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Veröffentlicht am 04.04.2024

Mord und Habgier in der römischen Provinz

Das Mädchen von Agunt
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Aguntum im heutigen Osttirol: Cincia führt mit ihren Eltern ein beschauliches, dennoch anstrengendes Leben als Bergbäurin. Währenddessen ist der Bürgermeister von Aguntum immer weiter bestrebt, seine politische ...

Aguntum im heutigen Osttirol: Cincia führt mit ihren Eltern ein beschauliches, dennoch anstrengendes Leben als Bergbäurin. Währenddessen ist der Bürgermeister von Aguntum immer weiter bestrebt, seine politische Macht und vor allem seinen eigenen materiellen Wohlstand auszuweiten. Dabei sind im jegliche Mittel recht und immer mehr Einwohner:innen der Stadt geraten in Bedrängnis, so auch Cincia und ihre Familie.

Zunächst einmal gehört gesagt, dass der Klappentext nur sehr schemenhaft dem Inhalt des Buches entspricht. Ansonsten präsentiert sich der Roman doch recht spannend. Sprachlich ist der Roman wie immer nichts außergewöhnliches, dennoch gut und flott zu lesen. Das gleiche gilt für die Charakterzeichnungen. Emotionale Tiefe und charakterliche Tiefe bzw. Facettenreichtum könnten definitiv ausgebaut werden. Allerdinsg ist das soweit nichts, was man nicht von den anderen Büchern des Autorenpaares kennt. Nachdem ich doch einige der Bücher der beiden gelesen habe, sind mir dennoch einige Dinge positiv aufgefallen. Der Cringe-Faktor, vor dem ich mich jedes Mal, wenn ich zu einem Buch von Iny Lorentz greife, ist dieses mal sehr gering ausgefallen. Zwar haben wir am Ende das typische jeder findet jemanden anderen, mit dem die unsterbliche Liebe besiegelt wird, ansonsten blieben so komische Momente zum Glück aus. Auch die Geschichte fand ich dieses mal wieder recht spannend. Das alles gut ausgehen würde, war mir zwar klar, im Mittelteil waren die einzelnen Handlungen aber nicht so vorhersehbar, wie ich es erwartet hatte. Und so kam wirklich Spannung auf und das Lesen hat mir sehr viel Freude bereitetet.

Das Buch hat alle Merkmale, die man von Iny Lorentz kennt, ob man diese Mag, sei dahingestellt. Dennoch habe ich diesen Roman als stärker empfunden, als viele der anderen Romane des Autorenduos.

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Veröffentlicht am 23.02.2024

russisches Coming of Age

Die Lüge
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Mit fünf Jahren kommt Mikita zu seinem Onkel Slawa. Nach dem Tod seiner leiblichen Mutter wächst er fortan bei ihm und dessen Lebensgefährten Lew auf. Zusammen geht die Familie durch turbulente Zeiten, ...

Mit fünf Jahren kommt Mikita zu seinem Onkel Slawa. Nach dem Tod seiner leiblichen Mutter wächst er fortan bei ihm und dessen Lebensgefährten Lew auf. Zusammen geht die Familie durch turbulente Zeiten, immer in der Angst vor den gesellschaftlichen Konsequenzen, wenn jemand herausfindet, dass Mikita zwei Papas hat. Das ewige Versteckspiel und Lügen, Aufpassen, was man in der Schule erzählt, drückt Mikita zunehmend auf die Seele und er steht immer wieder kurz davor, psychisch zu zerbrechen. Scheinbar zu allem Überfluss hegt er immer mehr den Verdacht, dass er ebenso wie seine Väter sich zum gleichen Geschlcht hingezogen fühlt. Ist er damit nicht genau das, wovor die konserbvative Propaganda nicht immer gewarnt hatte?

Mit seinem Schreibstil konnte mich der Autor sehr schnell fesseln. Durch den Ich-Erzähler nimmt die Story schnell an Fahr auf und gefühlvolle Momente jeder Art werden besonders emotional dargestellt. Auch wird dadurch der autofiktionale Charakter des Buches sher deutlich unterstrichen und die Geschichte auch insgesamt nachfühlbarer, intensiver und greifbarer.

Der Buchtitel ist meiner Meinung nach etwas irreführend. Klar muss die Wahrheit gewissen Menschen gegenüber verdeckt werden, und dazu gehört auch Lügen, doch die eine große Lüge in Mikitas Leben gibt es nicht. Auch nimmt das sich Verstellen vor der Gesellschaft auch nicht einen sonderlich dominanten Part in der Geschichte ein, sondern ist vielmehr unabdingbarer Teil einer Coming-of-Age-Story. Und genau das ist es, was mir an dem Buch so gut gefallen hat. Es geht nicht nur rein darum, wie sich die queere Familie gegen Normen von Staat und Gesellschaft durchsetzen muss, um das eigene Glück leben zu können. Viel mehr ist das der Rahmen, in dem die gesamte Entwicklung Mikitas stattfindet. Probleme des Heranwachsens, die sich nicht nur darauf beziehen zu verstekcen, dass man zwei Väter hat. Besonders berührend empfinde ich dabei die Selbstzweifel und die Wut und Scham gegenüber seiner Eltern, die Mikita im Laufe des Älterwerdens empfindet, weil diese sich eben nicht in die wenigen Schubladen der russischen Akzeptanz zwängen lassen. Kurzum Mikita wird durch die Schule und die wiedersinnigen Ansichten der dort verkehrenden Menschen homophob. Dabei stellen die Kinderjahre Mikitas wunderbar dar, wie gehaltlos Homophobie doch eigentlich ist.

Mit dem Ende kommt auch der Teil des Buches, in dem Mikita mit seinen eigenen homoerotischen Neigungen einen Kampf ausfechten muss. Allerdings kam es mir beim Lesen dann doch teilweise so vor, als würde sich der Autor zu wenig Zeit nehmen, versuchen Mikitas Gefühlswelt uns stark aufgedrüselt zu präsentieren, wie es noch bei den vorherigen Teilen des Buches der Fall war. Jedenfalls fehlt mir ein wenig das warum und woher. Für mich persönlich und plötzlich muss Mikita sich plötzlich beweisen, was an seinem Interesse dran ist. Der Autor hätte sich hier definitiv ein wenig mehr Zeit nehmen müssen, um den Roman zu einem runden Ende verhelfen zu können.

Dennoch kann ich das Buch nur jedem ans Herz legen, alleine wegen dem emotionalen und greifbaren sprachlichen Stil, der eine wirklich tiefgehende Erfahrung ist. Das Buch wird mir mit vielen Annektoten und Gefühlen noch lange in Erinnerung bleiben.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Kampf in der Pariser Unterwelt

Vampyria - Der Hof der Wunder
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Jeanne ist mittlerweile eine geachtete Reiter in des Königs der Finsternis. Doch in Paris taucht eine Rivalin auf, die die königliche Macht in Frage stellt. Diese Dame der Wunder gebietet über eine Herde ...

Jeanne ist mittlerweile eine geachtete Reiter in des Königs der Finsternis. Doch in Paris taucht eine Rivalin auf, die die königliche Macht in Frage stellt. Diese Dame der Wunder gebietet über eine Herde von eigentlich unkontrollierbaren Ghulen, mit denen sie die Bewohner von Paris terrorisiert. Jeanne wird ausgesandt, um diese Dame der Wunder gefangen zu nehmen und das Geheimnis ihrer Macht über die Ghule herauszufinden, sodass der König der Finsternis zu noch mehr Macht gelangt. Doch gleichzeitig versucht Jeanne alles, um die Sache des Wiederstandes voranzutreiben.

Ich habe mir den zweiten Band der Reihe gleich nach dem ersten geholt, da der erste so geschallert hat, dass ich unmöglich aufhören konnte. Und so geht auch dieses Buch wieder sehr spannend und rasant los. Vor allem tauchen wir sehr schnell in die Finsternis von Paris ein und die Spurensuche beginnt. Hierbei geht mit die Erkenntnisgewinnung allerdings ein wenig zu geradlinig vor. Zwar gibt es Überraschungen und Wendungen am laufenden Band, allerdings geht ein bisschen deren guter Geschmack verloren. Die Mitte des Buches war im generellen nicht so spannend wie erhofft, auch wenn per se viel passiert. Ich konnte einfach nicht mehr s stark mitgerissen werden, wie im ersten Band. Und auch die Figur von Jeanne hält nicht mehr so viele Überraschungen bereit, wie im Vorgängerband, was mir damals das Lesen zu so eine Vergnügen werden hat lassen.

Nichtsdestotrotz bleibt das Buch spannend und unterhaltsam und vor allem bin ich sehr dankbar für eine Fantasy-Geschichte, die sich nicht in Kitsch und Unlogik ergibt. Ich freue mich schon auf den letzten Band.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Deutschland als Komputerweltmacht

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Mit der analytischen Maschine wird bereits im 19. Jahrhundert das Computerzeitalter eingeleitet, Und so entwickelt sich die Technik immer weiter bis in der Zeit des Dritten Reiches diese schon genutzt ...

Mit der analytischen Maschine wird bereits im 19. Jahrhundert das Computerzeitalter eingeleitet, Und so entwickelt sich die Technik immer weiter bis in der Zeit des Dritten Reiches diese schon genutzt werden kann, um die eigene Bevölkerung flächendeckend zu überwachen. Und das ist die Aufgabe des NSA, des Nationalen Sicherheitsamts, in dem die junge Helene Bodenkamp als Programmstrickerin arbeitet, denn das Programmieren ist Frauensache. Hier geht sie ihrer Arbeit nach, ohne viel über die Konsequenzen ihrer nachzudenken. Doch da begeht ein Mensch, der ihr sehr viel bedeutet, Fahnenflucht und muss fortan untertauchen. Eigentlich sollte es ein leichtes sein, für das NSA, ihn und seinesgleichen ausfindig zu machen. Doch gerade das versucht Helene zu verhindern.

Die Geschichte startet gleich mit einem Banger: ein Programm, von Helene entwickelt, wird getestet. Es soll mittels des durchschnittlichen Kalorienbedarfs pro Kopf eventuelle Verstecke von untergetauchten Personen ausfindig machen. Man wird sogleich von der Geschichte mitgerissen, relativ unkomplizierter Schreibstil und ein wirklicher Nervenkitzel, bevor sich die Geschichte der Kindheit unserer beiden wichtigsten Protagonist:innen Helene und Eugen zuwendet, zeigt, wie die beiden zu den Charakteren wurden, die man im Laufe des Buches besser kennenlernt, und wie die beiden zum NSA gekommen sind. Etwas ruhiger beginnend, steigert sich mit dem Alter der beiden auch die Spannung immer weiter, bis dann der Großteil der Geschichte in atemberaubender Spannung dahinprescht. So erfahren wir beim lesen nicht nur sehr viel über das damalige programmieren - hätte es damals ein solches gegeben - sondern auch, wie sich die moderne Technik und die damit einhergehenden Spionagemöglichkeiten auf die Bevölkerung und das globale Kriegsgeschehen ausgewirkt haben. Dabei entwickelt der Autor ein glaubhaftes und komplexes Konstrukt, eine kontrafaktische Version der Geschichte.

Bei Spannung und Lesetempo war dann das Ende des Buches auch schon recht schnell erreicht, wobei ich sagen muss, dass mir dieses zu schnell abgehandelt ist. Es passiert noch einmal sehr viel, dass aber nur schemenhaft an mir vorbeigezogen ist. Die letzten Geschehnisse, auch wenn sie noch so viel Potential zur weiteren Ausarbeitung gehabt hätten, werden leider nur recht kurz abgebunden. Im Übrigen auch so wie Helenes Freund, der Fahnenflüchtige, den sie versteckt. Bei ihm hatte ich einfach nie das Gefühl, dass er ein vollwertiges Mitglied dieser Geschichte sei, zu oft vorgekommen, um nur ein unbedeutender Randcharakter zu sein, aber zu langweilig, als dass er irgendeine Bedeutung erlangen könnte.

Kurzum spannend, auch wenn der Schreibstil nichts weltbewegendes war und auch die Ausarbeitung von Geschichte und Figurenensemble hätte Stellenweise mehr Leben und Interesse vertragen können. Nichtsdestotrotz aber vor allem wegen der Grundidee und dem gut umgesetzten Universum ein lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Intrigen und Ränkespiel

Die Fünf-Minuten-Ehe
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Philadelphia Carteret stammt eigentlich aus einer wohlhabenden Familie des englischen Adels. Doch nachdem ihre Mutter sich nach ihrer Geburt von der Familie losgesagt hat, muss sich die mittlerweile 23 ...

Philadelphia Carteret stammt eigentlich aus einer wohlhabenden Familie des englischen Adels. Doch nachdem ihre Mutter sich nach ihrer Geburt von der Familie losgesagt hat, muss sich die mittlerweile 23 jährige als Lehrerin für Gesang durch das London des Jahres 1815 schlagen und so sich selbst und ihre Mutter vor dem Hungertod retten. Doch als die Mutter ernstlich erkrankt beschließt Philadelphia, sich an die wohlhabende Familie zu wenden, in der Hoffnung, auf finanzielle Unterstützung. Doch schnell merkt die junge Dame, dass sie eine Doppelgängerin im Kampf ums Geld hat, und auch sonst scheint kaum jemand glücklich über ihre Anwesenheit zu sein. Und schneller als Philadelphia schauen kann wird sie schon in das Ränkespiel rund um das Erbe des Lord Bollington gezogen.

Ich hatte schon einmal das Vergnügen mit Joan Aiken und wurde vor allem vom sprachlichen Stil der Autorin begeistert. Sie vermag es besonders gut, ein unheimliches und düsteres Setting zu erzeugen, sodass bei mir beim Lesen sogleich ein recht herbstliches Gefühl aufgetreten ist, vor allem, wenn sich die Handlung auf dem Stammschloss des Lord Bollington abspielt, auch wenn die Geschichte eigentlich in den Monaten Mai und Juni spielt. Atmosphärisch wird ein detailreiches Bild der Handlung und des Handlungsschauplatzes gezeichnet, ohne dass dabei die Gesichte langweilig zu werden drohe. Darüber hinaus vermag es Joan Aiken auch auf überaus überzeugende Art und Weise die unterschiedlichen Charaktere darzustellen. Vielseitig und individuell entsteht eine Sammlung aus den unterschiedlichsten Figuren, von liebreizend und naiv, bis hin zu gerissen und hinterhältig. Ein Händchen dürfte sie dabei vor allem beim Schreiben von Kindercharakteren haben. So finden sich in der Geschichte zehn Geschwister, die zwar nur sehr wenig Raum einnehmen, dennoch war ich von der überzeugend kindlichen Art, wie sie sprechen und in ihrer Handlungsweise dargestellt sind, überzeugt. Vor allem aber - und die Befürchtung hatte ich - handelt es sich bei Philadelphia um kein sonderlich naives, dummes oder ansträngendes Wesen, dass das Klarkommen mit ihr besonders leicht machte.

Auch die Geschichte hat mir wirklich sehr gut gefallen. Dieses Spiel aus falschen Verwandten, Doppelgängerinnen, heimlich geschlossenen Abmachungen, Lug und Betrug mag vielleicht ziemlich klassisch und abgedroschen wirken. Mir aber hat das Verfolgen Philadelphias durch dieses Dschungel sehr viel Spaß gemacht. Allerdings muss man dabei auch sagen, dass die Geschichte ohne sonderlich große Überraschungen aufwarten kann. Von Anfang an ist eigentlich klar, wem zu trauen ist, und wer sich als klarer Antagonist erweist. Zwar habe ich mir immer wieder gedacht, dass die eine oder andere Figur wirklich Potential hätte, unsrer Lieben Philadelphia in den Rücken zu fallen.

Wie dem auch sei, die Geschichte ist nett und unterhaltsam, eine willkommene Abwechslung zu dem, was ich sonst so lese, und hat einfach Spaß gemacht, auch wenn sie im Großen und Ganzen recht vorherseebar ist. Von der Autorin werde ich aber definitiv noch weitere Bücher lesen.

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