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Veröffentlicht am 14.05.2023

fast schon kulinarischer Krimi

MacTavish & Scott - Ein Cupcake für den Mörder
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Finola hat einen neuen Fall, sie soll eine brasilianische Studentin observieren, deren Eltern den Verdacht haben, dass sie die Uni schwänzt. Während der Fallbearbeitung stellt sie fest, dass sie vor einigen ...

Finola hat einen neuen Fall, sie soll eine brasilianische Studentin observieren, deren Eltern den Verdacht haben, dass sie die Uni schwänzt. Während der Fallbearbeitung stellt sie fest, dass sie vor einigen Tagen in Lauries Café an einem Tisch mit einer Zahnärztin saß, die vergiftet wurde. Um Laurie zu unterstützen, deren Café deutlich weniger frequentiert wird, nimmt sie auch in dem Fall die Ermittlungen auf. Gut, dass sie von ihrem Ex-Freund Antonio unterstützt wird, sie kann sich schließlich nicht zweiteilen.

Ich finde großartig, wie kleine lokale Gepflogenheiten eingestreut werden. Den Gay Gordons habe ich direkt mal durch die Suchmaschine gejagt, und schottischer Tanz sieht spaßig aus. Dieses Mal wurde die Umgebung deutlich weniger beschrieben als im ersten Band, was auf der einen Seite passt, weil es erstens nicht um Blumen geht und zweitens die Umgebung schon bekannt ist, ich fand es aber auch schade, weil man die Bücher nicht zwangsläufig direkt nacheinander liest, außerdem gefielen mir die Beschreibungen im ersten Teil besonders gut.

Die Erzählweise war auffällig ähnlich zu der des ersten Buches: Zuerst kam ein kleiner Fall, der Finolas Aufmerksamkeit beansprucht, und zufällig entdeckt sie einen größeren, der dann das Hauptproblem wird. Aber glücklicherweise war nicht nur der Handlungsaufbau inhaltlich ähnlich, sondern auch ähnlich nett geschrieben. Es ist nunmal kein Thriller, sondern Cosy Crime, daher plätschert die Handlung eher sanft vor sich hin, aber es gelingt der Autorin wieder, es dabei nicht langweilig werden zu lassen.

Laurie fand ich in diesem Band etwas komisch. Natürlich hatte sie das Recht, durch den Wind zu sein, aber ihr Verhalten kam mir trotzdem etwas komisch vor, irgendwie schien es nicht so ganz zu dem zu passen, was ich bisher von ihr gelesen hatte. Und ich habe festgestellt, dass ich das Alter der Figuren in meinem Kopf ein bisschen anpassen muss. Es wird zwar zwischendurch genannt, aber in meinem Kopf sind die Personen irgendwie jünger, was mit ihrer Art zu Handeln zusammenhängen könnte. Aber so, wie das Alter in Zahlen beschrieben wird, ergibt es schon Sinn (auch wenn es für meinen Geschmack auffallend häufig Erwähnung findet).

Und endlich gab es „richtigen“ Kontakt mit der Polizei, das muss ja früher oder später passieren, wenn man Privatdetektivin ist. Die Polizistin war mir sehr sympathisch. Zuerst fand ich ihr Verhalten gegenüber Finola als Privatdetektivin realistisch (soweit ich das als Krimileserin beurteilen kann), und danach hatte sie bei mir wegen ihrer Aktion mit Lauries Cupcake einen fetten Stein im Brett. Ich musste bei der Szene doch herzhaft lachen. Ich hab also nichts dagegen, wenn sie auch in weiteren Fällen vorkommt.

Insgesamt wieder ein netter, kleiner Krimi, den man wunderbar in einem Rutsch durchlesen kann.

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Veröffentlicht am 14.05.2023

Es ist immer der Gärtner

MacTavish & Scott - Der verschwundene Gärtner
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nur ist es in diesem Buch nicht der Mörder, sondern der Vermisste. Finola tritt ihre neue Stelle in einer Detektei in Schottland an. Ihr erster Auftrag ist die Observation eines potentiell untreuen Ehemannes. ...

nur ist es in diesem Buch nicht der Mörder, sondern der Vermisste. Finola tritt ihre neue Stelle in einer Detektei in Schottland an. Ihr erster Auftrag ist die Observation eines potentiell untreuen Ehemannes. Doch nach kurzer Zeit verschwindet der Onkel der Auftraggeberin, sodass Finola sich darum kümmert. Doch die beiden Fälle scheinen etwas miteinander zu tun zu haben.

Das Cover ist total schön. Es schreit geradezu nach einem kleinen, verschlafenen Städtchen im Frühsommer, und vor allem nach Garten. Meine nichtvorhandenen Gartenkenntnisse identifizieren die Blumen als Hortensien, was auch gut zur Handlung passt.
Die Hauptfigur wirkt sehr sympathisch. Sie hat keinerlei Detektiverfahrungen, stellt sich aber dafür nicht unrealistisch gut an (auch nicht furchtbar, sie scheint ein gutes Gespür dafür zu haben, was sinnvoll ist, aber es klappt nicht alles auf Anhieb, was eine nette Abwechslung ist).
Teilweise wechselt die Perspektive (trotzdem noch in der dritten Person und besonders zum Schluss nochmal sehr überraschend), was komplett neue Blickwinkel eröffnet und die Handlung sehr bereichert. Außerdem ist es so leichter, ein Gespür für die die anderen Figuren zu bekommen.
Die Handlung ist nicht galoppierend, was man vom Genre Cozy Crime aber auch nicht wirklich erwarten würde. Gleichzeitig wird aber der Spagat zur Vermeidung von Langeweile wunderbar gemeistert und das Buch ist trotzdem fesselnd genug, dass man es nur ungern an die Seite legen will. Einzig der Abschluss wirkt ein wenig überstürzt, auf einmal ging doch alles so schnell. Der erzählerische Bruch zum handlungsverlauf vorher kann aber definitiv gewollt gewesen sein.
Die Beschreibung der Orte ist wunderschön und weckt Sehnsucht nach Urlaub.
Insgesamt ein sehr gelungener gemütlicher Krimi für einen Frühsommertag. Oder ein Wochenende.

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Veröffentlicht am 18.04.2023

tolle Ausgabe zum Sprachenlernen

Le Petit Prince
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Der Ich-Erzähler erleidet mit seinem Flugzeug eine Bruchlandung in der Wüste. Dort trifft er auf ein kleines Männchen, den kleinen Prinzen, der von einem anderen Planet stammt. Die beiden unterhalten sich, ...

Der Ich-Erzähler erleidet mit seinem Flugzeug eine Bruchlandung in der Wüste. Dort trifft er auf ein kleines Männchen, den kleinen Prinzen, der von einem anderen Planet stammt. Die beiden unterhalten sich, und der Pilot stellt während der Erzählungen des kleinen Prinzen über seine Erlebnisse auf verschiedenen Planeten fest, dass er nicht nur irgendein kleines Männchen ist, sondern eine ganz eigene Weisheit besitzt.

Auch diese Reclamausgabe hat die klassische Illustration des kleinen Prinzen auf dem Cover. Das Rot ist zwar eher kräftig und nicht ganz passend, aber das liegt daran, dass es sich in die anderen Bücher des Verlags einfügen muss. Das Format ist sehr handlich, aber noch nicht so klein, dass es unbequem würde.

Die bekannte Geschichte des kleinen Prinzen ist sicherlich nicht im einfachsten Französisch geschrieben, für eher fortgeschrittene Lerner aber gerade noch verständlich, besonders, wenn man die Geschichte auf Deutsch schon einmal gelesen hat. Bei den Vokabeln helfen die Erklärungen am Ende jeder Seite. Dort ist allerdings noch Verbesserungsbedarf: Alle Vokabeln der Seite werden in einem Absatz hintereinander weggeschrieben und sind zwar nach Auftreten sortiert und mit Zeilenangabe versehen, beim Lesen wäre es allerdings hilfreicher, wenn schon im Text ein Anhaltspunkt zu finden wäre, dass man das Wort unten übersetzt findet (oder zumindest durch das Fehlen eines solchen sicher weiß, dass man das Wort anders nachschlagen muss und nicht erst sucht und dann feststellt, dass es nicht zu den übersetzten Wörtern gehört).

Insgesamt ist das Buch eher als Kinderbuch einzuordnen, als solches wurde es auch geschrieben, aber auch für "große Kinder" oder Erwachsene ist es sicherlich nicht unspannend, da man durchaus eine tiefere Bedeutung aus der Geschichte ziehen kann.

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Veröffentlicht am 03.10.2022

Musik mit Worten, Klappe die Zweite

Der Geschichtenbäcker
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Wegen einer Verletzung wird Berufstänzerin Sofie beim Ballett gekündigt. Sie ist am Boden zerstört, weil sie ihr ganzes Leben getanzt hat und es das war, was sie ausmacht. Ihre Beziehung zu ihrem Freund ...

Wegen einer Verletzung wird Berufstänzerin Sofie beim Ballett gekündigt. Sie ist am Boden zerstört, weil sie ihr ganzes Leben getanzt hat und es das war, was sie ausmacht. Ihre Beziehung zu ihrem Freund Florian, Choreograph bei ebenjenem Ballett, wird auf eine Zerreißprobe gestellt. Um nicht das Arbeitslosengeld gestrichen zu bekommen, fängt Sofie widerwillig an, in Giacomos kleiner Bäckerei zu arbeiten. Giacomo aber hat eine sehr eigenwillige Vorstellung davon, was es heißt, ordentliches Brot zu backen. Sofie dagegen will eigentlich gar keine Bäckerin sein.

Wie schon der erste Band Buchspazierer ist dieses Buch unfassbar schön. Die Charaktere sind so schön ausgestaltet, individuell, einzigartig und bunt. Ich habe mit jedem einzelnen von ihnen mitgefühlt, mit ihnen gelitten und verzweifelt davor gesessen, wenn mir als Leser klar war, dass die Handlung keine gute Wendung nimmt und dass die Charaktere doch bitte, bitte etwas anderes machen sollen, "siehst du nicht, wohin das führt?". Wenn Sofie und Florian streiten, wenn Florian und Marie Zeit miteinander verbringen, wenn Sofie und Giacomo aneinander vorbeireden... Ich wollte die Figuren schütteln und bitten, Dinge anders zu machen, aber ich konnte nur machtlos davor sitzen und hoffen, dass alles doch noch irgendwie eine gute Wendung nimmt.

Was ich etwas schade finde ist, dass der Autor, wie schon im ersten Band, etwas Probleme mit der Erzählzeit zu haben scheint. Einige Ereignisse werden in die Länge gezogen, andere dagegen durchgespult, sodass man teilweise etwas durch die Geschichte stolpert. Das sorgt zwar für ein kompaktes, kleines Buch, durch das man an einem Nachmittag durchfliegen kann (und auch sollte, es ist so wunderschön, dass man es nicht beiseitelegen kann), aber meiner Meinung wird da Potential verschenkt, da sind einige Dinge, die man noch mehr auskosten könnte.

Ich liebe den Schreib- und Sprachstil. Schon die Figuren sind so schön ausgeformt, aber auch die Beschreibungen. Man kann das Brot förmlich riechen. Die Worte sind so sorgsam gewählt, dass es sich wie Musik anhört (zwar etwas weniger offensichtlich als im ersten Band, aber immer noch deutlich mehr als ein durchschnittliches Buch).

Insgesamt ein wunderschönes, empfehlenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Wem traust Du, wenn Du Dich an nichts erinnerst?

Projekt I
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Inhalt
Caressa befindet sich in einer apokalyptischen Welt, ohne Erinnerungen, auch ohne zu wissen, wer sie ist. Einer Ahnung folgend wandert sie Richtung Süden, immer um ihr Leben bangend, wobei sie Leuten ...

Inhalt
Caressa befindet sich in einer apokalyptischen Welt, ohne Erinnerungen, auch ohne zu wissen, wer sie ist. Einer Ahnung folgend wandert sie Richtung Süden, immer um ihr Leben bangend, wobei sie Leuten begegnet, die sie von früher zu kennen scheinen. Nach und nach kehren immer mehr von ihren Erinnerungen zurück.


Meinung
Der Beginn des Buches zieht sich ein wenig, sodass es ein bisschen gedauert hat, bis ich eine Handlung erkennen konnte. Diese Handlung "schleicht sich aber von hinten an" und überfällt den Leser, sodass sie bereits im vollen Gange ist, wenn der Leser sie bemerkt, sodass man das Buch nicht mehr weglegen kann. Zugegebenermaßen ist das aber auch ein ziemlich geniales Stilmittel, das die Handlung und die Welt sehr gut widerspiegelt.

Caressa, die keine Erinnerungen an ihr Leben vor der Apokalypse hat, bringt den Leser dazu, sich die gleichen existentiellen Fragen zu stellen: "Wem kann ich überhaupt trauen, selbst wenn ich ihn vermeintlich kenne?"
Diese Fragen finden im Kopf des Lesers natürlich nur Platz, wenn die Autorin eine kleine Verschnaufpause zulässt, in der man nicht komplett geschockt von den Erlebnissen der Charaktere ist.

Der Schreibstil der Autorin ist ein bisschen eigen, was auch ein Grund dafür sein kann, dass ich länger gebraucht habe, um in diesem Buch zu versinken, und das, obwohl mir die Poison-Trilogie, die ich vorher gelesen hatte, ziemlich gut gefiel.
Dabei muss aber auch gesagt werden, dass die Autorin diese Bücher noch vor ihrem 20. Geburtstag geschrieben hat, also eine ziemlich junge deutsche Autorin ist, was selten ist. Außerdem verfolgt sie mit ihren Büchern einen 15-Jahresplan mit über 30 Büchern, in denen sie jeweils experimentiert. Das kann eine Erklärung sein für Dinge, die man nicht so erwarten würde, die komplett anders sind, als man sie sonst kennt. Das macht dieses Buch aber auch ziemlich einzigartig.


Fazit
Celina Weithaas balanciert zwischen "ich lasse meinen Leser völlig im Dunkeln tappen" und "mein Leser weiß gerade so viel, dass er falsche Schlüsse zieht". Das gelingt ihr so erfolgreich, dass man den nächsten Teil am liebsten direkt lesen möchte, nachdem man den letzten Satz verschlungen hat.

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