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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2019

Sehr fesselnder Thriller mit überraschendem Ende

Kalter Strand
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Anne Nordby ist es mit „Kalter Strand“ gelungen, einen fesselnden und spannenden Thriller mit – für mich – dann doch überraschendem Ende zu schreiben.
Der Einstieg fängt mit einer unvorstellbaren Forderung ...

Anne Nordby ist es mit „Kalter Strand“ gelungen, einen fesselnden und spannenden Thriller mit – für mich – dann doch überraschendem Ende zu schreiben.
Der Einstieg fängt mit einer unvorstellbaren Forderung an: Markus kann das Leben seiner Frau retten, indem er unschuldigen Menschen – einer kleinen Familie, so wie er sie selbst hat – Leid zufügt.
Die eigentliche Handlung beginnt dann jedoch erstmal sehr harmonisch vor dieser grausamen Aufgabe in einer idyllischen Feriensiedlung. Ein weiterer Erzählstrang handelt von den beiden Ermittlern Jette und Skagen, die zu den Ermittlungen hinzugezogen werden. Dabei haben beide genug eigene Probleme, die sich im Verlauf des Buches klären. Auch der Täter, als „Das Auge“ bezeichnet kommt mit seinen kranken Gedanken zu Wort. Er manipuliert seine „Kandidaten“ zu grausame Taten und erfreut sich an der (erfolgreichen) Durchführung. Fast wie in einem Computerspiel, nur halt mit echten Menschen. Echt erschreckend!
Die Handlung ist somit gesplittet und immer wieder wird der Leser auf falsche Fährten gelockt. Für mich gab es zwischenzeitlich sehr viele potentielle Täter – nur den eigentlichen hatte ich nicht auf dem Schirm.
Da sich das Buch sehr flüssig liest, hatte es in wenigen Tagen durchgelesen. Mehr braucht man dazu eigentlich auch gar nicht zu schreiben: von mir gibt es dafür eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.07.2019

Absolut lesenswerte Geschichte zu einem (leider) immer wieder aktuellem Thema

Das geringste Nachlassen der Aufmerksamkeit
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Nachdem ich das Buch quasi ohne Unterbrechung gelesen habe, musste ich alles erst etwas „setzen“ lassen. Mit der brisanten Thematik, die leider immer noch bzw. wieder aktuell ist, regt es sehr zum Nachdenken ...

Nachdem ich das Buch quasi ohne Unterbrechung gelesen habe, musste ich alles erst etwas „setzen“ lassen. Mit der brisanten Thematik, die leider immer noch bzw. wieder aktuell ist, regt es sehr zum Nachdenken an.
Hilde Hagenah, eine alternde Schauspielerin, hat in dem Jugendlichen Tommy eine Art Ziehenkel gefunden. Da sie selbst an die dunkle Zeit des Dritten Reiches schlimme Erinnerungen hat, weil ihr bester Freund Konrad unter zutun ihres eigenen Vaters von heut auf morgen verschwand, kann sie Tommy’s unbedachte Äußerungen nicht tolerieren. Auf sehr kreative und schmerzhafte Weise will sie ihm eine Lehre erteilen, die er allerdings durchschaut. Leider erschließt sich für mich nicht ganz, ob er mit seiner Reaktion darauf Hilde ebenfalls provozieren möchte, oder ob er sich wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt hat.
Der Leser sollte sich nicht von dem Kapitel „Gott“ abschrecken lassen, welches den Einstieg – für mich – etwas schwierig gestaltete. Nach dem Lesen des gesamten Buches wirkt dieses weniger befremdlich. Auf jeden Fall sorgt dieser Einstieg jedoch bereits dafür, sich dazu so seine eigenen Gedanken zu machen.
Der Schreibstil ist flüssig und die Charaktere sind liebevoll gezeichnet, so dass ich beide Personen auch gleich ins Herz geschlossen habe.
Der Titel des Buches bezieht sich auf ein berührendes Zitat von Frank O'Hara – jedoch wirkt er auf mich durch die Länge etwas gestelzt.
Mein erster spontaner Eindruck nach dem Lesen war, dass dieses Buch zur Pflichtlektüre an den Schulen gemacht werden sollte, um bereits zeitig die Kinder und Jugendlichen zu sensibilisieren, auf braunes Gedankengut nicht reinzufallen.
Von mir gibt es dafür eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 09.07.2019

Harter Tobak, da nicht nur eine fiktive Geschichte!

Auf den zerbrochenen Flügeln der Freiheit
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Der Einstieg in das Buch gelingt super und ich fand alle drei vorgestellten jungen Frauen Cindy, Fiona und Rose, gleich sehr sympathisch. Sie verkörpern das, was junge Leute heute auch machen, haben Ideale ...

Der Einstieg in das Buch gelingt super und ich fand alle drei vorgestellten jungen Frauen Cindy, Fiona und Rose, gleich sehr sympathisch. Sie verkörpern das, was junge Leute heute auch machen, haben Ideale für die sie einstehen und möchten ihr Leben frei von den Vorstellungen, was vielleicht die Eltern sich wünschen, leben. Nur das es für sie die falsche Zeit, und wahrscheinlich auch das falsche Land ist.
Deshalb werden Fiona und Cindy als gestrauchelte Frauen in einem katholischen Magdalenen-Heim
„weggesperrt“, und Rose aus einem anderen Kloster aufgrund ihrer Aufmüpfigkeit dorthin quasi strafversetzt. Unter dem Deckmantel diesen Frauen eine Zukunft zu bieten, werden sie hier aufs Schlimmste ausgebeutet und missbraucht. Die Schilderungen sind sehr erschütternd, zumal dies keine erfundene Geschichte ist, sondern Tatsachen betrifft. Fast kann man es als Entmündigung bezeichnen, denn sie haben keinerlei Rechte mehr – nur Pflichten. Und damit nicht genug, es geschehen weitere Schandtaten, ja Verbrechen, wie Missbrauch, Folterung etc. unter dem Schutz der Kirche, an den Frauen. Rose möchte und kann dies gar nicht glauben, auch wenn es genügend Verdachtsmomente dafür gibt. Da kann ich da sehr gut verstehen, dass sie über die Geschehnisse in ihrer Berufung als Nonne zu leben ins Grübeln kommt.
Letztendlich gelingt allen dreien die Flucht. Mit der Frage „was jetzt“ schlagen sie sich gemeinsam ganz gut durch. Doch dann geraten sie in den Strudel des Irischen Freiheitskampf…
Das daraus für Rose ein glücklicher Umstand wird, ist vielleicht etwas unrealistisch, auch das Cindy ihren Sohn wiedersehen darf. Allerdings passt es in die Geschichte. Und warum soll es nach all dem Leid letztendlich nicht doch ein Happy End geben…
Was mich als Leser glücklich zurücklässt, ist, das alle drei ihren Platz in der Welt gefunden haben. Thierry ist mit Georgina glücklich, ohne Rose nachzutrauern. Und auch Rose ist mit der ihr zugedachten Rolle zufrieden.
Der Autorin ist es somit wunderbar gelungen eine fiktive Geschichte mit tatsächlichen (grausamen) Fakten zu kombinieren. Für mich war dieses Buch absolut lesenswert, zumal ich von den Magdalenenheimen bis dahin noch nichts gehört hatte. Gern empfehle ich dieses Buch weiter.

Veröffentlicht am 09.07.2019

Ein etwas unstimmiges Geflecht aus Liebe und Widerstand im Norwegen des 2. Weltkrieges

Die Frau aus Oslo
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Dieses Buch lässt mich leider etwas ratlos zurück, obwohl die Vorstellung vielversprechend klingt. Allerdings ist die gute Idee für meine Begriffe zu schwach ausgebaut.
Auf drei verschiedenen Zeitebenen ...

Dieses Buch lässt mich leider etwas ratlos zurück, obwohl die Vorstellung vielversprechend klingt. Allerdings ist die gute Idee für meine Begriffe zu schwach ausgebaut.
Auf drei verschiedenen Zeitebenen (1942, 1967 und 2015) wird das Schicksal der Jüdin Ester geschildert die im norwegischen Widerstand kämpfte, verraten wurde und der dennoch die Flucht nach Schweden gelang, während ihre Familie deportiert und umgebracht wurde. Ihre Freundin Äse wurde brutal ermordet – deren Freund Gerhard gilt als Verdächtiger, kann jedoch ebenfalls fliehen und die Ermittlungen laufen ins Leere. Das gemeinsame Baby von Äse und Gerhard, Turid, wird später adoptiert.
Daneben spielt ein goldenes Armband eine wichtige Rolle, die das Schicksal der genannten Hauptfiguren (tragisch) verbindet.
Das Buch verliert sich leider in ausführlichen Schilderungen von Nichtigkeiten wie Wegbeschreibungen oder Alltagshandlungen, welche es sehr erschweren, der eigentlichen Handlung folgen zu können. Dazu kommt eine Vielzahl von Personen, die eigentlich für das Geschehen unerheblich sind. Damit geht der rote Faden für mich etwas verloren und ich musste des Öfteren zurückblättern um nochmal nachzulesen was genau passiert ist.
Dieses Buch hat meiner Meinung nach großes Potential, nur wurde es leider nicht konsequent genug umgesetzt. Die Handlung verliert sich in Nebensächlichkeiten und am Ende bleiben – zu mindestens für mich – mehr Fragen als Antworten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 18.06.2019

Von den Konsequenzen zu glauben zwischen beiden deutschen Staaten wandeln zu können

Über alle Grenzen
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Ich lese/höre sehr gern Bücher, welche die deutsch-deutsche Vergangenheit thematisieren. Wahrscheinlich finde ich es auch deshalb so interessant, da ich einen Teil dieser Geschichte selbst erlebt habe ...

Ich lese/höre sehr gern Bücher, welche die deutsch-deutsche Vergangenheit thematisieren. Wahrscheinlich finde ich es auch deshalb so interessant, da ich einen Teil dieser Geschichte selbst erlebt habe und mich bzw. Episoden in vielen Schilderungen erkenne.
Im Großen und Ganzen ist es mit „Über alle Grenzen“ gelungen, ein Bild über einen fluchtwilligen DDR-Bürger mit allen Konsequenzen zu zeichnen. Leider finde ich jedoch aus eigener Erfahrung einige Beschreibungen unstimmig/unrealistisch bzw. DDR-bezogene Angaben falsch. Oft sind es Kleinigkeiten, jedoch fallen sie durch eigene Kenntnisse dann besonders auf.
Auf zwei Zeitebenen werden zum Einem die bitteren Konsequenzen, die die (unüberlegte?) Flucht des Sohnes, Bruders und Ehemanns Bruno Alexander (genannt Burschi) für die in der DDR verbliebenen Familienangehörigen bedeutet, geschildert. Zum anderen hat Lotti ihren Bruder Bruno nach Jahren als gebrochenen, pflegebedürftigen Mann wiedergefunden, holt ihn (das enge Geschwisterband wird sehr deutlich) zu sich, um ihn zu pflegen und ihm einen angenehmen Lebensabend zu ermöglichen, aber wohl auch etwas mit der Hoffnung durch ihn Lücken in der Familiengeschichte schließen zu können.
Es ist sehr tragisch, aber auch vorhersehbar, was die Familie Alexander durch Bruno‘s Flucht erleiden muss.
Es kann keiner behaupten, das er nicht wusste, was Republikflucht für Folgen nach sich zieht. Bruno ist in meinen Augen sehr verantwortungslos - vergisst offensichtlich, dass er Frau und Kind hat, denkt nur an sich und blendet völlig aus, was mit seiner eigenen als auch der Herkunftsfamilie passieren wird. Nachdem sein Vater ihm dann bei der Flucht seiner Ehefrau und des Sohnes geholfen hat und infolge dessen inhaftiert wird, kehrt Bruno, nachdem er von dem bevorstehenden Tod seiner Mutter erfahren hat, jedoch wieder in die DDR zurück und wird dabei (natürlich) verhaftet. Eigentlich ein löblicher Zug, um seine sterbende Mutter (und sie ihn) ein letztes Mal zu sehen, aber auch hier hat er nicht zu Ende gedacht, ist er sich der Konsequenzen für seine Familie offensichtlich nicht bewusst oder will sie nicht wahrhaben. Was tut er nur Frau und Kind zum zweiten Mal an! Und dem Vater erst! Ich kann nicht verstehen, wie man zu der damaligen Zeit glauben konnte, einfach so zwischen den zwei deutschen Staaten hin und her wandeln zu können!
Somit kann ich die ablehnende Haltung der verbliebenen Alexander-Schwestern sehr gut nachvollziehen. Durch den egoistischen Alleingang Brunos mussten nicht nur der Vater und die Mutter leiden, sondern auch die Schwestern. Es mag sein, dass Lotti eine ganz besondere innige Bindung zu Bruno hat, allerdings ist ihre Sichtweise dadurch sehr eingeengt. Ihr gelingt es nicht sich auch nur ansatzweise in das Schicksal ihrer Schwestern einzufühlen.
Die Darstellung Lottis mit ihrem Engagement um Bruno wirkt leider überspitzt und ebenfalls unrealistisch. Ich hatte fast den Eindruck, als sei sie froh endlich eine (erfüllende) Aufgabe zu haben.
Was mich wiederum nicht gestört hat, sind die vielen vorgetragenen Protokolle der Verhöre von Lotti und Paul. Hier spürt man sehr deutlich, die Überzeugung beider von ihrer Meinung (trotz aller Repressalien) nicht abzurücken und vor allen sich nicht in Widersprüchen zu verstricken. Lotti’s Vorgesetzter hat dies in einem Protokoll sehr treffend zum Ausdruck gebracht: „dem vorangegangenen Protokoll ist nichts hinzuzufügen“.
Alles in allem eine lesenswerte Geschichte, wenn man von den überladenen Lotti/Burschi-Szenen in der Gegenwart absieht. Jedoch hat mich das Buch letztendlich leider nicht gänzlich überzeugt (was wohl auch einige andere Rezensenten ähnlich empfunden haben).