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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.05.2024

Ein bisschen too much von allem

Ein langes Wochenende
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Drei Frauen erreichen ein abgelegenes Ferienhaus in der Moorlandschaft von Northumbria an der schottischen Grenze für ein langes Wochenende. Sie erwarten ihre Ehemänner am nächsten Morgen. Doch als sie ...

Drei Frauen erreichen ein abgelegenes Ferienhaus in der Moorlandschaft von Northumbria an der schottischen Grenze für ein langes Wochenende. Sie erwarten ihre Ehemänner am nächsten Morgen. Doch als sie einen Brief auf dem Küchentisch finden, der behauptet, einer ihrer Ehemänner sei ermordet worden, denken sie zunächst an einen makabren Scherz. Ohne Handyempfang oder Internet und mit einem aufziehenden Sturm sind sie von der Außenwelt abgeschnitten. Jede Frau versucht herauszufinden, was wirklich passiert ist, und ihre Freundschaften werden auf eine harte Probe gestellt, als die Situation droht zu eskalieren.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, bei denen eigentlich jeder Charakter mal zu Wort kommt. Normalerweise lernt man durch die wechselnden Perspektiven die Charaktere immer besser kennen und erhält Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt, aber irgendwie bin ich dieses Mal so auf Distanz gehalten worden, dass ich mich keinem Charakter so wirklich nah fühlen konnte. Es wurde so weit ausgeholt und so viel angesprochen, dass man gar nicht die Chance hatte, einen der Charaktere näher oder tiefer zu beleuchten. Ich find's immer schwierig, wenn man nur die Oberflächen kennenlernt und auch davon nur einen minimalen Ausschnitt bekommt, weil sie mir so einfach alle relativ egal gewesen sind. Jede:r von ihnen hatte sein Päckchen zu tragen, aber bei keinem interessierte es mich so wirklich, was aus ihm wurde.

Natürlich hat mich die Story an sich gepackt und ich wollte unbedingt wissen, welcher Ehemann ermordert worden sein soll, aber das zog sich so in die Länge, dass ich zwischendurch fast verloren wurde.
Nichtsdestotrotz war der Schreibstil wirklich angenehm und las sich angenehm flüssig. Wenn das nicht gegeben gewesen wäre, hätte das Buch mich wahrscheinlich wirklich verloren.
Ich mochte die verschiedenen Pageturner, von denen zwar manche erahnbar gewesen sind, aber dennoch für nette Abwechslung sorgten.

Ein etwas konstruierter und übertriebener Roman mit Spannungselementen, der mir ein wenig zu viel und zu breit gefächert gewesen ist.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Nett für zwischendurch

Zimmer 55
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Tief in den dunklen Wäldern von Dalarna liegt Schwedens bekannteste Klinik für Forensische Psychiatrie. Hier werden Schwerverbrecher untergebracht, die zu krank sind, um im Gefängnis zu sein. Als die junge ...

Tief in den dunklen Wäldern von Dalarna liegt Schwedens bekannteste Klinik für Forensische Psychiatrie. Hier werden Schwerverbrecher untergebracht, die zu krank sind, um im Gefängnis zu sein. Als die junge Psychologin Anna Varga eine Stelle in dieser renommierten Anstalt bekommt, sieht sie dies als eine spannende Herausforderung, um ihre Karriere voranzubringen und Stockholm hinter sich zu lassen. Doch bald wird ihr Traumjob zum Albtraum: Anna fühlt sich verfolgt und erhält anonyme Briefe mit merkwürdigen Botschaften, die auf ein düsteres Geheimnis im Zimmer 55 hinweisen. Kurz darauf wird ein Patient tot aufgefunden. Was geschieht in dieser alten und respektablen Anstalt? Wem kann Anna noch vertrauen? Und ist auch ihr Leben in Gefahr?

Das Buch bietet eine fesselnde Atmosphäre und eine interessante Prämisse, die die Leser:innen in die Welt der forensischen Psychiatrie eintauchen lässt. Ich mochte das Setting unwahrscheinlich gern, weil das bereits einen unheimlichen Vibe rübergebracht hat. Die Spannung wird also geschickt aufgebaut, und die Beschreibung der düsteren Umgebung trägt zur Stimmung des Buches bei. Man hat bei jeder Seite das Gefühl, dass gleich etwas Furchtbares passieren wird.

Ich mochte Anna als Protagonistin sehr gern. Sie war sympathisch, handelte die meiste Zeit nachvollziehbar und konnte sowohl Sympathie als auch Empathie in mir wecken. Sie hinterfragte Dinge, begab sich in unangenehmes Terrain, aber wirkte nicht übertrieben draufgängerisch.

Die Charakterentwicklung bleibt jedoch oberflächlich und auch die anderen Charaktere an sich waren allesamt sehr blass und nicht wirklich Sympathieträger:innen. Die Handlung erscheint zuweilen vorhersehbar und bietete neben ein paar kleinen Twists keine großen Überraschungen.. Zudem hatte ich am Ende das Gefühl, als würde mir etwas fehlen, was noch ungesagt in der Luft hängt.

Insgesamt ist „Zimmer 55“ ein solider Spannungsroman mit einer interessanten Kulisse, der jedoch an einigen Stellen an Tiefe und Originalität fehlt. Leser:innen, die auf der Suche nach einem spannenden Buch für zwischendurch sind, werden möglicherweise gut unterhalten, sollten jedoch keine allzu hohen Erwartungen an die Charakterentwicklung und die Auflösung der Handlung haben.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Familienalltag mit ganz viel Humor & Liebe

Meine kleine Welt
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Sympathische Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind. Wie immer toller Schreibstil. Macht Spaß :)

Ich bin normalerweise kein großer Fan von Kurzgeschichten, aber Ewald Arenz schafft es einfach, ...

Sympathische Geschichten, die aus dem Leben gegriffen sind. Wie immer toller Schreibstil. Macht Spaß :)

Ich bin normalerweise kein großer Fan von Kurzgeschichten, aber Ewald Arenz schafft es einfach, mich durch und durch zu begeistern. Ich mochte die kleinen Geschichten aus dem Alltag eines Familienvaters und ließ mich von ihm gerne in die Welt eines Vaters entführen, um mich auch mal in die andere Perspektive einzufühlen und nicht immer nur der zickige Gegenpart zu sein. Als Tochter kenn ich nur die andere Seite und hatte richtig Freude daran, Heinrich mit meinem Vater zu vergleichen.

Es ist verrückt, wie sehr mich jede einzelne Geschichte abholen und auch in meine Kindheit und Jugend zurückkatapultieren konnte. Ich hab gelacht, leise vor mich hingeschmunzelt, hab Mitleid mit Heinrich gehabt, die Liebe der Familie gespürt, das Zickentum von Philly mit mir selbst in Verbindung gebracht und die Auftritte der Katze GELIEBT! Ich mocht's, dass es zwar keine zusammenhängende Geschichte war, die lückenlos das Familienleben wiedergab, aber ich mich dennoch mit den Charakteren von Anfang an verbunden gefühlt hab. Ich musste gar nicht so viel über sie wissen, weil ichd as Gefühl hatte, dass ich die Familie bereits seit Jahren kenne. Ich hab in Otto meinen eigenen kleinen Bruder gesehen, mich selbst in Philly wiedererkannt, Theo war der große Bruder, den ich nie hatte & Juliane die Mutter, die ich mir gewünscht hätte. Heinrich ist einfach 1 : 1 mein Vater und ich hab alles daran geliebt.

Jede Geschichte hat so viel Anknüpfungspunkte an mein eigenes Leben gehabt, sodass ich mich oft fragte, ob das entweder Zufall gewesen ist oder Familien sich gar nicht so unähnlich sind :D

Es hat wirklich Spaß gemacht, alltägliche Situationen mit einer Prise Humor und einem anderen Blickwinkel zu verfolgen, sodass ich gar nicht anders kann, als 5 Sterne zu vergeben. Ich bin mir sicher, dass Ewald Arenz auch eine Packungsbeilage schreiben könnte und ich würde sie dennoch für ein grandioses Meisterwerk halten.

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Spannende Psychospielchen

Sie kann dich hören
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Millie Calloway hat eine neue Stelle angenommen, um ihr Studium zu finanzieren. Sie arbeitet als Haushaltshilfe für ein wohlhabendes Ehepaar aus Manhattan. Ihr Arbeitgeber Douglas Garrick scheint freundlich ...

Millie Calloway hat eine neue Stelle angenommen, um ihr Studium zu finanzieren. Sie arbeitet als Haushaltshilfe für ein wohlhabendes Ehepaar aus Manhattan. Ihr Arbeitgeber Douglas Garrick scheint freundlich zu sein und stellt keine allzu vielen Fragen über ihre Vergangenheit. Doch Millie fragt sich, warum sie nicht mit seiner Frau Wendy sprechen darf. Sie hört Weinen aus dem verschlossenen Zimmer und sieht Blutflecken auf Wendys Kleidung. Ist Douglas wirklich der fürsorgliche Ehemann, für den er sich ausgibt? Millie ist entschlossen, Wendy zu helfen, auch wenn das bedeuten könnte, dass ihr dunkelstes Geheimnis ans Licht kommt.

Ich war anfangs ein wenig misstrauisch, weil sich die ersten Seiten ganz stark wie eine Wiederholung des ersten Bandes anfühlten. Wir begleiten wieder Millie, die sich mit Putzjobs über Wasser hält, vorzugsweise bei reichen Familien. Auch diesmal wird schnell klar, dass bei ihrem neuen Arbeitgeber wieder etwas im Argen liegt. Man spürt bereits auf den ersten Seiten, dass es sich auch hier wieder um häusliche Gewalt dreht und denkt, dass man die Handlung bereits durchschaut hat, aber weit gefehlt.

Nicht nur die Geschichte, sondern auch Millie haben sich stark weiterentwickelt. Ich mag sie als Protagonistin unheimlich gern, weil sie so vielschichtig und rund erscheint. Auch wenn sie für mich persönlich nicht immer nachvollziehbar handelt, bleibt sie ihrer Rolle treu und agiert, wie es ihr Charakter vorgesehen hat.
Auch Wendy war eine wirklich spannende Persönlichkeit, die mich schnell Empathie hat empfinden lassen.
Die Einführung von Brock hab ich nicht ganz verstanden. Sein Sinn und Zweck war wahrscheinlich nur, einen Platz zu füllen, den es in meinen Augen gar nicht gebraucht hätte.

Wie beim ersten Band hat man die Bedrohung auf jeder einzelnen Seite spüren können. Es war beklemmend, gefährlich und man wartete nur drauf, dass es eskalieren würde. Spannende Wendungen, die ich so nicht vorhergesehen habe, taten ihr übriges, um den zweiten Band noch stärker werden zu lassen als den ersten.

Eine ganz klare Leseempfehlung für alle Leser:innen, die Lust auf Psychospielchen, zahlreiche unerwartete Wendungen und ein Buch haben, das man nicht aus der Hand legen kann.

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Veröffentlicht am 18.04.2024

Grandioses Highlight

22 Bahnen
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Tilda führt ein streng durchgeplantes Leben, das aus Studium, Arbeit an der Supermarktkasse und der Betreuung ihrer kleinen Schwester Ida besteht. Sie lebt mit Ida und ihrer alkoholabhängigen Mutter in ...

Tilda führt ein streng durchgeplantes Leben, das aus Studium, Arbeit an der Supermarktkasse und der Betreuung ihrer kleinen Schwester Ida besteht. Sie lebt mit Ida und ihrer alkoholabhängigen Mutter in einem tristen Haus in der Fröhlichstraße einer Kleinstadt, die Tilda verabscheut. Ihre Freunde sind längst weggezogen, während Tilda zurückblieb, um sich um ihre Schwester zu kümmern und Verantwortung zu übernehmen. Doch plötzlich ergeben sich neue Möglichkeiten: Tilda erhält ein Jobangebot in Berlin, das ihr eine Zukunft in Freiheit verspricht. Gleichzeitig taucht Viktor auf, der große Bruder ihres früheren Freundes Ivan. Doch als Tilda beginnt zu glauben, dass sich alles zum Besseren wenden könnte, gerät die Situation zu Hause außer Kontrolle.

Ich bin super gut in die Geschichte reingekommen und hab mich sofort wohl an Tildas Seite gefühlt. Ich hab sie von Anfang an in mein Herz geschlossen, war mit ihr stark, hab mit ihr geweint, mich zusammen mit ihr um Ida gekümmert, Viktor kennengelernt und mich mit ihrer Mutter auseinandergesetzt. Tildas runder Charakter hat sich so unwahrscheinlich echt angefühlt, dass ich ihre Authentizität zu keiner Sekunde angezweifelt hab. Ich konnte all ihre Handlungen nachvollziehen und hab mich ein wenig wie ihre große Schwester gefühlt. Ich wollte sie in den Arm nehmen, ihr ihre Last von der Schulter nehmen und schlichtweg für sie da sein. Umso glücklicher war ich, als Viktor in ihr Leben getreten ist. Und auch wenn schon zu Beginn klar war, in welche Richtung das läuft, hat es mir unfassbar viel Freude bereitet, den gemeinsamen Weg der beiden zu gehen.
Auch Ida mocht ich total gern. Man merkte einfach auf jeder Seite, wie sehr auch sie in ihren jungen Jahren schon vom Alltag gezeichnet wurde und wie schnell sie gezwungen war, erwachsen zu werden. Auch wenn Tilda versucht hat, möglichst viel von ihr fernzuhalten.

Das Buch hat mich durch alle Emotionen geschickt, die man sich nur vorstellen kann. Ich war glücklich, verliebt, musste schmunzeln, wurde wütend, hatte Tränen der Trauer im Augenwinkel – es war einfach unfassbar stark.

Der Schreibstil ist ungeschönt und bringt in die sehr schweren Themen von Alkoholmissbrauch, Tod, Verlust, Vernachlässigung und vielem mehr eine unfassbare Leichtigkeit hinein.

Ich hab selten sowas Gutes wie 22 Bahnen gelesen und bin mir sicher, dass es mir noch lang im Kopf bleiben wird.

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