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Veröffentlicht am 09.09.2021

Mutig sein heißt, die Angst zu ignorieren

Die vier Winde
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Ein sehr bewegender Roman um eine bewundernswerte Frau. Was Elsa erlebt hat, ist eigentlich unbeschreiblich. Wie können Eltern ihr Kind so behandeln? Doch sie hat noch Glück im Unglück, dass sie von der ...

Ein sehr bewegender Roman um eine bewundernswerte Frau. Was Elsa erlebt hat, ist eigentlich unbeschreiblich. Wie können Eltern ihr Kind so behandeln? Doch sie hat noch Glück im Unglück, dass sie von der Familie ihres Geliebten aufgenommen wird. Anfangs nicht gerade freundlich, doch das ändert sich im Verlauf der Jahre. Als ihre Tochter Loreda zur Welt kommt, ist sie in die Familie Martinelli voll integriert. Alles scheint nun gut zu laufen, doch das nächste Unheil wartet schon vor der Tür.
Während der großen Depression in den Dreißiger Jahren gab es in den USA, in den Great Plains, tatsächlich eine verheerende Dürre mit furchtbaren Staubstürmen, die die Weizenerträge dieser Region fast vollständig vernichteten. Die Farmer warteten verzweifelt auf Regen, doch der kam nicht. Viele gerieten in Existenznot und machten sich auf in den Westen, wo sie sich ein besseres Leben erhofften. Auch die Familie Martinelli hat es hart getroffen. Elsa und ihre inzwischen zwei Kinder sehen keinen anderen Ausweg mehr. Sie machen sich auf nach Kalifornien.

Beim Lesen dachte ich auch ständig, wann gehen sie nun endlich los. An die Pazifikküste, wo das Klima besser ist, wo sie im Winter nicht mehr bei Eis und Schnee frieren müssen. Was sie dann allerdings dort erleben mussten, hatte ich nicht erwartet. Elsa wächst über sich hinaus und wird zu dem Menschen, der sie eigentlich nie sein wollte: zu einer starken Kämpferin.

Großartig geschrieben und sehr bewegend! Auch wenn die Figuren und Orte zum Teil fiktiv sind, ist die Rahmenhandlung doch an die tatsächlichen Ereignisse von damals eng angelehnt. Und Vieles dürfte dem heutigen Leser ja auch bekannt vorkommen. Anhaltende Hitzewellen, Flüchtlingsbewegungen und deren Folgen, politische Untätigkeit und menschliche Not.
Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen, auch wenn ich mir ein etwas anderes Ende gewünscht hätte. Aber das Leben ist eben kein Wunschkonzert. Sehr empfehlenswerte Lektüre!

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Veröffentlicht am 09.09.2021

Das Auf und Ab des Lebens

Wellenflug
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Annas Entwicklung war geprägt von dramatischen Ereignissen, die sie wohl bis zu ihrem Tod verfolgen. Als Kind schon die geliebte Schwester verloren, die Abwendung des Vaters von ihr, der Tod der Mutter ...

Annas Entwicklung war geprägt von dramatischen Ereignissen, die sie wohl bis zu ihrem Tod verfolgen. Als Kind schon die geliebte Schwester verloren, die Abwendung des Vaters von ihr, der Tod der Mutter und später der Tod von ihrem Mann und ihren ersten Sohn. Obwohl ihre Familie wohlhabend war und sie nie Geldsorgen hatte, haderte sei manchmal mit ihrem Schicksal, fügte sich aber in die gesellschaftlichen Zwänge ein. Das hat sie wohl psychisch einiges gekostet und zu ihrer harten Haltung gegenüber der nicht standesgemäßen Beziehung von Heinrich geführt.
Heinrich wollte sich nicht in die gesellschaftlichen Zwänge seiner Klasse einfügen, er brach aus. Auch das irgendwie verständlich, obwohl seine Entscheidungen mir mitunter etwas zweifelhaft erschienen. Er wollte sein Leben genießen, und er schaffte das ja zunächst auch. Nicht ganz verstanden habe ich seine plötzlich auftauchende Euphorie für Kaiser und Vaterland, als er in den USA vom bevorstehenden Krieg erfuhr. Vermutlich sah er das auch nur als ein großes Abenteuer an, das ihm Spaß machen könnte. Dabei hatten Marie und er es doch in Erie so gut gehabt. Ein Haus, ein Auskommen und Freunde – ihr Leben hätte so schön sein können, wenn sie dort geblieben wären. Aber es sollte nicht sein.

Die Charaktere sind eindrucksvoll beschrieben, wenngleich die Geschichten von Anna und Marie nur mehr oder weniger fragmentarisch dargestellt werden. Trotzdem lässt sich das Buch sehr gut lesen, es vermittelt einen Eindruck von den jeweiligen Zeiten und den Gesellschaften, in denen Anna und Marie zurecht kommen mussten.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Der Held der Lieder

Das Schwarze Lied
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Durch das Blut von Ahm Lin erhält Vaelin wieder ein Lied. Doch es ist nicht sein Lied. Es ist anders, irgendwie brutaler. Obwohl die Schlachten, die er schlug, stets ziemlich brutal waren. Von daher habe ...

Durch das Blut von Ahm Lin erhält Vaelin wieder ein Lied. Doch es ist nicht sein Lied. Es ist anders, irgendwie brutaler. Obwohl die Schlachten, die er schlug, stets ziemlich brutal waren. Von daher habe ich nicht so ganz verstanden, wieso er diesem Lied so ablehnend gegenüber stand. Es machte ihn nahezu ungesiegbar, so wie sein erstes Lied auch. Und doch wundert er sich über die Brutalität seines Vorgehens. Na ja, abgesehen von dieser für mich nicht ganz nachvollziehbaren Kleinigkeit war es wieder ein spannendes Erlebnis. Eindrucksvolle Personen, eine starke Liebe, mystische Geheimnisse und brutale Schlachten, das sind die Geschichten um Vaelin al Sorna.
Kehlbrand ist ein gefährlicher Gegner, der langsam dem Wahnsinn zu verfallen scheint. Seine Stärke ist vor allem die Masse seiner Gefolgsleute, die zum Teil auch noch mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet sind. Vaelin und seine Freunde und Verbündeten müssen taktisch klug vorgehen, um die Gefahr abzuwenden.
Die vier Teile des Buches enthalten zu Beginn jeweils einen Bericht von Obvar, der eigentlich zu seinen Gegnern zählt und von Kehlbrands Vorgehen erzählt. Doch Obvar ist nicht mehr er selbst, denn Vaelin hatte ihn ja im Kampf getötet. Seine Sichtweise und sein Vorgehen fand ich sehr interessant. Auch alte Bekannte aus früheren Geschichten tauchen wieder auf. Mir hat auch dieser Band sehr gut gefallen – und am Ende stellt es sich für mich so dar, dass es durchaus noch Stoff für weitere Abenteuer geben kann. Das Lied des Helden ist noch nicht verklungen.

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Veröffentlicht am 25.08.2021

Nur der Leuchtturm kennt die Wahrheit

Die Leuchtturmwärter
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Gedanken der Einsamkeit, nicht nur von den drei Leuchtturmwärtern, sondern auch von deren Frauen. Das unerklärliche Ereignis steht von Beginn an im Raum – wie konnte so etwas geschehen und wer war dafür ...

Gedanken der Einsamkeit, nicht nur von den drei Leuchtturmwärtern, sondern auch von deren Frauen. Das unerklärliche Ereignis steht von Beginn an im Raum – wie konnte so etwas geschehen und wer war dafür verantwortlich? Wenn etwas nicht klar ist, wenn man etwas nicht erklären kann, dann entsteht der Raum für Theorien. Manche sind nachvollziehbar, andere überhaupt nicht. Doch so lange man nichts Genaues weiß, scheint vieles möglich zu sein. Diese Tatsache erhält die Spannung der Geschichte aufrecht.
Die Autorin streut sehr geschickt nach und nach Informationen in die angenehm kurzen Kapitel ein. Am Anfang weiß auch der Leser noch nicht viel, doch mit zunehmenden Seiten erfährt man immer etwas mehr. Wie standen die Frauen zu ihren Männern, wie standen sie zu den anderen Männern? Was dachten die Männer über ihre Frauen und über die Frauen der anderen. Und wie war das Verhältnis der Frauen untereinander und das Verhältnis der Männer zueinander? Das wird erst nach und nach klarer und ergibt schließlich ein überzeugendes Gesamtbild. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, auch mysteriöse Ereignisse werden mit eingeflochten. Als Leser entwickelt man eigene Theorien, meine wurde am Schluss dann doch nicht ganz bestätigt.

Sehr vielschichtige Gedanken und Empfindungen der beschriebenen Personen werden mit eindrücklicher Sprache dargestellt. An sich normale Menschen müssen mit ungewöhnlichen Situationen zurecht kommen. Die Paare leben ein paar Wochen eng zusammen, dann sind sie wieder wochenlang getrennt. Das tut bestimmt nicht jeder Beziehung gut. Ein Schriftsteller versucht, sich mit Gesprächen mit den drei Frauen der Wärter einen Eindruck zu verschaffen. Die Damen öffnen sich nur langsam, und nur langsam setzt sich ein Bild zusammen, das manchmal auch ein wenig überrascht.

Ein großartiges Buch, das mich von Anfang bis Ende gefesselt hat! Man beteiligt sich selbst an den Spekulationen über das Geschehen. Und man lernt auch einiges über Leuchtturmwärter, ihre Leuchttürme, und das Leben in ihnen.

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Veröffentlicht am 10.06.2021

Auf den Punkt gebracht

Was, wenn wir einfach die Welt retten?
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Humorvolle Darstellung unserer Situation und fundierte Hinweise auf das, was wir tun sollten, um die Katastrophe noch abzuwenden. Nicht das erste Buch dieser Art, aber angesichts der drängenden Problematik ...

Humorvolle Darstellung unserer Situation und fundierte Hinweise auf das, was wir tun sollten, um die Katastrophe noch abzuwenden. Nicht das erste Buch dieser Art, aber angesichts der drängenden Problematik ist jedes Buch dieser Art ein notwendiges Buch. Das, was Schätzing hier schreibt, kann gar nicht oft genug geschrieben und gesagt werden. Die Aussagen sind sachlich fundiert, aber sie sind auch gut zu lesen, das macht es einfacher, den Ausführungen zu folgen als eine rein wissenschaftliche Analyse. Vieles ist uns natürlich bekannt, wir wissen das, aber handeln wir auch danach? Da könnte viel mehr getan werden, vor allem durch die Politiker. Schätzing stellt jedoch uns selbst, die einfachen Menschen, in den Mittelpunkt. Denn jeder Einzelne kann etwas tun. Gut fand ich auch die Hinweise auf bestimmte Internetseiten, die in verschiedenen Situationen weiterhelfen können. Ganz konkrete Empfehlungen, die jeder nachvollziehen kann.
Sicher muss man nicht jede Ausführung teilen, aber als Denkanstoß kann man es schon verstehen. Nicht neu ist auch der Ansatz, dass man sichere Atomkraftwerde als Übergangslösung weiterbetreiben sollte, um die Klimaziele zu erreichen oder sich zumindest besser anzunähern. Das ist umstritten, aber darüber nachdenken sollte man auf jeden Fall.
Wir müssen etwas tun, soviel ist klar, wir wissen das. Wann fangen wir an?

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