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Veröffentlicht am 07.06.2023

Nichts Gutes im Sinn?

Die Bahnhofsmission
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Zu diesem Buch griff ich nur aus einem Grund: weil ich Veronika Ruschs Bücher meistens sehr gerne mag. Das Cover und der Titel haben mich hier aber gar nicht gereizt. Das Lesen des Romans hab ich deswegen ...

Zu diesem Buch griff ich nur aus einem Grund: weil ich Veronika Ruschs Bücher meistens sehr gerne mag. Das Cover und der Titel haben mich hier aber gar nicht gereizt. Das Lesen des Romans hab ich deswegen auch immer hinaus geschoben. Das hätte ich mir aber sparen können - ich sollte es besser wissen - denn es ist kein gewöhnlicher historischer Roman, sondern fast eher ein Krimi. Der stark an die Hafenärztin-Reihe von Henrike Engel erinnert, die ja in etwa derselben Zeit spielt. Wer diese Reihe gerne gelesen hat, sollte auch zur "Bahnhofsmission" greifen - die wird euch auch gefallen!

Natalie Castellana arbeitet in der Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof in Berlin. Mit vielen Freiwilligen kümmert sie sich um junge Frauen, die von überall her nach Berlin kommen um hier zu arbeiten - aber allzu schnell in falsche Hände geraten.

Die junge Alice möchte Ärztin werden, doch ihr Vater, ein bekannter Berliner Arzt, lässt das nicht zu, auch nicht, dass sie Krankenschwester wird. Sie sucht noch immer nach einem Weg ihren Traum zu erfüllen, als sie bei der Rückkehr aus Küstrin ein Mädchen im Zug kennenlernt und bei der Ankunft eine Mitarbeiterin der Bahnhofsmission sieht und auf eben diese aufmerksam wird.

Während der gleichen Bahnfahrt lernt Alice einen feschen Offizier kennen. Und plötzlich kann sie sich das Heiraten doch vorstellen - mit einem Mann, der offen gegenüber einer arbeitenden Ehefrau erscheint. Alice Schwester Constanze ist bereits verheiratet, mit einem Arzt. Constanze hat ein Flair für Mode und Stoffe, und weiss immer etwas zu erzählen, doch die gemeinsamen schönen Kindertage sind für beide vorbei.

Die Geschichte entwickelt sich sehr schnell. Nach den ersten Seiten dachte ich, es würde brutal und dunkel, doch dem war nicht so, einige düstere Dinge passieren zwar, aber es wird auf eine angenehme Art und Weise das Düstere leichter gemacht und schneller erzählt.

Da Nathalie einen Mann beobachtet, den sie am Bahnhof noch nie gesehen hat und der sicherlich nichts Gutes im Sinn hat, dies auch noch von der Obdachlosen Baba bestätigt wird, wird Nathalie aktiv und reaktiviert ihre alten Kontakte. Mit der Suche nach diesem Mann geht die Story in einen Spannungsroman über.

Das mochte ich sehr, grosse Spannung und schnelles Tempo. Daneben bekommt man auch einiges über die Gründung und Arbeit der "Bahnhofsmission" mit, was ich interessant fand. Gut dargestellt empfand ich auch die Charaktere, die aus verschiedenen Gesellschaftsschichten kommen und sich alle mit anderen Lebensthemen arrangieren müssen. Die einen sind zufrieden, so wie es ist, andere wollen Veränderung, andere tun auch etwas für die Veränderung. Insbesondere viele Frauen, die sich für Menschen- und Frauenrechte einsetzen.

Ich weiss gar nicht, wen ich lieber mochte: Nathalie oder Alice. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Und beide handeln schnell, manchmal vorschnell, ohne die Folgen ihrer Alleingänge zu bedenken. Baba ist eine interessante Figur, die sich entwickelt und ihre Kraft wieder findet. Und um nicht nur Frauen zu nennen: auch Kriminalkommissar Hirschfeld und, ja, sogar Maxim fand ich toll.

Ein bisschen zu zügig vonstatten ging mir die "Lovestory" zwischen Alice und Heinrich. Auch bei einigen anderen Dingen nimmt es mich Wunder, wie es weitergeht - kennt ihr das, wenn ihr ein Buch zu Ende gelesen habt und eigentlich ist alles gesagt und geschrieben, aber ihr wollt doch wissen, wie es nach dem Roman weiterging? So geht es mir hier in "Aller Tage Hoffnung".

Zum Glück ist "Die Bahnhofsmission" als Zweiteiler geplant. Der zweite Band "Eines Menschen Leben" erscheint Ende Februar 2024. Der wird garantiert nicht so lange auf meinem SuB liegen bleiben wie der vorliegende Band und hoffentlich meine Neugier über die verbliebenen Figuren stillen.

Fazit: Temporeicher historischer Spannungsroman mit interessanten Themen. Ich freu mich auf die Fortsetzung!
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 06.06.2023

Eine geheimnisvolle Postkarte

Siena Carciofine und die Leiche im Hotel Paradiso
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Ja, Siena nervt mich mit ihrer Schusseligkeit bzw. ihrem Chaos überall: dass sie vieles wieder vergisst, liegen lässt, umstösst, etc.
Ja, mich nervt, dass vieles durch einfaches Kommunizieren statt Ausreden ...

Ja, Siena nervt mich mit ihrer Schusseligkeit bzw. ihrem Chaos überall: dass sie vieles wieder vergisst, liegen lässt, umstösst, etc.
Ja, mich nervt, dass vieles durch einfaches Kommunizieren statt Ausreden suchen ganz schnell hätte geklärt werden können, egal ob Siena, Luca, Fabrizio, Gianni oder die Nonna.
Ja, mich nervt auch, dass sich Siena erhobenen Hauptes immer wieder in brenzlige Situationen begibt, selbstverschuldet wohlgemerkt, und dann von einem ihre Prinzen gerettet werden muss.

Aber: erstens vergisst Siena ihre Brille kaum noch im Vergleich mit dem ersten Band und zweitens verfolgte ich trotz allem mit Spannung alles was geschah und war interessiert, was hinter all den Geschehnissen - der Tod des Pförtners, das Verschwinden Matteos und anderes - steckt.

Denn schnell liegt das Augenmerk auf dem Plot: als Siena in der Redaktion von einem Mord an einem Hotelportier hört, stutzt sie. Der Name des Hotels hat sie erst kürzlich gehört - ihre beste Freundin Sara verdächtigt ihren Mann Matteo eine Affäre in eben jenem Hotel zu haben. Da will Siena natürlich selbst vor Ort nachschauen. Ihr kommt das Ganze sehr komisch vor und will, erst recht als Matteo sich nicht mehr meldet, umso mehr heraus finden was dahintersteckt.

Privat muss Siena sich eingestehen, dass ihr Kommissar Fabrizio Straghetti nicht mehr aus dem Kopf geht. Dumm nur, dass ihr Flirt aus Band 1, Polizist Luca, sich immer im blödesten Moment bei ihr meldet - oder Straghetti genau dann endlich mal auftaucht. Wenigstens in diesem Bereich hätte ich mir gewünscht, dass Siena mit Luca oder beiden spricht.

Ja, ich habe mich oft genervt in diesem zweiten Band, aber ich wurde eben auch gut unterhalten. Zeitweise überschlugen sich die Ereignisse und es wurde richtig spannend, so dass ich diesen Cosy Krimi nicht weglegen wollte.

Fazit: Unterhaltend und humorvoll - trotz oder gerade wegen der lieben Nervensäge Siena, die man halt doch schnell ins Herz schliesst.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Mehr Schein als Sein

Bretonisch mit Sturm
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Für einmal verlässt Tereza die Villa Wunderblau und fährt auf die Insel Ouessant, wo sie Kommissar Gabriel Mahon zu einer Hochzeit begleiten soll. Doch ziemlich alles geht schief: Gabriel ist nicht auf ...

Für einmal verlässt Tereza die Villa Wunderblau und fährt auf die Insel Ouessant, wo sie Kommissar Gabriel Mahon zu einer Hochzeit begleiten soll. Doch ziemlich alles geht schief: Gabriel ist nicht auf der Fähre, die Überfahrt ist nicht für jederfraus Magen ideal und endlich auf der Insel angekommen - gibts auch keine Ruhe. Schnell wird klar, dass die Bewohner in zwei Gruppen geteilt sind: Gegner und Befürworter des geplanten Windparkprojekt.

Tereza entdeckt alsbald einen toten Vogel, der mit einer Botschaft versehen ist, und wird wütend, denn Gabriel will nichts tun und der Polizeiposten auf der Insel ist erst am Montag wieder offen. Als noch mehr passiert, schreitet Gabriel aber endlich ein und die beiden nehmen sich der Sache an. Mehrheitlich Hand in Hand, doch meistens an verschiedenen Orten auf der Insel.

Daneben spielt eine Novelle über einen Schiffsuntergang von 1896, die Gabriel Tereza in die Hand drückt, sowie keltische Sagen, eine grosse Rolle. Die Geschichte über die gesunkene "Drummond Castle" fand ich sehr spannend - so sehr, dass ich die Kroketten im Ofen fast vergessen hätte. Man konnte sie knapp noch essen...

Apropos Essen fällt mir auf: Tereza kommt auf der Insel fast ohne Schoggi aus, so beschäftigt ist sie. Aber zum Glück bekommt sie ihren Kaffi mit enorm viel Milch hier ohne Probleme.

Der "Fall" selbst - tote Vögel und später ein verschwundener Bräutigam - ist mir etwas zu nervös geraten: es ist unheimlich viel los und man hat das Gefühl, Tereza schläft in diesen paar Tagen auf der Insel gar nie und steht ständig unter Strom (vielleicht hätte ein bisschen Schoggi zum zwischendurch Runterkommen doch gut getan), bis sie am Ende endlich des Rätsels Lösung findet.

Tereza sorgt mit ihrer Boule-rouge-Tasche, aus der sie ständig das in der jeweiligen Situation passende "Dings" heraus holt, für Schmunzeln. Die Boule-rouge kam mir vor wie der Schnabel von Pelikan Pelle aus Petzi.

Mir gefiel auch, dass dieser Fall mal nicht in Terezas üblichen Umfeld stattfand, sondern weitab auf der Insel. Die Bewohner derselben sind gut porträtiert, neben verschrobenen Eigenbrötler gibt es auch sympathische, fast schon normale Zeitgenossen kennen zu lernen. Einige sorgen für die eine oder andere Überraschung - ein eingeschworenes Inselvölkchen ist das auf Ouessant...

Fazit: Mehr Schein als Sein auf Ouessant - unterhaltend.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Verräterische Fotos

Provenzalische Täuschung
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Pierre und Charlottes Hochzeitspläne sind seit Band 8 noch nicht viel weiter gediehen. Die beiden haben noch kein Datum festgelegt - und auch nicht die Location für die Hochzeitsfeier, denn darüber streiten ...

Pierre und Charlottes Hochzeitspläne sind seit Band 8 noch nicht viel weiter gediehen. Die beiden haben noch kein Datum festgelegt - und auch nicht die Location für die Hochzeitsfeier, denn darüber streiten die zwei noch. In Ruhe darüber reden möchte Pierre, doch es kommt ihm ein neuer Fall dazwischen. Nur wird er ziemlich schnell vom Fall abgezogen, denn er könnte der Täter sein.

So vermutet es jedenfalls die neue Polizistin im Team von Kommissar Robert Lechat, weil sich in der Wohnung des Mordopfers heimlich aufgenommene Fotos von Pierre befinden. Aber auch andere Fotos, vor allem eins, dem niemanden ausser Pierre Beachtung schenkt und ihn dazu bringt, eigenmächtig weiter zu ermitteln. Das Opfer hatte es anscheinend nicht nur auf Pierres Stelle abgesehen.

In diesem neunten Band geht es unter anderem um die Veteranen der Algerienkriege und die Pieds Noirs. Einiges davon war interessant, anderes davon fand ich ermüdend und erinnerte mich stark an eine andere Krimireihe, in der jeder Band entweder etwas über die Algerienkriege, das Vichy-Regime und/oder die Résistance beinhaltet - und die ich deshalb nicht mehr weiterlese. Das Thema ist wichtig und prägt Frankreich noch immer, aber ich mag so Fälle, in denen es - egal ob nebenbei oder hauptsächlich - um alte Kriegsgeschichten geht, nicht gerne lesen.

Auch wenn mir dieses Thema zu mächtig war, gab es hier zum Glück auch noch vieles andere zum Entdecken, denn wie immer ist nicht nur Pierres Privatleben, sondern auch das Dorfleben in all seinen Ausprägungen präsent und so liegt mit "Provenzalische Täuschung" erneut ein abwechslungsreicher Fall für Pierre Durand vor.

Fazit: Spannend bis zum Schluss, trotz einem für mich nicht so interessantem Thema.
4 Punkte.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Ausflug nach Marokko

Madame le Commissaire und die Mauer des Schweigens
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Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum, Madame le Commissaire! In "Die Mauer des Schweigens" ermittelt Isabelle Bonnet bereits zum zehnten Mal.

Der Krimi-Titel wird hier wortwörtlich genommen: hinter einer ...

Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum, Madame le Commissaire! In "Die Mauer des Schweigens" ermittelt Isabelle Bonnet bereits zum zehnten Mal.

Der Krimi-Titel wird hier wortwörtlich genommen: hinter einer zugemauerten Mauer verborgen wird in Fragolin ein gut erhaltenes Skelett gefunden. Man findet keinerlei Spuren und kann erst nur erahnen, wie lange es versteckt wurde.

Isabelle reisst sich um den Fall. Nur um dann Apollinaire die Verantwortung abzugeben, dem das nicht gefällt. Also hilft sie ihm und ermittelt eher nebenbei, denn ihre Gedanken drehen sich viel mehr um "ihre" Männer. Rouven ist ja meistens abwesend, aber dass sie von Nicolas schon lange nichts mehr hörte, beunruhigt sie sehr.

Bis sie einen Anruf aus Marokko erhält - und Isabelle Apollinaire postwendend alleine lässt und nach Marrakesch fliegt. Dort weckt sie alte Kontakte auf, um Nicolas zu helfen. Diese Szenen in Marrakesch sind spannend - viel mehr als die Ermittlungen zum Skelett, die sie wieder aufnimmt, als sie zurück in Fragolin ist. Obwohl die Nicolas-Sache zum grössten Teil gelöst ist, ist sie noch immer nicht so bei der Sache, Isabelle arbeitet für ihre Verhältnisse auf Sparflamme.

Für die Leser*innen ist es nicht besonders interessant, wenn man lange vor der Kommissarin den Täter errät. Aber selbst Isabelle kommt am Ende zum Schluss, dass der Fall ja eh niemanden interessiert - trotz "Der Mauer des Schweigens" ist tatsächlich ihr Privatleben viel spannender geschildert. Und in dem wird, nicht wie sie denkt, im nächsten Band garantiert sicher nicht weniger los sein. Die ewigen Männergeschichten, you know.

Ich hätte sehr gerne mehr über den "Marokko"-Fall gelesen und hätte nun grosse Lust mal einen Kriminalfall zu lesen, in dem sie und ihre ehemaligen Mitstreiter aus anderen Ländern (so ähnlich wie hier) erneut zusammen kommen und gemeinsam einer Sache nachgehen.

Fazit: Isabelles Privatleben steht im Vordergrund und ist für einmal spannender und unterhaltender als der zu ermittelnde offizielle Fall.
4 Punkte.

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