Profilbild von Sydneysider47

Sydneysider47

Lesejury Profi
offline

Sydneysider47 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sydneysider47 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2021

Spannend zu lesende Abenteuer zweier Frauen

Miss Bensons Reise
0

Worum geht es in dem Buch?

Die britische Lehrerin Margery Benson, genannt Marge, möchte sich ihren Kindheitstraum erfüllen. Sie will den goldenen Käfer in Neukaledonien finden, den sie in einem Naturkundebuch ...

Worum geht es in dem Buch?

Die britische Lehrerin Margery Benson, genannt Marge, möchte sich ihren Kindheitstraum erfüllen. Sie will den goldenen Käfer in Neukaledonien finden, den sie in einem Naturkundebuch ihres Vaters gesehen hat. So wirft sie mit 47 Jahren ihren Job hin und organisiert im Jahre 1950 alles für ihre Reise in den australischen Kontinent. Als Begleiterin und Assistentin steht Enid Pretty zur Verfügung – zwar nicht Marges erste Wahl, aber immer noch besser als der traumatisierte Mister Mundic.

Enid Pretty ist fast halb so alt wie Marge und das totale Gegenteil. Circa 25 Jahre alt, kokett, reizvoll – und das totale Plappermaul. Aber sie ist spontan und einfallsreich – und rettet somit sich und Marge aus so mancher abenteuerlichen Situation.

Die Gegensätze zwischen den beiden Frauen sind anfangs krass – und Marge überlegt sich einige Male, wie sie Enid kündigen kann.

Je länger die beiden Frauen miteinander reisen, desto mehr entwickelt sich eine Freundschaft zwischen ihnen. Sie brauchen einander, sie lernen voneinander. Und irgendwann teilen sie sich ihre Geheimnisse mit. Denn auch Enid hat eine Vergangenheit, über die sie anfangs nicht gerne redet. Und sie hat einen Traum.

Marge und Enid erreichen nach einigen Abenteuern Neukaledonien, wo sie im Dschungel eifrig nach Käfern suchen. Doch sie sind nicht legal dort. Außerdem ist ihnen Mister Mundic auf den Fersen, der der Meinung ist, er müsse mit Margery Benson den goldenen Käfer suchen.

Meine Meinung zu diesem Buch:

Der Roman „Miss Bensons Reise ist aus der Perspektive des auktorialen Erzählers (also kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit verfasst.

Das Buch liest sich flüssig. Das liegt nicht nur an der Handlung, sondern auch an den beiden Frauen Marge und Enid. Enid war mir zuerst zu einfältig – und Marge zu unbeholfen und schwerfällig. Aber beide mit ihren Eigenheiten sorgen auch für amüsante Lesemomente. Humorvoll, ziemlich überzogen – aber auch charmant ist der Schreibstil der Autorin – und so war für mich das Lesen oft ein Genuss.

Die beiden Frauen entwickeln sich. Waren sie am Anfang zu gegensätzlich, so lernt doch die eine von der anderen. Marge merkt, dass sie von Ends Spontanität und Einfallsreichtum profitieren kann. So gibt es Phasen während der Expedition, während der Enid Sachen organisieren kann, die gerade für die Expedition benötigt werden. Das ist nicht immer legal, aber nicht nur Marge, sondern auch als Leser beginnt man, Enid viel zu verzeihen.

Und Enid weiß, dass Marge und ihre Expedition ihr einen willkommenen Deckmantel bietet, um ihrer Vergangenheit zu entfliehen.

Als Leserin habe ich die beiden Frauen gerne auf ihrer Reise nach Neukaledonien und der Suche nach dem goldenen Käfer begleitet. Mit dem Ende des Buches habe ich etwas gehadert – und das musste ich erst einmal „sacken“ lassen. Insgesamt gesehen hat mich das Buch aber sehr gut unterhalten, es hat mir Spaß gemacht, es zu lesen – und sicherlich wird es eines meiner Lesehighlights für das Jahr 2021 werden.

Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung für „Miss Bensons Reise“ von Rachel Joyce.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.01.2021

Max und „seine“ neue griechische Familie

My New Big Greek Family
0

Die Handlung:
Max ist 35 Jahre alt, hat einen sicheren Job als Layouter für eine Angelzeitschrift und wohnt in Hamburg. Das klingt ganz gut. Allerdings wohnt Max noch bei seiner Mutter – im „Hotel Mama“ ...

Die Handlung:
Max ist 35 Jahre alt, hat einen sicheren Job als Layouter für eine Angelzeitschrift und wohnt in Hamburg. Das klingt ganz gut. Allerdings wohnt Max noch bei seiner Mutter – im „Hotel Mama“ also. Er will umziehen, endlich selbständig werden und findet eine Bleibe in einer Wohngemeinschaft. Dort wohnt der Grieche Yannes, spontan, unberechenbar – allerdings auch ein Kleinkrimineller. Als Yannes einmal wieder im Gefängnis sitzt, lernt Max Yannes‘ bezaubernde Cousine Anastasia kennen. Sie nimmt an, dass er Yannes ist. Max erzählt ihr die Wahrheit – aber sie will ihm nicht glauben. Sie will glauben, dass er Yannes ist und lädt ihn ein nach Griechenland, damit er dort seine Verwandtschaft kennen lernt.
Max reist nach Griechenland und schlittert dort von einem Abenteuer ins nächste….

Meine Meinung:
Das Buch sieht schon mal sehr ansprechend aus. Ich mag das bunte, witzige Cover. Auch die Schrift ist sehr lesefreundlich, die Kapitel sind meistens kurz und die Idee, einige griechische Dialoge in griechischer Schrift darzustellen, finde ich sehr gelungen! Es gibt einige Rechtschreibfehler, die man korrigieren sollte (beispielsweise auf Seite 192: Im Satz „Wenn ich richtig informiert bin, sind sie sogar der alleinige Besitzer“. Das Wort „Sie“ muss hier mit einem großen S beginnen) – einige habe ich überlesen, deswegen will ich hier auch keine Sterne abziehen.
Die Handlung jedoch konnte mich nicht ganz überzeugen. Vielleicht lag es daran, dass mir weder Max, noch Yannes sonderlich sympathisch waren. Max ist der Ich-Erzähler, er ist unbeholfen, fast tölpelhaft, und er schlittert von einem Fettnäpfchen ins nächste. Manche Szenen, die er schildert, sind mir zu detailliert. So wollte ich nicht so ausführlich lesen, wie ihm beispielsweise im Flugzeug schlecht wird.
Die Handlung zeigt, was passieren kann, wenn einem Menschen Leute nicht zuhören WOLLEN. Ich möchte nicht Max den Vorwurf machen, die griechische Verwandtschaft von Yannes ausnutzen zu wollen – zumal er ja mehrfach erklären wollte, wer er wirklich ist – aber die Griechen ihm nicht glauben wollten.
Man liest das Buch, um zu erfahren, wann die Wahrheit enthüllt wird: dass Max nicht Yannes ist. Und man will natürlich wissen, wie es mit Max und Anastasia weitergeht – denn hier entspinnt sich eine zarte Liebesgeschichte.
Mir hat bei der Lektüre das „gewisse Etwas“ gefehlt – also irgendein Witz oder eine Cleverness, die ich im Buch „Das Leben ist ein zotteliges Ungetüm“ von Jesko Wilke so gut fand. Der Schluss ist zwar überraschend, die Handlung aber wenig mitreißend. Deswegen gibt es von mir drei von fünf Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.01.2021

Komplizierte Ermittlungen – ausführlich präsentiert

Die Krieger
0

Worum geht es in dem Buch?
Nick, ein Kriminalkommissar, ist von Berlin nach München gezogen und ermittelt in dem Brandanschlag auf die Diskothek „Liverpool“ im Januar 1984. Dort gab es Verletzte und eine ...

Worum geht es in dem Buch?
Nick, ein Kriminalkommissar, ist von Berlin nach München gezogen und ermittelt in dem Brandanschlag auf die Diskothek „Liverpool“ im Januar 1984. Dort gab es Verletzte und eine Tote. Die Polizei tippt, dass rivalisierende Gruppen im Rotlicht-Milieu etwas mit dem Anschlag zu tun haben. Dann aber taucht ein Bekennerschreiben aus Italien auf. Eine Gruppe, namens LUDWIG, gibt zu, für den Anschlag verantwortlich zu sein.
Deswegen wird Nick nach Italien geschickt, um dort zu recherchieren. Als Dolmetscherin begleitet ihn Graziella, die eigentlich als Reinigungskraft für das Kommissariat arbeitet. Graziella kann zwar nicht gut lesen und schreiben, aber sie kennt die italienische Mentalität – und erweist sich so für die Ermittlungsarbeit als wertvoll.
Die beiden wälzen Akten und sprechen mit italienischen Ermittlern. Sie stoßen auf die Akten weiterer Attentate mit Toten und Verletzten in Italien, zu denen sich LUDWIG bekannt hat. Aber wer steckt hinter LUDWIG und warum wählt eine italienische Verbrecherorganisation einen deutschen Namen?

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Krimi ist aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit verfasst. Er begann interessant – es gefiel mir, dass der Autor etwas Münchner Lokalkolorit durch Dialoge authentisch rüberbrachte. Interessanter wurde der Krimi allerdings erst, als Nick und Graziella in Italien ermittelten. Sie wälzten Akten, sie überlegten, sie befragten Leute. Das alles bekam ich als Leserin lang und breit mit – und dadurch blieb oft die Spannung auf der Strecke. Ich merkte, dass die Ermittlungen rund um die diese Attentate in München und Italien sehr kompliziert waren.

Die Idee, einen alten Kriminalfall aus München – der tatsächlich passiert ist – neu aufzurollen und in eine Krimihandlung zu packen, ist faszinierend. Jedoch fand ich den Krimi manchmal zu langatmig, die Ermittlungen zu kompliziert. Das störte meinen Lesefluss erheblich. Der Ermittler Nick war und blieb für mich ein blasser Charakter, interessanter war da schon Graziella.

Das letzte Kapitel, in dem auf das wirklich passierte Attentat in München eingegangen wird und die Personen, die verdächtig sind, genannt werden, finde ich wichtig. Es rückt die ganze Kriminalhandlung des Buches noch in ein genaueres Licht und erklärt, warum der Autor den Roman so geschrieben hat, wie er es gemacht hat.

Gesamt gesehen konnte mich das Buch jedoch nicht besonders packen, vieles zog sich in die Länge und wurde – für meinen Geschmack – zu ausführlich geschildert.

Ich vergebe drei Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.12.2020

Es ist nie zu spät für die Verwirklichung seiner Träume

Das Buch eines Sommers
0

Worum geht es in dem Buch?
Der Ich-Erzähler Nicolas hat soeben Abitur gemacht. Seine Freude auf die Zukunft wird jedoch durch Liebeskummer getrübt. Da kommt Onkel Valentin – der Bruder seines Vaters – ...

Worum geht es in dem Buch?
Der Ich-Erzähler Nicolas hat soeben Abitur gemacht. Seine Freude auf die Zukunft wird jedoch durch Liebeskummer getrübt. Da kommt Onkel Valentin – der Bruder seines Vaters – zu Hilfe, der Nicolas ablenken kann. Onkel Valentin, der Nicolas zeigt, dass man mit viel Geduld ein altes Auto zum Fahren bringen kann. Oder auch, dass man, wenn man eine gute literarische Figur erschafft, als Schriftsteller Karriere machen kann. Onkel Valentin hat mit Christopher eine solche literarische Figur erschaffen. Eine Figur, die weise ist, Ratschläge geben kann – aber auch Zukunftsperspektiven aufzeigen kann.
Als eines Tages dieser Onkel Valentin stirbt, reist Nicolas mit seiner Frau und seinem Sohn zum Anwesen des Onkels. Als er versucht, den Nachlass seines Onkels zu regeln, begegnet er mehrmals Christopher – der Romanfigur seines Onkels -, der ihm klarmacht, dass er, Nicolas, sein Leben überdenken sollte. Warum soll er nicht die Geschichten, die er in sich trägt, zu Papier bringen? Warum soll er weiterhin in einem Beruf tätig sein, den er nur halbherzig ausfüllt? Nicolas ist in der Firma seines Vaters tätig, in der ein Mittel erfunden wurde, das verjüngende Wirkung auf Menschen haben kann. Doch ist dieses Medikament noch nicht marktreif.
Es gibt so viele Fragen, die auf Nicolas einstürmen. Ist er überhaupt der richtige Geschäftsführer für diese Firma? Nimmt er sich überhaupt genug Zeit für seine Familie? Sollte er nicht lieber seinem Herzen folgen und sich mehr Zeit zum Aufschreiben seiner Geschichten nehmen?

Meine Meinung zu diesem Buch:
Dieses Buch hat mehrere Botschaften. Deswegen muss man es mehrmals lesen, um diese Botschaften komplett zu erfassen. Nach dem ersten Lesen war für mich das Buch eine Geschichte um einen Mann, der seinen Onkel verliert und nicht glücklich ist in dem Job in einer Firma, die sein Vater gegründet hat. Mit seiner Frau und seinem Sohn verbringt er nicht genug Zeit. In seinen Gedanken hat er Geschichten, der er seinem Sohn erzählt und die bei dem Sohn sehr gut ankommen.
Während der zweiten Lektüre sind die Botschaften des Buches mehr zu mir durchgedrungen. Eine Botschaft lautet, dass man seine Talente weiterentwickeln sollte. Man soll auf sein Herz hören und das tun, was das Herz sagt, und nicht in einem Beruf verharren, in dem man nicht glücklich ist. Denn unser Leben ist nicht unendlich, wir haben nicht alle Zeit der Welt. Nicolas‘ Onkel Valentin hat genau das gelebt und sich auf die wesentlichen Ziele in seinem Leben fokussiert.
„Das Buch eines Sommers“ ist auf jeden Fall ein Buch, das ich noch einige Male lesen werde. Denn es regt mich in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken an. Man kann das Buch immer wieder zur Hand nehmen, lesen und sich fragen: „Wo stehe ich gerade in meinem Leben? Bin ich so zufrieden, wie es ist – oder gibt es da noch etwas Unerfülltes, das ich verwirklichen kann und das mich glücklicher macht?“
Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.11.2020

Berührend und manchmal nur schwer auszuhalten

Nebel im August
0

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
gestern habe ich das Buch „Nebel im August“ von Robert Domes ausgelesen. Ein Freund hatte es mir ausgeliehen. Wie ich das Buch fand, liest man jetzt.

Worum geht es in ...

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
gestern habe ich das Buch „Nebel im August“ von Robert Domes ausgelesen. Ein Freund hatte es mir ausgeliehen. Wie ich das Buch fand, liest man jetzt.

Worum geht es in dem Buch?
Der Journalist und Autor Robert Domes (Jahrgang 1961) hat sich mit Krankenakten befasst, die ihm aus dem Bezirkskrankenhaus in Kaufbeuren zugänglich gemacht wurden. Er stieß dort auf unglaubliche Ereignisse, die während des Zweiten Weltkriegs in dieser Klinik passierten. Menschen wurden dort schikaniert, gequält und umgebracht.
Ein Schicksal hat es dem Autor besonders angetan – das Schicksal von Ernst Lossa. Mit vier Jahren kam Ernst in ein Heim. Er hatte seine Mutter verloren und der Vater konnte für ihn und seine zwei Schwestern nicht sorgen.
Ernst Lossa war ein aufgeweckter Junge, der von anderen Kindern und auch Lehrern oft wegen seiner Herkunft gemobbt wurde. Er stammte aus einer Familie der Jenischen – das ist ein fahrendes Volk. Viele bezeichneten ihn als „Zigeuner“, was ihn kränkte. Als er sich gegen die Schikanen, die ihm andere Kinder und Erwachsene „angedeihen“ ließen, wehrte und, wenn er Gegenstände stahl, wurde er als „unerziehbar“ eingestuft. So wurde er von einem Heim in das nächste abgeschoben, bis er schließlich in einer Anstalt in Kaufbeuren-Irsee landete, in der schwerbehinderte Menschen lebten. Er versuchte, sich dort nützlich zu machen, er freundete sich mit einigen Bediensteten an. Dabei träumte er immer wieder, dass sein Vater ihn herausholt und mit ihm eines Tages nach Amerika reisen zu können…

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch hat mich gepackt und erschüttert. Robert Domes hat es nicht nur geschafft, Ernst Lossa eine Geschichte zu geben – er hat es auch geschafft, diesem Jungen eine Seele zu geben. Manche Passagen in diesem Buch waren für mich schwer zu ertragen. Oft dachte ich beim Lesen: „Schwer erziehbar war dieser Ernst doch nicht. Er war ein cleveres Bürschchen, der Dinge stahl.“ Aber er war nicht gewalttätig und er tat niemandem ein Leid an.
Die Lektüre erschüttert, sie berührt, sie macht fassungslos. Auch wenn vieles nur schwer zu ertragen ist, empfehle ich das Buch unbedingt weiter. Es ist ein wichtiges Buch. Es behandelt einen Teil dunkler, deutscher Geschichte, den man nicht vergessen sollte. Von mir gibt es fünf Sterne für „Nebel im August“.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere