Profilbild von SteffMcFly

SteffMcFly

Lesejury Star
offline

SteffMcFly ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SteffMcFly über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2022

Drama statt Thriller

A Stranger in the House
0

Tom konnt von einem vermeintlich normalen Arbeitstag zurück und freut sich schon auf das Abendessen, das ihm seine Verlobte Karen zubereitet hat. Doch kaum betritt er das Haus, merkt er, dass etwas nicht ...

Tom konnt von einem vermeintlich normalen Arbeitstag zurück und freut sich schon auf das Abendessen, das ihm seine Verlobte Karen zubereitet hat. Doch kaum betritt er das Haus, merkt er, dass etwas nicht stimmt. Das Wasser steht auf dem Herd, aber die Nudeln sind nicht gekocht. Der Salat wurde angefangen zu schneiden, doch niemals beendet. Die Handtasche mit dem Handy und dem Geldbeutel seiner Frau liegen noch dort – das sieht ihr gar nicht ähnlich. Wieso hat sie so überstürzt das Haus verlassen? Und wo ist sie? Krank vor Sorge ruft er die Polizei. Ein Unfall. Und sie erinnert sich nicht, was kurz vorher geschehen ist. Wenig später wird eine Leiche gefunden, die mit Karen in Verbindung gebracht wird. Ist sie die Mörderin? Und wer ist der Tote?

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, jedoch wird bei dieser Erzähltechnik nicht besonders viel von den Emotionen der verschiedenen Charaktere preisgegeben. Natürlich bekommt man von ihren Gedanken mit, aber ich habe ständig das Gefühl, es wird nur an der Oberfläche gekratzt. Keiner der Charaktere gibt mir die Chance, eine Bindung zu ihm aufzubauen, was dazu führte, dass ich keinerlei Sympathie oder Empathie entwickeln konnte. Somit waren mir die Charaktere schlichtweg egal.

Der Schreibstil war zwar angenehm und ich spürte, dass eine gewisse Bedrohung durch die Seiten fliegen sollte, aber ich glaube, aufgrund der fehlenden Bindung zu den Charakteren, konnte mich die Atmosphäre einfach nicht einfangen. Demnach plätscherte die Erzählung schon fast belanglos an mir vorbei und hatte mich relativ schnell verloren.
Das Ende konnte mich kurz nochmal einfangen, da es kurz ein wenig wendungsreicher wurde, aber nicht genug, um die Nichtigkeit der vorangegangenen Kapitel auszugleichen.

Für einen Thriller reicht dieses Drama in meinen Augen leider nicht aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2022

Rasanter und packender Thriller

Blutige Stufen (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 12)
1

Er nennt sich „der Mentor”. Angst will er lehren, indem er seine Opfer brutal zurichtet. Als eine junge Frau auf bestialische Weise ermordet aufgefunden wird, machen sich Hunter und Garcia sofort auf die ...

Er nennt sich „der Mentor”. Angst will er lehren, indem er seine Opfer brutal zurichtet. Als eine junge Frau auf bestialische Weise ermordet aufgefunden wird, machen sich Hunter und Garcia sofort auf die Suche nach dem Täter und eine spannende Verfolgungsjagd beginnt. Wenig später wird das zweite Opfer aufgefunden und die beiden Ermittler merken, wie ihnen die Zeit durch die Finger rinnt. Wie hängen die Opfer zusammen, was bedeuten die Verse, die bei ihnen gefunden werden und wie können sie verhindern, dass „der Mentor” weiter mordet?

Chris Carter hat mit dem 12. Band der Reihe wieder einen unglaublichen Thriller erschaffen, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. In gewohnter Manier nimmt er die Leser*innen auf eine grausame Verfolgungsjagd, die zunächst auf keinen grünen Zweig zu kommen scheint und später nicht wendungsreicher sein könnte.

Nach der kleinen Enttäuschung des 11. Bandes hatte ich kurz die Befürchtung, dass die Luft aus dem Ermittlerduo draußen sei und es Zeit ist, Hunter und Garcia ziehen zu lassen. Ich dachte, jede Geschichte sei bereits erzählt, jeder Mord begangen und jede Grausamkeit erlebt, aber weit gefehlt.

Es gibt immer wieder Neues zu entdecken, Bedrohungen zu erleben und Gänsehautmomente, die verarbeitet werden müssen.

Die Protagonisten sind für mich wie gewohnt Sympathieträger und lassen einen von vorn bis hinten mitfiebern, die Enttäuschung und Frustration über den Stillstand der Ermittlungen erleben ebenso wie den plötzlichen Durchbruch feiern.

Der Showdown war für mich dieses Mal etwas Besonderes, weil er ein wenig von der Norm abwich und mir damit zeigte, dass auch in Band 12 noch noch etwas Neues passieren kann und die Ideen eben noch nicht aufgebraucht sind. Davon ab war er spannend, rasant und es konnten für mich alle offenen Fragen beantwortet werden. Das Motiv war für mich nachvollziehbar, jedoch für mich persönlich ein wenig ausgelutscht, vor allem weil es in einem Band schon mal thematisiert wurde. Dennoch tat das der Komplexität des Plans keinen Abbruch.

Was mich n bisschen irritiert ist, dass Hunter und Garcia immer mal wieder sagen, wie heftig die Morde doch seien und dass sie sowas in all den Jahren bei der UV noch nie erlebt hätten. Ich weiß, man muss n bisschen dramatisch sein, aber ganz ehrlich, da gab's doch schon heftigere Sachen, die Carter da vom Stapel gelassen hat. Nicht, dass die Morde nicht auch grausam wären, aber dieser Drang, sich immer wieder übertreffen zu müssen à la „uff, das war jetzt das Heftigste, was ich je gesehen hab“, ist ein spürbarer Druck, den es für mich gar nicht bräuchte. Spannung und Bedrohung kommen für mich so oder so auf.

Der Schreibstil ist für mich wie immer sehr angenehm, flüssig, atmosphärisch, bedrohlich, rasant und unglaublich spannend.

Wer eine wirklich gute Thriller-Reihe sucht, der ist mit Carter auch nach Band 12 immer noch sehr gut bedient :)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.09.2022

Kein Thriller für mich

Nicht ein Wort
0

Bundesrichter Scott Sampson ist Vater von von zwei Kindern und hätte die Zwillinge eigentlich zum Schwimmen begleiten sollen. Doch dann erhält er von seiner Frau eine SMS, in der steht, dass sie sie heute ...

Bundesrichter Scott Sampson ist Vater von von zwei Kindern und hätte die Zwillinge eigentlich zum Schwimmen begleiten sollen. Doch dann erhält er von seiner Frau eine SMS, in der steht, dass sie sie heute von der Schule abholt. Als seine Frau Alison jedoch später nach Hause kommt, sind die beiden Kinder nicht bei ihr und eine SMS hat sie auch nie geschrieben. Stattdessen klingelt das Telefon und eine unbekannte Stimme teilt den besorgten Eltern mit, dass die Kinder entführt wurden und sich Richter Sampson an die Instruktionen halten soll, um die Kinder lebend wiedersehen zu können. Das wohl schwerste Urteil steht dem Bundesrichter bevor: Was wird er tun?

Der Schreibstil an sich ist sehr flüssig und unaufgeregt geschrieben. Leider steckte für mich genau darin das Problem. Oft fehlte mir die Spannung, die wabernde Bedrohung und die bloße Verzweiflung, die solch ein Ereignis mit sich bringt. Hin und wieder war die Verzweiflung natürlich spürbar, aber dafür, dass die beiden Kinder entführt wurden, waren die Eltern mir in manchen Szenen einfach zu entspannt. Es schien an manchen Stellen so, als hätten sie es schlichtweg gar nicht mehr eilig, an ihre Kinder zu kommen, was der Geschichte einfach die Authentizität raubte.

Ebenso ließ es die Charaktere nicht sonderlich real, sympathisch oder empathisch wirken. Es war nicht durchweg der Fall, jedoch überwogen für mich die Stellen, in denen ich seine Gelassenheit nicht nachvollziehen konnte.

Alisons Distanziertheit wiederum gefiel mir sehr gut, weil sie als Stilmittel eingesetzt wurde und Teil der Geschichte war. Dennoch wurde ich mit beiden einfach nicht sonderlich warm.

Nachdem sich der Inhalt ab der Hälfte in die Länge zu ziehen schien und immer politischer wurde, merkte ich, wie mich das Buch zu verlieren drohte. All das Gerede um Aktien, Anteile, Fonds etc. konnten mich nicht wirklich bei der Stange halten. Der als so kurzweilig empfundene Einstieg wurde dadurch leider stark getrübt.

Nichtsdestotrotz überraschte mich das Ende. Dennoch war „Nicht ein Wort“ einfach kein Thriller für mich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.09.2022

Langatmig

Was Alice wusste
0

Alice Sheahan ist Malerin und lebt mit ihrem Ehemann Ed, einem erfolgreichen Arzt, zusammen in Bristol. Sie scheinen ein perfektes Leben zu führen, bis ihre Welt von dem einen auf den anderen Tag auf einmal ...

Alice Sheahan ist Malerin und lebt mit ihrem Ehemann Ed, einem erfolgreichen Arzt, zusammen in Bristol. Sie scheinen ein perfektes Leben zu führen, bis ihre Welt von dem einen auf den anderen Tag auf einmal auseinanderzubrechen droht: Ed gerät unter Verdacht, in einer Partynacht eine junge Frau ermordet zu haben. Obwohl er sonst nie Alkohol trinkt, scheint er über die Strenge geschlagen zu haben, doch er beteuert seine Unschuld. Zunächst glaub Alice ihm, denn welchen Grund sollte sie haben, ihrem über alles geliebten Ehemann nicht zu glauben? Bis Marianna auftaucht, Alices ehemalige Freundin. Sie zeigt Alice ein Foto, das Eds Version der Mordnacht zunichte macht. Doch warum hat er gelogen?

Ich hab mich wirklich schwer getan, in das Buch reinzufinden. Schon zu Beginn wurd ich mit dem Schreibstil nicht wirklich warm. Die gewählten Worte lasen sich oft nicht flüssig, ließen mich des Öfteren stocken und plätscherten leider nicht so leicht und unaufgeregt dahin, wie ich es gerne gehabt hätte. Ebenso die Dialoge, vor allem auch die zwischen dem Ehepaar kamen mir oft zu gestelzt und artifiziell vor, was mich auch daran hinderte, eine Beziehung zu den beiden bzw. zu irgendeinem der Charaktere aufzubauen.
Insgesamt waren alle Charaktere bis zum Ende hin sehr blass und das, obwohl wir Alices ständige innere Monologe zur Genüge verfolgen konnten. Schlau bin ich aus ihnen nicht geworden. Lediglich ihre ungesund zu scheinende Abhängigkeit ihrem Mann gegenüber wurde stark bewusst, andere Charakterzüge, die eventuell Empathie oder Sympathie hätten wecken können, blieben unter einer dicken Schicht verborgen.

Bei einem Psychothriller hoffe ich entweder auf offensichtliche Spannungselemente oder aber auf eine unterschwellige Bedrohung, die zwischen den Seiten mitschwingt. Auf beides wartete ich jedoch leider vergebens. Stattdessen zog sich der Inhalt auf vielen Seiten in die Länge und ließ mich ohne jegliche Überraschungen oder Wendungen in der Luft hängen.

Ich hätte das Buch wirklich gern gemocht, weil ich das Potenzial in der Geschichte durchaus erkannt habe, dennoch haperte es für mich stark an der Umsetzung. Schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.09.2022

Anhäufung von Zufällen

Sommernacht
0

Julia und Will sind ein berühmtes Paar, dass sich auf einer abgelegenen Insel vor der Küste Irlands das Ja-Wort geben möchte. Eingeladen haben sie nur den engsten Kreis: Familie und alte sowie neue Freunde.
Alles ...

Julia und Will sind ein berühmtes Paar, dass sich auf einer abgelegenen Insel vor der Küste Irlands das Ja-Wort geben möchte. Eingeladen haben sie nur den engsten Kreis: Familie und alte sowie neue Freunde.
Alles wurde von ihrer Weddingplannerin bis ins kleinste Detail geplant, denn dem pompösen Fest soll nichts im Wege stehen. Bis sich der Wind dreht, ein Sturm aufzieht und die Insel von der Außenwelt abschneidet. Doch damit nicht genug, auch alte Feindseligkeiten und längst begrabene Geheimnisse kommen nach und nach ans Tageslicht. Und als wäre das nicht genug, wird ein Toter gefunden.

Die Geschichte wird in relativ kurzen Kapiteln aus verschiedenen Blickwinkeln und auf unterschiedlichen Zeitachsen erzählt. Und genau darin lag für mich schon ein Großteil der Krux. Vor allem zu Beginn hatte ich unfassbare Schwierigkeiten, mich zwischen all den Personen zurechtzufinden. Gefühlt hörte die Charaktereinführung gar nicht mehr auf, die Liste schien endlos lang. Die Geschichte wurde nicht nur aus der Sicht der Braut und des Bräutigams, sondern auch aus der der Trauzeugin und des Trauzeugen, des besten Freundes der Braut, deren Frau, der Weddingplannerin und weiß ich nicht noch von wem erzählt. Zusätzlich sprang sie noch zwischen dem hier und jetzt und damals, was jedoch dem Vervollständigen des Bildes half.
Dennoch hätten ein paar weniger Einblicke gut getan, um die Verwirrung nicht ganz so groß zu halten, die Geschichte ein wenig kurzweiliger zu gestalten und somit der Spannung gut zu tun.
Die war leider für mich kaum spürbar. Es gab ein paar Spannungselemente, die jedoch so rar gesät waren, dass die langatmigen Passagen überwogen. Schade, obwohl so viel Potenzial durch das Setting und das Storykonstrukt dagewesen wäre.

Konstrukt trifft leider auch meinen Hauptkritikpunkt: Am Ende schien alles ineinanderzulaufen und perfekt inszeniert gewesen zu sein. Zufälle überschlugen sich, griffen ineinander und schienen so artifiziell, dass es leider meilenweit entfernt von authentisch gewesen ist. Wirklich schade.

Für mich leider weder ein Thriller noch ein Buch, das ich weiterempfehlen würde. Dennoch muss es auch solche Bücher geben :)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere