahre in der Filmbranche gearbeitet hat, hat hier ihre erste Geistergeschichte geschrieben.

Auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen, 1950, und 2014, werden verschiedene Erzählstränge, langsam und stetig, aber zielgerichtet und fesselnd zusammengeführt.

Idlewild Hall ist ein Mädcheninternat, das es heute wohl nicht mehr geben dürfte. Auf sehr eindrucksvolle und nachdenkliche Art zeigt St. James das Leben von vier Mädchen, Katie, Roberta, Cecilia und Sonia, die nicht nur ein Zimmer im Internat teilen, sondern auch ihr Leben und ihre Schicksale. Durch gemeinsame Erlebnisse schweißen sie sich zusammen und gehen durch dick und dünn. Es ist eine düstere und traurige und beängstigende Zeit, in der die vier Mädchen leben. Sie landen in dem Internat, da sie nicht so sind wie andere Mädchen, nicht so sind, wie die Gesellschaft es von ihnen erwartet. Jede von ihnen ist aus einem anderen Grund im Internat. In vielen einzelnen Kapiteln, die sich immer mit einem Mädchen befassen, wird sehr eindrucksvoll die Lebensgeschichte und das Leben selbst auf Idlewild Hall dargestellt. Ich habe oft kopfschüttelnd da gesessen und mit Entsetzen gelesen, was sich dort zugetragen hat, und was dort vorherrschte, Strenge, Kälte, Emotionslosigkeit, Herzlosigkeit etc.. Traumatische Erlebnisse, die die Mädchen hatten, konnten damals nicht auch nur annähernd gelöst werden wie mit heutigen pädagogischen Mitteln. Das alles ist sehr überzeugend geschrieben.

Fiona versucht demgegenüber etwas über das Mädchen herauszufinden und entdeckt weitere Geheimnisse rund um Idlewild Hall und die Menschen, die dorrt gearbeitet und gelebt haben. Es gibt dabei einen Bezug zu einem deutschen Konzentrationslager und daher gestalten sich die Nachforschungen schleppend. Neben dieser Rechercheaufgabe ist Fiona jedoch der Meinung, dass der Mord an ihrer Schwester nie richtig aufgeklärt worden ist und auch in dieser Reichung ermittelt Fiona weiter. Dabei gerät sie jedoch in den Konflikt mit ihrem Freund, der meint, dass seinerzeit alles richtig ausermittelt worden sei. Dass der zukünftige Schwiegervater einerseits damals Polizeichef gewesen ist, hilft ihr auch nicht weiter. Das ist alles sehr spannend und fesselnd und so interessant geschrieben, dass man das Buch gar nicht aus den Händen legen mag.

St. James schreibt schnörkellos, prägnant und auf den Punkt. Die vielen kurzen Kapitel, die oft mit einem Cliffhanger enden, führen dazu, dass man das Buch in kürzester Zeit verschlungen hat.

Auf Idlewild Hall geht die schwarze Frau um, genannt schwarze Mary. Sie soll dort auf dem Gelände gestorben und sie und ihr Baby auch dort vergraben worden sein. Die Passagen, in denen sie geisterhaft auftaucht und eine Rolle spielt, sind großartig geschrieben und haben mir tatsächlich das eine oder andere Mal eine Gänsehaut verpasst. Insoweit ist der eingangs erwähnte Mysterietanteil vorhanden. Aber aufgrund des Buchtitels und dem Hinweis des Verlags, dass es eine Geistergeschichte sein soll, hatte ich mir doch etwas mehr davon versprochen. Es gibt zwar genug Szenen, jedoch treten sie im Vergleich zu den Episoden aus den 1950er Jahren und 2014 doch zu sehr in den Hintergrund. Das finde ich ein wenig schade, schmälert aber nur ein wenig den Gesamteindruck.

Insgesamt ein absolut empfehlenswertes Buch, dem ich wegen des etwas geringer als erhofften Geisteranteils vier von fünf Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Tolles Debüt!

Der Kinderflüsterer
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Mit „Der Kinderflüsterer“ ist dem englischen Autor Alex North ein tolles Debüt gelungen.

Tom und sein kleiner Sohn Jake ziehen in die Stadt Featherbank, nachdem Rebecca, die Ehefrau und Mutter von Jake ...

Mit „Der Kinderflüsterer“ ist dem englischen Autor Alex North ein tolles Debüt gelungen.

Tom und sein kleiner Sohn Jake ziehen in die Stadt Featherbank, nachdem Rebecca, die Ehefrau und Mutter von Jake tot von Jake im Haus aufgefunden wurde. Doch statt dort einen Neuanfang zu starten, geraten sie in eine Mordserie. Vor 20 Jahren hat dort der sog. „Kinderflüsterer“ 5 Jungen ermordet, nur wurde die Leiche des letzten Jungen nicht gefunden. Der damalige ermittelnde Beamte Pete Willis sucht seit zwanzig Jahren die Leiche als erneut ein Junge spurlos auf dem Nachhauseweg verschwindet. Sofort werden Erinnerungen wach. Und Tom und Jake werden in diese Ereignisse hineingezogen.

Die Story wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Es gibt eine Ich-Perspektive, in der Tom die gesamte Geschichte erzählt wie sie sich zugetragen hat. Daneben werden in diesem Thriller die Ermittlungenswege gezeigt und die einzelnen Gedanken der weiteren Personen mitgeteilt. So erfahren wir beispielsweise sehr viel über Pete Willis, der daran nagt, den Fall seinerzeit nicht ganz aufgelöst zu haben. Das ist sehr gut gemacht. Zentrales Thema dieses Thriller ist neben der Kindesentführung und -ermordung das Verhältnis zwischen Tom und Jake. Jake leidet seit dem Mutter seiner Mutter. Er kann das traumatische Ereignis nicht ohne weiteres verarbeiten. Hierzu bedient er sich einer imaginären Freundin, mit der in wichtigen Szenen spricht. Jake war sehr stark auf seine Mutter fixiert, Tom hingegen spielte eher eine untergeordnete Rolle. Durch den Tod von Rebecca verstärkt sich das Spannungsverhältnis, weil ein jeder glaubt, der andere würde ihn nicht (genug) lieben, Das ist sehr eindrucksvoll geschrieben und hat mich immer wieder gepackt.

Der Schreibstil von Alex North ist sehr angenehm. Man merkt gar nicht wie schnell die Seiten an einem vorbeiziehen. Es hat mir sehr gut gefallen, wie er bestimmte Szenen einfängt und beschreibt. Dabei kommen die Spannungselemente keineswegs zu kurz. Im Gegenteil, es gab sehr viele Momente, in denen ich den Atem angehalten habe und eine Gänsehaut verspürte. Das passiert mir eher selten und zeigt mir, wie gut Alex North ohne viel Blutvergießen schreiben kann.

Die Protagonisten sind sehr gut beschrieben. Tom und Jake wurden auf Anhieb meine Lieblingsfiguren. Doch auch Pete Willis ist mir ans Herz gewachsen. Etwas blass blieb jedoch Amanda Beck, die leitende Ermittlerin neben Pete Willis. Aber dennoch waren die Akzente gut gesetzt.

Die Spannung hielt sich von Anfang bis zum Ende des Buches, in der Mitte gab es einen ganz kleinen, aber eher unerheblichen Spannungsabfall, da dort weitere Ermittlungsergebnisse vermittelt und die Personen weitere vertiefend dargestellt wurden.

Alles in Allem ein Top-Thriller, den ich uneingeschränkt empfehle und dem ich volle fünf Sterne vergebe.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Sehr gelungerner Auftakt der Trilogie!

Die Stille des Todes
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Mit "Die Stille des Todes" von Eva Garcia Saenz startet eine Trilogie um den spanischen Inspector Ayala, genannt Kraken, und der Inspectora Gauna in der baskischen Stadt Vitoria. Dort findet man in einer ...

Mit "Die Stille des Todes" von Eva Garcia Saenz startet eine Trilogie um den spanischen Inspector Ayala, genannt Kraken, und der Inspectora Gauna in der baskischen Stadt Vitoria. Dort findet man in einer Kathedrale zwei nackte Leichen, eine Frau und ein Mann, innig gegenüberliegend, jeweils eine Hand an der Wange des anderen. Dieser Mord erinnert fatalerweise an eine Mordserie vor 20 Jahren. Doch der Täter Tasio Ortiz de Zarate sitzt im Hochsicherheitsgefängnis. Sein Zwillingsbruder Ignacio, einst Polizeiinspector, hatte ihn damals verhaftet. Wer steckt hinter diesem mysteriösen Mord an den beiden 20jährigen? Damals wurden zwei Neugeborene, zwei 5jährige, zwei 10-jährige und zwei 15jährige ermordet. Steckt erneut Tasio dahinter oder eine andere Person? Kraken und Gauna ermitteln in alle Richtungen, zunächst vergebens, alle Spuren führen ins Nichts.

Bemerkenswert ist zunächst, dass Kraken mit einer Kugel im Kopf im Koma liegt und die Geschichte erzählt. Und das ist sehr spannend und gekonnt geschrieben, denn man ist hautnah bei den Ermittlungen dabei und erfährt die weiteren Vorgehensweisen und Pläne der Ermittler. Daneben gibt es zahlreichen Rückblicke in die Vergangenheit der Mutter der Zwillinge, die nach und nach weiter erzählt werden und für die Lösung es Falles immer wichtiger werden. Dennoch führt uns die Autorin immer wieder aufs Glatteis. Und das ist so gut geschrieben, dass ich ein ums andere Mal staunend das Buch in den Händen hielt und nicht weiter wusste. Erstklassig.

Inspector Ayala ist ein bodenstämmiger Ermittler mit einer schweren Vergangenheit, da er seine Frau durch einen (Selbstmord)-Unfall eines Freundes verloren hatte. Seine Ehefrau war zudem schwanger. Kraken war mir auf Anhieb sofort sympathisch. Er hat daneben noch einen Bruder und einen 94jährigen Großvater, der einem ebenfalls sofort an Herz wächst. Eva Garcia Saenz schreibt in Abschnitten, in denen es um seine private Person oder seine Familie geht, sehr einfühlsam. Das hat mir wunderbar gefallen, auch wenn es in der Mitte des Buches zu einigen kleinen Längen gekommen ist, aber das ist zu verschmerzen.

Der Plot in der spanischen Stadt ist sehr ausgeklüngelt und komplex. Kein Nullachtfühnzehnthriller. Die Spannung wächst gerade zu im letzten Drittel unglaublich an und ich konnte von da an das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Alles in allem ein absolut gelungener Auftakt und ich wünsche mir mehr von dieser Reihe. Dem Thriller gebe ich volle fünf Sterne.

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