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Veröffentlicht am 12.01.2022

Bis zur zweiten Hälfte absolut lesens-/hörenswert

Legende vom Glück ohne Ende
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Den DDR-Klassiker "Die Legende von Paul und Paula" kannte ich bisher nur vom Hören/Sagen und war deshalb sehr gespannt darauf, zumal dieses Hörbuch die gesamte Geschichte von Ulrich Plenzdorf umfasst, ...

Den DDR-Klassiker "Die Legende von Paul und Paula" kannte ich bisher nur vom Hören/Sagen und war deshalb sehr gespannt darauf, zumal dieses Hörbuch die gesamte Geschichte von Ulrich Plenzdorf umfasst, die quasi mit einem zweiten Teil um eine "neue" Paula fortsetzt. Bereits der Titel berührte mich durch die schon fast poetische Formulierung.
Der erste Teil, die Geschichte von Paul und Paula hat mich angenehm überrascht, ist es doch eine Thematik die heut noch genauso aktuell ist wie damals. Mögen die äußeren Bedingungen auch wechseln, es bleibt die Liebe zwischen zwei Menschen die unterschiedlicher nicht sein könnten und auch nicht ohne einander können. Sowohl Paul als auch Paula stehen dabei als Beispiel der kompletten Gegensätze.
Dieser Teil, welcher mit Paulas Tod endet, ist für mich eine "runde Sache" - die Geschichte damit eigentlich stimmig abgeschlossen.
Die Fortsetzung, quasi mit einer "neuen" Paula, wirkt auf mich eher wie eine unnötige Verlängerung der Geschichte, die eigentlich alles erzählt hat. Auch der Inhalt, der teilweise eigenartige Szenarien aufzeigt, konnte mich nicht überzeugen.
Neben der eigentlichen Handlung war für mich als geborenes DDR-Kind natürlich auch das ganze Geschehen drum herum sehr interessant. Angefangen von den Altbauwohnungen über das Geschehen in der Kaufhalle bis zu den aus dem Boden gestanzten genormten Wohnungen im Neubaugebiet.
Prinzipiell sehr lesens-/hörenswert, jedoch wird meine Bewertung aufgrund des in meinen Augen abstrusen zweiten Teils abgewertet.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Raffiniert ausgeklügelte und perfekt stimmige Story

Perfect Day
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Für Ann Lesniak bricht eine Welt zusammen, als ihr geliebter Vater Walter als lang gesuchter Verbrecher, der Schleifenmörder, verhaftet wird. Sie kann und will sich nicht vorstellen, das er, der sich nach ...

Für Ann Lesniak bricht eine Welt zusammen, als ihr geliebter Vater Walter als lang gesuchter Verbrecher, der Schleifenmörder, verhaftet wird. Sie kann und will sich nicht vorstellen, das er, der sich nach dem Tod ihrer Mutter voller Hingebung um sie gekümmert hat, in den letzten Jahren zehn kleine Mädchen umgebracht hat. Von seiner Unschuld überzeugt macht sie sich auf die Suche nach entlastenden Indizien, da ihr Vater schweigt...
Meiner Meinung hat Romy Hausmann wieder einen extrem gelungenen Thriller abgeliefert, der, von dem Tatvorwurf her abgesehen recht unspektakulär beginnt, in der Geschichte und vor allem zum Ende hin jedoch jede Vermutung bzw. Annahme komplett verkehrt. Die jeweiligen Kapitel enden (fast) immer mit einem Cliffhanger, der gewisse Erwartungen an das weitere Geschehen suggeriert, das dann jedoch völlig anders als vermutet fortsetzt. Diese Kunst mit den Gefühlen der Leser zu spielen und sie damit regelmässig immer wieder in die Irre zu führen ist der Autorin perfekt gelungen. Trotz aller Wendungen ist dieses Buch stimmig und lässt zum Ende auch keine Fragen offen.
"Perfect day" ist so spannend und fesselnd geschrieben, das ich es kaum aus der Hand legen konnte und dementsprechend zügig auch ausgelesen hatte. Ich denke, das spricht für sich - klare Leseempfehlung!!!

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Veröffentlicht am 11.01.2022

Sehr konstruiert und langatmig

Dunkelmeer
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(Beurteilt wird das Hörbuch)
Nachdem eine Frau tot am Strand von Föhr aufgefunden, scheint der Fall klar: die trockene Alkoholikerin ist rückfällig geworden und hat sich zu Tode gesoffen. Dem widersprechen ...

(Beurteilt wird das Hörbuch)
Nachdem eine Frau tot am Strand von Föhr aufgefunden, scheint der Fall klar: die trockene Alkoholikerin ist rückfällig geworden und hat sich zu Tode gesoffen. Dem widersprechen jedoch Aussagen, das sie mit ihrem Freund glücklich gewesen sei und auch so kein Anlass bestanden hätte, wieder mit dem Trinken anzufangen. Als dann einige junge Männer erschossen werden, wird deutlich das mehr dahinter stecken muss, denn alle kannten sich seit der Schulzeit...
Die Grundidee klingt prinzipiell spannend, jedoch hat mich dieses Hörbuch eher gelangweilt
Die Motive sind mehr als vielfältig, von Liebe, Eifersucht, Rache, Neid, Vertuschung und Verrat ist alles dabei. Damit als auch mit der Vielzahl der betroffenen Personen und der doch eher unspektakulären dahin plätschernden Handlung ist es recht schwer, dem Geschehen zu folgen.
Mehr als einmal schweiften beim Hören meine Gedanken und musste ich mich regelrecht zwingen bei der Sache zu bleiben. Das passiert mir sonst äußerst selten.
Mich hat "Dunkelmeer" nicht überzeugt, ich würde es nicht noch einmal lesen und kann es auch nicht empfehlen.

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Veröffentlicht am 06.01.2022

Es gibt nichts Authentischeres als solche Schilderungen!

Walzerfahrt zum Mond.
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Eberhard Schröter schildert in 90 kurzen Kapiteln sein Aufwachsen in Leipzig-Lindenau. Die Episoden sind sehr kurzweilig und für mich deshalb so interessant, weil vieles selbst erlebt und nun dadurch die ...

Eberhard Schröter schildert in 90 kurzen Kapiteln sein Aufwachsen in Leipzig-Lindenau. Die Episoden sind sehr kurzweilig und für mich deshalb so interessant, weil vieles selbst erlebt und nun dadurch die Erinnerungen wieder erweckt wurden.
Auch wenn ich erst Mitte der 70iger Jahre geboren wurde, kann ich mich mit vielen Schilderungen identifizieren; als Leipzigerin mit den benannten Örtlichkeiten erst recht. In fast jeder Geschichte habe ich eigenes Erleben erkannt, bzw. wurde längst Verschüttetes ans Licht gebracht. Beispielsweise kam mir "Akadi Gaidar" sofort aus dem Schulunterricht der unteren Klassen bekannt vor, ohne zuordnen zu können, zu welchem Buch. Erst Dank des schlauen Internets kam die "Erleuchtung" mit " Timur und sein Trupp".
Rituale wie das Stollenbacken oder das "Westpaket auspacken" wurden in unserer Familie ebenso praktiziert wie die Ablieferung der Sekundärrohstoffe beim Rumpelmännchen oder Einwecken.
Für mich ist dieses Buch eine Goldgrube an Erinnerungen, es spricht mir aus der Seele, denn die Schilderungen sind auch ein Teil von meinem Leben, einer DDR-Kindheit.
Ich kann das Buch nur jedem empfehlen: denen die viel darin erkennen können, aber auch den Nachgeborenen, die sich diese Zeit gar nicht vorstellen können, aber vielleicht mehr darüber erfahren möchten. Es gibt nichts authentischeres als solche Schilderungen!

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Veröffentlicht am 06.01.2022

Die Stunde der Frauen!

Der Friesenhof
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Nach dem Tod des Vaters stehen die Schwestern Gesa und Hannah mit ihrer Mutter allein mit dem Bauernhof da, den nach allgemeiner Sichtweise nur ein männliches Oberhaupt weiterführen kann. Als bereitete ...

Nach dem Tod des Vaters stehen die Schwestern Gesa und Hannah mit ihrer Mutter allein mit dem Bauernhof da, den nach allgemeiner Sichtweise nur ein männliches Oberhaupt weiterführen kann. Als bereitete dies nicht bereits genug Probleme beansprucht Günther, der Mann der dritten Schwester Helga den Hof für sich bzw. verlangt bei Ablehnung seines Ansinnen die Auszahlung des ihr zustehenden Erbes.
Auch wenn Günther sich um das Wohl des Friesenhofes besorgt zeigt und er die Frauen ob der harten Arbeit angeblich entlasten will, wird schon zeitig sehr deutlich, dass es ihm nur um Macht, Besitz und Geld geht. Das Günther den Hof bekommt, wollen Gesa und Hannah allerdings unbedingt verhindern. So unterschiedlich sie beide vom Charakter sind, so verbindet sie das gemeinsame Ziel, auch ohne ein männliches Oberhaupt den Hof weiter zu führen. Ein sehr mutiger Entschluss, müssen sie gegen Vorurteile und eingefahrene Ansichten ankämpfen und demzufolge um sich zu behaupten noch mehr leisten, als es ein Mann müsste. Was in heutigen Zeiten der Emanzipation so selbstverständlich scheint, ist damals definitiv ein "Außenseitermerkmal" und das wird durch Gesas zum Teil sehr impulsiven Handlungen noch verstärkt.
Ich lese sehr gern Bücher, welche die Schicksale und Lebensumstände der Menschen damals mit einer spannenden Story verknüpfen. "Der Friesenhof" ist so ein Buch, es liest sich angenehm flüssig und dementsprechend zügig; ich war sofort von der Geschichte gefangen. Es werden so viele Themen miteinander verwoben und trotz allem Leids, der Kampf ums Überleben im Krieg und in den Nachkriegsjahren blicken die Menschen, auf das Wesentliche fokussiert, nach vorn. Man spürt regelrecht den Aufbruch in eine neue Zeit, in der Frauen das Ruder übernehmen können.
Im Vordergrund der Geschichte stehen dabei immer die Akteure, auch wenn ich sehr gern noch etwas mehr über die Tätigkeiten im Kontor erfahren hätte.
Natürlich darf auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen, da gibt es mit Gesa und Keno sowie Hannah und Pawel gleich zwei leider recht komplizierte Fälle.
Es ist sehr schlimm, wie stark Vorurteile gegen andere, wie Flüchtlinge und Zwangsarbeiter, verwurzelt sind. Daran hat sich bis heute, im Gegensatz zur Emanzipation der Frau, auch noch nicht viel geändert.
Nachdenklich lassen mich Gesa und Kuno zurück. Zum einem ist es rühmlich, das er Verantwortung übernimmt bzw. "nur" Happy Ends wären auch zu unglaubwürdig und kitschig, aber für Gesa tut es mir sehr leid. Leider ist das Ende im Vergleich zum gesamten Buch recht kurz gefasst.
Neugierig macht mich auf jeden Fall der Ausblick in den Teehandel einsteigen zu wollen. Ich denke man darf auf die Fortsetzung gespannt sein - und bei einem weiteren Band kann ich auch mit dem abrupten Ende leben..
Und noch etwas ist mir positiv aufgefallen: als geborener Städter war es für mich sehr interessant und informativ, das typische Begriffe wie die Bezeichnungen eines Bauernhofes oft im Zusammenhang erklärt werden.
Fazit: Ein fesselndes und spannendes Buch - ich freue mich auf die Fortsetzung! Klare Leseempfehlung!

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