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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.12.2022

Leider zu glatt und harmonisch, um Spannung aufkommen zu lassen.

No game to win
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Als ich „No game to win“ entdeckt habe, habe ich es mir sofort bestellt, weil mich der Klappentext auf Anhieb angesprochen hat. Bisher haben mich die Bücher von Ina Taus auch immer überzeugt, von Juli ...

Als ich „No game to win“ entdeckt habe, habe ich es mir sofort bestellt, weil mich der Klappentext auf Anhieb angesprochen hat. Bisher haben mich die Bücher von Ina Taus auch immer überzeugt, von Juli Hex habe ich dagegen noch nichts gelesen, aber es stehen einige seiner Bücher auf meiner Wunschliste.
Dieses gemeinsame Projekt der beiden hat mir leider nur mäßig gefallen, weil mir nach dem ersten Drittel des Buches leider irgendwie die Lust zum Weiterlesen abhandenkam.

Es geht um den Beauty-Influencer Eden, der nach Rosehill zieht und bei Claire und Hunter unterkommt. Hunter strebt eine professionelle Basketball-Karriere an und muss dafür geheimhalten, dass er schwul ist. Bisher hat er das gut gemeistert, aber als Eden in sein Leben tritt, wird dies zu einer heiklen Angelegenheit, weil er sein Interesse an ihm kaum verhehlen kann.

Die Grundidee des Buches fand ich ansprechend und hat definitiv mein Interesse geweckt. Schon öfter habe ich Gay Romance gelesen, in der es um Homosexualität im Profisport geht, denn leider ist dieser immer noch sehr rückständig. Das Thema spielt im Buch zwar eine Rolle, wird aber nur oberflächlich bzw. in der Theorie aufgegriffen. Immer wieder ist die Rede davon, dass Hunter seine Homosexualität verheimlichen muss, wenn er professionell Basketball spielen möchte, aber diese engstirnige Sichtweise im Profisport wird nicht „praktisch“ thematisiert. Sie wird nicht demonstriert. Dahingehend hätte ich mir gewünscht, dass die Story etwas mehr in die Tiefe geht.

Mein Problem an der Geschichte war aber auch, dass sich Eden und Hunter viel zu schnell annähern und dadurch die Spannung rapide abflacht. Am Anfang fiebert man durchaus noch mit und wartet gespannt auf die erste Annäherung, danach dümpelt die Handlung aber leider bloß noch vor sich hin. Gerade durch die Gestaltung der Charaktere - Beauty-Influencer mit Millionen von Followern und Basketballstar - hätte ich mir etwas mehr „Action“ erwartet. Das Potential wäre durchaus dagewesen.

Ohne Frage sind Eden und Hunter zwei sehr sympathische Charaktere, die jeweils durch ihre unkomplizierte und liebevolle Art bestechen. Man glaubt den beiden, dass sie so viel füreinander empfinden, und es war erfrischend, dass sie sich immer so verständnisvoll begegnen. Dadurch wurde der Geschichte aber auch einiges an Konfliktpotential genommen, es fehlten Ecken und Kanten an den Charakteren. Sie waren zu perfekt, ihre Beziehung zu harmonisch. Das wäre in der Realität natürlich der Jackpot, aber gleichzeitig auch eher unglaubwürdig. Für eine Geschichte ist es meiner Meinung nach auch zu geradlinig, zu unspektakulär.

Die Hindernisse, die man erwartet und kommen sieht, werden erst gegen Ende des ersten Bandes laut und bringen dann doch noch etwas Aufregung hinein. Sie konnten meine Lesefreude aber leider nicht wieder erwecken.

Band 2 steht bereits im Regal, aber ich weiß nach diesem ersten Band nicht, ob ich ihn tatsächlich lesen werde. Der Klappentext verspricht nun eine ganz andere Ausgangssituation als Band 1 und könnte damit vielleicht mehr überzeugen. Grundsätzlich hat mir der Schreibstil der Autor*innen gefallen und Eden und Hunter kann man trotz (oder wegen?) ihrer fehlenden Ecken und Kanten gar nicht nicht mögen. Vielleicht gebe ich Band 2 also nochmal eine Chance…

Fazit

Ein ganz süßes Buch für zwischendurch, dem es aber deutlich an Spannung fehlt und dessen Charaktere zu glatt entworfen sind, obwohl eigentlich Potential für mehr da gewesen wäre. Mir kam leider schon recht früh die Lust zum Weiterlesen abhanden. Vielleicht kann Band 2 mehr überzeugen. 3 Sterne gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 27.11.2022

Spannende Idee, die zwischen Fantasy und Dystopie balanciert, am Ende aber zu undurchsichtig erzählt wird.

Sakura
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Sakura wartete lange Zeit in meinem Bücherregal, obwohl ich den Klappentext so spannend fand, dass ich es mir schon kurz nach Erscheinen zugelegt habe. Bei meiner aktuellen Lektürenauswahl war für mich ...

Sakura wartete lange Zeit in meinem Bücherregal, obwohl ich den Klappentext so spannend fand, dass ich es mir schon kurz nach Erscheinen zugelegt habe. Bei meiner aktuellen Lektürenauswahl war für mich auch ausschlaggebend, dass es ein Einzelband ist, was perfekt ist, wenn man gerade nicht so viel Zeit zum Lesen einer ganzen Reihe hat. Einen ganzen Tag lang wusste mich Kim Kestners Roman gut zu unterhalten, auch wenn ich an manchen Stellen durchaus etwas zu kritisieren habe.

Die erste Hälfte des Buches fand ich wahnsinnig gut, denn Kestner bietet uns ein spannendes Worldbuilding: Juri lebt in einer Welt, die sich in eine unterirdische Höhle und „die Oberfläche“ unterteilt. Die Höhle weist verschiedene Ebenen auf, die an die Distrikte in „Die Tribute von Panem“ erinnern, nur dass sich diese Ebenen aufeinanderstapeln. In ihnen herrschen unterschiedliche Lebensbedingungen, je nachdem, wofür die Ebenen zuständig sind. Juri lebt im „Scheißhaus des Kaisers“ und so, wie das klingt, sind auch die Zustände zu erwarten. Die Menschen hungern, kränkeln und leben nicht lange. Die elenden Zustände werden von Kestner sehr eindrucksvoll und glaubwürdig geschildert, sodass man sich wie hautnah dabei fühlt. Für ein Jugendbuch ist Sakura auch erstaunlich offenherzig in der Sprache und manchmal sogar etwas plump, was von Juris Herkunft in der ersten Ebene herrührt. Das gelegentliche „oder so“ beim Erzählen störte mich aber doch das eine oder andere Mal beim Lesen.

Eines Tages tauchen Menschen von der Oberfläche auf, die manche (vermeintlich vollkommene) Bewohner der Ebenen auserwählen, um eine „Blüte“ zu werden und an die Oberfläche geholt zu werden. Juri ist keine von ihnen, weil sie zu muskulös und groß ist, für ein Mädchen nicht im herkömmlichen Sinne hübsch. Durch eine Verbündete gelangt sie dennoch an eine der begehrten Blütenkarten. Sie muss sich aber als Junge ausgeben, denn nur als solcher könnte sie als vollkommen durchgehen. Von da an muss sie mit rund tausend „anderen“ Jungen ihre Vollkommenheit in drei verschiedenen Prüfungen unter Beweis stellen.

Derartige Geschichten, in denen die Protagonisten um ihr Überleben kämpfen oder verschiedene Prüfungen bewältigen müssen, mag ich besonders gerne, deshalb war ich beim Lesen von Sakura direkt Feuer und Flamme für die Grundidee. Die Prüfungen sind einfallsreich und spannend und animieren definitiv zum Weiterlesen. Was mir jedoch nicht so gut gefallen hat, ist Juris Darbietung in diesen Prüfungen, da ich mir für eine toughe Protagonistin etwas anderes gewünscht hätte. Ohne zu viel zu spoilern: Der Verlauf war für mich etwas ernüchternd und hat mir etwas die Freude genommen, mit ihr mitzufiebern. Ich fühlte mich sogar etwas übers Ohr gehauen. Wer das Buch gelesen hat, weiß vielleicht, was ich meine.

Juri ist ohne Frage tough und mutig. Sie ist so angelegt, dass der Leser durchaus mit ihr mitfiebern könnte. Leider stellt sie dies in den Prüfungen nicht ganz so unter Beweis. Auch gibt es in ihrem Charakter manchmal leichte Widersprüche bzw. sogar Unstimmigkeiten: sie behauptet von sich, nicht gerne und wenig zu reden, ist andererseits aber die Erste, die ihrem Unmut Worte verleiht und sich damit Probleme einhandelt. Das fand ich zwar sehr gut, da sich gerade darin ihr großer Mut zeigt, aber ich hätte mir gewünscht, dass ihr Selbstbild dann nicht so konträr dazu angelegt worden wäre.

Kestner entwirft des Weiteren viele spannende, vielfältige und interessante Nebencharaktere, die man mit Juri zusammen ins Herz schließt. Dahingehend ist sie auch für Überraschungen gut. Im Zuge der Tatsache, dass ich mit der Zeit Sympathien für gewisse Charaktere aufgebaut habe, fing ich auch an, mir bestimmte Liebesgeschichten zu wünschen. Juri hatte mit einem bestimmten Charakter eine wahnsinnig gute Chemie, was sich aber leider als falsche Fährte entpuppt hat. Wohin es dann letztendlich für besagten Charakter ging, war für mich positiv überraschend, Juris romantische Storyline fand ich dagegen sehr unzufriedenstellend. Ihre Liebesgeschichte war wenig glaubwürdig, weil zwischen ihnen viel weniger Chemie aufkam als zwischen Juri und dem anderen Charakter. Auf einmal sind Gefühle da, die sich überhaupt nicht anbahnen konnten. Das war ziemlich schade.

Der Haupthandlungsstrang wartet gegen Ende mit großen Überraschungen auf, die ich einerseits sehr faszinierend und gelungen fand, andererseits waren sie jedoch auch sehr verwirrend erzählt, sodass es mir nach wie vor schwerfällt, mir das Worldbuilding richtig vorzustellen. Kestner beschreibt hier manches zu kompliziert und undurchsichtig und sie erklärt meiner Meinung nach zu wenig. Nichtsdestotrotz legt sie aber zuvor sehr geschickt Köder aus, um den Leser neugierig zu machen und zum Miträtseln zu animieren, ohne je zu viel durchsickern zu lassen. Zwischenzeitlich dachte ich, dass ein Einzelband viel zu kurz angelegt ist für die gewaltige Idee, die hinter allem steckt, aber letztendlich ist es Kestner doch irgendwie gelungen, die wichtigsten Dinge abzuhandeln. Gegen Ende geht einiges sehr schnell, nicht alles wird mehr so detailliert geschildert und der Schluss lässt viel Raum zum Weiterspekulieren, aber man wird nicht unzufrieden gestellt zurückgelassen. Richtig zufriedenstellend ist der Ausgang aber auch nicht.

Fazit

Insgesamt ein solides Jugendbuch mit einer sehr faszinierenden, einfallsreichen Grundidee, die zwischen Fantasy und Dystopie balanciert. Der Twist war ziemlich spannend, aber leider auch zu undurchsichtig und verwirrend erzählt, sodass ich mit dem Ausgang leider nicht so zufrieden bin. Zudem hätte ich mir auch eine mitreißendere Liebesgeschichte gewünscht. 3,5 Sterne!

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Veröffentlicht am 29.08.2022

Und es geht einfach grandios weiter!

Throne of Glass – Kriegerin im Schatten
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Nach dem wahnsinnig guten Auftakt hatte ich mir direkt Band 2 zugelegt, den ich mir nun endlich vorgeknöpft habe. Wieder einmal war es die reinste spannungsgeladene Achterbahnfahrt, die mit gut durchdachten ...

Nach dem wahnsinnig guten Auftakt hatte ich mir direkt Band 2 zugelegt, den ich mir nun endlich vorgeknöpft habe. Wieder einmal war es die reinste spannungsgeladene Achterbahnfahrt, die mit gut durchdachten Enthüllungen um die Ecke kommt und einen durchgehend an die Seiten fesselt.



Der zweite Band knüpft fast nahtlos an Band 1 an und schildert die Geschehnisse, nachdem Celaena zum Champion des Königs ernannt wurde. Wieder einmal wartet die Autorin mit einer nicht versiegen wollenden Flut an innovativen Ideen auf und weiß es gekonnt, den Leser an die Seiten zu bannen. Ich bin wahnsinnig fasziniert davon, wie einfallsreich, komplex und gut durchdacht das Worldbuilding ist – die Geschichte ist mit so vielen Details gespickt, dass sie immer wieder aufs Neue zu überraschen weiß. Gerade in diesem Band sind so viele neue Dinge ans Licht gekommen, die unfassbar viel Spannung aufbauen und die Vorfreude auf das Weiterlesen immer weiter steigern.



Das Buch wechselt zwischen etwas ruhigeren und spannungsgeladenen Szenen, wobei letztere gegen Ende natürlich stark überwiegen und sich immer weiter zuspitzen. Die ganze Zeit muss man einfach wissen, wie es weitergeht; jede Szene ist interessant und/oder spannend, zu keiner Zeit verliert das Buch an Sogwirkung. Die Charaktere tragen so viele Geheimnisse oder Rätsel mit sich herum, dass man durchgängig am Mitfiebern und -rätseln ist. Besonders viel Spaß macht es, das Buch gleichzeitig mit Freunden zu lesen, um sich gleich dabei über die eigenen Theorien auszutauschen.



Während in Band 1 die Beziehung zwischen Celaena und Dorian vordergründiger war als die zwischen ihr und Chaol, war es in diesem zweiten Band nun (leider) andersherum. Schon seit Band 1 habe ich Dorian aufgrund seines amüsanten, klugen und liebenswürdigen Charakters ins Herz geschlossen und freue mich über jede Szene, in der er auftaucht. In diesem Band ist er nach den Geschehnissen aus dem Auftakt Celaena gegenüber etwas zurückhaltender, er ist weniger er selbst, aber weiterhin ein wahnsinnig guter Freund, der damit zurechtkommen muss, dass sich zwischen Celaena und Chaol langsam etwas anbahnt. Chaol mag ich zwar auch sehr, aber die Tatsache, dass Dorian mit Celaena zu meinen absoluten Lieblingscharakteren gehört, hat es mir etwas erschwert, das zwischen ihm und Celaena richtig zu genießen. Nichtsdestotrotz liebe ich die Dynamik zwischen den dreien und hoffe auf diesbezüglichen Nachschub in den Folgebänden.



Wieder einmal genial war natürlich Celaena als starke weibliche Protagonistin, deren Toughness in diesem Band sogar noch mehr zur Geltung kommt als in Band 1. Es macht unglaublich viel Spaß, diese ganz und gar nicht perfekte Protagonistin auf ihrem Weg zu begleiten. Celaena ist arrogant und vielleicht sogar egoistisch, sie kämpft für sich selbst und nicht für ein höheres Ziel; aber gleichzeitig liebt sie ihre Freunde so sehr, dass sie alles für sie tun und alles für sie opfern würde. Sie ist keine typische Heldin, aber gerade dadurch irgendwie echter.



Das Tempo der Handlung ist glaubwürdig und trägt zum Aufbau der Spannung bei. Rätsel werden nie sofort gelöst, Geheimnisse nie sofort aufgedeckt und Verräter nie sofort entlarvt. Es wird sich Zeit gelassen, gleichzeitig passiert trotzdem so unglaublich viel, dass man als Leser kaum durchatmen kann. Vor allem gegen Ende schwillt die Spannung immer weiter an und einige gut vorbereitete Twists, zu denen es vorher schon unauffällige Andeutungen gab, lassen einen überrascht, geschockt und begeistert zurück. Nach den neuen Entwicklungen ist die Vorfreude auf den Rest der Reihe unendlich groß und ich fiebere dem Wiedersehen mit Celaena, Dorian und Chaol bereits gespannt entgegen. Wieder mal ein Volltreffer von Sarah J. Maas.



Fazit

Nach dem grandiosen Auftakt geht es jetzt gnadenlos spannend und überraschend weiter. Der zweite Band steht dem ersten in nichts nach, wartet mit innovativen Ideen, starken vielschichtigen Charakteren und einer Handlung mit Sogwirkung auf und lässt den Leser kaum zu Atem kommen. Wieder einmal 5 Sterne und ich hoffe, es geht so stark weiter!

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Spannendes Buch mit Sogwirkung, aber auch massivem Logikfehler und fehlendem Wow-Effekt!

Truth - Bist du bereit für die Wahrheit?
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Mich hat der Klappentext von „Truth“ auf Anhieb angesprochen, da ich Mutproben in Büchern generell spannend finde – und wenn es sich dann auch noch um einen Thriller handelt, bin ich ganz besonders neugierig. ...

Mich hat der Klappentext von „Truth“ auf Anhieb angesprochen, da ich Mutproben in Büchern generell spannend finde – und wenn es sich dann auch noch um einen Thriller handelt, bin ich ganz besonders neugierig. Insgesamt hat mir das Buch auch ganz gut gefallen, wenn auch das gewisse Etwas und der Wow-Effekt gefehlt haben.



Margje Woodrows Roman liest sich ratzfatz weg, weil er einerseits nicht so viele Seiten hat und andererseits einen sehr flüssigen Schreibstil aufweist, durch den man – auch wegen der Sogwirkung – nur so durch die Zeilen fliegt. Das Buch ist ein Jugendbuch und aus der Sicht einer Schülerin geschrieben, was ich allein aufgrund des Klappentextes nicht erwartet hätte.



Die Grundidee der Geschichte ist spannend und gut umgesetzt. Man saugt sich beim Lesen an den Seiten fest, weil man wissen möchte, was passiert ist und wohin diese ganzen Mutproben Juul führen werden, und man fühlt und fiebert mit der Protagonistin mit, die nicht nur um ihren verunglückten Bruder Milan trauert, sondern sich auch mit ihren Eltern auseinandersetzen muss: Beide leiden verständlicherweise stark unter dem Verlust ihres Kindes und sind entweder sehr labil und am Boden zerstört (ihre Mutter) oder blocken partout alles ab, was mit Milan zu tun hat (ihr Vater). So kann sie sich auch nicht an diese wenden, als sie jemand zu diesen Mutproben herausfordert. Hier ist es der Autorin besonders gut gelungen, Juuls Frust und ihre Verzweiflung auf den Leser übergehen zu lassen.



Weniger gut gefallen haben mir dagegen folgende zwei Dinge:

1) In dem Buch gibt es meiner Meinung nach einen ziemlich großen Logikfehler, und zwar, ohne zu spoilern, die Szene in der Leichenhalle. Stichwort: Laufende Kamera.
Das hat mich beim Lesen echt sehr gestört, weil ich noch Seiten später darüber nachgedacht habe, während es im Buch aber überhaupt nicht mehr adressiert wurde.

2) Die Täterauflösung war mir zu … vorhersehbar. Das liegt schon an der Einführung gewisser Personen und den zu wenigen bzw. nur halbherzig gelegten falschen Fährten, die den Täter dann doch immer mehr erahnen lassen. Die Auflösung war leider keine große Überraschung und bot keinen Wow-Effekt, auch wenn die Grundidee samt ihren Hintergründen wirklich gut ist! Im Rückblick finde ich auch die Hinweise, die man zum gegebenen Zeitpunkt natürlich noch nicht versteht (aber vielleicht durchaus verdächtig findet – daher: vorhersehbar?), gut in die Geschichte eingewoben.



Spannend ist das Buch auf jeden Fall, vor allem zum Ende hin, als die Hintergründe aufgelöst werden und die Wahrheit ans Licht kommt. Nicht ganz so gut hat mir aber tatsächlich das unmittelbare Ende gefallen, denn das wurde mir etwas zu abrupt und unspektakulär abgehandelt. Der letzte Satz lautet: „Aber uns wird es noch lange im Kopf herumgehen.“, was für mich das ganze Geschehen irgendwie herunterspielt und dem Ausmaß nicht gerecht wird.



Fazit

Alles in allem ein gutes, spannendes Buch mit Sogwirkung und gelungener Grundidee, bei dem aber leider der Wow-Effekt fehlt und das auch mit einem doch schon recht massiven Logikfehler daherkommt, der mich echt gestört hat. Von mir gibt es also 3,5 Sterne!

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Immer wieder ein Highlight voller Herzklopfen, Bauchkribbeln und Dauergrinsen!

Him - Mit ihm allein
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Ich habe „Him“ gerade zum zweiten Mal beendet und bin wie schon beim letzten Mal nach dem Lesen total gerührt und auf positive Weise aufgewühlt. Dieses Buch ist einfach so schön und gehört für mich definitiv ...

Ich habe „Him“ gerade zum zweiten Mal beendet und bin wie schon beim letzten Mal nach dem Lesen total gerührt und auf positive Weise aufgewühlt. Dieses Buch ist einfach so schön und gehört für mich definitiv zu den schönsten Gay Romance-Romanen, die ich jemals gelesen habe. Vielleicht ist es sogar DER beste.

Bowen und Kennedys gemeinsames Projekt hat einfach alles, was ich persönlich an einer guten Liebesgeschichte liebe: wunderbare Charaktere, ganz große Gefühle, die eine Vorgeschichte haben - Ryan (auch Wes genannt) und Jamie kennen sich seit 9 Jahren und Ryan ist mindestens schon genauso lange in Jamie verliebt -, ein bisschen Eifersucht, knisternde, süße und amüsante Szenen und Momente, die richtig ans Herz gehen und einen Tränen vergießen lassen.

Obwohl sich Jamie und Ryan in all den Jahren nur jeweils sechs Wochen pro Jahr in Lake Placid sehen, haben sie eine sehr enge intensive Freundschaft aufgebaut, deren Authentizität man durch die Seiten spürt. Genauso verhält es sich mit Ryans tiefen - zunächst unerwiderten - Gefühlen für Jamie, die immer wieder durch die Zeilen sickern. Aus diesem Grund habe ich auch am liebsten aus seiner Sicht gelesen, weil er so in Jamie verliebt ist und seine Gedanken davon getränkt sind: Er betet den Boden an, auf dem er geht, und würde ALLES für ihn tun. Das löst beim Lesen Herzklopfen und Bauchkribbeln aus und ich habe fast dauerhaft vor mich hin gegrinst, weil das Verhältnis der beiden so glücklich macht.

Auch wenn ich Ryan natürlich sehr ins Herz geschlossen habe, ist es Jamie, von dem ich absolut hin und weg bin. Vielleicht liegt das daran, dass Wes so schöne Worte für ihn und seinen Charakter findet - und man sich als Leser dann auch einfach in ihn verlieben muss. Ich habe es geliebt, wie unkompliziert und liebevoll er mit Wes umgegangen ist, als ihm langsam klar wurde, was Letzterer für eine Wirkung auf ihn hat. Seine entspannte, reife und mutige Art hat mich immer wieder aufs Neue begeistert und das Buch sticht definitiv damit heraus, dass mit potentiellem Drama letztendlich so reif und erfrischend umgegangen wird. Zu keinem Zeitpunkt spitzt sich die Handlung zu unrealistischer Melodramatik zu, um nochmal Spannung aufzubauen, denn das hat Jamies und Ryans Geschichte auch gar nicht nötig. Die Chemie zwischen den beiden trägt die Handlung problemlos - ich hätte vermutlich sogar 100 Seiten gelesen, auf denen sich die beiden einfach nur in die Augen geschaut hätten, ohne mich zu langweilen. Aber natürlich passiert weit mehr als das.

Es gibt sehr viele richtig gut geschriebene, knisternde Sexszenen, aber trotzdem sind für mich zu keinem Zeitpunkt die tiefen Gefühle in den Hintergrund getreten. Nie wurde es oberflächlich - das geht auch gar nicht, wenn Wes sich schon seit 9 Jahren nach Jamie verzehrt und jetzt endlich seinen Gefühlen (mehr oder weniger) freien Lauf lassen kann.

Auch der Umgang mit Outing-Reaktionen ist in diesem Buch ein echtes Highlight. Wie herzerwärmend sich die meisten Figuren gegenüber Jamie und Wes verhalten, hat in mir regelmäßig Glücksgefühle ausgelöst und bei mir auch Tränen fließen lassen. Jamies Familie, seine Freundin Holly, Wes‘ Teamkollegen und die Trainer, vor allem Coach Pat, sind wahnsinnig tolle Nebencharaktere, die Jamies und Wes‘ Geschichte noch viel schöner machen, als sie eh schon ist.

Auch wenn ich den zweiten Band ebenfalls bereits gelesen habe, freue ich mich schon, ihn ein zweites Mal zu lesen - und wahrscheinlich wieder genauso zu lieben wie beim ersten Mal. Jamies und Wes‘ Geschichte ist etwas ganz Besonderes.

Fazit

Ich liebe diese Geschichte so sehr, dass ich nach dem Lesen mal wieder dieses Gefühl habe, als hätte ich einen wirklich guten Freund verloren. Zum Glück gibt es noch einen zweiten Band und eine Kurzgeschichte mit den beiden. Ich kann jedem, der gerne Gay Romance liest, dieses Buch nur dringend ans Herz legen, denn es ist eines der besten, die es gibt. 5 Sterne!

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