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Veröffentlicht am 10.02.2020

Sehr gekonnter und unterhaltsamer Krimi!

Ein perfider Plan
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Dieser Kriminalroman von Anthony Horowitz hat mich überrascht und vollends überzeugt.

Diana Cowper sucht ein Bestattungsunternehmen auf, arrangiert die eigene Beerdigung und ist sechs
Stunden später tot. ...

Dieser Kriminalroman von Anthony Horowitz hat mich überrascht und vollends überzeugt.

Diana Cowper sucht ein Bestattungsunternehmen auf, arrangiert die eigene Beerdigung und ist sechs
Stunden später tot. Da die Polizei von einem schwierigen Fall ausgeht, engagiert sie den früheren
Polizisten und nun derzeitigen Privatdetektiv Daniel Hawthorne mit der Lösung dieses mysteriösen
Falles. Er nimmt Kontakt zu einem bekannten Schriftsteller und Drehbuchautor auf, der über ihn und
die Lösung des Falles ein Buch schreiben soll. Und dabei handelt es sich um den Autor dieses Krimis
selbst - Anthony Horowitz! Das ist aus meiner Sicht genial und gelungen.
Nachdem im ersten von insgesamt 24 Kapiteln in diesem 363 Seiten starken Buch das Mordopfer
dargestellt wird, schreibt Horowitz ab dem 2.Kapitel aus der Ich-Perspektive und beschreibt, wie er
Hawthorne kennen gelernt hat und wie dieses Buch - nach und nach - letztlich entstanden ist. Das
finde ich hier originell und gelungen! Der Schreibstil ist sehr flüssig und angenehm und mit einer
Prise Humor versetzt.

Die beiden Personen ermitteln vom Tatort ausgehend konzentrisch weiter, indem sie zunächst den
Tatort inspizieren und dann die Personen befragen, die dem Mordopfer am Nächsten standen. Dann
kommen weitere Personen ins Kreuzverhör. Dabei werden diese Personen je nach Situation und Person auf unterschiedliche Art und Weise von Hawthorne befragt, mal zuvorkommend, mal angriffslustig, mal hämisch. Dabei mag es Hawthorne überhaupt nicht, wenn Horowitz sich ab und zu dazwischen schaltet und selbst Fragen stellt. Im Verlauf dieser Befragungen kommt Überraschendes heraus. Ich war immer am Überlegen, wer der Mörder sein könnte und hatte die Vermutungen von Horowitz auch stets übernommen, aber Hawthorne wußte es immer besser. Die überraschende Auflösung des dramatischen Falles ist sehr gut gelungen.

Mit Hawthorne hat Horowitz eine sehr interessante Person erschaffen. Sie ist angelehnt an Sherlock Holmes und den Part von Dr.Watson übernimmt Horowitz. Hawthorne ist ebenso brillant und scharsinnig
und immer einen Schritt voraus. Er ist verschwiegen was private Dinge angeht und hat natürlich auch
Ecken und Kanten. Diese Ecken und Kanten haben es in sich, da Hawthorne in politisch nicht korrekter
Weise mitteilt, was er von Homosexuellen hält. Und dass er angeblich als Polizeibeamter einen
Pädophilen eine Treppe hinunter gestoßen haben soll, führt auch nicht dazu, dass man ihn auf Anhieb
sympathisch findet. Dennoch hat er etwas Bsonderes an sich, denn auch Horowitz spricht später davon, dass er ihn gerne wieder sieht. Ich bin gespannt, ob in weiteren Bücheren ergänzende und klarstellende Hinweise zu diesen Punkten kommen werden. Insgesamt finde ich die beiden Protagonisten aber sehr gut gelungen. Die weiter im Buch auftauchenden Personen sind ebenfalls sehr gekonnt und facettenreich dargestellt. Sämtliche Szenen und Dialoge sind so kunstvoll dargestellt, dass man das Gefühl hat, dabei zu sein.

Das Buch selbst kommt in rotem Leineneinband daher und macht einen sehr soliden Eindruck. Ich hoffe,
die weiteren Bücher erscheinen in gleicher Aufmachung mit dann anderen Farben.

Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Krimi, der zu meinen Top-Büchern aus diesem Genre gehört. Ich
werde definitiv weitere Bücher von ihm lesen, auch das im Buch angesprochene.

Daher gebe ich hier volle 5 Sterne.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.02.2020

Der Trojanische Krieg aus der Sicht von 2 Frauen!

Die Frauen von Troja
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In dem TB von Emily Hauser „Die Frauen von Troja – Tochter des Sturms“ wird die Geschichte des trojanischen Krieges aus der Sicht zweier junger Frauen erzählt. Die von Chryseis, Tochter eines Priesters ...

In dem TB von Emily Hauser „Die Frauen von Troja – Tochter des Sturms“ wird die Geschichte des trojanischen Krieges aus der Sicht zweier junger Frauen erzählt. Die von Chryseis, Tochter eines Priesters in Troja, sowie von Briseis, einer Prinzessin aus Lyrnessos. Beide teilen das gleiche, aber unterschiedliche Schicksal: Sie werden Sklavinnen der Griechen, die Troja überfallen.
Was erleben Frauen in einem solchen Krieg, welche Rolle wird ihnen zuteil, welches Schicksal haben sie zu meistern? Das sind die Punkte, die in diesem Buch eine Rolle spielen. Emily Hauser versteht es gekonnt, die Sehnsüchte und Wünsche, die die beiden Frauen vor dem Krieg haben, und ihre Ängste und Sehnsüchte danach darzustellen und zu schildern. Ihr Schreibstil ist dabei herrlich unaufgeregt, klar und teilweise sehr poetisch.
Ab der Mitte des Buches steigt der Spannungsbogen stetig an, weil man nicht weiß, wie es mit Chryseis und Briseis weitergeht, der Ausgang des Krieges ist ja bekannt.
Gut gelungen fand ich die häufigen kurzen Kapitel, in denen abwechselnd Chryseis und Briseis jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen. Dazwischen tauchen immer wieder die Götter auf. Sie schmieden ihre Ränkespiele und beeinflussen das Leben der Sterblichen. Die Darstellung der Götterwelt ist witzig und hat mich zum Schmunzeln gebracht, Götter sind halt auch nur Menschen.
Gegen Ende wird das Buch nochmal richtig gut, das Schicksal von Briseis hat mich gerührt. Hier erkennt man wie gut Emily Hauser schreiben kann.
Dieses historische Buch hat mich überrascht und sehr gut unterhalten. Die neue Sichtweise, die Erzählweise und der Aufbau des Buches haben mir sehr gut gefallen. Als Schmankerl gibt Emily Hauser noch einen Einblick zur Entstehung des Buches, einen Einblick in die Bezeichnung der altgriechische Monatsnamen und Zeitenangaben und einen Überblick über die auftretenden Personen und Götter und weiterführende Literatur.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Der Junge, der Fürchten lehrte

Erwartung, DER MARCO-EFFEKT
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Marco ist fünfzehn und hasst sein Leben in einem Clan, dessen Mitglieder von ihrem teuflischen Anführer Zola in die Kriminalität gezwungen werden. Als Marco es eines Tages nicht mehr aushält, fasst er ...

Marco ist fünfzehn und hasst sein Leben in einem Clan, dessen Mitglieder von ihrem teuflischen Anführer Zola in die Kriminalität gezwungen werden. Als Marco es eines Tages nicht mehr aushält, fasst er einen folgenschweren Entschluss: Auf der Flucht vor Zolas Männern stößt er in einem Erdloch im Wald auf eine stark verweste Männerleiche – und setzt damit eine Spirale von Ereignissen in Gang, die ihn immer wieder in Lebensgefahr bringen…. Die Suche nach den Mördern des Mannes im Wald führt Carl, Assad, Rose und Gordon, den Neuen im Sonderdezernat Q, tief hinein in das Netzwerk der Kopenhagener Unterwelt, in den Sumpf von Korruption und schweren Verbrechen in Politik und Finanzwelt – und sie zieht Kreise bis in den afrikanischen Dschungel.
Meinung:
Mit dem 5.Band zum Sonderdezernat Q in Kopenhagen mit dem Vizepolizeikommissar Carl Mørck und seinen Assistenten Assad und Rose sowie neuerdings Gordon ist Jussi Adler Olsen wieder einmal ein toller Thriller gelungen.
Diesmal macht er einen Ausflug in die Bankenkriminalität sowie die Unterwelt in Kopenhagen und verwendet als Bindeglied die Person Marco. Bereits zu Beginn des Buches wird der Leser Zeuge eines drei Jahre vor den eigentlichen Ermittlungen stattfindenden Mordes an einem Kameruner in Afrika. Dieser war Helfer eines staatlichen dänischen Entwicklungshilfeprojektes. Dass einer der Hauptpersonen ebenfalls dort ist, kann man zu Beginn nur erahnen. Warum dieser ermordet wird, erfährt der Leser dann auch kurze Zeit später. Denn hier geht es um Betrug und Manipulation im großen Stil und sehr viel Geld. Geld treibt die Menschen zu äußersten Taten, man geht dabei buchstäblich über Leichen. Die Fäden im Hintergrund ziehen dabei ein hoher Beamter im Außenministerium sowie ein Vorstand und ein Aufsichtsratsvorsitzender einer Bank, die sich teilweise seit den Schultagen kennen.
Marco muss wie andere Kinder in einem ausländischen, verbrecherischen Großfamilienclan seinen Lebensunterhalt in der Kopenhagener Innenstadt mit Bettelei und Taschendiebstählen verdienen. Zola, das Clanoberhaupt, regiert mit eiserner Hand und Gewalt.
Nachdem Marco aus dem Clan geflohen ist, versucht er sich ohne Kriminalität durchzusetzen. Sehr viele Stationen muss er durchlaufen, er findet und verliert Freunde und ist ständig auf der Hut vor Zolas Männern. Durch einen Zufall entdeckt Marco eine Suchanzeige des Mannes, den er tot in einem Erdloch gefunden hat und versucht verzweifelt, aber geschickt und mit Köpfchen, heimlich Kontakt zu Carl Mørck aufzunehmen, so dass dieser Informationen und Hinweise für die Aufklärung des Mordes erhalten kann. Die Geschichte nimmt zunächst nur langsam Fahrt auf. Aber sie ist spannend und klug durchdacht. Immer wieder kommt es zu Verfolgungen und stets kann Marco entkommen. Des weiteren wird intensiv und nachvollziehbar geschildert, wie auch die Drahtzieher im Ministerium und in der Bank Marco auf die Schliche kommen und hinter ihm her sind, sogar ehemalige Kindersoldaten werden ins Spiel gebracht. Das halte ich zwar ein wenig weit her geholt, erhöht aber zusätzlich die Spannung im Buch. Man fiebert mit Marco mit, wie er versucht, sich trickreich den Häschern zu entziehen.
Die Personen im Buch sind wie immer sehr detailliert und sympatisch dargestellt. Insbesondere dass private Leben von Carl Mork wird intensiver als zuvor dargestellt. Seine Gedanken sind stets bei Hardy, der seit einem Polizeieinsatz vollständig gelähmt ist. Er fühlt sich immer noch dafür verantwortlich. Seine Beziehungen zu Mona und zu einer anderen Frau spielen seine innere Zerrissenheit wider. Jussi Adler Olsen bringt reichlich Humor in das Buch, in dem er uns an Mørck ’s Gedanken teilhaben lässt, wenn Assad oder Rose Ermittlungsergebnisse und Theorien präsentieren. Ich habe mich immer köstlich amüsiert, wenn es wieder knuffige Reibereien mit Rose gab. Ganz toll und weiterhin mysteriös stellt Jussi Adler Olsen Assad dar. Ich habe immer gelacht, wenn Assad seine Anekdoten über Kamele bringt, wie beispielsweise, dass manchmal das Kamel den Kameltreiber jagt oder wenn er Sprichwörter verwendet, die nicht ganz passen. Neu im Team und demgemäß noch etwas blass in der Darstellung ist Gordon, ein Grünschnabel, der Mørck vor die Nase gesetzt wird und auch noch mit Rose versucht anzubandeln. Ich bin gespannt, wie es mit diesen Personen in den nächsten Büchern weitergeht.
Ein Wort noch zum Untertitel: der Marco-Effekt. Ich hatte zu Beginn des Buches darüber gegrübelt, was das wohl bedeuten könnte. Im Buch kommt irgendwann der wohl weltweit bekannte Satz (sinngemäß), dass das Flattern eines Schmetterlings auf der anderen Seite der Erdkugel einen Sturm entfachen kann. Das kann ich so unterschreiben.
Das Buch hat viele spannende Elemente, ruhige Seiten und viel Humor und Witz. Die Balance zwischen allen ist gut gelungen. Ich konnte das Buch eigentlich fast durchgängig lesen, man wird nicht müde, die über 40 Kapitel in dem Buch zu lesen. Der ständige Perspektivwechsel von Marco zu Zola, den Hintermännern und dem Ermittlerteam lässt nie Langeweile aufkommen.
Wie immer ist das Buch auch äußerlich ein Hingucker. In schwarz gehalten, wird der Name Jussi Adler Olsen blau hervorgehoben und der Titel des Buches in weißer Farbe gehalten. Um das Buch herum – so erscheint es mir jedenfalls – erscheint eine rötliche Feder, die auf der Rückseite – auch aus meiner Einbildung heraus – sich zu einem teuflischen Gesicht stilisiert. Wie immer sehr genial.
Fazit:
Ein rundum gelungenes und spannendes Buch mit einem besonderen Thema und einem Jungen namens Marco, dem man die Daumen drückt, heil aus den Verfolgungsjagden heraus zu kommen. Ob dies gelingt, erfahren die Leser, wenn sie das Buch lesen. Ich gebe dem Buch auf jeden Fall 4 von5 Sternen und freue mich auf weitere Thriller von Jussi Adler Olsen.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Mäßig spannemd, dennoch interessan!

Todeslügen
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Aus der Ich-Perspektive schauen wir Frankie Sheehan zu, wie sie versucht, in einem gut aufgebauten Lügengeflecht die Wahrheit heraus zu filtern. Die Tatorte werden genauestens untersucht, Sheehan versucht ...

Aus der Ich-Perspektive schauen wir Frankie Sheehan zu, wie sie versucht, in einem gut aufgebauten Lügengeflecht die Wahrheit heraus zu filtern. Die Tatorte werden genauestens untersucht, Sheehan versucht das Geschehen vor ihrem geistigen Auge ablaufen zu lassen. Es werden Personen aus dem Umfeld der Getöteten vernommen und schnell kristallisieren sich Verdächtige heraus. Doch die Spuren führen immer wieder ins Leere. Olivia Kiernan beschreibt die Ermittlungsarbeit, die Tatorte sowie die Umgebung und Atmosphäre sehr akribisch und detailreich, der Fortschritt der Untersuchung wird haarklein widergegeben. So hat man als Leser immer alles im Überblick. Doch die Lösung des Falles ist nicht so einfach. Parallelen zu den Morden aus der Vergangenheit werden deutlich. Sie gerät unter Druck, zumal auch polizeipolitische Erwägungen der Vorgesetzten ihr im Weg stehen. So muss sie sich näher mit dem Hennessy-Fall beschäftigen als ihr lieb ist und auch die Familie wird involviert. Dadurch kommen sehr schnell Zweifel hoch, ob Sean tatsächlich der Mörder war oder nicht. Hier spielt Olivia Kiernan geschickt mit uns Lesern. Ist Sean der Mörder und hat er was mit den aktuellen Fällen zu tun oder ist alles ganz anders? Das wird gekonnt dargestellt und umgesetzt. Dazwischen kommen immer wieder Szenen aus dem geplanten Dokumentarfilm über Hennessy vor, in denen man Rück- und Einblicke in Sean Hennessy´s Vergangenheit erhält und erfährt, welchem Schicksal er ausgesetzt war.
Die Protagonistin mit einem aus meiner Sicht männlichen Vornamen hat mich persönlich überzeugt. Auch ihr Partner Baz hat mir gefallen. Andere in der Ermittlergruppe blieben mir ein wenig zu blass. Vielleicht wird das in weiteren Büchern besser. Es handelt sich hier übrigens um den zweiten Fall um Frankie Sheehan.
Die Lösung des Falles hat mich doch positiv überrascht und ist auch nachvollziehbar. Was mir persönlich aber leider sehr gefehlt hat, war der überhaupt nicht vorhandene Spannungsbogen. Bis auf einige Schlussszenen gibt es aus meiner Sicht keine spannenden Aspekte. Für mich muss ein Krimi zumindest an einigen Stellen auch spannend sein. Das war hier leider nicht der Fall. Das ist schade, weil der Plot eigentlich interessant und die Ermittlungsarbeit gut dargestellt ist.
Wer einen spannenden Kriminalroman sucht, der sollte hier nicht zugreifen. Wer gute und solide Ermittlungsarbeit sowie Irland mag, der ist hier richtig. Wegen der guten Schreibweise, aber der fehlenden Spannung, gebe ich dem Buch immer noch gute 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 10.02.2020

Top Thriller!

Der Fund
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Die 53jährige Supermarktverkäuferin findet in einem Bananenkarton 12,75 Kg reinstes Kokain. Sie weiß nicht was sie machen soll, und letztlich nimmt sie das Kokain mit nach Hause und erzählt ihrer todkranken ...

Die 53jährige Supermarktverkäuferin findet in einem Bananenkarton 12,75 Kg reinstes Kokain. Sie weiß nicht was sie machen soll, und letztlich nimmt sie das Kokain mit nach Hause und erzählt ihrer todkranken Freundin Gerda von diesem Fund. Und ab da überschlagen sich die Ereignisse. Binnen drei Wochen nach dem Fund tötet Rita eine Person und wird selbst getötet. Aber warum musste sie sterben? Das Leben hat es nicht gut mit ihr gemeint. Eltern gestorben, Schauspielkarriere notgedrungen abgesprochen, Sohn tödlich verunglückt, Ehemann spielsüchtig und alkoholkrank.
Dieser Thriller hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Das fängt schon damit an, dass er stilistisch völlig anders aufgebaut ist wie andere Thriller. Es wechseln sich immer zweierlei Abschnitte ab: Interviews und Befragungen eines namenlosen Kommissars mit Personen aus dem Umfeld von Rita Dalek sowie Erlebnisse und Geschehnisse aus der Vergangenheit, in der die Story von Rita nach dem Fund forterzählt wird. Durch Überschriften bei den Befragungen weiß der Leser, wen der Kommissar gerade befragt. Sodann wird in dem nächsten Abschnitt darauf Bezug genommen und die Geschichte geht weiter. Die Kapitel mit den Befragungen und Erzählungen sind dabei auch erfreulich kurz, was mir besonders entgegen kommt, aber natürlich auch dazu führt, dass man gleich weiter liest. Durch diesen Wechsel von Befragungen und Rückblenden ergibt sich langsam und allmählich ein spannendes Gesamtbild.
Das Besondere an den Befragungen sticht auch bereits optisch hervor, denn jede Frage und jede Antwort beginnt mit einem Spiegelstrich. Bereits daran erkennt man die Interviews. Die Sätze sind kurz, prägnant, schnell, abgehackt, stakkatoartig. Die Befragungen sind teils heftig, bohrend, unnachgiebig, beleidigend, aber auch humorvoll. Man hechelt den Sätzen quasi hinterher.
In den Rückblenden ist es ähnlich. Die Geschehnisse werden aus der Sicht eines Dritten erzählt. Dazwischen gibt es aber auch direkte Rede der Beteiligten, die optisch kursiv und eingerückt in den Text eingebettet sind.
Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben, man kommt nicht umhin, immer weiter zu blättern und zu lesen und zu erfahren, was denn nun genau geschehen ist. Ich hatte zwar so ab Seite 230 eine Ahnung, wie der Plot ausgehen könnte. Aber das hat mich überhaupt nicht gestört. Denn Aichner schreibt so gut, dass das einem egal ist und man einfach wissen will wie es denn nun ausgegangen ist.
Die Person der Rita Dalek ist absolut authentisch und realitätsnah beschrieben. Sie hat ihre Schwächen, aber auch eigene Stärken, die Rita dazu treiben das zu machen was sie gerade machen muss, um aus dem kriminellen Schlamassel, in den sie sich durch das Kokain hineinmanövriert hat, zu befreien. Mir war sie sofort sympathisch und ich habe mit ihr gefühlt und mitgelitten gerade auch in dem Bewusstsein, dass sie ja bereits tot ist. Der Kommissar mit seinen hartnäckigen Fragen und oftmals sehr süffisanten bis beleidigenden Fragen und Antworten hat mich ebenfalls vollends überzeugt. Dazu die totkranke Gerda, die beste Freundin Rita Daleks.
Dieses Buch hat mich wahrlich fasziniert. Mir bleibt nun nichts weiter als dieses Buch mit vollen 5 Sternen jedem dringendst zu empfehlen.

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