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Veröffentlicht am 22.04.2024

Auf dem Weg ins Leben

Während ich hier bin
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Maggie musste sich einer Herztransplantation unterziehen und lebt seitdem ein Leben aus Verzicht und Zurückhaltung, aus Angst, ihre Gesundheit zu gefährden. Als sie plötzlich zusammen bricht und im Körper ...

Maggie musste sich einer Herztransplantation unterziehen und lebt seitdem ein Leben aus Verzicht und Zurückhaltung, aus Angst, ihre Gesundheit zu gefährden. Als sie plötzlich zusammen bricht und im Körper von Emily wieder erwacht, beginnt für Maggie eine spannende Zeit, in der sie Schritt für Schritt lernt, was es bedeutet, frei zu leben. All die kleinen Freuden des Alltags, die für andere selbstverständlich sind, entdeckt Maggie als Emily ganz neu und nach und nach beginnt sie, ihre Bucketlist abzuarbeiten und sich Träume zu erfüllen. Es gibt plötzlich viele Dingen, für die Maggies Herz schlägt, nicht zu letzt für den sympathischen Adam von nebenan. Doch der Tag rückt näher, an dem sich Maggie entscheiden muss: soll alles so weiterlaufen wie jetzt, oder möchte sie doch in ihr Leben als die "alte" Maggie zurück? Das Schicksal nimmt wie immer seinen Lauf...

Mit "Während ich hier bin" ist Emma Steele ein großartiger und sehr gefühlvoller Roman gelungen, der es mir einfach gemacht hat, mich in Maggie bzw. später in Emily reinzuversetzen. Ich habe mitgefiebert, mitgefeiert und mich mitgefreut, schließlich aber auch ein paar Tränchen vergossen. Die Charaktere Maggie, Emily, ihre Familie und ihre Freunde werden so geschildert, dass man sie einfach mögen muss, dass man mit voller Begeisterung an ihrem Leben teilhaben will.

Das Thema an sich ist ein ernstes, Maggie ist gefangen in ihrer schweren Krankheit - und mit ihr leidet ihre ganze Familie. Nicht nur einmal muss sie sich mit der Tatsache auseinander setzen, dass das Leben endlich ist. Welch eine Leichtigkeit erfährt sie, als sie plötzlich in die Rolle der unabhängigen Emily schlüpfen kann und all das tun darf, was sie früher nur von der Ferne kannte. Auch wenn die Möglichkeit, plötzlich in einem anderen Körper zu leben, eine fiktive ist, so nimmt sie den Leser mit in dieses Gedankenexperiment und schon bald verschwimmen die beiden Personen zu einer einzigen. Die vielen Alltagsszenen machen es einfach, sich mit Maggie, Emily und ihrer Welt zu identifizieren, verleiten aber auch dazu, Parallelen zu seinem eigenen Leben zu ziehen.

Mich hat "Während ich hier bin" begeistert. Das Buch ist viel tiefgründiger, als ich es erwartet habe und es bot viele Gelegenheiten, über mein eigenes Leben nachzudenken. Emma Steele hat es geschafft, einen sehr emotionalen und gleichzeitig sehr klugen Roman zu schreiben, der für mich zu meinen absoluten Lesehighlights dieses Jahres zählt. Herzlichen Dank für die schönen Lesestunden und eine ganz große Empfehlung für andere Leser!

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Tansania lässt grüßen

Das Flüstern des Lebens
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Die Kaffeeplantagen-Besitzerin Corinna verunglückt in Tansania. Die Nachricht von ihrem Tod erschüttert ihre Münchner Familie und stürzt diese in unvorhergesehene Situationen, taucht doch plötzlich Corinnas ...

Die Kaffeeplantagen-Besitzerin Corinna verunglückt in Tansania. Die Nachricht von ihrem Tod erschüttert ihre Münchner Familie und stürzt diese in unvorhergesehene Situationen, taucht doch plötzlich Corinnas Tochter Hannah auf, von der die Familie bisher nichts wusste. Nun gilt es einerseits, Corinnas Vermächtnis umzusetzen, sich mit ihrem letzten Willen zu arrangieren und gleichzeitig sich als Familie neu zusammen zu finden. Während Hannahs Lebensmittelpunkt plötzlich nicht mehr die Farm in Tansania, sondern die Großstadt München ist, wo sie liebevoll von ihrer Tante Doris und ihrem Cousin Alex aufgenommen wird, verlagert Nichte Isabelle ihr Leben auf die Kaffeeplantage und sorgt dort nach dem Rechten. Es gibt etliche Turbulenzen, bevor sich die Familie mit der neuen Situation arrangiert. Werden alle ihr Glück finden und den neuen Platz im Leben akzeptieren?

Katharina Fuchs ist mit "Das Flüstern des Lebens" ein schöner Familienroman gelungen, der uns sowohl nach München als auch ins schöne Tansania entführt und uns beide Welten, so unterschiedlich sie auch sind, näher bringt. Die Protagonisten werden ausführlich geschildert, sodass sich schon bald Sympathien und Antipathien entwickeln, die sich im Verlauf des Romans für mich auch nicht mehr geändert haben. Die Erzählungen aus Tansania sind gut recherchiert und vermitteln teilweise das Gefühl, wirklich dort zu sein.

Der Schreibstil ist flüssig und die Unterteilung in viele Kapitel macht es einfach, das Buch zügig zu lesen, man ist am Ende jeden Kapitels gespannt, was denn die anderen Protagonisten gerade erlebt haben, während man den Roman aus der Sicht einer Person gelesen hat. Manche Episoden sind für meinen Geschmack etwas zu kurz gekommen, so hätte ich zum Beispiel gerne mehr darüber erfahren, wie sich Hannah in München einlebt, ob sie Freunde findet, etc. Dafür fand ich anderes wieder überflüssig, die Liebelei Isabelles wäre für mich etwa entbehrlich gewesen.

Insgesamt ist "Das Flüstern des Lebens" ein gelungener und gut recherchierter Roman, dessen Protagonisten ich teilweise schnell ins Herz geschlossen habe und der mir schöne Lesestunden beschert hat. Dass der Schauplatz zum Teil in Tansania war, fand ich persönlich besonders schön und ließ mich in Urlaubserinnerungen schwelgen. Ein herzliches Dankeschön auch hierfür!

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Großartige Bilanz über einen Lebensabschnitt

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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Irgendwann kommt der Moment, wo sich im Leben vieles ändert. Die Kinder werden erwachsen, eine Beziehung zerbricht, die Wohnung ist plötzlich viel zu groß und was bleibt ist eigentlich nur der Hund. Der ...

Irgendwann kommt der Moment, wo sich im Leben vieles ändert. Die Kinder werden erwachsen, eine Beziehung zerbricht, die Wohnung ist plötzlich viel zu groß und was bleibt ist eigentlich nur der Hund. Der Hund und viele Erinnerungen und die Gelegenheit, einmal richtig Bilanz zu ziehen, darüber, was bisher geschah, was man erlebt und was man vielleicht auch schon wieder vergessen oder verdrängt hat. Und weil das Ende des einen Abschnitts auch immer gleich der Beginn eines neuen ist, dürfen wir dabei sein, wie eine Frau in ihren "besten Jahren" Bilanz zieht über sich selbst, ihren Beruf, Beziehungen und ihr Familienleben und sich gleichzeitig auf macht, in ihr neues Leben.

"Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" von Doris Knecht ist ein großartiges Zeugnis über die Veränderungen im Leben, so wie sie fast jeder kennt. Auch wenn das Buch erst ein bisschen düster beginnt, weil man die Tatsache der Veränderungen erst noch ein bisschen besser akzeptieren muss, so sprüht es dennoch voll schöner Ideen und zauberhafter Erinnerungen und es wird positiver, je weiter der Schritt der Akzeptanz fortschreitet, so lange, bis man schließlich mit Freude den Neuerungen des eigenen Selbst entgegensieht.

Der Schreibstil von Doris Knecht ist gewohnt locker und wortgewandt, von Anfang an ist es eine Freude, sich in das Buch einzulesen. Ich habe selbst gerade ähnliche Veränderungen hinter mir, weshalb es mir besonders leicht gefallen ist, mich mit unserer Protagonistin zu identifizieren und Parallelen zu ziehen - selbst der Wohnbezirk überschneidet sich mit meinem, was ein besonderer Bonus für das Buch ist. Die Unterteilung in viele kurze Kapitel zeigt einerseits die Vielfältigkeit der Themen, mit denen man sich zu diesem Zeitpunkt beschäftigen muss, andererseits macht es den Fortschritt der Geschichte sehr überschaubar und animiert, "noch schnell ein Kapitel zu lesen".

Doris Knecht ist mit "Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe" ein großartiges Werk gelungen, das Menschen an einem Wendepunkt ermuntert einerseits ein bisschen Bilanz zu ziehen, sich zu erinnern, wie denn früher alles war, sich andererseits aber auch auf zu machen in einen neuen Lebensabschnitt und zu erkennen, dass auch neue Situationen "gut" sein können. Für mich ist das Buch ein ganz großes Lesehighlight, das ich gerne weiterempfehlen werde!

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Veröffentlicht am 04.04.2024

Verwirrungen in der "Aubergine"

Gruß aus der Küche
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Irma hat ein alteingesessenes Gasthaus übernommen und es kurzerhand zur vegetarischen Restaurant "Aubergine" umgestaltet - ein Konzept das aufging, Irma aber vieles an Einsatz abverlangt. Mit dabei als ...

Irma hat ein alteingesessenes Gasthaus übernommen und es kurzerhand zur vegetarischen Restaurant "Aubergine" umgestaltet - ein Konzept das aufging, Irma aber vieles an Einsatz abverlangt. Mit dabei als tatkräftige Unterstützung sind die Schulabbrecherin Lucy, der schrullige Pensionist Vinzent und Irmas exzentrischer Freund Josch - gemeinsam geben die beiden das skurrile Duo "Spannenlanger Hansel & nudeldicke Dirn" ab. Der Alltag in der "Aubergine" ist turbulent und nicht nur von geschäftlichen Aufregungen geprägt, auch zwischenmenschlich erleben die Vier einiges und sorgen dafür, dass das Leben in un um die "Aubergine" nicht langweilig wird.

In Ingrid Nolls "Gruß aus der Küche" lernen wir eine absolut liebenswerte Truppe kennen, die gemeinsam ein Restaurant betreibt. So unterschiedlich die Charaktere auch sind, so gut ergänzen sie sich und betreiben sehr erfolgreich das Restaurant. Von Anfang an werden wir in dem Buch mit den Vieren gut bekannt gemacht und es gelingt Ingrid Noll Dank präziser Schilderungen einmal wieder, Sympathie für jeden einzelnen von ihnen zu erwecken. Die Unterteilung in kurze Kapitel und die Erzählweise aus der Sicht der unterschiedlichen Protagonisten macht das Buch sehr kurzweilig und unterhaltsam.

Wie immer in Ingrid Nolls Büchern ist die Sprache brilliant und an die einzelnen Charaktere angepasst, Jugendslang kommt von, wenn vom Teenager Lucy die Rede ist, während der etwas biedere "Gemüsemann" Vinzent auch sprachlich eher altbacken erscheint. Und wie immer sprüht das Buch gerade so von Wortspielen, Schlagfertigkeiten und kuriosen Dialogen, dass ich nicht nur einmal herzlich lachen musste. Die Handlung selbst ist daher eher zweitrangig, aber in guter alter "Noll-Manier" gibt es natürlich einige prekäre Situationen und wie es sich für einen echten Krimi gehört, gibt es natürlich auch einen Toten.

Jedes Jahr aufs Neue freue ich mich, wenn ein neues Buch von Ingrid Noll veröffentlicht wird - und jedes Jahr ist meine Vorfreude absolut begründet. Ingrid Noll bürgt für Spannung und Wortwitz, sie unterhält nicht nur, sondern regt auch zum Nachdenken an und auch dieses Jahr ist ihr mit "Gruß aus der Küche" ein geniales Werk gelungen. Chapeau!

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Familienfehde in Kaltenbrode

Ostseefinsternis
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Pia Korittki ist wieder in Amt und Würden! Anstelle eines gemütlichen Urlaubs an der Ostsee gemeinsam mit ihrem Freund Marten und dem kleinen Felix geht Pia einmal mehr auf Verbrecherjagd. In einem kleinen ...

Pia Korittki ist wieder in Amt und Würden! Anstelle eines gemütlichen Urlaubs an der Ostsee gemeinsam mit ihrem Freund Marten und dem kleinen Felix geht Pia einmal mehr auf Verbrecherjagd. In einem kleinen Dorf wird erst ein junges Mädchen brutal niedergeschlagen und kurz darauf wird ein junger Mann tot am Strand aufgefunden. Die Gerüchteküche in dem kleinen Ort brodelt und jahrzehntelange Familienfehden zwischen den Böttchers und den Hagendorfs kochen über. Wer treibt hier ein mieses Spiel mit wem? Als schließlich eine Vergiftung mit einem Oleander als Todesursache bestätigt wird und diese Pflanze ausgerechnet im Garten der Kontrahenten-Familie sicher gestellt wird, kochen die Emotionen über und irgendwie steht plötzlich so ziemlich jeder unter Verdacht. Doch wer hat Stella Böttcher nun wirklich überfallen? War es die selbe Person, die anschließend auch noch Benno Hagendorf ermordet hat? Wird Pia es schaffen, die Verbrechen aufzuklären, bevor die Ferien zu Ende sind?
Eva Almstädt hat mit Pia Korittki eine unglaublich sympathische Kommissarin geschaffen, die ihre Leserschaft in den letzten 18 Bänden liebgewonnen hat. Umso größer war die Freude über die Ankündigung, dass es nun Band 19 der Reihe gibt - ein Wiedersehen an der Ostsee mit Pia, Marten, dem kleinen Felix und den Kollegen aus dem Polizeihochaus in Lübeck. Nachdem die Enttäuschung darüber verdaut war, dass das Design des Buches geändert wurde und dieses nun optisch gar nicht mehr zu all den anderen im Regal passt, ging es in gewohntem Enthusiasmus auf Verbrecherjagd. Leider blieb es bei diesem Enthusiasmus, denn sehr viel mehr tut sich in dem Buch leider nicht. Es wird in alter Manier ermittelt und verdächtigt, ganze Dörfer werden nach ihren Alibis befragt, aber das war es im Großen und Ganzen dann auch. Waren wir aus vorherigen Bänden wilde Verfolgungsjagden, Entführungen von Opfern oder der Kommissarin selbst oder andere spannende Szenen gewohnt, gibt es in diesem Band lediglich einen etwas holprigen Selbstmordversuch und viele Spekulationen über alte Familiengeheimnisse, über Verstrickungen unter einander und Gerüchte, die erst ganz am Schluss des Buches aufgeklärt werden. Unser Fall wird schlussendlich aufgeklärt, sogar ein bisschen unerwartet, aber sehr viel mehr Spannung war in dem Buch leider nicht zu finden. Auch von Pias Privatleben erfahren wir in diesem Buch sehr wenig, schade, denn eigentlich ist es ja auch die Person Pia, die diese Serie zu etwas Besonderem macht.
Ostseefinsternis ist der 19. Band aus der Reihe um die Kommissarin Pia Korittki. Habe ich mich Anfangs sehr auf das Buch gefreut, so hat es meine Erwartungen leider dieses Mal nicht erfüllt. Zu oberflächlich war die Geschichte, zu wenig Handlung war zu finden und auch die privaten Geschichten, die Pia so liebenswürdig machen, kamen in diesem Band viel zu kurz. Obwohl schon fast aufgelegt war, dass sich da privat etwas aufklärt, kam es nicht dazu und es wirkt auf mich, als müsse man Pias Geschichte mit Absicht etwas ausdehnen.
Insgesamt war das Buch für mich leider kein Highlight. Der Kriminalfall zog sich stellenweise mit all den Befragungen unglaublich in die Länge und eigentlich habe ich das Buch nur fertig gelesen, weil ich von Anfang an Pia-Fan bin. Grundsätzlich hätte ich aber nichts versäumt, wenn ich es einfach aus der Hand gelegt habe. Eine mittlere Bewertung gäbe es aus Sentimentalität - aber aufgrund des geänderten Designs, das mich wirklich ärgert, werden es leider nur 2 Sterne.

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