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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2020

Hohe Erwartungen enttäuscht - Mangel an großen Emotionen und ein kindischer Protagonist.

V is for Virgin
10

Von „V is for Virgin“ habe ich mir wirklich eine Menge erwartet. Nicht nur habe ich von „Cinder & Ella“ viel Gutes gehört, auch die Leseprobe hat mir unheimlich gut gefallen und mir Lust auf das Weiterlesen ...

Von „V is for Virgin“ habe ich mir wirklich eine Menge erwartet. Nicht nur habe ich von „Cinder & Ella“ viel Gutes gehört, auch die Leseprobe hat mir unheimlich gut gefallen und mir Lust auf das Weiterlesen gemacht. Leider konnte der weitere Verlauf der Geschichte meinen hohen Erwartungen gar nicht mehr gerecht werden, im Gegenteil: Ich war stellenweise sogar etwas genervt von dem Geschehen und den Charakteren. Sehr schade!

Der Schreibstil hat mir eigentlich gut gefallen. Er liest sich schnell und flüssig und hat mich gelegentlich auch zum Grinsen gebracht. Lediglich in Bezug auf die Emotionen, die ja für einen Liebesroman (aber natürlich auch für andere Genre) sehr wichtig sind, ließ er stark zu wünschen übrig. Ich habe bis auf die sexuelle Anziehung zwischen Kyle und Val nichts gefühlt, aber dazu gleich mehr.

Val ist mir in der Leseprobe sehr sympathisch geworden: Mir hat es gefallen, dass sie als nicht übermäßig selbstbewusst dargestellt wird, sich aber trotzdem für das einsetzt, was ihr wichtig ist. Ihr setzen die Kommentare ihrer Mitschüler zu, aber sie ist stark und steht zu ihrem Beschluss, mit dem Sex bis zur Ehe warten zu wollen. Die Tatsache, dass sie sich sogar dafür einsetzen möchte, dass sich niemand dafür schämen muss, Jungfrau zu sein und/oder mit dem Sex noch warten zu wollen, hat mich für sie eingenommen.

Leider hat sie diesen Eindruck schon innerhalb kürzester Zeit etwas zerstört. Im Laufe des Buches legt sich das zwar, aber vor allem am Anfang musste ich leider feststellen, dass Val nicht viel besser ist als manche ihrer Mitschüler, denn sie ist auch alles andere als tolerant. Manche ihrer Gedanken und auch Bemerkungen gehen schon in Richtung Slut Shaming, was für mich einiges – und vor allem ihren Charakter – kaputt gemacht hat. Besser hätte es mir gefallen, wenn Val wirklich das Vorbild ist, als das sie im gesamten Buch dargestellt wird, und klar die Botschaft in die Welt aussendet, dass jeder mit seiner Sexualität so umgehen dürfen sollte, wie er das möchte. Gegen Ende bekommt das Buch dahingehend zwar noch irgendwie die Kurve (wenn auch nur implizit), aber am Anfang ist mir das sehr bitter aufgestoßen.

Bei Kyle war es eher andersherum, auch wenn ich selbst jetzt noch nicht behaupten kann, dass er mir vollkommen sympathisch ist. Er tritt eigentlich die meiste Zeit sehr unsympathisch auf, macht mehr als deutlich, dass er Val nur ins Bett bekommen möchte, stellt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit bloß und beutet sie gewissermaßen auch aus, um den Erfolg seiner Band zu steigern. Besonders auf die Nerven ging es mir aber, dass er sich oft sehr kindisch verhalten hat. Die meiste Zeit ist er herausfordernd und selbstbewusst, aber wenn Val den Spieß umdreht und seine Provokationen mit Nettigkeit plattmacht, dann entwickelt er sich in ein Kleinkind, das vor Wut mit dem Fuß aufstampft. Auch dass er ihr seine Erfolge unter die Nase reibt, insgeheim aber möchte, dass sie stolz auf ihn ist, ist kindisches Verhalten, das für mich zu einem um die Zwanzigjährigen nicht so recht passen wollte. Durch meinen negativen Eindruck von Kyle litt für mich die gesamte „Liebesgeschichte“, die ich leider nicht mal als solche bezeichnen würde.

Denn Kyle bessert sich mit der Zeit zwar etwas, aber die Verbindung zwischen ihnen bleibt doch bis zum Ende sehr oberflächlich. Man spürt die sexuelle Anziehungskraft und das Knistern, weil die beiden sich bei jedem Aufeinandertreffen irgendwie in die Haare bekommen (Val immer genervt und doch irgendwie angetan, Kyle meist amüsiert, wenn es darum geht, Val auf die Palme zu bringen), aber die tiefen Gefühle bleiben auf der Strecke. Erst gegen Ende werden zwei etwas tiefergehende Gespräche geführt, die die Liebe, die Val und Kyle angeblich füreinander empfinden, aber trotzdem nicht nachvollziehbar machen. Dadurch konnte ich bei der Geschichte leider gar nicht mitfiebern und habe im Gegenteil über manche Dinge sogar die Augen verdreht.

Insgesamt ist in dem Buch vieles überzogen und unglaubwürdig, Hindernisse sucht man vergeblich und das meiste ist einfach nur Friede-Freude-Eierkuchen. Es wendet sich immer alles zum Guten, Feinde werden zu Freunden und es wird sich zahlreich versöhnt, auch wenn es dafür mal einen Zeitsprung braucht. Besonders enttäuscht hat mich der Zeitsprung vor dem Epilog, der vier Jahre umfasst und der Autorin die Arbeit abnimmt, eine authentische Entwicklung von Kyle darzustellen, auf die ich eigentlich von seinem ersten Auftritt an gewartet habe. Dadurch und durch die fehlenden Emotionen und das fehlende Mitfiebern bei der „Liebesgeschichte“ ist meine Neugier auf Band 2 eher dürftig und ich weiß noch nicht, ob ich ihn wirklich lesen werde.

Fazit

Nach meinen hohen Erwartungen bin ich jetzt sehr enttäuscht. Das Lesen hat mir leider kaum Spaß gemacht, ich war im Gegenteil sogar stellenweise genervt und musste mich zum Weiterlesen zwingen, weil die Geschichte keinen Sog auf mich ausgewirkt hat. Sympathische Charaktere fehlen, tiefe Gefühle fehlen und eigentlich fehlt sogar die gesamte Liebesgeschichte. Sehr schade. Für mich sind es leider nur 2,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 16.10.2017

Gefühlsgeladener Prolog, danach sehr oberflächlich.

All for You – Sehnsucht
5

Das Buch beginnt mit einem fantastischen Prolog, der das Interesse des Lesers weckt und die Gefühle der Protagonisten unglaublich gut rüberbringt. Die intensiven Gefühle, die die beiden füreinander hegen, ...

Das Buch beginnt mit einem fantastischen Prolog, der das Interesse des Lesers weckt und die Gefühle der Protagonisten unglaublich gut rüberbringt. Die intensiven Gefühle, die die beiden füreinander hegen, kommen beim Leser an und lassen diesen mitfiebern. Nach den fünf Jahren Kontaktlosigkeit ist die Beziehung jedoch völlig anders geartet, als sich die beiden wieder näherkommen: Es gibt unglaublich viele nervige Streitereien und mindestens genauso viel Versöhnungssex. Die Beziehung scheint auf einmal nur noch körperlicher Art zu sein und von den ach so tiefen Gefühlen, die die beiden füreinander hegen, merkt der Leser leider nur wenig. Dies zieht sich bis zum Ende hin und wurde in meinen Augen auch leider nicht mehr besser. Es wird viel auf Drama gemacht, aber statt den Leser in diesen Momenten mitzureißen und mitfühlen zu lassen, wirkten diese Momente auf mich pseudotiefgründig und melodramatisch. Der Eindruck einer tiefen Verbindung zwischen den Protagonisten konnte bei mir nicht mehr geweckt werden, obwohl das Buch in dieser Hinsicht mit dem Prolog so stark begann.

Obwohl der Schreibstil durchgehend angenehm und flüssig zu lesen war und die Liebeszenen unglaublich gut und ansprechend geschildert waren (obwohl sie auf der Gefühlsebene zu wünschen übrig ließen), baute das Buch für mich immer weiter ab, sodass mir auch die Lust am Weiterlesen irgendwann abhandenkam. Dies ist auch den Protagonisten verschuldet. Maya war eine Protagonistin, mit der ich im Prolog richtig mitgelitten habe. Sie schien, ein schweres Geheimnis mit sich herumzutragen, das sie Cameron nicht anvertrauen konnte und aufgrund dessen sie seinen Heiratsantrag ablehnen musste. Leider war das Geheimnis in meinen Augen ziemlich mau. Es war nichts, was sie mit Cam nicht hätte besprechen können. Aufgrund dessen wirkte das Beziehungsdrama der beiden unnötig an den Haaren herbeigezogen und die ach so tiefe Verbindung von Maya und Cam bekam für mich einen Dämpfer, da hier offenbar eine Vertrauensbasis fehlte. Dazukam, dass Maya sich nach den fünf Jahren wirklich drastisch verändert hat, was natürlich nachvollziehbar war, mir aber zunehmend auf die Nerven ging. Sie war verständlicherweise abweisend und in Bezug auf Cam sehr vorsichtig, gleichzeitig aber auch verantwortungslos, was sich in ihrem enormen Alkoholkonsum äußerte. Ihr offensichtliches Unglücklichsein und ihr Kontrollverlust drückten auf die Stimmung, sprachen aber nicht mein Mitgefühl an. Sie ging mir zunehmend auf die Nerven, was sich bis zum Ende nicht mehr besserte. Ihre Entwicklung auf den letzten zwanzig Seiten war viel zu schnell und unrealistisch, sodass die eingeflochtenen Themen (beispielsweise die Alkoholabhängigkeit) nicht zufriedenstellend abgehandelt wurden. Daraus hätte man viel mehr machen können.

Cam war daneben etwas sympathischer, aber auch nicht immer ein angenehmer Protagonist. Man merkt schon im Prolog, dass er klammernd und besitzergreifend ist, Mayas Wünsche auf etwas Bedenkzeit nicht akzeptieren kann, sondern auf eine sofortige Entscheidung pocht. Dadurch beginnt überhaupt erst das ganze Drama und er scheint auch nach fünf Jahren nicht sehr viel dazugelernt haben. Immer noch ist er besitzergreifend und will zu schnell zu viel, obwohl er sich zumindest Mühe gibt, etwas geduldiger zu sein. Die aktuelle Maya, die neue Maya, scheint er dabei aber irgendwie nicht zu sehen, er verrennt sich in der Vorstellung seiner früheren Beziehung mit ihr, liebt ihr altes Ich und akzeptiert nicht so richtig, dass sich Maya nach all der Zeit stark verändert hat, obwohl er ihr das vor allem auf den letzten Seiten versichert. Bei mir kam das leider nicht an. Hinzukommt, dass er Maya in absolut unangebrachten Momenten Vorwürfe macht, in denen sie eigentlich seine Unterstützung benötigen würde, wodurch meine Sympathie für ihn kleine Dämpfer bekommen hat. Cameron ist ein Protagonist, den man akzeptieren kann, der aber doch eher Durchschnitt ist. Ein Stereotyp – der besitzergreifende und schließlich durch die Frau weichgekochte Mann, den darüber hinaus aber keine besonderen Charaktereigenschaften auszeichnen. Er war irgendwie langweilig.

Die Nebenfiguren waren dagegen deutlich sympathischer, obgleich auch nichts Neues in dem Genre. Bei Maya waren das der schwule beste Freund Eli und die beste Freundin Vanessa. Bei Cam der Aufreißer-Bruder und beste Freund Darren und die besorgte und deshalb Maya gegenüber abweisende Schwester Olivia, die beide in den nächsten Bänden ihr Glück finden sollen. Da diese doch schon interessantere Charaktereigenschaften aufwiesen, werde ich den nächsten Bänden vielleicht noch eine Chance geben.

Fazit

Insgesamt hat mich das Buch sehr enttäuscht, da ich mir durch den Prolog sehr viel mehr erwartet habe. Im NA-Genre sticht dieses Buch leider nicht heraus – ich finde sogar, dass es etwas schlechter ist als der Durchschnitt, da mir irgendwann die Lust vergangen ist und ich mit den Protagonisten nicht mehr mitfühlen konnte. Von daher würde ich „All for you“ nur bedingt weiterempfehlen. Ich vergebe 2,5 Sterne und hoffe, dass die nächsten Bände mehr überzeugen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erotik
  • Charaktere
  • Geschichte
  • Originalität
Veröffentlicht am 31.07.2023

Ganz nett für zwischendurch, aber Caleb und Ellie faken hier eigentlich nichts!

The Perfect Fit
4

Bei „The Perfect Fit“ hat mich als Erstes das schöne Cover angesprochen, dann war es der Klappentext, der mich endlich überzeugt hat, dass ich das Buch lesen möchte. Leider wird der Inhalt beidem nicht ...

Bei „The Perfect Fit“ hat mich als Erstes das schöne Cover angesprochen, dann war es der Klappentext, der mich endlich überzeugt hat, dass ich das Buch lesen möchte. Leider wird der Inhalt beidem nicht gerecht.



Der Klappentext verspricht eine durchaus interessante Fakebeziehung, da auch das Enemies to Lovers-Trope angedeutet wird. Beides entpuppt sich aber recht schnell als fast oder sogar gar nicht vorhanden. Ellie und Caleb hassen sich zu keinem Zeitpunkt, im Gegenteil: sie fühlen sich fast sofort zueinander hingezogen und wehren sich nicht dagegen, was dann auch der Grund ist, warum der Fakebeziehungsaspekt hier enttäuscht.



Es gibt kaum Momente, in denen die beiden diese Beziehung faken müssen, wodurch reichlich Potential verschwendet wird. Die Geschichte bleibt ruhig und unaufgeregt, auch wenn sich einige Szenen finden, in denen die Anziehung und die tieferen Gefühle zwischen den beiden deutlich werden und die wirklich gut unterhalten. Man glaubt ihnen, dass sie mehr füreinander empfinden, aber das Anbahnen der Gefühle und das Knistern bleiben sehr dezent. Hier wird einiges an Spannung verschenkt, da das wirkliche Faken der Beziehung und das Ankämpfen gegen die Gefühle nicht vorhanden sind.



Gegen Ende werden die Figuren für meinen Geschmack auch leider etwas zu dramatisch, die Szenen werden zu überspitzt dargestellt, wodurch etwas Authentizität verlorengeht. Das Ende wird dann wiederum sehr einfach abgehandelt, sodass man, leider wie so oft in Liebesromanen, den Eindruck bekommt, dass manche Probleme schon zu Beginn hätten gelöst werden können.



Ebenfalls schade ist es, dass man über die Figuren so wenig erfährt. Aus Calebs Leben werden einem nur Bruchstücke hingeworfen und man muss selbst Eins und Eins zusammenzählen, bei Ellie wird alles nur kurz erwähnt, ohne in die Tiefe zu gehen. Auch viele Nebencharaktere bleiben blass. Im Kontrast dazu werden jedoch die Freundschaften sehr schön und glaubwürdig beschrieben. Man glaubt von Anfang an, dass Caleb, Roan und Damian alles füreinander tun würden und dass sie ein tiefes Band geknüpft haben. Auch dass Mia und schließlich auch Ellie immer mehr dazugehören, kauft man der Autorin sofort ab, denn die Schilderungen sind ihr wirklich überzeugend gelungen. Man fühlt sich in dieser Gruppe sofort wohl.



Aufgrund dessen ist es so schade, dass an so vielen Stellen das Potential der Geschichte verschenkt wurde, denn die Möglichkeiten wären dagewesen. Eventuell überzeugt Roans und Mias Geschichte ja noch mehr, denn auch wenn man kaum etwas über die Nebencharaktere erfährt, wurde meine Neugier auf den eindeutig vielschichtigen Roan definitiv geweckt. Ich bin sehr gespannt, ob mich diese Story mehr überzeugen wird.



Fazit

Eine ganz nette Geschichte für zwischendurch, die aber an einigen Stellen so viel besser hätte sein können, wenn man das vorhandene Potential genutzt hätte. Wer eine Geschichte mit dem Fakebeziehungsaspekt sucht, könnte hier enttäuscht werden, denn er ist fast gar nicht vorhanden. Von mir gibt es 3,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 18.03.2019

Lockerleichte, fesselnde und witzige Wohlfühllektüre - perfekt für zwischendurch.

Playing it cool
3

Klappentext

Harper Nugent ist von einer Size Zero mehr als nur ein paar Pfunde entfernt, und ihr Stiefbruder nutzt jede Gelegenheit, sie deswegen bloßzustellen. Als der heiße Rugby-Spieler Dexter Blake ...

Klappentext

Harper Nugent ist von einer Size Zero mehr als nur ein paar Pfunde entfernt, und ihr Stiefbruder nutzt jede Gelegenheit, sie deswegen bloßzustellen. Als der heiße Rugby-Spieler Dexter Blake Zeuge dieser Sticheleien wird, fragt er Harper prompt nach einem Date. Harper weiß, dass Dexter nur höflich sein will. Und das Letzte, was Dexter in seinem Leben gebrauchen kann, ist eine Frau an seiner Seite. Doch auf das erste Date folgt ein zweites und auf das zweite ein drittes. Und plötzlich fühlen sich die vorgetäuschten Gefühle ganz schön echt an ...



Meine Meinung

Ich gestehe: Allein aufgrund des Covers hätte ich dieses Buch nicht gelesen. Es vermittelt zwar sofort, in welchem Genre sich der Inhalt bewegt, gleichzeitig suggeriert es aber auch Körperlichkeit und im schlimmsten Fall: Oberflächlichkeit. Aufgrund dessen hatte ich ein wenig die Befürchtung, dass die Gefühlsentwicklung hier auf der Strecke bleiben könnte und hinter zahlreichen Erotikszenen zurückstecken müsste. Letztendlich fand ich Klappentext und Leseprobe aber so interessant und unterhaltsam, dass ich dem Buch eine Chance gegeben habe. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Tatsächlich hat sich schon auf den ersten Seiten herausgestellt, dass die Story besser ist, als es im Klappentext angedeutet wird, denn Dexter bittet Harper nicht nur aus Mitleid um ein Date oder weil er nur höflich sein möchte. Er hat von Anfang an Interesse, gleichzeitig aber auch seine Gründe, warum er aus Prinzip keine Dates hat. Die widerliche Art von Chuck bringt ihn jedoch dazu, diese Prinzipien kurzerhand über den Haufen zu werfen – zumindest zum Schein. Er schlägt ihr vor, hin und wieder miteinander abzuhängen – insgeheim ganz platonisch –, um Chuck einen Dämpfer zu verpassen. Dabei entwickelt sich eine unerwartete Freundschaft, weil die beiden sofort auf einer Wellenlänge sind, einen ähnlichen Humor haben und unbefangen miteinander reden können. Nur die Sache mit der platonischen Ebene stellt sich als unfassbar schwer heraus, denn neben der Tatsache, dass sie sich super verstehen, fühlen sie sich auch noch stark zueinander hingezogen.

Das ist ein Aspekt, der der Geschichte eine gewisse Tiefgründigkeit hätte verleihen können, denn Harper hat trotz unverkennbarem Selbstbewusstsein ein paar Komplexe wegen ihres Aussehens, die Dex sie aber (meist) vergessen lässt. Mir war schon gleich zu Beginn klar, dass dieser unglaublich sympathische und einfühlsame Rugby-Spieler mehr als gut für Harpers Ego sein wird, und ich habe mich darauf gefreut, mitzuverfolgen, wie er ihr im Verlauf des Buches zeigen wird, dass sie eine schöne und begehrenswerte Frau ist. Das tut er zwar auch, aber dieser Teil stand tatsächlich nicht so stark im Mittelpunkt, wie ich es erwartet habe. Harpers Unsicherheit in Bezug auf ihr Aussehen ist zwar immer wieder präsent, aber nur dezent. Die Stimmung ist leicht gehalten und Harpers Einsicht, trotz höherem Gewicht schön zu sein, steht weniger im Vordergrund als die Liebesgeschichte an sich. Wer eine lockerleichte Lektüre für zwischendurch lesen möchte, ist hier also richtig.

Wo die Story in etwa hinführt, ist klar. Die Geschichte ist nicht sonderlich unvorhersehbar und sobald ein gewisser Punkt in der Geschichte erreicht ist, kann man sich denken, was als nächstes kommt. Das fand ich aber nicht so tragisch, weil mir die humorvollen Schlagabtäusche zwischen Harper und Dex so gut gefallen haben und ich fast dauerhaft am Grinsen war. Zudem konnte ich in den Momenten, in denen die beiden auf scherzhafte oder ernste Weise miteinander geredet haben, nachvollziehen, warum sie sich miteinander so wohlfühlen und sich langsam aber sicher ineinander verlieben. Insofern waren meine Befürchtungen aufgrund des Covers auch weitestgehend unbegründet.

Nicht abzustreiten ist jedoch, dass es bei den beiden recht schnell zur Sache geht und das Miteinander-Reden dann doch immer seltener wird, um am Ende fast vollständig zu versiegen. Da die Gefühle aber in meinen Augen nachvollziehbar aufgebaut wurden und nicht mehr jede einzelne Sexszene ausgeschrieben wurde, fällt dieser Kritikpunkt klein aus.

Bedauerlicher fand ich es, dass der „Bösewicht“ Chuck (und auch die „böse“ Stiefmutter Anthea) irgendwann wie vom Erdboden verschluckt war(en) und bis zum Ende nicht mehr auftauchte(n), obwohl ich mich eigentlich ein wenig darauf gefreut hatte, dessen/deren Reaktionen auf Harper und Dex zu sehen. Stattdessen bekommen wir ein zweifelsfrei sehr süßes Happy End mit großer Liebeserklärung, die ein kleines Bisschen dick aufgetragen ist. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich durchgängig gut unterhalten und wurde für den ersten und dritten Band der Reihe, deren Charaktere man auch in diesem Band kennenlernt, angefixt. Diese werde ich definitiv auch noch lesen.



Fazit

Bei Harpers und Dex‘ Liebesgeschichte handelt es sich um leichte, witzige und unterhaltsame Kost zwischendurch, die mich für ein paar Stunden sehr gut zu unterhalten wusste. Ich freue mich auf die Geschichten der anderen Charaktere aus der Reihe und vergebe 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Gefühl
Veröffentlicht am 06.04.2020

Überraschend gute Entwicklung von Hass zu Liebe, aber verwirrendes Figurenverhalten.

All Saints High - Die Prinzessin
2

Als ich mich für die Leserunde zu „All Saints High – Die Prinzessin“ beworben habe, hatte ich keine Ahnung davon, dass die Reihe eine Art Spin-Off zu der „Sinners of Saint“-Reihe ist. Ich wusste nicht, ...

Als ich mich für die Leserunde zu „All Saints High – Die Prinzessin“ beworben habe, hatte ich keine Ahnung davon, dass die Reihe eine Art Spin-Off zu der „Sinners of Saint“-Reihe ist. Ich wusste nicht, dass es um die Kinder der Protagonisten gehen würde, da „Vicious Love“ und co noch ungelesen bei mir im Regal warten. Zum Verständnis ist es aber auch nicht nötig, die Vorgängerreihe zu kennen, nur manche Figuren dürften einem dann schon bekannt vorkommen. Sicher hat man auch schon ein bestimmtes Bild von ihnen, Sympathie- oder Antipathiegefühle für sie, was einen beim Lesen von „All Saints High“ auch beeinflussen dürfte. Ich persönlich habe sie hier zum ersten Mal kennengelernt und war dementsprechend stellenweise sogar ziemlich überrascht davon, wie negativ manche ehemaligen Protagonisten hier wegkommen. So negativ, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, wie ich sie in einem Buch, in dem sie die Hauptrolle spielen, mögen könnte. Ein äußerst gewagtes Manöver von der Autorin, mit dem sie definitiv heraussticht. Auch wenn mich das und ein paar andere Dinge in dem Buch fasziniert haben, so gibt es aber auch einige Aspekte, die mich gestört haben und meine Bewertung so nach unten treiben.

Angefangen bei dem Schreibstil, an den ich mich mit der Zeit immer mehr gewöhnen konnte, der mich aber am Anfang fast schon abgeschreckt hat. Mir war er zu plump und grob, unnötig beleidigend in mancher Hinsicht, zu gewollt jugendsprachlich. Ich hatte aber den Eindruck, dass das mit der Zeit besser wurde.

Die Autorin setzt uns eine recht ungewöhnliche Protagonistin vor die Nase, denn Daria ist in der ersten Hälfte des Buches wirklich unausstehlich. Sie ist schonungslos grausam, wenn sie sich angegriffen fühlt, sucht die Schwachstellen ihrer Kontrahenten und sticht gezielt und präzise zu. Ich konnte sie viele Seiten lang überhaupt nicht ausstehen, auch wenn ihre Beweggründe nachvollziehbar waren. Je mehr Einblick man als Leser jedoch bekommen hat, je mehr man hautnah miterlebt hat, was Daria zu dem Menschen gemacht hat, der sie ist, desto mehr konnte ich sie wirklich verstehen und desto mehr mochte ich sie am Ende dann auch. Ihren komplexen Charakter fand ich echt gut ausgearbeitet. Trotzdem gab es Momente, in denen mich ihr plötzlicher Stimmungswandel irritiert hat. Und diese Momente gab es nicht nur bei ihr, sondern bei allen Charakteren, was diese generell unberechenbar und wenig greifbar gemacht hat.

Da wird das eine gedacht und im nächsten Moment etwas völlig anderes getan, bei dem Hin und Her kommt man als Leser gar nicht mit. Ich habe nicht selten die Stirn gerunzelt, weil ich manche Verhaltensweisen so deplatziert fand und nicht verstanden habe, wieso die Person jetzt ausgerechnet das tut, obwohl sie eigentlich etwas ganz anderes vorhatte – weil das von den Charakteren eben auch einfach nicht reflektiert wird. Es passiert einfach. Punkt. Die Figuren lassen uns nicht genug an ihren Gedanken teilhaben, wenn sie mittendrin ihre Meinung ändern, weshalb ihr Verhalten in diesen Momenten schlichtweg irritierend und unpassend erscheint. Ich kann verstehen, dass das MAL vorkommen kann, aber hier war das echt nicht selten. Und es betrifft fast jede einzelne Figur, nicht nur Daria oder Penn.

Penn, aus dessen Sicht das Buch ebenfalls geschrieben ist, gehört trotzdem (mit einer anderen Figur) zu den widersprüchlichsten und damit undurchsichtigsten Charakteren. Er ist hin- und hergerissen zwischen seinem Hass auf Daria und ihrer anziehenden Wirkung auf ihn (vielleicht kann man sogar auch schon von Liebe sprechen, aber Liebe ist erst etwa ab der Hälfte wirklich spürbar) und entscheidet sich oft innerhalb von Sekunden um – aber ohne, dass das von ihm in irgendeiner Weise kommentiert oder erklärt wird (und sei es nur in Gedanken!). Dadurch fällt es enorm schwer, sich ein Bild von ihm zu machen. Weil das einzige Adjektiv, mit dem er wirklich glasklar beschrieben werden kann, „unberechenbar“ lautet. Das Verhalten der besagten anderen undurchsichtigen Figur ist dagegen schlichtweg irritierend. Manches scheint einfach nicht stimmig.

Ich hatte lange meine Zweifel, ob ich an der Liebesgeschichte zwischen Daria und Penn wirklich meine Freude haben könnte, weil beide zu Beginn von Hass nahezu zerfressen sind. Ihre Unterhaltungen bestehen nicht aus amüsanten Schlagabtäuschen, wie man das aus anderen Büchern des Genres kennt, sondern aus verletzenden Beleidigungen, die auch unter die Gürtellinie gehen und bei mir durchweg negative Gefühle ausgelöst haben. Die ganze Leseatmosphäre war von ihrem Hass vergiftet und ich konnte mir partout nicht vorstellen, wie es der Autorin glaubwürdig gelingen will, daraus tiefere Gefühle entstehen zu lassen. Wie sollten die beiden eine Bindung zueinander aufbauen, die es ihnen erlaubt, beieinander ganz sie selbst zu sein und dem anderen komplett vertrauen zu können, wenn sie jede Schwäche des anderen ausnutzen und gegeneinander verwenden? Es geht. Fragt mich nicht, wie, ich kann den Wendepunkt auch im Nachhinein nicht festmachen. Es geht geschickt ineinander über, was mich mehr als positiv überrascht hat. Ich habe den beiden wirklich abgekauft, dass sie etwas Besonderes füreinander sind. Der eine Mensch, der sie so akzeptiert, wie sie sind. Das hat mich echt beeindruckt, denn es wirkte lange Zeit, als wäre diese Entwicklung schier unmöglich.

Gut gelungen ist es der Autorin auch, Darias Gefühle – vor allem die negativer Art – beim Leser ankommen zu lassen. Auch, als ich sie am Anfang noch nicht mochte, habe ich mit ihr mitgefühlt, bin mit ihr durch die verschiedensten Emotionen gegangen und wurde von ihrer negativen Stimmung eingefangen. Man sollte sich von diesem Auftakt also gewiss kein Sonnenschein-Wohlfühlbuch erwarten, man wird im Gegenteil manchmal sogar ganz schön runtergezogen. Gelegentlich kamen mir sogar die Tränen, weil ich so frustriert oder wütend war angesichts des Verhaltens mancher Figuren.

Trotz einiger doch sehr großer Kritikpunkte möchte ich dem Buch nicht seine Sogwirkung absprechen. Ich war hin- und hergerissen zwischen merkwürdiger Faszination und nervenaufreibender Irritation angesichts unverständlicher Verhaltensweisen und plötzlicher Stimmungsschwankungen. Ich wollte wissen, wie es weitergeht, und kann nicht behaupten, dass ich mich gelangweilt hätte. Ich war oft genug irritiert, ja, – eine Szene am Ende schießt da auch den Vogel ab und erreicht das Maximum von Skurrilität –, aber Langeweile erzeugt dieses Buch meiner Meinung nach nicht.

Fazit

Dieser Auftakt hat bei mir von Anfang an zwiespältige Gefühle ausgelöst. Das größte Manko: Das unreflektierte widersprüchliche Verhalten der Charaktere. Der größte Pluspunkt: Die glaubwürdige Entwicklung von Hass zu Liebe. Alles in allem vergebe ich 3 Sterne.

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